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Autor(en): Spieker, Elisabeth
Titel: Günter Behnisch - die Entwicklung des architektonischen Werkes : Gebäude, Gedanken und Interpretationen
Sonstige Titel: Günter Behnisch - the development of architectonic works - buildings, thoughts and interpretations
Erscheinungsdatum: 2005
Dokumentart: Dissertation
URI: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:93-opus-24856
http://elib.uni-stuttgart.de/handle/11682/51
http://dx.doi.org/10.18419/opus-34
Zusammenfassung: Die Entstehung des architektonischen Werkes von Günter Behnisch zeigt eine starke Bindung an die zeitgeschichtlichen Ereignisse, die auch die lebensgeschichtlichen Erfahrungen und die regionalen Bedingungen seines Wirkungsfeldes in Stuttgart einschließen. Die Arbeit zeigt Einflüsse auf, die Auswirkungen auf dessen Verlauf hatten. Damit werden umfassend im Zeitraum von 1952-1992 die vielfältigen Dimensionen von Werk und Gedanken betrachtet. Der Anhang enthält ein annähernd vollständiges Werkverzeichnis mit den wichtigsten beteiligten Mitarbeitern und Partnern sowie eine umfangreiche Bibliografie. Im Anschluss an die zunächst verinnerlichten Prinzipien der Werk- und Materialgerechtigkeit der Stuttgarter Schule forcierte Günter Behnisch erfolgreich die zeitabhängigen Tendenzen des produktionsgerechten Bauens mit industriell hergestellten Bauteilen. Auch der zweite Wendepunkt in der Entwicklung seines Werkes war eng verbunden mit den zeitgeschichtlichen Ereignissen: Die neue Ebene wurde bestimmt durch Inhalte, die auf eine Humanisierung des technischen und wirtschaftlichen Fortschritts ausgerichtet waren. Für das sich nun herausbildende Grundmotiv seiner Arbeit- die Wiederannäherung oder Versöhnung von Natur, Mensch und Technik - wurden auch Impulse durch akademische Aufgaben und theoretische Schriften wirksam: Erst nach der "Fertigstellung" der Bauten wurde das Entstandene in literarischen und philosophischen Gedankengängen reflektiert, nicht nur zur Bestätigung des in einem "Schöpfungsprozess" erreichten Zustandes, sondern gleichzeitig als neue Anregung für das Zukünftige. Diese Vorgehensweise wurde zum Bestandteil des prozesshaften Bauens, dessen Formfindung aus dem pragmatischen Umgang mit den situativen Aspekten entstand, und nicht begründet wurde in einer vorausgehenden Theorie. Nicht nur jedes Gebäude für sich, sondern das Werk in seiner Gesamtheit entwickelte sich aus dem prozesshaft unvollendeten Denken. Daraus wuchs nicht ein festes Theoriegebäude, sondern ein eigenes, undeterminiertes Gedankengefüge, das Behnisch eine emotional und intellektuell ausgeglichene Weltsicht ermöglichte. Behnischs Konstruktionsidee und die Differenzierung auf verschiedenen Ebenen stellen eine eigene Sprache der Vermittlung zwischen Technik und Mensch dar. Beide zeigen die Einstellung zum Materiellen und kennzeichnen die Haltung dem Menschen gegenüber: Konstruktionen und Material sind nach verschiedenen Aspekten differenziert und quantitativ minimiert, die Auswahl sozial, ästhetisch und ökologisch begründet. Diese konsequent weiterverfolgte Differenzierung führt bis zur Auflösung von zusammenhängenden Strukturen und zur Abstraktion der technischen Einzelelemente von ihrer eigentlichen Funktion. Gleichzeitig zeigt sich eine Tendenz zu einfacheren konstruktiven Primärsystemen, die mit davon gelösten, differenzierten Formen und Ereignissen überlagert sind. Diese Entwicklungslinie verdeutlicht weitere Möglichkeiten des Umgangs mit architektonischem Raum: Mit Licht und Bewegung wird eine dynamische Raumvorstellung umgesetzt, welche die Zeitkomponente in die Raumerfahrung einbezieht - mit der Tendenz, Bestandteile der Architektur zu entmaterialisieren. Die entstehende Transparenz ist die Voraussetzung für den räumlichen Zusammenhang mit der Landschaft. Sie ist in diesem Sinne Bestandteil der Raumerfahrung und Ausdruck der Idealvorstellung einer Verbindung mit der Natur. Darüber hinaus will Behnisch nicht nur bestehende Realitäten widerspiegeln, sondern auch Vorstellungen von einer wünschenswerten Zukunft einfließen lassen. Sie sollen den Benutzer sinnlich und geistig anregen und ihm somit den Blick in eine neue, optimistische Gegenwelt eröffnen. Auf der Suche nach einer neuen, diesem Anspruch gerecht werdenden Form wird der Vorgang des Bauens als ein offener, quasi unendlicher Prozess betrachtet. Auf diesem Lösungsweg werden die situativen Aspekte der speziellen Aufgabe als Anlässe für die Gestaltfindung aufgenommen. Bedeutungen und Inhalte werden nicht freigestellt, sondern bewusst neu besetzt, betrachtet aus einer positiv und hoffnungsvoll besetzten Weltsicht, die Bezüge herstellt und ebenso aber Widersprüche, Konflikte und Mehrdeutigkeit einschließt. Behnisch erreicht durch seine besondere Vorgehensweise eine sehr weit gehende Freiheit für die formale Gestaltung der Bauten und für die Aufnahme neuer Inhalte. Die Poesie seiner Architektur begründet sich aus der Bereitschaft, das technische Werk zu öffnen für Dinge, die nicht Bestandteil der erfahrbaren Wirklichkeit sind, sondern die dem Menschen eine neue, hoffnungsvolle Vorstellung von einer möglichen Weise des Lebens vermitteln. Damit überwindet Behnisch die Abgeschlossenheit einheitlicher, geometrischer Ordnungsvorstellungen und schafft erweiterbare „Lebens“-Räume, die seine Idee vom Bauen als eine Frage nach dem Menschen ausweist, die sich auch im Wandel der Zeit als nachhaltig und tragfähig erweisen kann.
The works of Günter Behnisch are deeply rooted in the "zeitgeist" of his age as well as in regional conditions of Stuttgart, and in his own life experiences. The major influences that had an indelible impact on the development of his work are singled out. In the period of 1952-1992, this work overall considers the multiple dimensions of his works and thoughts. The appendix contains a complete list of works with all most important co-workers and an extensive bibliography. Behnisch soon realized the technical limits inherent in the principle of "Werk- und Materialgerechtigkeit" of the "Stuttgarter Schule". He overcame those limitations by promoting a more production-oriented architecture, including the use of prefabricated industrial parts. Behnisch's second philosophical turning-point was similarly connected with the "zeitgeist", having at its core a humanization of technical and economical progress. Exceeding the rather predominantly functional aspects of the past, new ideological considerations entered into the focus of architecture and construction. A third motor in the formation of Behnisch's core ideas - the reconciliation of nature, humankind and technology - can be found in his academic teaching and theoretical ridings. Only after the "completion" of a building it found a philosophical reflection in the literary canon, thus providing an impulse to look forward rather than backwards. Thus developed the core ingredients in a new process-oriented architecture, basing form-finding in situative pragmatism rather than in theoretical framework. The whole oeuvre rather than individual buildings came to be seen as the cornerstones of process-orientation. Behnisch's philosophy abandons a fixed theoretical framework in favour of a more emotional, intellectual approach. Behnisch's idiosyncratic use of idiom reflects his core motive - the reconciliation of humankind and technology. It is characterized by use of different layers and a differentiation and quantitative minimization of construction and material, the rationale being at once social, aesthetic and ecological. In its final consequence this culminates in the dissolution of traditional structures and in the abstraction of individual technical elements from their function. Parallel another tendency can be witnessed. Various layers of constructive primary systems have competed with a number of differentiated forms and incidents, each independent of the other. This fine line of development exemplifies further opportunities of working with architectural space, light and movement. Light helps to create strong dynamics of moving space within components of both time and space, and points towards a tendency to "dematerialize" the architectural components. The resulting transparency provides the basis for the unity of space and landscape, which are interdependent of each other. In that sense architecture participates in creating the experience of space and it expresses idealistic visions of unity with nature. It has always been Behnisch's goal to transcend a mere reflection of reality in favour of the inclusion of a desirable future imagination. In search of new forms to complete that mission the construction process turns into an open infinite process. All situative aspects respective to the specific solution in question participate in the overall goal of "gestalt" finding. Behnisch strongly opposes releasing meaning and content. Instead he postulates a new approach to their evaluation. He regards function, context and the people involved as the sum holding together the individual situative parts, which more than anything else provide meaning in architecture. Reality is seen in terms of a positive hope-inspiring philosophical outlook designed to construct meaning as well as conflict, contradiction and multi-perspectivism. His idiosyncratic idiom allows Behnisch a far-reaching freedom in formal construction and in adding new contents. The lyrical element in Behnisch's work results from his willingness to open up technical works to hope-inspiring reality-transcending objectives. It is Behnisch's merit to overcome the formal exclusiveness of geometrical orders of principle in favour of infinite, even contradictory multi-purpose spatial objects. In Behnisch's philosophy building is a metaphor for the central questions of humanity which are both essential and timeless.
Enthalten in den Sammlungen:01 Fakultät Architektur und Stadtplanung

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