Vorwiegend in den industrialisierten
Ländern wurden zur Minderung des Treibhauseffektes Beschlüsse zur Stabilisierung
beziehungsweise Reduzierung der CO2-Emissionen gefaßt. In Deutschland sollen
bis zum Jahre 2005 die CO2-Emissionen um 25 Prozent unter das Niveau von 1987
gesenkt werden. Um dieses hochgesteckte Ziel zu erreichen, sind alle Möglichkeiten einer
CO2-Reduzierung auszuschöpfen. Neben einer rationelleren Nutzung der Energie,
wie zum Beispiel durch Wirkungsgradsteigerungen bei der Stromerzeugung und
Kraft-Wärme-Kopplung, müssen in Zukunft auch die Möglichkeiten einer regenerativen
Energieerzeugung, u.a. auch der Einsatz von Biomasse, genutzt werden.
Die Produktion von Biomasse und deren thermische Nutzung stellt einen zeitlich
geschlossenen CO2-Kreislauf dar, da während der Wachstumsphase der Pflanzen
der Luft die CO2-Menge entzogen wird, die bei der Verbrennung wieder
freigesetzt wird. Eine Abschätzung der CO2-Bilanz zeigt, daß unter
Berücksichtigung aller Aufwendungen für Brennstoffproduktion und Transport vergleichend
zur Verbrennung von Steinkohle die CO2-Emissionen wesentlich gemindert werden
können /1/.
Biomasse zur thermischen Nutzung weist sowohl ein beachtliches Potential als auch ein im
Vergleich zu anderen regenerativen Energien günstiges Kostenniveau auf. Als mögliche
Brennstoffe kommen sowohl Reststoffe aus Forst- und Landwirtschaft, wie Holz und Stroh,
als auch speziell angebaute nachwachsende Rohstoffe wie Miscanthus Sinensis,
Getreideganzpflanzen, Pappeln oder Weiden in Frage. Das Potential allein der Reststoffe
wird mit etwa drei bis fünf Prozent des deutschen Primärenergieverbrauches angegeben
/2/. Spitzenreiter der Biomassenutzung in Europa ist gegenwärtig Österreich, wo etwa 12
Prozent des Primärenergieverbrauches im wesentlichen durch Nutzung von Holz gedeckt
werden. Die biogenen Brennstoffe in Deutschland tragen momentan zu etwa 0,7 Prozent zur
Deckung des Primärenergieverbrauches bei, wobei meist der Entsorgungsaspekt im
Vordergrund steht. Ein Beispiel hierfür sind holzverarbeitende Betriebe, die die
anfallenden Holzreststoffe zumeist in eigenen Feuerungsanlagen verbrennen.
1. Charakterisierung der Biomassen als Brennstoffe
Die thermische Nutzung von Biomasse kann verglichen werden
mit der Nutzung der fossilen Energieträger Erdgas, Erdöl und Steinkohle. Soll Biomasse
in dezentralen Einheiten zur Wärme- und Stromerzeugung eingesetzt werden, so tritt sie
zumeist in Konkurrenz zu den Brennstoffen Erdgas oder Erdöl. Da es sich bei der Biomasse
jedoch um einen festen Brennstoff handelt, ist von der Brennstoffseite ein Vergleich zur
Kohle naheliegender.
In Tabelle 1 werden charakteristische Analysewerte verschiedener Biomassen denen einer
typischen in Deutschland eingesetzten Steinkohle gegenübergestellt. Bei Miscanthus
Sinensis, auch als Chinaschilf oder Elefantengras bekannt, handelt es sich um eine
mehrjährige Schilfpflanze, deren Einsatz als Festbrennstoff zur Energieerzeugung
diskutiert wird.
Der Heizwert der Biomassen ist deutlich niedriger als der einer Steinkohle und liegt je
nach Feuchte- und Aschegehalt in einem Bereich von 15-18 Megajoule (MJ)/kg. Die niedrige
Dichte der Biomassen (Schüttdichte von gehäckseltem Stroh etwa 60 kg/m3,
Dichte von Strohballen etwa 150 kg/m3, Schüttdichte von Steinkohle etwa 900
kg/m3) trägt dazu bei, daß der erforderliche Volumenstrom für Stroh etwa
zehn- bis fünfzehnmal höher als für Steinkohle ist.
Der Feuchtegehalt des Brennstoffes Biomasse ist auch nach Lagerung deutlich höher als der
einer Steinkohle. Stroh oder auch Miscanthus besitzen einen Wassergehalt zwischen 20-30
Prozent, Holz kann Gehalte bis zu 50 Prozent aufweisen und ist damit in etwa vergleichbar
mit einer Braunkohle. Eine technische Vortrocknung der Biomassen ist verfahrenstechnisch
aufwendig und auch meist nicht erforderlich.
Ein weiterer wesentlicher Unterschied der Biomassen zur Kohle ist der hohe
Flüchtigengehalt. Bei der Aufheizung des Brennstoffes im Feuerraum werden die Flüchtigen
freigesetzt und homogen verbrannt. Der hohe Flüchtigengehalt der Biomassen ist somit aus
verbrennungstechnischer Sicht günstig.
Die in den Brennstoffen enthaltenen N- und S- Bestandteile sind unerwünscht, da sie bei
der Verbrennung zum Teil aufoxidiert werden und zu NOX- und SO2-Emissionen
führen. Im Vergleich zur Steinkohle zeichnen sich alle Biomassen durch geringe
Schwefelgehalte bei gleichzeitiger Primäreinbindung des entstehenden SO2 in
die Asche aus, so daß die SO2-Emissionsgrenzwerte ohne aufwendige
Entschwefelungsanlagen eingehalten werden können.
Der Gehalt an Stickstoff im Brennstoff ist von Art und Anbau der Biomasse abhängig.
Während Holz nur einen sehr geringen N-Gehalt aufweist, kann zum Beispiel bei Stroh der
Stickstoffeintrag in die Feuerung in der gleichen Größenordnung oder höher liegen als
bei Steinkohle.
Untersuchungen zur Biomasseverbrennung am Institut für Verfahrenstechnik und
Dampfkesselwesen der Universität Stuttgart (IVD) haben jedoch gezeigt, daß die Biomassen
sich aufgrund ihres hohen Flüchtigengehaltes hervorragend zur Anwendung
feuerungstechnischer Primärmaßnahmen zur Stickoxidminderung eignen.
Wesentlich problematischer als Stickstoff und Schwefel im Brennstoff ist Chlor, das neben
Emissionen auch Betriebsprobleme verursacht. Der im Vergleich zur Steinkohle hohe
Chlorgehalt von Stroh oder auch Miscanthus ist auf die Verwendung von Kaliumdünger, in
Form von KCl, in der Landwirtschaft zurückzuführen. Chlor führt insbesondere bei
Dampferzeugern zur Hochtemperaturkorrosion.
Das Schmelzverhalten der Asche gibt darüber Aufschluß, ob sich eine Biomasse für eine
bestimmte Feuerungsanlage eignet und ob Probleme wie zum Beispiel
Heizflächen-verschmutzung oder -verschlackung auftreten können. Holz weist
Ascheschmelztemperaturen in der Größenordnung von Steinkohlen mit etwa 1200-1400°C auf.
Für Stroh treten Schmelztemperaturen auf, die deutlich geringer sind (etwa 900°C), so
daß größere Verschmutzungs- und Verschlackungsprobleme zu erwarten sind. Diese
niedrigen Schmelztemperaturen bei Stroh sind auf den im Vergleich zur Steinkohlenasche
hohen Kaliumgehalt der Biomasseasche zurückzuführen.
Zusammenfassend ist festzuhalten, daß holzartige Biomassen relativ problemlos und
umweltfreundlich verfeuert werden können. Stroh, Miscanthus oder auch
Getreideganzpflanzen können aufgrund ihrer Brennstoffzusammensetzung zu
feuerungstechnischen Problemen führen.
2. Feuerungstechniken
2.1 Größen und Typen der
Feuerungsanlagen
Zur Nutzung der Biomasse eignen sich prinzipiell die Feuerungstechniken, die heute für
feste Brennstoffe angewendet werden. Ein wesentliches Kriterium für die Wahl des
Feuerungssystems ist die Größe der zu errichtenden Anlage. Hierbei kann zwischen
Kleinstanlagen bis 15 Kilowatt (kW), mittleren Anlagen bis einem Megawatt (MW) und
Großanlagen unterschieden werden.
- Kleinstfeuerungen werden im Haushaltsbereich zur Warmwasser- und
Raumwärmenutzung mit Leistungen bis 15 kW eingesetzt und sollen hier nicht weiter
betrachtet werden.
- Anlagen bis zu einer Größe von einem Megawatt werden in Gewerbe und
Handwerk eingesetzt. Die hierbei am weitesten verbreiteten Feuerungssysteme sind Schacht-
und die Unterschubfeuerung. Untersuchungen über das Emissionsverhalten bestehender
Anlagen in Industrie und Handwerk zeigen, daß im Betrieb aufgrund unvollständiger
Verbrennung hohe Emissionen an Staub, Kohlenmonoxid und Kohlenwasserstoffen auftreten
können /3/. Diese Emissionen werden verursacht durch instationäre Vorgänge beim An- und
Abfahren, jedoch auch bei Teillast, da die Leistung zumeist durch Zu- und Abschaltung der
Brennstoffzuführung geregelt wird und das Brennstoff-Luftverhältnis nicht optimal
eingestellt wird. Neu entwickelte Unterschubfeuerungen, wie sie in Österreich für
Holzhackschnitzel eingesetzt werden, zeigen allerdings, daß eine Verbrennung auch in
diesem Leistungsbereich bei geringen Emissionen möglich ist.
- Anlagen mit Leistungen größer als ein Megawatt werden zur Produktion
von Wärme, Prozeßdampf und Strom zumeist als Kraft-Wärme gekoppelte Anlagen betrieben.
Die obere Leistungsgrenze für ausschließlich mit Biomasse gefeuerte Anlagen wird heute
bei etwa 50-100 MWth gesehen, da Brennstoffbeschaffung, Transport und Logistik
der Brennstoffbereitstellung für höhere Leistungen zu aufwendig werden. In diesem
Leistungsbereich werden überwiegend Rostfeuerungen eingesetzt, da sich diese für
stückige, feuchte und problematische Brennstoffe eignen und geringe Anforderungen an die
Brennstoffaufbereitung stellen. Das Prinzip der Wirbelschichtfeuerung zeichnet sich durch
geringere Emissionen aus, ist jedoch anlagentechnisch aufwendiger und deshalb erst ab
Leistungsgrößen oberhalb etwa zehn Megawatt wirtschaftlich. Staubfeuerungen für
Biomasse sind insbesondere dann sinnvoll, wenn der Brennstoff bereits zerkleinert
vorliegt. Staubfeuerungen stellen für den Brennstoff Kohle in Großanlagen den
überwiegenden Teil der Kapazität, da sie sich durch eine hohe Leistungsdichte, eine gute
Regelbarkeit und einen vollständigen Ausbrand auszeichnen. Bei Brennstoffen mit Fein- und
Grobanteil kann auch eine Kombination von Staub- und Rostfeuerung sinnvoll sein. Zur
Verbrennung von Strohballen hat sich in Dänemark eine Sonderkonstruktion, der sogenannte
Zigarrenbrenner, mit flächigem Abbrennen der Ballen, bewährt.
In Deutschland existierten 1994 schätzungsweise 1.200.000 Haushaltsanlagen bis 15 kW
Leistung, 200.000 Kleinanlagen zwischen 15 kW und 1 MW und etwa 1000 größere Anlagen
über 1 MW. Die heutige Anlagenkapazität deckt damit nur 10 bis 20 Prozent des technisch
möglichen Biomassepotentiales ab /4/. Der vorherrschend eingesetzte Brennstoff ist Holz.
2.2 Einfluß von Anfall und Lieferformen der Brennstoffe
Die Wahl des Feuerungssystems hängt weiterhin davon ab, in welcher Form (Späne,
Häcksel, Pellets, Ballen etc.) die Biomassen vorliegen. Die Aufbereitung des Brennstoffes
Holz als Hackschnitzel hat sich in Österreich bewährt und wurde bereits standardisiert,
so daß diese Aufbereitungsform für holzartige Biomassen als die geeignetste angesehen
wird.
Für halmartige Biomassen konkurrieren im wesentlichen zwei Verfahrenswege. Die erste
Variante besteht aus dem Mähen auf dem Feld und dem Pressen zu Ballen. Die weitere
Aufbereitung wie beispielsweise Ballenauflösen und Häckseln erfolgt an der
Verbrennungsanlage, sie ist jedoch für die Feuerungstechniken unterschiedlich. Die zweite
Variante hat das Erzeugen von Pellets möglichst bereits auf dem Felde zum Ziel, um die
Transportdichte zu erhöhen und bereits einen für bestimmte Feuerungen, wie zum Beispiel
für Unterschub-, Rost- und Wirbelschichtfeuerung, geeigneten Brennstoff zu liefern. In
Dänemark scheint sich bei der thermischen Nutzung für Stroh die Verpressung zu
Hesston-Großballen durchzusetzen. Für diese Verfahrenslinie sind bereits geeignete
Techniken entwickelt worden und heute technisch verfügbar.
2.3 Schachtfeuerung
Schachtfeuerungen finden im unteren Leistungsbereich von 20 kW bis etwa 250 kW unter
anderem für die Verbrennung von stückigen Holzresten, aber auch von Hackschnitzeln und
Spänen Verwendung. Die in den Anlagen nutzbare Brennstoffpalette macht eine zusätzliche
Aufbereitung im allgemeinen nicht erforderlich. Abbildung 1 zeigt beispielhaft eine
Schachtfeuerung mit seitlichem Abbrand.
Den Anlagen liegt das Prinzip des unteren beziehungsweise seitlichen Abbrandes zugrunde.
Die Luftzufuhr durch Naturzug oder Gebläse erfolgt bei modernen Anlagen getrennt in
Primär- und Sekundärluft. Der Automatisierungsgrad und die Regelungsmöglichkeiten sind
jedoch gering. Neben der Häufigkeit und der Menge der Befüllung beschränken sich die
Eingriffsmöglichkeiten im allgemeinen auf die Drosselung der Verbrennungsluft. Da der
Brennstoffumsatz nicht in gleicher Weise angepaßt werden kann, tritt häufig ein
Luftmangel und damit eine unvollständige Verbrennung auf. Regelungsvorgänge und
Teillastbetrieb haben bei diesen Feuerungen daher häufig stark erhöhte
Kohlenwasserstoff- und Kohlenmonoxidemissionen zur Folge. Üblicherweise werden die
Feuerungen von Hand beschickt und diskontinuierlich betrieben.
Die nicht notwendige Brennstoffaufbereitung, die einfache Technik und die vergleichsweise
geringen Anschaffungskosten führen dazu, daß dieser Feuerungstyp im angegebenen
Leistungsbereich mit Abstand am weitesten verbreitet ist.
2.4 Unterschubfeuerung
Unterschubfeuerungen, die in einem breiten Leistungsbereich von 20 kW bis 2 MW angeboten
werden, sind für Hackschnitzel, Späne und - bis zu einem gewissen Umfang - auch für
staubförmige Holzreste geeignet.
Die Feuerungen (Abb. 2) werden mit Förderschnecken automatisch direkt aus einem Silo
beschickt. Die somit gegebene Verbindung mit dem Brennstofflager verringert den
Bedienungsaufwand erheblich, entkoppelt Brennstoffanfall und Brennstoffbedarf und
ermöglicht eine im Vergleich zu den Schachtfeuerun-gen einfache Brennstoffbevorratung.
Bei einem Großteil der Anlagen wird der Brennstoff von unten einer Brennraummulde
beziehungsweise einer sogenannten Retorte zugeführt, getrocknet und unter Zugabe von
Primärluft entgast. Die Pyrolysegase gelangen mit der Primärluft durch die oben
aufliegende Glutschicht, werden gezündet und im Feuerraum bei Zugabe von Ausbrandluft
vollständig verbrannt. Unterschubfeuerungen sind in der Regel selbstzündend und durch
eine abgestimmte Brenn-stoff- und Luftzufuhr prinzipiell gut regelbar. Weitgehend
kontinuierliche Schneckenlaufzeiten und möglichst geringe Glut- und Brennstoffmengen im
Feuerraum ermöglichen einen Betrieb mit niedrigen Schadstoffemissionen.
Da die Feuerungen nahezu vollautomatisch arbeiten, es sich im Vergleich zu anderen
Feuerungstypen wie Einblasfeuerung oder Rostfeuerungen noch um eine einfache und robuste
Technik handelt und die Anlagen auch unter Berücksichtigung der Bevorratungs-,
Beschickungs- und der gegebenenfalls notwendigen Brennstoffaufbereitungseinrichtungen noch
wirtschaftlich attraktiv sind, ist dieser Feuerungstyp für die thermische Nutzung von
Produktionsresten in Holzbe- und -verarbeitenden Betrieben weit verbreitet.
2.5 Schubrostfeuerungen
Im oberen Leistungsbereich von 1 MW bis 10 MW und bei problematischen Brennstoffen wie
feuchten Holzresten oder aschereichen Rindeabfällen finden Rostfeuerungen, insbesondere
Schubrostfeuerungen, wie in Abbildung 3 dargestellt, Verwendung.
Die Beschickung des Rostes erfolgt zunächst vom Brennstofflager über einen Rutschkanal,
eine Förderschnecke oder einen Hydraulikstoker bis zur Aufgabekante. Anschließend wird
das Brenngut durch die Rostbewegung von der Aufgabekante bis zum Ende des Rostes
transportiert, wobei es genügend Zeit findet zu trocknen, sich zu zersetzen und
anschließend vollständig zu verbrennen. Unterhalb des Rostes beziehungsweise durch die
Roststäbe selbst wird Primärluft eingeblasen, oberhalb des Rostes und vor den teilweise
ausschamottierten Nachbrennzonen die notwendige Ausbrandluft. Die Ansprüche an die
Brennstoffqualität in derartigen Rostfeuerungen ist gering, da die Verweilzeiten des
Brennstoffes und die Luftzufuhr über einen weiten Bereich den Brennstoffeigenschaften
angepaßt werden kann. Im Vergleich zu Unterschubfeuerungen sind Vorschubrostfeuerungen
aufgrund der größeren sich im Feuerraum befindenden Brennstoffmengen schlechter regelbar
und für schnellere Lastwechsel ungeeignet.
Die aufwendige Anlagentechnik hat zur Folge, daß Rostfeuerungen erst ab einer Leistung
von etwa einem Megawatt wirtschaftlich betrieben werden können. Für die Verbrennung von
Holz- und Holzwerkstoffresten werden Rostfeuerungen zur Zeit überwiegend im
Leistungsbereich 1-10 MW, zum Teil in Verbindung mit einer Einblasfeuerung für
staubförmige Reste, eingesetzt.
2.6 Halmgutballen - "Zigarrenbrenner"
Der sogenannte Zigarrenbrenner, dargestellt in Abbildung 4, ist im Prinzip eine
Rostfeuerung, jedoch werden nicht die gesamten Ballen auf einen Rost gegeben, sondern die
Ballen werden an ihrer Stirnseite gezündet und langsam in den Brennraum geschoben.
Abbrechende, unverbrannte Teile fallen auf einen Rost und werden dort vollständig
verbrannt. Die Asche wird durch den Rost ausgetragen. Um ein Zurückbrennen der Ballen in
den Zuführungsschacht zu vermeiden, ist dieser mit Wasser gekühlt und mit
Rückbrandklappen versehen.
Eine Abwandlung dieses Typs für kleinere Leistungen beinhaltet die Zerteilung von
Großballen in mehrere Scheiben, die auf den Rost aufgebracht werden.
Die Vorteile dieser Technologie liegen in der geringen Aufbereitung des Brennstoffes und
der Möglichkeit einer kontinuierlichen Brennstoffzufuhr sowie in dem relativ einfachen
Aufbau der Anlage. Nachteilig an diesem Prinzip ist die Beschränkung auf einen Ballentyp
und das enge Brennstoffband, das nur Großballen mit bestimmten Abmaßen zuläßt. Auch
ist eine Automatisierung der Brennstoffzufuhr auf das Eintragsförderband nur bedingt und
mit großem Aufwand möglich.
In Dänemark sind mehrere Anlagen dieses Typs vor allem für Strohballen im
Leistungsbereich bis über 20 MW in Betrieb. Die Kessel können sowohl zur Wärme als auch
zur Stromerzeugung genutzt werden. In Deutschland ist eine Anlage mit 3,15 MW in Schkölen
installiert.
2.7 Wirbelschichtfeuerung
Bei Wirbelschichtverbrennung wird der aufbereitete Brennstoff (zum Beispiel Kohle 10 mm,
Stroh 10 cm) in einem aufgewirbelten Bett, das zu 95-98 Prozent aus Inertmaterial und nur
zu zwei bis fünf Prozent aus brennbarem Material besteht, bei 800-900° C verbrannt.
Durch die prozeßbedingte intensive Mischung und Verbrennung, den guten Wärmeübergang im
Wirbelbett sowie der Entkopplung der Verweilzeit der Partikel und der Rauchgase kann
hin-sichtlich der Feuchte, der Zusammensetzung und der Aufbereitung ein breites
Brennstoffband eingesetzt werden. Durch die Entkopplung der Verweilzeiten ist eine gute
Regelbarkeit der Anlage gegeben. In Abbildung 5 ist beispielhaft eine zirkulierende
Wirbelschicht dargestellt.
Da die Wirbelschichtverbrennung apparativ aufwendig ist, kann sie wirtschaftlich nur in
größeren Einheiten (> 10 MW) betrieben werden. Insbesondere für Problemkohlen ist
diese Art der Verbrennung in Großanlagen > 50 MW Stand der Technik.
2.8 Staubfeuerung
Die Staubfeuerung ist für Biomassen besonders dann sinnvoll, wenn der Brennstoff bereits
in sehr feiner Form vorliegt. Dies ist oft in Holzverarbeitungsbetrieben der Fall, die zu
einem Großteil mit schnellaufenden Maschinen arbeiten. Bei Brennstoffen, die einen
gewissen Grobanteil aufweisen, kann auch eine Staubfeuerung mit Nachverbrennungsrost
sinnvoll sein. Staubfeuerungen zeichnen sich durch hohe Leistungsdichten, hohe
Feuerungswirkungsgrade und eine sehr gute Regelbarkeit aus. Die genaue Abstimmung von
Brennstoff und Verbrennungsluftzuführung ermöglicht effektive Primärmaßnahmen zur NOX-Minderung.
Staubfeuerungen sind für die Biomasseverbrennung meist Einblasfeuerungen und als Zyklon-
oder Muffeleinblasfeuerung ausgeführt. In Abbildung 6 ist eine Muffeleinblasfeuerung für
die Verfeuerung von Holzstäuben dargestellt. Diese Feuerung ist auf eine thermische
Leistung von 230 kW ausgelegt. Der Brenn-stoff wird mit Primärluft gemischt in die
Brennkammer eingeblasen. Regelgröße für die Brennstoffzufuhr ist die Vorlauftemperatur
des Wärmetauschers. Wird die minimale Vorlauftemperatur unterschritten, beginnt die
Einblasung. Bei Erreichen der maximalen Vorlauftemperatur wird die Eindüsung gestoppt.
Werden in den Brennraum auch größere Partikel eingeblasen, setzen sich diese im hinteren
Teil der Muffel ab und verbrennen dort. Feine Teilchen verbrennen dagegen im Flug. Diese
Anlage ist ein Beispiel für eine diskontinuierlich betriebene Einblasfeuerung. Auch hier
muß mit hohen Emissionen an CO und unverbrannten Kohlenwasserstoffen gerechnet werden.
3. Mitverbrennung von Biomasse in Kohlefeuerungen
3.1 Kohlefeuerungsanlagen in
Deutschland
Verfahrenstechnisch lassen sich die heute für feste fossile Brennstoffe eingesetzten
Feuerungsanlagen der Kraftwerke in Rost- (RF), Wirbelschicht- (WSF) und Staubfeuerungen
(trockenentaschte Feuerung: TF; Schmelzkammerfeuerung: SF) einteilen. In Abbildung 7 ist
die Aufteilung der in Deutschland 1990 installierten Anlagenkapazität im
Kraftwerksbereich auf diese Techniken dargestellt. Die Staubfeuerung besitzt an der
gesamten in Deutschland installierten Anlagenkapazität von 156 GWth einen
Anteil von etwa 95 Prozent. Während für den Brennstoff Braunkohle (BK) ausschließlich
Trockenfeuerungen eingesetzt werden, wird Steinkohle (SK) sowohl in Trockenfeuerungen als
auch in Schmelzkammerfeuerungen verbrannt. Der Anteil der Schmelzkammerfeuerungen ist
jedoch aufgrund wirtschaftlicher und betrieblicher Nachteile rückläufig.
Abbildung 8 zeigt beispielhaft den Querschnitt einer Steinkohletrockenfeuerung mit einer
elektrischen Leistung von 750 MWel. Der Steinkohlenstaub wird gemeinsam mit der
erforderlichen Verbrennungsluft über mehrere Brennerebenen eingeblasen. Um einen
vollständigen Ausbrand zu erzielen, muß der Brennstoff staubförmig aufgemahlen werden.
Die erforderliche Ausmahlung ist brennstoff- und feuerungsabhängig. Die mittlere
Korngröße liegt für Steinkohle zwischen etwa 30 und 50 Mikrometer (µm). Bis Ende des
Feuerraumes müssen die Rauchgase durch Strahlungswärmeübertragung an die
Feuerraumwände auf beziehungsweise unter die Ascheerweichungstemperatur abgekühlt
werden, um eine Verschmutzung der nachfolgenden konvektiven Heizflächen zu vermeiden.
Eine Feuerung wird immer für ein bestimmtes Brennstoffband ausgelegt, das in erster Linie
durch den Gehalt der Brennstoffe an Wasser, Flüchtigen und Asche charakterisiert wird. Je
enger dieses Brennstoffband festgelegt ist, desto besser läßt sich die Feuerung
optimieren.
3.2 Vorteile der Mitverbrennung von Biomasse in Kohlefeuerungen
Neben dem Einsatz in ausschließlich Biomasse gefeuerten Anlagen bietet die Mitverbrennung
in vorhandenen Verbrennungsanlagen und Kraftwerken die Chance, das vorhandene
Biomassepotential kurzfristig und kostengünstig zu nutzen. Die vorhandenen
Kohlefeuerungen mit Leistungen bis maximal 2500 MWth eignen sich mit ihren
Feuerungs- und Rauchgasreinigungsanlagen prinzipiell für eine Mitverbrennung der
Biomassen.
Der Leistungsanteil der Biomasse an der thermischen Leistung ist begrenzt durch die
thermische Leistung der Feuerungsanlage und der Biomassemenge, die für einen bestimmten
Standort bereitgestellt werden kann. Die obere Leistungsgrenze der Biomassebereitstellung
liegt bei etwa 50 bis 100 MW Biomassebrennstoffleistung, da bei höheren Leistungen der
Transportaufwand stark zunimmt und zu Akzeptanzproblemen führen dürfte. Um die
Anpassungsmaßnahmen in den Anlagen gering zu halten, sollte in der Regel ein Anteil von
etwa zehn Prozent bei Steinkohlestaubfeuerungen nicht überschritten werden, bei
Braunkohlefeuerungen und Wirbelschichten können auch höhere Anteile möglich sein. Die
genauen Werte sind jedoch für jede Anlage individuell zu klären.
Die Mitverbrennung von Biomassen in bestehenden Kohlekraftwerken weist eine Reihe von
Vorteilen gegenüber einer dezentralen Nutzung von Biomasse auf und kann diese
konzeptionell ergänzen.
- Aufgrund der großen vorhandenen Kapazität zur Kohleverbrennung
ergibt sich auch bei geringen Biomasseanteilen ein hohes und schnell verfügbares
Einsatzpotential zur Biomassenutzung, auch wenn nicht alle Standorte von Großkraftwerken
geeignet sind.
- Die Wirkungsgrade der Stromerzeugung in Kraftwerksfeuerungen sind
hoch.
- Bei Nichtverfügbarkeit der Biomasse kann die Leistung durch Kohle
ausgeglichen werden.
- Die zusätzlichen Investitionskosten sind vergleichsweise gering.
Während sich für den Neubau einer dezentralen Biomasseverbrennungsanlage
Investitionskosten zwischen 800 bis 1500 DM pro kW installierter thermischer Leistung
ergeben, sind für eine Nachrüstung zur Mitverbrennung in einem bestehenden
Kohlekraftwerk Zusatzinvestitionen von etwa 150 bis 300 DM/kW Biomasseleistung
erforderlich. Die Hauptkosten entfallen dabei auf die Brennstoffaufbereitung.
4. Übersicht über die möglichen Auswirkungen der
Mitverbrennung
Bei der Mitverbrennung von Biomasse in bestehenden Kohlekraftwerken müssen die
Auswirkungen auf alle Anlagenkomponenten in Abhängigkeit der Brennstoffeigenschaften und
der Abweichungen vom Auslegungsbrennstoff beachtet werden.
Von grundlegender Bedeutung bei der Mitverbrennung sind zunächst die sich einstellenden
Massen- und Volumenströme und ihre Veränderungen gegenüber der alleinigen Verbrennung
des Auslegungsbrennstoffes. Die Kapazität und Eignung der vorhandenen Transport- und
Aufbereitungseinrichtungen für den Brennstoff ist im Hinblick auf den geänderten
Brennstoffvolumenstrom zu prüfen. Ebenfalls ist die Änderung des feuchten
Abgasvolumenstromes zu ermitteln, da dieser sowohl das Wärmeübertragungs- und
Verweilzeitverhalten im Dampferzeuger als auch die Funktion der nachfolgenden
Rauchgasreinigungseinrichtungen wesentlich beeinflußt.
Die Veränderungen der Gasströme im Kessel sind durch die Mitverbrennung gering, sowohl
die zugeführte Verbrennungsluft als auch das Abgasvolumen bleiben weitgehend
unverändert. Wird Biomasse in einer Steinkohlenfeuerung (Brennstoffanalyse siehe Tabelle
1) eingesetzt, so ändert sich der feuchte Abgasvolumenstrom je nach Biomasse und Feuchte
um maximal ein Prozent bei einem Anteil der Biomasse an der thermischen Leistung bis zehn
Prozent. Die Strömungsgeschwindigkeiten im Dampferzeuger und in den
Rauchgasreinigungseinrichtungen ändern sich also gegenüber der Auslegung nur
unwesentlich.
In Abbildung 9 sind die möglichen Auswirkungen der Mitverbrennung auf die Komponenten
eines Kraftwerkes dargestellt. Diese sollen im folgenden anhand von Untersuchungen an
Versuchsanlagen und großtechnischen Anlagen erläutert werden. Die halbtechnischen
Versuche wurden an der 0,5 MWth Kohlenstaubverbrennungsanlage des IVD
durchgeführt.
Zu 1)
Um Biomasse in einer Staubfeuerung vollständig umsetzen zu können, müssen
Holzhackschnitzel oder Halmgutballen entsprechend aufbereitet werden.
Außerhalb des Kessels und bei der Brennstoffeinbringung nimmt der umgesetzte
Brennstoffvolumenstrom stark zu. Bei zehn Prozent Anteil an der thermischen Leistung
verdoppelt sich bei der Mitverbrennung von Stroh in einer Steinkohlenstaubfeuerung der
Gesamt-Brennstoffvolumenstrom. Daher sollten sowohl die Mahlung als auch die
Brennstofförderung in den Feuerraum separat erfolgen. Auch aufgrund der unterschiedlichen
Struktur der Biomasse können die für die Kohle vorhandenen Mahlanlagen zumeist nicht
genutzt werden, so daß zur Mahlung der Biomasse eigene Mahleinrichtungen erforderlich
sind.
Um den zur Mahlung der Biomasse notwendigen Energiebedarf zu ermitteln, wurden
Mahluntersuchungen an einer Schneidmühle und einer Hammermühle durchgeführt. Bei beiden
Systemen werden die Biomassefasern so lange zerkleinert, bis sie durch die Bohrungen eines
Einlegesiebes ausgetragen werden.
Der zur Mahlung notwendige elektrische Energiebedarf wurde während der Zerkleinerung
gemessen und ist in Abbildung 10 für Stroh, Miscanthus und Holz aufgetragen. Der
elektrische Energiebedarf steigt mit abnehmender Partikelgröße - angegeben durch den
Durchmesser der Siebbohrungen - an. Die mit der Schneidmühle gemahlenen Holzpartikel
weisen eine eher kubische Form auf, während die Form der Strohpartikel eher quadratischen
Plättchen und Miscanthus der Form einer länglichen, rechteckigen Scheibe ähnlich sind.
Die zur Mahlung der Biomasse notwendige Energie liegt bei Verwendung der Schneidmühle mit
Siebeinlagen zwischen zwei und sechs Millimeter zwischen etwa 0,8 und 2 Prozent des
Heizwertes. Durch den Einsatz einer Hammermühle kann der Energiebedarf auf unter 0,5
Prozent des Heizwertes abgesenkt werden.
Mit zunehmender Feuchte der Biomasse steigt der Energiebedarf an. Liegt der Wassergehalt
über den bei der Strohernte üblichen Gehalten von 10-20 Prozent, so steigt der
Mahlenergieaufwand für das Halmgut drastisch an. Für Stroh wurde bei einer Siebeinlage
von zwei Millimetern bei einer Feuchte von 30 Prozent ein Aufwand von über acht Prozent
des Heizwertes bei Mahlung mit einer für diese Aufgabe weniger geeigneten Schneidmühle
bestimmt.
Eine zentrale Fragestellung bei der Mitverbrennung von Biomasse in einer
Kohlestaubfeuerung ist die für eine sichere Zündung und vollständigen Ausbrand
notwendige Aufmahlung. Die maximale Partikelgröße, die an der hier untersuchten
Versuchsanlage noch vollständig ausbrennt, liegt für Stroh bei etwa sechs Millimeter und
für Miscanthus aufgrund seiner holzartigen Struktur bei etwa vier Millimeter. Für Holz
sind bei der Mitverbrennung in Kohlenstaubflammen Ausmahlungen zwischen zwei und vier
Millimeter erforderlich.
Bei der Übertragung der an der Versuchsanlage erzielten Ergebnisse ist zu beachten, daß
aufgrund der höheren Verweilzeit bei Großanlagen dort gröbere Partikel eingesetzt
werden können. Die Mahlung von korntragenden Getreideganzpflanzen ist aufgrund der
unterschiedlichen Dichte von Stroh und Korn verfahrenstechnisch schwieriger /6/.
Zu 2)
Die deutlich gröbere Aufmahlung der Biomassepartikel wirkt sich auf den
Verbrennungsablauf deutlich aus. Abbildung 11 zeigt den Verbrennungsablauf bei einer
ungestuften Verbrennung von einer reinen Kohlenstaubflamme und einer Flamme mit 80 Prozent
Kohlenstaub und 20 Prozent Strohmahlgut. Am Verlauf der mittleren O2-Konzentration
und der Temperatur entlang des Verbrennungsweges ist die verzögerte Zündung der groben
Strohpartikel zu erkennen, nach Zündung erfolgt der Sauerstoffverbrauch jedoch rascher,
so daß sich schneller niedrigere Werte entsprechend eines besseren Ausbrandes einstellen.
Bedingt durch die niedrigeren Schmelzpunkte der Biomasseaschepartikel im Vergleich zum
Hauptbrennstoff besteht eine erhöhte Gefahr der Bildung von Schlacken im
Feuerraumbereich. Die Auswirkungen niedriger Schmelztemperaturen sind für trocken- und
schmelzflüssig entaschte Feuerungen unterschiedlich. Während bei Schmelzfeuerungen
niedrigere Schmelztemperaturen durchaus erwünscht sein können, kann bei
Trockenfeuerungen eine niedrigere Schmelztemperatur zu betriebsgefährdenden
Verschlackungen im Feuerraum, speziell im Brennerbereich, führen.
Zu 3)
Halmartige Biomasse wie zum Beispiel Stroh oder auch Ganzpflanzen weisen im Vergleich zu
Kohle einen deutlich erhöhten Chlorgehalt auf, der zu einer erhöhten
Hochtemperaturkorrosion mit Abzehrung der Heizflächen führen kann. Die
Endüberhitzerheizflächen sind aufgrund der höchsten Dampftemperaturen und hohen
Rauchgastemperaturen am stärksten gefährdet. Bestrebungen zur Wirkungsgradsteigerung
durch erhöhte Dampfzustände verstärken die Hochtemperaturkorrosion.
An einer 130 MWel Kohlenstaubfeuerung in Dänemark wurden von Vestkraft
Korrosionsuntersuchungen für zwei verschiedene Überhitzer-Materialien durchgeführt.
Für einen Strohanteil von etwa zehn Prozent an der thermischen Leistung lagen die
Materialabzehrungsraten höher als bei der reinen Kohlenverbrennung (Abbildung 12). Die
Korrosionsraten an der Kohlenstaubfeuerung erscheinen jedoch tolerierbar /7, 8/.
Zu 4)
Im Bereich der konvektiven Heizflächen sind bei der Mitverbrennung die Auswirkungen auf
Verschmutzung und Erosion zu beachten. Aufgrund des niedrigeren Ascheanteiles der Biomasse
ist die Gefahr von erhöhten Erosionen jedoch auszuschließen. Die Gefahr von
Verschmutzungen steigt bei Biomassen mit niedrigen Schmelzpunkten hingegen an.
Untersuchungen an einer 0,5 MW Anlage zeigten, daß die Verschmutzungsrate bei einer
Strohmitverbrennung nur unwesentlich höher als bei der Verbrennung einer wenig zur
Verschmutzung neigenden Kohle war und sich vergleichbar abreinigen ließ. Bei nicht zu
hohen Biomasseanteilen dominieren die Eigenschaften der Kohlenasche. Lagern sich jedoch
zum Beispiel größere, unvollständig ausgebrannte Strohpartikel ab, so führen diese
aufgrund des niedrigen Schmelzpunktes der Strohasche zur Verschlackung.
zu 5)
Die Mitverbrennung von Biomasse wirkt sich einerseits auf die in der Feuerung entstehenden
NOX-Konzentrationen als auch auf den Betrieb des Katalysators aus. Aufgrund des
hohen Gehaltes an Flüchtigen eignet sich Biomasse hervorragend zur Anwendung von NOX-Minderungsverfahren
wie Luft- und Brennstoffstufung. Obwohl zum Beispiel für Stroh der auf den Heizwert
bezogene Brennstoffstickstoff in der gleichen Größenordnung wie für Kohle liegt,
verursacht die höhere Freisetzung von Pyrolyseprodukten und flüchtigen
Stickstoffverbindungen eine geringere Stickoxidbildung. In Abbildung 13 sind die an einer
Versuchsanlage ermittelten NOX-Emissionen bei der Mitverbrennung verschiedener
Biomassen mit einem Anteil an der thermischen Leistung von 25 Prozent mit Steinkohle
dargestellt. Unabhängig vom Stickstoffanteil der Biomassen ergeben sich etwa gleiche NOX-Emissionen.
Die Eignung der Biomassen für die Anwendung feuerungstechnischer Maßnahmen zur
Stickoxidminderung ist anhand der mit abnehmender Primärluftzahl absinkenden NOX-Emissionen
in Abbildung 13 deutlich zu erkennen. Die Mitverbrennung von Biomasse in einer
Staubfeuerung stellt also keine Anforderungen an den Stickstoffgehalt der Biomasse. Auch
höhere Konzentrationen im Brennstoff lassen sich gut durch feuerungstechnische Maßnahmen
beherrschen. Ausführliche Untersuchungen über das Emissionsverhalten von
Biomasse-Kohle-Mischungen bei verschiedener Feuerungsführung sind beispielsweise in
/9,10/ dargestellt.
Insbesondere bei der bei Steinkohle-Trockenfeuerungen üblichen Anordnung der DENOX-Anlage
im High-Dust-Bereich ist der Katalysator bei der Mitverbrennung gefährdet. Zu einer
Deaktivierung des Katalysators können verschiedene Mechanismen beitragen. Ein Mechanismus
beruht auf der Reaktion des Katalysators mit Kalium und Natrium, so daß von
Katalysatorherstellern Grenzwerte des Alkalianteiles vorgegeben werden (K2O +
Na2O < 4 Gew.-Prozent der Asche). Dieser für Biomassezufeuerung bisher
nicht überprüfte Wert kann je nach eingesetzter Kohle schon bei sehr geringen
Strohanteilen erreicht werden. Zum anderen kann es durch Alkalien und Erdalkalien zu einer
Porenverstopfung der aktiven Katalysatorzellen kommen. Ebenfalls kann Phosphor zur
Vergiftung des Katalysators führen. Die Auswirkungen auf den Katalysator bei der
Strohmitverbrennung stellt bei der High-Dust-Anordnung eines der größten Probleme dar.
Mit Anordnung des Katalysators hinter der REA in der sogenannten Low-Dust-Anordnung
können diese Probleme jedoch vermieden werden. In Braunkohlefeuerungen, die über
feuerungstechnische Maßnahmen entstickt werden, tritt dieses Problem nicht auf.
Zu 6 und 7)
Die geringen Ascheanteile der Biobrennstoffe entlasten die Einrichtungen zur
Staubabscheidung. Die Zusammensetzung der Flugasche und der Bodenasche von
Kohlenstaubfeuerungen ist für die Verwertung dieser Stoffe von großer Bedeutung. Für
eine Verwendung der Flugasche in der Zement- und Betonindustrie sind die Konzentrationen
an Alkalien, SO3, Cl und unverbranntem Kohlenstoff kritische Größen. Der
Anstieg des Alkaligehaltes und des Unverbrannten mit zunehmendem Strohanteil können bei
Anteilen oberhalb von zehn Prozent eine Verwertung einschränken /7/. Bei
Braunkohlefeuerungen wird die Asche meistens im Tagebau verfüllt, so daß hier im
wesentlichen auf die Eluierbarkeit der Aschebestandteile zu achten ist.
Zu 8 und 9)
Der geringe Schwefelgehalt der Biobrennstoffe wird zu einer Entlastung der
Rauchgasentschwefelungsanlage (REA) führen. Der Eintrag anderer Rauchgasinhaltsstoffe
kann jedoch die Funktionsweise der REA beeinträchtigen oder diese zusätzlich belasten,
so daß sich hieraus eine Begrenzung des Biomasseanteiles ergibt. Dies gilt insbesondere
für den Chloreintrag in die REA.
In der REA werden neben dem Schwefel auch eine Reihe anderer Rauchgasinhaltsstoffe
abgeschieden. Die mit dem Rauchgas flüchtigen Ascheinhaltsstoffe wie zum Beispiel
Quecksilber, Arsen, Blei und auch andere Schwermetalle reichern sich in den
REA-Rückständen an, so daß deren Vermarktung zu prüfen ist. Bei den hier betrachteten
Biomassen sind die Konzentrationen dieser Stoffe im Vergleich zu Kohle jedoch zu
vernachlässigen.
Zu 10)
Die Mitverbrennung der angeführten Biomassen führt zu einer Minderung der Hauptschadgase
SO2 und NOX im Roh-Rauchgas. Die CO-Emissionen steigen bei
ausreichender Aufmahlung der Biomassen nicht. Im Rahmen eines EU-Projektes konnte für
halmartige und holzartige Biobrennstoffe detaillierte Ergebnisse für die Emissionen von
verschiedenen Anlagentypen gewonnen werden /7/.
4.1 Pyrolyse von Biomasse und Einsatz des Pyrolysegases als
Reduktionsbrennstoff
Neben der direkten Mitverbrennung wird am IVD auch ein Verfahren untersucht, bei dem
Biomasse in einem Reaktor pyrolysiert wird und die dabei entstehenden Pyrolysegase einer
Kohlenstaubfeuerung zur Entstickung als Reduktionsbrennstoff zugeführt werden. Im
Gegensatz zur direkten Mitverbrennung werden die Asche der Kohle und der Biomasse getrennt
abgeschieden. Auswirkungen auf die Kohlenstaubfeuerung können nur durch die Inhaltsstoffe
der Pyrolysegase verursacht werden. Der wesentliche Vorteil dieses Konzeptes ist deshalb,
daß die Vorbehandlung und die nachfolgende Ascheabscheidung nicht zu Verschmutzung,
Erosion oder zu einer Einschränkung der Verwertbarkeit der Flugasche aus Kohle führen.
Wegen der zu erwartenden deutlich höheren Kosten gegenüber der direkten Mitverbrennung
ist dieses Verfahren nur dann sinnvoll, wenn die oben genannten Vorteile zum Tragen
kommen.
5. Ausführungsbeispiel zur Umrüstung eines
Kohlekraftwerkes
Im Rahmen einer Studie wurde an einem konkreten Kraftwerksstandort das Potential und die
Kosten der verfügbaren biogenen Brennstoffe ermittelt, die technische Umsetzung
überprüft und die notwendigen Kosten einer Umrüstung zusammengestellt /11/.
Aufgrund der zur Verfügung stehenden Biomassemenge von jeweils 100.000 Tonnen (t) Holz
und Stroh wurde festgelegt, daß für jeweils 80.000 Tonnen ein Mitverbrennungskonzept
entwickelt werden soll. Das betrachtete 750 MWel Kraftwerk wird im
Mittellastbereich eingesetzt und ist im Jahr 4000 Stunden mit mehr als 50 Prozent
Kessellast (gesichertes Kohlefeuer ist Voraussetzung für die Zufeuerung) in Betrieb. Im
Durchschnitt entspricht dies 16 Stunden am Tag. Daraus ergibt sich für die Mitverbrennung
eine Zudosierleistung von 20 t/h Stroh und 20 t/h Holz, entsprechend einem Anteil der
Feuerungswärmeleistung von acht Prozent bei Vollast.
Die Anlieferung der Biomassen ans Kraftwerk soll jeweils mit Lastkraftwagen erfolgen. Der
Biomasseumschlag an der Anlage ist in Tabelle 2 dargestellt. Pro Lastkraftwagen können 14
Tonnen Holz oder 12 Tonnen Stroh transportiert werden. Um auch an den anlieferungsfreien
Wochenenden Biomasse einsetzen zu können, beträgt die tägliche Anlieferungsmenge
jeweils 450 Tonnen Holz und Stroh oder 70 Lkw-Ladungen. Somit muß alle sechs Minuten ein
Lkw auf dem Kraftwerksgelände entladen werden.
Um die Biomassen in einer Kohlenstaubfeuerung mitverbrennen zu können, müssen diese
entweder auf einen zusätzlich zu integrierenden Rost aufgebracht werden oder staubförmig
aufgemahlen und wie die Kohle in den Kessel eingeblasen werden. Der Rostvariante steht
entgegen, daß bei einem Biomassemassenstrom von 40 t/h, entsprechend etwa 140 Megawatt
Feuerungswärmeleistung, und einer Rostbelastung von 1 MW/m2 eine Rostfläche
von 140 m2 in den Aschetrichter eingebaut werden müßte. Dies bedeutet einmal
einen vollständigen Umbau beziehungsweise teilweisen Wegfall des Aschetrichters, des
weiteren muß der Rost vor der großen Wärmestrahlungsbelastung durch den
darüberliegenden Feuerraum geschützt werden. Über den Rost muß zudem die herabfallende
Schlacke aus dem Kessel abtransportiert werden.
Die Einblasung der Biomasse erfordert eine vorherige Zerkleinerung. Aufgrund der geringen
Energiedichte der Biomassen und der daraus resultierenden großen zu verarbeitenden
Volumina kommt eine Zerkleinerung gemeinsam mit der Kohle in den Kohlemühlen nicht in
Betracht. Es muß eine separate Zerkleinerung erfolgen. Für Holz und Stroh wurde jeweils
eine eigene Aufbereitung und Lagerung vorgesehen. Um einen Wochenendbetrieb gewährleisten
zu können muß die Kapazität für drei Tage ausreichen. Dafür sind jeweils 800 Tonnen
zu lagern. In Abbildung 14 und 15 sind die Aufbereitungsanlagen schematisch dargestellt.
Holz wird in Form von Hackschnitzeln (HS) ans Kraftwerk angeliefert. Über eine
Zugbodenanlage werden die HS auf einen Scheibensortierer gefördert, der zu grobe Stücke
aussortiert, um Störungen in den nachfolgenden Fördereinrichtungen auszuschließen.
Anschließend werden sie ins Großsilo gefördert. Um 800 Tonnen lagern zu können ist das
Silo auf 5000 m3 Bruttovolumen ausgelegt. Von dort werden die HS über ein
kleines Dosiersilo der Grobzerkleinerung zugeführt. In Abbildung 14 ist zusätzlich eine
optionale Trocknung dargestellt. Soll nur sehr frisches, nasses Waldrestholz eingesetzt
werden, muß eventuell zwischen Grob- und Feinzerkleinerung getrocknet werden, damit die
Feinzerkleinerungsmühlen nicht verkleben. Nach einer erneuten Zwischenlagerung werden die
vorzerkleinerten HS in vier Teilströme aufgeteilt, in den Hammermühlen auf die
endgültige Korngröße zerkleinert und pneumatisch in das Feingutsilo transportiert.
Mittels zwei Bandwaagen erfolgt die Dosierung und die anschließende pneumatische
Förderung zum Kessel.
Die Aufbereitung und Lagerung von Stroh ist in zwei Hallen untergebracht. Die Anlage wurde
in Anlehnung an die bereits realisierte Strohaufbereitungsanlage in Grenaa (Dänemark)
ausgelegt. Diese ist in Abbildung 16 dargestellt. Die Strohballen (Hesstonballen) werden
per Lkw angeliefert, über eine automatische Kranbahn entladen und ins Lager verbracht.
Das zu lagernde Stroh hat ein Nettovolumen von knapp 6000 m3 und wird auf etwa
800 m2 Stellfläche untergebracht. Ein zweiter Kran beschickt die 4-straßige
Aufbereitungsanlage. Die Strohballen passieren zunächst einen Metalldetektor der beim
Auftreten von Metall den Ballen auswirft. Dann werden die Ballenschnüre entfernt und der
Ballen im Ballenauflöser vorzerkleinert. In einer Steinfalle werden stückige
Fremdkörper ausgeschleust. Von dort gelangt das Stroh über eine weitere Vorzerkleinerung
zur Feinzerkleinerung. Die anschließende Dosierung des Strohs über eine Bandwaage
übernimmt auch die Steuerung der Aufbereitungsstraße. Im Anschluß werden zwei Straßen
zusammengefaßt und das Stroh pneumatisch zu den Brennern gefördert.
Für die staubförmige Einbringung der Biomasse in den Kessel wurden verschiedene
Varianten untersucht. Bei dem Kessel handelt es sich um eine Tangentialfeuerung. Die
Brenner sind in vier Lagen übereinander jeweils in den Ecken angeordnet. Einer von 16
vorhandenen Brennern des untersuchten Kessels ist in Abbildung 17 dargestellt. Die
Eindüsung soll nach Möglichkeit in bereits vorhandene Kesselöffnungen erfolgen, um
ansonsten notwendige Umverrohrungen und Kesselrohrausbiegungen zu vermeiden. Es ergeben
sich Möglichkeiten zur Einblasung der Biomasse mit der Zwischenluft und die Zumischung in
die Kohlestaubleitung. Die aussichtsreichste Möglichkeit stellt jedoch die Substitution
von vier der insgesamt acht Ölbrennerlanzen einer Ebene dar. Die beim Umstellen von Öl-
auf Kohlefeuer notwendige Mindestölmenge kann durch die verbleibenden vier Öllanzen
erreicht werden. Über die Biomassebrenner soll dann jeweils diagonal Holz beziehungsweise
Stroh eingeblasen werden. Durch die Einbringung der Biomasse in die obere Halbebene 2
steht der Biomasse einerseits ein möglichst langer Ausbrandweg zur Verfügung,
andererseits werden nach unten fallende größere Biomassepartikel durch das darunter
liegende Kohlefeuer gezündet und wieder nach oben getrieben. Wenn in der Brennerebene 2
die entsprechende Kohlemenge zurückgefahren, die Verbrennungsluftmenge aber beibehalten
wird, steht für die Biomasse die richtige Verbrennungsluftmenge zur Verfügung. Bei
Nichtbetrieb der Biomassebrenner müssen diese mittels Sperrluft gesichert werden. Für
diese Variante konnte der Umbauaufwand zusammen mit dem Feuerungshersteller ermittelt
werden.
6. Ausgeführte Anlagen
In Deutschland wird beziehungsweise wurde das Konzept der Mitverbrennung an drei
Großanlagen erprobt. In den USA sind zahlreiche Erfahrungen bei der Holzmitverbrennung
vorhanden. Die Anlagen sind überwiegend im Bundesstaat Tennessee angesiedelt und arbeiten
fast ausschließlich mit der staubförmigen Einblasung der Biomasse.
In Europa wird die Mitverbrennung von Biomasse in Kohlekraftwerken nur in Dänemark, den
Niederlanden und in einer Anlage in Österreich praktiziert.
In Dänemark wurden eine Wirbelschicht und eine Staubfeuerung auf Mitverbrennung
umgerüstet. Die zirkulierende Wirbelschicht in Grenaa mit 88 MW thermischer Leistung wird
im Dauerbetrieb mit bis zu 60 Prozent der Brennstoffleistung aus Stroh betrieben. Die
Strohaufbereitungsanlage ist in Abbildung 17 dargestellt. Bei dieser Anlage, die zur
Erzeugung eines hohen Wirkungsgrades mit hohen Dampfparametern gefahren wird, haben sich
starke Korrosionprobleme am Überhitzer gezeigt. Das in dänischem Stroh in
Konzentrationen mit bis zu einem Gewichtsprozent enthaltene Chlor, in Verbindung mit dem
in Stroh reichlich vorhandenen Kalium, wird für diesen Effekt verantwortlich gemacht. Bei
Dampftemperaturen unter 450 °C war die Korrosion weniger ausgeprägt.
An dem 130 MWel kohlenstaubgefeuerten Kraftwerk in Esbjerg/DK betrug der
Strohanteil in Versuchen bis 20 Prozent der Feuerungswärmeleistung. Das Stroh wird bei
dieser Anlage nach einer Aufmahlung staubförmig in die Brennkammer eingeblasen. Dazu
wurden zwei Kohlebrenner durch Biomassebrenner ersetzt. Untersuchungen zum
Korrosionsverhalten ergaben, daß bei moderaten Biomasseanteilen bis 20 Prozent die
Probleme beherrscht werden können. Die Korrosion bei der Mitverbrennung in einer
Staubfeuerung ist weniger ausgeprägt als bei der Wirbelschichtfeuerung. Die genauen
Korrosionsmechanismen werden momentan noch erforscht. In Dänemark sind jedoch aufgrund
der Korrosionsproblematik auch Anlagen in Planung, die eine dampfseitige Kopplung der
Kohle- und Biomassenutzung vorsehen, um eine Schädigung der Kohlekessel zu vermeiden.
In Nijmwegen/NL ist ein 766 MWel Kraftwerk in Betrieb, bei dem fünf Prozent
der Brennstoffleistung durch Altholz ersetzt wurde. Bei dieser Feuerung erfolgt die
Holzzufeuerung ebenfalls staubförmig.
Ein anderes Konzept wurde in St. Andrä/A verfolgt, hier wurde eine Kohlenstaubfeuerung
mit einem Schwingrost im Aschetrichter nachgerüstet, auf dem Holzhackschnitzel verbrannt
werden. Die Biomassefeuerungsleistung beträgt dabei zehn MW entsprechend drei Prozent der
Gesamtfeuerungsleistung.
7. Zusammenfassung
Zur Minderung der energieverbrauchsbedingten CO2-Emissionen ist der Einsatz von
Biomasse in Feuerungen eine sofort verfügbare Option.
Im Kleinanlagenbereich und für Feuerungssysteme im Megawattbereich sind die
Feuerungstechniken für Holz am Markt etabliert, für halmartige Biomassen sind einige
Sonderlösungen verfügbar.
Die Mitverbrennung in Kohlefeuerungen ist eine kostengünstige, sinnvolle und technisch
machbare Lösung für den Einsatz von Biomasse. Während holzartige Biomasse nur geringe
Auswirkungen auf die Feuerung und die nachgeschalteten Reinigungsanlagen mit sich bringen,
kann sich bei halmartigen Biomassen eine Begrenzung des Biomasseanteiles ergeben. Probleme
bereiten insbesondere der Chloranteil und der Gehalt an Alkalien. Die kritischsten
Auswirkungen können dabei im Feuerraum durch Verschlackung, im Bereich der
Endüberhitzerheizflächen durch Korrosion und bei DENOX-Katalysatoren in
High-Dust-Schaltung durch Deaktivierung sowie ascheseitig durch die Verwendbarkeit der
Reststoffe auftreten.
8. Schlußfolgerungen
Um das in Deutschland technisch mögliche Potential an Biomasse sauber, kostengünstig und
in einem kurzen Zeitraum thermisch zu nutzen, müssen sämtliche Verbrennungssysteme und
-möglichkeiten ausgeschöpft werden. Dazu müssen sowohl die vorhandenen dezentralen
Kleinanlagen stärker genutzt, die industriellen Anlagen weiter ausgebaut als auch die
Mitverbrennung in Großkraftwerken mit in Betracht gezogen werden.
Aufgrund ihrer weiten Verbreitung wurden die kleinen und mittleren
Biomasseverbrennungsanlagen hinsichtlich ihres Automatisierungsgrads und ihrer Emissionen
vor allem in Österreich und in Dänemark in den letzten Jahren stark weiterentwickelt.
Dadurch ist bei diesen Anlagen, wenn sie mit Holz befeuert werden, ein Stand der Technik
erreicht, der eine weitere Verbreitung ermöglicht.
Der Einsatz von modernen emissionsarmen Feuerungs- und Rauchgasreinigungsanlagen ist erst
für größere Anlagen wirtschaftlich, so daß insbesondere für schwierige Brennstoffe,
wie zum Beispiel Stroh oder auch belastete Reststoffe, eine Mindestleistung von etwa 1-2
Megawatt für sinnvoll gehalten wird. Im Rahmen des vom BML geförderten Modellversuches
"Wärme-/Stromgewinnung aus nachwachsenden Rohstoffen" werden als mögliche
Feuerungstechniken die Rost-, Wirbel- und Zigarrenfeuerung angedacht /12/.
Die bisher vorliegenden Erfahrungen zur Mitverbrennung in Kohlefeuerungsanlagen zeigen,
daß eine Umstellung der Feuerungsanlage auf eine Biomassezusatzfeuerung zu Problemen
führen kann, die jedoch bei nicht zu hohen Biomasseanteilen lösbar sind, wie der Einsatz
von Stroh in den Kraftwerken Studstrup und Grenaa in Dänemark belegt. Auch bei
Kraftwerksmitverbrennung gestaltet sich der Einsatz von Holz recht unproblematisch. Die
Mitverbrennung kann deshalb als eine kostengünstige und verfügbare Technik bezeichnet
werden.
Entscheidend für den verstärkten Einsatz der Biomasse werden die Kosten für die
Bereitstellung und Nutzung der Biomasse sein. Steht der Entsorgungsaspekt einer Biomasse
im Vordergrund, so werden diese bereits heute zum Teil genutzt. Studien, die von
Energieversorgungsunternehmen erstellt wurden, zeigen, daß die thermische Nutzung
nachwachsender Rohstoffe in der Nähe der Wirtschaftlichkeit liegen kann. Gegenüber dem
Energieträger Erdgas ergeben sich deutliche Mehrkosten der Investitionen aufgrund der
Brennstoffaufbereitung, der aufwendigeren Feuerungstechnik und der Rauchgasreinigung, die
über die Brennstoffkosten nicht ausgeglichen werden können. Wenn die Biomas-se einen
wesentlichen Beitrag zur CO2-Minderung leisten soll, ist die Politik gefordert,
entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen.
Literatur
/1/ Siegle, V., Kicherer, A., Spliethoff, H., Hein, K.R.G.: Untersuchungen zur
schadstoffarmen Verbrennung staubförmiger Energiepflanzen und Reststoffen aus der
Holzverarbeitung. Forschungsbericht KfK-PEF 103, 03/95
/2/ Kaltschmitt, M., Wiese, A.: Erneuerbare Energieträger in Deutschland. Potentiale und
Kosten. Springer Verlag, Berlin 1993
/3/ Baumbach, G., Angerer, M.: Schadstoffemissionen gewerblicher und industrieller
Holzverbrennung; Erfassung des Standes der Technik und Möglichkeiten zur
Emissionsminderung. Forschungsbericht KfK-PEF 103, 1993
/4/ Kaltschmitt, M., Becher, S.: Analyse der Biomassenutzung in Deutschland. Int. Tagung
"Thermische Nutzung von Biomassen", Universität Stuttgart 14./15.4.1994
/5/ Fa. Weiss, Firmenunterlagen der Fa. Weiss, Dillenburg
/6/ Siegle, V., Spliethoff, H., Hein, K.R.G.: Aufbereitung und Mitverbrennung von
Ganzpflanzen mit Steinkohle in einer Staubfeuerung. DGMK-Fachtagung "Energetische und
stoffliche Nutzung von Abfällen und nachwachsenden Rohstoffen"; 22. bis 24. April
1996, Velen/Westfalen
/7/ Bemtgen, J.M., Hein, K.R.G., Minchener, A.: Combined Combustion of Biomass/Sewage
Sludge and Coals, Volume II: Final Reports, APAS Clean Coal Technology Programme,
ISBN-3-928123-16-5
/8/ Spliethoff, H., Hein, K.R.G.: Eignung von Kohlenstaubfeuerungen zur Mitverbrennung von
Biomasse und Klärschlamm, VDI-Berichte 1193, 1995, S. 125-133
/9/ Kicherer, A.: Biomassemitverbrennung in Staubfeuerungen, Technische Möglichkeiten und
Schadstoffemissionen. Dissertation am IVD der Universität Stuttgart; VDI-Verlag, Reihe 6
Energietechnik Nr. 344, 1996, S. 108-119
/10/ Spliethoff, H., Hein, K.R.G.: Effect of Co-combustion of Biomass on Emissions in
Pulverized Fuel Furnaces. Conference "Biomass Usage for Utility and Industrial
Power", April, 28th-May 3rd, 1996, Snowbird, USA
/11/ Siegle, V. et. al.: Machbarkeitsstudie zur Umrüstung eines Steinkohlekraftwerkes
für die Mitverbrennung von Biomasse. Konferenz "Energetische Nutzung nachwachsender
Rohstoffe" 5.-6. September 96, Freiberg
/12/ Wintzer et. al.: Modellversuch "Wärme-/
Stromerzeugung aus nachwachsenden Rohstoffen" - Auswertung von 30
Machbarkeitsstudien. Schriftenreihe "Nachwachsende Rohstoffe" Band 1. 1994
Der Autor
Professor Dr.-Ing. Klaus R.G. Hein, geboren am 18. April 1939 in Dresden, begann seinen
beruflichen Werdegang nach Abschluß des Studiums der Verfahrenstechnik an der RWTH Aachen
und einem einjährigen Austauschstipendium in Chemical Engineering am Imperial College
1965 in London bei der International Flame Research Foundation IJmuiden, Niederlande, in
der industriellen Forschung zum Einsatz fossiler Brennstoffe. Ab 1971 übernahm er den
Aufbau und die Leitung einer Forschungs- und Entwicklungsabteilung bei der
Rheinisch-Westfälischen Elektrizitätswerke (RWE) AG Essen, die sich mit der Lösung von
Problemstellungen bei dem Einsatz von Kohlen im Kraftwerksbereich und insbesonders mit der
Entwicklung und dem großtechnischen Einsatz von Emissionsminderungsverfahren befaßte.
Parallel zu dieser Tätigkeit konnte er 1972 seine Promotion an der Universität Stuttgart
abschließen und wurde 1986 auf den Lehrstuhl für Brennstoffkonversion an der Technischen
Universität Delft, Niederlande, in Teilzeit berufen. 1992 folgte er einem Ruf der
Universität Stuttgart auf die Position des Direktors des Instituts für Verfahrenstechnik
und Dampfkesselwesen (IVD); außerdem ist er im Rahmen intensiver externer
Lehraktivitäten unter anderem auch als Professor an Universitäten in Peking, Wuhan und
Huhhot in der Volksrepublik China tätig. Im Jahr 1983 wurde Klaus R. G. Hein für seine
erfolgreichen Bemühungen zur Integration des Umweltschutzes in den Kraftwerksbereich von
der Technischen Vereinigung der Großkraftwerksbetreiber (VGB) Essen mit dem
Heinrich-Mandel-Preis ausgezeichnet; seine Arbeiten sind in bisher über 200
Veröffentlichungen dokumentiert. Durch vielfache Beratungsfunktion, die Mitgliedschaft in
führenden nationalen und internationalen Fachgremien und durch die Beratung der
Europäischen Kommission ist Professor Hein zwischenzeitlich als in Europa und darüber
hinaus anerkannter Fachmann auf dem Gebiet der Energieumwandlung in Wissenschaft,
Forschung und industrieller Anwendung tätig.
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