Bitte benutzen Sie diese Kennung, um auf die Ressource zu verweisen: http://dx.doi.org/10.18419/opus-5445
Autor(en): Kummer, Heike
Titel: Betriebliche Berufsausbildung unter den Bedingungen der Lean Production : eine soziologische Analyse in der Automobilindustrie
Sonstige Titel: Company vocational programmes and lean production : a sociological study in the german automotive industry
Erscheinungsdatum: 2002
Dokumentart: Dissertation
URI: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:93-opus-12372
http://elib.uni-stuttgart.de/handle/11682/5462
http://dx.doi.org/10.18419/opus-5445
Zusammenfassung: Die vorliegende Arbeit zur betrieblichen Berufsausbildung unter den Bedingungen der Lean Production stellt sich zentralen Fragen der beruflichen Qualifizierung in Deutschland. Galt das duale Ausbildungssystem bis vor kurzem noch als ein überragendes Qualifizierungsmodell, machen Veränderungen der Betriebs- und Arbeitsorganisation, die seit Mitte der neunziger Jahre unter dem Namen Lean Production stattgefunden haben, auf verschiedene Defizite aufmerksam. Während in den Produktionsbereichen funktions- und hierarchieübergreifende Anforderungen entstehen, orientiert sich das Ausbildungssystem nach wie vor an einer funktionsorientierten Arbeitsteilung, wie sie für den Taylorismus typisch ist. Somit ist eine Situation entstanden, in der die im dualen System ausgebildeten Qualifikationen nicht unmittelbar zu den nunmehr vorherrschenden Qualifikationsanforderungen passen. Letztlich geht es um die Fragestellung, was die Veränderungen auf der Ebene der Produktion für das deutsche System der beruflichen Ausbildung auf betrieblicher und gesellschaftlicher Ebene bedeuten. Dabei ist zu berücksichtigen, dass aufgrund der dualen Struktur des Berufsbildungssystems in Deutschland bei Veränderungen beide Seiten betroffen sind. Zum einen die überbetriebliche Ebene, die verbindliche Rahmenregelungen festschreibt und einen allgemeingültigen Ausbildungsabschluss garantiert. Zum anderen die betriebliche Ebene, die wiederum in Bereiche der Produktion und Ausbildung aufgegliedert ist. Wenn nun in den Produktionsbereichen Anforderungen entstehen, die sich von den Bedingungen der Produktionsökonomie ableiten, der betriebliche Ausbildungsbereich aber zugleich überbetrieblichen Rahmenregelungen verpflichtet ist, die das duale Ausbildungssystem setzt, und nicht außerhalb betrieblicher Entscheidungen, Normen und Regeln agieren kann, dann führt dies zu der Fragestellung, wie auf der betrieblichen Ebene die unterschiedlichen Seiten aufeinander abgestimmt und koordiniert werden. Daran schließt sich auch die Frage an, inwieweit das duale Berufsbildungssystem in Deutschland den notwendigen Anpassungsprozess fördert oder behindert. Diese Problematik ist Ausgang und Schwerpunkt der vorliegenden empirischen Fallstudie in der Automobilindustrie. In einem ersten Schritt werden verschiedene Voraussetzungen der Arbeit geklärt, wie zum Beispiel die Organisation der beruflichen Qualifizierung in Deutschland oder die Entwicklung von Produktionsarbeit und Qualifikationsanforderungen. In einem weiteren Schritt werden theoretische Überlegungen vorgestellt, die es erlauben, das Verhältnis von Abstimmung und Koordination zwischen Produktions- und Ausbildungsbereich systematisch zu erfassen. Vor dem Hintergrund dieser Ausführungen und der sich daraus ableitenden Fragestellungen befasst sich der empirische Teil der Arbeit zunächst mit Veränderungen der Betriebs- und Arbeitsorganisation in verschiedenen Produktionsbereichen und mit ihren Auswirkungen auf Qualifikationsanforderungen. Im Vordergrund stehen dabei die Integration der Instandhaltung in die Produktion und die Einführung von Gruppenarbeit. Überraschend sind dabei zwei Beobachtungen: Zum einen die Unterschiedlichkeit der realisierten Arbeitseinsatzkonzepte, die von Systemregulierung bis zu Systemoptimierung und von teilautonomer bis zu flexibel standardisierter Gruppenarbeit reichen. Zum anderen das hohe Maß an Überqualifizierung in den untersuchten Produktionsbereichen, insbesondere in den arbeits-intensiven Montagebereichen. Dabei sind auch neuere Konzepte der Arbeitsorganisation, die auf eine flexibel standardisierte Gruppenarbeit setzen, nicht in der Lage, die Situation grundsätzlich zu entschärfen. An diesen Teil, der sich mit den Veränderungen in den Produktionsbereichen beschäftigt, schließt sich die empirische Untersuchung des betrieblichen Ausbildungsbereichs an. Dabei wird deutlich werden, dass die Angleichungsversuche des betrieblichen Ausbildungsbereichs aus unterschiedlichen Gründen nur begrenzt gelingen. Zum einen steht den neuen Anforderungen ein tradiertes Berufsverständnis entgegen, das zu Statusunterschieden zwischen unterschiedlichen Berufsgruppen oder zwischen beruflich Qualifizierten und Angelernten führt und eine notwendige Kooperation zwischen den unterschiedlichen Gruppen erschwert. Zum anderen werden Berufsbilder und Prüfungsordnungen nicht zeitnah an die veränderten Anforderungen angeglichen. Hinzu kommen aber auch Entscheidungen auf Unternehmensebene, die aus einem strategischen Kalkül getroffen werden. Der Betriebsrat gilt hier genauso als Argument wie die soziale Verantwortung des Unternehmens für die Entwicklungsfähigkeit der Region. Unter diesen Voraussetzungen haben Mechanismen eine besondere Bedeutung, die die unterschiedlichen Voraussetzungen und Interessen aufeinander abstimmen und koordinieren. An dieser Stelle wird sich allerdings auch zeigen, dass der in dieser Hinsicht vorhandene Handlungsspielraum nicht voll ausgeschöpft wird.
The following thesis on company vocational programmes - taking into consideration the topic of lean production - begs the central question of the future of these programmes in Germany. Until recently, the so-called "duel training system" (the German apprenticeship/study programme) was seen as an outstanding programme for qualification and training. However, changes in the organisation of businesses and work due to lean production methods since the middle of the 90s, has shown that there is a deficit in various areas. Although demands for functional and management requirements have risen in the areas of production, the vocational training system is still orientated towards a functional division of work, which is typical for Taylorism. Therefore a situation has ensued in which vocational training within the dual system has not necessarily adapted to the current training and qualification demands within companies. Recently, the question has arisen as to what effect changes at production level have had and will have on the German training and apprenticeship schemes as well as changes at a social level. At the same time it should be taken into consideration that both at company level and vocational programme level will be affected by changes due to the structure of the German dual apprenticeship and training schemes. On the one hand basic and compulsory regulations and a generally accepted qualification certificate are guaranteed industry-wide. On the other hand, at the business level, training is classified in areas of production. If demands occur in the areas of production, deriving from conditions in the area of production economy, but which are bound to the basic industry-wide regulations that pertain to the qualification system and cannot react to decisions, norms and rules outside of these rules, then this leads to the question as to how it will be possible to co-ordinate these different sides at company level. In connection with this, the question as to how far the dual system in Germany encourages or hinders the necessary process of adaptation should also be raised. These questions were the initial point and are also the focal point of the following empirical case study taken from the (German) automobile industry.
Enthalten in den Sammlungen:10 Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften

Dateien zu dieser Ressource:
Datei Beschreibung GrößeFormat 
Diss.pdf1,24 MBAdobe PDFÖffnen/Anzeigen


Alle Ressourcen in diesem Repositorium sind urheberrechtlich geschützt.