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Autor(en): Hecker, Michael
Titel: Structurel - structural : Einfluss "strukturalistischer" Theorien auf die Entwicklung architektonischer und städtebaulicher Ordnungs- und Gestaltungsprinzipien in West-Deutschland im Zeitraum von 1959 - 1975 ; unter besonderer Berücksichtigung städtebaulicher und gebäudekundlicher Aspekte
Sonstige Titel: Structurel - structural : the influences of "structural" theory on the development of the principles of order and form in architecture and urban development in West Germany between 1959 and 1975 ; with emphasis on aspects of urban-planning and building typlogies
Erscheinungsdatum: 2007
Dokumentart: Dissertation
URI: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:93-opus-29828
http://elib.uni-stuttgart.de/handle/11682/63
http://dx.doi.org/10.18419/opus-46
Zusammenfassung: Mit der Strömung des "Strukturalismus" in Architektur und Städtebau, innerhalb des Untersuchungszeitraumes, verband sich eine vehement geführte Kulturkritik an einem sich abzeichnenden Paradigmenwechsel hin zu einer auf Wissenschaft und Technologie orientierten Architektur- und Städtebauauffassung. Ausgelöst wurde dies auch durch die Bautechnik und die sich verändernde Bauwirtschaft, die zunehmend Einfluss auf das Selbstverständnis von Architekten und Planern nahmen. Als Strömung gegen diese technisch orientierten Entwicklungstendenzen, aber auch als Reformierung der architektonischen Moderne der 2. Generation, suchte die strukturalistische Bewegung (Teil der so genannten 3. Generation) nach neuen Ansätzen und Antworten auf die sich abzeichnenden gesellschaftlichen und technologischen Veränderungen. Dabei wird eine Affinität zu dem von Levi-Strauss geprägten anthropologischen Strukturbegriff deutlich, der vor allem durch die "Forum Gruppe" und "Team Ten" vertreten wurde. An diesem Punkt setzt die Forschungsarbeit an. Auch in Westdeutschland zeigt sich in den Formenmerkmalen eine Affinität zu den so genannten Strukturalisten. Deshalb geht die vorliegende Untersuchung von der Ausgangsfrage aus: hat sich in Westdeutschland im Zeitraum von 1959-1975 eine ähnliche Entwicklung vollzogen oder gibt es eine ausschließlich auf einzelne Protagonisten bezogenen Entwicklung? Es lässt sich nachweisen, dass der "Strukturalismus" in Architektur und Städtebau in den Prozess einer explosionsartigen Verbreitung des Begriffes Struktur in viele Wissenschaftsbereiche eingebunden ist. Grundlage für die aufkommende "Struktur" Debatte war unter anderem die Kybernetik Norbert Wieners. Die Kybernetik formuliert den Anspruch sowohl technische als auch organismische Regelungsmechanismen zu analysieren und zu erklären. Die neue Methode hatte den Anspruch Steuerungsprozesse von Mensch und Maschine zu beschreiben. Hieraus entwickelte sich in der Folge eine kontrovers geführte Grundsatzdiskussion um die technomorphe Ausrichtung des Menschen und die anthromorphe Ausrichtung der Technik. Der Begriff Struktur und seine unterschiedlichen Interpretationen standen hierbei im Mittelpunkt. Diese Debatte gibt es ebenfalls in der internationalen Architektur- und Städtebaudiskussion, in der der Strukturbegriff ebenfalls verwendet wird. Auf der einen Seite wird der anthropologisch ausgerichtete Strukturalismus isoliert thematisiert, während die Weiterentwicklung technologisch orientierter Mittel davon getrennt den Strömungen des Metabolismus zu geordnet werden. Bis heute kann eine polarisierte Betrachtung beider Richtungen festgestellt werden. Gleichwohl zeigen sich interessante Ansatzpunkte, die bei einem ganzheitlichen Ansatz Hinweise geben können im Umgang mit humanen Gesetzmäßigkeiten und technologischem Fortschritt. In Westdeutschland zeigen sich Ansätze mit einer stark technomorphen Ausrichtung. Man kann auch von kybernetischem Strukturalismus sprechen. Die westdeutsche Architektur- und Städtebauentwicklung wurde stark geprägt von der Orientierung an Wissenschaft und Technologie. Hieraus resultiert in der Architektur und im Städtebau planungsmethodisch ein systemtheoretischer Ansatz mit stark produktionstechnischer Orientierung. Die intensive Beschäftigung mit dem wissenschaftlichen und technologischen Fortschritt führt bei einigen Architekten zur schöpferischen Transformation von Wissenschaft und Technik einerseits und zur Integration sozialer und humaner Ansprüche in die Architektur / den Städtebau andererseits. Damit haben sich die zunächst einseitig entwickelten produktiven Kräfte des wissenschaftlichen und technologischen Fortschritts mit den gesellschaftlichen und kulturellen Vorstellungen vereint. Letztendlich führt dies bei den Architekten und Planern dazu Formen zu erfinden und zu gestalten, eine Art ästhetischer Atomismus, der die bislang verborgene Struktur offen legt oder sichtbar macht. Man kann sagen, dass der Einfluss der Strukturdebatte zu einer neuen Denkweise, Ästhetik und Funktionalität in Architektur und Städtebau geführt haben, in der sich die zeitgenössischen Assoziationen und symbolischen Wertsetzungen widerspiegelten. Die einsetzende Wirtschaftskrise am Beginn der 1970er Jahre bereitete der westdeutschen Entwicklung ein jähes Ende. Auslösende Faktoren waren unter anderem das Ende des Wiederaufbaus, ein restauratives Denkbewusstsein und die so genannte "postmoderne" Architekturdebatte. In der westdeutschen Leitbilddiskussion bleibt diese Entwicklung bis heute negativ besetzt. Mit der Entwicklung neuer Informationstechnologien und deren Ausbreitung sowie den sich global auswirkenden Wirtschaftsmechanismen stehen wir wieder vor einem vergleichbaren Paradigmenwechsel. Nach wie vor steht das Verhältnis zwischen Mensch und Umwelt im Beziehungsgeflecht der produktiven Prozesse im Mittelpunkt des gesellschaftlichen Diskurses. Mit dem Rückgriff auf die Strukturdebatte am Beispiel der westdeutschen Entwicklung verbindet sich für den Autor die Hoffnung mit einem ganzheitlichen Prinzip, einer anthropmorphen und einer technomorphen Ausrichtung, die bislang und immer wieder einseitig geführte Diskussion zu öffnen. So stellt sich diese Untersuchung der abschließenden Frage, wie diese Erkenntnisse in eine Planungsmethodik von Architektur und Städtebau übertragen werden können, einer möglichen Vorgehensweise, die die gleichzeitige Auseinandersetzung mit Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sucht.
The influences of "structural" theory on the development of the principles of order and form in architecture and urban development in West Germany between 1959 and 1975, with emphasis on aspects of urban-planning and building typologies. The movement of 'Structuralism' in architecture and urban-planning - between the years 1959 and 1975 - emerged in a period of intense cultural criticism and discourse, and resulted in the re-ordering of conceptual paradigms into an architecture and urban-planning methodology based on science and technology. This situation was initiated by advancements in construction technology and a changing construction economy influencing the way architects and planners viewed their work. The Structuralist Movement - part of the so-called third generation and considered to be a reformed architectural modernism of the second generation - though opposed to these technological developments, searched for a new approaches and answers to the occurring social and technological changes. The Structuralist preference for the term 'Anthropological Structuralism' - a term used by Levi-Strauss - can be observed in the principles of the 'Forum Gruppe' and the 'Team Ten'. This is where the research begins. An affinity toward the formal features of the so-called Structuralists can be found in West Germany. The question the research examines is: Can a similar development be found in West Germany between 1959 and 1975 or is this development linked to a few single protagonists? It can be proved that 'Structuralism' in architecture and urban planning is closely connected to the process of the rapidly spreading use of the term 'Structure' in many scientific fields. The following debate about 'Structure' was - among other things - based on the cybernetics of Norbert Wiener. Cybernetics claimed to analyze and explain technical as well as organic mechanisms of organization, as well as describing the regulating mechanisms of man and machine. Consequently, began controversial debates regarding the principles of the technomorphic orientation of mankind and anthropomorphic orientation of technology. The core of these discussions confronted the usage of the term 'Structure' and its various interpretations. At this time discourse also began in international architectural and urban planning theory debates, examining the use and interpretation of the term 'Structure'. Whereas Structuralism in its anthropological interpretation can be observed as an isolated debate, the ongoing development of technological means is distinctly associated with the Metabolist movement. Though these polarized points of view can still be found today, they provide useful information and points of departure for a single approach applicable to distinctly human characteristics as well as technological development. The beginnings of a strongly technomorphic development - which can also be interpreted as Cybernetic Structuralism - can be found in West Germany whose architects and urban planners were influenced by a concentrated orientation on the fields of science and technology. This resulted in the emergence of methodical planning approaches toward architectural and urban development related to social systems theory with a strong emphasis on technical production. Architects and urban planners thorough consideration of scientific and technological advancements led, on the one hand, to a further creative transformation of science and technology, and on the other hand, to the integration of human and social demands in their work. With this the originally isolated advancements in scientific productive strength and technological development integrated social and cultural concepts. In response, architects and urban planners begin approaching the creation of forms and designs anew, a type of aesthetic atomism, revealing formerly hidden conceptual structures. It can be said that the influence of the debate on Structure led to a new way of thinking about contemporary aesthetics and functionality reflected in the symbols and values of present-day architecture and urban planning. The beginnings of the economic crisis of the 1970's abruptly stopped these developments. The elements initiating this stagnation were, among other things, the end of the post-war era of reconstruction, the restorative contemplation of values in society, and the so-called 'Post Modern' architectural debates. Discussions about exemplary model development in West Germany have, to this day, not been resolved. With the development and distribution of new information technologies, as well as globally active economic mechanisms, we find ourselves at the beginnings of another comparable shift in paradigms. The relationship between humans and environment - within the productive process - remains the center of our social discussions. By referring to the structural debates in the context of West German development, the author hopes to revisit these discussions based on a combined anthropomorphic and a technomorphic principle, which have been considered separate issues in contemporary debate. The concluding question of this research is how these findings could be translated into a single methodology - a possible approach - of architecture and urban planning including concurrent discourse of the past, present, and future.
Enthalten in den Sammlungen:01 Fakultät Architektur und Stadtplanung



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