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Autor(en): Flaig, Holger
Lohmann, Ursula
Ballschmiter, Karlheinz
Titel: Ökotoxikologie in Baden-Württemberg : Forschungsprofil und mögliche Forschungsverbünde
Erscheinungsdatum: 2000
Dokumentart: Arbeitspapier
Serie/Report Nr.: Arbeitsbericht / Akademie für Technikfolgenabschätzung in Baden-Württemberg;169
URI: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:93-opus-17951
http://elib.uni-stuttgart.de/handle/11682/8639
http://dx.doi.org/10.18419/opus-8622
ISBN: 3-934629-15-6
Zusammenfassung: Die Ökotoxikologie nimmt Fragestellungen auf, die traditionell ganz unterschiedlichen etablierten Lehrstühlen aus verschiedenen Fachgebieten zugeordnet werden. Zur Lösung ökotoxikologischer Fragen müssen aber verschiedene Disziplinen, insbesondere Chemie und Biologie, unmittelbar zusammenarbeiten. Fächerverbindende Arbeitsansätze werden in der Tradition der deutschen Universität jedoch nicht belohnt. So stellte der Wissenschaftsrat 1994 fest, dass die Ansätze in der ökotoxikologischen Forschung in Deutschland allzu disziplinär ausgerichtet seien. Der Landesforschungsbeirat Baden-Württemberg empfahl 1996, eine kritisch bewertende Bestandsaufnahme der ökotoxikologischen Forschungsaktivitäten in Baden-Württemberg durchzuführen mit dem Ziel, zu einer thematisch klar definierten Orientierung und auch Förderung der Forschung zu kommen. Die TA-Akademie hat daraufhin im Auftrag des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg ein Projekt „Das Forschungsprofil für den Bereich Ökotoxikologie im universitären und außeruniversitären Bereich Baden-Württembergs“ konzipiert und durchgeführt. Zunächst wurden die Forschungsaktivitäten im Land erfasst, dokumentiert und einer orientierenden Zuordnung unterzogen. In zwei Rundgesprächen mit Experten aus universitären und außeruniversitären Forschungseinrichtungen, der chemischen Industrie und Ministerien wurde eine Konzeption der TA-Akademie für die Bildung von Forschungsverbünden im Forschungsfeld Ökotoxikologie in Baden-Württemberg erörtert und konkretisiert. Universitätsübergreifende Forschungsverbünde sind vermutlich das Mittel der Wahl, damit die Ökotoxikologie als Fach an Profil gewinnen kann. Idealerweise sollen die Stärken einzelner Disziplinen im Verbund zusammengeführt, dadurch Synergieeffekte erzeugt und schließlich eine Gesamtschau des Forschungsthemas ermöglicht werden. Damit die Verbundvorhaben Erfolg haben, halten wir einige organisatorische Voraussetzungen für wesentlich. Neben einer straffen Koordination sind integrierende Vorgaben besonders wichtig. Dazu gehört, dass ein Projekt obligat von mindestens einem Vertreter der Umweltchemie und mindestens einem Vertreter der Wirkungsforschung in Baden-Württemberg durchgeführt werden sollte. Dazu gehören aber auch finanzielle Mittel, z. B. für den Austausch von Mitarbeitern, gemeinsame Diskussionsrunden, Seminare, Workshops und Tagungen. Intensiv zu prüfen wäre, ob die SFB-Variante „Transregio“ der Deutschen Forschungsgemeinschaft ein geeignetes Modell hierfür ist. Weiterhin sollten die Ergebnisse der einzelnen Arbeitsgruppen in regelmäßigen Zeitabständen zusammengeführt und zu einer integrierenden Gesamtschau verdichtet sowie periodisch von einem unabhängigen Gremium begutachtet bzw. evaluiert werden. Inhaltlich sollten bei der Planung künftiger (Verbund-)Projekte folgende Empfehlungen aus den Rundgesprächen berücksichtigt werden: - Betonung auf subakuten und möglichen chronischen Effekten - Schwerpunkt auf organischen Schadstoffen bzw. Einträgen und ihren möglichen biochemischen Wirkungsmechanismen oder auf die Überforderung von Stoffkreisläufen - Vermehrte Beachtung von Stoffgemischen und ihren Wechselwirkungen sowie der Ökotoxizität von Sekundärverbindungen - Beachtung von Schnittstellen: zwischen untersuchten Umweltmedien und zwischen untersuchten Komplexitätsstufen (vom Molekül zum Ökosystem). Die TA-Akademie schlägt zwei übergeordnete Rahmenkonzeptionen vor, die mit konkreten Verbundprojekten auszufüllen wären: 1. „Ökotoxikologie organischer Schadstoffe in Gewässern - Analyse, Transport, Verbleib und Wirkungen auf aquatische Ökosysteme“ 2. „Ökotoxikologie organischer Schadstoffe aus der Atmosphäre - Analyse, Transport, Umwandlung, Immission, Deposition und Wirkung auf terrestrische Ökosysteme“ In einer begrenzten Ausschreibung würden Ansprechpartner an den Universitäten des Landes aufgefordert, konkrete Projektvorschläge für die Rahmenkonzeptionen einzureichen. Potenzielle Ansprechpartner sind im Arbeitsbericht genannt; sie dienen auch außeruniversitären Forschungseinrichtungen als Anlaufstelle. Die Ausschreibung sollte auch in geeigneten Fachjournalen bekannt gemacht werden. Die Vorschläge würden von einem unabhängigen Gremium evaluiert und geeignete Verbundprojekte ausgewählt. Ein wichtiges Nebenergebnis hat die Aktualisierung der Bestandsaufnahme der universitären Arbeitsgruppen im Projektverlauf erbracht. Von 71 Personen wurden innerhalb von drei Jahren 10 Arbeitsgruppenleiter emeritiert, bei weiteren ist die Emeritierung absehbar, 6 Personen gingen an Forschungsstätten außerhalb Baden-Württembergs, und bei mindestens 6 Personen ist aufgrund der Zielrichtung aktuellerer Projekte fraglich, ob ökotoxikologische Themen weitergeführt werden.
Ecotoxicology takes up questions which are traditionally attributed to rather different academic chairs of various established disciplines. In order to solve ecotoxicological questions, however, different disciplines must work closely together, particularly chemistry and biology. But interdisciplinary working approaches are not rewarded by German university traditions. The German „Wissenschaftsrat“ (Science Council) for example stated in 1994, that approaches in ecotoxicological research in Germany are too much aligned with traditional disciplines. In 1996 the „Landesforschungsbeirat Baden-Württemberg“ (Research Council of the Federal State) recommended a critical inventory of ecotoxicological research activities in Baden-Württemberg in order to get a clearly defined orientation as well as a promotion of research. Assigned by the Ministry of Science, Research and Arts Baden-Württemberg, the Center of Technology Assessment (Center of TA) designed and performed a project „The Research Profile of Ecotoxicology in Baden-Württemberg“ with a focus on universities. Research activities in the federal state were registered, documented, and classified. In two round table discussions with experts from university and non-university research institutions, chemical industry, and ministries, the concept of the Center of TA for joint research projects in the field of ecotoxicology in Baden-Württemberg was put in concrete terms. Joint research projects beyond university boundaries are presumably the most promising tool for ecotoxicology to gain profile as a discipline. Ideally, the strong points of several subjects should be combined, thus creating synergy effects and enabling a comprehensive view of the research topic. We assume some organizational preconditions to be necessary for joint projects in order to be successful. Apart from a tight coordination, integrating measures are particularly important. Thus, a project should be obligatorily performed by at least one representative of environmental chemistry and one representative of research on biological effects. Financial means must be assigned, too, e.g. for the exchange of scientists and joint seminars, workshops or conferences. It should be checked thoroughly whether the „Transregio“-program of the „Deutsche Forschungsgemeinschaft“ could serve as a model for implementing these integrating measures. Moreover, the results of the different working groups should be regularly combined and condensed to a comprehensive view of the research topic. An independent peer group should periodically evaluate the results. When planning joint projects the following recommendations from the round table discussions should be considered with respect to research topics: - emphasis on subacute and possible chronic effects, - emphasis on organic pollutants and inputs, as well as their biochemical effect mechanisms, or on the perturbations of element cycles, - better consideration of mixtures of substances and their interaction as well as the ecotoxicity of secondary compounds, - consideration of interfaces: between environmental media examined and between degrees of complexity examined (from molecule to ecosystem). The Center of TA proposes two framework concepts, which are to be filled with defined joint research projects: 1. Ecotoxicology of organic pollutants in waters - analysis, transport, fate, and effects on aquatic ecosystems. 2. Ecotoxicology of organic pollutants from atmosphere - analysis, transport, transformation, immission, deposition, and effects on terrestrial ecosystems. By means of a limited announcement, contact persons at the universities of Baden-Württemberg would be requested to submit defined project plans for these framework concepts. Potential contact persons are named in this report - non-university researchers may contact them as well. The announcement should also be published in appropriate journals. An independent committee would evaluate the project proposals and select suitable joint projects. The actualization of the inventory in the course of the project produced an important side result. Within three years, out of 71 persons 10 group leaders were given emeritus status (others will follow in the foreseeable future), 6 persons went to research institutions outside Baden-Württemberg, and at least 6 persons may not continue ecotoxicological research according to the direction of their more recent projects.
Enthalten in den Sammlungen:16 Akademie für Technikfolgenabschätzung in Baden-Württemberg

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