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Durch die industrielle Forderung nach kürzeren
Produktentwicklungszyklen und schnellem Markteintritt des Produkts bei gleichzeitig
wachsenden Qualitätsanforderungen stehen Entwicklungsbereiche, insbesondere in der
Konstruktions- und Prototypenphase, vor stark anwachsendem Zeit- und Kostendruck. Die
hohen Entwicklungs- und Fertigungskosten bei der herkömmlichen Erzeugung von Prototypen
erfordern neue Technologien, die die Entwicklungszeit verkürzen und damit die
Wettbewerbssituation entscheidend verbessern. Die Entwicklungskosten haben hierbei
Einfluß auf den Marktpreis. Außerdem ist es entscheidend, wie schnell das Produkt
verfügbar ist. Der Entwicklungsprozeß wird durch den Einsatz von Prototypen deutlich
beschleunigt. Sie dienen als Design-, Funktions- und Fertigungsstudien und werden schon in
einer frühen Phase mit in die Konstruktion, Entwicklung und Arbeitsvorbereitung
einbezogen. Die schnelle Verfügbarkeit von Modellen trägt zur Verkürzung der
Planungsphasen und zur Verbesserung der Produkteigenschaften bei. Abbildung 1 zeigt die
sequentielle lineare Produktentwicklung im Vergleich zu Simultaneous Engineering.
Erfolgsentscheidender Faktor beim Simultaneous Engineering ist die Kooperation und
Kommunikation der Entwicklungsteams, die Möglichkeiten zur Nutzung schneller
Iterationszyklen bei der Konzeption und Konstruktion sowie die dadurch erreichbaren
frühen Evaluierungs- und Testphasen neuer Produkte und Prozesse.
Der hohe manuelle Aufwand zur Fertigung komplexer
Komponenten führt zu langen Entwicklungszeiten bei der Prototypenerzeugung. Analysen
haben gezeigt, daß mehr als 25 Prozent der Produktentwicklungszeit auf die Herstellung
von Prototypen entfällt. Die Abbildungen 2 und 3 zeigen, daß bei 60 Prozent aller
Prototypen die herkömmliche Fertigung mehrere Monate in Anspruch nimmt, wodurch sich die
Entwicklung dieser Produkte auf etwa ein bis vier Jahre ausdehnen kann /1/.
Diese Situation verdeutlicht den hohen Stellenwert des Rapid Prototyping, mit dem sich
außerdem der hohe Personal- und Kostenaufwand sichtbar reduzieren läßt.
Parallel zur Entwicklung der generativen
Fertigungsverfahren, wie zum Beispiel der Stereolithographie, der Lasersinter-Technologie,
des "Fused Deposition Modeling" oder des "Laminated Object
Manufacturing", ist der Bedarf an funktionellen Prototypen ständig gewachsen /2/. Der Einsatz dieser Technologien reicht vom Automobilbau über die
Haushaltsgeräte- und Spielwarenindustrie bis hin zum jüngsten Einsatzbereich, der Mikro-
und Medizintechnik. Bei all diesen Verfahren (siehe Tabelle) und ihnen angegliederten
Folgeschrittverfahren sind Kenntnisse aus den verschiedenen Disziplinen der Daten- und
Informationsverarbeitung, den Werkstoffwissenschaften, den Produktionstechnologien, der
Lasertechnik bis hin zur Umweltschutztechnik notwendig. Die verschiedenen
Industriebereiche erkennen in zunehmendem Maße den durch diese Verfahren gegebenen
Wettbewerbsvorteil, fordern aber gleichzeitig die ständige Verbesserung der
Materialeigenschaften und die dabei notwendige Anpassung der jeweiligen Verfahrenstechnik.
Derzeit lassen sich jedoch mit den generativen Fertigungsverfahren direkt und ohne
Zwischenschritte nur sehr eingeschränkt Prototypen mit funktionellem
Anwendungscharakter herstellen. Die Palette der Prototypenwerkstoffe reicht hierbei von
Photopolymeren, Thermoplasten, Papier- und Kunststoffolien bis hin zu Metallen und
Keramiken /3/.
Produktmodell
statt Zeichnung
Verfahren, bei denen dreidimensionale Modelle direkt aus CAD-Daten
ohne Zerspanungsvorgänge aufgebaut werden, faßt man unter dem Begriff Rapid Prototyping-
oder Generative Fertigungsverfahren zusammen. Es werden Methoden entwickelt, um aus
digitalen Daten von Konstruktionsprogrammen direkt Modelle aus Kunststoff oder Wachs
herzustellen. Diese sind hauptsächlich geeignet, die optische oder haptische Qualität zu
überprüfen. Es gibt mittlerweile erste Verfahren zur Verarbeitung metallischer
Werkstoffe. Damit lassen sich funktionsfertige Prototypen, Werkzeuge für die spätere
Serienfertigung oder sogar in geringen Stückzahlen die Produkte selbst, erstellen. Man
unterscheidet zunächst zwischen Designprototypen, die zur optischen und haptischen
Bewertung von Entwürfen dienen, sowie den geometrischen Prototypen, bei denen die Maß-
und Formgenauigkeit im Vordergrund steht. Funktionelle Prototypen dienen der Überprüfung
einzelner Funktionen von Bauteilen beziehungsweise Baugruppen, wohingegen die technischen
Prototypen alle Funktionsanforderungen des Serienproduktes erfüllen. Zunehmend werden
auch Vorserien-Produkte für Produktstudien und Markttests eingesetzt. Für den
Bauteilaufbau wird der Geometriedatensatz des dreidimensionalen Modells in einzelne
Querschnitte definierter Höhe zerlegt, deren Abstände mit den Schichtdicken beim
späteren Bauprozeß korrelieren und je nach Verfahren zwischen 0,1 und 0,4 mm betragen
(Abb. 4).Mit dieser Schichtung lassen sich Orte einer bestimmten Schnittebene eines
Bauteils definieren, an denen weiteres Material angelagert wird. Die einzelnen Verfahren
unterscheiden sich in der Art und Weise dieser sukzessiv schichtweisen Formgebung durch
Materialhinzufügung. Nachfolgend werden die wichtigsten Verfahren vorgestellt.
Stereolithographie
Das Prinzip der Stereolithographie beruht auf der Eigenschaft,
spezielle flüssige Kunststoffe (zum Beispiel Epoxidharze) unter der Einwirkung von
UV-Licht auszuhärten. Diese Kunststoffe werden als Photopolymere bezeichnet. Bei
punktueller Belichtung wird der vom Slice-Prozessor erzeugte Querschnitt durch das
Belichten der entsprechenden Querschnittsmuster mittels Laserstrahl polymerisiert. Die
Strahlauslenkung erfolgt hierbei durch zwei bewegliche Spiegel. Begrenzt wird die
Aushärtung in der Horizontalen durch den Durchmesser des Laserstrahls (etwa 0,25 mm) und
in der Vertikalen durch die optische Eindringtiefe des Lasers in das verwendete Harz. Die
Aushärtetiefe läßt sich dabei durch die eingekoppelte Laserenergie zwischen etwa 0,1 mm
und 0,5 mm variieren. Nach der Fertigstellung des ersten Querschnitts wird die Plattform
um die gewählte Schichtdicke abgesenkt. Danach wird neues Harz aufgebracht, die nächste
Schicht belichtet und damit polymerisiert (Abb. 5).
Lasersintern
Beim Lasersinterprozeß erhitzt ein Laser den pulverförmigen
Ausgangswerkstoff und erzeugt durch Verschmelzen einen Zusammenhalt der Partikel
untereinander. Der Laserstrahl wird von einem Scanner geführt und schmilzt dabei lokal
die jeweiligen Pulverpartikel auf. Die dabei eingekoppelte Energie des Lasers ist gerade
so groß, daß die Pulverpartikel selektiv versintert beziehungsweise miteinander
verschmolzen werden. Eine dünne Schicht (typischerweise 0,10,3mm) des Pulvers wird
so in eine feste Struktur überführt. Nachdem der erste Bauteilquerschnitt verfestigt
ist, wird die Bauplattform um eine Schichtdicke gesenkt, neues Pulver aufgebracht und der
nächste Querschnitt verfestigt (Abb. 6).
Laminated Object Manufacturing (LOM)
Das Laminated Object Manufacturing beruht darauf, daß aus dünnen
Folien Schicht für Schicht die einzelnen Konturen des zu generierenden Modells
ausgeschnitten und aufeinandergeklebt werden. Jede Folie entspricht dabei einem
Querschnitt des Modells. Eine heiße Laminierrolle klebt die erste Folie auf die
Plattform. Anschließend wird die Kontur des ersten Querschnitts mit dem Laserstrahl
ausgeschnitten, ebenso wird ein netzähnliches Schnittmuster außerhalb der Kontur
angelegt. Dann wird eine zweite Schicht auf den aus der vorhergehenden Schicht gebildeten
ersten Querschnitt geklebt. Es wird die Kontur des zweiten Querschnitts mit dem
Laserstrahl ausgeschnitten und wiederum das Schnittmuster außerhalb der Kontur angelegt.
Dieser Vorgang wird solange wiederholt, bis die letzte Schicht des Bauteils aufgeklebt und
die Kontur des letzten Querschnitts ausgeschnitten ist. Die Bauteilgeometrie wird somit
durch das Aufeinanderkleben einzelner Papierfolien und das anschließende Ausschneiden
entlang der Konturzüge mittels Laser erzeugt. Das gitterförmige Schnittmuster, das
außerhalb der Konturen des Bauteils angelegt ist, erleichtert das anschließende
Freilegen des Bauteils (Abb. 7).
Fused Deposition Modeling (FDM)
Beim Fused Deposition Modeling wird der Werkstoff in Filamentform
einem x-y-verfahrbaren und temperaturgeregelten Extruder zugeführt. Im Extruder wird der
Werkstoff aufgeschmolzen und mit einer Düse aufgetragen. Der Werkstoffauftrag erfolgt in
Linien. Die Dicke dieser Linien kann 0,05 mm bis 0,7 mm betragen und die Breite reicht von
0,3 bis 2,5 mm. Die Temperaturverhältnisse an diesem Mini-Extruder, auch Maschinenkopf
genannt, werden so eingestellt, daß der zähflüssige Schmelzestrom sofort nach Anbindung
an die untere Schicht erkaltet und somit erstarrt (Abb. 8)
.Multi Jet Modeling (MJM)
Das Multi Jet Modeling erstellt Modelle nach einem dem Print-Jet
ähnlichen Verfahren. Die einzelnen Düsen geben auf Anforderung über ein elektrisches
Signal geschmolzenes thermoplastisches Material aus. Die elektrischen Signale aktivieren
einzeln die Düsen, je nachdem, wann und wo Werkstoff aufgetragen werden soll. Das
thermoplastische Material erstarrt dabei sofort nach dem Auftrag (Abb. 9).
Gestaltfreiheit versus Verzug
Durch den additiven Aufbau der Prototypen ist es einerseits
möglich, jede beliebige Geometrie herzustellen, andererseits ergibt sich dadurch das
Problem des Verzugs, besonders an Überhängen. Im folgenden wird dies anhand der
Stereolithographie dargestellt, in ähnlicher Weise gilt dies für alle schichtweise
aufbauenden Verfahren.
Stereolithographie:
Ursache des Verzugs ist der Schwund, der bei der Polymerisation der
Photopolymerharze eintritt. Die erste Schicht eines Bauteiles oder Bauteilüberhangs kann
nach der Belichtung auf dem flüssigen Harz schwimmend frei schwinden. Wird in der
folgenden Schicht Material fest auf die vorhergehende gehärtet, wird der Schwund
behindert. Zwischen den Schichten entstehen Spannungen, die zum Ver-zug führen. In diesem
besonderen Fall spricht man von Curl (Locke), Abbildung 10. Die Lösung wären Harze, die
nicht schwinden. Dem stehen jedoch die vom Stereolithographieprozeß vorgegebenen
Anforderungen entgegen:Eine Schicht ist nach wenigen Sekunden belichtet und muß dann den
beim Beschichten auftretenden Kräften standhalten. Die Härtung muß also sehr schnell
vor sich gehen. Für gute Beschichtungen sollen die Harze eine sehr niedrige Viskosität
aufweisen. Der Verzug korreliert jedoch nicht direkt mit dem Schwund. Da das Material am
Anfang flüssig ist, bleibt ein Großteil des Schwunds ohne Wirkung. Erst wenn das
Material anfängt, sich zu verfestigen, entstehen Spannungen, die zum Verzug führen.
Durch geeignete Prozeßführung kann der Verzug entscheidend verringert werden. Um den
Schwund, die entstehenden Spannungen und die mechanischen Eigenschaften der Harze wie auch
die Reaktionstemperaturen in Abhängigkeit der Prozeßparameter zu untersuchen, wurde am
Institut für Kunststoffprüfung und Kunststoffkunde (IKP) eine Meßvorrichtung entwickelt
(Abb. 11). Mit ihr ist es möglich, schnell und effizient Harze zu bewerten oder geeignete
Prozeßparameter zu finden, die Verzugsmechanismen gezielt zu untersuchen und damit besser
zu verstehen.
In einem kleinen Harzbad wird eine Schicht von üblicherweise 3 mm x
8 mm aus Photopolymer mit dem Laser zwischen zwei Haken gehärtet. Die Dicke (0,11
mm) ergibt sich aus den Prozeßparametern und wird nach Versuchsende gemessen. In einem
Fall kann das Material frei schwinden, die Bewegung des einen Hakens wird aufgezeichnet.
Es ist jedoch möglich, zu jeder Zeit den Haken gezielt zu bewegen, um so einen Zugversuch
durchzuführen. Wird die Länge der Schicht von Anfang an konstant gehalten, wie im
Bauprozeß durch die darunter liegende Schicht, können die dazu notwendigen Kräfte
aufgezeichnet werden. Logarithmisch über der Zeit aufgetragen (Abb. 12) erkennt man den
um einige Sekunden verzögerten Anstieg des Linearschwundes. Erst nach ungefähr hundert
Sekunden klingt dieser ab, bis das Material beginnt zu quellen. Die Meßkurve kann durch
eine Summe von Exponentialfunktionen angenähert werden. Diese können wiederum einzelnen
Effekten, zum Beispiel aufgrund ihrer Zeitkonstante, zugeordnet werden.
Aussagen über die Polymerisationsumsatzrate können auch mit
Temperaturmessungen am Bad getroffen werden. In Temperaturbildern erscheinen die
Temperaturfelder an der Badoberfläche eindrucksvoll. Im gezeigten Beispiel wurde in einem
Photopolymer aus Acrylat eine Fläche von 3 mm x 8 mm bereits einmal belichtet. Im Moment
der Aufnahme wird eine zweite Belichtung durchgeführt (kleines helles Feld). Bei der
ersten Belichtung wird die Reaktion durch den im Material enthaltenen Sauerstoff gebremst.
Erst bei der zweiten Belichtung kommt sie richtig in Gang, erkennbar an den deutlich
höheren Temperaturen (Abb.13).
Lasersintern:
Die weitere Verbreitung des Lasersinterns und die Erschließung
zusätzlicher Anwendungsgebiete ist mit der Lösung der Applikationsprobleme für die
gewünschten Werkstoffe verbunden. Ein Großteil der Sinterbauteile wird aus Polystyrole,
Polycarbon oder Polyamid hergestellt. Die Anwendung dieser Materialien ist ausgereift und
beherrschbar. Es wäre allerdings falsch, hier von Bauteileigenschaften zu sprechen, die
mit denen von Serienbauteilen vergleichbar sind. Die mechanische Belastbarkeit leidet nach
wie vor an der unvollständigen Bauteildichte. Auch die Maßhaltigkeit ist durch die
Pulverform des Materials und den generativen Aufbau eingeschränkt. Bei einer genau
definierten Anwendung der Prototypen lassen sich diese Einschränkungen jedoch minimieren,
wobei die spezifischen Vorteile der Materialien genutzt werden können. So steht der
unzureichenden Belastbarkeit von lasergesinterten Polystyrolbauteilen der Vorteil einer
guten Eignung für das Abgießen in konventioneller Feingießtechnik gegenüber (Abb. 14).
Verschiedene Anwender fragen verstärkt nach gesinterten
Polyamidbauteilen. Die verbesserten mechanischen Eigenschaften dieser Teile erreichen fast
Serienniveau. Neue Materialadaptionen für die Lasersinter-Technologie wurden vor kurzem
von den verschiedenen Maschinenherstellern vorgestellt. Zur Anwendung kommen spezielle
Rezepturen aus gefüllten Polymeren für verstärkte Prototypen (E-Modul bis zu 2800
N/mm2), Metallpulvern für metallische Prototypen und Werkzeuge oder
Sand-Polymermischungen für Gießtechniken.
Die wichtigsten verfahrenstechnischen Faktoren sind durch die
Intensität, Energiedichte und Wechselwirkungszeit des Laserstrahls mit dem Pulverbett zu
beschreiben. Seitens der pulverförmigen Ausgangswerkstoffe sind als wesentliche
Stoffparameter die rheologischen, optischen und kalorischen Materialeigenschaften zu
nennen, welche während der Bearbeitung durch Reflexion, Transmission, Absorption und
Strahlungseinkopplung die Bearbeitungsparameter mitbestimmen. Der Prozeß des
Lasersinterns ist nur dann beherrschbar, wenn die durch Absorption elektromagnetischer
Strahlung umgesetzte Wärme sich im Pulverbett kontrollierbar verteilt. Abbildung 15 zeigt
als Modellvorstellung die Abnahme der Strahlintensität durch Reflexion, sowie Streuung
und Absorption beim Durchgang durch Materie /4/. Der
Intensitätsverlauf über der Eindringtiefe in das Material ist abhängig vom Weg der
durchstrahlten Materie und läßt sich nach dem Beerschen Absorptionsgesetz beschreiben:
Die Reflexion und Transmission sind Materialgrößen, welche sich
bei Kunststoffen sehr gut durch Spektralphotometer erfassen lassen (hier: FT-IR). Die
untersuchten Thermoplaste (PA11, PA-elastomermodifiziert, PC, PS, ABS) weisen, mit der
Voraussetzung einer genügend großen Schichtdicke (T=0), eine Reflexion im Bereich der
Laserwellenlänge (l=10,6µm) zwischen 510 Prozent auf. Das Verhalten polymerer
Werkstoffe kann durch die Volumenabsorption beschrieben werden (kaum Randzoneneinfluß
durch geringe Wärmeleitung), bei dem die Eindringtiefe der Laserstrahlung in das Material
in der Größenordnung der Schichtdicke oder darüber liegt. Das Verhalten metallischer
Werkstoffe kann durch die Oberflächenabsorption (großer Randzoneneinfluß durch hohe
Wärmeleitung und Strahlstreuung) beschrieben werden, da die Eindringtiefe der
IR-Strahlung in das Material wesentlich kleiner (sub-µ Bereich der Oberflächenschicht)
als die Schichtdicke ist.
Bei der allgemeinen Betrachtung der Laserbearbeitung pulverförmiger
Werkstoffe haben die Größen Kornform, Korngröße, Schüttdichte und Rieselfähigkeit
einen wesentlichen Einfluß auf die Sinterdichte und bestimmen somit zusammen mit den
mechanischen Materialkennwerten entscheidend die Bauteileigenschaften. Aufgrund der Natur
des drucklos temperaturgesteuerten Sinterprossezes lassen sich keine 100 Prozent dichten
Bauteile herstellen, kann jedoch durch die Wahl geeigneter Prozeßparameter in weiten
Bereichen variiert werden und, nach eigenen Untersuchungen, bis zu 91 Prozent betragen.
Abbildung 16 zeigt das Spannungs-Dehnungs-Diagramm von einem
Polyamid-Copolymer mit unterschiedlichen Sinterdichten und zugehörigen REM-Aufnahmen /5/.
Das im Entwicklungstadium befindliche Material hat gegenüber den
derzeit kommerziell eingesetzten Pulverwerkstoffen (siehe Tabelle) den Vorteil einer sehr
hohen Flexibilität und eignet sich hervorragend für Bauteile mit Schnapphaken und
Scharniergeometrien (Abb. 17). Bei den REM-Aufnahmen der Bauteile niedriger Dichte ist die
für den Sinterprozeß typische Ausbildung der Sinterhälse zu erkennen, welche sich mit
zunehmender Dichte (höhere Energiedichte des Lasers) vergrößern. Die meßbare laterale
Schwindung liegt bei etwa zwei Prozent relativ gering, setzt man eine
Pulverbettdichte (Dichte vor der Laserbearbeitung) von etwa 60 Prozent voraus. Ursache der
niedrigen Schwindung ist die bevorzugte Schwindungsrichtung entlang der Laserachse von bis
zu 50 Prozent (z-Richtung). Am Beispiel der bisher aufgeführten Pulverwerkstoffe mit
diversen Anwendungspotentialen wird deutlich, daß hier künftig noch einige
Verbesserungen hinsichtlich Prozeßstabilität und mechanischen beziehungsweise
thermischen Eigenschaften zu erwarten sind.
Die
zentrale Rolle der generativen Fertigungsverfahren in der Prozeßkette
Die generativen Fertigungsverfahren sind nicht nur für die weitere
Ablaufplanung der Prozeßkette von entscheidender Bedeutung. Sie bestimmen entscheidend
die Maß- und Formhaltigkeit der Prototypen am Ende der Prozeßkette. Abbildung 18 zeigt
die Prozeßkette von der Idee, über das RP-System, die Werkzeugtechnik und dem
entsprechenden Produktionsverfahren zum gewünschten Endteil. Die Prozeßketten erlauben
eine Vielzahl von Kombinationsmöglichkeiten, welche letzlich zu einem Ergebnis führen
können. Die F&E-Partner IKP und FhG/ICT erarbeiten derzeit aus Kosten- und
Qualitätssicht Methoden zur Bewertung und Integration dieser Prozeßketten in klein- und
mittelständischen Unternehmen und stellen neue Prozeßketten zur Verfügung. Im folgenden
werden einige vielversprechende Prozeßketten vorgestellt.
Folgeschrittechniken und Werkzeugtechnik Rapid Tooling
Vielfach wird eine größere Stückzahl an Prototypen oder auch ein
spezielles Eigenschaftsprofil benötigt. Folgeschrittverfahren erlauben, RP-Modelle mit
einer breiten Materialpalette und in größerer Anzahl herzustellen. Neben Metallteilen
aus dem Sand- oder Druckguß betreffen die meisten RP-Anwendungen derzeit
Kunststoffbauteile, die später in der Serie mit dem Spritzgießverfahren hergestellt
werden.Die weit verbreiteten Abformtechniken für Prototypen sind derzeit:
- Vakuumgießen
- Zweikomponenten-Niederdruckdosieren
- Feinguß
Vakuumgießen
Das Vakuumgießen ist eine bekannte Technik, um
Zwei-Komponenten-Reaktionsharze unter Vakuum zu vergießen. Dabei befinden sich offene,
bewegliche Behälter für die beiden Komponenten eines Reaktionsharzes und das Werkzeug in
einer gemeinsamen Vakuumkammer. In die beiden Behälter werden die Komponenten des Harzes
im vorgeschriebenen Verhältnis abgewogen. Unter Vakuum werden beide Komponenten vermischt
und über einen Trichter in das Werkzeug gegossen. Außerhalb der Vakuumkammer reagiert
das Harzgemisch im Werkzeug zu einem festen Bauteil. Der Reaktionsvorgang kann durch
Wärmezufuhr, zum Beispiel in einem Ofen, beschleunigt werden. Beim Vakuumgießen erfolgt
die Verarbeitung drucklos. Deshalb können Werkzeuge aus flexiblen Polymerwerkstoffen wie
Silikon verwendet werden. Aus Silikonformen lassen sich wegen ihrer Flexibilität
Hinterschnitte zwangsentformen. Mit einer Silikonform lassen sich 20 bis 50 Teile gießen.
Die Herstellung eines Silikonwerkzeuges dauert einen Tag beziehungsweise bis zu drei
Tagen, je nach Komplexität der Bauteilgeometrie. Tagesproduktionen von vier Teilen sind
realistisch. Benötigt man höhere Stückzahlen, empfehlen sich Mehrfachformen. Abbildung
19 zeigt ein vakuumgegossenes Mobiltelefon.Hier befinden sich die beiden Komponenten eines
Reaktionsgießharzes in Vorratsbehältern der Dosieranlage. Von dort werden sie von Pumpen
über Schläuche einem Mischkopf zugeführt und dann direkt in das Werkzeug gefördert, wo
sie innerhalb von zehn bis 20 Minuten aushärten. Grundsätzlich kommen für dieses
Verfahren ähnliche Werkzeuge in Frage wie für das Vakuumgießen, aber auch harte
Gießharzwerkzeuge. Der Aufwand für die Werkzeugherstellung ist bei vergleichbarer
Werkzeugstandzeit nur wenig höher als für das Vakuumgießen. Stückzahlen von 20 Teilen
pro Tag sind in typischen Fällen zu realisieren. Vorteilhaft gegenüber Vakuumgießen
ist, daß mehrere Formen unmittelbar nacheinander gefüllt werden können. Andererseits
ist der Materialwechsel aufwendig.
Feinguß
Das Feingießverfahren, auch Wachsausschmelzverfahren, ist bereits
seit mehreren tausend Jahren bekannt. Mit RP-Verfahren können hier Werkzeuge für
Feingußwachslinge hergestellt werden, entweder durch direkten Aufbau oder über die
Herstellung einer Silikonform.Die Verwendung von RP-Modellen für den Feinguß wird
bereits seit Jahren praktiziert. Für die Herstellung der verlorenen Modelle können
verschiedene Verfahren eingesetzt werden:
- Stereolithographie-Bauteile bieten derzeit die höchste
Maßhaltigkeit und Oberflächenqualität. Der Restaschegehalt ist zwar volumenmäßig
gering, jedoch bilden sich teilweise Ablagerungen an der Keramik- beziehungsweise
Gipsschale, welche zu Oberflächenfehlern führen. Die thermische Expansion, vor allem
dickwandiger Bauteile, kann dabei zum Sprengen der Schale führen. Dies versucht man mit
Verfahren wie Hülle/Kern (EOS GmbH) oder QuickCast (3D-Systems GmbH), bei denen die
Bauteile im Innern weitgehend hohl ausgeführt sind, zu verhindern. Probleme bereitet hier
oftmals die ungenügende Dichtheit solcher Modelle, wodurch das Schalenmaterial in das
Bauteil eindringen kann und die Form somit unbrauchbar wird.
- Am weitesten verbreitet ist die Verwendung lasergesinterter
Polystyrol- beziehungsweise Polycarbonatteile, die sich unproblematisch ausbrennen lassen.
Gerade für die Werkzeugherstellung sind die gesinterten Oberflächen jedoch im
allgemeinen zu rauh, so daß hier erheblich Nacharbeit zu leisten ist. Besonders bei
komplexen Oberflächen ist dies nicht zu vernachlässigen. Die Verwendung der neu
vorgestellten TrueForm-Materialien (DTM GmbH) soll jedoch eine weitere Verbesserung
bringen, wobei hierzu noch wenig Erfahrungen vorliegen.
- Papiermodelle, die über das LOM-Verfahren hergestellt wurden, eignen
sich ebenfalls für den Feinguß, jedoch muß hier auf eine gute Versiegelung der
Oberfläche geachtet werden, um ein Quellen des Papiers zu verhindern und eine
ausreichende Oberflächenqualität zu erzielen. Bei komplexen Formen bereitet der hohe
Restaschegehalt Probleme, da er nicht aus jeder Geometrie entfernt werden kann.
- Für das FDM-Verfahren wird ein spezielles Feingießwachs angeboten,
welches sich gut für das Ausbrennen eignet. Es besitzt allerdings den Nachteil schlechter
mechanischer Eigenschaften und kann, da die entsprechenden Maschinen sich üblicherweise
nicht vor Ort beim Feingießer befinden, Transportprobleme bereiten. Untersuchungen in
Zusammenarbeit mit den Firmen alphaCAM GmbH und der E. Bucher GmbH&Co im Rahmen eines
vom Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg geförderten Forschungsprojekts haben
ergeben, daß sich das ebenfalls angebotene ABS beim Ausbrennprozeß ähnlich
unproblematisch verhält wie lasergesintertes Polystyrol, wobei auch befriedigende
Oberflächen erreicht werden können.
- Als weiteres Verfahren eignet sich zum Beispiel auch das
Ink-Jet-Verfahren der Firma Sanders Prototype, mit welchem sehr gute Genauigkeiten und
Oberflächen bei gutem Ausbrennverhalten erzielt werden können. Hier schränken jedoch
der derzeit noch zu kleine Bauraum sowie die langen Bauzeiten die Verwendung ein.
Problematisch bei der Herstellung von feingegossenen
Bauteilen sind die Maßgenauigkeit infolge des Schwundes beim Gießen sowie die
Fehlerfortpflanzung der aufeinanderfolgenden Prozeßschritte /8/.
Spritzgießwerkzeugeinsätze für Prototypen
Es ist meist unerläßlich, Prototypen und Klein(st)serien
bereits im Zielwerkstoff und mit derselben Verarbeitungstechnik zu bekommen. Der
konventionelle Werkzeugbau hierfür ist anspruchsvoll, teuer und zeitintensiv. Die
Anforderungen an Prototypenwerkzeuge sind bezüglich Werkzeugstandzeiten und Zykluszeiten
jedoch geringer als in der Serienproduktion. Daraus ergibt sich die Möglichkeit,
Werkzeugeinsätze nicht nur aus Stahl, sondern auch aus anderen Materialien, zum Beispiel
Kunststoffen, zu fertigen. Die Synthese von generativen Fertigungsverfahren mit
sogenannten "Soft Tooling" Techniken kann hier weitere vielversprechende Wege
aufzeigen. Die meisten Ansätze befinden sich derzeit noch im Entwicklungsstadium oder
haben bisher nur begrenzt Anwendung gefunden /6/.
Im folgenden sind die wichtigsten Techniken für
Prototypen-Spritzgießwerkzeugeinsätze dargestellt:
- Direkt mit RP-Verfahren hergestellte Werkzeugeinsätze
- Durch Abformen von RP-Modellen hergestellte
Werkzeugeinsätze (Gießharze, Metallspritzen)
- Feingießen
Direkt hergestellte RP-Werkzeugeinsätze
Der kürzeste und schnellste Weg zum Prototypwerkzeug ist,
Werkzeugeinsätze direkt mit RP-Techniken herzustellen. Diese können entweder durch einen
massiven Werkzeugeinsatz oder eine Kavitätsschale, die gesondert hinterfüllt wird,
hergestellt werden. Im folgenden werden diese Methoden erläutert.
Stereolithographie für die Werkzeugtechnik
Erfolgreiche Versuche am Fraunhofer-Institut für Chemische
Technologie (ICT) und am Institut für Kunststoffprüfung und Kunststoffkunde (IKP)
belegen den Einsatz von stereolithographisch erstellten Kavitäten als Werkzeugeinsätze.
Das Photopolymer erscheint zunächst wegen seiner niedrigen Glastemperatur für diesen
Zweck ungeeignet. Der Werkzeugeinsatz muß allerdings nicht die Temperatur des
eingespritzten Thermoplastmaterials erreichen. Messungen mit Thermoelementen in der
Photopolymerschale ergaben Maximaltemperaturen von lediglich 100° C. Abbildung 20 zeigt
Spritzlinge eines Klimaanlageneinschubs, von dem 120 Teile in verschiedenen Werkstoffen,
wie zum Beispiel PP, PC und PA GF30, ebenfalls in einem Photopolymerwerkzeug hergestellt
wurden. Als Hinterfüllmaterial für Kavitätsschalen kommen aluminiumgefüllte Gießharze
in Frage, die man auch für reine Gießharzeinsätze verwendet.
Vielversprechende Ergebnisse mit massiven Formhälften sind
anhand des in Abbildung 21 dargestellten Spritzgießteiles abgebildet. Die auf einer
Stereolithographieanlage (SLA 500) der Firma 3D-Systems erstellten massiven Formeinsätze
wurden in einen Universal-Werkzeugrahmen eingepaßt, welcher zur besseren Temperierbarkeit
mit Bohrkanälen versehen war.
Aus diesem Werkzeug wurden über 100 Teile hergestellt,
wobei der Spritzdruck bis zu 1000 bar und der Nachdruck etwa 2/3 des Spritzdrucks betrug.
Die Verarbeitungstemperaturen lagen bei etwa 230° C und die Zykluszeiten zumeist bei
fünf Minuten. Verschleißerscheinungen durch den eigentlichen Spritzgießprozeß konnten
nicht beobachtet werden.Diese und andere anwendungsnahe Beispiele für Rapid Tooling
verdeutlichen die noch zu erwartenden Potentiale dieser generativen Verfahren. Neben dem
Vorteil, daß selbst konventionell schwer oder nicht herstellbare Geometrien realisierbar
sind und sich beispielsweise exakt an die Formkontur angepaßte Kühlkanäle verwirklichen
lassen, besticht die Möglichkeit einer bedeutenden Zeitersparnis /7/ ,
/8/.
Gießharzwerkzeuge
Werkzeugeinsätze herzustellen, indem man Gießharze auf ein
Positivmodell gießt, ist eine prinzipiell einfache Methode. Die notwendige
Arbeitsleistung ist gering und führt zu Werkzeugkosten von weniger als 25 Prozent der
Serienwerkzeugkosten. Als Positivmodell bieten sich vor allem Stereolithographie-Teile an.
Mit konventioneller Modellbautechnik modelliert man eine Trennebene, bevor die erste
Werkzeughälfte gegossen werden kann. Bei den Gießharzen handelt es sich um Epoxid- oder
Acrylatharze mit hohem Aluminiumanteil. Diese Methode eignet sich vorzugsweise für
Bauteile geringerer Komplexität. Für feine Innenstrukturen und Rippen empfehlen sich
Metalleinsätze. Bisher liegen Erfahrungen für verhältnismäßig kleine Komponenten vor.
Vorserien von mehr als 200 Stück ließen sich, abhängig vom Spritzgießwerkstoff, ohne
erkennbaren Verschleiß des Werkzeugs abspritzen.
Mit dem in Abbildung 22 dargestellten Werkzeug konnten 100
Spritzlinge aus glasfaserverstärktem Polyoxymethylen POM GF30 ohne Nacharbeit gefertigt
werden. Weitere 100 Bauteile waren nach einer Überarbeitung des Werkzeuges möglich.
Um zu höheren Stückzahlen sowie näher an die
Originalverarbeitungsbedingungen zu gelangen, müssen Metallwerkzeugeinsätze angestrebt
werden. Dabei werden im allgemeinen nicht die thermischen und mechanischen Eigenschaften
einer Serienstahlform erreicht, jedoch ergeben sich hier geringere Unterschiede als bei
der Verwendung von Kunststofformen, insbesondere die Abkühlbedingungen in der Form
betreffend. Feingegossene oder auch lasergesinterte Stahlformen können dabei auch als
Werkzeugeinsätze für den Druckguß verwendet werden, wobei das Lasersintern aufgrund des
Kupferanteils für Aluminiumguß nicht geeignet ist.
Metallspritzen
Beim Metallspritzen wird, nach manuellem beziehungsweise im CAD
erfolgtem Modellieren der Trennebene, die Bauteilhälfte mit einer niedrigschmelzenden
Metallegierung bespritzt, so daß eine entsprechende Formhälfte entsteht. Dadurch erhält
man eine haltbare, metallische Kavität, die vergleichsweise günstig herzustellen ist und
je nach Material Losgrößen im Bereich von mehreren Tausend erlaubt. Einschränkungen
ergeben sich vor allem durch geometrische Beschränkungen, wenn schwer zugängliche
Stellen nicht bespritzt werden können, aber auch in der Maßgenauigkeit. Die verwendbaren
Metallegierungen hängen von der Temperaturbeständigkeit des Modells ab. Die derzeit
verwendeten Metalle haben beim Auftreffen eine Temperatur von etwa 40° C /9/.
Entsprechend wärmebeständigere Modelle erlauben den Einsatz höher schmelzender
Legierungen.
Pulverbasierte Verfahren
Neben dem Feingießprozeß bieten sich auch neuere Verfahren wie der
Metall-Lasersinterprozeß oder auch das Verfahren der Firma Keltool/St. Paul (MN), USA,
an. Beim Keltool-Verfahren wird, ausgehend von einer Silikonform, ein
Stahlpulver/Binder-Gemisch im Ofen versintert /10/. Anschließend
erfolgt das Austreiben des polymeren Binders. Das Lasersintern von Metallen erfolgt
entweder direkt (EOS GmbH) oder indirekt, das heißt mit Hilfe von polymerem Binder (DTM
GmbH). Der Binder muß dabei wie beim Keltool-Prozeß ausgebrannt werden. Eine
nachträgliche Infiltration ist bei allen Verfahren erforderlich, wobei entweder
Epoxidharz beziehungsweise eine niederschmelzende Metallegierung (EOS-M) oder Kupfer
(Keltool, DTM-RAPIDTOOL) zum Einsatz kommen.
Diese aufeinanderfolgenden Prozeßschritte erfordern eine Nacharbeit
der Formeinsätze. Dies gilt vor allem auch für die rauhe gesinterte Oberfläche, die zu
polieren einen hohen Zeitaufwand fordert. Allerdings können bei entsprechender
Ausführung Stückzahlen im fünfstelligen Bereich erzielt werden /11/.
Neue Entwicklungen im Bereich der Materialien, aber auch der Prozeßführung, werden bald
weitere Verbesserungen bringen, so daß die Bedeutung des Metallasersinterns für das
Rapid Tooling zunehmen wird /12/.
Feingegossene Werkzeugeinsätze
Die Möglichkeiten, mit dem Feingußverfahren Modelle herzustellen,
wurden bereits oben dargestellt. Die Ausführung der Werkzeugeinsatzhälften erfolgt hier
ebenfalls in Schalenbauweise mit anschließender Hinterfütterung durch metallgefüllte
Gießharze.
Mit dem Verfahren des "Fused Deposition Modeling" der
Firma Stratasys konnten die Prototyp-Werkzeughälften in einem Feingießwachs hergestellt
werden. Die Wachsmodelle dienten dann zur Herstellung der Keramikschalen, in welche das
flüssige Metall gegossen wird. Abbildung 23 zeigt das im Feingießverfahren hergestellte
Produktionswerkzeug in A2-Stahl und die zugehörigen Spritzlinge. Mit der Herstelldauer
von fünf Wochen durch die hier angewendete Methode lassen sich 50 Prozent Zeit- und
Kostenreduzierung erreichen.
Qualitätsbetrachtungen
Sind spritzgegossene Prototypteile mit Serienteilen vergleichbar?
Die Qualität der hergestellten Bauteile hängt von den Verarbeitungsparametern wie
Einspritz- und Nachdruck, Kühlung etc. ab. Daher wird bei den meisten Anwendungsfällen
das Eigenschaftsprofil eines Spritzgießteils, welches aus einem RP-Werkzeug und
insbesonders aus einem polymeren RP-Werkzeug hergestellt wurde, nicht vollständig mit dem
aus dem späteren Serienwerkzeug übereinstimmen, obwohl Prototyp und Serienteil aus dem
identischen Werkstoff bestehen.
Die unterschiedlichen Verarbeitungsparameter beeinflussen auch die
Maßgenauigkeit. Dazu kommen bei allen Abformverfahren die Toleranzen des vorgeschalteten
RP-Prozesses. Für vakuumgegossenene Prototypteile ist die Qualität in erster Linie eine
Frage der Materialeigenschaften. Mittlerweile bieten mehrere Hersteller speziell für das
Vakuumgießen entwickelte Materialien an. Das Spektrum reicht von gummiweichen bis zu
harten Sorten, wobei es sich fast ausschließlich um Polyurethanharze (PU-Harze) handelt.
Für die meisten Einsatzzwecke läßt sich ein PU-Werkstoff finden, dessen
Eigenschaftsprofil dem des in der späteren Serie eingesetzten unverstärkten
Thermoplasten entspricht. Hohe Steifigkeit und hohe Wärmeformbeständigkeit, wie sie
glasfaserverstärktes Polyamid aufweist, lassen sich mit unverstärkten PU-Gießharzen
nicht erreichen. Abbildungs- und Maßgenauigkeit des Vakuumgießens sind hervorragend.
Für das 2K-ND-Dosieren verwendet man PU-Harze mit vergleichbaren
Eigenschaften wie beim Vakuumgießen. Die Auswahl ist jedoch etwas geringer.
Verfahrensbedingt sind mit 2K-ND-Dosieranlagen hergestellte Bauteile gegenüber
vakuumgegossenen Teilen maßlich soweit schlechter, wie das Werkzeug dem Forminnendruck
nachgibt. Mit genügender Erfahrung bei der Herstellung der Werkzeuge erreicht man
vergleichbare Toleranzen.
Zukunft der
Produktentwicklung Rapid Tooling, Schlußbetrachtung
Die Möglichkeiten, geometrische, funktionelle oder technische
Prototypen eines neu zu entwickelnden Produktes mittels generativer Fertigungsverfahren
und verschiedener Folgeschrittechniken zu erhalten, sind vielfältig. Abhängig von den
Anforderungen an Genauigkeit, Materialeigenschaften, Losgröße, Oberflächenqualität und
von Komplexität muß für jedes gewünschte Prototypteil oder Werkzeug die am besten
geeignete Prozeßkette ausgewählt werden. Die Durchgängigkeit dieser Prozeßketten,
ausgehend vom CAD-Entwurf über die generativen Fertigungsverfahren sowie den Werkzeug-
und Produktionstechnologien, ist erfolgsentscheidend und trägt, wie diese Beispiele
zeigen, entscheidend dazu bei, Entwicklungszeiten zu verkürzen und die
Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern. Die vorgestellten Arbeiten entstanden aus mehreren
nationalen und europäischen Projekten sowie Verbundvorhaben mit Industriepartnern. So
beschäftigt sich ein Verbundprojekt innerhalb der Fraunhofer-Gesellschaft mit der
Verknüpfung und Erstellung von geschlossenen Verfahrensketten. Insgesamt sieben Institute
sind beteiligt an der Umsetzung realer Modelle in Computerdaten, Datenaufbereitung in
NC-Programme und der Verfahrensentwicklung des Rapid Metal Prototyping.
Entscheidend für die erfolgreiche Durchführung dieser neuen
Methoden ist die enge Kooperation interdisziplinär arbeitender Expertenteams aus den
jeweiligen Spezialgebieten. Auf die Frage, wie die Entwicklung und Erprobung innovativer
Produkte durch Rapid Prototyping in der Praxis künftig aussehen kann, erarbeiten 12
Institute der Universität Stuttgart gemeinsam mit der Universität Dresden und der
Daimler Benz AG im Rahmen des Sonderforschungsbereiches 374 sowohl neue
Organisationsstrukturen als auch technologieorientierte Lösungswege am Beispiel eines
elektrisch verstellbaren Fahrzeugsitzes. Die hieraus erarbeiteten Ergebnisse sollen
künftig verstärkt innovativen Unternehmen bereitgestellt werden und so durch einen
breiteren Einsatz einen Beitrag leisten, Ideen in neue Produkte schneller, effizienter und
vor allem kundennäher umzusetzen.
Literatur
/1/ Spektrum der Wissenschaft 4/1995, S.
90100.
/2/ Eyerer, P.; Elsner, P.; Wiedemann, B.;
Baumann, F.; Keller, B.: Rapid Prototyping Neue Verfahren zum schnellen Herstellen
von Prototypen. Kunststoffe 83 (1993) 12, S. 949955.
/3/ Baumann, F.; Keller, B.; Lück, Th.,
Wiedemann, B.: Prozeßrelevante Werkstoffe und Werkstoffentwicklungen für das Rapid
Prototyping. Tagungsumdruck Rapid Prototyping zur VDI-Fachtagung, Düsseldorf, März 1994.
/4/ Keller, B.; Shen, J.: Rapid Prototyping
Lasersinter-Technologie: Metalle und Kunststoffe. In: 14. Stuttgarter
Kunststoffkolloquium. Hütig: Heidelberg 1995.
/5/ Stierlen, P.: Lasersintern von
thermoplastischen Werkstoffen zur direkten Herstellung funktionaler Prototypen,
Diplomarbeit, IKP, Universität Stuttgart, 1996.
/6/ Lück, Th.; Baumann, F.; Baraldi, U.:
Comparison of Downstream Techniques for Functional and Technical Prototypes Fast
Tooling with RP. In: 4th European Conference on Rapid Prototyping & Manufacturing.
University of Nottingham, 13th15 th June 1995. Nottingham, 1995.
/7/ Th. Lucke: Rapid Prototyping Einsatz
der Stereolithographietechnik zur Herstellung von Spritzgießwerkzeugen für
Prototypteile, Diplomarbeit, Mercedes-Benz AG, Sindelfingen, IKP, Universität Stuttgart,
1995.
/8/ H. Enzmann: Rapid Tooling Herstellung
von Spritzgußformen mittels Stereolithographieverfahren, Diplomarbeit, Mercedes-Benz AG,
Sindelfingen; Hochschule für Technik und Wirtschaft, Dresden (FH); IKP, Universität
Stuttgart, 1996.
/9/ K. Träger, HEK GmbH, Juni 1996.
/10/ Produktinformation Fa. Keltool, Inc., St.
Paul (MN), USA, 1996.
/11/ N. Moos: Case Study: Injection Mould Tool
manufactured by precision casting, Arhus (DK), 1996.
/12/ D. Völkle, P. Eyerer, P. Elsner, F.
Baumann: Lasersintern metallischer Prototypen, Tagungsband 6 Werkstoffwoche 96,
Oberursel, 1996.
Der Autor
Prof. Dr.-Ing. Peter Eyerer, geboren am 25. Mai 1941
in München, promovierte 1971 nach dem Maschinenbaustudium an der Universität Stuttgart
am Institut für Kunststoffprüfung und Kunststoffkunde. Anschließend übernahm er
Positionen in der Industrie auf den Gebieten Fertigung von Kunststoffrohren, Entwicklung
von Flachdichtungen und Reibbelägen. 1978 erhielt er einen Ruf an die Universität
Stuttgart, den er 1979 als Lehrstuhlinhaber für Werkstoffkunde der Metalle und
Kunststoffe und Direktor des Instituts für Kunststoffprüfung und Kunststoffkunde annahm.
1985 ließ sich Peter Eyerer für drei Jahre beurlauben, um erneut eine führende
Industriestellung befristet anzunehmen. Seit Februar 1994 ist er außerdem Leiter des
Fraunhofer-Instituts für Chemische Technologie in Pfinztal, Karlsruhe. Seine
Arbeitsgebiete sind: Polymer und Produkt Engineering, Verbundwerkstoffe, Life Cycle
Engineering (LCE) und Ganzheitliche Bilanzierungen von Industrieprojekten,
Kreislaufwirtschaft und Sustainability, Umwelttechniken.
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