Einfache und komplexe Nebenfiguren im Artusroman : Untersuchung ausgewählter Beispiele aus Hartmanns von Aue Iwein und aus der Gawan-Handlung in Wolframs von Eschenbach Parzival
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Diese Arbeit geht der Frage nach, ob die Nebenfiguren in Wolframs von Eschenbach "Parzival" komplexer sind - in dem Sinne, dass sie eine "Tiefendimension des Charakters" (in Anlehnung an Ralf Simon) bzw. eine "eigene Geschichte" haben - als die Nebenfiguren im "Iwein". Um dieses Vorhaben umzusetzen, werden zunächst grundlegende Begriffe und Theorien aus der literaturwissenschaftlichen und germanistisch-mediävistischen Forschung zur Figur gesichtet. Darauf aufbauend wird ein Kriterienkatalog entworfen, mit dessen Hilfe die Komplexität der Figurenentwürfe gemessen werden kann. Hierfür werden quantitative (Namensnennung, Vorkommenshäufigkeit, Auftrittslänge, Häufigkeit direkter Rede der Figur, Anzahl der Adressaten) und qualitative Dimensionen (Aussehen, Charaktereigenschaften, Figurenhandeln, Gedanken und Gefühle, biographischer Hintergrund) zusammengeführt. Nach einigen Überlegungen zur Figurenauswahl (unterschiedliche Länge beider Artusromane, Repräsentativität der Auswahl) folgt die detaillierte Analyse von jeweils fünf Figuren aus jedem Roman, die den drei Aktanten Gegner, Gastgeber und Helfer zugerechnet sind. Anhand dieser Beispiele wird auf Grundlage des Kriterienkatalogs gezeigt, dass die Figuren des "Parzival" in der Regel komplexer sind als die des "Iwein". Der Schluss fasst die Ergebnisse zusammen und bringt die betrachteten literarischen Figuren der Komplexität nach geordnet in eine Rangfolge.
This paper discusses the question, whether the minor characters in Wolfram von Eschenbach’s "Parzival" are more complex - in the sense of having a "Tiefendimension des Charakters" (following Ralf Simon) or their "own story" - than those in Hartmann von Aue’s "Iwein". For this purpose, basic concepts and theories concerning characters in literary studies and medievalism are examined initially. Building hereon, a catalogue of criteria is set up by which the complexity of character depictions can be measured. To this end, quantitative (mentioning of names, frequency of reference and appearance, length of appearance, frequency of direct speech, number of addressees) and qualitative dimensions (looks, characteristics, actions, thoughts and feelings, biographical background) are combined. The detailed analysis of five characters of each novel, corresponding to the three actants of enemy, host, and helper, follows upon some considerations on the selection of characters (different length of both Arthurian novels, representativity of the sample). By means of these examples it is shown, based on the catalogue of criteria, that the characters of "Parzival" are usually more complex than those of "Iwein". The conclusion sums up the results and brings the discussed literary characters into a ranking of complexity.