Lokale Agenda 21 Chancen für das Handwerk Georg Hörning Leitfaden ISBN 3-934629-14-8 Akademie für Technikfolgenabschätzung in Baden-Württemberg Industriestr. 5, 70565 Stuttgart Tel.: 0711 • 9063-0, Fax: 0711 • 9063-299 E-Mail: info@ta-akademie.de Internet: http://www.ta-akademie.de Ansprechpartner: Dr. Wolfgang Weimer-Jehle Tel.: 0711 · 9063 - 104 E-Mail: wolfgang.weimer-jehle@ta-akademie.de Die Akademie für Technikfolgenabschätzung in Baden-Württemberg gibt in loser Folge Aufsätze und Vorträge von Mitarbeitern sowie ausgewählte Zwischen- und Abschlußberichte von durchgeführten Forschungsprojekten als Arbeitsberichte der TA-Akademie heraus. Diese Reihe hat das Ziel, der jeweils interessierten Fachöffentlichkeit und dem breiten Publikum Gele- genheit zu kritischer Würdigung und Begleitung der Arbeit der Akademie zu geben. Anregungen und Kommentare zu den publizierten Arbeiten sind des- halb jederzeit willkommen. Inhaltsverzeichnis 1 Vorwort.................................................................................................................... 1 2 Checkliste: Lokale Agenda 21 – ein Thema für Sie?........................................ 3 3 Einführung .............................................................................................................. 5 4 Zur Schnellinformation.......................................................................................... 7 4.1 Was ist eine Lokale Agenda 21? ..................................................................... 7 4.2 Wie funktioniert eine Lokale Agenda 21?....................................................... 9 4.3 Lohnt eine Teilnahme? .................................................................................. 12 5 Lokale Agenda 21 – Chancen für das Handwerk ............................................. 16 5.1 Mitarbeit in Projekten.................................................................................... 16 5.2 Mitarbeit in Arbeitskreisen............................................................................ 18 5.3 Projekte zu betrieblichen Maßnahmen .......................................................... 20 6 Projektbeispiele ..................................................................................................... 22 Karlsruhe: Agenda-Bierdeckel (siehe auch Seite 6) .................................. 22 Mannheim: Reparatur- und Verleihführer ZARN (siehe auch Seite 11) ..... 23 Mannheim: Wärmefibel (siehe auch Seite 17)........................................... 24 Hamburg: Zukunftsrat (siehe auch Seite 19) .............................................. 25 Heidelberg: Projekt Maler und Umwelt (siehe auch Seite 21) .................. 29 7 Kontakte................................................................................................................. 30 Vorwort 1 1 Vorwort Nachhaltig zu wirtschaften, die natürlichen Ressourcen zu schonen, gehört zu den zentralen Forderungen der Agenda 21. Es gibt einen Wirtschaftsbereich in Deutsch- land, der die Forderung der Nachhaltigkeit in besonders hohem Maße erfüllt: Hier wird sparsam mit nicht erneuerbaren Ressourcen umgegangen, hier wird vor allen Dingen auf die erneuerbare Ressource der menschlichen Arbeitskraft gesetzt. Dieser Wirtschaftsbereich ist das Handwerk. Handwerk ist nachhaltiges Wirtschaften in besonders hohem Maße! Deshalb ist die Agenda 21 gerade dann eine Aufgabe des örtlichen Handwerks, wenn sie sich als „Lokale Agenda 21“ der Umsetzung der Ziele der Konferenzen von Rio und Kioto vor Ort annimmt. Für die Handwerker ist die Erhaltung der Umwelt, ist das nachhaltige Wirtschaften keine akademische Bühne, auf der man sich mit politi- schen Forderungen überbietet. Für das Handwerk geht es hier um das reale Handeln im Interesse der Umwelt. Deshalb ist es notwendig, daß das Handwerk sich intensiv in die Lokale Agenda 21 einbringt. Unser aller Ziel im Handwerk muß es sein, fachlich fundiert, umsetzungs- orientiert und pragmatisch in den Arbeitsgruppen der Lokalen Agenden 21 im Lande mitzuarbeiten. Dies sowohl im Interesse der Umwelt, aber auch im Interesse des Handwerks. Lokale Agenden 21 können Zukunftsbilder für die Entwicklung unserer Gemeinden und Städte entwerfen. Hier geht es unter anderem um die künftige Be- bauung, hier geht es um Verkehrskonzepte, hier geht es um die kommunale Energie- politik. All dies sind Felder, auf denen das Handwerk sein wirtschaftliches Betäti- gungsfeld findet. Deshalb müssen wir solche nachhaltigen Lösungen im Sinne der Umwelt finden und entwickeln, die zugleich die Möglichkeiten des örtlichen Hand- werks nutzen und ihrerseits das Handwerk als den nachhaltigsten Wirtschaftsbereich in unseren Städten und Gemeinden weiterentwickeln. In vielen Kommunen in Baden-Württemberg sind die ersten Schritte bereits getan. Mehr als zweihundert Städte und Kommunen im Land, das sind etwa 20%, erarbeiten schon jetzt Handlungsstrategien, die es der jetzigen Generation ermöglichen, nicht vom Kapital der Kinder, sondern von den Zinsen des anvertrauten Vermögens zu leben. Vorwort2 Bei dieser Arbeit soll der vorliegende Leitfaden, der von der Akademie für Technik- folgenabschätzung in Baden-Württemberg in enger Zusammenarbeit mit dem Hand- werkstag erstellt wurde, die Handwerksorganisationen vor Ort und die in der Lokalen Agenda tätigen Handwerker unterstützen. Packen Sie´s an, der Handwerkstag begleitet Sie gerne auf diesem Weg. Dr. Hartmut Richter Hauptgeschäftsführer Baden-Württembergischer Handwerkstag Checkliste: Lokale Agenda 21 – Ein Thema für Sie? 3 2 Checkliste: Lokale Agenda 21 – ein Thema für Sie? ✎ Möchten Sie berufliche Kontakte zu ‚Nichthandwerkern‘ knüpfen oder suchen Sie Kooperationspartner? ❑ NEIN ❒ JA ↓ ➥ weiter nächste Seite ✎ Wollen Sie Ihr Engagement im Umweltbereich verstärken? ❑ NEIN ❒ JA ↓ ➥ weiter nächste Seite ✎ Planen Sie Projekte zum betrieblichen Umweltschutz? ❑ NEIN ❒ JA ↓ ➥ Kapitel 5.3 des Leitfa- dens (Seite 20) bringt Sie auf eine Idee Checkliste: Lokale Agenda 21 – Ein Thema für Sie?4 ✎ Ist Ihnen die Lokale Agenda 21 unbekannt? ❑ NEIN ❒ JA ↓ ➥ Eine kurze Infor- mation finden Sie in Kapitel 4.1 (Seite 7) ✎ Wollen Sie mehr über die Lokale Agenda 21 wissen? ❑ NEIN ❒ JA ↓ ➥ In Kapitel 4.2 (Sei- te 9) lesen Sie, wie eine Lokale Agenda funktioniert ✎ Wurden Sie zu einer Veranstaltung der Lokalen Agenda eingeladen? ❑ NEIN ❒ JA ↓ ➥ Kapitel 5 (Seite 16) zeigt drei Möglich- keiten der Teilnahme ✎ Arbeiten Sie bereits in einer Lokalen Agenda 21 mit? ❑ NEIN ❒ JA ↓ ➥ Nutzen Sie den Leit- faden als Informati- onsquelle! Kapitel 4.3 (Seite 12) hilft bei der Entscheidung, ob sich eine Teilnahme an der Lokalen Agenda nicht doch für Sie lohnen würde. Checkliste: Lokale Agenda 21 – Ein Thema für Sie? 5 3 Einführung Motivation In immer mehr Kommunen Baden-Württembergs und Deutsch- lands entsteht eine Lokale Agenda 21. Damit stellt sich für das Handwerk die Frage, inwiefern ein Mitwirken an der Lokalen Agenda nutzbringend ist. Lokale Agenda ? Die Lokale Agenda 21 ist ein Aktionsprogramm zur Gestaltung der künftigen Entwicklung einer Kommune. Dabei sollen die so- zialen, ökologischen und wirtschaftlichen Bedürfnisse aller Ein- wohner sowie der künftigen Bewohner der Gemeinde berücksich- tigt werden. Möchte man dieses Leitbild einer zukunftsfähigen, nachhaltigen Entwicklung verfolgen, werden Konflikte zwischen auseinanderstrebenden Interessen auftreten. Diese sollen in Ge- sprächsrunden geklärt werden. Es gab bereits viele Aktivitäten, die künftige Entwicklung von Kommunen zu gestalten. Diese stellten aber immer nur ein Ziel in den Vordergrund – beispiels- weise den Umweltschutz oder die bürgerfreundliche Verwaltung. Die Lokale Agenda schließt dies ein, strebt aber eine Entwicklung an, die wirtschaftliche, soziale und ökologische Aspekte berück- sichtigt. Ziel ist es dabei, gemeinsame (Kompromiß-) Lösungen zu finden. Neues Vorgehen In der Vergangenheit sind viele gutgemeinte und ehrgeizige Vor- haben gescheitert, weil die Personen oder Gruppen, die sie umzu- setzen haben, nicht an deren Planung und Ausarbeitung beteiligt waren. Werden Ziele in gemeinsamer Arbeit entwickelt, lassen sie sich meist leichter verwirklichen, als wenn sie verordnet werden. Daher ist der Ansatz der Lokalen Agenda ein anderer: Die Kom- munalverwaltungen, Bürgerinnen und Bürger, örtliche Interessen- gruppen und ortsansässige Wirtschaft sollen gemeinsam Ziele festlegen und Projekte durchführen, mit denen diese Ziele erreicht werden können. Beispiele In diesem Leitfaden werden Beteiligungsmöglichkeiten des Handwerks aufgezeigt und Beispiele vorgestellt, die zeigen, daß die Lokale Agenda 21 neue Arbeitsfelder erschließen kann und daß eine Mitarbeit dazu beiträgt, die Stellung der Betriebe in ihrer Region zu sichern oder zu verbessern. Von diesen gelungenen Zur Schnellinformation6 Ansätzen profitierten sowohl Handwerk als auch die Lokale Agenda 21. Da nicht für jedes Gewerk und jede lokale Situa- tion ein Beispiel angeführt werden kann, sollen vor allem die Ideen, die solchen Aktionen zugrunde liegen, zur Nachahmung anregen. Teilweise sind die dargestellten Beispiele nicht in einer Lokalen Agenda, sondern auf Initiative einer Kammer oder eines Betriebs entstanden. Da sie nachhaltiges Wirtschaf- ten zum Thema haben, könnten sie aber durchaus auch Pro- jekte einer Lokalen Agenda sein und wurden deshalb in den Leitfaden aufgenommen. Beispiel aus Karlsruhe: Agenda-Bierdeckel In Karlsruhe hatte die Zusammenarbeit von kommuna- ler Verwaltung, Gaststätten und Brauereien die Pro- duktion von Agenda-Bierdeckeln zum Ergebnis, die in Karlsruher Gaststätten und Restaurants verwendet werden. Die Aufdrucke stellen verschiedene Möglichkeiten für nachhaltiges Verhalten im privaten Bereich vor. Beispielsweise – Nachhaltig ist: Apfelsaft von Karlsruher Streuobst- wiesen. Mit der Entscheidung für den Karlsruher Apfelsaft fördern Sie den Erhalt der Streuobstwie- sen in Karlsruhe und Sie vermeiden weite Trans- portwege. – Nachhaltig ist: Muskel- statt Motorkraft. Autofahren belastet die Umwelt: Ein Kilometer mit dem Auto ver- ursacht unter anderem 125 Liter Kohlendioxid (CO2). Die Rückseite zeigt das Logo der Agenda 21 Karlsruhe, erklärt Agenda 21 und gibt die Telefonnummer des Agendabüros an. Ziel ist es, die Bevölkerung auf die Lokale Agenda in Karlsruhe hinzuweisen und sie für ei- ne Mitarbeit zu interessieren. Zur Schnellinformation 7 4 Zur Schnellinformation 4.1 Was ist eine Lokale Agenda 21? Erläuterung In der Lokalen Agenda 21 arbeiten kommunale Verwaltung und Po- litik, Bevölkerung, ortsansässige Wirtschaft, regionale Unternehmen, örtlichen Interessengruppen, Vereine und Verbände gemeinsam an Zukunftsentwürfen für ‚ihre‘ Gemeinde. Ziel ist es, auszuarbeiten, wie eine zukunftsfähige Entwicklung in den drei Bereichen Soziales (z.B. Bildung, Wohnen), Ökologisches (etwa Wasser, Luft, Lärm) und Wirtschaftliches (wie Absatzmärkte, Arbeit) aussehen könnte, wobei ein Gleichgewicht zwischen den Bereichen anzustreben ist. Die Grundbedürfnisse der Bewohner und der Wirtschaftsunterneh- men sollen befriedigt werden, � ohne die Umwelt, die Menschen oder den gesellschaftlichen Zu- sammenhalt zu gefährden, � ohne die Chancen für eine zukunftsfähige Entwicklung in ande- ren Regionen der Welt zu schmälern und � ohne die zukünftigen Generationen in ihren Lebensmöglichkeiten zu beeinträchtigen. Vision Dies ist eine Vision. Trotzdem können Planungen und tägliches Handeln so geändert werden, daß sie diesem Anspruch besser ge- recht werden als zuvor. Wie die Vision einer nachhaltigen Entwick- lung im konkreten Fall verwirklicht werden kann, welche Ziele sich die Akteure für ihre Gemeinde setzen möchten und welchen Weg sie beschreiten wollen, ist Inhalt der Lokalen Agenda. Zur Schnellinformation8 Hintergrund-Informationen „Tages- ordnung“ für das 21. Jahr- hundert Agenda 21 Die auf der 2. Konferenz der Vereinten Nationen für Umwelt und Ent- wicklung in Rio de Janeiro im Juni 1992 verabschiedete „Agenda 21“ stellt ein Aktionsprogramm für das kommende Jahrhundert dar. Es werden dringliche Zukunftsfragen angesprochen und der Versuch un- ternommen, Wege aufzuzeigen, wie diesen Herausforderungen entspro- chen werden könnte. Die Agenda 21 ist nicht nur ein Umweltschutzpro- gramm, sondern will ökologische, wirtschaftliche und soziale Belange gleichermaßen berücksichtigt wissen. Dazu sind Zielkonflikte zu be- nennen und Kompromisse zu suchen. Dies kann nur unter Mitwirkung aller gesellschaftlicher Gruppen und der Bevölkerung zum Erfolg füh- ren. Gleiche Chan- cen für künftige Generationen Nachhaltige Entwicklung Als Leitbild für künftiges Handeln wurde auf der Rio-Konferenz ‚Nach- haltige Entwicklung‘ verabredet. Eine Entwicklung oder Einzelmaß- nahme ist dann ‚nachhaltig’, „wenn den folgenden Generationen bei der Wahl des ihnen gemäßen Lebensstils zumindest die gleichen Mög- lichkeiten offenstehen, die wir uns selber zubilligen“ (Renn 1995). Die relativ unpräzise Formulierung ist einerseits sehr unverbindlich. An- derseits kann gegen eine so verstandene Nachhaltigkeit eigentlich nie- mand ernsthafte Einwände haben. Sie eignet sich daher gut als Ar- beitsgrundlage. Dialog der Po- litik mit Wirt- schaft und Be- völkerung Lokale Agenda 21 Die Agenda 21 enthält im Kapitel 28 den ausdrücklichen Appell an alle Kommunen der Welt, eine entscheidende Rolle bei der Umsetzung der Agenda 21 zu übernehmen. Dazu soll die Kommune in einer Lokalen Agenda 21 in den Dialog mit ihren Bürgerinnen und Bürgern, den ört- lichen Organisationen und der Privatwirtschaft eintreten. Es soll die künftige Entwicklung der Kommune und Maßnahmen zur Realisierung einer nachhaltigeren Lebens- und Wirtschaftsweise diskutiert werden. Gemeinsam soll unter den veränderten ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Randbedingungen ein Zukunftsbild der Gemeinde ent- stehen und Maßnahmen zu dessen Umsetzung ausgearbeitet werden. Neu an der Lokalen Agenda 21 – im Vergleich zu vielen sozialen Bewe- gungen der Vergangenheit – ist zum einen die gleichgewichtige Be- handlung von Ökologie, Ökonomie und Sozialem. Zum anderen soll die Lokale Agenda als Gemeinschaftsaufgabe aller in einer Gemeinde le- benden und wirtschaftenden Personen verstanden werden. Die Kon- zepte sollen nicht alleinig von der Verwaltung erstellt werden, sondern alle wichtigen Akteure sollen an der Erstellung mitarbeiten. Dazu wer- den öffentliche Diskussionen, Arbeitskreise und Bürgerbeteiligungs- verfahren veranstaltet und vor allem die lokalen und regionalen Wirt- schaftsunternehmen (also auch die einzelnen Handwerksbetriebe, Kammern und Innungen) einbezogen. Ein Großteil der baden- württembergischen Städte und Gemeinden führt im Moment Projekte im Zusammenhang mit einer Lokalen Agenda 21 durch bzw. bereitet sie vor. Zur Schnellinformation 9 4.2 Wie funktioniert eine Lokale Agenda 21? Wer ist die trei- bende Kraft? Meist geht die Initiative von einigen Personen (Gemeinderat, Bürgermeister, Umweltbeauftragte der Gemeinde) oder von einer Gruppe (Volkshochschule, Verein, Kirchengemeinde, Bürgerin- itiative) aus. Diese bereiten eine Lokale Agenda 21 vor, indem eine organisatorische Struktur entworfen und ein Gemeinderats- beschluß zur Lokalen Agenda 21 ausgearbeitet wird. Wenn der Gemeinderat eine Lokale Agenda 21 beschließt, erhält die Lokale Agenda 21 politisches Gewicht. Wie sieht die Organisation aus? In der Regel wird die Lokale Agenda mit einer Auftaktveranstal- tung gestartet. Dazu sind die Bevölkerung und alle Akteure ein- geladen. Dort wird das Vorgehen in der Lokalen Agenda disku- tiert und unter Umständen bereits festgelegt, welche Themenbe- reiche bearbeitet werden sollen, wozu dann Arbeitskreise gebildet werden. Diese nehmen sich konkrete Aufgabenstellungen vor und versuchen alle zur Bearbeitung wichtigen Akteure zur Mitarbeit zu gewinnen. In der Regel gibt es einen städtischen Agenda- Beauftragten, der die Lokale Agenda koordinieren, Öffentlich- keitsarbeit leisten und einzelne Projektgruppen in ihrer Arbeit unterstützen soll. Viele Kommunen haben ein Agenda-Büro ein- gerichtet, welches in der Regel in der Stadtverwaltung angesiedelt ist. Die meisten Lokalen Agenden haben ein Lenkungsgremium, in dem Delegierte der Arbeitskreise, der Agenda-Beauftragte der Kommune, Vertreter des Gemeinderats und der Verwaltung sowie die Initiatoren regelmäßig über den Fortgang der Lokalen Agenda beraten. Zur Schnellinformation10 Leitbild oder Projekte? In einigen Lokalen Agenden (z.B. Stuttgart) verfassen die Ar- beitskreise zunächst ein Leitbild, welches die Zielvorstellungen bezüglich des Themas jedes Arbeitskreises enthält. Die verschie- denen Entwürfe werden – beispielsweise vom Lenkungsgremium – zusammengefaßt und dem Gemeinderat zur Diskussion vorge- legt. Andere Lokale Agenden (z.B. Karlsruhe) starten mit kon- kreten Projekten, die in den Arbeitskreisen bearbeitet werden. Wie wird öffent- liches Interesse geweckt? Um die Bürgerschaft in die Lokale Agenda mit einzubeziehen, werden öffentliche Informations- oder Diskussionsveranstaltun- gen organisiert sowie Beteiligungsverfahren, wie beispielsweise Bürgerversammlungen, Workshops, Zukunftswerkstätten oder Bürgerforen, veranstaltet. Dadurch sollen zum einen die Lokale Agenda und ihre Ziele bekannt gemacht, Engagement der Bevöl- kerung für die Agenda erreicht und Personen zur Mitarbeit ge- wonnen werden. Zum anderen werden in diesen Beteiligungsver- fahren konkrete Fragen bearbeitet und so die Lokale Agenda in- haltlich weiterentwickelt. Zur Schnellinformation 11 Beispiel aus München und Mannheim: Repara- turführer Einige Arbeitskreise Lokaler Agenden haben Repa- ratur- Service-, und/oder Verleihführer erstellt. Da- bei waren sie auf die Mitarbeit der ortsansässigen Handwerksbetriebe angewiesen. Ziel der Führer ist es, eine breitere Öffentlichkeit auf die Dienstlei- stungen des Handwerks aufmerksam zu machen. So wird darauf hingewiesen, bereits beim Kauf auf Reparaturfähigkeit zu achten, durch Reparaturen die Nutzungsdauer einzelner Produkte zu erhöhen. Die Broschüren, die das Angebot des Handwerks in der Region auflisten, stellen somit einen konkreten Bezug zwischen dem Thema ‚Nachhaltigkeit‘ und dem eigenen Konsumverhalten her. Reparaturführer „Reparieren statt Wegwerfen“, München Die Lokale Agenda München erarbeitete einen Re- paraturführer, den die Stadt München herausgege- ben hat. Er enthält zum einen Adressenlisten von Betrieben, die Geräte und Produkte reparieren, und zum anderen Tips, worauf beim Kauf bereits ge- achtet werden kann, damit eine spätere Reparatur möglich ist. Neben einer gedruckten Broschüre ist der Reparaturführer auch im Internet verfügbar, um die Aktualisierung der Daten zu erleichtern, die ge- zielte Suche nach interessanten Branchen oder Ar- tikeln zu vereinfachen und neue, vor allem junge Bevölkerungsschichten anzusprechen. Internetadresse: http://www.munich.de/referat/rgu/frames/servber/rep/Frep.htm Reparatur- und Verleihführer ZARN Der Reparatur- und Verleihführer wurde vom Zweckverband Abfallwirtschaft Rhein-Neckar in Zu- sammenarbeit u.a. mit der Handwerkskammer Mannheim herausgegeben. Er ist vergleichbar mit den ‚Gelben Seiten‘ mit der Besonderheit, daß nur Firmen und Betriebe aufgeführt sind, bei denen ein Beitrag zur Nachhaltigkeit besteht. Das Adressen- material wurde über verschiedene verständliche Register leicht zugänglich gemacht. Zur Schnellinformation12 4.3 Lohnt eine Teilnahme? Die folgenden Antworten auf häufig gestellte Fragen sollen Handwerksbetrieben den Umgang mit den Lokalen Agenden erleichtern und bei der Entscheidung helfen, ob eine Mitarbeit für den eigenen Betrieb interessant sein könnte: • Wer kann Auskunft geben? Die Stadtverwaltung – Größere Gemeinden haben meist ein Agenda-Büro, kleinere Gemeinden einen Agenda-Beauftragten, der oft im Umweltreferat oder im Bürgermeisteramt sitzt. Viele Agenden bemühen sich besonders um die Mit- arbeit von Unternehmen und Handwerksbetrieben, so daß diesbezügliche Anfragen auf großes Interesse sto- ßen werden. • Wer ist Organisator? Die Stadt oder eine Agenda-Initiative – Viele Agenda-Prozesse werden von einem Agenda- Büro geleitet. In einigen Fällen ist die Organisation an eine Institution (bspw. VHS), eine Gruppe (bspw. B.U.N.D) oder ein externes Büro vergeben worden. Diese Stellen sind für die Planung von Veranstaltun- gen und für die Koordination der Arbeitskreise zu- ständig. Teilweise übernehmen sie auch administrati- ve Aufgaben, wie das Versenden von Einladungen. • Welche Aktivitäten be- stehen? Öffentliche Einzelveranstaltungen – Auf diesen Veranstaltungen wird über den Stand der Lokalen Agenda 21 berichtet, Ergebnisse präsentiert und/oder neue Ideen gesammelt. Sie werden in der lokalen Presse bekanntgegeben und ermöglichen einen guten ersten Eindruck von der Arbeit und den Themen der Lokalen Agenda bei relativ geringem Zeitauf- wand. Zur Schnellinformation 13 Arbeitskreise – Zu bestimmten Themen treffen sich regelmäßig Ar- beitsgruppen, an denen Bürgerinnen und Bürger sowie Vertreter der Kommune, von Verbänden, Vereinen und Initiativen teilnehmen. Den richtigen Arbeitskreis und einen kompetenten Ansprechpartner für Vorabin- formationen kann das Agenda-Büro oder der Agenda- Beauftragte nennen. • Welche Inhalte wer- den bearbeitet? „Verkehr“, „Energie“, „Wohnen“, „Arbeiten“ und „Tourismus und Landwirtschaft“ – Entweder wird an längerfristigen Zielsetzungen oder an konkreten Projekten gearbeitet. Im ersten Fall wer- den Visionen und Planungen diskutiert. Im zweiten Fall werden konkrete Maßnahmen durchgeführt, wozu sich oft kleinere Projektgruppen bilden. • Wie zeitaufwendig ist eine Mitarbeit? Einige Stunden bis zu mehreren Wochen – Die Arbeitskreise treffen sich meist monatlich und bestehen über längere Zeit (1 bis 2 Jahre). Einzelne Projekte werden oft innerhalb weniger Monate abge- wickelt – teilweise mit erhöhtem Zeitbedarf. Der zeit- liche Umfang des Engagements kann an die eigenen Möglichkeiten angepaßt werden, wenn er frühzeitig mit den Arbeitskreisen abgeklärt wurde, so daß keine unrealistischen Erwartungen entstehen. • Welche Ergebnisse sind zu erwarten Beispielprojekte oder Empfehlungen – Viele Projekte der Lokalen Agenda können von den Teilnehmerkreisen in Eigenverantwortung durchge- führt werden. Dabei ist darauf zu achten, daß nicht Anforderungen an Nichtanwesende formuliert werden, sondern daß sich der Arbeitskreis zu Maßnahmen selbst verpflichtet, die er mit den bestehenden Mög- lichkeiten der Lokalen Agenda verwirklichen kann. Für einige Vorhaben sind politische Beschlüsse nötig. Dann können die Arbeitskreise der Lokalen Agenda Zur Schnellinformation14 Empfehlungen erarbeiten, wie – aus ihrer Sicht der Sachlage – eine Entscheidung getroffen werden sollte. Teilweise werden Eingaben in den Gemeinderat for- muliert oder an die Verwaltung gerichtet. Die Lokale Agenda selber kann keine politischen Entscheidungen treffen, da sie nicht gewählt wurde und somit keine demokratische Legitimation hat. Somit ist es möglich und unter Umständen auch richtig, daß Gemeinderat oder Verwaltung anders entscheiden, auch wenn die an sie gerichteten Empfehlungen auf intensiven Dis- kussionen mit vielen Akteuren beruhen. Als (Zwi- schen-) Ergebnis eines Agenda-Prozesses kann ent- weder ein vom Gemeinderat beschlossenes Leitbild vorliegen, an dem sich künftige Entscheidungen ori- entieren sollen. Oder es gibt konkrete Projektergebnis- se, wie beispielsweise ein vorbildlich saniertes Ge- bäudeareal oder ein Reparaturführer. • Welcher Nutzen er- gibt sich für einen Handwerksbetrieb? Neue Kontakte, aktuelle Informationen, Werbung– Da die Lokale Agenda ihre Themen in Zusammenar- beit mit verschiedenen Akteuren bearbeitet, kommen sehr unterschiedliche Gruppen und Personen zusam- men. Damit bietet sich eine Plattform für Erfahrungs- austausch und die Lokale Agenda ermöglicht Kon- takte mit ganz neuen Personenkreisen, aus denen sich Kooperationen ergeben können. Wenn sich die Arbeitskreise mit künftigen Entwick- lungen in der Gemeinde beschäftigen, erhalten sie Kenntnis von Planungsvorhaben der Verwaltung und der Politik. Dies kann für die eigene Betriebsplanung von großem Interesse sein. Das Engagement des Handwerks in der Lokalen Agenda bringt eine zusätzliche öffentliche Aufmerk- samkeit für die mitwirkenden Betriebe. Es entsteht das positive Bild, als Vorreiter einer zukunftsfähigen Entwicklung zu agieren. So kann durch Erwähnung in den Medien ein kostenloser Werbeeffekt eintreten. Denkbar sind Interviews im lokalen Radio oder einer Zur Schnellinformation 15 Zeitung, in denen Agenda-Aktive ihre Arbeit vorstel- len. • Was nützt der Beitrag des Handwerks? Viel – Erfolgreich ist die Lokale Agenda nur dann, wenn sich genügend Personen und Gruppen engagieren. Eine spürbare Wirkung entfaltet sie erst zusammen mit anderen Lokalen Agenden in Deutschland und auf der ganzen Welt. Hinter der Agenda 21 steht die Über- zeugung, daß viele wichtige Zukunftsentscheidungen vor Ort gefällt werden und daß sich Veränderungen erst aus der Summe vieler kleiner Aktionen ergeben. Daraus ist zu folgern, daß jeder in seinem Wirkungs- bereich im Sinne der Nachhaltigkeit tätig werden sollte. Zur Schnellinformation16 5 Lokale Agenda 21 – Chancen für das Handwerk 5.1 Mitarbeit in Projekten Das Handwerk ist ge- fragt Viele konkrete Projekte können von den Arbeitskrei- sen der Lokalen Agenda nur dann sinnvoll bearbeitet werden, wenn sich die ortsansässige Wirtschaft und das Handwerk beteiligen. Wichtige Themen, wie bei- spielsweise Wärmeschutz und Heizungssanierung (Altbausanierung), können nur angegangen werden, wenn entsprechendes Wissen in den Arbeitskreisen vorhanden ist. Daher ist die Mitarbeit von Hand- werksbetrieben ein wichtiger Garant für erfolgreiche Projekte in einer Lokalen Agenda. Kontakte und Unterstüt- zung Die Mitarbeit in Projekten der Lokalen Agenda bietet die Chance, neue Kontakte zu knüpfen. Dies kann die Voraussetzung sein, Ideen zu verwirklichen, die einen einzelnen Betrieb überfordern, deren Realisierung ihm aber einen Nutzen verschafft. Die Lokale Agenda kann dazu organisatorische und unter Umständen auch finanzielle Unterstützung bieten. Damit können durch die Mitarbeit in Projekten der Lokalen Agenda ange- stammte Geschäftsfelder belebt beziehungsweise neue hinzu gewonnen werden. Werbung und Bekannt- heit Ein weiterer Vorzug ist die erhöhte Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit, die den in der Lokale Agenda Tätigen zu Teil wird. Die Lokale Agenda einer Ge- meinde wird regelmäßig in den Medien erwähnt und spricht zudem einen Personenkreis an, der zu den tra- ditionellen Kunden des Handwerks gehört. Wird ein Handwerksbetrieb in Zusammenhang mit einem Agenda-Projekt erwähnt, ist dies mitunter wirkungs- voller als teure Werbeaktionen. Lokale Agenda 21– Chancen für das Handwerk 17 Beispiel aus Mannheim: Wärmefibel Die Lokale Agenda Mannheim hat mit der Hand- werkskammer Mannheim eine Wärmefibel erarbei- tet, die von der Stadt Mannheim herausgegeben wird. Sie wird über die einzelnen Handwerksbetrie- be an Interessierte verteilt und ist ein Ratgeber zur Wärmedämmung und Energieeinsparung. Die Wärmefibel umfaßt ausführliche Darstellungen und Berechnungsbeispiele für Sanierungsmaßnahmen an privaten Wohnhäusern. Besonderer Wert wurde auf Verständlichkeit und Attraktivität gelegt und da- her eine durchgängige Systematik befolgt und far- bige Abbildungen verwandt. Mit der Wärmefibel sollen die großen Einspar- möglichkeiten, die gerade in Altbauten bestehen, genutzt werden. Zudem soll vermieden werden, daß bei anstehenden Renovierungsarbeiten die Chance einer wärmetechnischen Verbesserung des betref- fenden Gebäudes versäumt wird. Dazu muß den Bauherren aufgezeigt werden, daß viele Sanierun- gen sogar wirtschaftlich sind. Dabei haben Archi- tekten und Handwerker eine wichtige Schlüssel- funktion. Das Projekt wurde ausgewählt, da sich das Wär- methema vor Ort gut bearbeiten läßt und es sich in Aufträgen für die beteiligten Handwerksbetriebe niederschlägt. Lokale Agenda 21 – Chancen für das Handwerk18 5.2 Mitarbeit in Arbeitskreisen Zusammenarbeit mit „Gleichgesinnten“ Die Mitarbeit in einem Arbeitskreis der Lokalen Agenda bietet die Möglichkeit mit Personen ins Ge- spräch zu kommen, die zwar aus anderen Bereichen kommen, aber sich für dasselbe Thema interessieren. Aus diesen Kontakten können ungewöhnliche Koope- rationen (beispielsweise mit einer Entwicklungshilfe- gruppe) entstehen, die völlig neue Perspektiven eröff- nen. In der Lokalen Agenda arbeiten zudem Personen mit, die ihre Zeit und Kraft für eine ‚sinnvolle Sache‘ einsetzen möchten. Daher wird das Handwerk moti- vierte und tatkräftige Partner antreffen. Sinnvolle Agenda- Projekte Eine Teilnahme an einem Arbeitskreis ermöglicht, Projekte als Agenda-Projekte vorzuschlagen, die einen großen Nutzen für das Handwerk haben. Die Teil- nahme des Handwerks ist wichtig, da leicht Projekte hinsichtlich umweltverträglicher Produkte oder Ver- fahren geplant sind, sich aber später in der Praxis als untauglich herausstellen. Das Handwerk kann somit dazu beitragen, daß in der Lokalen Agenda sinnvolle und durchführbare Projekte angegangen werden und sich somit die Teilnehmer der Arbeitskreise nicht nutzlos engagieren. Informationsquelle Wird die Lokale Agenda von der Kommune als Fo- rum für das Erarbeiten künftiger Ziele und Planungen genutzt, so darf nicht unterschätzt werden, daß die Diskussionen in den Arbeitskreisen letztlich die – zumindest langfristigen - Rahmenbedingungen mit festlegen. Diese Entwicklung im Sinne des Hand- werks zu beeinflussen kann nur in seinem Interesse sein. Zudem können frühzeitige Informationen aus erster Hand und das Mitreden an entscheidender Stelle für Handwerker ein interessanter Vorteil gegenüber den Konkurrenten darstellen. Lokale Agenda 21– Chancen für das Handwerk 19 Einflußnahme Der Nutzen einer Mitarbeit in den Arbeitskreisen der Lokalen Agenda stellt sich nicht so rasch ein und ist unter Umständen nicht so greifbar wie der Nutzen der Mitarbeit in konkreten Projekten. Dafür ist in den Ar- beitskreisen eine Einflußnahme darauf, was in der Lokale Agenda geschieht, gegeben. Beispiel aus Hamburg: Zukunftsrat Der Zukunftsrat Hamburg versteht sich als offene Plattform für Institutionen, Verbände und Initiativen, die im Sinne der Lokalen Agenda 21 für ein zukunftsorien- tiertes Hamburg arbeiten wollen. Er fördert die Beteili- gung der Bevölkerung und koordiniert den Agenda- Prozeß. Durch die Arbeit des Zukunftsrats soll das Wissen der Menschen und der gesellschaftlichen Gruppen der Stadt auf wissenschaftlichem, techni- schem, ökologischem, ökonomischem, kulturellem und sozialem Gebiet zusammengeführt werden. Mitglied im Zukunftsrat Hamburg sind unter anderen Universität- seinrichtungen, Nichtregierungsorganisationen, ökolo- gisch orientierte Unternehmen und die Handwerks- kammer Hamburg. Der Zukunftsrat bearbeitet zur Zeit die Projekte: –Energi(e)sch sparen –Vor dem Stadt-TOR ZUR WELT –Arbeiten und ... zukunftsfähig produzieren –Leben in der Stadt –Eine Zukunft für Kinder –Bekanntmachen, Einmischen, Beteiligen Beispielsweise arbeitet ein Vertreter der Arbeitsge- meinschaft der Hamburger Solarfachbetriebe in dem Arbeitskreis „Energi(e)sch sparen“ mit. Lokale Agenda 21 – Chancen für das Handwerk20 5.3 Projekte zu betrieblichen Maßnahmen Erfahrungsaustausch, Unterstützung für Handwerker Zukunftsfähiges Wirtschaften läßt sich häufig mit betrieblichen Maßnahmen erreichen. Daher ist es ein Anliegen vieler Lokaler Agenden, in Betrieben Maß- nahmen zur Verbesserung der Bedingungen am Ar- beitsplatz oder zur Verbesserung der Umweltbilanz anzuregen. Bei der Suche nach Möglichkeiten, das eigene Wirtschaften zukunftsfähiger und kostengün- stiger zu gestalten, kann die Unterstützung der Loka- len Agenda hilfreich sein. Sie kann ein Forum für ei- nen Erfahrungsaustausch mit anderen Betrieben sein oder mit einer Projektgruppe den Betrieb aktiv unter- stützen. Damit kann die Mitarbeit in der Lokalen Agenda einem einzelnen Betrieb die Verwirklichung betrieblicher Maßnahmen erleichtern oder gar erst ermöglichen. Dadurch können schlummernde Poten- tiale zur Kosteneinsparung etwa durch die Verringe- rung des Energieverbrauchs, durch die Vermeidung von Entsorgungskosten oder durch motiviertere Mit- arbeiter auch gerade für kleine Betriebe erschlossen werden. Dies stärkt ihre finanzielle Lage und erleich- tert ihnen das Umsetzen und Einhalten künftiger (Umwelt-) Verordnungen. Die Lokale Agenda kann so auch den Einstieg in eine Zertifizierung nach dem EU- Öko-Audit vereinfachen. Einige Kommunen beteili- gen sich über Lokale Agenda-Projekte an den entste- henden Zertifizierungskosten. Lokale Agenda 21 – Chancen für das Handwerk 21 Beispiel aus Heidelberg: Projekt Maler und Umwelt Der Arbeitskreis „Maler und Umwelt Heidelberg“ hatte es sich zur Aufgabe gemacht, durch das Ver- teilen von Informationen den Umwelt- und Gesund- heitsschutz in den Heidelberger Malerbetrieben zu verbessern und damit nachhaltige Entwicklungen in diesem Bereich zu fördern. Dem Arbeitskreis ge- hörten die Malerinnung Heidelberg, die Handwerks- kammer Mannheim, B.U.N.D., Innungskrankenkas- se und die Stadt Heidelberg an. Gemeinsam wurde ein achtseitiges Infoblatt erarbeitet, das an alle Hei- delberger Malerbetriebe verteilt wurde. Es beinhal- tet Umwelt- und Gesundheitstips zu den Themen: – „Umweltschutz beginnt beim Einkauf“ – „Wasser ist kostbar“ – „Abfall vermeiden“ – „Gefahrenstoffe vermeiden“ – „Arbeits- und Gesundheitsschutz beachten“ – „Energie sparen und Klima schützen“ Flankiert wird dieses Informationsangebot durch ei- nen umfassenden Umweltordner sowie durch Ver- anstaltungen. Ziel des Projekts ist es, über diesen Einstieg mittel- bis langfristig die Akzeptanz von Öko-Audits und Umweltmanagementsystemen zu erhöhen. Die Be- triebe konnten zunächst Erfahrungen in der Um- stellung des Unternehmens und der Betriebsab- läufe hinsichtlich nachhaltiger Kriterien machen und so „Berührungsängste“ abbauen. Lokale Agenda 21 – Chancen für das Handwerk22 6 Projektbeispiele Karlsruhe: Agenda-Bierdeckel (siehe auch Seite 6) Vorderseiten Rückseite Projektbeispiele 23 Auszug aus dem Reparatur- und Verleihführer des Zweckverbandes Abfallwirtschaft Rhein-Neckar (siehe auch Seite 11) Aus: ZARN (Hrsg.), Reparatur- und Verleihführer für das Gebiet des Zweckverban- des Abfallwirtschaft Rhein-Neckar, Mannheim 1998 Projektbeispiele24 Mannheim: Wärmefibel (siehe auch Seite 17) Aus: Stadt Mannheim (Hrsg.), Die Mannheimer Wärmefibel, Mannheim, Nov. 1998 Projektbeispiele 25 Hamburg: Zukunftsrat (siehe auch Seite 19) Ein zentrales Anliegen der Handwerkskammer Hamburg ist die Unterstützung der Lokalen Agenda 21 in Hamburg. Sie arbeitet daher im Zukunftsrat mit, dem unter anderem soziale und umweltorientierte Initiativen und Verbände, Wirtschaftsverbän- de sowie Hochschulen und Forschungseinrichtungen angehören. Die Handwerks- kammer ist somit ein Vorbild für die Mitgestaltung eines Agendaprozesses durch das Handwerk. Auf ihrer Internetseite (www.hwk-hamburg.de) weist sie auf Zukunftsrat und Agenda 21 hin. Auszug aus den Internetseiten des Zukunftsrats (www.zukunftsrat.de): Unter den Stichworten „Material“ und „Allgemeine Informationen“ werden die Ziele und Aufgaben genannt: „Der Zukunftsrat Hamburg hat sich im April 1996 gegründet und bezieht sich auf die von der Konferenz der Vereinten Nationen für Umwelt und Entwicklung 1992 in Rio de Janeiro verabschiedete Agenda 21 als Aktionsprogramm für das 21. Jahrhundert. In Kapitel 28 der Agenda 21 heißt es: „Jede Kommunalverwaltung soll in einem Dialog mit ihren Bürgern, örtlichen Organisationen und der Privatwirtschaft eintreten und eine kommunale Agenda 21 beschließen.“ Vor diesem Hintergrund wurde 1994 von Vertretern europäischer Städte und Kommunen die Aalborg-Charta („Lokale Agenda 21“) verabschiedet, die auch vom Hamburger Senat unterzeichnet wurde. Damit verpflichtet sich die Freie und Hansestadt Hamburg, ihre Aufgaben, die den Kommunen im Kapitel 28 der Agenda 21 aufgetragen sind, zu erfüllen. In diesem Zusammenhang stellt der Zukunftsrat Hamburg eine offene Plattform bzw. ein öffentliches Forum von und für Institutionen, Verbände, Unternehmen und Initia- tiven dar, die im Sinne einer lokalen Agenda 21 für ein zukunftsfähiges Hamburg arbeiten wollen.“ Unter den Stichworten „Ziele und Aufgaben“ und „Aufgaben und Massnahmen“ fin- det sich folgendes: „Der Zukunftsrat fördert und entwickelt alle geeigneten Aktivitäten und Prozesse weiter, die im Sinne der Agenda 21 sind. Er versteht sich als kritisch-öffentliche In- stanz, als Zusammenschluß von Nichtregierungsorganisationen, die sich aktiv in die Politik einbringen. Er konkretisiert ständig Ziele bzw. Leitbilder einer lokalen Agen- da 21 und ist intensiv darum bemüht, die Öffentlichkeit für deren praktische Umset- zung zu gewinnen. Projektbeispiele26 Im einzelnen bedeutet dies: Der Zukunftsrat Hamburg • fördert die Kooperation von sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Ak- tivitäten und Projekten, sowohl auf lokaler als auch auf globaler Ebene. • fördert Bürgerbeteiligung und bündelt Initiativen, die sich am Agenda-Prozeß beteiligen wollen; er stellt dazu Informationen, Diskussionsforen und fachli- che Unterstützung bereit. • mobilisiert dazu wissenschaftliche, technische, kulturelle und sonstige fachli- che Kompetenz der Menschen unserer Stadt. • fördert Kommunikation, Vernetzung und Netzwerke - auch mit Hilfe von In- formations- und Kommunikations-Technologien - zwischen Agenda- Aktivitäten sowohl regional als auch überregional. • unterstützt mit geeigneter Publikation und Öffentlichkeitsarbeit den Prozeß nachhaltiger Entwicklung. • bemüht sich um materielle und finanzielle Unterstützung von Agenda- Projekten, auch durch gezielte Kooperation mit Wirtschaftsunternehmen. • begleitet (selbst)kritisch, kommentiert, ergänzt und unterstützt Politik und Verwaltung in Bezug auf die Umsetzung der Agenda 21. • fördert Kreativität, Innovationsbereitschaft und Zivilcourage bei der Umset- zung zukunftsfähiger Projekte. • fördert das soziale Klima, den Gemeinsinn und ein „Gemeinwohlbefinden“ in der Stadt, das Menschen zu konstruktiven Problemlösungen ermuntert. • präsentiert öffentlich die Projekte seiner Mitglieder und veröffentlicht seine Beratungsergebnisse. • fördert Selbstorganisation, Kommunikation und Kooperation seiner Mitglie- der und Partnerorganisationen. • betreibt die Auswertung und den Austausch von (Projekt)-Erfahrungen. Der Zukunftsrat Hamburg strebt eine demokratisch legitimierte und flexible Organi- sations-Struktur an, die politische Überparteilichkeit und Unabhängigkeit gewährlei- stet. Letztere sind darüber hinaus durch ein geeignetes Finanzierungskonzept sicher- zustellen.“ Die Arbeitsbereiche des Zukunftsrats Hamburg sind: � Leben in der Stadt � Vor dem Stadt - Tor zur Welt (Eine Welt - Thematik) � Eine Zukunft für Kinder � Energi(e)sch sparen � Bekanntmachen, Einmischen, Beteiligen � Arbeiten und ... zukunftsfähig produzieren Projektbeispiele 27 Unter dem Stichwort „Energi(e)sch sparen“ findet sich eine Liste der Beteiligten (Abruf am 28.06.2000): Gesellschaft für Windenergie Herr Heinz Otto Lawaetzweg 3 22767 Hamburg Tel: 380 66 29 Reduzierung der CO2-Emmissionen durch Windenergie • Windkraftanlagen im Bereich des Wasserwerk- geländes in Kaltehofe • Verbesserung der städtisches Lebensqualität durch Einsatz von Arbeitsfahrrädern (Projekt wird wei- ter verfolgt) DGU Deutsche Gesellschaft für Umwelterziehung Herr Axel Beyer Frauenthal 25 20149 Hamburg Tel.: 410 69 21 Fax: 45 61 29 • Energiesparen an Schulen • BLAUE EUROPAFLAGGE für Sportboothäfen in Hamburg Eurosolar e.V. Frau Andrea Karsten Furtredder 18 22395 Hamburg Tel: 6047717 • Ablösung fossil-nuklearer Energieversorgung durch solare Energien • Erneuerbare Energien in der Entwicklungszu- sammenarbeit Bundesverband Solarmobil Thomic Ruschmeyer Kiefernberg 51 21075 Hamburg Tel: 7929329 Fax: 7922860 Park und Charge - Einrichtungen von Solarmobilpark- plätzen mit Stromtankstellen. Entsprechend dem ver- brauchten Strom werden Beteiligungen an regenerativen Energien erworben. Arbeitsgemeinschaft der Hamburger Solarfachbetriebe Thomas Rudolph Gärtnerstr. 90 20253 Hamburg Tel: 40170555 Konzeption von Photovoltaik-Anlagen für Hamburger Schulen und für die HEW Hamburger Gaswerke GmbH Heidenkampsweg 99 20079 Hamburg Tel.: 23 66 35 80 Fax: 23 66 37 77 • Solarprojekt Hamburg Bramfeld (A) • Brennstoffzellen Pilotprojekt Lyserstraße (A) gesucht: Anregungen Hamburger Klimaschutz-Fonds e.V. Herr Dr. Gerhard Knies Stauffenbergstr. 15 22587 Hamburg Tel.: 86 60 72 20 Fax: 86 63 001 Beteiligung der Bevölkerung an konkreten Klima- schutzmaßnahmen durch Beiträge am Hamburger Klimaschutz-Fonds • Photovoltaik auf Schulen • Solare Wassererwärmung für Sport- und Turnvereine • HEOS - Haus-Energie-Optimierungs-Service: Vor-Ort-Beratung zum Energiesparen im Wohnbereich (mit UB, BAGS, Ökologische Technik • SYNTHESIS - Markteinführung solarthermi- scher Kraftwerke im Sonnengürtel der Erde Projektbeispiele28 (mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt, DLR, Stuttgart) • Klimakonferenzen der Jugend: 1. und 2. be- reits durchgeführt, 3. in Vorbereitung (mit fifty/fifty und dem Bündnis Jugend pro Klima- schutz) • Allianz mit nordafrikanischen Ingenieurstu- denten zur Nutzung von Sonnenenergie in die- sen Ländern (mit Deutschem Orient Institut und Deutscher Physikalischer Gesellschaft) umschalten e.V. • Beratung und Nutzung regenerativer Energien • Beteiligungs an Gemeinschafts- Energieprojekten • Wasserkraftprojekt in Wandsbek (in Planung) Lernen Pro Umwelt e. V. Michael Braunheim c/o Gewerbeschule 8 Sorbenstraße 15 20537 Hamburg Tel.: 428 824 - 131 Fax: 428 824 - 113 • Berufsvorbereitung für Jugendliche • Ökologisches Autorecycling • geprüfte Autoersatzteile ÖTV Herr Peter Borstelmann Wildgrund 2 22459 Hamburg Tel.: 78 80-35 87 Fax: 78 80-26 76 Wärmeeinsparung durch Arbeiten der Beschäftigungs- gesellschaften an Altbauten. ÖTV verfolgt das Ziel, auch Beschäftigungsträger am Pro- jekt "Klimaschutz und Arbeit" zu beteiligen. So-Watt! Solarstrom GmbH Frau Irmhild Kopfermann Ellerbeker Weg 4d 22457 Hamburg Tel.: 55970230 Fax: 55970232 • Gemeinschaftssolarstromanlage in Schnelsen. Es werden noch Beteiligungen gesucht. • So-Watt ist offen, neue Projekte zu planen Verbraucherzentrale Hamburg Herr Bernhard Rosenkranz Kirchenallee 22 20099 Hamburg Tel.: 248 32-151 Fax: 248 32-290 • Energieverbrauchskennzeichnung bei Haus- haltsgroßgeräten • "Nutzen statt Besitzen" - Gemeinsame Nut- zung von Geräten (geplant) Universität Hamburg Institut für Experimentalphysik Herr Prof. Dr. Hartwig Spitzer Luruper Chaussee 149 Tel.: 89 98 23 13 Fax: 89 98 32 82 Projekt Energieoptimierung in der Universität Hamburg Zentrum für Energie-, Wasser- und Umwelttechnik Herr Rolf de Vries Buxtehuderstr. 76 21073 Hamburg Tel.: 359 05 812 Fax: 359 05 858 Energie- und Wassereinsparung in Textilreinigungs- betrieben Projektbeispiele 29 Heidelberg: Projekt Maler und Umwelt (siehe auch Seite 21) Aus: AK Maler & Umwelt (Hrsg.), Infoblatt für Heidelberger Malerbetriebe Kontakte30 7 Kontakte Ansprechperson Anschrift Tel Fax e-mail Internet BTZ Tübingen Adolf Jetter Hindenburgstraße 58 72762 Reutlingen 07121/2412-142 07121/2412-27 hwk-reutlingen@t-online.de Handwerkskammer Ulm Elisabeth Maeser Olgastr. 72 89073 Ulm 0731/14 25 – 0 0731/14 25 – 20 hwkulm@t-online.de Umweltzentrum für Handwerk und Mittelstand .e.V. Wolfram Seitz-Schüle Bismarckallee 6 79098 Freiburg 0761/21800-0 0761/21800-50 umwsew@handwerkskammer-freiburg.de www.umweltzentrum-freiburg.de Baden-Württembergischer Handwerkstag Alexander Schulze Heilbronner Str.43 70191 Stuttgart 0711/16 57-4 18 0711/16 57-4 44 Aschulze@handwerk-bw.de www.handwerk-bw.de Landesinnungsverband der Elektrotechni- schen Handwerke Baden-Württemberg Franz Mayerl Voltastr.12 70376 Stuttgart 0711/955906066 0711/55 18 75 Info@eh-bw.de Handwerkskammer Mannheim Michael Rieger B 1, 1-2 68159 Mannheim 0621/18002-60 0621/18002-57 Rieger.hwk-mannheim@t-online.de www.handwerkskammer.de Handwerkskammer Heilbronn Uwe Schopf Allee 76 74072 Heilbronn 07131/791-175 07131/791-2575 uwe.schopf@hwk-heilbronn.de www.hwk-heilbronn.de Handwerkskammer Karlsruhe Joachim Walter Friedrichsplatz 4-5 76133 Karlsruhe 0721/1600-165 0721/1600-199 walter@hwk-karlsruhe.de www.hwk-karlsruhe.de Handwerkskammer Konstanz Peter Schürmann Webersteig 3 78462 Konstanz 07531/205-375 07531/16468 umwelt-schuermann@hwk-konstanz.de www.hwk-konstanz.de Handwerkskammer Region Stuttgart Dr. Hans-Georg Wystrcil Heilbronner Str. 43 70191 Stuttgart 0711/1657-255 0711/1657-222 wystrcil@hwk-stuttgart.de www.hwk-stuttgart.de Projektbeispiele 31 Ansprechperson Anschrift Tel Fax e-mail Internet Fachverband Sanitär-Heizung-Klima Baden-Württemberg Herrn Huber Viehhofstr.11 70188 Stuttgart 0711/48 30 91 0711/46 10 60 60 info@fvshkbw.de www.fvshkbw.de LIV für das Stuckateurhandwerk Baden- Württemberg Dr. Thomas Falk Wollgrasweg 23 70599 Stuttgart 0711/45 123-15 0711/45 123-50 falk@stuck-verband.de www.stuck-verband.de Handwerkskammer Reutlingen Brigitte Rilling Hindenburgstr. 58 72762 Reutlingen 07121/2412-143 0721/2412-400 rilling@hwk-reutlingen.de www.hwk-reutlingen.de Landesverband Holz und Kunststoff Ba- den-Württemberg Tobias Schellenberger Danneckerstr. 35 70182 Stuttgart 0711/16441-12 0711/16441-22 Verband des Kraftfahrzeuggewerbes Baden-Württemberg e.V. Herr Stöcker Motorstr. 1 70499 Stuttgart 0711/839863-15 0711/839863-22 Till_stoecker@kfz-bw.de www.kfz-bw.de LIV des Maler- und Lackiererhandwerks Baden-Württemberg Herbert Zipperlen Christophstr. 14 70178 Stuttgart 0711/603601 0711/6409895 Agenda-Büro Landesanstalt für Umweltschutz Gerd Oelsner Postfach 21 07 52 76157 Karlsruhe 0721-983-1406 0721-983-1414 agendabuero@lfuka.lfu.bwl.de www.uvm.baden-wuerttem- berg.de/lfu/abt2/agenda/ Ministerium für Umwelt und Verkehr Baden-Württemberg Manfred Schmidt- Lüttmann Kernerplatz 9 70182 Stuttgart 0711 126 2665 0711 126 2881 manfred.schmidt-lüttmann@uvm.bwl.de www.uvm.baden-wuerttemberg.de