Materialwirtschaft umfaßt alle Aktivitäten von Organisationen, die auf das Management realer Sachgüter ge- richtet sind. Die Abgrenzung setzt an den stofflich gebundenen Produktionsfaktoren an, die zur Leistungserstellung benötigt werden. Die Objektorientierung ergänzt bzw. überla- gert die funktionale Sichtweise in der Be- 142" triebswirtschaftslehre. In der Praxis setzt sich Materialwirtschaft zunehmend als Bezeich- nung für jenen Bereich durch, der auch Be- schaffung, Einkauf und Transport umfaßt. Ih- re Bedeutung in Organisationen kommt im Anteil der Materialkosten an den Kosten der Leistungserstellung bzw. am Umsatz zum Ausdruck. Einen wesentlichen Materialkostenanteil weisen insb. rohstoffnahe Veredlungs- (z.B. Erdölraffinerien) und industrielle Fertigungs- betriebe mit mechanisch-synthetischer Struk- tur auf (z. B. Automobilfabriken). Die Mate- rialkasten verschlingen in der Automobilin- dustrie ca. 50% der Erlöse. Bei reinen Dienstleistungsbetrieben sind die Materialkosten unbedeutend, während sie bei Handelsbetrieben zwischen 80% und 95% er- reichen können. Demzufolge bilden die Wa- renkosten den zentralen Erfolgsfaktor im in- stitutionellen Handel. Es ist nicht zweckmäßig und üblich, alle realen Sachgüter dem Objektbereich der Ma- terialwirtschaft zuzuordnen. So werden regel- mäßig die Güter des Anlagevermögens (Be- triebsmittel} ausgeklammert; diese stellen Entscheidungsobjekte der Investitionspolitik dar. Als Materialien gelten die Werkstoffe, al- so die Verbrauchsgüter in der Produktion (Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe), sowie die Einbauteile in unterschiedlichem Bearbei- tungszustand. Dies können Zulieferteile, Halbzeug und Fertigwaren, die up.bearbeitet weiterveräußert werden (Handelswaren, "re- sale"), sein. Üblicherweise beschränkt sich die Betrachtung auf Einsatzmaterialien und Ver- schleißwerkzeuge für die verschiedenen Ver- brauchsorte im Fertigungsp,rozeß von Indu- striebetrieben. Die Aufgabe der Materialwirtschaft, die Ver- und Entsorgung von Fertigungsbetrieben sicherzustellen, hat eine reale, technische und eine formale, ökonomische Seite. Die reale, technische Aufgabe dient der Realisierung ei- ner komplexen Zielfunktion: Die für die Lei- stungserstellung benötigten Materialien sollen in der geforderten Menge, in ausreichender Qualität, zum richtigen Zeitpunkt und am richtigen Verbrauchsort bereitgestellt, die Ab- fallstoffe einer angemessenen Verwertung zu- geführt werden (--.Recycling). Folgende ma- terialwirtschaftliche T eilfunktionen, die oft auch als Anhaltspunkte bei der Abteilungsbil- dung dienen, lassen sich unterscheiden: • Ermittlung des--. Materialbedarfs, • Materialbeschaffung (--.Beschaffung), • Kontrolle des --. Materialeinganges (Wa- reneingangskontrolle), • --. Lagerhaltung, 143 • ---+ Materialbereitstellung am Verbrauchs- ort, • ---+Entsorgung der Verbrauchsorte, • Verwertung des ---+Abfalls. Die Aufgabe des Transportes zwischen den einzelnen Lager- und Verbrauchsorten wird gelegentlich auch unter dem Begriff ---+ Logi- stik zusammengefaßt. In formaler, ökonomischer Sicht soll die Materialwirtschaft die Optimierung der mate- rialwirtschaftlichen Kosten sicherstellen. Ma- terialwirtschaftliche Entscheidungen lösen verschiedene Kostenwirkungen aus. Die Be- vorratung von Materialien zur Sicherstellung der Versorgung bzw. Liderbereitschaft be- dingt eine Kapitalbindung und verursacht da- mit Zinskosten. Eine Reduzierung der Mate- rialvorräte läßt dagegen das Risiko von Pro- duktionsunterbrechungen bzw. Liderengpäs- sen entstehen und verursacht entsprechende Stillstands- bzw. Ausfallkosten. Wichtige Ko- stenarten der Materialwirtschaft sind z. B. Zins-, Transport-, Prüf-, Lagerhaltungs-, Wagnis- und Verwaltungskosten. Das sog. materialwirtschaftliche Optimum wird durch Entscheidungen in folgenden Teilbereichen bestimmt: • Materialmenge, • Materialsortiment, • Raumüberbrückung, • Zeitüberbrückung, • Kapitalkosten. Das Materialmanagement hat Planungs-, Realisations- und Kontrollaufgaben zu lösen. Zur Planung gehören die Definition material- wirtschaftlicher Ziele, die Entwicklung strate- gischer/taktischer Handlungsprogramme und die Festlegung einer geeigneten Aufbaustruk- tur. Weiterhin zählt dazu die Gestaltung eines leistungsfähigen Informa tionssystems. Pla- nungs- und Realisationsprozesse werden durch Ablaufkontrollen ergänzt bzw. von die- sen überlagert. Im Sinne von Feed-back-Infor- mationen wirken diese auf die Planungs- und Entscheidungsprozesse ein. U. A. Literatur: Groch/a, E., Grundlagen der Material- wirtschaft, 3. Aufl., Wiesbaden 1978. Ammer, D. S., Materials-Management, 3. Aufl., Home- wood, 111. 1974. Matrixorganisation