Untersuchungs- und Überwachungsmethoden für die Beurteilung natürlicher Selbstreinigungsprozesse im Grundwasser Von der Fakultät für Bau- und Umweltingenieurwissenschaften der Universität Stuttgart zur Erlangung der Würde eines Doktor-Ingenieurs (Dr.-Ing.) genehmigte Abhandlung Vorgelegt von Ralf Wege aus Marburg Hauptberichter: PD Dr.-Ing. B.Barczewski Mitberichter: Prof. Dr. rer. nat. habil. J. W. Metzger Prof. Dr. phil. H. Hötzl Tag der mündlichen Prüfung: 19. Mai 2005 Institut für Wasserbau der Universität Stuttgart 2005 Heft 143 Untersuchungs- und Überwachungsmethoden für die Beurteilung natürlicher Selbstreinigungsprozesse im Grundwasser von Dr.-Ing. Ralf Wege Eigenverlag des Instituts für Wasserbau der Universität Stuttgart D93 Untersuchungs- und Überwachungsmethoden für die Beurteilung natürlicher Selbstreinigungsprozesse im Grundwasser Titelaufnahme der Deutschen Bibliothek Wege, Ralf: Untersuchungs- und Überwachungsmethoden für die Beurteilung natürlicher Selbstreinigungsprozesse im Grundwasser / von Ralf Wege. Institut für Wasserbau, Universität Stuttgart. - Stuttgart: Inst. für Wasserbau, 2005 (Mitteilungen / Institut für Wasserbau, Universität Stuttgart: H. 143) Zugl.: Stuttgart, Univ., Diss., 2005 ISBN 3-933761-46-8 NE: Institut für Wasserbau : Mitteilungen Gegen Vervielfältigung und Übersetzung bestehen keine Einwände, es wird lediglich um Quellenangabe gebeten. Herausgegeben 2005 vom Eigenverlag des Instituts für Wasserbau Druck: Sprint-Druck, Stuttgart Vorwort Die im Rahmen der Forschungsaktivitäten der Versuchseinrichtung zur Grundwasser- und Altlastensanierung (VEGAS) entstandene Dissertation behandelt ein in Deutschland vielfach diskutiertes Thema, bei dem es um die Berücksichtigung und gezielte Nutzung natürlicher Abbau- und Rückhalteprozesse (Natural Attenuation) im Bereich der Altlastenbearbeitung geht. Der Nachweis über die Eignung natürlicher Selbstreinigungsprozesse setzt prinzipiell Untersuchungen und ein Monitoring zu verschiedenen standorttypischen Parametern voraus. Dies beinhaltet neben der detaillierten Bestimmung der Strömungs- und Transportparameter auch die für die Schadstoffabnahme relevanten Parameter. Erst wenn auf deren Basis über eine Modellbildung (zeitliche Entwicklung der Schadstofffahne) eine Stationarität bzw. ein Schrumpfen der Schadstofffahne sichergestellt werden kann und damit die Qualität einer Sicherung vorliegt, kann ein Verzicht auf aktive Sanierungs- bzw. Sicherungsmaßnahmen in Betracht gezogen werden. Vor dem Hintergrund derzeit noch offener wissenschaftlicher und praktischer Fragestellun- gen im Hinblick auf die Beurteilung des Selbstreinigungspotentials, hat sich Herr Wege in der vorliegenden Arbeit mit den bisherigen Methoden und Strategien auseinander gesetzt. Hier- bei wurden neue Untersuchungs- und Überwachungsmethoden entwickelt, die bei MNA- Anwendungen bisher noch nicht zur Ermittlung und Bewertung des natürlichen Rückhalts und Abbaus berücksichtigt werden. Im Mittelpunkt der Arbeit stand die Entwicklung einer Methode, die eine objektive Aussage der PAK-Schadstoffverfügbarkeit zulässt. Die in diesem Zusammenhang ebenfalls konzipier- te Infinite-Sink-Extraktion erlaubt neben der Quantifizierung der mit Wasser freisetzbaren PAK-Schadstoffanteile die Aufnahme idealer Desorptionskinetiken und damit eine Abschät- zung der Freisetzungsraten sorbierter Schadstoffkomponenten aus Feststoffmaterialien. Zusätzlich zu der PAK-Verfügbarkeitsstudie wurden Methoden zur Eingrenzung mikrobiolo- gisch aktiver Bereiche ausgearbeitet und auf den untersuchten Modellstandort angewendet. Für die Identifizierung eisenreduzierender Zonen im Aquifer und für die Abschätzung des dort vorliegenden Eisen(III)-oxidationspotentials - in Abhängigkeit der Verfügbarkeit der Ei- senspezies - wurde ein nasschemisches Extraktionsverfahren entwickelt. Des Weiteren konnten erstmals exotherme Abbauprozesse im Aquifer direkt erfasst und abgegrenzt wer- den. Die messtechnische Umsetzung erfolgte durch die Installation von stationären Tempe- raturmessfühlern und der kontinuierlichen Aufzeichnung der Aquifertemperatur in unter- schiedlichen Tiefen entlang der Hauptschadstoffachse. Im Ganzen stellen die in der vorliegenden Arbeit von Herrn Wege entwickelten Untersu- chungs- und Überwachungsmethoden eine wissenschaftlich und ökonomisch interessante Alternative bzw. Ergänzung zu den bisherigen Untersuchungs- und Monitoringelementen dar, mit denen eine Beurteilung des Selbstreinigungspotentials möglich ist. Stuttgart, im Mai 2005 Baldur Barczewski Danksagung Die vorliegende Dissertationsschrift entstand im Rahmen eines vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Verbundprojektes (Förderkennzeichen 02WT9955/3) mit dem Titel „Entwicklung einer Methode zum Nachweis der Stationarität von PAK-Fahnen im Grundwasser“, das ich am Institut für Wasserbau der Universität Stuttgart als wissenschaftlicher Mitarbeiter betreute. Ohne die Hilfe und Unterstützung meiner Arbeits- kollegen, Projektpartner und Freunde hätte ich diese Arbeit nicht erfolgreich abschließen können. Meinem Doktorvater Herrn PD Dr.-Ing. Barczewski danke ich herzlich für die Übernahme des Hauptreferats. Durch seine vielfältigen Anregungen und wertvollen Diskussionen sowie die mir gewährte Freiheit bei der wissenschaftlichen Bearbeitung trug er maßgeblich zum Gelin- gen dieser Arbeit bei. Bei Herrn Prof. Metzger und Herrn Prof. Hötzl möchte ich mich für die Übernahme des Kore- ferates und die Unterstützung bei der Fertigstellung meiner Arbeit bedanken. Herrn Prof. Helmig danke ich insbesondere für die Bereitschaft, als Stellvertreter für meinen erkrankten Doktorvater, kurzfristig den Hauptbericht übernommen zu haben. Herrn Dr. Klaas gilt mein sehr herzlicher Dank für sein stetiges Interesse am Fortgang der Arbeit, sowie für seine Diskussions- und Hilfsbereitschaft über all die Jahre und seine kriti- sche Durchsicht des Manuskripts. Für den schnellen Bau der Sondermessstellen und den vielen anderen notwendigen Auf- und Umbauarbeiten sei den Mitarbeitern der Werkstätten des Instituts gedankt. Insbesonde- re sei hierbei die tatkräftige und engagierte Mithilfe von Jürgen Laich und Henning Eickhoff erwähnt. Besten Dank auch an Steffen Hägele und Wolfgang Rempp vom E-Labor für die Arbeiten an den Temperatursensoren. Bei den Mitarbeitern des Chemielabors Tanja Fimpel, Christina Templin, Tobias Eder und Radoslav Ninov möchte ich mich für die enge und ange- nehme Zusammenarbeit bedanken. Weiterhin danke ich allen Kolleginnen und Kollegen von VEGAS für die angenehme Arbeits- atmosphäre sowie die freundschaftliche Zusammenarbeit. Insbesondere erwähnt seien hier- bei Oliver Trötschler, Volker Schrenk, Katrin Batereau, Martin Müller, Johannes Schnieders, Thomas Haslwimmer, Philipp Greiner, Ralf Philippin und Jürgen Braun. Bedanken möchte ich mich auch bei Timm Bromm und Sylvia Mackenberg für die kritische Durchsicht der ersten Fassungen meines Manuskriptes. Mein ganz besonderer Dank gilt meinen Eltern sowie meiner Freundin Waty, ohne deren Rückhalt und Unterstützung ich es nicht geschafft hätte, die Arbeit fertig zu stellen. Stuttgart, im Mai 2005 Ralf Wege I Inhaltsverzeichnis: Abbildungsverzeichnis:....................................................................................................... IV Tabellenverzeichnis: .......................................................................................................... VIII Abkürzungsverzeichnis:....................................................................................................... X Symbolverzeichnis:.............................................................................................................. XI Kurzfassung........................................................................................................................ XIII Abstract................................................................................................................................XV 1 Einleitung ....................................................................................................................1 1.1 Motivation..................................................................................................................1 1.2 Zielsetzung und Vorgehensweise .............................................................................4 2 Grundlagen zu Natural Attenuation ..........................................................................7 2.1 Begriffsbestimmungen ..............................................................................................7 2.1.1 Natural Attenuation................................................................................................7 2.1.2 Monitored Natural Attenuation...............................................................................7 2.1.3 Enhanced Natural Attenuation...............................................................................8 2.2 Entwicklungsstadien von Schadstofffahnen..............................................................8 2.3 Grundlegende Prozesse bei Natural Attenuation......................................................9 2.3.1 Transportprozesse.................................................................................................9 2.3.2 Verdünnung.........................................................................................................12 2.3.3 Sorption / Desorption...........................................................................................12 2.3.4 Biologische Abbauprozesse ................................................................................15 2.4 Schadstoffverhalten der PAK und BTXE im Grundwasser .....................................17 2.4.1 Physikalisch-chemische Eigenschaften der PAK und BTXE...............................17 2.4.2 Mikrobielle Abbaubarkeit der PAK und BTXE .....................................................19 3 Modellstandort „Stürmlinger Sandgrube“ .............................................................21 3.1 Lage und Historie ....................................................................................................21 3.2 Geologie und Hydrogeologie...................................................................................23 3.3 Ausbau des Messstellennetzes...............................................................................24 4 Markierungsversuch am Modellstandort................................................................27 4.1 Verwendete Tracerfarbstoffe...................................................................................27 4.2 Entwicklung einer Fluorometermesszelle zur Multitracerbestimmung ....................29 4.3 Durchführung des Markierungsversuchs ................................................................31 4.4 Tracerdurchbruchskurven .......................................................................................33 II 4.5 Auswertung des Tracerversuches...........................................................................36 5 Untersuchung zur Verfügbarkeit der PAK..............................................................39 5.1 Hintergrund .............................................................................................................39 5.2 Methodischer Ansatz und Vorgehensweise ............................................................40 5.3 Auswahl des sandigen Versuchsmaterials..............................................................44 5.4 Herstellung und Charakterisierung des Versuchsmaterials. ...................................44 5.5 Extraktionsvorversuche...........................................................................................49 5.5.1 Vorauswahl der Lösungsmittel und Extraktionsverfahren ...................................49 5.5.2 ASE-Extraktionsversuche....................................................................................54 5.5.3 Ultraschall-Extraktionsversuche ..........................................................................57 5.6 Konzeption eines innovativen Extraktionsverfahrens für wässrige Eluate ..............59 5.6.1 Aufbau der Infinite-Sink-Extraktionsvorrichtung ..................................................60 5.6.2 Optimierung der Infinite-Sink-Extraktion..............................................................61 5.6.3 Desorptionskinetik zur Festlegung einer praxistauglichen Extraktionsdauer für die Extraktionssequenz ..................................................................................65 5.7 Festlegung der Extraktionssequenz und Verfügbarkeitsklassen ............................71 5.8 Oberflächenmessungen ..........................................................................................73 5.8.1 Messverfahren der Oberflächenmessung ...........................................................73 5.8.2 Optimierung der Oberflächenmessung................................................................74 5.9 Durchführung der Extraktionssequenz und Oberflächenmessungen......................76 5.10 Übertragung der Extraktionssequenz auf Corg-reichen Boden ................................82 5.10.1 Charakterisierung des Corg-reichen Versuchsmaterials .......................................82 5.10.2 Anwendung der Infinite-Sink-Extraktion (Mannheimboden) ................................86 5.10.3 Umsetzung der Extraktionssequenz auf den Mannheimboden ...........................89 6 Bestimmung der Schadstoffkonzentration im Sediment und Grundwasser am Modellstandort....................................................................................................94 6.1 Hintergrund .............................................................................................................94 6.2 Grundwasseruntersuchungen .................................................................................95 6.2.1 Beprobungsumfang und Auswahl eines Tiefenhorizontes ..................................95 6.2.2 Mittelwertbetrachtung der einzelnen Schadstoffparameter .................................98 6.2.3 Zeitreihenbetrachtung der 16 EPA-PAK im Grundwasser entlang der Fahnenachse für die 19 Beprobungen ..............................................................102 6.2.4 Zusammenführung der Ergebnisse aus den durchgeführten Grundwasseruntersuchungen ...........................................................................106 6.3 Sedimentuntersuchungen .....................................................................................107 III 6.3.1 Abschätzung der sorbierten PAK-Menge über das KOC-Konzept ......................107 6.3.2 Ermittlung der tatsächlich auf dem Sediment vorhandenen PAK-Gehalte ........109 6.4 Kolloiduntersuchungen..........................................................................................111 6.4.1 LIBD-Messungen...............................................................................................112 6.4.2 ESEM-Messungen.............................................................................................115 6.4.3 Schlussfolgerungen aus den Kolloiduntersuchungen........................................117 7 Identifizierung der mikrobiologischen Aktivität am Modellstandort .................118 7.1 Bestimmung der Eisen(II)/(III)-Gehalte am Modellstandort...................................118 7.1.1 Hintergrund........................................................................................................118 7.1.2 Konzeption eines Extraktionsschemas zur Bestimmung der Eisengehalte im Aquifer ...............................................................................................................121 7.1.3 Probengewinnung und Probenvorbereitung für die Eisenuntersuchung am Modellstandort ...................................................................................................126 7.1.4 Eisen(II)/(III) Bestimmung..................................................................................127 7.2 Bestimmung der Temperatur im Aquifer ...............................................................132 7.2.1 Methodischer Ansatz .........................................................................................132 7.2.2 Durchführung der Temperaturmessungen ........................................................134 8 Bedeutung der erarbeiteten Untersuchungs- und Überwachungsmethoden für MNA....................................................................................................................138 9 Zusammenfassung und Ausblick .........................................................................143 10 Literaturverzeichnis................................................................................................147 IV Abbildungsverzeichnis: Abbildung 1.1: Ausbreitungsverhalten von Schadstoffen im Boden und Grundwasser (geändert nach [Weber 2002]) .......................................................................1 Abbildung 1.2: Draufsicht der Ausbreitung von Schadstofffahnen im Grundwasser ..............2 Abbildung 1.3: Untersuchte Themenbereiche ........................................................................5 Abbildung 2.1: Beispiel eines MNA-Konzeptes [ITVA 2003] ..................................................8 Abbildung 2.2: Phasen der Fahnenentwicklung im Grundwasser bei abbaubaren organischen Schadstoffen (abgewandelt nach Doll & Püttmann 1999) .........9 Abbildung 2.3: Abfolge der Redoxzonierungen beim mikrobiologischen Abbau organischer Belastungen [nach Lovley et al. 1994]......................................16 Abbildung 2.4: Strukturformeln ausgewählter PAK (16 EPA-PAK) ......................................17 Abbildung 2.5: Strukturformeln der BTXE ............................................................................19 Abbildung 3.1: Lageplan der Stürmlinger Sandgrube mit Messstellennetz..........................22 Abbildung 3.2: Ganglinie des Grundwasserstandes am Standort „Stürmlinger Sandgrube" für den Pegel P 66....................................................................24 Abbildung 3.3: Lageplan der Multilevelmessstellen mit schematischer Skizze einer Multilevelmessstelle .....................................................................................25 Abbildung 4.1: Strukturformeln der Tracerfarbstoffe Uranin, Sulforhodamin B und Natriumnaphthionat ......................................................................................28 Abbildung 4.2: Schematischer Aufbau eines Fluorometers .................................................29 Abbildung 4.3: Schematischer Aufbau der Fluorometermesszelle.......................................30 Abbildung 4.4: Fluorometermesszelle ..................................................................................31 Abbildung 4.5: Schematische Darstellung des Markierungsversuchs..................................31 Abbildung 4.6: Tracerzugabe an Messstelle E1/3 (links) und Aufbau der Vor-Ort- Messung an Messstelle E2/8 (rechts) ..........................................................32 Abbildung 4.7: Durchbruchskurven für ausgewählte Tiefenbereiche der Tracerfarbstoffe Uranin, Sulforhodamin B und Natriumnaphthionat (Labormessungen) .......................................................................................34 Abbildung 4.8: Fluoreszenzintensitäten für Natriumnaphthionat (Labormessungen)...........35 Abbildung 4.9: Durchbruchskurven für ausgewählte Tiefenbereiche der Tracerfarbstoffe Uranin, Sulforhodamin B und Natriumnaphthionat (Feldmessungen) .........................................................................................36 Abbildung 4.10: Durchgangs- und Summenkurve für Uranin (Labormessung)......................38 Abbildung 5.1: Modellvorstellung zur PAK-Sorption.............................................................42 Abbildung 5.2: Spaltung von huminstoffgebundenem 1,2-Dihydroxyphenanthren ..............43 Abbildung 5.3: Ausgangsmaterial.........................................................................................45 V Abbildung 5.4: Sieblinienkurven des Ausgangs- und Versuchsmaterials ............................45 Abbildung 5.5: GC-Chromatogramm eines ASE-Extraktes des eingesetzten Versuchsmaterials........................................................................................47 Abbildung 5.6: PAK-Gehalte des aufgearbeiteten Versuchsmaterials .................................47 Abbildung 5.7: Feststoff TOC mit Keramikschälchen...........................................................48 Abbildung 5.8: TC-Verlauf (linkes Bild) und TIC-Verlauf (rechtes Bild) des Versuchsmaterials........................................................................................48 Abbildung 5.9: Vergleich der Lösungsmittelverfärbung bei Kontakt mit Teeröl ....................51 Abbildung 5.10: Schematische Darstellung der vorläufigen sequentiellen Extraktion............53 Abbildung 5.11: ASE-Apparatur zur Extraktion der Feststoffproben ......................................54 Abbildung 5.12: PAK-Extraktionsausbeuten der drei ASE-Extraktionsvorversuche ..............56 Abbildung 5.13: PAK-Extraktionsausbeuten der Ultraschallextraktion mit Isopropanol für unterschiedliche Extraktionszeiten ...............................................................57 Abbildung 5.14: Gegenüberstellung der PAK-Extraktionsausbeuten der unterschiedlichen Extraktionsvorversuche ...................................................58 Abbildung 5.15: Schematischer Aufbau der Infinite-Sink-Extraktionsvorrichtung ..................61 Abbildung 5.16: Verlauf der relativen PAK - Gehalte im Wasser und auf dem XAD-2 Harz (grobporige Gewebehülse) ..................................................................63 Abbildung 5.17: Verteilung der PAK während des Langzeitdesorptionsversuches................66 Abbildung 5.18: Zeitliche Darstellung des durch das XAD-2 sorbierten PAK- Mengenanteils ..............................................................................................67 Abbildung 5.19: Sorbierte PAK-Menge auf dem XAD-2 Harz der einzelnen ausgetauschten Gewebehülsen ...................................................................68 Abbildung 5.20: PAK Verteilungsmuster auf dem XAD-2 Harz während der Desorptionsstudie.........................................................................................69 Abbildung 5.21: Bilanzierung der PAK-Verteilung nach 50-tägiger Extraktionsdauer mit dem XAD-2 Harz ..........................................................................................70 Abbildung 5.22: Schematische Darstellung der ausgearbeiteten sequentiellen Extraktion ...72 Abbildung 5.23: Oberflächenmessgerät .................................................................................73 Abbildung 5.24: Stickstoffisotherme des ungemahlen Versuchsmaterials.............................74 Abbildung 5.25: Vorgehensweise und Umsetzung der sequentiellen Extraktion ...................77 Abbildung 5.26: Summe der 16 EPA-PAK der einzelnen Extraktionsschritte ........................78 Abbildung 5.27: Extraktionsausbeuten der ersten beiden Extraktionsschritte .......................79 Abbildung 5.28: PAK-Massenverteilung der einzelnen Extraktionsschritte............................79 Abbildung 5.29: Auswirkungen der Extraktionssequenz auf die spezifische Oberfläche .......80 Abbildung 5.30: Sequenzextrakte der einzelnen Extraktionsschritte .....................................81 VI Abbildung 5.31: Feststoff TC des Versuchsmaterials vor (links) und nach der Extraktionssequenz (rechts).........................................................................82 Abbildung 5.32: Sieblinie des eingesetzten Corg-reichen Versuchsmaterials (Mannheimboden) ........................................................................................83 Abbildung 5.33: PAK-Gehalte des Mannheimbodens ............................................................85 Abbildung 5.34: TC-Verlauf (links) und TIC-Verlauf (rechts) des Mannheimbodens .............85 Abbildung 5.35: Verteilung der PAK während der ersten Versuchsreihe des Mannheimbodens.........................................................................................86 Abbildung 5.36: Zeitliche Darstellung des durch das XAD-2 Harz sorbierten PAK- Mengenanteils des Mannheimbodens..........................................................87 Abbildung 5.37: PAK-Verteilungsmuster auf dem XAD-2 Harz im Rahmen der zweiten Versuchsreihe mit der Infiniten-Sink-Extraktionstechnik (Mannheimboden) ........................................................................................88 Abbildung 5.38: Summe der 16 EPA-PAK der einzelnen Extraktionsschritte ........................90 Abbildung 5.39: PAK-Verteilung im ersten Extraktionsschritt.................................................90 Abbildung 5.40: PAK-Massenverteilung für die einzelnen Extraktionsschritte .......................91 Abbildung 5.41: Sequenzextrakte der einzelnen Extraktionsschritte .....................................92 Abbildung 5.42: Feststoff TC des Mannheimbodens vor (links) und nach der Extraktionssequenz (rechts).........................................................................92 Abbildung 6.1: Schematische Darstellung der Multilevelmessstellen ..................................95 Abbildung 6.2: Grundwasserprobenahme............................................................................96 Abbildung 6.3: Mittelwert der PAK-Grundwasserkonzentrationen aus den 19 Beprobungen (Summe aus: Naphthalin, Pyren, Acenaphthen, Fluoren und Phenanthren).........................................................................................97 Abbildung 6.4: PAK-Gehalt im Sediment der Messstelle E1/3.............................................98 Abbildung 6.5: Mittelwert der PAK-Konzentrationen entlang der Fahnenachse (Tiefe: 13-14m) ........................................................................................................99 Abbildung 6.6: Mittelwert der BTXE-Konzentrationen entlang der Fahnenachse (Tiefe: 13-14m) ......................................................................................................100 Abbildung 6.7: Mittelwert der CKW-Konzentrationen entlang der Fahnenachse (Tiefe: 13-14m) ......................................................................................................100 Abbildung 6.8: Mittelwert der TOC-Gehalte entlang der Fahnenachse (Tiefe: 13-14m) ....102 Abbildung 6.9: Zeitreihe der PAK-Konzentrationen entlang der Fahnenachse (Tiefe: 13-14m) ......................................................................................................103 Abbildung 6.10: Konzentrationsverläufe der Messstellen E1/3 und E2/8 (Tiefe: 13-14m) ...103 Abbildung 6.11: Schematische Darstellung des Untergrundes und der mittleren Fließzeiten von Messstelle E1/3.................................................................104 Abbildung 6.12: Thermoflow (links) und thermischer Sensor (rechts)..................................105 VII Abbildung 6.13: Vertikalgeschwindigkeit der Tiefenmessstelle............................................105 Abbildung 6.14: Gegenüberstellung gemessener und berechneter PAK-Gehalte für die Messstelle E3/15 ........................................................................................110 Abbildung 6.15: Prinzip der LIBD/LIBS (Laserinduzierte Breakdown Detektion bzw. Spektroskopie) nach Ngo Manh et al. [ 2003] ............................................112 Abbildung 6.16: Teilchenanzahl im Grundwasser entlang Hauptfliesrichtung (Messstellen E1/3 - E5/21) .........................................................................113 Abbildung 6.17: Mittlerer Kolloiddurchmesser entlang der Hauptfließrichtung (Messstellen E1/3 - E5/21) .........................................................................114 Abbildung 6.18: Planare Kontaktoberfläche eines Naphthalinmoleküls ...............................114 Abbildung 6.19: Aufnahmen der ESEM-Untersuchungen aus der Tiefe von 13-14 m u. GOK: (links: Messstelle E1/3; rechts: Messstelle E3/15) ...........................116 Abbildung 6.20: Aufnahmen der ESEM-Untersuchungen der Messstelle E5/21 aus einer Tiefe von 24-25 m u. GOK (links und rechts: SiO2 Verbindungen) ............116 Abbildung 7.1: Extraktionsschema zur Eisenbestimmung .................................................122 Abbildung 7.2: Vorgehensweise zur Überprüfung der verschiedenen Säureaufschlussverfahren..........................................................................124 Abbildung 7.3: Wiederfindungsraten für die eingesetzten Eisenverbindungen ..................126 Abbildung 7.4: Probenzerkleinerung (von links: Ausgangsmaterial, manuelle Zerkleinerung, Mahlung mit Kugelmühle)...................................................127 Abbildung 7.5: Eisengehalte des Aquifermaterials (Fe2+ und Fe3+) im Zustrom und im Abstrom zur Schadensquelle (Messstellen T26 bis E7/T27)......................128 Abbildung 7.6: Eisen(III)-Gehalte aus 0,1 m und 1 m H2SO4-Aufschlüssen.......................129 Abbildung 7.7: Eisen(II)-Gehalte aus 0,1 m und 1 m H2SO4-Aufschlüssen........................130 Abbildung 7.8: Prozentualer Anteil von Eisen(II)/(III) aus dem 0,1 m H2SO4-Aufschluss...131 Abbildung 7.9: Schematische Darstellung der Messanordnung zur Bestimmung der Aquifertemperatur.......................................................................................134 Abbildung 7.10: Vertikales Temperaturprofil der Messstellen T26 (oben) und E7/T27 (unten) ........................................................................................................135 Abbildung 7.11: Einfluss der Sommertemperatur auf den Temperaturverlauf im Aquifer ....136 Abbildung 7.12: Temperaturverlauf im Aquifer entlang des Abstroms .................................137 VIII Tabellenverzeichnis: Tabelle 2.1: Freiwerdende Enthalpie in Abhängigkeit unterschiedlicher Elektronenakzeptoren am Beispiel der Mineralisation von Naphthalin [McFarland & Sims 1991] .............................................................................16 Tabelle 2.2: Physikalisch-chemische Parameter der 16 PAK der US-EPA Prioritäten Liste. Angaben aus: 1) Mackay & Shiu [1977]; 2) Walters & Luthy [1984]; 3) Yalkowsky & Valvani [1979]; 4) Sims & Overcash [1983]; 5) Miller et al. [1985] ...........................................................................................................18 Tabelle 2.3: Physikalisch-chemische Parameter der BTXE. Angaben aus: 1) Keeley et al. [1988], 2) Abdul et al. [1987], 3) Verschuren [1997], 4) Owens et al. [1986], 5) Hodson & Williams [1988] .............................................................19 Tabelle 3.1: Schematische Gliederung des Quartärs nach Bartz [1982] .........................23 Tabelle 4.1: Zur Wassermarkierung eingesetzte und zugelassene Fluoreszenzfarbstoffe...................................................................................28 Tabelle 4.2: Details zur Tracerzugabe .............................................................................32 Tabelle 4.3: Parameter der Fluoreszenzmessung mit dem Filterfluorometer ..................33 Tabelle 4.4: Ergebnisse der verschiedenen Auswertemethoden.....................................37 Tabelle 5.1: Kenndaten des eingesetzten Ausgangs- und Versuchsmaterials ................46 Tabelle 5.2: GC-MS Bedingungen ...................................................................................46 Tabelle 5.3: Charakteristische Kenngrößen des Versuchsmaterials ...............................49 Tabelle 5.4: Verwendete Lösungsmittel für die Extraktionsvorversuche..........................50 Tabelle 5.5: HPLC-Bedingungen für die analytische Bestimmung der PAK ....................53 Tabelle 5.6: ASE-Extraktionsbedingungen für die unterschiedlichen Extraktionsmittel ...54 Tabelle 5.7: Wiederfindung von PAK aus dem kontaminierten BAM- Referenzmaterial ..........................................................................................55 Tabelle 5.8: Versuchsbedingungen für die Auswahl der Gewebehülsen und Anströmungsart ............................................................................................62 Tabelle 5.9: Vergleich der PAK-Freisetzungsraten aus dem Versuchsmaterial...............64 Tabelle 5.10: Abgeleitete PAK-Verfügbarkeitsklassen aus der sequentiellen Extraktion .....................................................................................................72 Tabelle 5.11: Ergebnisse der spezifischen Oberflächen für das gemahlene und ungemahlene Versuchsmaterial (BET-Methode) .........................................75 Tabelle 5.12: Extraktionsausbeuten der jeweiligen Extraktionsschritte bezogen auf die PAK-Gesamtmasse......................................................................................82 Tabelle 5.13: Gegenüberstellung der Kenndaten der beiden eingesetzten Feststoffe ......83 Tabelle 5.14: Spezifische Oberflächen des Mannheimbodens ..........................................84 IX Tabelle 5.15: Kohlenstoffgehalte des Mannheimbodens und des sandigen Versuchsmaterials........................................................................................86 Tabelle 5.16: Vergleich der PAK-Verfügbarkeiten des Mannheimbodens und des sandigen Versuchsmaterials vom Modellstandort........................................93 Tabelle 6.1: Beprobungsumfang für die Grundwasseruntersuchungen...........................95 Tabelle 6.2: Chromatographische Bedingungen der BTXE und CKW Analyse ...............96 Tabelle 6.3: KOC-Verteilungskoeffizienten für ausgewählte PAK....................................108 Tabelle 6.4: Berechnung der nach dem KOC-Konzept auf dem Aquifermaterial sorbierten PAK-Mengen (Tiefe 13-14 m u. GOK) ......................................109 Tabelle 6.5: Resultierende PAK-Gehalte aus der analytischen Messung und aus dem KOC-Konzept .......................................................................................110 Tabelle 6.6: Abschätzung der kolloidbedingten Naphthalinkonzentration......................115 Tabelle 7.1: Häufig anzutreffende Eisenspezies in aeroben und anaeroben Aquifern ..119 Tabelle 7.2: Ergebnisse der Überprüfung der verschiedenen Säureaufschlussverfahren..........................................................................125 Tabelle 7.3: Säurevolumina und Probenmengen...........................................................127 Tabelle 7.4: Berechnung der theoretisch benötigten Menge an Eisen(III) für eine vollständige Mineralisation von Naphthalin ................................................132 Tabelle 7.5: Berechnung der Temperaturänderung bei völligem biochemischem Umsatz des TOC........................................................................................133 Tabelle 8.1: Neu entwickelte und angewendete Untersuchungs- und Überwachungsmethoden ...........................................................................138 Tabelle 8.2: Übersicht einer Auswahl konventioneller Methoden/Parameter im Hinblick auf Natural Attenuation .................................................................142 X Abkürzungsverzeichnis: Abkürzungen Bedeutung ASE Accelerated Solvent Extraction BBodSchG Bundes-Bodenschutzgesetz BTXE Benzol, Toluol, Xylol, Ethylbenzol DCE Dichlorethylen CKW Chlorierte Kohlenwasserstoffe DEV-S4 Deutsche Eineiheitsverfahren zur Wasser-, Abwasser-, und Schlamm- untersuchung (Gruppe S): Bestimmung der Eluierbarkeit mit Wasser ECD Elektroneneinfangdetektor ENA Enhanced Natural Attenuation FID Flammenionisationsdetektor GC-MS Gaschromatograph mit Massendetektor GOK Geländeoberkante HS-GC Gaschromatograph mit Headspacetechnik ICP Induktiv gekoppeltes Plasma LED Leuchtdiode MKW Mineralölkohlenwasserstoffe MNA Monitored Natural Attenuation NA Natural Attenuation OES Optische Emissions Spektrometrie PAK Polycyclische Aromatische Kohlenwasserstoffe PER Perchlorethylen RT Raumtemperatur TC Gesamtkohlenstoff TIC Gesamtkohlenstoff anorganisch TOC Gesamtkohlenstoff organisch TRI Trichlorethylen XI Symbolverzeichnis: Variable Bedeutung Dimension A Querschnittsfläche m2 A0 Spezifische Oberfläche m2/g α Longitudinale Dispersivität m c Stoffkonzentration kg/m3 ceq Gleichgewichtskonzentration kg/m3 corg Organischer Kohlenstoffanteil - cP Spezifische Wärme kJ/(kg⋅K) cs Beladung des Adsorbens - csmax Gleichgewichtssättigungsbeladung des Adsorbens - cw Stoffkonzentration im Wasser kg/m3 D Molekularer Diffusionskoeffizient m2/s Deff Effektiver Diffusionskoeffizient m2/s Dl Longitudinaler Dispersionskoeffizient m2/s Dt Transversaler Dispersionskoeffizient m2/s Dv Vertikaler Dispersionskoeffizient m2/s dx Korndurchmesser bei x % Siebdurchgang m eeq Elektronenäquivalent - F Diffusiver Fluss kg/(m2⋅s) foc Anteil des organischen Kohlenstoffs im Feststoff - G Freie Enthalpie J h Druckhöhe m Kd HENRY-Verteilungskoeffizient m3/kg kf Durchlässigkeitsbeiwert m/s Kf Verteilungskoeffizient der FREUNDLICH-Isotherme m3/kg kl Sorptionskoeffizient der LANGMUIR-Isothermen - Koc Organischer Kohlenstoff/Wasser Verteilungskoeffizient m3/kg Kow Oktanol/Wasser Verteilungskoeffizient - l Fließlänge m n FREUNDLICH-Exponent - nf Durchflusswirksamen Hohlraumanteil - Q Durchfluss m3/s XII Q Wärmemenge J R Widerstand Ω Re Reynoldszahl - s Abstand m T Temperatur °C, K t Zeit s τ Tortuositätsfaktor - U Ungleichförmigkeitszahl - va Abstandsgeschwindigkeit m/s vdom Dominierende Abstandsgeschwindigkeit m/s vf Filtergeschwindigkeit m/s vmax Maximale Abstandsgeschwindigkeit m/s vmed Mediane Abstandsgeschwindigkeit m/s x Strecke m XIII Kurzfassung An einem kontaminierten Standort wirken der Schadstoffausbreitung im Aquifer natürliche Rückhalte- und Abbauprozesse entgegen, die unter günstigen Randbedingungen zu einem Stagnieren oder Schrumpfen der Schadstofffahne im Abstrom des Schadensherdes führen. Sollen derartige Prozesse bei der Altlastenbearbeitung berücksichtigt werden, setzt dies nach gegenwärtigem Kenntnisstand detaillierte Untersuchungen zu standortspezifischen Gegebenheiten voraus. Vor diesem Hintergrund wurden im Rahmen dieser Arbeit Untersu- chungs- und Überwachungsmethoden zu verschiedenen Parametern ausgearbeitet, die für eine ganzheitliche Beurteilung des Selbstreinigungspotentials am Beispiel eines gaswerksty- pischen Schadenfalls genutzt werden können. Im ersten Schritt der Arbeit wurde für die Bestimmung der hydrogeologischen Situation (lon- gitudinale Dispersivität, Abstandsgeschwindigkeit und vertikale Dispersionseffekte) an einem Modellstandort ein Multilevelmultitracerversuch mit drei Tracerfarbstoffen (Uranin, Sulforho- damin B und Natriumnaphthionat) durchgeführt. Um den finanziellen und personellen Auf- wand eines solchen Versuches zu verringern, wurde eine Fluorometermesszelle gebaut, mit der sich die drei fluoreszierenden Tracerfarbstoffe selektiv nebeneinander im Grundwasser vor Ort erfassen lassen. Neben der automatischen Bestimmung der Tracerfarbstoffe am Mo- dellstandort erfolgte zusätzlich die Ermittlung der Fluoreszenzintensitäten an ausgewählten Proben konventionell mit einem Filterfluorometer im Labor. Im zweiten Schritt der Arbeit wurde eine neue Untersuchungsmethode konzipiert, mit der sich die unterschiedlich gut verfügbaren, sedimentgebundenen PAK-Anteile des Feldstand- ortes charakterisieren lassen. Aufbauend auf einer Extraktionssequenz wurden die zuneh- mend schwerer verfügbaren PAK von den leichter verfügbaren PAK getrennt und die dabei eluierten PAK-Anteile unterschiedlichen Verfügbarkeitsklassen zugeteilt. Die durchgeführten Extraktionen am kiesig-sandigen Material vom Modellstandort zeigten eindeutig, dass trotz des gealterten, real kontaminierten Materials, die Sorption der einzelnen PAK schwächer ausfiel als erwartet und der wesentliche PAK-Massenanteil gut verfügbar war. Der Befund einer guten Verfügbarkeit konnte durch Langzeitdesorptionsversuche mit Hilfe einer neu konzipierten Infinite-Sink-Extraktionstechnik untermauert werden. Um die Übertragbarkeit sowohl der Extraktionssequenz als auch die der Infinite-Sink-Extraktion auf andere Böden zu prüfen, wurden beide Verfahren auf einen mit PAK kontaminierten Boden mit einem hohen organischen Kohlenstoffanteil angewendet. Die Gültigkeit der aus der sequentiellen Extraktion abgeleiteten PAK-Verfügbarkeit für den Modellstandort konnte durch die Boden- und Grundwasseruntersuchungen bestätigt werden. Im Gegensatz zu der ausgedehnten PAK-Schadstofffahne des Grundwassers konnten im Sediment nur im direkten Randbereich des Phasenkörpers nennenswerte PAK-Gehalte nachgewiesen werden. In Bereichen, in denen PAK-Schadstoffkonzentrationen von einigen hundert µg/l im Grundwasser bestimmt wurden, lagen die PAK-Gehalte im Sediment im Be- reich der analytischen Nachweisgrenze. Ein relevanter Beitrag der hohen PAK-Gehalte im Grundwasser durch Kolloide konnte anhand der Ergebnisse aus den LIBD- und ESEM- Messungen ausgeschlossen werden. Somit stand die am Modellstandort analytisch be- stimmte PAK-Schadstoffverteilung zwischen Feststoff und Grundwasser deutlich im Wider- spruch zu einem theoretischen Ansatz, nach dem – auf Basis einer empirischen Korrelation XIV zwischen Kow und Koc – der überwiegende Anteil der PAK auf dem Sediment sorbiert hätte vorliegen müssen. Auffällig war die im Grundwasserleiter auftretende starke örtliche Konzentrationsabnahme der untersuchten Schadstoffe (PAK, BTXE und CKW), die auf mikrobiologische Abbaupro- zesse hindeutete. Im Fall der ebenfalls am Standort vorliegenden CKW konnte dabei anhand der Abbaufolge PCE → TRI → DCE → VC ein für reduktive Dechlorierungsprozesse typi- sches Konzentrationsmuster entlang der Schadstoffachse festgestellt werden. Für den qualitativen Nachweis mikrobiologischer Abbauprozesse am Modellstandort wurden im Rahmen der Arbeit schließlich zwei weitere, voneinander unabhängige Kenngrößen un- tersucht. Zum einen wurde ein nasschemisches Extraktionsverfahren zur Bestimmung der Fe(III)/(II)-Verteilung im Sediment ausgearbeitet, mit dem Bereiche einer verstärkten Eisen- reduktion identifiziert und Aussagen zur Eisenverfügbarkeit getroffen werden konnten. Zum anderen konnten durch stationär eingebaute Temperaturmessfühler Aquiferzonen mit erhöh- ten Temperaturen identifiziert werden, die auf eine verstärkte mikrobiologische Aktivität schließen lassen. So traten die höchsten Temperaturen in den Tiefenbereichen auf, in denen auch die höchsten Schadstoffkonzentrationen vorlagen. XV Abstract At contaminated sites, natural attenuation processes impede the spread of contaminants in the aquifer. Under favourable conditions, these processes may even lead to the stagnation or shrinkage of the contaminant plume. In order to consider these processes in the treatment of residual wastes detailed exploration of site characteristics is required. Gathering this informa- tion is often very costly and time consuming. In the present dissertation investigation and monitoring methods for different parameters were devised, which can be used for the integrated evaluation of the natural attenuation po- tential of former gas work sites. In the works’ fist stage, a multilevel multitracer experiment using three dyed tracers (Uranine, Sulforhodamine B und Sodium Naphthionate) was accomplished to determine the hydrol- geological conditions (longitudinal dispersivity, velocity, and vertical dispersion effects) at a PAH-contaminated model site. To reduce material and personnel costs, a new field fluorome- ter was developed, that allowed a simultaneous and selective measurement of the concen- trations of each of the three dyed tracers. In addition to the automatic field measurements conducted at the test site, the fluorescence intensities were measured for selected samples in the lab by a conventional filter fluorometer. In the work’s second stage, a new method was designed to characterise the availability of the sediment-bound PAH. Based on an extraction sequence the less available PAHs were separated from the more available PAHs. The extraction, which was carried out on a gravely- sand material from the test site, clearly demonstrated that despite of the aged creosote- contamination, a substantial percentage of the PAH mass downstream the old waste depos- its was readily available. Furthermore there was no evidence that considerable amounts of the PAH were bound to inner surfaces which are inaccessible to common extraction proce- dures. The finding that PAHs were highly available could be corroborated through the application of a newly conceived infinite-sink-extraction technology. Additionally, the transferability of the extrac-tion sequence as well as the infinite-sink-extraction could be ensured by its application to a PAH-contaminated soil with a high organic content. The validity of the PAH availability was furthermore confirmed by the results of comprehen- sive soil and groundwater investigations which were carried out during the course of the dis- sertation. Unlike the elongated PAH contaminant plume in the groundwater, appreciable PAH concentrations in the soil were measurable only in an area immediately bordering the old waste deposits. In regions in which the groundwater concentrations of PAH were measured at a few hundred µg/l, the sediment PAH concentration was near the analytical detection limit. A relevant contribution of a PAH transport by colloids in groundwater could be ruled out based on the results of the LIBD and ESEM measurements. The PAH partitioning between solids and groundwater which was determined analytically, contradicted the theoretical ap- proach commonly found in the literature which was based on a correlation between Kow and Koc. Along the plume notable concentration reductions of the studied contaminants (PAH, BTXE und CHC) suggest the action of biological degradation processes. On the basis of the degra- XVI dation series (PCE → TRI → DCE → VC), a concentration pattern typical for dechlorination processes could be observed in the case of the CHC’s. Two additional independent parameters, the Fe(III)/Fe(II) ratio and the aquifer temperature, were investigated within the course of the project to qualitatively verify the existence of mic- robiological degradation processes at the test site. To determine the Fe(III)/Fe(II) ratio in the sediments a wet chemical extraction process was used. With the change of this ratio along the plume regions of stronger iron reduction could be identified and conclusions about the availability of iron could be drawn. The existence of microbiological degradation processes was also confirmed by the temperature measurements with built-in temperature sensors. As expected a good correlation between the temperature and the contaminant concentration could be observed. So a horizontal and a vertical temperature profile could be measured downstream of the contamination source, which indicates increased microbiological activity. Einleitung 1 1 Einleitung 1.1 Motivation Die allgegenwärtigen Belastungen der Umwelt mit anthropogenen Schadstoffen, die ein Re- sultat der verstärkten wirtschaftlichen Aktivität sind, stellen ein hohes Gefährdungspotential für Ökosysteme dar. Insbesondere vom Zeitpunkt der Industrialisierung bis Mitte des 20. Jahrhunderts war diese Aktivität des Wirtschaftswachstums geprägt durch Herstellungspro- zesse (Kohlevergasung, Soda-Herstellung, Teerfarbstoffe etc.), die zu erheblichen Einträgen von Schadstoffen in die Umwelt führten. Allein in der Bundesrepublik Deutschland existieren laut Angaben des Umweltbundesamtes 100129 erfasste Altablagerungen und 259883 poten- tiell kontaminierte Altstandorte [UBA 2004], wobei der überwiegende Anteil der Schadensfäl- le auf Kontaminationen mit organischen Schadstoffen zurückgeführt werden kann. Eine wich- tige Schadstoffgruppe bilden hierbei die Kohlenwasserstoffverbindungen, zu denen die Mine- ralölkohlenwasserstoffe (MKW) und die polycyclischen aromatischen Kohlenwasserstoffe (PAK) zählen. Abbildung 1.1: Ausbreitungsverhalten von Schadstoffen im Boden und Grundwasser (geändert nach [Weber 2002]) Im Regelfall sind die altlastenverdächtigen Flächen auf oberflächliche punktuelle Schadstoff- einträge zurückzuführen. Die dabei in die ungesättigte Bodenzone eingedrungenen Schad- stoffe unterliegen verschiedenen physikochemischen Transport- und Umwandlungsprozes- sen (siehe Abbildung 1.1). Zunächst kommt es aufgrund des Transports der Schadstoffe durch die ungesättigte Bodenzone zu Kontaminationen des Bodens, der Bodenluft und des Diffusion zur Atmosphäre Kontamination der Bodenluftdispersiver Transport Lösung im Sickerwasser von Niederschlag Infiltration Volatilisation in die ungesättigte Zone Kontamina- tionsquelle Atmosphäre advektiv- Grundwasserfließrichtung Sorption und Desorption an Bodenmatrix Ungesättigte Zone am Volatilisation in die ungesättigte Zone Schadstoff advektiv-dispersiver Lösung im Grundwasser im Grundwasser Gesättigte Zone Transport Desorption diffusiver Transport Sorption und Aquifermaterial 2 Bodenwassers. Gelangen die Schadstoffe schließlich über das Sickerwasser oder als Phase bis in den gesättigten Bereich, werden die Schadstoffe nach und nach im Grundwasser ge- löst und mit der Grundwasserströmung abtransportiert. Je nach Schadstoffgruppe und den am Standort vorherrschenden Randbedingungen bilden sich unterschiedlich lange Schad- stofffahnen aus, wobei die Länge der Schadstofffahne (siehe Abbildung 1.2) über den recht- lichen Grenzwert oder durch die Nachweisgrenze des analytischen Verfahrens festgelegt wird. Der Ausbreitung der Schadstoffe wirken jedoch im Untergrund ablaufende Abbau- und Rückhalteprozesse entgegen. Unter günstigen Bedingungen führen diese zu einer Stagnati- on oder gar zu einem Schrumpfen der Schadstofffahne. Zusammengefasst werden derartige Selbstreinigungsprozesse unter dem von der US-EPA definierten Begriff „Natural Attenuati- on“ (NA) [Definition siehe Kapitel 2.1.1]. Lange Schadstofffahnen (> 1km) ergeben sich in der Regel dann, wenn im Grundwasser gut wasserlösliche, mobile Schadstoffe, die zudem schlecht biologisch abbaubar sind, vorliegen (z.B. chlorierte Lösemittel wie PER und TRI im aerobem Aquifer) [Stupp et al. 1999]. Kurze bis mittlere Fahnenlängen werden hingegen bei gut sorbierenden oder bei gut abbaubaren Schadstoffen festgestellt [Dannemann et al. 2001]. Bereits seit über 20 Jahren werden Selbstreinigungsprozesse in den USA näher erforscht. Sie wurden ab den 90er Jahren verstärkt auch als Sanierungsoption bei Grundwasserscha- densfällen – ggf. in Kombination mit Maßnahmen zur Quellensanierung – genutzt. Als Vor- aussetzung für die Anwendung von NA-Prozessen zur Sanierung sieht die US-EPA [1999] eine Langzeitüberwachung der Schadstofffahne vor. Aus diesem Grund hat sich der Begriff „Monitored Natural Attenuation“ (MNA) im angloamerikanischen Sprachraum für so genannte passive und beobachtende Sanierungsoptionen durchgesetzt, die das natürliche Selbstreini- gungsvermögen ausnutzten. Im Gegensatz zu den USA wird in Deutschland die Implementierung von MNA in der Altlas- tenbearbeitung und damit die bewusste Nutzung von NA-Prozessen noch intensiv diskutiert. Diskussionsbedarf besteht insbesondere bei der Einordnung der Begrifflichkeiten der ver- schiedenen NA-Prozesse in das derzeitig geltende BBodSchG (In Kraft getreten am 01.03.1999), da eine eindeutige gesetzliche Regelung der Begriffe „Natural Attenuation“, „Monitored Natural Attenuation“ und „Enhanced Natural Attenuation“ (siehe hierzu Abschnitt Abbildung 1.2: Draufsicht der Ausbreitung von Schadstofffahnen im Grundwasser Kontaminationsquelle Grundwasserfließrichtung Fahnenende definiert durch Nachweisgrenze oder rechtlichen Grenzwert Einleitung 3 2.1.3) gegenwärtig noch fehlt. Mit dem Ziel, zukünftig NA-Prozesse bei der Altlastenbearbei- tung zu berücksichtigen, führte dies zu unterschiedlichen Interpretationen der Rechtslage. Die derzeit in Deutschland herrschenden unterschiedlichen Rechtsansichten sind in Steiner & Struck [2003] bzw. im ITVA-Entwurf zur Arbeitshilfe Monitored Natural Attenuation [ITVA 2003] zusammengefasst dargestellt und sollen an dieser Stelle nicht näher beschrieben wer- den. Zusätzlich zu den rechtlichen Diskussionen besteht weiterhin Klärungsbedarf, wie die natürli- chen Selbstreinigungsprozesse ganzheitlich zu bilanzieren und zu kontrollieren sind. Zur Beseitigung dieser bestehenden Hemmnisse wurden daher inzwischen umfangreiche For- schungsprojekte initiiert. Hierzu zählt z.B. der BMBF-Förderschwerpunkt „Kontrollierter Na- türlicher Rückhalt und Abbau von Schadstoffen bei der Sanierung kontaminierter Grundwäs- ser und Böden“ (KORA) oder das Bayrische Forschungsverbundvorhaben „Nachhaltige Alt- lastenbewältigung unter Einbeziehung des natürlichen Reinigungsvermögens“. Ziel des För- derschwerpunktes KORA ist es, die im Untergrund ablaufenden natürlichen Abbau- und Rückhalteprozesse am Beispiel verschiedener, jeweils branchenspezifisch kontaminierter Standorte zu erforschen und eine Handlungsempfehlung für die Berücksichtigung von MNA auszuarbeiten [Michels & Wachinger 2003]. Weiterhin bestehen mehrere Veröffentlichungen in Form von Arbeitshilfen [ITVA 2003], Leitfäden [FH-DGG 2002] und Broschüren [Rügner et al. 2001; Martus & Püttmann 2000], die sich mit der technischen Umsetzung von MNA in Deutschland beschäftigen. Soll in Deutschland Monitored Natural Attenuation (MNA) Eingang in die Altlastenbearbei- tung finden, setzt dies nach gegenwärtigem Kenntnisstand grundsätzlich detaillierte Untersu- chungen zu den standortspezifischen Gegebenheiten voraus, die über den Stand der allge- meinen Altlastenuntersuchung hinausgehen. Hierbei muss in einem ersten Schritt geprüft werden, ob die am Standort vorliegenden natürlichen Prozesse positiv im Sinne einer Um- setzbarkeit von Monitored Natural Attenuation beurteilt werden können. Im Regelfall sind hierzu neben standortübergreifenden Betrachtungen eine Vielzahl von zusätzlichen Stand- ortuntersuchungen nötig. Zu den spezifischen Standortuntersuchungen gehören die Beschreibung der hydrogeologi- schen Situation (z.B. Tracerversuche, Dispersionsverhalten der Schadstoffe, Porosität des Aquifers, Heterogenitäten im Untergrund), die Ermittlung des Schadstoffinventars und die des Schadstoffausmaßes [Rügner et al. 2001]. Besondere Bedeutung kommt den Abbau- und Rückhalteprozessen zu, da diese einen direkten Einfluss auf die Schadstoffausbreitung und Massenreduzierung haben. Erst wenn sowohl die hydrogeologischen als auch die Ab- bau- und Rückhalteprozesse eindeutig identifiziert und quantifiziert sind, ist eine Prognose und Abschätzung der Frachtbestimmung und -reduktion und der zeitlichen Entwicklung der Schadstofffahne mit Hilfe von Modellrechnungen möglich. Je nach Schadstoffgruppen können dabei unterschiedliche NA-Prozesse bei der Beurteilung des NA-Potentials relevant sein. So liegen bei gaswerkstypischen Schadensfällen mit PAK Schadstoffkomponenten vor, die aufgrund ihrer Stoffeigenschaften und in Abhängigkeit ge- gebener Standortbedingungen (z.B. hoher organischer Kohlenstoffanteil im Aquifermaterial) stark sorbieren und vergleichsweise langsam biologisch abgebaut werden. Bei PAK- belasteten Porengrundwasserleitern sollte daher der biologische Abbau und der Sorption- seinfluss im Rahmen von MNA detailliert betrachtet werden. 4 Die Ermittlung der Sorptionskapazität des abstromig zur Schadensquelle gelegenen Aquifers sowie dessen aktuelle Schadstoffbeladung erfolgt häufig über Aquiferkenngrößen und ihren empirischen Beziehungen zueinander [ITVA 2003]. Aus diesen Ergebnissen lässt sich der im Abstrom vorliegende Anteil an gut freisetzbaren und mobilen PAK jedoch nicht ableiten, da die unterschiedlich stark in die Untergrundmatrix eingebundenen PAK nicht charakterisiert und bestimmt werden können. Gerade im Hinblick auf die Mobilität und Abbaubarkeit stellt der unterschiedlich stark sorbierte bzw. unterschiedlich gut verfügbare PAK-Anteil eine wich- tige Randbedingung bei der Beurteilung der Ausdehnung der Schadstofffahne dar. Denn nur der desorbierbare und damit lösbare PAK-Mengenanteil unterliegt dem reaktiven Stofftrans- port und mikrobiologischen Prozessen im Aquifer. Zwar versucht man mit derzeit bestehen- den Batch- und Säulenversuchen [Säulenversuche nach DIN V 19736] Sorptions- und De- sorptionsraten zu bestimmen, eine schnelle und direkte quantitative Einteilung des unter- schiedlich verfügbaren bzw. mobilisierbaren Schadstoffanteils, der im Abstrombereich zur Schadensquelle vorliegt, ist mit diesen Verfahren allerdings nicht möglich. Eine erste Bewertung, ob mikrobiologische Abbauprozesse an einem Standort vorliegen, erfolgt häufig über Felddaten. So weisen Respirationsprodukte bzw. das Fehlen von Sauer- stoff im Grundwasser auf mikrobiologische Prozesse hin [Schulze 2001]. Auch die Bildung typischer Metabolite [Martus & Pütmann 2000] bzw. der Nachweis von schadstoffabbauen- den Mikroorganismen im Grundwasser sind ein Indiz für das Vorhandensein mikrobiologi- scher Prozesse. Eine differenzierte Aussage zum mikrobiologischen Abbau (z.B. Abbaura- ten) kann demgegenüber nur durch Mikrokosmen- oder Säulenversuche erzielt werden. Al- lerdings ist hierbei zu beachten, dass die Übertragbarkeit der erhaltenen Ergebnisse aus den Laborversuchen auf den Feldmaßstab unsicher ist, da bei mikrobiologischen Prozessen eine Reihe von standorttypischen Einflussgrößen (pH-Wert, Redoxpotential, Bioverfügbarkeit oder andere Kohlenstoffquellen) eine Rolle spielen [ITVA 2003]. Problematisch ist ebenfalls, ob die im Rahmen eines MNA-Konzeptes in den ersten Schritten der Bearbeitung nachgewie- sene mikrobiologische Aktivität auch über einen längeren Zeitraum sichergestellt ist. Derzeit erfolgt dieser Nachweis indirekt durch Kontrolluntersuchungen und der Überprüfung, ob die vorgegebenen Prüfwerte im Reaktionsraum eingehalten werden. Direkte Messverfahren, die eine mikrobiologische Aktivität im Feld anzeigen, sind gegenwärtig noch nicht verfügbar. 1.2 Zielsetzung und Vorgehensweise Die angefertigte Arbeit entstand im Rahmen eines BMBF-Verbundprojektes (BMBF-FKZ: 02- WT-9955), in dem für einen Modellstandort eine Vorgehensweise erarbeitet werden sollte, mit der die Stationärität einer PAK-Fahne nachgewiesen werden kann. In Zusammenarbeit mit vier Projektpartnern wurden hierzu Forschungsarbeiten zu unterschiedlichen Fragestel- lungen durchgeführt, die sich mit der Identifizierung und Quantifizierung der am Standort vorliegenden Abbau- und Rückhalteprozesse sowie mit der Modellierung der Schadstofffah- ne beschäftigten. Eingegliedert in dieses Verbundprojekt war das Ziel dieser Arbeit, Untersuchungs- und Überwachungsmethoden für spezifische Parameter und Kenngrößen zu entwickeln, die unter dem Gesichtspunkt eines besseren Prozessverständnisses für eine allgemeingültige Beurtei- lung des NA-Potentials bei gaswerkstypischen Schadensfällen genutzt werden können. Zur Bearbeitung dieser Aufgabenstellung waren in der vorliegenden Arbeit Untersuchungen zu Einleitung 5 insgesamt vier Themenbereichen (siehe Abbildung 1.3) vorgesehen. Neben der Erfassung der gaswerktypischen Schadstoffe sollten in den anderen Themenbereichen insbesondere methodische Ansätze zur Erhebung von Parametern ausgearbeitet werden, mit denen sich die Randbedingungen zur Hydrogeologie, Sorption und Mikrobiologie charakterisieren las- sen. Hierzu waren neben Labormessungen auch zusätzlich kontinuierliche Feldmessungen auf dem Modellstandort des Verbundprojektes geplant. Wie in Abbildung 1.3 dargestellt ist, sollten im ersten Themenkomplex die bereits aus den Erkundungsmaßnahmen vorliegenden Kenntnisse [G.M.F. 1997] zur hydrogeologischen Si- tuation am Modellstandort durch zusätzliche Untersuchungen vertieft werden. Zur Bestim- mung der Abstandsgeschwindigkeit und longitudinalen Dispersion war hierzu ein Tracerver- such geplant, bei dem verschiedene Tracerfarbstoffe gleichzeitig eingesetzt werden sollten. Das Einbringen jeweils eines Tracerfarbstoffs in einen bestimmten Tiefenhorizont sollte da- bei der Identifizierung eventuell vorhandener vertikaler Durchmischungsvorgänge im Abstrom dienen. Um derartige Multilevelmultitracertests auch bei MNA-Anwendungen später umsetzen zu können, sollten aus Gründen des finanziellen, zeitlichen und personellen Auf- wands die messtechnische Aufnahme der unterschiedlichen Tracerdurchbruchskurven Vor- Ort mit Hilfe eines neu konzipierten Feldfluorometers erfolgen. Im zweiten Komplex der Arbeit waren Laboruntersuchungen geplant, mit denen die aus dem Aquifermaterial unterschiedlich gut freisetzbaren und mobilen PAK-Anteile bestimmt werden sollten. Für die Umsetzung dieses Ziels sollte - aufbauend auf einem Verfügbarkeitsmodell - eine Extraktionssequenz mit verschiedenen Extraktionsmethoden entwickelt und auf das Aquifermaterial vom Modellstandort angewendet werden. Um sicherzustellen, dass die Ex- traktionssequenz auch auf andere Aquifermaterialien übertragbar ist, waren zusätzliche Ar- beiten vorgesehen, bei denen PAK-kontaminiertes Bodenmaterial mit einem hohen organi- schen Kohlenstoffanteil untersucht werden sollte. Parallel zur PAK-Verfügbarkeitsstudie des Themenbereichs II sollten im Themenbereich III Boden- und Grundwasseruntersuchungen durchgeführt werden, um die Schadstoffverteilung am Modellstandort zu charakterisieren und die Gültigkeit der aus der sequentiellen Extraktion Abbildung 1.3: Untersuchte Themenbereiche Beurteilung der Ergebnisse aus den Themenbereichen I-IV Modellstandort “Stürmlinger Sandgrube” Hydrogeologische Situation C Abstandsgeschwindigkeit C Dispersion Mikrobiologische Aktivität C Eisenverteilung im Aquifer C Temperaturmessung Rückhalteprozess C Studie zur Schadstoff- verfügbarkeit (PAK) Schadstoffverteilung C Grundwasser C Aquifermaterial C Kolloide Themenbereich I Themenbereich IVThemenbereich IIIThemenbereich II 6 abgeleiteten PAK-Verfügbarkeit zu überprüfen. Aufbauend auf den analysierten PAK- Konzentrationen des Grundwassers sollte zunächst der im Aquifer vorliegende PAK-Gehalt - wie derzeit häufig bei der Beurteilung des MNA-Potentials üblich - über Aquiferkenngrößen abgeschätzt und anschließend mit den tatsächlich im Aquifermaterial vorliegenden PAK- Mengen verglichen werden. Ebenfalls waren im Themenbereich III Untersuchungen vorge- sehen, aus denen abgeleitet werden sollte, ob die PAK-Konzentrationen im Wasser primär auf einen kolloidalen Transport oder auf gelöste PAK zurückzuführen sind. Hierzu waren Kolloidmessungen in Zusammenarbeit mit dem Forschungszentrum Karlsruhe am Institut für Technische Chemie Bereich Wasser- und Geotechnologie auf Basis zweier unterschiedlicher Analysenmethoden geplant. Das Vorliegen mikrobiologischer Abbauprozesse sollte im Themenbereich IV durch zwei verschiedene Parameter näher untersucht und belegt werden. Zum einen sollte über die Er- mittlung der Eisen(II)/(III)-Verteilung die Zone im Aquifer räumlich eingegrenzt werden, die einer verstärkten Eisen(III)-Reduktion unterliegt. Treten derartige Prozesse am Standort auf, müsste sich dies in einer Verschiebung im Eisen(II)/(III)-Verhältnis entlang der Fahnenachse abzeichnen. In diesem Zusammenhang war zudem geplant, das im Aquifer vorhandene Ei- sen(III)-Oxidationspotential abzuschätzen und Unterschiede in der Eisenverfügbarkeit aufzu- zeigen. Zum anderen sollten Temperaturmessungen entlang der Fahnenachse durchgeführt werden, um die Aquiferbereiche zu identifizieren, die einer erhöhten mikrobiologischen Akti- vität unterliegen (Eingrenzung exothermer Abbauprozesse). Die in den Themenbereichen I – IV erzielten Ergebnisse sollten schließlich hinsichtlich ihrer allgemeinen Bedeutung für MNA-Anwendungen abschließend bewertet werden. Hierbei galt es die Möglichkeiten und Grenzen der verschiedenen Untersuchungs- und Überwachungs- methoden aufzuzeigen, mit denen - ergänzend zu den bereits gängigen Parametern – weite- re standorttypische Parameter für eine objektive Beurteilung der Abbau- und Rückhaltepro- zesse ermittelt werden können. Grundlagen zu Natural Attenuation 7 2 Grundlagen zu Natural Attenuation 2.1 Begriffsbestimmungen 2.1.1 Natural Attenuation Nach der US-EPA OSWER-Directive 9200.4-17P [1999] ist der Begriff „Natural Attenuation“ (NA) definiert als: „Die Eigenschaft eines Aquifers durch Prozesse wie biologischer Abbau, Dispersion, Ver- dünnung, Sorption, Verflüchtigung, und/oder chemischer oder biochemischer Stabilisierung die Masse, Toxizität, Mobilität oder das Volumen der Schadstoffe so weit zu reduzieren, dass die menschliche Gesundheit und das Ökosystem nicht gefährdet sind.“ Verkürzt dargestellt handelt es sich bei Natural Attenuation um physikalische, chemische und biologische Prozesse, die ohne menschliches Dazutun zur Festlegung, Zerstörung oder Transformation von Schadstoffen führen [Steiner & Struck 2003]. Somit ist im deutschen Sprachgebrauch Natural Attenuation am ehesten mit „natürlicher Rückhalt und Abbau“ von Schadstoffen zu übersetzten [Rügner et al. 2001]. Im Gegensatz zur Definition der US-EPA werden allerdings in Deutschland bei der Berück- sichtigung von NA in der Altlastenbearbeitung die Verdünnung, Dispersion und Verflüchti- gung aus juristischer und verwaltungstechnischer Sicht nicht akzeptiert, da in allen drei Fäl- len letztendlich keine Massenreduzierung der Schadstoffe stattfindet. 2.1.2 Monitored Natural Attenuation Werden die natürlichen Abbau- und Rückhalteprozesse im Aquifer durch zeitlich gestaffelte Untersuchungen überwacht und detailliert auf deren Wirksamkeit untersucht, spricht man im Allgemeinen von Monitored Natural Attenuation (MNA). Eingebunden ist die Überwachung und Untersuchung der NA-Prozesse dabei in ein komple- xes Monitoringkonzept. Eine mögliche Aufstellung eines MNA-Konzeptes [ITVA 2003] ist in Abbildung 2.1 dargestellt und untergliedert sich in mehrere voneinander getrennte Stufen. Hierbei werden zunächst die (massen)relevanten Rückhalte- und Abbauprozesse am Stand- ort identifiziert und bewertet. Die nach der Analyse und Bewertung der relevanten NA- Prozesse erhaltenen Ergebnisse bilden die Grundlage für eine modellgestützte Prognose der Schadstoffausbreitung. Zur kontinuierlichen Überprüfung der Prognose schließt sich ein Mo- nitoringprogramm an, bei dem in zeitlich gestaffelten Abständen, die festgelegten Parameter und Größen (vereinbarte Soll-Werte) zur Bewertung der NA-Prozesse beobachtet werden. Dieser Prozess der Überwachung stellt das eigentliche Monitoring im Rahmen von MNA dar, und dient als Beweissicherung zur Beantwortung der Frage, ob der prognostizierte Rückhalt und Abbau von Schadstoffen tatsächlich im Untergrund quantitativ und nachhaltig stattfindet [Steiner & Struck 2003]. 8 Abbildung 2.1: Beispiel eines MNA-Konzeptes [ITVA 2003] 2.1.3 Enhanced Natural Attenuation Während bei Natural Attenuation und MNA keine menschliche Einflußnahme auf die im Aqui- fer stattfindenden Prozesse erfolgt, werden bei Enhanced Natural Attenuation (ENA) gezielte Eingriffe vorgenommen, um die natürlichen Abbauprozesse im Aquifer zu initiieren bzw. zu unterstützen. Dies legt ein aktives Handeln zugrunde, bei dem die ursprünglichen Randbe- dingungen - mit dem Ziel einer Effektivitätssteigerung von NA-Prozessen - im naturgegebe- nen Reaktionsraum verändert werden. Die Anwendung von ENA stellt somit eine verfahrens- technisch unterstützte Vorgehensweise dar, die auf einen gegenüber NA und MNA be- schleunigten Sanierungserfolg abzielt. 2.2 Entwicklungsstadien von Schadstofffahnen Gelangen abbaubare organische Stoffe aus einer Schadensquelle in das Grundwasser, bil- den sich durch Transportprozesse Schadstofffahnen aus, die einer zeitlichen Entwicklung unterliegen. Nach Doll & Püttmann [1999] können dabei prinzipiell vier unterschiedliche Zeit- phasen beobachtet werden (siehe Abbildung 2.2). Im Stadium I erfolgt eine Schadstofffahnenausdehnung in Grundwasserfließrichtung, wobei die Geschwindigkeit der Ausbreitung in der Regel kleiner ist als die Fließgeschwindigkeit des Grundwassers. In diesem Zustand wird das progressive Verhalten der Schadstofffahne ge- prägt durch eine hohe Schadstofffreisetzung, die nicht durch natürliche Abbau- und Rückhal- teprozesse kompensiert werden kann. Tritt im Grundwasser hingegen ein nennenswerter Abbau oder eine ins Gewicht fallende Festlegung (z.B. irreversible Sorption) der Schadstoffe auf, so wird sich in einer bestimmten Entfernung ein stationärer (oder rückläufiger) Fahnen- rand ausbilden bei dem Nachlieferung einerseits und Abbau oder Festlegung andererseits < Aufnahme des Ist-Zustandes (Schritt 1) < Betrachtung der Prozesse (Schritt 2) C Qualitativ (Schritt 2a) C Quantitativ (Schritt 2b) < Dokumentation der Phase 1 < Festlegung des Monitoringprogrammes < Darstellung von Rückfallkriterien und -szenarien < Abschätzung / Prognose (Schritt 3) < Verhältnismäßigkeit (Schritt 4) < Monitoring zur kontinuierlichen Überprüfung der Abschätzung / Prognose zum zukünftigen Schadstoffverhalten (MNA) < Monitoring nach Erreichen der ZieleNachsorge (Phase 4) MNA-Plan (Phase 2) Analyse, Bewertung und Beurteilung anhand von Entscheidungskriterien (Phase 1) MNA (Phase 3) Grundlagen zu Natural Attenuation 9 sich in Waage halten (Phase II). Überwiegen die Abbau- und Rückhalteprozesse im Aquifer allerdings, verkleinert sich die Schadstofffahne zunächst langsam (Phase III), bis in Phase IV nur noch lediglich eine geringe Restbelastung im Bereich des ehemaligen Schadstoffeintra- ges vorliegt. 2.3 Grundlegende Prozesse bei Natural Attenuation 2.3.1 Transportprozesse Die Grundlage für viele Strömungsvorgänge in isotropen, homogenen Medien bildet im All- gemeinen das von DARCY [1856] formulierte Gesetz: A ∆l ∆hkQ f ⋅⋅= (Gl. 2.1) Demnach ist in einem porösen Medium die Durchflussmenge pro Zeit Q [m3/s] proportional zur Querschnittsfläche A [m2] zum Durchlässigkeitsbeiwert kf [m/s] und zum hydraulischen Gradient ∆h/∆l [-]. Entsprechend Gleichung 2.1 ergibt sich aus dem Quotient Q/A die Darcy- oder Filtergeschwindigkeit vf [m/s]: ∆l ∆hkv ff ⋅= (Gl. 2.2) Abbildung 2.2: Phasen der Fahnenentwicklung im Grundwasser bei abbaubaren organischen Schadstoffen (abgewandelt nach Doll & Püttmann 1999) t1 t2 t1 t1 t1 t2 Entwicklung der Schadstofffahne Zeit (t, t2 > t1) Grundwasserfluss Schrumpfen Ausbreitung t2 Wasserlösliche Schadstoffe weitgehend verbraucht Phase I Phase II Phase III Phase IV Stationär Wachsend Schrumpfend t2 10 Sie entspricht einer rein fiktiven Geschwindigkeit, da die Flächeneinschränkung durch die Feststoffkörner unberücksichtigt bleibt. Die Gültigkeit der Gleichung 2.2 ist allerdings nur dann gegeben, wenn laminare Strömungsverhältnisse mit einer Reynoldszahl Re [-] < 1 vor- liegen. In Poren- und Grundwasserleitern ist diese Bedingung in den meisten Fällen gege- ben. Im Gegensatz zur Darcygeschwindigkeit wird die Flächeneinschränkung bei der Abstands- geschwindigkeit va [m/s] miteinbezogen, indem der durchflusswirksamen Hohlraumanteil nf [-] in der Gleichung 2.3 berücksichtigt wird. ∆l ∆h n kv f f a ⋅= (Gl. 2.3) Die Abstandsgeschwindigkeit beschreibt die Geschwindigkeit mit der eine Stoffwolke im Aquifer in Richtung der Grundwasserströmung verschoben (Advektion) wird, ohne dass eine Konturveränderung der Stoffwolke auftritt. Da durch die bloße Verschiebung der Ordnungs- zustand (Zustand der Entropie) der Stoffwolke nicht verändert wird, würde die Advektion so- mit aus thermodynamischer Sicht einen reversiblen Prozess darstellen. In der Realität unter- liegt die Stoffwolke jedoch bei der Durchströmung durch ein poröses Medium einer Aufwei- tung bzw. kontinuierlichen Konturveränderung. Dieser Vorgang der Verteilung einer Stoff- menge beim Transport aufgrund von Inhomogenitäten des Aquifermaterials wird als hydro- dynamische Dispersion bezeichnet. Die hydrodynamische Dispersion ist charakterisiert durch die Summe aus hydromechani- scher Dispersion und der molekularen Diffusion. Die molekulare Diffusion beruht auf der thermischen Eigenbewegung der Moleküle (BROWN’sche Molekularbewegung) und führt bei einem bestehenden Konzentrationsgra- dienten zu einem Konzentrationsausgleich innerhalb des Fluids. Sie trägt nur dann merklich zur Stoffausdehnung bei, wenn die Fließgeschwindigkeit des Wassers sehr klein ist. Mathe- matisch kann der Stofftransport unter stationären Bedingungen und dem eindimensionalen Fall mit dem 1. Fick’schen Gesetz [Fick 1855] x cDF ∂ ∂−= (Gl. 2.4) beschrieben werden, wobei der diffusive Fluss F [kg/(m2⋅s)] durch den molekularen Diffusi- onskoeffizienten D [m2/s], der Konzentration c [kg/m3] der in der wässrigen Phase diffundier- ten Substanz sowie der Diffusionsstrecke x [m] bestimmt wird. Der molekulare Diffusionskoeffizient ist eine Stoffkonstante und hängt von der inneren Rei- bung der Flüssigkeit und von der Temperatur ab [Näser 1990]. In porösen Medien wird aller- dings der Diffusionsprozess durch die Geometrieeigenschaften des Porenraumes beein- flusst. Aus diesem Grund muss bei der Betrachtung der Diffusionsstrecke die Tourtosität τ [-] mit berücksichtigt werden. Die Tourtosität beschreibt das Verhältnis zwischen der tatsächlich zurückgelegten Diffusionsstrecke (Bahnlinien um die Körner) und dem direkten Abstand zwi- schen Anfangs- und Endpunkt der Diffusionsstrecke. Sie trägt somit der Tatsache Rechnung, dass die Diffusion lediglich im Wasser und nicht durch die Körner hindurch erfolgt. Hieraus ergibt sich ein effektiver Diffusionskoeffizient Deff, der bei der Beschreibung diffusiver Prozes- se in porösen Medien anstelle des molekularen Diffusionskoeffizienten zugrunde gelegt wer- den muss (Gleichung 2.5). Grundlagen zu Natural Attenuation 11 x cDF eff ∂ ∂−= mit τ DDeff = (Gl. 2.5) Anders als beim 1. Fick’schen Gesetz wird beim 2. Fick’schen Gesetz sowohl die zeitliche als auch die räumliche Konzentrationsverteilung [Näser 1990] mit berücksichtigt. Im Fall ei- ner 1-dimensionalen Betrachtung gilt für instationäre Systeme: ⎟⎟⎠ ⎞ ⎜⎜⎝ ⎛ ∂ ∂−=∂ ∂ 2 2 eff x cD t c (Gl. 2.6) mit: t c ∂ ∂ = Konzentrationsänderung pro Zeiteinheit [kg/(m3⋅s)] Die hydromechanische Dispersion beschreibt die Vermischung der gelösten Stoffe, die nur dann auftritt, solange eine Wasserbewegung im Aquifer vorliegt. Aus der unterschiedlichen Geschwindigkeitsverteilung in einer Pore, der unterschiedlichen Porengrößenverteilung und den unregelmäßigen Fließbahnen im Grundwasser resultiert ein variables Geschwindigkeits- feld, das zu einer Spreitung der Schadstoffwolke führt. Die hydromechanische Dispersion ist demzufolge - anders als die molekulare Diffusion, die unabhängig von der Grundwasser- strömung ist - abhängig von der Fließgeschwindigkeit. Wird ein dreidimensionales Fließfeld betrachtet, schließt die hydrodynamische Dispersion die longitudinale (in Fließrichtung), transversale (quer zur Fließrichtung) und vertikale (senkrecht zur Fließrichtung) Ausbreitungsrichtung mit ein. Die Beschreibung des Ausmaßes der Dis- persion erfolgt hierbei durch die jeweiligen Dispersionskoeffizienten. Im eindimensionalen Fall gilt bei der Betrachtung des betrachteten longitudinalen Dispersionskoeffizienten Dl der in der Gleichung 2.7 formulierte Zusammenhang: effall DvαD +⋅= (Gl. 2.7) mit: Dl = longitudinaler Dispersionskoeffizient [m2/s] Die longitudinale Dispersivität oder Dispersionslänge αl [m] repräsentiert dabei die Inhomo- genität des durchströmten Grundwasserleiters und stellt somit eine aquiferspezifische Kenn- größe dar [Käss 1992]. Obwohl im Dispersionskoeffizienten die molekulare Diffusion enthal- ten ist, ist bei realen Fließvorgängen die mechanische Dispersion der eindeutig dominieren- de Prozess. So liegt im Grundwasserkörper der Beitrag der Diffusion zur hydrodynamischen Dispersion in einem Bereich des möglichen Fehlers, der gewöhnlich bei der Bestimmung der mechanischen Dispersion auftritt [Käss 1992]. Unter dieser Bedingung kann daher Gleichung 2.7 mit aleff vαD ⋅<< vereinfacht werden zu: all vαD ⋅= Gl. 2.8) Der longitudinale Dispersionskoeffizient für einen betrachteten Aquiferabschnitt lässt sich mit Hilfe eines Tracerversuchs ermitteln. Entspricht die Durchbruchskurve näherungsweise die einer integrierten GAUSS-Kurve, kann mit Kenntnis der Abstandsgeschwindigkeit va und den Zeitpunkten, bei denen die Summenkurve auf 15,9 % (t15,9), 50 % (t50), 84,1 % (t84,1) der Tra- cermenge ansteigt, Dl berechnet werden (Gleichung 2.9) [Mattheß 1990]. 12 ( ) ( )50 2 a l 2t ∆tv0,25 D ⋅⋅= (Gl. 2.9) mit: 15,984,1 tt∆t −= Die ermittelte longitudinale Dispersivität α [m] hängt vor allem von der Korngröße, der Un- gleichförmigkeit (d60/d10) sowie bei vergleichbaren porösen Medien von der Dimension des Tracerversuchs ab. So werden bei rolligen Lockersedimenten bei Laborexperimenten Dispersivitäten in der Größenordung von 0,001 –1 m und bei Feldversuchen von 0,1 - 100 m beobachtet [Mattheß 1992]. Die mathematische Kombination von Advektion und Dispersion führt schließlich für gelöste, nicht reaktive Stoffe in einem gesättigten, porösen Medium zur Advektions-Dispersions- Gleichung, die das Transportverhalten der Wasserinhaltsstoffe beschreibt. Für den dreidi- mensionalen Fall gilt: x cv z cD y cD x cD t c a2 2 v2 2 t2 2 l ∂ ∂−∂ ∂+∂ ∂+∂ ∂=∂ ∂ (Gl. 2.10) mit Dt = transversaler Dispersionskoeffizient [m2/s] Dv = vertikaler Dispersionskoeffizient [m2/s] Hierbei beschreibt der erste Term mit den drei verschiedenen Dispersionskoeffizienten Dl, Dt und Dv die hydrodynamische Dispersion und der zweite Term den advektiven Stofftransport. 2.3.2 Verdünnung Bei der Verdünnung handelt es sich um einen durch hydrodynamische Dispersion und Grundwasserneubildung hervorgerufenen Mischungsvorgang, der zu einer lokalen Kon- zentrationsabnahme der im Grundwasser gelösten Schadstoffe führt. Da die Schadstoffkon- zentration letztendlich bis unter die Nachweisgrenze verringert und das Ende der Schadstoff- fahne durch gesetzlich festgelegte Grenzwerte bzw. durch die Nachweisgrenzen der analyti- schen Verfahren bestimmt wird, beeinflusst der Verdünnungseffekt insofern auch die räumli- che Ausdehnung der Schadstofffahne. Zwar erfolgt durch die Verdünnung eine messbare Konzentrationsabnahme, eine Massenreduzierung bzw. irreversible Festlegung der Schad- stoffe findet jedoch nicht statt. Die Verdünnung zählt somit im Sinne von Natural-Attenuation zu den nichtdestruktiven Prozessen (keine Frachtreduzierung) und wird vor diesem Hinter- grund in Deutschland - anders als bei der US-EPA - aus behördlicher Sicht bei MNA- Anwendungen nicht als NA-Prozess anerkannt. 2.3.3 Sorption / Desorption Als Sorption bezeichnet man die Stoffaufnahme eines flüssigen oder gasförmigen Stoffes an der Grenzfläche einer festen oder flüssigen Phase [Näser 1990]. Prinzipiell kann dabei zwi- schen zwei Arten von Sorptionsprozessen unterschieden werden. Bei der Adsorption werden die durch Sorption aufgenommenen Stoffmengen an der Phasengrenzfläche festgelegt, wo- hingegen bei der Absorption die Stoffe in das Phaseninnere eintreten. Im Aquifer entspricht somit die Festlegung der Schadstoffe an der äußeren Feststoffoberfläche einer Adsorption, da die Schadstoffe mit der Wasserphase in Kontakt bleiben. Demgegenüber liegt eine Ab- sorption vor, wenn die Schadstoffe in das Feststoffmaterial selbst oder in die organische Grundlagen zu Natural Attenuation 13 Matrix des Feststoffs eingeschlossen sind und nicht mehr in direktem Kontakt mit der flüssi- gen Phase stehen. Da sowohl die Ad- als auch die Absorption im Untergrund nebeneinander ablaufen und eine experimentelle Unterscheidung schwierig ist, wurden beide Prozesse im Rahmen der Arbeit unter dem Oberbegriff der Sorption zusammengefasst. Zurückzuführen sind die Sorptionsprozesse auf physikalisch, chemische und elektrostatische Wechselwirkungskräfte zwischen dem Feststoffmaterial und den Schadstoffen. Für die unpo- laren organischen Substanzen, zu denen die PAK und BTXE zählen, sind hauptsächlich die physikalischen Bindungskräfte für die Fixierung relevant. Bei dieser Art der Sorption (Physi- sorption) wirken zwischen Adsorbats (zu sorbierende Komponente) und Adsorbens vorwie- gend Van-der-Waalssche-Kräfte. Zwar sind derartige Wechselwirkungskräfte gegenüber elektrostatischen Kräften schwach, jedoch wirken sie über große Entfernungen [Atkins 1990]. Die aus der Physisorption freiwerdende Energie liegt in der Größenordnung der Kondensati- onsenthalpie bei etwa 20 kJ/mol. Sofern keine chemische Veränderung bei den Sorptionsprozessen auftreten (Ausbildung von kovalenten Bindungen zum Adsorbens) stellt die Sorption - mit dem Umkehrprozess der De- sorption - einen reversiblen Prozess dar. Zur Beschreibung des dynamischen Gleichgewichts zwischen Sorption und Desorption werden üblicherweise Sorptionsisothermen verwendet. Hierbei wird die Abhängigkeit der Beladung des Adsorbens von der Gleichgewichtskon- zentration des Adsorbats bei konstanter Temperatur untersucht. Auf die drei gängigsten Sorptionsmodelle soll daher im Folgenden näher eingegangen werden. Adsorptionsisotherme von Langmuir: Bei dem Langmuir-Modell handelt es sich um ein theoretisches, nichtlineares Sorptionsmo- dell, bei dem davon ausgegangen wird, dass alle Adsorptionsplätze auf dem Adsorbens äquivalent sind und sich die Adsorptmoleküle untereinander nicht beeinflussen [Langmuir 1918]. Im Gleichgewichtszustand (d.h. Sorptions- und Desorptionsgeschwindigkeiten sind gleich) folgt: ( )eql eqlsmaxs ck1 ckc c ⋅+ ⋅⋅= (Gl. 2.11) mit cs = Beladung des Adsorbens [-] csmax= Gleichgewichtssättigungsbeladung des Adsorbens [-] kl = Sorptionskoeffizient der LANGMUIR-Isotherme [-] ceq = Gleichgewichtskonzentration des Sorptivs in Lösung [kg/m3] Adsorptionsisotherme von Freundlich: Die empirisch ermittelte Adsorptionsisotherme nach Freundlich beschreibt die Abhängigkeit der Beladung eines Adsorbens aus verdünnten wässrigen Lösungen [Freundlich 1906]: 1/n eqfs cKc ⋅= (Gl. 2.12) mit Kf = Verteilungskoeffizient der Freundlich-Isotherme [m3/kg] 1/n = Freundlichexponent [-] ceq = Gleichgewichtskonzentration des Sorptivs in Lösung [kg/m3] 14 Der Freundlichexponent n [-] ist stoff- und temperaturabhängig und erreicht gewöhnlich Wer- te zwischen 0,2 bis 1 [Näser 1990]. Durch logarithmieren der Gleichung 2.12 können die Freundlich-Parameter Kf und n über eine lineare Regression bestimmt werden. Für die line- arisierte Form gilt: feqs logKlogc1/nlogc +⋅= (Gl. 2.13) Die Freundlich Adsorptionsisotherme besitzt allerdings nur einen eingeschränkten Gültig- keitsbereich. So weist sie für kleine Gleichgewichtskonzentrationen eine unendliche Steigung auf. Bei hohen Konzentrationen führt sie hingegen zu Überbefunden, da die Freundlichiso- therme keinen Grenzwert besitzt. Lineare Adsorptionsisotherme: Die konzentrationsunabhängige Verteilung zwischen flüssiger und fester Phase wird durch das lineare Sorptionsmodell nach HENRY beschrieben [Henry 1922]: w s d c c K = (Gl. 2.14) mit Kd = Verteilungskoeffizient [m3/kg] cs = Beladung des Adsorbens [-] cw = Stoffkonzentration im Wasser [kg/m3] Vor dem Hintergrund, dass die Sorption organischer Substanzen aus der Wasserphase an die Feststoffphase im Wesentlichen vom organischen Kohlenstoffgehalt des Aquifermaterials bestimmt wird [Karickhoff et al. 1979, Gauthier et al. 1987], kann der Verteilungskoeffizient Kd auf die Fraktion an organisch gebundenen Kohlenstoff foc [-] im Sediment bezogen wer- den: oc d oc f K K = (Gl. 2.15) mit foc = Anteil des organischen Kohlenstoffs im Feststoff [-] Koc = organischer Kohlenstoff/Wasser-Verteilungskoeffizient [m3/kg] Der entsprechend Gleichung 2.15 dargestellte Zusammenhang gilt allerdings nur für foc- Werte > 0,001, da bei kleineren Kohlenstoffgehalten die auf der mineralischen Oberfläche stattfindende Sorption mit berücksichtigt werden muss [Karickhoff et al. 1979]. Zudem ist der Koc-Verteilungskoeffizient insbesondere abhängig von dem Verwitterungsgrad des organischen Materials. So konnten je nach Art des organischen Kohlenstoffanteils corg Unterschiede in der Sorption gemessen werden [Gauthier et al. 1987, Grathwohl 1990, Ru- therford 1992]. Eine weitere Möglichkeit den Koc-Verteilungskoeffizienten zu bestimmen, stellt der in Glei- chung 2.16 allgemein formulierte Zusammenhang dar. Hierbei werden empirisch ermittelte Konstanten genutzt, um den Koc-Verteilungskoeffizient aus dem Kow- Verteilungskoeffizienten zu berechnen [Karickhoff et al. 1979, Karickhoff 1981]: Grundlagen zu Natural Attenuation 15 blogKalogK owoc +⋅= (Gl. 2.16) mit Kow = Octanol/Wasser-Verteilungskoeffizient [-] a,b = Konstanten Anwendung finden diese empirisch ermittelten Korrelationen insbesondere dann, wenn das Sorptionsverhalten von Substanzen bei Feststoffmaterialien abgeschätzt werden soll und hierzu keine experimentellen Daten vorliegen. 2.3.4 Biologische Abbauprozesse Anders als bei den nichtdestruktiven Verdünnungs- und Sorptionsprozessen führen die mik- robiologischen Abbauprozesse zu einer Massenreduzierung und damit zu einer Frachtredu- zierung der Schadstoffe. Prinzipiell sind alle an einem teerölkontaminierten Standort vor- kommenden organischen Schadstoffe mehr oder weniger gut mikrobiologisch abbaubar. Bei den enzymatisch katalysierten Abbaureaktionen sind zwischen einer vollständigen Mineralisierung und einem cometabolischen Abbau zu unterscheiden [Korte 1992]. Die vollständige Metabolisierung bzw. Mineralisierung beinhaltet den Schadstoffabbau über mehrere Abbauschritte. Innerhalb der einzelnen Abbauschritte werden eine Reihe von Inter- mediaten gebildet, die letztendlich in die Biosynthese einfließen oder zu CO2 und H2O mine- ralisiert werden. Unter bestimmten Bedingungen (auftreten von Engpässen im Umsatz auf dem weiteren Abbauweg) können diese Intermediate aus den Mikroorganismen in das sie umgebende Medium (z.B. Grundwasser) gelangen und dort ggf. nachgewiesen werden [Kästner 2001]. Insgesamt stellen die organischen Substanzen bei diesem Abbauweg eine Kohlenstoff- und Energiequelle für den Lebensunterhalt und das Wachstum der Mikroorga- nismen dar. Im Gegensatz zur Metabolisierung versteht man unter dem cometabolischen Abbau die Bio- transformation eines nicht in die Biomasse einbaubaren Substrats. Da für den Cometabolis- mus ein zusätzliches, leichter verwertbares Wachstumssubstrat (Cosubstrat) die Energie und Reduktionsäquivalente bereitstellt, ist dieser Typ des Abbaus, abgesehen von einer Entgif- tungsfunktion, mit keinem erkennbaren Nutzen für die Mikroorganismen verbunden. Im All- gemeinen entstehen beim cometabolischen Stoffwechsel eine Reihe von Metabolite, die von den Mikroorganismen anschließend nicht weiter abgebaut werden [Kästner 2001]. In welchem Maß die mikrobiologischen Abbauprozesse im Untergrund stattfinden hängt ne- ben der Art, der Konzentration und der Zusammensetzung der einzelnen Schadstoffkompo- nenten vor allem von den zur Oxidation bzw. zur vollständigen Mineralisation erforderlichen Elektronenakzeptoren ab [Werner 2001]. Des Weiteren stellen Temperatur, pH-Wert und Mineralsalzgehalt eine wichtige Standortgröße dar [Isaac & Jennings 1996]. Als terminale Elektronenakzeptoren können im Grundwasserleiter neben Sauerstoff (O2) insbesondere Nitrat (NO3-), Sulfat (SO42-), Kohlendioxid (CO2), Eisen(III) (Fe3+) und Man- gan(IV) (Mn4+) fungieren. Der bei den Redoxprozessen freiwerdende und für Mikroorganis- men nutzbare Energiebetrag nimmt in der Reihe der Elektronenakzeptoren O2 > NO3- > Mn4+ > Fe3+ > SO42- > CO2 ab. In Tabelle 2.1 sind die natürlicherweise ablaufenden Redoxreaktio- nen am Beispiel des Abbaus von Naphthalin einschließlich der dabei freiwerdenden freien Enthalpien dargestellt. 16 Tabelle 2.1: Freiwerdende freie Enthalpie in Abhängigkeit unterschiedlicher Elektronenakzepto- ren am Beispiel der Mineralisation von Naphthalin [McFarland & Sims 1991] Redoxzonen Redoxreaktionen ∆G° [kcal/eeq] Aerobe 1/48 C10H8 + 1/4 O2 → 10/48 CO2 + 1/12 H2O - 25,43 Nitrat- reduzierende 1/48 C10H8 + 1/5 NO3 - + 1/5 H+→ 10/48 CO2 + 11/60 H2O + 1/10 N2 - 23,88 Mangan(IV)- reduzierende 1/48 C10H8 + 1/2 MnO2(s) + 1/2 HCO3- + 1/2 H+ → 10/48 CO2 + 1/2 MnCO3 + 7/12 H2O - 18,88 Eisen(III)- reduziernde 1/48 C10H8 + FeOOH(s) + HCO3- + H+ → 10/48 CO2 + FeCO3 + 76/48 H2O - 5,66 Sulfat- reduzierende 1/48 C10H8 + 1/8 SO42- + 3/16 H+ → 10/48 CO2 + 1/16 H2S + 1/16 HS- + 1/12 H2O - 1,67 Methanogene 1/48 C10H8 + 1/6 H2O → 4/48 CO2 + 1/8 CH4 - 0,99 Wird ein im Grundwasser vorliegender Schadensbereich durchströmt, in dem oxidativ ab- baubare Schadstoffe vorliegen, bildet sich in der Regel eine charakteristische Abfolge von Redoxzonen aus (siehe Abbildung 2.3), wobei sich die am stärksten reduzierten Milieube- dingungen dem Schadensherd am nächsten befinden. Zurückzuführen ist diese Zonierung durch die Konkurrenz verschiedener Organismengruppen, die auf unterschiedliche terminale Elektronenakzeptoren spezialisiert sind. Abbildung 2.3: Abfolge der Redoxzonierungen beim mikrobiologischen Abbau organischer Belastungen [nach Lovley et al. 1994] Liegen im Aquifer Sauerstoff, Nitrat, Sulfat, Kohlendioxid, Eisen(III) und Mangan(IV) vor, wird entsprechend Tabelle 2.1 zuerst Sauerstoff, dann Nitrat, Mn(IV), Fe(III), Sulfat und zuletzt Kohlendioxid zur Energiegewinnung verwendet. Im Bereich des Schadensherdes, in dem mit Ausnahme von CO2 alle Elektronenakzeptoren verbraucht sind, kann aufgrund der Methano- genese Methan im Grundwasser nachgewiesen werden, wohingegen sich die Bereiche der Sulfatreduktion durch erhöhte Sulfidgehalte auszeichnen. In der Eisen(III)- sowie Mangan (IV)-reduzierenden Zone tritt eine Erhöhung der Transformationsprodukte (Fe2+ und Mn2+) Quelle organischer Schadstoffe methanogene Zone Fe(III) reduzierendeZone aerobe Zone Sulfat redu zieren de Z one Nitrat u nd Mn( IV) re duzi ere nd e Z on e Grundwasserfließrichtung Grundlagen zu Natural Attenuation 17 auf. Für den nitratreduzierenden Bereich sind dementsprechend erniedrigte Nitratkonzentra- tionen typisch [Lovley et al. 1994]. 2.4 Schadstoffverhalten der PAK und BTXE im Grundwasser 2.4.1 Physikalisch-chemische Eigenschaften der PAK und BTXE Bei den Polycyclischen Aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) handelt es sich um eine Gruppe von Verbindungen, deren molekulare Struktur aus zwei oder mehreren anellierten aromatischen Ringen besteht. Die Entstehung der PAK ist auf Pyrolysereaktionen von orga- nischen Substanzen zurückzuführen, die bei unvollständigen Verbrennungsprozessen auftre- ten. Aufgrund ihrer toxischen Wirkung und ihres häufigen Vorkommens in der Umwelt hat die amerikanische Umweltbehörde Envirionmental Protection Agency (EPA) 16 mehrkernige Aromaten in die so genannte EPA-Liste aufgenommen (siehe Abbildung 2.4). Das Schadstoffverhalten der PAK in der Umwelt wird entscheidend durch ihre physikalisch- chemischen Eigenschaften bestimmt. Wie in Tabelle 2.2 aufgeführt ist, nimmt die Wasserlös- lichkeit der PAK mit steigender Molekülgröße bzw. steigendem Molgewicht ab und liegt bei den meisten PAK unter 1 mg/l. Zudem besitzen die PAK aufgrund ihres ausgeprägten hyd- rophoben Charakters eine hohe Tendenz zur Bio- und Geoakkumulation. So weisen die 16 EPA-PAK Octanol/Wasser-Verteilungskoeffizienten zwischen log Kow 3,4 (Naphthalin) und 7,7 (Indeno[1,2,3-cd]pyren) auf. Die geringe Wasserlöslichkeit und starke Hydrophobizität der PAK führen dazu, dass PAK verstärkt an das Aquifermaterial sorbieren. Durch die erhöhte Sorptionsneigung resultiert wiederum ein verzögerter Schadstofftransport im Grundwasser, der umso stärker ausgeprägt ist, je höher der organische Kohlenstoffanteil im Aquifer ist (siehe Abschnitt 2.3.3). Insofern kommt den im Grundwasserleiter ablaufenden Sorptions- und Desorptionsprozessen, spe- ziell bei PAK-Schadensfällen, eine besondere Bedeutung bei der Bewertung des NA- Potentials zu. Abbildung 2.4: Strukturformeln ausgewählter PAK (16 EPA-PAK) 18 Tabelle 2.2: Physikalisch-chemische Parameter der 16 PAK der US-EPA Prioritäten Liste. An- gaben aus: 1) Mackay & Shiu [1977]; 2) Walters & Luthy [1984]; 3) Yalkowsky & Valvani [1979]; 4) Sims & Overcash [1983]; 5) Miller et al. [1985] Substanz Molgewicht [g/mol] Löslichkeit [mg/l] (25°C) log KOW-Wert [-] 3) 4) 5) Naphthalin (NAP) 128 30,01) 3,35 3,37 3,35 Acenaphthylen (ACY) 152 16,1 2) 4,07 Acenaphthen (ACE) 154 3,471) 4,03 4,33 3,92 Fluoren (FLU) 166 1,981) / 1,83 3) 4,47 4,18 4,18 Phenanthren (PHE) 178 1,291) 4,63 4,46 4,57 Anthracen (ANT) 178 0,071) 4,63 4,45 4,54 Fluoranthen (FLA) 202 0,261) 5,22 5,33 5,22 Pyren (PYR) 202 0,141) 5,22 5,32 5,18 Benzo[a]anthracen (BaA) 228 0,0141) 5,91 5,61 5,91 Chrysen (CRY) 228 0,0021) 5,91 5,61 5,79 Benzo[b]fluoranthen (BbFLA) 252 0,00121) 6,57 Benzo[k]fluoranthen (BkFLA) 252 0,00061) 6,84 Benzo[a]pyren (BaPYR) 228 0,00381) 6,50 6,04 5,98 Dibenzo[a,h]anthracen 278 0,00051) 6,75 7,19 Benzo[g,h,i]perylen (BghiPER) 276 0,000261) 7,10 7,23 7,10 Indeno[1,2,3-cd]pyren (IndPYR) 276 0,0621) 7,66 Zusätzlich zum Transport der gelösten PAK im Grundwasser ist weiterhin die Möglichkeit eines Co-Transportes der PAK durch Kolloide zu berücksichtigen. Kolloide (Partikel im Grös- senbereich von nm-µm wie z.B. Alumosilikate, Silikate, Huminstoffe, Mikroorganismen) kommen in allen natürlichen Boden- und Grundwässern vor und weisen aufgrund ihrer gro- ßen spezifischen Oberfläche eine hohe Reaktivität in Bezug auf Grenzflächenprozesse auf. Speziell im Fall der gering wasserlöslichen, vergleichsweise stark sorbierenden PAK kann dies dazu führen, dass ein hoher PAK-Anteil an Kolloide sorbiert und mit diesen über weite Bereiche im Grundwasserleiter verfrachtet wird [Rügner et al. 2001]. Im Gegensatz zu den PAK gehören die Komponenten Benzol, Toluol, Ethylbenzol und die Isomeren des Xylols zur Stoffgruppe der monoaromatischen Kohlenwasserstoffe, die wie die PAK keine funktionellen Gruppen (z.B. Hydroxy-, Aldehyd-, Carboxygruppen) aufweisen (siehe Abbildung 2.5). Neben den phenolischen Verbindungen und den PAK stellen sie den Hauptbestandteil des Schadstoffinventars bei teerölkontaminierten Standorten dar. Grundlagen zu Natural Attenuation 19 Abbildung 2.5: Strukturformeln der BTXE Die BTXE gehören zu den unpolaren, mäßig wasserlöslichen Verbindungen, deren Wasser- löslichkeit jedoch deutlich höher als die der PAK (siehe Tabelle 2.3) ist. So liegt die Wasser- löslichkeit von Benzol mit 1,8 g/l deutlich über der des Naphthalins, das mit 30 mg/l zu den am besten wasserlöslichen PAK zählt. Zudem zeigen die BTXE aufgrund der niedrigeren Octanol/Wasser-Verteilungskoeffizienten eine geringere Tendenz zur Bio- und Geoakkumu- lation als die PAK. Tabelle 2.3: Physikalisch-chemische Parameter der BTXE. Angaben aus: 1) Keeley et al. [1988], 2) Abdul et al. [1987], 3) Verschuren [1997], 4) Owens et al. [1986], 5) Hodson & Williams [1988] Substanz Molgewicht [g/mol] Löslichkeit [mg/l] (20°C) log KOW-Wert [-] Benzol (B) 78 1760 1) 2,13 2) Toluol (T) 92 550 1) 2,69 3) Ethylbenzol (E) 106 190 4) 3,15 3) o-Xylol (o-X) 106 175 3) 3,16 5) m-Xylol (m-X) 106 160 2) 3,20 2) p-Xylol (p-X) 106 200 3) 3,15 3) 2.4.2 Mikrobielle Abbaubarkeit der PAK und BTXE Die Abbaubarkeit der PAK unter aeroben wie auch anaeroben (Abwesenheit von O2) Bedin- gungen ist auch heute noch Gegenstand vieler Untersuchungen. Nachgewiesen werden konnte bereits, dass unter aeroben Bedingungen die 2- und 3-Ring PAK relativ gut mikrobiell abbaubar sind [Stieber et al. 1993, Mahro & Kästner 1993b, Cerniglia 1984] und über Mono- und Dioxygenasen bis zu CO2 und Wasser mineralisiert werden können. Für die 4-Ring-PAK liegen ebenfalls einige Kenntnisse über mögliche Abbauwege vor [Cerniglia 1992, Weissen- fels et al. 1991, Heitkamp et al. 1988], wohingegen über den mikrobiologischen Abbau von PAK mit mehr als vier Ringen noch verhältnismäßig wenig bekannt ist [Kanaly & Harayama 2000]. Die meisten Kenntnisse über das Abbauverhalten der 5-Ring-PAK sind für das cance- rogene Benzo(a)-pyren [z.B. Dries & Smets 2002] vorhanden. Die Abbaubarkeit der PAK unter anaeroben Bedingungen konnte insbesondere für die 2- und 3-Ring-PAK gezeigt werden. So beschreiben Mihelcic und Luthey [1991] und Al-Bashir et al. [1990] den Abbau von Naphthalin unter denitrifizierenden Bedingungen. Aus den bisher ver- öffentlichten Daten kann ebenfalls ein sulfatreduzierender Abbau der 2- und 3-Ring-PAK als nachgewiesen betrachtet werden [Coates et al. 1997, Zhang & Young 1997]. Bezüglich des 20 anaeroben PAK-Abbaus mit Fe(III) und Mangan(IV) gibt es ebenfalls Hinweise auf eine Me- tabolisierung [Lyngkilde & Christensen 1992, Langenhoff et al. 1997]. Wie im Fall der PAK kann auch bei den BTXE ein mikrobiologischer Abbau sowohl unter aeroben als auch anaeroben Bedingungen festgestellt werden. Im Gegensatz zum anaeroben Abbau ist der Abbaumechanismus von den BTXE in Gegen- wart von Sauerstoff weitgehend bekannt und in der Literatur beschrieben [Schlegel 1985]. Eingeleitet wird der Abbau der Monoaromaten mit der Oxidation des aromatischen Ringes durch Sauerstoff, der zu einem polaren Produkt führt. Als zentrales Zwischenprodukt ent- steht Brenzcatechin, aus dem durch Ringspaltung offenkettige Carbonsäuren entstehen. Die offenkettigen Verbindungen werden anschließend in den Intermediärstoffwechsel einge- schleust und können unter Energie- und Biomassengewinn weiter verstoffwechselt werden. Unter anaeroben Bedingungen konnte ein Abbau der BTEX-Aromaten mit Nitrat, Eisen(III) und Sulfat als Elektronenakzeptoren und unter methanogenen Bedingungen nachgewiesen werden. So wurde unter sulfatreduzierenden Bedingungen der Benzolabbau durch Lovely et al. [1995], der Abbau von Toluol und Xylol durch Edwards et al. [1992] belegt. Der Abbau unter Eisen(III)-reduzierenden Bedingungen konnte durch Lovely et al. [1996], der unter de- nitrifizierenden Bedingung durch Hutchins et al. [1991] dokumentiert werden. Den Abbau unter methanogenen Bedingungen beobachteten Wilson et al. [1986] und Vogel & Gribic’- Galic’ [1987]. Modellstandort „Stürmlinger Sandgrube“ 21 3 Modellstandort „Stürmlinger Sandgrube“ 3.1 Lage und Historie Die im Rahmen der Arbeit vorgesehenen Felduntersuchungen wurden am Modellstandort „Stürmliner Sandgrube“ durchgeführt. Der Modellstandort liegt im Norden von Karlsruhe im Gewann Kirchfeld auf der Gemarkung Karlsruhe-Neureut und umfasst das ca. 1,5 ha große Altablagerungsgelände sowie den an die Altablagerung anschließenden Abstrombereich (siehe Abbildung 3.1). Im südwestlichen Randbereich der Altablagerung befinden sich ein Kinderspielplatz und eine kleine Sportanlage. Die im Nordwesten und Norden an die Altabla- gerung angrenzende Freifläche dient derzeit der Stadt Karlsruhe als Oberbodenzwischenla- ger und ist größtenteils mit Bäumen und Gebüsch bewachsen. Der nordöstlich zur Altablage- rung gelegene Teil ist durch eine Naturwiese bzw. durch landwirtschaftlich genutztes Acker- land (siehe Foto Abbildung 3.1) geprägt. Beim Altablagerungsgelände (gestrichelte Linie) handelt sich um eine ehemalige Sandgrube, die von der Stadt Karlsruhe in der Zeit von 1925-1956 zur Verfüllung mit Bauschutt, Haus- und Gewerbemüll genutzt wurde. Von 1949 bis ca. 1955 wurden zusätzlich Rückstände aus der Gas- und Benzolerzeugung eingelagert, wobei die flüssigen Gaswerksabfälle direkt in den bereits vorhandenen Deponiekörper bzw. in die offene Sandgrube gepumpt wurden [G.M.F. 1997]. Die Mächtigkeit der Auffüllung schwankt zwischen 1,30 m im Böschungsbe- reich der verfüllten Sandgrube und 8,20 m im tiefsten Teil der Sandgrube. Aus den Ergeb- nissen früherer Untersuchungen lässt sich näherungsweise ein Ablagerungsvolumen von ca. 90.000 m3 – 105.000 m3 errechnen [G.M.F. 1997]. Die prozentualen Mengenanteile der ein- gelagerten Materialien, die bei Bohrungen auf der Altablagerung angetroffen wurden, setzen sich aus 30-35 % Brandschutt, 35-45 % Bauschutt, 10-15 % Erdaushub, 15-20 % Hausmüll und 5-10 % Industrie-/Gewerbeabfälle zusammen [G.M.F. 1997]. Aufgrund der Einlagerung von Rückständen aus der Gas- und Benzolerzeugung besteht das Schadstoffspektrum am Standort überwiegend aus den gaswerkstypischen Substanzen der PAK, BTXE und Phenole. Des Weiteren konnten am Standort MKW und LHKW im Boden bzw. Grundwasser nachgewiesen werden. Die höchsten Belastungen an PAK und BTXE konzentrieren sich auf den mittleren und nordwestlichen Bereich der Altablagerung, in dem Teeröl in Phase sowie ein pastöses Teer-Feststoffgemisch vorliegen. Mit PAK-Gehalten von größer 1000 mg/kg und einem Volumen von ungefähr 2500 m3 stellt dieser Abschnitt den eigentlichen Hauptschadensherd der Altablagerung dar (siehe schraffierte Fläche in Abbildung 3.1) [G.M.F. 1997]. Da die Teerölkontamination bis unter die Deponiesohle hinein- reicht (~ 14-15 m u. GOK) und daher im direkten Kontakt mit dem Grundwasser steht, wer- den auch derzeit noch erhebliche Mengen an PAK und BTXE in das Wasser freigesetzt. So emittiert die Altlast „Stürmlinger Sandgrube“ gegenwärtig • ca. 90 g/d an PAK (16 EPA-PAK ohne Naphthalin) • ca. 1000 g/d Naphthalin • ca. 2500 g/d BTXE • davon ca. 1800 g/d Benzol in das Grundwasser und ist damit Ursache einer ins Gewicht fallenden Grundwasserkonta- mination [Wege et al. 2003]. 22 Abbildung 3.1: Lageplan der Stürmlinger Sandgrube mit Messstellennetz Oberstromige Messstellen E0/T28 und E0/1 E3/17 E2/11 E3/16 E3/T15 E3/T13 E2/T12 E2/9 E1/7 P67 T23 T26 E2/8 E1/3 Z6 E1/5 E4/19 E4/18 E5/21 Z2 P66 T24 E4/20 E5/T21 E6/22 E6/T22 E7/T27 Grundwasserfließrichtung Blickrichtung Foto N E2/10 T25 E1/4 E3/T14 Übersichtsplan zum: Modellstandort “Stürmlinger Sandgrube“ in Karlsruhe-Neureut Maßstab 1: 2500 Modellstandort „Stürmlinger Sandgrube“ 23 3.2 Geologie und Hydrogeologie Die etwa 5,5 km vom Rhein entfernte „Stürmlinger Sandgrube“ liegt in der Zone der Nieder- terasse des Oberrheingrabens im Bereich der zentralen Grabenscholle. Geprägt ist die Nie- derterasse durch sandig-kiesige Ablagerungen des mittleren und jüngeren Quartärs. Die Kiesschüttungen sind durch feinkörnige Ablagerungen (Sande/Schluffe) in mehrere Lagen getrennt, wobei die Kieslager während des Glazials, die feinkörnigen Zwischenschichten hingegen in den wärmeren Abschnitten (Interglazial) entstanden (siehe Tabelle 3.1) sind. Auf der rechtsrheinischen Seite wurden die Zwischenschichten beim Einsetzen der nächsten Klimaveränderung weitgehend wieder abgetragen, da die Kiesschüttungen erosiv in das Lie- gende eingreifen [Trunkó, 1984]. Das Obere Kieslager und das Mittlere Kieslager können dadurch zu einem Schotterkörper [Bartz, 1982] verschmelzen. Erst nördlich von Karlsruhe ist ein über große Flächen zusammenhängender Oberer Zwischenhorizont als hydraulisch wirk- samer Feinsedimenthorizont vorhanden [Ellwanger et al. 1995]. Wie sich bei der Ansprache der Bohrkerne gezeigt hat, konnte nur ein erhöhter Sandanteil zwischen 25 und 27 m im durchgehend sandigen Kies des Untergrundes festgestellt werden [G.M.F 2002]. Insofern liegt am Modellstandort die Obere Zwischenschicht nicht vor. Aufgrund des am Modellstandort fehlenden Oberen Zwischenhorizonts bilden die anstehen- den Sande und Kiese des Oberen und Mittleren Kieslagers den oberen Grundwasserleiter. Die Untere Zwischenschicht wurde im Rahmen von Bohrarbeiten (Errichtung von Tiefen- messstellenbündel) in einer Tiefe von 40 m bzw. bei zwei Bohrpunkten bei 35,5 und 39 m angetroffen und stellt den am Standort vorliegenden oberen Grundwasserstauer dar. Bei einem mittleren Flurabstand von ca. 8 m ergibt sich hieraus eine Aquifermächtigkeit von ungefähr 32 m. Aufbauend auf mehreren Stichtagsmessungen [G.M.F. 2002] ergab sich für das Abstromfeld eine Hauptfließrichtung des Grundwassers in nordwestliche Richtung (siehe Abbildung 3.1). Die Grundwasserstandsganglinie am Modelstandort wurde in einen Zeitraum von über 2 Jahren an drei unterschiedlichen Messstellen (E0/1, P 66 und P67) mit Datensammlern (Fa. Ott Hydrometrie, Typ Orphimedes) aufgezeichnet. Wie aus Abbildung 3.2 für den Pegel Tabelle 3.1: Schematische Gliederung des Quartärs nach Bartz [1982] Oberes Kieslager OKL Obere Zwischenschicht OZ Mittleres Kieslager O bere Kiese MKL Untere Zwischenschicht ZU Unteres Kieslager UKL Jungquartär Altquartär 2 AQ2 Altquartär 1 AQ1 A ltquartär 24 P66 ersichtlich wird, zeigt die Grundwassergangstandslinie saisonal bedingte Schwankun- gen zwischen 106,35 m bis 106,00 m ü. NN. Im Zeitraum 2001 – 2003 standen den großen Flurabständen im Sommer geringe Flurab- stände während der Wintermonate gegenüber. Diese saisonalen Schwankungen sind im Wesentlichen darauf zurückzuführen, dass zwischen März/April – Oktober/November auf- grund der höheren Verdunstungsraten (direkt über Boden und Pflanzen) weniger Nieder- schlag bis ins Grundwasser gelangt. Hingegen lassen im Allgemeinen die niedrigeren Tem- peraturen und das weitgehende Ausbleiben der Pflanzenverdunstung den Grundwasser- stand von November bis April (2001/2002 und 2002/2003) wieder ansteigen. Der sehr heiße Sommer 2003, mit seinen in den Monaten von Juli-September geringen Niederschlagsmen- gen, führte indes, wie aus Abbildung 3.2 ersichtlich wird, zu einer ausgeprägten Abnahme des Grundwasserspiegels. Auf die am Modellstandort vorliegende Abstandsgeschwindigkeit, deren Kenntnis zur Be- schreibung der hydrogeologischen Situation ebenfalls von Wichtigkeit ist, wird in Kapitel 4 gesondert eingegangen. 3.3 Ausbau des Messstellennetzes Um die durch Teeröleinlagerungen bedingte Schadstofffahne dreidimensional zu erfassen, wurden auf dem Testfeld insgesamt 28 Messstellen (überwiegend eigens entwickelte Multi- levelmessstellen), zusätzlich zu den bereits vorhandenen Pegeln (P1 – P5 und 63 – 67), installiert. Die dabei im Feld erstellten 18 Multilevelmessstellen (25 m tief, 5fach verfiltert) sind, mit Ausnahme der im Zustrom gelegenen Multilevelmessstelle E0/1, in Abbildung 3.3 dargestellt. Die Multilevelmessstellen sind in fünf Ebenen senkrecht zur Grundwasserfließ- Abbildung 3.2: Ganglinie des Grundwasserstandes am Standort „Stürmlinger Sandgrube" für den Pegel P 66 Grundwasserstand von Messstelle P66 105,9 106,1 106,3 106,5 106,7 106,9 107,1 107,3 107,5 30.10.01 30.01.02 30.04.02 30.07.02 30.10.02 30.01.03 30.04.03 30.07.03 30.10.03 Zeitraum G ru nd w as se rs ta nd ü N N [m ] 0 50 100 150 200 01.11.01 01.02.02 01.05.02 01.08.02 01.11.02 01.02.03 01.05.03 01.08.03 01.11.03N ie de rs ch la g [m m ] Monatliche Niederschlagsmenge in Karlsruhe Modellstandort „Stürmlinger Sandgrube“ 25 richtung angeordnet. Die erste Ebene mit den Multilevelmessstellen E1/3, E1/4, und E1/5 befindet sich im Randbereich 5 m vom Deponiekörper entfernt. Die zweite Ebene umfasst die Messstellen E2/8, E2/9, E2/10, E2/11 und E2/12. Diese Ebene ist im Abstand von ca. 15 m parallel zur ersten Ebene angelegt. Die dritte Ebene mit den Multilevelmessstellen E3/13, E3/14, E3/15, E3/16 und E3/17 ist weitere 20 m von der zweiten Ebene entfernt. In einer Entfernung von 70 m zur dritten Ebene liegt die vierte Ebene mit den Grundwasser- messstellen E4/18, E4/19 und E4/20. Die letzte Grundwassermessstelle in Form einer Multi- levelmessstelle (E5/21) ist weitere 60 m von der Ebene 4 entfernt. Die am Modellstandort vorhandenen Multilevelmessstellen wurden aus Edelstahl gefertigt und besitzen im Gegensatz zu üblichen mehrfach verfilterten Messstellen fünf hydraulisch entkoppelte Filtersysteme. Somit konnte ein vertikaler Austausch von Grundwasser aus un- terschiedlichen Horizonten unterbunden werden. Zudem ermöglichte diese Messstellenkon- Abbildung 3.3: Lageplan der Multilevelmessstellen mit schematischer Skizze einer Multilevel- messstelle Filterebene 9-10 m Filterebene 12,75-13,75 m Filterebene 16,5-17,5 m Filterebene 20,25-21,25 m Filterebene 24-25 m 2’’-Rohre 1/2’’-Rohre Ebene 5 Ebene 3 Ebene 4 Ebene 1 Ebene 2 26 zeption eine zeitgleiche Probenahme aller Filterhorizonte mit Hilfe frequenzregelbarer Tauchpumpen (Fa. Grundfos, Typ MP1, 2"). Bereits die 17 abstromig positionierten Multile- velmessstellen mit ihren jeweils fünf Filterhorizonten erlauben somit eine Bestimmung der Grundwasserbeschaffenheit an 85 Messpunkten. Zusätzlich zu den Multilevelmessstellen wurden am Standort vier mehrfach verfilterte Mess- stellen in der Altablagerung (PEHD; 25 m tief: E6/22, E1/7, Z2, Z6) sowie sechs Tiefenmess- stellenbündel (PEHD; 40 m tief: E0/T28; T26, E3/T15, E5/T21, E6/T22, E7/T27) niederge- bracht (siehe Lageplan Abbildung 3.1). Unter Berücksichtigung aller am Standort vorhandenen Messstellen kann daher ein Abstrombereich • bis zu einer Länge (in GW-Fließrichtung) von ca. 440 m • bis zu einer Breite (senkrecht zur GW-Fließrichtung) von ca. 70 m • bis zu einer Tiefe von 25 m (Multilevelmessstellen) bzw. 40 m (Tiefenmesstellen) untersucht werden. Markierungsversuch am Modellstandort 27 4 Markierungsversuch am Modellstandort Markierungsversuche zählen schon seit Jahrzehnten zu den Standarduntersuchungen in der Hydrogeologie, um qualitative und quantitative Erkenntnisse über den Grundwasserleiter zu erhalten [GLA 1994]. Insbesondere bei der Beurteilung des Natural-Attenuation-Potentials stellen derartige Versuche ein wichtiges Instrumentarium zur Charakterisierung des Ausbrei- tungsverhaltens von Schadstoffen im Grundwasser dar. So sind Kenntnisse der aus Tracer- tests ermittelten hydraulischen Parameter, wie Fließrichtung und Abstandsgeschwindigkeit, für die Planung und Umsetzung verschiedener Folgeuntersuchungen sowie für die Modellie- rung der Schadstofffahne unabdingbar. Da im Rahmen der Arbeit Konzentrationsverläufe von Schadstoffen an verschiedenen abstromig gelegenen Messstellen aufgenommen und miteinander verglichen werden sollten, war es nötig, die Fließgeschwindigkeit am Modellstandort mit Hilfe eines Markierungsversu- ches zu ermitteln. Treten z.B. Änderungen im Schadstoffkonzentrationsprofil an einer nahe zur Schadensquelle gelegenen Messstelle auf, sind derartige Effekte aufgrund des primär advektiven Schadstofftransports (siehe Kapitel 2.3) erst zeitlich verzögert an den abstromi- gen Messstellen zu beobachten. Durch die Kenntnis der Abstandsgeschwindigkeit lässt sich diese zeitliche Verzögerung zumindest näherungsweise berechnen und bei der Auswertung der Konzentrationsverläufe berücksichtigen. Zudem sollte mit dem Markierungsversuch ge- klärt werden, ob signifikante vertikale Durchmischungseffekte am Modellstandort vorliegen, die zu einer starken Aufweitung der Schadstofffahne beitragen. Für die Durchführung des Markierungsversuches wurden drei verschiedene Tracerfarbstoffe an einer Zugabestelle zeitgleich in unterschiedliche Tiefen in den Aquifer eingebracht. Diese sollten als Vergleichsgrundlage zur tiefenabhängigen Bewertung der Schadstoffausbreitung am Modellstandort dienen. Die Aufnahme der Durchbruchskurven erfolgte zum einen durch automatische Vor-Ort-Messungen mit zwei Messintervallen pro Tag und zum anderen durch eine zweimalige manuelle Probenahme pro Woche mit anschließender Analyse der Wasser- proben im Labor. Zur Beprobung und Messung der Grundwasserproben vor Ort diente eine eigens für diesen Tracerversuch entwickelte Messanordnung, die mit einer konzeptionell neuartigen Feldfluorometermesszelle zur online Messung der unterschiedlichen Tracerkon- zentrationen ausgestattet war. Ziel der online Messung sollte es sein, den gegenüber den konventionellen Methoden (Probenahme und Analyse von Wasserprobe im Labor) zeitlichen, personellen und finanziellen Aufwand zu minimieren und eine bessere zeitliche Auflösung der Messungen zu erreichen. 4.1 Verwendete Tracerfarbstoffe Als Tracerfarbstoffe wurden Fluoreszenzfarbstoffe eingesetzt, die sich im Gegensatz zu den ebenfalls häufig verwendeten Salztracern [Slg LfW 2002] durch fluorometrische Messungen wesentlich empfindlicher nachweisen lassen. Bedingt durch die gute Nachweisempfindlich- keit der Fluoreszenzfarbstoffe sind damit, anders als bei Salztracern (Nachteil: Auftreten von Dichteströmungen), nur vergleichsweise geringe Tracermengen nötig. Des Weiteren bieten Fluoreszenzfarbstoffe den Vorteil, dass man verschiedene Fluoreszenztracer nebeneinander in der gleichen Probe selektiv nachweisen kann. Diese Möglichkeit kann jedoch nur dann genutzt werden, wenn es bei den eingesetzten Tracern zu keinen spektralfluorometrischen Überlagerungen während der Analyse kommt (z.B.: Überlagerung der Fluoreszenzmaxima). Zu den am häufigsten verwendeten und für Grundwasseruntersuchungen zugelassenen Flu- 28 oreszenzfarbstoffen gehören neben Uranin, Eosin und Natriumnaphthionat auch noch die Tracerfarbstoffe aus der Rhodamin-Gruppe [Slg LfW 2002, Käss 1992]. In der Praxis ist Ura- nin - zumindest in Baden-Württemberg - einer der am meisten genutzten Tracer [GLA 1994]. So wurde z.B. Uranin als Tracerfarbstoff neben Eosin und Natriumnaphthionat zur Quantifi- zierung des Schadstofftransportes an kontaminierten Standorten eingesetzt [Herfort & Ptak 2002]. Zur Umsetzung des Multitracerversuchs wurden die Tracerfarbstoffe Uranin, Natrium- naphthionat und Sulforhodamin B ausgewählt, deren Strukturformeln in Abbildung 4.1 darge- stellt sind. Die physikalisch-chemischen Eigenschaften der eingesetzten Tracerfarbstoffe sind in Tabelle 4.1 wiedergegeben. Tabelle 4.1: Zur Wassermarkierung eingesetzte und zugelassene Fluoreszenzfarbstoffe Substanz Farbe Extinktions- maximum [nm] Molare spektrale Absorption [l*cm-1*mol-1] Fluores- zenzmaxi- mum [nm] Wasserlös- lichkeit [g/l] Uranin Gelb/Gelbgrün 491 84000 1) 512 ~ 600 Sulforhodamin B Rot 564 89900 2) 583 ~10 Natriumnaphthionat Violett 320 7870 3) 420 240 1) bei 491nm; 2) bei 564nm; 3) bei 320nm [Käss 1992] Uranin ist die am stärksten fluoreszierende Substanz aller gängigen Tracerfarbstoffe [Käss, 1992] und tritt nur in geringem Maße in Wechselwirkung mit den Gesteins- oder Mineral- kornoberflächen. Aufgrund der niedrigen Nachweisgrenze, der geringen Wechselwirkung mit dem Grundwasserleiter und den geringen Anschaffungskosten hat Uranin gegenüber allen anderen Mitteln, die für die Grundwassermarkierung in Frage kommen, die größten Vorteile aufzuweisen [Käss 1992]. Diese Vorteile waren letztendlich ausschlaggebend, weshalb Ura- nin am Standort eingesetzt wurde. Sulforhodamin B zeigt im Vergleich zum Uranin schwach sorptive Eigenschaften, wodurch es im Aquifer zu einer erhöhten Retardation kommen kann, die nach Käss [1992] um einen Fak- tor von 1,4 bzw. 2,0 höher liegt als die des Uranins. Diesem Nachteil steht allerdings die gute Nachweisbarkeit neben Uranin gegenüber, da sich das Fluoreszenzmaximum deutlich von dem des Uranins unterscheidet. Abbildung 4.1: Strukturformeln der Tracerfarbstoffe Uranin, Sulforhodamin B und Natrium- naphthionat SO3Na SO3 O NN + C2H5 C2H5 C2H5 C2H5 Sulforhodamin B O ONaO COONa Uranin SO3Na NH2 Natriumnaphthionat Markierungsversuch am Modellstandort 29 Der Vorteil bei Markierungsversuchen mit Natriumnaphthionat ist die Unauffälligkeit in der Natur. Bei Konzentrationen unter 1000 mg/l ist das Markierungsmittel mit dem Auge nicht mehr zu erkennen. Berücksichtigt werden muss allerdings der im Vergleich zum Uranin und Sulforhodamin B bedeutend höhere Einfluss der natürlichen Hintergrundstörung. Speziell bei Standorten mit PAK-Belastungen im Grundwasser kann die Hintergrundfluoreszenz zu einer erhöhten Bestimmungsgrenze dieser Tracersubstanz führen [Herfort & Ptak 2002]. Da je- doch Natriumnaphthionat neben Uranin und den Rhodaminen störungsfrei eingesetzt und analysiert werden [Käss 1992] kann, wurde es trotz dieser Einschränkung am Modellstandort verwendet. 4.2 Entwicklung einer Fluorometermesszelle zur Multitracer- bestimmung Vor dem Hintergrund, dass am Modellstandort drei verschiedene Tracerfarbstoffe in drei un- terschiedliche Tiefenhorizonte in den Aquifer eingebracht werden sollten und durch hydro- geologische Effekte eine Vermischung der drei Tracerfarbstoffe nicht ausgeschlossen wer- den konnte, wurde eine Fluorometermesszelle zur selektive Bestimmung aller drei Tracer- farbstoffe auf Basis eines Filterfluorometers entwickelt. Angeknüpft wurde dabei an die Arbeit von Barczewski & Marshall [1990], die zur kontinuierlichen in-situ Tracerkonzentrationsmes- sung ein neu konzipiertes Lichtleiterfluorometer verwendeten. Bei einem klassischen Filterfluorometer durchdringt, wie in Abbildung 4.2 dargestellt ist, die von einer Lichtquelle fokussierte (Linse) und schmalbandige Strahlung (Anregungsfilter) die Probelösung in der Messzelle. Nach Zerlegung (Sperrfilter) und Fokussierung der entste- henden Fluoreszenzstrahlung erfolgt im Winkel von 90° zur anregenden Strahlung die Fluo- reszenzmessung mit Hilfe eines Fotodetektors. Abbildung 4.2: Schematischer Aufbau eines Fluorometers Messzelle Lichtquelle Linse Anregungsfilter SperrfilterBlende Linse Blende Fotodetektor 30 Die neu konzipierte Feldfluorometermesszelle, die die Anforderungen einer gleichzeitigen und selektiven Messung der Fluoreszenzintensitäten aller Tracerfarbstoffe erfüllt, ist in Abbildung 4.3 abgebildet. Durch drei Zuläufe im unteren Teil der Messzelle (jeweils 1 Zulauf pro Tiefenhorizont) strömt das Grundwasser von unten nach oben durch die Messzelle. Die Bildung von störenden Luftblasen während des Messvorganges kann somit ausgeschlossen werden. Als Strahlungsquelle dient für Sulforhodamin B eine grüne und für Uranin eine blaue Leuchtdiode (LED). Zur Eliminierung störender Wellenlängen im Fluoreszenzbereich zwi- schen 510 – 680 nm wurde der blauen LED zusätzlich noch ein Farbglasfilter (BG3, Fa. Dr. Anders) im Strahlengang nachgeschaltet. Für die Anregung des Natriumnaphthionats wird hingegen eine Xenon-Kurzbogen-Blitzlampe (FYD 507 LITE-PAC®, Fa. EG&G Electro- Optics) verwendet, deren Lichtstrahl durch den Einbau einer Bikonvexlinse (16/18 Bk 7, Fa. Linos) zwischen der Blitzlampe und dem Farbglasfilter (UG 1, Fa. Dr. Anders) fokussiert wird. Um den Einfluss von Anregungslicht zu minimieren, erfolgt die Detektion der Fluoreszenz- strahlung wie bei kommerziell erhältlichen Fluorometern (siehe Abbildung 4.2) im Winkel von 90° zur Anregungsquelle. Das Licht durchläuft einen so genannten Sperrfilter, der nur den Wellenlängenbereich passieren lässt, der im Bereich der emittierten Fluoreszenzstrahlung Abbildung 4.3: Schematischer Aufbau der Fluorometermesszelle Blitzlampe LED (grün) Linse Filter UG 1 Filter BG 3 Messküvette Anschlüsse für Lichtleiter Filter GG 420 Filter 586,6 nm Filter 527,6 nm Draufsicht Seitenansicht Abfluss Wasserprobe 2 Tiefe 12,75-13,75 m Wasserprobe 1 Tiefe 16,5-17,5 m Wasserprobe 3 Tiefe 20,25-21,25 m A A LED (blau) Filter 527,6 nm A A LED (blau) Frontansicht Messung von Natriumnaphthionat Messung von Sulforhodamin B Messung von Uranin Markierungsversuch am Modellstandort 31 liegt. Im Fall von Uranin und Sulforhodamin B wird hierzu ein Interferenzfilter mit einer Wel- lenlänge von 527,6 nm (Uranin) bzw. 586,5 nm (Sulforhodamin B) und einer Bandbreite von ~20 nm verwendet, wohingegen bei Natriumnaphthionat ein Farbglas (GG 420) eingesetzt wird. Das nach dem Filter noch vorhandene Fluoreszenzlicht gelangt schließlich über ein Lichtleiterkabel zum jeweiligen Photomultiplier, mit dem die Fluoreszenzintensität detektiert wird. Sowohl das Feldfluorometer (siehe Abbildung 4.4) als auch die für die Probe- nahme benötigten Unterwasserpumpen werden mittels eines Rechners automa- tisch angesteuert (Softwareentwicklung Fa. Hermes Messtechnik). Nach Initialisierung des Softwareprogramms aus dem stand- by-Modus werden nacheinander die drei benötigten Unterwasserpumpen gestartet und bei jedem Messvorgang ein Datensatz aus Zeit, Wassertemperatur und gemesse- ner Fluoreszenzintensität aufgezeichnet. Gespeichert werden allerdings nur die letz- ten 10 Datensätze vor Ablauf der voreinge- stellten Abpumpzeit. Zu diesem Zeitpunkt kann sichergestellt werden, dass ein Austausch des evtl. veränderten Standwassers in der Messstelle bereits vollständig stattgefunden hat und nur Grundwasser aus den Filterhorizonten gefördert bzw. analysiert wird. 4.3 Durchführung des Markierungsversuchs Abbildung 4.5: Schematische Darstellung des Markierungsversuchs Abbildung 4.4: Fluorometermesszelle Zugabe Natrium-Naphthionat (16,5- 17,5m) 9-10m 40m Zugabe Uranin (12,75-13,75m) Zugabe Sulforhodamin B (20,25-21,25m) Auffüllung Feinkies-Grobkies Teeröl in Phase Feinsand-Grobsand Filterbereich GW-Stauer Beobachtungen der Tracerkonzentrationen 24-25m Messzelle mit LEDs und Blitzlampe 32 Für die Durchführung des Markierungsversuchs wurde als Zugabestelle die Multilevelmess- stelle E1/3 ausgewählt (siehe Abbildung 4.5 und Abbildung 4.6). Die getrennte Zugabe der einzelnen Tracerfarbstoffe erfolgte dabei in Form von hochkonzentrierten Tracerlösungen, die mit Hilfe eines Schlauches und einer Peristaltikpumpe in die ausgewählten Filterebenen eingebracht wurden (siehe Abbildung 4.6). Somit konnte eine direkte Zugabe der Tracer- farbstoffe in die Grundwasserströmung sichergestellt werden. Zusätzlich wurde ein jeweils 20 min Spülvorgang (3 l/min) mit unkontaminierten Grundwasser nachgeschaltet, um ein Verbleiben von Restmengen an Tracerlösung in der Messstelle auszuschließen. Die tiefen- abhängige Tracerzugabe sowie die eingesetzten Tracermengen sind in Tabelle 4.2 darge- stellt. Tabelle 4.2: Details zur Tracerzugabe Zugabetiefe u. GOK [m] Tracerfarbstoff Tracermenge [g] Menge Tracerlösung [l] 12,75 – 13,75 Uranin 70 2 16,5 – 17,5 Natriumnaphthionat 1400 10 20,25 – 21,25 Sulforhodamin B 280 30 Als Probenahmeort diente die in 15 m Entfernung gelegene Multilevelmessstelle E2/8 (siehe Abbildung 4.5 und Abbildung 4.6) mit einer Messanordnung zur Aufnahme der tiefenabhän- gigen Durchbruchskurven, die in einer Gerätehütte untergebracht wurde. Die Messanordnung bestand aus der oberirdisch positionierten Messzelle, einer Stromver- sorgung, drei Unterwasserpumpen (Geo-Duplo Plus, Fa. Comet) und einem Laptop zur An- steuerung der Anlage und Speicherung der Messdaten. Zur Entnahme der Grundwasserpro- ben wurden die drei Unterwasserpumpen auf ein Tiefe von 9 m u. GOK in die jeweiligen 2“- Förderrohre der zu untersuchenden Tiefenhorizonte (12,75 – 13,75 m, 16,5 – 17,5 m und 20,25 – 21,25 m) eingebaut und alle 12 h automatisch angesteuert. Die Abpumpzeit der nacheinander angesteuerten Pumpen betrug jeweils 8 min, bei einem geförderten Volumen von 1 l/min. Da sich aufgrund des Ausbaus der Multilevelmessstellen mit ½“-Förderrohren (siehe Kapitel 3.3) ab einer Tiefe von 9 m u. GOK ein maximal abzupumpendes Standrohr- Abbildung 4.6: Tracerzugabe an Messstelle E1/3 (links) und Aufbau der Vor-Ort-Messung an Messstelle E2/8 (rechts) Datenaufnahme/ Ansteuerung Pumpen Messstelle E2/8 Vorgelöster Tracer Peristaltikpumpe Eingabestelle E1/3 Messzelle Markierungsversuch am Modellstandort 33 volumen von ca. 1,9 l für den tiefsten Beprobungshorizont ergibt, konnte durch die gewählten Fördermenge von 8 l ein vollständiger Austausch des Standwassers im Rohr gewährleistet werden. Parallel zu den Messungen im Feld wurden bei jedem Austausch der Stromversor- gung (Batteriewechsel zweimal pro Woche) Wasserproben aus allen drei untersuchten Tie- fenhorizonten entnommen und im Labor analysiert. Die Labormessungen stellten einerseits eine Vergleichsgrundlage dar, mit denen die Ergeb- nisse der Vor-Ort-Messungen auf deren Plausibilität hin überprüft werden sollten, anderer- seits dienten sie zusätzlich als Absicherungsmaßnahme bei der Ermittlung der Durchbruchs- kurven, da technische Probleme mit der neu entwickelten Fluoreszenzmesszelle nicht von vornherein ausgeschlossen werden konnten. Das Abfüllen der Proben für die Labormessungen erfolgte nach einer 7,5 min Abpumpdauer in 100 ml Braunglasflaschen. Für die Analyse im Labor wurden ca. 20 ml abgefüllt und mit einem Filterfluorometer (LS-2B, Fa. Perkin Elmer) analysiert. Die verwendeten Emissions- wellenlängen sowie die verwendeten Bandpassfilter sind in Tabelle 4.3 aufgeführt. Tabelle 4.3: Parameter der Fluoreszenzmessung mit dem Filterfluorometer Emissionswellenlänge [nm] Bandpassfilter [nm] Uranin 530 488 Sulforhodamin B 590 560 Natriumnaphthionat 425 345 4.4 Tracerdurchbruchskurven Aufgrund der Messungen, mit denen die spezifischen Fluoreszenzintensitäten der Tracer- farbstoffe an der Beobachtungsmessstelle E2/8 über alle drei Tiefen bestimmt wurden, lag eine Vielzahl von qualitativ unterschiedlichen Messdaten vor. Da sowohl aus den Daten der Labor- als auch der Feldmessung Durchbruchskurven zur Auswertung des Markierungsver- suches erstellt wurden, wird im Folgendem zuerst auf die Labor- und anschließend auf die Feldmessung mit dem neu konzipierten Feldfluorometer eingegangen. In Abbildung 4.7 sind drei ausgewählte Verläufe der Fluoreszenzintensitäten dargestellt, die mit Hilfe der Labormessungen in unterschiedlichen Tiefen ermittelt wurden. Die zeitlichen Entwicklungen der Fluoreszenzintensitäten von Sulforhodamin B und Uranin zeigen einen für Durchbruchskurven typischen Verlauf. Deutlich zu erkennen ist der relativ rasche Anstieg bis zum Intensitätsmaximum und das sich anschließende, länger andauernde Abflachen der Tracerdurchbruchskurve. Gegenüber Uranin weist Sulforhodamin B eine leichte zeitliche Verschiebung im Kurvenverlauf auf. Zum einen wird die maximale Fluoreszenzintensität im Vergleich zu Uranin später erreicht und zum anderen flacht die Fluoreszenz wesentlich lang- samer ab. Erklärbar ist dieser Befund durch die stärkere sorptive Eigenschaft des Sulforho- damin B, die im Aquifer zu einer erhöhten Retardation führt (siehe Abschnitt 4.1). Detektiert wird das Sulforhodamin B auf dem gleichen Tiefenhorizont, auf dem es auch an der Einga- bestelle zugegeben wurde (20,25 – 21,25 m). Allerdings trifft dies für Uranin nicht zu, da U- ranin an der Eingabestelle in einer Tiefe zwischen 12,75 – 13,75 m injiziert wurde, jedoch an der Beobachtungsmessstelle E2/8 ausschließlich in einer Tiefe zwischen 16,5 – 17,5 m wie- der gefunden werden konnte. Ein rein geologisch bedingtes Absinken um fast 4 m innerhalb 34 einer Entfernung von 15 m ist aufgrund eines durchgehend sandigen Kiesaquifers jedoch wenig plausibel. Vielmehr könnte das Absinken im Zusammenhang mit dem an der Eingabe- stelle vorhandenen Teeröl (zwischen 12 -16 m) stehen, das die hydraulische Leitfähigkeit des Aquifermaterials verringert. Durch die geringere Durchlässigkeit in diesem Tiefenbereich, könnte der Nachspülvorgang den Tracerfarbstoff Uranin über den hydraulisch gut leitenden Filterkies in den mit Teeröl freien, hydraulisch besser leitenden Aquiferbereich (ab 16 m u. GOK) verlagert haben. Ob dies der tatsächliche Grund der Verlagerung des Uranins in den tieferen Bereich war, lässt sich jedoch anhand der vorhandenen Datenlage nicht gesichert ableiten. Im Fall von Natriumnaphthionat konnte trotz der der hohen Eingabemenge von 1,4 kg in die Tiefe von 16,5 -17,5 m keine signifikante und interpretierbare Durchbruchskurve auf der ent- sprechenden Zugabetiefe an der Messstelle E2/8 ermittelt werden. Die gemessenen Fluo- reszenzintensitäten verbleiben über einen längeren Zeitraum auf einem weitgehend gleichen Niveau und bilden nicht die charakteristische Verlaufsform einer Tracerdurchbruchskurve. Wie aus Abbildung 4.8 zudem ersichtlich wird, kann ein Abtauchen des Natriumnaphthionats bis auf den nächst tiefer gelegenen Filterhorizont (20,75 – 21,75 m) der Messstelle E2/8 ausgeschlossen werden. Auffällig sind allerdings die gegenüber den Tiefenhorizonten 16,5 - 17,5 m und 20,25 -21,25 m deutlich höheren Fluoreszenzintensitäten im Tiefenhorizont 12,75 m-13,75 m. Ein Effekt, der auf den konstant hohen PAK-Gehalt im vorliegenden Tie- fenbereich (siehe Kapitel 6.2) zurückgeführt werden kann. Aufgrund der physikalischen Ei- genschaften der PAK, im Anregungswellenlängenbereich des Natriumnaphthionats ebenfalls zu fluoreszieren, resultiert hieraus eine messbare Hintergrundfluoreszenz für das Grundwas- ser. Abbildung 4.7: Durchbruchskurven für ausgewählte Tiefenbereiche der Tracerfarbstoffe Ura- nin, Sulforhodamin B und Natriumnaphthionat (Labormessungen) 0 20 40 60 80 100 120 140 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 110 120 130 140 150 160 Tage nach Tracerzugabe Fl uo re sz en ze in he ite n 0 200 400 600 800 1000 1200 Fl uo re sz en ze in he ite n U ra ni n Sulforhodamin B Natriumnaphthionat Uranin Tiefe: 16,5 - 17,5 Tiefe: 20,25 - 21,25 m Tiefe: 16,5 - 17,5 m Markierungsversuch am Modellstandort 35 Abbildung 4.8: Fluoreszenzintensitäten für Natriumnaphthionat (Labormessungen) Da in allen untersuchten Filterhorizonten keine typischen Tracerdurchbruchskurven für Natri- umnaphthionat nachgewiesen werden konnten, muss davon ausgegangen werden, dass die Natriumnaphthionat-Tracerwolke einen Bereich zwischen den beiden unteren Filterhorizon- ten (zwischen 18 und 20 m u- GOK) passiert hat. Vor diesem Hintergrund und dem zusätzli- chen Befund, primär nur die auf einer Tiefe zwischen 12,75 und 13,75 m vorhandene Hinter- grundfluoreszenz im Grundwasser zu messen, wurden die Labor- wie auch die Vor-Ort- Messungen nach etwa 100 Tagen eingestellt. Die entsprechend mit der neu entwickelten Feldfluorometermesszelle aufgenommenen Fluo- reszenzintensitäten sind in der Abbildung 4.9 dargestellt. Wie bei der Labormessung konnte auch bei der Vor-Ort-Messung eine typische Durchbruchskurve für Uranin festgestellt wer- den, die durch einen raschen Anstieg und langsameren Abfall der Fluoreszenzintensitäten gekennzeichnet ist. Im Gegensatz zu den Labormessungen kann der Anstieg der Durch- bruchskurve jedoch aufgrund der höheren Datendichte (Messung alle 12 h) wesentlich detail- lierter wiedergeben werden. Die Daten, die die Messzelle für die Tracerfarbstoffe Sulforhodamin B und Natriumnaphthio- nat lieferte, sind demgegenüber von wesentlich geringerer Qualität. Einerseits traten zum Anfang der Messkampagne technische Probleme auf, wodurch die ersten Fluoreszenzinten- sitäten erst ab dem 35. Tag aufgezeichnet werden konnten. Andererseits führte ein Nager- verbiss zum Ausfall der gesamten Elektronik, die für die Ansteuerung der Blitzlampe bzw. der grünen LED benötigt wurde. Nach der erfolgten Reparatur und der erneuten Datenaufnahme (ab dem 60. Tag) kann, wie in Abbildung 4.9 abgebildet, ein langsamer Rückgang der Fluoreszenzintensitäten beim Sul- forhodamin B festgestellt werden. Infolge der großen Datenlücke ist die gemessene Durch- bruchskurve für eine spätere Auswertung des Tracerversuchs hingegen nicht geeignet. 0 20 40 60 80 100 120 140 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Tage nach Tracerzugabe Fl uo re sz en zi nt en si tä te n Tiefe (12,75 - 13,75 m) Tiefe (16,5 - 17,5 m) Tiefe (20,75 - 21,75 m) 36 Abbildung 4.9: Durchbruchskurven für ausgewählte Tiefenbereiche der Tracerfarbstoffe Ura- nin, Sulforhodamin B und Natriumnaphthionat (Feldmessungen) Die Aufnahmen der Fluoreszenzintensitäten mit der Messzelle für Natriumnaphthionat er- brachten wie die Labormessungen ebenfalls keine verwertbaren Messdaten. Zwar ist in Abbildung 4.9 ein sichtbarer Rückgang der Intensitäten zu beobachten, dieser konnte aller- dings auch in einer Tiefe von 12,75 - 13,75 m (nicht abgebildet) festgestellt werden. Da eine Fortführung der Messung aufgrund der erhaltenen Messdaten nicht sinnvoll erschien, wurde die Datenaufzeichnung vorzeitig eingestellt. 4.5 Auswertung des Tracerversuches Vor dem Hintergrund, dass sich im Gegensatz zu den Feldmessungen mit den Labormes- sungen sowohl für Sulforhodamin B als auch für Uranin lückenlose Durchbruchskurven er- halten werden konnten, wurden zur Auswertung des Tracerversuchs die Messdaten aus den Labormessungen zugrunde gelegt. Wie bereits in Kapitel 2.3 erwähnt wurde, wirkt zur Advektion zusätzlich die hydrodynami- sche Dispersion, weshalb die aus der Filtergeschwindigkeit und der effektiven Porosität ab- leitbare Abstandsgeschwindigkeit eine nur mittlere Geschwindigkeit darstellt. Aus der Durch- bruchskurve kann die Zeit zur Berechnung der mittleren Abstandsgeschwindigkeit jedoch nicht direkt bestimmt werden, da sie nicht der Zeit des Maximums der Durchbruchskurve entspricht. Im Fall von schmalen und steilen Durchbruchskurven unterscheiden sich die Zei- ten von dominierender und mittlerer Abstandsgeschwindigkeit allerdings nur unwesentlich voneinander, so dass der bestehende Unterschied praktisch vernachlässigt werden kann [Käss 1992]. Anstelle der mittleren Abstandsgeschwindigkeit lassen sich verschiedene unterschiedlich gut definierte Geschwindigkeiten aus der Durchbruchskurve direkt ermitteln, die zur Ableitung der Parameter Advektion und Dispersion genutzt werden können. Eine Möglichkeit der Be- 0 500 1.000 1.500 2.000 2.500 3.000 3.500 0 20 40 60 80 10 0 12 0 14 0 16 0 18 0 Tage nach Tracerzugabe Fl uo re sz en zi nt en si tä te n U ra ni n un d Su lfo rh od am in B 0 5.000 10.000 15.000 20.000 25.000 Fl uo re sz en zi nt en si tä te n N at riu m na ph th io na t Uranin (16,5 - 17,5 m) Sulforhodamin B (20,25 - 21,25 m) Natriumnaphthionat (16,5 -17,5 m) Technische Probleme bei der Detektion von Sulforhodamin B und Natriumnaphthionat Markierungsversuch am Modellstandort 37 stimmung, stellt die Ermittlung der dominierenden Abstandsgeschwindigkeit vdom dar, die durch den Zeitpunkt tdom [d] und dem Abstand s [m] zwischen Eingabestelle und Messstelle charakterisiert wird. dom dom t sv = (Gl. 4.1) Diese Geschwindigkeit stellt, wie bereits oben erwähnt wurde, bei schmalen und steilen Durchbruchskurven eine gute Näherung der Abstandsgeschwindigkeit va dar. Bei breiten und flachen Durchbruchskurven ist der Unterschied der beiden Zeitpunkte ta und tdom dagegen zu groß, so dass mit der dominierenden Abstandsgeschwindigkeit nicht exakt die wirkliche Ab- standsgeschwindigkeit widergegeben wird. Ein weiteres Verfahren bestimmt die mediane Abstandsgeschwindigkeit vmed, bei dem die Zeit tmed [d] aus der Summenkurve der Durchbruchskurve abgeleitet wird. Diese Zeit ent- spricht dem 50%-igen Tracerdurchgang an der Beobachtungsmessstelle. med med t sv = (Gl. 4.2) Wie die dominierende Abstandsgeschwindigkeit stellt auch die mediane Geschwindigkeit einen ebenso guten Schätzwert bei schmalen und steilen Durchbruchskurven für die Ab- standsgeschwindigkeit va dar. Am schwierigsten anzugeben ist die maximale Geschwindigkeit vmax, die sich aus dem Zeit- punkt tmax [d] des ersten Nachweises des Markierungsstoffes ergibt, da diese im Wesentli- chen durch die Nachweisempfindlichkeit des Verfahrens bestimmt wird. max max t sv = (Gl. 4.3) Die Berücksichtigung von vmax ist insbesondere dann sinnvoll, wenn es gilt Schutzzonen fest- zulegen, bei dem das erste Auftreten von Substanzen das entscheidende Merkmal ist (z.B. pathogene Keime) [Käss 1992]. Aufbauend auf den Gleichungen (4.1 – 4.3) ergeben sich mit den verschiedenen Zeiten (sie- he Beispiel in Abbildung 4.10) die in Tabelle 4.4 zusammengefassten Geschwindigkeiten. Tabelle 4.4: Ergebnisse der verschiedenen Auswertemethoden s [m] tmax [d] tdom [d] tmed [d] vmax [m/d] vdom [m/d] vmed [m/d] Uranin 15,6 11 32 34 1,42 0,49 0,46 Sulforhodamin B 15,0 25 43 60 0,60 0,35 0,25 Deutlich zu erkennen sind die im Vergleich zum Uranin niedriger ausfallenden Abstandsge- schwindigkeiten vmax, vdom, vmed beim Sulforhodamin B. Ursache für diesen Befund sind aller- dings nicht hydrogeologische Effekte, sondern die gegenüber Uranin stärker sorptiven Ei- genschaften des Sulforhodamin B. Dies äußert sich unter anderem auch durch den gegen- über Uranin langsameren Rückgang der Fluoreszenzintensitäten (siehe Durchbruchskurve Sulforhodamin in Abbildung 4.7). 38 Vor dem Hintergrund, dass sich Uranin gegenüber dem Aquifermaterial weitgehend konser- vativ verhält und die Durchbruchskurve einen steilen und schmalen Verlauf aufzeigt, wurde für den Modellstandort in erster Näherung die dominierende Geschwindigkeit vdom als Ab- standsgeschwindigkeit va (~ 0,5 m/d) für den Modellstandort zugrunde gelegt. Demnach er- gibt sich basierend auf Gleichung 2.9 und den ermittelten Werten aus der Summenkurve für Uranin (siehe Abbildung 4.10) ein longitudinaler Dispersionskoeffizient von: ( ) ( ) d m 0,60 2t ∆tv0,25 D 2 50 2 dom l =⋅⋅= und entsprechend Gleichung 2.8 (va wiederum durch vdom ersetzt) eine longitutinale Disper- sivität von: m 1,20 v D α dom l l == für den betrachteten Untersuchungsraum. Abbildung 4.10: Durchgangs- und Summenkurve für Uranin (Labormessung) 0 200 400 600 800 1000 1200 0 20 40 60 80 100 120 140 160 180 Tage nach Tracerzugabe (Uranin) Fl uo re sz en zi nt en si tä te n 0 2000 4000 6000 8000 10000 12000 14000 Su m m e Fl uo re sz en zi nt en si tä te n 50% Durchgang des Tracerfarbstoffes tdom tmax tmed Untersuchung zur Verfügbarkeit der PAK 39 5 Untersuchung zur Verfügbarkeit der PAK 5.1 Hintergrund Soll das Schadstoffpotential im Rahmen von MNA an einem kontaminierten Standort beur- teilt werden, erfordert dies je nach Fragestellung eine Unterscheidung zwischen dem in der Schadensquelle (Phasenkörper) und dem im Abstrom vorhandenen Schadstoffmassenanteil. So ist zur Abschätzung der Emissionsdauer bzw. des Emissionsverhaltens der Schadstoff- massenanteil relevant, der in der Schadensquelle vorliegt. Stehen Untersuchungen zu den Abbau- und Rückhalteprozessen im Vordergrund, müssen demgegenüber die aus der Scha- densquelle herausgelösten und im Aquifer gelöst und sorbiert vorliegenden Schadstoffmas- sen berücksichtigt werden. Obwohl dieser Massenanteil, verglichen zur Schadensquelle, im Allgemeinen deutlich geringer ist, kommt ihm dennoch bei NA-Betrachtungen ein hoher Stel- lenwert zu, da er • die Ausdehnung der Schadstofffahne festlegt • den zu untersuchenden Reaktionsraum definiert • dem reaktiven Stofftransport unterliegt • verglichen mit der Schadensquelle (Schadstoffphase) leichter mikrobiologischen Ab- bauprozessen zugänglich ist. Der Schadstoffmassenanteil, der im Aquifer gelöst vorliegt, wird dem bioverfügbaren Schad- stoffanteil zugeschrieben [Thomas et al. 1986, Harms & Zehnder 1995, Bouchez et al. 1995]. Aufgrund dessen gilt, dass für biologisch abbaubare Schadstoffe die mikrobiologische Aktivi- tät unter optimalen Randbedingungen mit der gelösten Schadstoffmasse in der wässrigen Phase ansteigt. Andererseits stellt der reversibel an die Aquifermatrix gebundene Schad- stoffanteil den für Transport- und Abbauprozesse potentiell verfügbaren Massenanteil im Aquifer dar. Hierzu zählt allerdings nicht der Schadstoffmassenanteil, der irreversibel (siehe Abschnitt 5.2) an Bestandteile der Feststoffmatrix gebunden ist. Wie hoch der unterschiedlich gut freisetzbare bzw. mobilisierbare Anteil letztendlich ist, hängt bei organischen, hydrophoben Schadstoffen von der Art und Größe der Feststoffober- fläche, dem Anteil der organischen Materie im Feststoff und der Löslichkeit der organischen Schadstoffe im Wasser ab. Speziell bei den sehr hydrophoben, gering wasserlöslichen PAK ist die Frage der Verfügbarkeit von besonderer Bedeutung und darf bei allen In-Situ- Sanierungen sowie bei Natural-Attenuation Anwendungen nicht ausgeklammert werden. Denn schon alleine die geringe Löslichkeit der PAK, die mit dem Anellierungsgrad immer mehr abnimmt (siehe Tabelle 2.1) bewirkt, dass nur ein geringer Teil gelöst und damit auch bioverfügbar in der mobilen Phase vorliegen kann. Wegen ihrer starken hydrophoben Eigenschaften haben die PAK in der Regel eine starke Neigung zur Adsorption an Feststoffoberflächen, die mit Zunahme der organischen Matrix in einem Aquifer steigt (siehe Kapitel 2.3). Dies hat zur Folge, dass bei Corg-reichen Aquifern vielfach nur ein geringer Anteil der PAK, basierend auf stark sorptiven Wechselwirkungen z.B. mit Huminstoffen, desorbiert [Fu et al., 1994] und im Wasser gelöst und somit bioverfüg- bar vorliegt. Bei vielen Typen von Altlasten kann daher die PAK-Verfügbarkeit zum entschei- denden Faktor für den biologischen Abbau werden. Nimmt hingegen der Anteil der organi- 40 schen Materie im Feststoff ab, führt dies zu einer Erniedrigung der für die Desorption erfor- derlichen Aktivierungsenergie und damit zu einem höheren Massenanteil der PAK in der mobilen Phase. Gosh und Talley [2000] verglichen zwei Fraktionen miteinander, die aus ei- nem mit PAK-belasteten Hafensediment gewonnen wurden und sich in ihrem organischen Anteil unterschieden. Im Vergleich zu der Corg-reichen Fraktion zeigte sich, dass die an die tonig-sandige, Corg-ärmere Fraktion gebundenen PAK infolge der für die Desorption aufzu- bringenden geringeren Aktivierungsenergien schneller freigesetzt wurden. Diese Beobach- tungen decken sich auch mit denen von Parthen [1993], der den unterschiedlichen biologi- schen Abbau der PAK in Böden auf deren unterschiedliche Bindung an die Bodenmatrix zu- rückführte. So konnte Parthen [1993] in einem Sandboden einen 85%igen, hingegen in ei- nem bindigen Schluffboden nur einen 33%igen PAK-Abbau feststellen. Neben den unterschiedlichen Feststoffmatrizes üben auch Alterungsprozesse einen ent- scheidenden Einfluss auf die Verfügbarkeit aus. Vielfach konnte in Bioverfügbarkeitsstudien beobachtet werden, dass mit einer zunehmenden Kontaktzeit der PAK mit einem Feststoff deren Eluierbarkeit bzw. Bioverfügbarkeit sank [Northcott 2001 (Part I), White 1996, Hatzin- ger et al. 1995]. Besonders deutlich werden solche Alterungsprozesse, wenn Teeröle in Bo- denporen eindringen und die nach außen abschließende Grenzschicht durch den primären Austrag der wasserlöslicheren Komponenten altert und „verharzt“ [Ghoshal et al. 1996]. Die Ermittlung der Verfügbarkeit der PAK in einem Aquifer wird daher nicht nur von der Was- serlöslichkeit der jeweiligen PAK bestimmt, sondern vielmehr auch von den Ausprägungen der am Standort vorliegenden Randbedingungen, wie z.B. vom Kohlenstoffgehalt der Fest- stoffmatrix, den Alterungsprozessen und der Feststoffoberfläche. Sie ist damit standortab- hängig und muss im Einzelfall untersucht werden. Vor diesem Hintergrund ist im vorliegenden Kapitel eine Extraktionssequenz mit definierten Verfügbarkeitsklassen erstellt worden, mit der die PAK-Verfügbarkeit und damit indirekt das Mobilisierungsverhalten der PAK für den Modellstandort beschrieben werden kann. Auf Ba- sis einer Modellannahme mussten hierzu eine Reihe von Extraktionsmethoden entwickelt und Messungen, z.B. zur Bestimmung der Oberfläche, den PAK- und Feststoff-TOC- Gehalten durchgeführt werden. Unter anderem wurde dabei eine neuartige Extraktionsvor- richtung konzipiert, die die Bestimmung von Freisetzungsraten feststoffgebundener Kompo- nenten aus einem Flüssigkeits-Feststoffgemisch ermöglicht. Die Prüfung der Extraktionsse- quenz auf ihre Übertragbarkeit erfolgte schließlich mit einem PAK-belasteten Corg-reichen Boden, der von einem ehemaligen Gaswerkstandort aus Mannheim stammte. 5.2 Methodischer Ansatz und Vorgehensweise Wie schon in dem vorherigen Abschnitt erläutert wurde, wird das Ausmaß der Verfügbarkeit der sedimentgebundenen PAK durch die vorliegenden Sorptionsphänomene (reversibel – irreversible Sorption), der Löslichkeit in der mobilen Phase, der Oberflächenstruktur und Po- larität des Feststoffes geprägt. Dies hat zur Folge, dass bewusst und gezielt vorgenommene Veränderungen bei den verfügbarkeitsprägenden Größen einen Unterschied in dem mobil- sierbaren bzw. eluierbaren PAK-Anteil bewirken. So können durch die Verwendung eines anderen Lösungsmittels, das eine höhere Elutionskraft als Wasser besitzt, die stärker mit der Feststoffoberfläche wechselwirkenden PAK eluiert und verfügbar gemacht werden. Das Prinzip der Erhöhung der Elutionskraft findet vielfach bei flüssigkeitschromatographischen Untersuchung zur Verfügbarkeit der PAK 41 Trennungen (HPLC) mittels Gradientenelution Anwendung. Bei dieser Art der Trennung kön- nen stärker mit dem Säulenmaterial wechselwirkende Stoffe, die mit einem schwachen Lö- sungsmittel nur schwer aus der Säule zu eluieren sind, durch eine schrittweise oder kontinu- ierliche Änderung hin zu einem elutionsstärkeren Lösungsmittel, herausgelöst werden. Für die chromatographische HPLC-Trennung von 15-EPA-PAK (keine Bestimmung des Ace- naphthylens) wird gemäß DIN 38414-S23 beispielhaft eine Gradientenelution vorgeschlagen, bei der das Volumenverhältnis von Acetonitril-Wasser von anfangs 60 : 40 innerhalb von 12 min auf 100 % Acetonitril erhöht wird. Basierend auf dem Prinzip der Veränderung der Elutionskraft wird versucht, Verfügbarkeits- unterschiede von Schadstoffen durch Variation der Extraktionsmittelstärke zu ermitteln. Ein klassisches Anwendungsfeld stellen die Mobilitätsuntersuchungen von Schwermetallen dar. Bei diesen Untersuchungen werden z.B. Böden oder Sedimente mit verschieden starken Extraktionsmitteln (unterschiedlich starke Säuren, unterschiedlich oxidativ wirkende Säuren) sequentiell extrahiert. Die Schwermetalle werden in die jeweiligen Lösungsmitteln, denen man definierte Bindungsformen der Schwermetalle operationell zuordnet, freigesetzt und können in gelöster Form quantitativ bestimmt werden [Förstner 1983, Czurda 1997, Kaltschmidt 2002]. Die Anwendung der Veränderung der Elutionskraft beschränkt sich aber nicht nur auf anor- ganische Schadstoffe. Auch im Fall von organischen Schadstoffen versucht man derzeit ver- stärkt mit verschiedenen Extraktionsmitteln Verfügbarkeitsunterschiede zu ermitteln. Speziell vor dem Hintergrund, dass für eine Gefährdungsabschätzung an einem kontaminierten Standort weniger die absolute Schadstoffmenge, sondern eher deren Mobilität bzw. Verfüg- barkeit von Bedeutung ist. So werden z.B. zur Ermittlung des bioverfügbaren PAK-Anteils verschiedene Extraktionsverfahren eingesetzt, die mit unterschiedlichen Elutionsmitteln ar- beiten [Reid 2000; Jason 1997]. Genutzt werden hierbei vor allem schwächere Elutionsmittel, von denen per Definition ausgegangen wird, dass sie den für Mikroorganismen verfügbaren Massenanteil weitgehend widerspiegeln und nicht wie im Gegensatz zu den konventionellen Extraktionsverfahren den im Feststoff vorliegenden PAK-Gesamtgehalt. Bei den dabei häufig angewendeten schwachen Elutionsmitteln handelt es sich um Alkohole, Alkohol-Wasser- gemische oder aber auch um Cyclodextrine. Diese vielfach in der Literatur beschriebene Vorgehensweise zur Verfügbarkeitsuntersu- chung bildet den methodischen Ansatz, um die am Modellstandort vorliegende PAK- Verfügbarkeit und die sie prägenden Sorptionsphänomene detaillierter zu bestimmen. Aus- gehend von einer Modellannahme (siehe Abbildung 5.1), die davon ausgeht, dass die Bin- dung der PAK an den Feststoff verschieden stark ausfällt, ist eine Extraktionssequenz aus- gearbeitet worden, mit deren Hilfe sich die unterschiedlich gut verfügbaren PAK-Anteile cha- rakterisieren und quantifizieren lassen. Entsprechend der Modellannahme nach Abbildung 5.1, stellen z.B. die auf einer anorgani- schen, polaren Feststoffoberfläche fixierten hydrophoben PAK infolge ihrer schwachen Bin- dungsstärke mit dem Feststoff den gut verfügbaren Anteil dar. Dieser PAK- Anteil sollte da- her schon mit relativ elutionsschwachen polaren Lösungsmitteln unter moderaten Extrakti- onsbedingungen (Kaltextraktion) mobilisiert werden können. Schwerer verfügbar sind hinge- gen die PAK, die aufgrund advektiv-diffusiver Vorgänge im Porenwasser auf den inneren Feststoffoberflächen sorbiert vorliegen. Aufgrund der länger zurückzulegenden Wegstrecke sollte dieser PAK-Anteil einer stärkeren Retardation unterliegen. Zur Mobilisierung werden in 42 diesem Fall stärkere Lösungsmittel und drastischere Extraktionsbedingungen (Heißextrakti- on, Mahlung des Feststoffes) benötigt, um den Stofftransport aus den Poren zu beschleuni- gen und die Elutionszeiten zu verkürzen. Den sehr schwer verfügbaren Anteil stellen nach dem Modell die PAK dar, die an organische Bestandteile wie Huminstoffe, sorptiv gebunden werden. Entsprechend der stärkeren Wech- selwirkungen mit den organischen Feststoffkomponenten (z.B. Van-der-Waals-Wechsel- wirkungen, siehe Kapitel 2.3.3), können diese PAK nur mit Lösungsmitteln verfügbar ge- macht werden, die sehr unpolar sind und ein hohes Lösungsvermögen aufzeigen. Auf Basis der Elutionskraftveränderungen können durch die schrittweise vorgenommenen Erhöhungen der Lösungsmittelstärke die immer schwerer verfügbareren PAK von dem Fest- stoff eluiert und von dem besser verfügbaren PAK-Anteil getrennt werden. Die Auswahl der dazu geeigneten Lösungsmittel (Gewährleistung der Zunahme der Lösungsmittelstärke) er- folgt dabei zum einen über die Bewertung ihrer Polaritäten und zum anderen über Versuche zum Teeröllösungsvermögen. Wie im Fall der Mobilitätsuntersuchungen von Schwermetallen werden den jeweiligen Extraktionsschritten operationell definierte Klassen, so genannte Ver- fügbarkeitsklassen, zugeordnet. Auf Grundlage dieser in den verschiedenen Klassen quanti- tativ ermittelten PAK-Mengen kann somit eine Aussage getroffen werden, wie unterschied- lich gut verfügbar die PAK am Feststoff und somit am Modellstandort vorliegen. Insgesamt können bei dieser Art der Verfügbarkeitsuntersuchung allerdings nicht die irrever- sibel, kovalent gebundenen PAK (bond residues) bestimmt werden, da sie aufgrund ihrer nicht desorbierbaren und eluierbaren Eigenschaften für Lösungsmittelextraktionen unzu- gänglich sind. Nach der Definition der International Union for Pure and Applied Chemistry (IUPAC) versteht man unter bound residues den Teil anthropogener Stoffe in einem Umwelt- kompartiment, der weder mit polaren noch unpolaren Lösungsmitteln extrahiert werden kann. Im Allgemeinen liegen diese in ihrer Struktur nicht definierbaren Rückstände in verschiede- nen Bindungsformen in der Fulvo- oder Huminsäure und in der Huminfraktion vor [Fritsche 1999]. Wie hoch das Ausmaß dieser Bindungsformen ist, kann nur durch den Einsatz von 14C-markierten PAK nachgewiesen werden. Dabei ist die Bildung stark von der Art der PAK Abbildung 5.1: Modellvorstellung zur PAK-Sorption Stärke der PAK-Bindung zum Feststoff Schwer zugängliche Feststoffpore Bereiche mit höherem Anteil an organischem Kohlenstoff Untersuchung zur Verfügbarkeit der PAK 43 und den vorherrschenden Bodenbedingungen abhängig. So konnte Eschenbach [1997] in einem Modellversuch über 14C nachweisen, dass unter den gewählten Versuchsbedingun- gen bei dem zudotierten Pyren etwa 20%, bei Anthracen hingegen unter vergleichbaren Be- dingungen 45 % der Ausgangsaktivität in die gebundenen Reste eingehen. Die Einbindung der PAK in die Humusmatrix wird auf kovalente Bindungen zurückgeführt, die sich zwischen PAK-Metaboliten und funktionellen Gruppen der Humusmatrix ausbilden [Mahro & Kästner 1993a, Eschenbach 1998, Kästner 1999, Richnow, 2000]. Insbesondere die Ausbildung von Ether- und Esterbindungen scheinen einen wichtigen Prozess bei der Entstehung dieser ge- bundenen Rückstände darzustellen [Richnow 1994, Richnow 1998, Käcker 2000]. Aus chemischer Sicht dürfen solche kovalent gebundene PAK, wie auch schon die PAK- Metabolite, per IUPAC Nomenklatur, nicht mehr zu den reinen PAK gezählt werden. Insofern ist der häufig in der Literatur anzutreffende Ausdruck von irreversibel gebundenen PAK irre- führend. Zumal die Spaltung z.B. huminstoffgebundener PAK-Abbauprodukte (1) nach einer Hydrolysereaktion der Etherbindung gemäß Abbildung 5.2 wieder zum Ausgangsmetaboliten (2) = 1,2-Dihydroxyphenanthren und nicht zu einem poly- cyclischen aromatischen Kohlenwasserstoff führt. Die Ergebnisse aus den Radioaktivitäts- messungen spiegelt daher vielmehr nur die Menge an 14C aktivem Kohlenstoff wider, die ursprünglich als PAK vorgelegen hatte und nun in einem neuen Makromolekül eingebunden ist. Aus diesem Grund und wegen der Bewertungsrelevanz bei Monitored Natural Attenuation beschränkt sich die Verfügbarkeitsuntersuchung nur auf den tatsächlich frei verfügbaren PAK-Anteil, der auf einem Feststoff sorbiert vorliegt, und unterscheidet nicht zwischen dem so genannten irreversibel gebunden PAK-Anteil und dem am Ende der Extraktionssequenz noch vorliegenden organischen Kohlenstoffanteil. Um eine semiquantitative Aussage über den schwer zugänglichen organischen Kohlenstoffanteil zu erhalten und um zusätzlich die Extraktionseffizienz zu überprüfen, wird der Anteil des Gesamtkohlenstoffs am Ende der Ex- traktionssequenz durch eine Feststoff-TOC Analyse bestimmt. Parallel zu den Untersuchungen zur Verfügbarkeit werden ergänzend Oberflächen- messungen zu den jeweiligen Extraktionsschritten durchgeführt. Ziel dieser Messungen ist es festzustellen, ob die Entfernung der organischen Substanzen von der Feststoffoberfläche innerhalb der Extraktionssequenz zu einer signifikanten Vergrößerung der spezifischen Oberfläche führt. Diese Fragestellung ist speziell bei teerölkontaminierten Feststoffproben von Relevanz, da Teeröle in Feststoffporen eindringen, eine verharzte Grenzschicht ausbil- den und die frei zugängliche Porenoberfläche verringern. Erfolgt in einem Extraktionsschritt hingegen die Entfernung des in den Poren eingelagerten Teeröls, sollte sich der Anteil an der frei verfügbaren Feststoffoberfläche innerhalb der Extraktionssequenz erhöhen. Infolge- Abbildung 5.2: Spaltung von huminstoffgebundenem 1,2-Dihydroxyphenanthren OH O CH2 R(-Huminstoff) OH OH OH CH2 R(-Huminstoff) H2O+ H+ + H+ (1) (2) (3) 44 dessen könnte durch eine Oberflächenmessung der Extraktionsschritt charakterisiert wer- den, der maßgeblich für die Mobilisierung der PAK aus den mit Teeröl gefüllten Poren bei- trägt. Dabei wird von der Annahme ausgegangen, dass die ersten (moderateren) Extrakti- onsschritte überwiegend den oberflächlich gebundenen PAK-Anteil erreichen und die späte- ren (quantitativeren) Extraktionsschritte die im Korn gebundenen PAK erfassen. 5.3 Auswahl des sandigen Versuchsmaterials Um bei der Ausarbeitung der Extraktionssequenz für die PAK-Verfügbarkeitsstudie bei allen Experimenten miteinander vergleichbare Daten zu erhalten, wurden alle Untersuchungen mit dem gleichen sandigen Material durchgeführt. Für die Ausarbeitung der sequentiellen Extrak- tion wurde ein mit Teeröl kontaminiertes Sediment aus dem Randbereich der Altablagerung des Modellstandortes “Stürmlinger Sangrube” ausgewählt, dessen PAK-Gehalt mit ~100mg/kg (Summe 16 EPA-PAK) im Bereich des früher geltenden PM-3 Wertes lag (PM-3 Wert: früherer Prüfwert für Gewerbeflächen [LFU 1997]). Die Probenahme des Aquifermate- rials aus einer Tiefe von 9 – 10 m unter GOK erfolgte während der Bohrung für die Errich- tung der Messstelle E1/7 im Juni 2000. Für die Ausarbeitung und Durchführung der Verfügbarkeitsuntersuchung wurde bewusst auf das mit Teeröl kontaminierte Sediment des Modellstandortes zurückgegriffen, da künstliche mit PAK hergestellte Kontaminationen nicht zu den gewünschten Langzeit-, Sorptions- und Alterungsprozessen führen, die den Stoffaustausch erschweren. Daher sind Ergebnisse, die mit künstlichen Kontaminationen erzielt werden, nur bedingt auf reale Kontaminationen über- tragbar [Fritsche 1999; Hatzinger et al. 1995]. Das real kontaminierte Material stellt durch sein gealtertes PAK-Spektrum daher ein geeignetes Versuchsmaterial dar, mit dem sich die standortspezifische PAK-Verfügbarkeit und damit das PAK-Bindungsverhalten detailliert für den Modellstandort bestimmen lässt. 5.4 Herstellung und Charakterisierung des Versuchsmaterials. Damit zur Durchführung der PAK-Verfügbarkeitsstudie genügend Versuchsmaterial vom Mo- dellstandort vorlag, wurden während der Bohrmaßnahme im Juni 2000 ca. 60 kg des konta- minierten Sedimentes in ein 60 l Fass abgefüllt, luftdicht verschlossen und für die spätere Aufbereitung im Kühlraum bei 8°C gelagert. Wie in Abbildung 5.3 zu erkennen ist, handelt es sich bei dem Ausgangsmaterial um ein (grau)-schwarzes, mit Teeröl kontaminiertes, grobkörniges Material. Ziel der Aufarbeitung war es nun, eine genügend große Menge an Versuchsmaterial bereitzustellen, das folgende Kriterien erfüllte: 1. Homogene Schadstoffverteilung, damit die Vergleichbarkeit der Experimente gewähr- leistet ist. 2. Korngrößenfraktion, die für ASE-Extraktionen (ASE-Kartuschen) und Feststoff-TOC Analysen akzeptabel ist (Beschreibung der ASE-Technik siehe Abschnitt 5.5.2). Untersuchung zur Verfügbarkeit der PAK 45 Zur genauen Klassifizierung des feuchten Materials wurde eine Korngrößenbestimmung nach DIN 18123 (Trocknung bei 105°C bis zur Gewichtskonstanz) vorgenommen. Entsprechend der gemessenen Sieblinie (siehe Abbildung 5.4) besteht das Ausgangsmateri- al überwiegend aus einem Sand- (80%) und Kieskornanteil (20%), der gemäß DIN 40222 als kiesiger Sand bezeichnet wird. In Anlehnung an gängige Probenvorbereitungsschritte für Feststoffe wurde für die Verfügbarkeitsstudie eine Korngrößenfraktion von < 2 mm ausge- wählt. Diese Korngrößenfraktion wurde als geeignet angesehen, da sie in vielen Versuchs- vorschriften und Merkblättern bei der Herstellung einer repräsentativen, homogenen Teil- menge für die analytische Bestimmung von Schadstoffen vorgeschlagen wird [LUA-NRW- Merkblatt Nr.1 1994, LfU-LfW-Merkblatt Nr. 3.8/5 2002, Brunn et al. 1996]. Um die ge- Abbildung 5.3: Ausgangsmaterial Abbildung 5.4: Sieblinienkurven des Ausgangs- und Versuchsmaterials 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 0,01 0,1 1 10 100 Korndurchmesser d in mm KieskornSchluffkorn Sandkorn feinfein mittel grob mittel grob sandiges Versuchsmaterial Ausgangsmaterial grob 46 wünschte Korngrößenfraktion in einer ausreichend großen Menge zu erhalten wurden ca. 15 kg des orginalfeuchten Materials von Hand gesiebt, homogenisiert und bis zur jeweiligen Verwendung bei -18°C aufbewahrt. Gegenüber dem orginalfeuchtem Ausgangsmaterial be- steht das aufgearbeitete Versuchsmaterials zu über 60% aus einem Mittelsand (siehe Abbildung 5.4). Die wichtigsten Kenndaten zu den Siebanalysen des Ausgangs- und des aufgearbeiteten Materials sind in Tabelle 5.1 zusammengefasst. Tabelle 5.1: Kenndaten des eingesetzten Ausgangs- und Versuchsmaterials Ausgangsmaterial Versuchsmaterial d10 [mm] 0,13 0,14 d30 [mm] 0,15 0,20 d60 [mm] 0,27 0,31 U = d60/d10 2,07 2,20 Benennung nach DIN 4022 fS-gS, m’g-f’g fS-gS Zur Charakterisierung des PAK-Schadstoffgehalts des Versuchsmaterials wurde ein Teil des orginalfeuchten Materials gefriergetrocknet und mit einem nach dem Stand der Technik gän- gigen Verfahren extrahiert. Verwendet wurde hierbei ein subkritisches Extraktionsverfahren unter Verwendung eines Lösungsmittelgemisches (Hexan/Ethylacetat 80:20 (V:V)). Auf die Optimierung dieses Extraktionsverfahrens, dessen Durchführung sowie deren Überprüfung mit einem Referenzmaterial von der Bundesanstalt für Materialforschung (BAM) für PAK- kontaminierte Feststoffe wird in Abschnitt 5.5.2 näher eingegangen. Die Bestimmung der PAK-Gehalte des gefriergetrockneten Versuchsmaterials beruhte auf einer 3-fachen Doppel- extraktion. Die Analyse der 16 EPA-PAK erfolgte mittels GC-MS unter folgenden chroma- tographischen Bedingungen (Tabelle 5.2): Tabelle 5.2: GC-MS Bedingungen Gerät HP 5890 mit MSD HP 5972 Säule HP 5 ms (Crosslinked 5 % PH ME Siloxane) 30 m x 0,25 mm x 0,25 µm Temperatur- programm 50°C isotherm 2 min; 30°C/min von 50°C auf 140°C; 140°C isotherm 2 min; 7,5°C/min von 140°C auf 290°C; 290°C isotherm 8 min; Injektortemperatur 320°C Ein typisches Chromatogramm eines solchen Extraktes vom sandigen Versuchsmaterial ist in Abbildung 5.5 dargestellt. Mit Ausnahme von Dibenzo(a,h)anthracen konnten in den Extrakten alle 16 EPA-PAK nachgewiesen werden (Benzo(b)- und Benzo(k)fluoranthen wurden im Chromatogramm zu Benzo(b,k)fluoranthen zusammengefasst). Untersuchung zur Verfügbarkeit der PAK 47 Die auf das Trockenmaterial bezogenen PAK-Schadstoffkonzentrationen reichen von etwa 5 – 50 mg/kg (siehe Abbildung 5.6), wobei Phenanthren mit 84 mg/kg am stärksten im Ver- suchsmaterial vertreten ist. Insgesamt dominieren die zwei- bis dreikernigen und damit die wasserlöslichsten PAK. Ent- sprechend der Verteilung der Einzelkomponenten ist das PAK-Spektrum des Versuchsmate- Abbildung 5.5: GC-Chromatogramm eines ASE-Extraktes des eingesetzten Versuchsmaterials Abbildung 5.6: PAK-Gehalte des aufgearbeiteten Versuchsmaterials 10.00 15.00 20.00 25.00 30.00 35.00 40.00 45.00 0 10000 20000 30000 40000 50000 60000 70000 80000 90000 100000 110000 120000 130000 140000 150000 160000 170000 Time--> Abundance 5 31 30 29 52 34 19 19 24 13 5 6 50 84 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Na ph tha lin Ac en ap hth yle n Ac en ap hth en Flu ore n Ph en an thr en An thr ac en Flo ura nth en Py ren Be nz (a) an thr ac en Ch rys en Be nz o(b )flo ura nth en Be nz o(a )py ren Ind en o(1 ,2, 3-c d)p yre n Be nz o(g hi) pe ryl en G eh al t [ m g/ kg ] 48 rials nach Püttmann [2001] typisch für eine Herkunft aus Kokereien, Rußfabriken sowie mit Einschränkungen aus Gaswerken und Holzimprägnierungen. Dies deckt sich auch mit den historischen Befunden des am Modellstandort eingelagerten Schadstoffs. Neben der Bestimmung des PAK-Schadstoffgehaltes wurde der organische Gesamtkohlen- stoffgehalt des Versuchsmaterials untersucht. Dieser Parameter stellt insbesondere bei der Verfügbarkeitsuntersuchung eine wichtige Kenngröße dar. Durch eine direkte Gegenüber- stellung des organischen Gesamtkohlenstoffanteils vor und nach Anwendung der Extrakti- onssequenz kann zumindest eine semiquantitative Aussage über den schwer zugänglichen organischen Kohlenstoffanteil erhalten werden, der nicht durch die unterschiedlichen Extrak- tionen entfernt werden kann. Zur Ermittlung des organischen Gesamtkohlen- stoffes wurde eine Feststoff-TOC (Total Organic Carbon) Analyse durchgeführt, bei der der organi- sche Kohlenstoff (TOC bzw. Corg) mittels einer Differenzmethode aus dem Gesamtkohlenstoff und dem anorganischen Kohlenstoff bestimmt wurde (Shimadzu TOC 5000 mit SSM-5000A). Das zugrunde liegende Messprinzip beruht dabei auf einer Überführung der im Probenmaterial vor- liegenden Kohlenstoffkomponenten in Kohlendi- oxid, das wiederum über eine nichtdispersive Inf- rarot-Messung quantifiziert wird. Im Fall des Ge- samtkohlenstoffs wird durch eine Verbrennung des Versuchsmaterials in reinem Sauerstoff (bei 900°C) sowohl der organische als auch anorgani- sche Kohlenstoff in CO2 überführt. Die Umsetzung des rein anorganischen Kohlenstoffanteils (Car- bonate) zu CO2 erfolgt demgegenüber durch an- säuern mit Phosphorsäure (bei 200°C). Insgesamt müssen zur Ermittlung des organischen Kohlen- stoffs zwei Analysen durchgeführt werden. Hierbei wird eine definierte Menge an Versuchs- material in ein Keramikschälchen eingewogen und in die Verbrennungskammer (Gesamtkoh- lenstoff) bzw. in die Ansäuerungskammer eingeführt (siehe Abbildung 5.7). Die aus den Messungen ermittelten Kohlendioxidgehalte werden schließlich auf Kohlenstoffanteile (ppm) umgerechnet. Abbildung 5.8: TC-Verlauf (linkes Bild) und TIC-Verlauf (rechtes Bild) des Versuchsmaterials Abbildung 5.7: Feststoff TOC mit Kera- mikschälchen S ig na l [ % ] Time [min] Time [min] S ig na l [ % ] S ig na l [ % ] S ig na l [ % ] Untersuchung zur Verfügbarkeit der PAK 49 Die für das sandige Versuchsmaterial ermittelten Kohlendioxidverläufe für den anorgani- schen (TIC) und gesamten (TC) Kohlenstoff sind in Abbildung 5.8 dargestellt. Im Rahmen einer Zweifachbestimmung wurde aus den TC und TIC-Messungen ein mittlerer Wert von 2.580 ppm an organischem Kohlenstoff (TOC) ermittelt. Da die Bestimmung der spezifischen Oberfläche im Verlauf der Extraktionssequenz verfolgt werden sollte (siehe Abschnitt 5.2) wurden zusätzlich Oberflächenmessungen vom Ver- suchsmaterial basierend auf der BET-Methode (siehe Brunauer et al. 1938) durchgeführt. Die Messungen erfolgten mit einem Oberflächenmessgerät der Firma CoulterTM (SA 3100TM), wobei das zugrunde liegende Messprinzip und die gewählten Messbedingungen in Abschnitt 5.8.2 detaillierter beschrieben werden. Zur Charakterisierung des Versuchsmaterials wurden eine Entgasungstemperatur von 100°C und eine Entgasungszeit von 60 min gewählt. Durch die moderaten Bedingungen sollte gewährleistet werden, dass zwar eventuell noch vorhan- denes Restwasser, nicht aber das in den Poren befindliche Teeröl, durch die Bedingungen während der Entgasung entfernt wird. Die spezifische Oberfläche beträgt unter den gewähl- ten Randbedingungen für das sandige Versuchsmaterial 0,16 m2/g. Mit diesem Wert wurden schließlich die im Verlauf der Extraktionssequenz ermittelten spezifischen Oberflächen ver- glichen, um festzustellen, ob sich der Anteil an frei verfügbarer Feststoffoberfläche innerhalb der Extraktionssequenz erhöht hat. Die Ergebnisse der charakteristischen Kenngrößen des Versuchsmaterials sind in Tabelle 5.3 noch einmal zusammengefasst. Tabelle 5.3: Charakteristische Kenngrößen des Versuchsmaterials Σ 16 EPA-PAK [mg/kg] TC TIC TOC AO [m2/kg] Versuchsmaterial 400 8350 5770 2580 0,16 5.5 Extraktionsvorversuche Ausgehend von der in Abschnitt 5.2 formulierten Vorgehensweise, die Verfügbarkeit der am Modellstandort vorliegenden PAK mit einer sequentiellen Extraktion zu bestimmen, waren verschiedene Vorversuche nötig. Die Vorauswahl der in den Versuchen eingesetzten Lö- sungsmittel und Extraktionsverfahren erfolgte dabei unter dem Gesichtspunkt, dass sich die Extraktionskraft der einzelnen Extraktionsschritte schrittweise erhöhen sollte. Ausgehend von diesem Anspruch wurden Extraktionsverfahren ausgewählt und mit entsprechenden Lö- sungsmitteln kombiniert. Die ermittelten Extraktionsausbeuten aus den jeweiligen Extraktio- nen des Versuchsmaterials und deren PAK-Verteilungsmuster dienten schließlich als Aus- wahlkriterien für die Zusammenstellung der Extraktionssequenz. 5.5.1 Vorauswahl der Lösungsmittel und Extraktionsverfahren Entsprechend der Zielstellung, mit den verschiedenen Extraktionsversuchen eine Extrakti- onssequenz zu konzipieren, wurden im Vorfeld grundlegende Voraussetzungen definiert, um wichtige Aspekte und Ansprüche bei der Umsetzung der Sequenz zu berücksichtigen. Insbe- sondere sollten bei der Auswahl der Lösungsmittel und Extraktionsverfahren folgende Aus- gangskriterien beachtet werden: 50 • Verwendung verschiedener Lösungsmittel, die sich in ihren PAK-Elutionskraft unter- scheiden • Verzicht auf halogenierte Lösungsmittel aus Gründen des Umweltschutzes (Entsorgung) • Verzicht auf Aceton, um Schädigung der Dichtungen am MS-Detektor zu vermeiden • Verwendung möglichst geringer Lösungsmittelmengen • Vermeidung von Verlusten des Feinkornanteiles während der Extraktionssequenz, da auf diesem prozentual der höchste Anteil der PAK sorbiert ist • Vermeidung eines Eintrages von Fremdmaterial mit einer großen spezifischen Oberflä- che (Filtermaterial, Adsorbermaterial) • Verzicht von Filtermaterialien bei der Extraktaufreinigung von polaren Lösungsmitteln (PAK-Minderbefunde durch Sorptionseffekte) • Verwendung einer großen Ausgangsmenge an Versuchsmaterial bei der Extraktion mit dem polarsten Lösungsmittel, da infolge der beschränkten Löslichkeit der PAK bzw. der schwachen Elutionskraft nur ein geringer Anteil der PAK in dem Lösungsmittel vorliegt und aufgrund dessen eine starke Aufkonzentrierung nötig wird • Verwendung verschiedener, zunehmend drastischerer Extraktionsbedingungen • Verwendung eines Extraktionsverfahrens, das dem Stand der Technik für PAK- Extraktionen aus Feststoffen entspricht Da sich die Lösungsmittel in ihrem PAK-Elutionsvermögen entsprechend der o.g. Kriterien unterscheiden sollten, wurde für die Vorauswahl ein Vorgehen ähnlich der Laufmittelauswahl in der Flüssigkeitschromatograhphie gewählt. Bei dieser werden Polaritätsunterschiede bei den Lösungsmitteln genutzt, um das für eine Trennung eines polaren bzw. unpolaren Sub- stanzgemisches geeignete Laufmittel zu ermitteln. Zur Bewertung der Polaritäten wird häufig der Polaritätsindex nach Snyder [1974] herangezogen. Auf Basis dieses Indexes erfolgte auch eine erste Vorauswahl der aliphatischen Lösungsmittel für die Extraktionsvorversuche, da in erster Näherung davon ausgegangen wurde, dass das Elutionsvermögen mit Abnahme des Polaritätsindexes steigt. Tabelle 5.4: Verwendete Lösungsmittel für die Extraktionsvorversuche Lösungsmittel- abfolge Lösungsmittel Elutionsmittel Polaritätsindex P nach Snyder [1974] 1 Wasser Gering 10,2 2 Methanol Gering - Mittel 5,1 3 Isopropanol Mittel - Stark 4,3 4 Hexan/Ethylacetat 80:20 (V:V) Stark 0,96* 5 Toluol Sehr stark 2,4 *Berechnet nach Snyder [1974]: Pn-Hexan/Ethylacetat = Volumenateil*Pn-Hexan+Volumenanteil*PEthylacetat = 0,8*01+0,2*4,4 = 0,96 Untersuchung zur Verfügbarkeit der PAK 51 Die Einordnung des Elutionsvermögens erfolgte hingegen für das Toluol unabhängig vom Polaritätsindex. Toluol weist zwar gegenüber Hexan/Ethylacetat eine höhere Polarität auf, jedoch besitzt Toluol Ähnlichkeiten mit der chemischen Struktur der PAK (Vorliegen eines aromatischen Ringsystems). Entsprechend dem Prinzip „simila similibus solvuntur“ (Gleiches löst sich in Gleichem) wird daher für Toluol angenommen, dass es die PAK besser löst als die anderen in der Tabelle 5.4 aufgeführten Lösungsmittel. Zur Überprüfung des theoretischen Ansatzes zum PAK-Elutionsvermögen wurden Teeröl- Lösungsversuche mit den ausgewählten Lösungsmitteln durchgeführt. Wie aus Abbildung 5.9 zu erkennen ist, kommt es nach einer 5 minütigen Kontaktzeit mit dem Teeröl zu einer unterschiedlichen Verfärbung der Lösungsmittel, wobei die Verfärbung entsprechend der in Tabelle 5.4 vorgenommenen Abstufung zunimmt. Um bei der später anzuwendenden Extraktionssequenz zusätzlich zu den verwendeten Lö- sungsmitteln eine Steigerung der Extraktionsbedingungen zu gewährleisten, wurden ver- schiedenen Extraktionsbedingungen ausgewählt und auf die Lösungsmittelabfolge abge- stimmt. Hierbei erfolgte eine Kombination der mittel-schwachen Elutionsmittel mit Extrakti- onsbedingungen, die bei Raumtemperatur arbeiten. Die elutionsstarken Lösungsmittel wur- den hingegen mit Verfahren gekoppelt, bei denen höhere Extraktionstemperaturen ange- wendet werden sollten. Für den Extraktionsschritt mit Wasser wurde eine zur DEV-S4 Methode alternative Methode ausgearbeitet, die unter Einsatz einer neuartigen Infinite-Sink-Extraktionsvorrichtung die mit Wasser extrahierbaren PAK innerhalb eines festgelegten Zeitraumes mit einem Adsorpti- onsmittel (XAD-2®) erfasst. Bei dem XAD-2® handelt es sich um ein Amberlitharz, das auf einem Polystyrol-Divinylbenzol-Polymer basiert und für die Extraktion von PAK aus Wasser verwendet wird. Auf die Erstellung und Durchführung dieses Extraktionsverfahrens wird in Abschnitt 5.5.2 gesondert eingegangen. Die Extraktionsversuche mit Methanol und Isopro- panol erfolgten mit einer Ultraschallextraktion (USE), die eine entsprechend der o.g. Kriterien gängige Extraktionstechnik darstellt. Auf den Einsatz der Soxhlett-Extraktion wurde aus fol- genden Gründen verzichtet: Abbildung 5.9: Vergleich der Lösungsmittelverfärbung bei Kontakt mit Teeröl Methanol ToluolHexan / Ethylacetat 80:20 (V:V) 52 • Unvermeidbares Anhaften von Feinpartikeln an den Extraktionshülsen während der Ex- traktion bewirkt Änderungen der Gesamtoberfläche und verfälscht somit die Oberflä- chenmessung • Hoher Lösungsmittelverbrauch • Höherer Zeitaufwand • Sorption von PAK an Extraktionshülsen (Verwendung elutionsschwacher Extraktionsmit- tel (Methanol, Isopropanol) zu Beginn der Extraktionssequenz) Die Extraktionen mit den starken, unpolaren Lösungsmitteln (Hexan/Ethylacetat und Toluol) erfolgten mit einem automatisierbaren subkritischen Extraktionsverfahren auf Grund folgen- der Vorteile: • Erhöhte Temperatur ermöglicht günstigere Extraktionskinetik • Viskositätserniedrigung des Lösungsmittels • Geringere Oberflächenspannung • Reproduzierbare Extraktionsbedingungen durch Festlegung extraktionsrelevanter Pa- rameter • Automatisierbarkeit Verwendet wurde hierzu ein Gerät des Herstellers DIONEX (Accelelerated Solvent Extracti- on 200, ASE 200). Die Extraktion mit dem unpolarsten Lösungsmittel unter Anwendung der ASE stellt hierbei das nach dem Stand der Technik gängige Verfahren dar, mit dem gewöhn- lich der Gesamtgehalt der 16 EPA-PAK aus Feststoffen ermittelt wird. Des Weiteren wurde versucht die Extraktionsbedingung der Verfügbarkeitsuntersuchung durch einen zusätzlichen Probenaufarbeitungsschritt weiter zu verschärfen. Ziel dieser Auf- arbeitung war es, die in dem Feststoff vorhandenen Poren durch einen Mahlvorgang aufzu- brechen und die Porenoberflächen bzw. das eventuell für Lösungsmittel unzugängliche Teeröl besser für das Extraktionsmittel zugänglich zu machen (siehe Abbildung 5.1). Die Extraktion des gemahlenen Materials erfolgte schließlich mit einem unpolarem Lösungsmittel unter Anwendung der ASE. Insgesamt wurden sechs Extraktionsverfahren mit unterschiedlichen Extraktionsbedingungen für die Extraktionsvorversuche ausgewählt, optimiert und deren PAK-Extraktionsausbeuten und -muster miteinander verglichen. Die hierarchische Einordnung der verschiedenen unter- suchten Extraktionsverfahren, in Abhängigkeit ihrer vorab vermuteten Extraktionsstärke, ist in Abbildung 5.10 schematisch zusammengefasst und stellt die vorläufige sequentielle Ex- traktion dar. Zunächst erfolgt eine Extraktion mit Wasser als Lösungsmittel. Darauf aufbau- end schließen sich Extraktionen mit polaren und schließlich unpolaren Lösungsmittel an. Der in der Sequenz vorgesehene siebte Schritt dient hierbei speziell der Bestimmung des noch im Versuchsmaterial vorhandenen organischen Restkohlenstoffanteils, der nicht extrahierbar und eventuell auf irreversibel gebundene PAK zurückzuführen ist. Untersuchung zur Verfügbarkeit der PAK 53 Im Fall der Ausarbeitung und Durchführung der separaten Extraktionsversuche erfolgte die analytische Trennung und Quantifizierung der Extrakte im Gegensatz zu den nachfolgenden chromatographischen Trennungen der PAK nicht über ein GC- sondern über ein HPLC- System. Insbesondere aus zeitlichen und wartungstechnischen Gründen bot sich diese Me- thode, trotz der Nachweisgrenze von < 5µg/l pro PAK, wegen des großen Probenaufkom- mens für die Voruntersuchungen an. Die chromatographischen Bedingungen für die Tren- nung und Analyse der PAK sind im Folgenden (siehe Tabelle 5.5) zusammengefasst: Tabelle 5.5: HPLC-Bedingungen für die analytische Bestimmung der PAK Gerät Thermo Separation Products (TSP) mit einem UV/VIS und Fluores- zensdetektor Säule Enviro PAH 6µm 125 x 3 mm (Bischoff Chromatography) Gradientenprogramm Zeit [min] 0 6 21,5 21,55 23 H2O [%] 58 49 7 0 57 Acetonitril [%] 42 51 93 100 43 Flussrate 1 ml/min Abbildung 5.10: Schematische Darstellung der vorläufigen sequentiellen Extraktion ASE-Extraktion (Accelerated-Solvent-Extraktion) (Hexan-Ethylacetat; gängiges Extraktionsmittel) Mahlung des Bodens und ASE-Extraktion (Hexan-Ethylacetat) ASE-Extraktion (Toluol) Feststoff-TC (Ermittlung irreversibel gebundener PAK) 4. 5. 6. 7. Extraktion der in Wasser gelösten PAK mit Amberlitharz XAD-2 DEV-S4 (Wasserextraktion) Ultraschallextraktion (Methanol) 1. 2. Ultraschallextraktion (Isopropanol) 3. polare organische Lösungsmittel unpolare organische Lösungsmittel Verbrennung des organischen Restkohlenstoffanteils 54 5.5.2 ASE-Extraktionsversuche Für die Durchführung der Extraktionsversuche mit den Lösungsmitteln Hexan/Ethylacetat und Toluol wurde, wie im Abschnitt 5.5.1 erwähnt, die ASE-Technik (siehe Abbildung 5.11) ausgewählt. Bei dieser Technik wird das Lösungsmittel über die bei Normaldruck herrschen- de Siedetemperatur erhitzt und bleibt infolge des in den Stahlkartuschen aufgebauten Über- druckes im flüssigen Zustand. Für die Extraktionen werden die Feststoffproben in druckfeste Extraktionszellen (Stahlkartuschen) eingefüllt, diese anschließend unter Druck mit dem Ex- traktionsmittel gefüllt und auf die Extraktionstemperatur aufgeheizt. Die für die Lösungsmittel (Hexan/Ethylacetat und Toluol) ausgewählten Extraktionsbedin- gungen sind in Tabelle 5.6 dargestellt und basieren auf bereits vorhandene Applikations- schriften (DIONEX ASE - Applikationsnote 133 und 323) des Herstellers, die für die durchzu- führenden Extraktionen angepasst wurden. Tabelle 5.6: ASE-Extraktionsbedingungen für die unterschiedlichen Extraktionsmittel Toluol Hexan/Ethylacetat Heat: 7 min Pressure 140 bar Heat: 5 min Pressure 140 bar Static: 5 min Temperature: 150°C Static: 5 min Temperature: 100°C Flush%: 60 vol. Solvent A: Toluol Flush%: 60 vol. Solvent A: Ethylacetat (20%) Purge: 100 sec Solvent B: - Purge: 200 sec Solvent B: Hexan (80%) Cycles: 2 Cycles: 2 Die Wiederfindungsrate des nach dem Stand der Technik gängigen Extraktionsverfahrens (siehe Abschnitt 5.5.1) wurde anhand eines PAK belasteten Referenzmaterials überprüft. Abbildung 5.11: ASE-Apparatur zur Extraktion der Feststoffproben Untersuchung zur Verfügbarkeit der PAK 55 Hierbei handelte es sich um einen Boden (Bezeichnung: RM-Boden), der im Rahmen des BMBF-Förderschwerpunktes „Ableitung von Verfahren für die Sickerwasserprognose“ von der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung bereitgestellt wurde. Für den Versuch wurden in einem Zweifachansatz ca. 30 g des trockenen BAM-Referenzmaterials in die Ex- traktionszellen der ASE eingewogen und unter der in Tabelle 5.6 für Hexan/Ethylacetat be- schriebenen Bedingung extrahiert. Die dabei erhaltenen ASE-Extrakte wurden anschließend auf ein definiertes Volumen aufgefüllt und mittels GC-MS (Bedingung siehe Tabelle 5.7 ) analysiert. Die PAK - Analysenergebnisse des Wiederfindungsversuches sind im Folgenden mit den von der BAM erhobenen Daten zum Referenzmaterial dargestellt. Tabelle 5.7: Wiederfindung von PAK aus dem kontaminierten BAM-Referenzmaterial Alle Werte in [mg/kg] ASE (n=2) BAM Alle Werte in [mg/kg] ASE (n=2) BAM Naphthalin < NWG < NWG Benzo(a)anthracen 2 1-5 Acenaphthylen 1 < NWG Chrysen 2 1-5 Acenaphthen 28±2 10-50 Benzo(b,k)fluoranthen 2 0-1 Fluoren 15,5±0,5 10-50 Benzo(a)pyren 1 0-0,5 Phenanthren 26±1 10-50 Dibenzo(a,h)anthracen < NWG < NWG Anthracen 13,5±9,5 1-5 Indeno(1,2,3-cd)pyren < NWG 0,1-0,5 Fluoranthen 17±1 10-50 Benzo(g,h,i)perylen < NWG < NWG Pyren 9,5±0,5 5-10 Wie aus Tabelle 5.7 ersichtlich wird, liegen die Wiederfindungen mit Ausnahme von Inde- no(1,2,3-cd)pyren und Anthracen im Bereich der Werte des Referenzmaterials und verdeutli- chen, dass die ASE-Extraktion mit Hexan/Ethylacetat als Lösungsmittel den Anforderungen einer gängigen Extraktionsmethode genügt. Aufbauend auf diesen Ergebnissen wurden die im Rahmen der Sequenzerstellung vorgesehenen Extraktionsversuche mit Hexan / Ethylace- tat für das gemahlene und ungemahlene Versuchsmaterial durchgeführt. Das ungemahlene Versuchsmaterial wurde genauso behandelt wie bei den Versuchen zur Wiederfindung. Für den Extraktionsversuch mit dem gemahlenen Versuchsmaterial musste hingegen die Probenvorbereitung durch den Mahlungsschritt erweitert werden. Entsprechend der Zielvorstellung, mit dem Mahlvorgang die im Feststoff vorhandenen Poren aufzubrechen und die Porenoberfläche für das Extraktionsmittel zugänglich zu machen, wurde ein Mahlver- fahren mit einer Kugelmühle (Firma Retsch Typ S 100) ausgewählt. Jeweils 40 g des Ver- suchsmaterials wurden zusammen mit einer kleinen Menge an Trockeneis in den Mahlbe- cher (125 ml) überführt und im Reverse-Modus bei 350 U/min 25 min gemahlen. Ziel der Zugabe des Trockeneises war, das Versuchsmaterial während des Mahlvorganges zu küh- len, um Minderbefunde durch Ausgasungsverluste bei den niedrig anellierten PAK zu ver- meiden. Insgesamt wurden bei beiden Versuchen fünfmal je 30 g des gefriergetrockneten Versuchs- materials in die Extraktionskartuschen eingewogen, extrahiert und die Extrakte auf ein defi- niertes Volumen mit dem Extraktionsmittel aufgefüllt. Da im Unterschied zu dem Wiederfin- 56 dungsversuch für die analytische Bestimmung eine HPLC-Trennung angewendet wurde, musste ein Aliquot von dem unpolaren Extrakt für die Analyse mit Acetonitril verdünnt wer- den. Nur so konnte gewährleistet werden, dass nach der Probeninjektion in das polare Laufmittel keine chromatographische Störung (Mischungslücke) auftrat. Basierend auf den Erkenntnissen, die durch die ASE-Extraktionen mit Hexan/Ethylacetat bei der Probenvorbereitung und Extraktionsdurchführung gewonnen worden waren, konnte die in der Applikationsnote 323 beschriebene ASE-Bedingung für den Extraktionsversuch mit Toluol als Lösungsmittel angepasst werden (siehe Tabelle 5.6). Wie bei den Extraktionen mit Hexan/Ethylacetat erwies sich eine Probenmenge von 30 g als günstig. Allerdings führten die aus dem fünffachen Ansatz erhaltenen Toluol-Extrakte auch nach einer Verdünnung mit Ace- tonitril bei den PAK zu Retentionszeitverschiebungen, wodurch eine zuverlässige Auswer- tung der einzelnen PAK nicht mehr gesichert möglich war. Aus diesem Grund musste das Toluol-Extrakt für eine HPLC-Trennung in einem Rotationsverdampfer bis fast zur Trockene eingeengt und mit einem neuen Lösungsmittel (Acetonitril) wieder aufgenommen werden. Dieser Probenaufbereitungsschritt könnte auch gleichzeitig erklären, weshalb die Naphtha- linkonzentration bei der Toluolextraktion im Vergleich zu den anderen beiden ASE- Extraktionen niedriger ausfiel (siehe Abbildung 5.12). Bedingt durch den im Vergleich zu den übrigen PAK höheren Dampfdruck des Naphthalins ist dieser Aufreinigungsschritt immer mit einem Massenverlust verbunden. Abbildung 5.12: PAK-Extraktionsausbeuten der drei ASE-Extraktionsvorversuche In Abbildung 5.12 sind exemplarisch für 7 unterschiedliche PAK die Extraktionsausbeuten aus den drei durchgeführten ASE-Extraktionsversuchen zusammengestellt. Auffällig ist, dass sich trotz der unterschiedlichen Extraktionsbedingungen, die Extraktionsausbeuten nur un- wesentlich voneinander unterscheiden. So können verglichen mit dem ungemahlenen Ver- suchsmaterial gegenüber dem gemahlenen Material keine höheren PAK-Anteile in den Ex- trakten nachgewiesen werden. Auch die Verwendung von Toluol als stärkstes Extraktions- mittel führt zu keiner signifikanten Erhöhung der PAK-Ausbeute. Dieser Befund ist zumindest 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 Na ph tha lin Ph en an thr en An thr ac en Flo ura nth en Be nz (a) an thr ac en Be nz o(a )py ren Ind en o(1 ,2, 3-c d)p yre n K on ze nt ra tio n [m g/ kg ] Hex./Ethylacetat (ASE-ohne Mahlung) Hex./Ethylacetat (ASE-mit Mahlung) Toluol (ASE) Untersuchung zur Verfügbarkeit der PAK 57 für die höher anellierten PAK, die eine stärkere Wechselwirkung mit dem Feststoffmaterial aufweisen sollten, überraschend. Aller Vorrausicht nach liegen die PAK relativ gut zugänglich für die Lösungsmittel an der Feststoffoberfläche sorbiert vor, so dass auch ein Mahlvorgang zu keiner Erhöhung in der Extraktionsausbeute führt. 5.5.3 Ultraschall-Extraktionsversuche Die bei Raumtemperatur vorgesehenen Extraktionsversuche mit Methanol und Isopropanol (siehe Abschnitt 5.5.1) erfolgten mittels Ultraschall. Dieses Verfahren zeichnet sich durch einen geringen Lösungsmittelverbrauch (wie in Abschnitt 5.5.1 gefordert) und eine schnelle und hohe Extraktionseffizienz (Kavitationseffekte und Druckspitzen) aus. Da eine Temperaturregulierung während der Ultraschallextraktion mit dem verwendeten Ultraschallgerät (Fa. Bandelin RK 100; Frequenzbereich 35 KHz) nicht möglich war, beschränkten sich die Versuche auf die Optimierung der Extraktionszeiten, mit denen die höchsten Extraktionsausbeuten erzielt werden können. Hierfür wurden in einem Dreifachansatz 10 g des gefriergetrockneten Versuchsmaterials mit 25 ml Methanol bzw. Isopropanol versetzt und im Ultraschallgerät bei Raumtemperatur un- terschiedlich lange extrahiert (15 min; 30 min; 45 min; 60 min; 75 min). Die erhaltenen Ex- trakte wurden anschließend dekantiert und über einen 0,45 µm Membranfilter filtriert, wobei die ersten 5 ml des Filtrates (Vermeidung von Minderbefunden durch Sorptionseffekte) ver- worfen wurden. Die Bestimmung der PAK-Gehalte in den jeweiligen Extrakten erfolgte wie bei den ASE-Extraktionsversuchen über einer HPLC-Trennung mit einem Fluoreszenz- und UV-Detektor. 6 16 26 36 46 56 66 76 15min 30min 45min 60min 75min Extraktionszeiten K on ze nt ra tio n [m g/ kg ] Naphthalin Phenanthren Anthracen Benzo(a)pyren Sowohl bei der Versuchsreihe mit Methanol als auch bei der mit Isopropanol fiel der Einfluss der Extraktionszeit auf die PAK-Extraktionsausbeuten deutlich geringer aus als erwartet. Wie Abbildung 5.13: PAK-Extraktionsausbeuten der Ultraschallextraktion mit Isopropanol für un- terschiedliche Extraktionszeiten 58 in der Abbildung 5.13 beispielhaft für die Versuchsreihe mit Isopropanol anhand einiger aus- gewählter PAK dargestellt ist, konnte nur ein leichter Anstieg in den Extraktionsausbeuten innerhalb von 60 min bei den im Versuchmaterial am stärksten vertretenen PAK, Naphthalin und Phenanthren, beobachtet werden. Eine Steigerung der Extraktionszeit auf 75 min führte indes zu keiner Erhöhung der Extraktionsausbeuten. Vor diesem Hintergrund wurde die op- timale Dauer der Ultraschallextraktionen sowohl für die Methanol- als auch für die Isopropa- nolextraktion auf 60 min festgelegt. Sie entspricht damit gleichfalls der Extraktionsdauer, die auch für eine Ultraschallextraktion der PAK im Rahmen der DIN 38414-S23 für die Matrix Klärschlamm zugrunde gelegt wird. Die im Rahmen der Vorversuche für die unterschiedlichen Extraktionsmethoden erhaltenen Extraktionsausbeuten sind in Abbildung 5.14 für einige ausgewählte PAK zusammengestellt. Insgesamt zeigen die ersten Ergebnisse der Extraktionsvorversuche mit den organischen Lösungsmitteln, dass sich trotz der postulierten verschiedenen Extraktionsstärken die Extrak- tionsausbeuten nur gering voneinander unterscheiden. Lediglich die Extraktion mit Toluol scheint für die höher anellierten PAK (≥ 4-Ring-PAK) effizienter zu sein. Da mit den polaren Lösungsmitteln fast der gleiche Massenanteil an PAK von dem Ver- suchsmaterial entfernt werden konnte, weist dieser Befund auf eine gute Mobilisierbarkeit der PAK hin. Sollte sich dieser Hinweis einer guten Mobilisierbarkeit bzw. Verfügbarkeit bes- tätigen, müsste ein relativ hoher Anteil der PAK schon innerhalb der ersten Sequenzschritte eluiert werden können. Weiterhin führte die Mahlung des Versuchsmaterials im Vergleich zu den anderen Extraktionsverfahren zu keinem signifikanten Anstieg der Extraktionsausbeu- ten. Die in den Poren gebundenen PAK scheinen somit für die Extraktionsmittel zugänglich zu sein. Möglich wäre aber auch, dass der in den Poren gebundene und mit dem Mahlvor- gang freisetzbare PAK-Anteil zu niedrig ist. Durch den hohen Anteil an gut verfügbaren PAK Abbildung 5.14: Gegenüberstellung der PAK-Extraktionsausbeuten der unterschiedlichen Extraktionsvorversuche 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 Na ph tha lin Ph en an thr en An thr ac en Flo ura nth en Be nz (a) an thr ac en Be nz o(a )py ren Ind en o(1 ,2, 3-c d)p yre n K on ze nt ra tio n [m g/ kg ] Iso-Prop (60min-USE) MeOH (60min-USE) Hex./Ethylacetat (ASE-ohne Mahlung) Hex./Ethylacetat (ASE-mit Mahlung) Toluol (ASE) Untersuchung zur Verfügbarkeit der PAK 59 würde dieser, in den Poren fixierte Anteil, überlagert und damit in den dargestellten Extrakti- onsausbeuten nicht erkennbar werden. Im Fall der Extraktionssequenz sollten solche Über- lagerungseffekte nicht auftreten, da dem Mahlvorgang Extraktionsschritte vorangestellt wer- den, die den leicht zugänglichen PAK-Anteil entfernen. 5.6 Konzeption eines innovativen Extraktionsverfahrens für wäss- rige Eluate Zur Ermittlung und Abschätzung des mit Wasser extrahierbaren PAK-Anteils wurde eine Me- thode entwickelt, bei der unter Einsatz einer neuartigen Extraktionsvorrichtung die in den wässrigen Eluaten vorliegenden PAK in Verbindung mit einem Adsorptionsmittel (XAD-2®) erfasst werden können. Nach dem derzeitigen Stand der Technik werden zur Abschätzung des mit Wasser aus ei- nem Feststoff freisetzbaren Schadstoffanteils maßgeblich zwei Verfahren verwendet. Das eine Verfahren beruht auf der Anwendung so genannter statischer Schüttel- oder Batchtests, bei denen ein mit den Komponenten beladener Feststoff unter definierten Bedingungen in- nerhalb eines festgelegten Zeitraumes mit einem Lösungsmittel (Wasser) extrahiert wird [DIN 38414-S4]. Aus der in dem Eluat gelöst vorliegenden Menge wird dann der freigesetzte und somit für Wasser verfügbare Anteil ermittelt. Im Gegensatz zu den statischen Batchtests werden bei der zweiten Standardmethode Säulenversuche zur Ermittlung des Freisetzungs- potentials angewendet. Dieses Verfahren basiert auf einem Säulenversuchskonzept [DIN V 19736], bei dem der mobilisierbare Anteil über die zeitliche Entwicklung der Komponenten- konzentration im Säuleneluat bestimmt wird. Beide angewendete Verfahren werden allerdings von dem im Wasser bereits gelösten Mas- senanteil limitiert. Bedingt durch die Aufsättigung des Wassers nimmt der Konzentrations- gradient kontinuierlich ab und wirkt der Freisetzung entgegen. Speziell im Fall von höher belasteten Feststoffproben, mit gering wasserlöslichen organischen Schadstoffkomponenten, versucht man diese Einschränkung beim DEV-S4-Versuch durch so genannte Kaskaden- tests [LfU, 1994] zu umgehen, damit die maximale Wasserlöslichkeit nicht zum begrenzen- den Faktor wird. Hierbei werden die Feststoffproben mehrmals hintereinander extrahiert, bis die im Wasser gelösten Schadstoffkomponenten nicht mehr nachweisbar sind. Die aus allen Teilschritten eluierten Massenanteile werden anschließend aufsummiert und stellen den ma- ximal mit Wasser eluierbaren Schadstoffanteil dar. Besonders bei Feststoffproben mit hohen Gehalten an gering wasserlöslichen Schadstoffkomponenten führt dies zu einer zeitaufwen- digen Vielzahl von Extraktionsschritten. Zudem besitzen beide Verfahren den Nachteil, dass die analytische Bestimmung der gelös- ten Komponenten aus einem schwebstofffreien Eluat zu erfolgen hat. Erfolgt eine Bestim- mung der Komponenten aus einem schwebstoffreichen Eluat, führt dies aufgrund der Mitex- traktion von Schwebstoffen zu Überbefunden und damit einhergehend zu einer Überschät- zung der Freisetzungsraten. Beide Verfahren müssen somit einen nachgeschalteten Aufrei- nigungsschritt beinhalten, der eine Schwebstoffabtrennung zur genauen Ermittlung der Frei- setzungsraten gewährleistet. Derzeitig gängige und angewendete Methoden zur Schweb- stofftrennung stellen die Filtration oder Zentrifugation dar. Im Fall von gelöst vorliegenden unpolaren organischen Verbindungen wirkt sich die Filtration jedoch oft nachteilig auf das Analysenergebnis aus. Es kommt zu Sorptionsverlusten auf dem Filtermaterial, wodurch 60 Minderbefunde bei den organischen Verbindungen zu verzeichnen sind [Herbert 1992]. Die Zentrifugation weist insbesondere den Nachteil auf, dass durch den Zentrifugationsvorgang feinste Schwebstoffanteile nur ungenügend abgetrennt werden können, wodurch es zu Mehrbefunden der trübstoffsorbierten Komponenten kommen kann [Bethmann et al. 1996]. Beide Aufreinigungsarbeiten führen somit bei der Bestimmung der in einem Eluat gelösten Komponenten infolge von Über- bzw. Minderbefunden häufig zu wenig reproduzierbaren Ergebnissen. Speziell für gering wasserlösliche und stark an Filtermaterialien adsorbierende PAK sind daher die derzeitigen Extraktionsverfahren zur Ermittlung des mit Wasser extrahierbaren PAK-Anteils aus einem Feststoff aus o.g. Gründen nur bedingt geeignet. Daher wurde ein neues Verfahren ausgearbeitet, das durch die Ausbildung eines konstant hohen Konzentrati- onsgradienten die Bestimmung freisetzbarer organischer Schadstoffe aus einem Feststoff mit Wasser - ohne eine gesonderte Schwebstoffabtrennung - unter idealen Verhältnissen ermöglicht. Angeknüpft wurde hierbei an den methodischen Ansatz von Northcott & Jones [2001 Part 2], die mit einem „infinite sink“ Prinzip unter Verwendung von XAD-2® die Freiset- zungskinetik von PAK und PCB aus einem Feststoff bestimmten. Da das „infinite sink“ Prin- zip durch den hohen Konzentrationsgradient zwischen Sorptionsmaterial („unendliche Sen- ke“) und Wasser einen kontinuierlichen Entzug der aus dem Feststoff in das Wasser freige- setzten Komponenten gewährleistet, wurde für die vorliegende Fragestellung dieses Prinzip nach entsprechender Modifikation in die neue Extraktionssequenz integriert. Durch die Ver- wendung des XAD-2® Amberlitharzes kann sichergestellt werden, dass das Verteilungs- gleichgewicht zwischen gelösten und an der Senke sorbierten Stoffen eindeutig auf Seiten der sorbierten Spezies (XAD-2®) liegt. Somit wird die Löslichkeit eines gelösten Stoffes nicht zum begrenzenden Faktor und ermöglicht unter anderem auch eine Langzeitprognose zu den jeweiligen Emissionsraten unterschiedlicher Komponenten aus einem Feststoff. 5.6.1 Aufbau der Infinite-Sink-Extraktionsvorrichtung Um die aus dem Versuchsmaterial in das Wasser freigesetzten PAK aus dem Flüssigkeits- Feststoffgemisch kontinuierlich mit dem XAD-2® Amberlitharz zu entziehen, wurde eine ge- eignete Extraktionsvorrichtung konzipiert. Der schematische Aufbau der Vorrichtung ist in Abbildung 5.15 dargestellt. Sie besteht aus einem Gefäßaufsatz mit einem verschließbaren perforierten Rohr (2), in das eine mit dem Sorbensmaterial gefüllte Gewebehülse aus Edelstahl (1) eingeführt wird. Für die Extraktion wird der Gefäßausatz einschließlich der Gewebehülse auf den Rand einer Glasflasche (3) aufgesetzt, mit einem Schraubverschluss (6) fixiert und in das Feststoff- Flüssigkeitsgemisch eingetaucht. Durch eine erzwungene konvektive Strömung (7) gelangt das Wasser (5) durch das perforierte Rohr in die Gewebehülse, wobei die aus dem Fest- stoff (4) freigesetzten PAK (8) durch das Adsorbermaterial dem Wasser kontinuierlich entzo- gen werden. Nach erfolgter Extraktion kann die Gewebehülse gegebenenfalls einfach und schnell mit einer nicht eluierenden Flüssigkeit (Wasser) schwebstofffrei gewaschen werden, bevor die Komponenten vom Adsorbermaterial mit einem Lösungsmittel eluiert werden. Durch die direkte Adsorption der gelösten Komponenten an das Adsorbermaterial ist das Verfahren reproduzierbar, erlaubt aufgrund variabel einsetzbarer Mengen an Adsorbermate- rial eine große Extraktionskapazität und durch den wiederholten Austausch des Adsorberma- terials die Aufnahme von Desorptionskinetiken. Untersuchung zur Verfügbarkeit der PAK 61 5.6.2 Optimierung der Infinite-Sink-Extraktion Basierend auf der technischen Konzeption und Auslegung der Infinite-Sink-Extraktions- technik waren verschiedene Vorversuche nötig, um extraktionsrelevante Randbedingungen zu optimieren. Insbesondere im Hinblick auf die zu verwendende Maschenweite der Gewe- behülse und der Erzeugung konvektionsbedingter Strömungen für eine gute Durchströmung des Adsorbermaterials wurden mehrere Vorversuche durchgeführt. Weiterhin musste ein Aufarbeitungsprozess ausgearbeitet werden, um ein konditioniertes, monomerfreies Polysty- rol-Divinylbenzol-Polymer mit einer definierten Korngröße zu erhalten. Bei dem XAD-2® Amberlitharz handelt es sich um ein kostengünstiges, unaufgereinigtes Po- lystyrol-Divinylbenzol-Polymer (Amberlite XAD-2® der Firma Supelco), das aufgrund des Herstellungsprozesses noch monomere Rückstände aufweist. Zur Entfernung der monome- ren Bestandteile sowie zur Abtrennung von Feinstpartikeln erwies sich folgende Aufarbeitung des Rohmaterials als geeignet: 1. XAD-2® in Becherglas einfüllen und zur Konditionierung mit Methanol überschichten (15 min einwirken lassen) 2. Methanol abdekandieren und XAD-2® mit Wasser aufschlämmen 3. Aufgeschlämmtes XAD-2® auf Sieb bringen (0,63 mm) und Feinanteil mit Wasser auswaschen 4. Nachwaschen mit Methanol Abbildung 5.15: Schematischer Aufbau der Infinite-Sink-Extraktionsvorrichtung 4. 6. 5. 3. 7. 2. 8. 1. 62 5. XAD-2® in Becherglas überführen, anschließend mit Toluol überschichten und 15 min rühren 6. Toluol abdekantieren, mit Methanol waschen und anschließend über Nacht trocknen Das so gereinigte XAD-2® wurde schließlich für die weitere Verwendung in einem luftdicht verschlossenen Glasgefäß (Exsikator) gelagert. Zur Auswahl der Draht-Gewebehülsen und der Anströmungsart wurden Versuche mit der Infinite-Sink-Extraktionsvorrichtung durchgeführt. Hierzu wurden zwei verschiedene Gewe- behülsen unterschiedlicher Maschenweite (Versuchsbedingungen siehe Tabelle 5.8) mit dem vorgereinigten XAD-2® gefüllt, mit Methanol konditioniert und anschließend in der Vorrich- tung einer wässrigen PAK-Lösung für unterschiedlich langen Zeiten ausgesetzt. Die Erzeu- gung konvektionsbedingter Strömungen erfolgte durch einen Horizontalschüttler (Fa. Ger- hardt, Typ LS-5) bzw. durch einen Rollenmischer (Fa. IDL, Typ TRM 56). Tabelle 5.8: Versuchsbedingungen für die Auswahl der Gewebehülsen und Anströmungsart Versuchsbedingungen Versuchsreihe 1 feine Maschenweite (0,1 mm); 0,5 g XAD-2® Rollenmischer Versuchsreihe 2 grobe Maschenweite (0,5 mm); 0,5 g XAD-2® Rollenmischer Versuchsreihe 3 grobe Maschenweite (0,5 mm); 0,5 g XAD-2® Horizontalschüttler Zur Bestimmung der jeweiligen Extraktionsausbeuten wurden die mit den Adsorbern gefüll- ten Gewebehülsen nach der Extraktion aus der Infinite-Sink-Extraktionsvorrichtung entfernt, im N2-Strom getrocknet und das trockene Adsorbermaterial in der ASE mit Hexan / Ethylace- tat eluiert. Die Aufkonzentrierung der in dem Wasser verbliebenen PAK-Anteile erfolgte nach einer Festphasenextraktion mit C18-Material. Sowohl die PAK-Gehalte der ASE-Extrake als auch die der Festphaseneluate wurden über GC-MS ermittelt. In den Versuchsreihen mit der engmaschigen Gewebehülse zeigte sich, dass die PAK- Extraktionsausbeuten geringer ausfielen als bei der Verwendung der grobporigen Gewebe- hülse. Wie sich durch eine weitere Versuchsreihe mit angefärbtem Wasser (Farbstoff Sul- forhodamin B) nachwiesen ließ, war die Ursache für diesen Befund eine fehlende Durch- strömung der engmaschigen Gewebehülsen. Anders als bei der grobporigen Gewebehülse erfolgte bei dieser nur eine Anfärbung des Adsorbermaterials an der äußeren Schicht der Gewebehülse. Wie aus Abbildung 5.16 für die Versuchsreihe 3 für einige ausgewählte PAK ersichtlich wird, wird die in dem Wasser gelöste Menge an PAK innerhalb weniger Stunden durch das Am- berlitharz extrahiert. Auf Basis dieser Vorversuche wurden für die weiteren Untersuchungen die Infinite-Sink-Extraktionen mit dem Horizontalschüttler unter Verwendung von Gewebe- hülsen mit einer Maschenweite von 0,5 mm durchgeführt. Untersuchung zur Verfügbarkeit der PAK 63 Die Prüfung des Infinite-Sink-Extraktionsverfahrens auf seine Praxistauglichkeit erfolgte mit einer 24-stündigen Extraktion des Versuchsmaterials vom Modellstandort. Die dabei erhalte- nen Extraktionsausbeuten wurden mit denen eines DEV-S4-Eluats verglichen. Bei der Infini- te-Sink-Extraktion wurden 800 mg des XAD-2® Harzes in die Gewebehülse eingefüllt, ver- schlossen und anschließend in den Gefäßaufsatz eingeführt. Da das Amberlitharz wegen seiner sehr großen Oberfläche (300-400 m2/g) eine hohe Kapazität besitzt (10-15 % der Sor- bensmasse laut Herstellerangaben) wurde eine Überladung des XAD-2® Harzes während des Versuches ausgeschlossen. Der Gefäßaufsatz wurde auf den Gewindekopf einer Extrak- tionsflasche, in der sich das Versuchsmaterial (100 g) und Wasser als Lösungsmittel (500 ml) befand, aufgesetzt und mit einem Schraubverschluss fixiert. Zur Gewährleistung konvektiver Strömung wurde die komplette Vorrichtung auf einen Horizontalschüttler positio- niert und bei der festgelegten Frequenz von 100 Bewegungen / min geschüttelt. Nach der Expositionsdauer von 24 h wurde die Gewebehülse mit dem Adsorbermaterial aus dem Ge- fäßaufsatz entfernt, mit destilliertem Wasser von anhaftenden Schwebstoffen befreit und die auf dem Harz sorbierten PAK nach deren Elution analysiert. Die Vorgehensweise für die Elution nach DIN 38414-S4 erfolgte bei einem Feststoff-zu- Wasser-Verhältnis von 1:10, wobei 50 g Boden mit 500 ml Wasser 24 h in einem Über- kopfschüttler extrahiert wurden. Das nach 24 h erhaltene Wasser-Feststoff-Gemisch wurde dekantiert und anschließend bei 4000 U/min (20°C) 15 min (Hereaus Megafuge 3.0 R) zentri- fugiert. 100 ml des Zentrifugates wurden abgenommen und mit 10 ml Hexan in einem Schei- detrichter extrahiert. Auf eine Filtration des Wasser-Feststoffgemisches mit einem 0,45 µm Membranfilter aus Celluloseacetat wurde aufgrund von Sorptionseffekten verzichtet. Zwar konnte dieser Effekt bei der Zentrifugation weitestgehend ausgeschlossen werden, jedoch zeigte sich, dass trotz vorsichtiger Arbeitsweise ein gewisser Schwebstoffanteil bei der Über- führung des Zentrifugates aus den Zentrifugengläsern in den Scheidetrichter erfolgte. Somit Abbildung 5.16: Verlauf der relativen PAK - Gehalte im Wasser und auf dem XAD-2 Harz (grob- porige Gewebehülse) 0 20 40 60 80 100 120 140 0 5 10 15 20 25 30 Zeit [h] PA K G eh al t m /m 0 [ % ] Acenaphthylen (XAD-2) Acenaphthylen (Wasser) Pyren (XAD-2) Pyren (Wasser) Phenanthren (Wasser) Phenanthren (XAD-2) 64 fallen die ermittelten Freisetzungsraten für die DEV-S4 Methode eher zu hoch als zu niedrig aus. Diese Problematik der Schadstoffabtrennung konnte mit dem neuen Verfahren vollstän- dig umgangen werden, da der auf der Gewebehülse befindliche Schwebstoffanteil einfach und schnell mit destilliertem Wasser entfernt werden konnte. Die Analyse des Hexan- Extraktes erfolgte nach einer Trocknung über Natriumsulfat mittels GC-MS. Sowohl für die neue Extraktionsmethode als auch für die Extraktion gemäß DEV-S4 wurde eine Dreifachbestimmung durchgeführt. Die Ergebnisse der beiden Versuche sind in Tabelle 5.9 wiedergegeben. Tabelle 5.9: Vergleich der PAK-Freisetzungsraten aus dem Versuchsmaterial Beide Methoden zeigen für eine 24-stündigen Extraktion Freisetzungsraten in der gleichen Größenordnung. Allerdings können im Gegensatz zur DEV-S4 Methode für die geringer wasserlöslichen PAK mit der Infiniten-Sink-Methode höhere Freisetzungsraten bei einer niedrigeren absoluten Standardabweichung beobachtet werden. Ein Befund der gegebenen- falls bei der DEV-S4-Methode auf eine Löslichkeitslimitierung hindeuten kann. Berücksichtigt man zusätzlich die Art der Extraktion und die Aufarbeitung, zeigen sich die weiteren Vorteile der Infinite-Sink-Methode. So findet bei der neuen Extraktionsmethode kein Überkopfschüt- teln der Probe statt, bei der es zum Abrieb bei den Feststoffteilchen kommen kann. Weiterhin lassen sich, anders als bei der DEV-S4 Methode, die PAK aus dem Wasser-Feststoff- gemisch einfach und ohne aufwändige Aufarbeitung bestimmen. Im Vergleich zur gängigen DEV-S4 Methode stellt die Methode auf Basis des Infiniten-Sink-Prinzips somit eine praxis- taugliche Verfahrensweise zur Bestimmung des mit Wasser eluierbaren Schadstoffanteils dar. Freisetzungsraten [µg/100g/24h] DEV-S4 Methode (n=3) Infinite-Sink-Methode (n=3) Naphthalin 4196 ± 395 3694 ± 661 Acenaphthylen 35 ± 3 34 ± 8 Acenaphthen 450 ± 38 548 ± 128 Fluoren 238 ± 22 338 ± 65 Phenanthren 261 ± 22 442 ± 117 Anthracen 58 ± 6 90 ± 34 Fluoranthen 54 ± 6 72 ± 22 Pyren 33 ± 5 51 ± 17 Benzo(a)anthracen 5 ± 5 5 ± 1 Chrysen 4 ± 3 3 ± 1 Untersuchung zur Verfügbarkeit der PAK 65 5.6.3 Desorptionskinetik zur Festlegung einer praxistauglichen Extrakti- onsdauer für die Extraktionssequenz Um für die Extraktionssequenz einen Anhaltspunkt zu bekommen, wie sich die Extraktions- dauer bei einer längeren Exposition des Amberlitharzes auf die PAK-Extraktionsausbeuten auswirkt, wurden zwei unterschiedliche Versuchsreihen zum Langzeitdesorptionsverhalten durchgeführt. Anhand dieser Ergebnisse sollte eine für die Extraktionssequenz praxistaugli- che Extraktionsdauer ausgewählt werden, die den sehr gut verfügbaren PAK-Anteil wider- spiegelt. Der experimentelle Ansatz der ersten Versuchsreihe hatte zum Ziel, die PAK-Verteilung im System Feststoff-Wasser-Amberlitharz während der Extraktion für unterschiedliche Desorpti- onszeiträume näher zu untersuchen, um eine differenzierte Aussage zum PAK-Desorptions- verhalten zu erhalten. Für die Umsetzung dieser Versuchsreihe wurden in Dreifachansätzen für verschiedene Zeiten jeweils 100 g des Versuchsmaterials in die Extraktionsvorrichtung überführt und mit 500 ml destilliertem Wasser versetzt. Wie bei der Prüfung des Infinite-Sink- Extraktionsverfahrens wurden im zweiten Fall ebenfalls 800 mg des XAD-2® Amberlitharzes in die Gewebehülsen eingefüllt. Um mikrobiologische Abbauprozesse auszuschließen, wurde zusätzlich zu allen Versuchs- ansätzen ca. 1 g Natriumazid hinzugegeben. Die Überprüfung der Wirksamkeit der Azidzu- gabe erfolgte anhand einer Gesamtkeimzahlbestimmung aus dem Feststoff des Blindansat- zes. Für die mikrobiologischen Untersuchungen wurden dazu einige Gramm des Versuchs- materials nach Beendigung des Blindversuches entnommen und im Technologie Zentrum Wasser (TZW) in Karlsruhe untersucht. Insgesamt wurden acht verschiedene Extraktionsversuche mit Desorptionszeiten von bis zu 35 Tagen durchgeführt (Tage: 1; 3; 7; 14; 21; 28; 35; 35 Blindansatz). Zur Bestimmung der nach der entsprechenden Expositionsdauer noch im Boden, im Wasser und XAD-2® Amber- litharz befindlichen PAK-Menge musste in einem ersten Aufarbeitungsschritt die Gewebehül- se mit dem XAD-2® Amberlitharz vom Feststoff-Wassergemisch entfernt werden. In einem zweiten Schritt erfolgte die Trennung des Feststoff-Wasser-Gemisches durch ein erstes Ab- dekantieren. Durch eine anschließende Zentrifugation und ein nochmaliges Dekantieren des Zentrifugats konnte weitgehend gewährleistet werden, dass das Wasser frei von Schweb- stoffen war. Der nach der Zentrifugation angefallene feine Feststoffanteil wurde der Fest- stoffprobe wieder zugeführt. Die Quantifizierung der im Feststoff noch verbliebenen PAK- Menge erfolgte nach Gefriertrocknung und Extraktion aus dem ASE-Extrakt über GC-MS. Für die Ermittlung der im Wasser befindlichen PAK-Massenanteile wurde die aufgearbeitete Wasserprobe mit einer Festphasenextraktion über RP-Phase (C18 -Material) aufkonzentriert und das Eluat entsprechend analysiert. Die Gewebehülsen mit dem Amberlitharz wurden mit destilliertem Wasser von noch vorhandenen Schwebstoffen befreit und das Adsorbermaterial anschließend nach Trocknung über N2 mit Hexan/Ethylacetat eluiert, um die auf dem Harz sorbierten PAK-Anteile zu bestimmen. Die im Rahmen der ersten Versuchsreihe erhaltene PAK-Verteilung zwischen Feststoff, Wasser und XAD-2® Amberlitharz aus dem Langzeitdesorptionsversuch ist in Abbildung 5.17 dargestellt. 66 Da die Keimzahlbestimmung des Blindansatzes negativ war, kann davon ausgegangen wer- den, dass die Versuchsreihe nicht durch mikrobiologische Abbaureaktionen beeinflusst wur- de. Man erkennt deutlich die Verlagerung der PAK (Summe der 16 EPA-PAK) vom Feststoff in Richtung des Amberlitharzes mit Zunahme der Expositionsdauer. Der im Wasser vorhan- dene PAK-Anteil bleibt hingegen während der gesamten Versuchsreihe auf einem konstant niedrigen Niveau (etwa 1% bezogen auf die PAK-Gesamtmasse bzw. für Naphthalin im Mit- tel 0,2 % der max. Wasserlöslichkeit). Einzig im Vergleich zum 35 tägigen Blindansatz ohne XAD-2® Amberlitharz werden 5% der PAK-Gesamtmenge im Wasser (für Naphthalin = 11,7 % der max. Wasserlöslichkeit) vorgefundenen. Auffällig ist, dass sich die anfänglich starke Sorptionstendenz der PAK zum Amberlitharz ab dem 7. Tag verringert und sich nach 14 Tagen ein PAK-Mengenverhältnis zwischen Feststoff und Amberlitharz von etwa 60%:40% einstellt. Das Auftreten, der in Abbildung 5.17 beobachtbaren Verteilungsform, kann durch zweierlei Ursachen hervorgerufen worden sein. Einerseits könnte es sich bei dem auf dem Feststoff- material verbliebenen PAK-Anteil um stark sorbierte PAK handeln, die mit Wasser nicht elu- ierbar sind. Andererseits könnte die Möglichkeit bestehen, dass das beobachtete Abflachen des Stoffübergangs der PAK vom Feststoff auf das XAD-2® Harz auf eine Erschöpfung der Sorptionskapazität des Amberlitharzes zurückzuführen ist. Da eine solche Ursache auch im Zusammenhang mit den Ergebnissen aus den Voruntersuchungen (siehe Abschnitt 5.5) we- sentlich plausibler erschien, wurde eine zweite Versuchsreihe durchgeführt, bei der das XAD-2 Harz in der Infinite-Sink-Extraktionsvorrichtung in festgelegten Zeitabständen (Tage: 1; 3; 7; 14; 21; 28; 35; 50) ausgetauscht wurde. Eine Limitierung durch Erschöpfung der Sorptionskapazität konnte bei dieser Vorgehensweise ausgeschlossen werden. Insgesamt wurden für diese zweite Versuchsreihe drei Ansätze mit jeweils 100 g Versuchs- material, 500 ml destilliertem Wasser und 1 g Natriumazid vorbereitet. Im Gegensatz zur Abbildung 5.17: Verteilung der PAK während des Langzeitdesorptionsversuches 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% 1 4 7 10 13 16 19 22 25 28 31 34 Extraktionsdauer [Tage] PA K -V er te ilu ng PAK in Wasser PAK in XAD-2 PAK in Boden Blindansatz ohne Amberlitharz Untersuchung zur Verfügbarkeit der PAK 67 ersten Versuchsreihe erfolgte jedoch nach den festgelegten Zeiträumen nicht eine komplette PAK-Massenbilanzierung für das System Feststoff-Wasser-Amberlitharz, sondern nur der Austausch des Adsorptionsmittels. Die nach den entsprechenden Extraktionszeiträumen ausgetauschten Gewebehülsen mit dem XAD-2® Harz wurden, wie in der ersten Versuchs- reihe, vorgereinigt und anschließend extrahiert. Die nach der Langzeitdesorption noch im Wasser und Feststoff befindlichen Rest-PAK-Gehalte wurden hingegen erst mit Beendigung der Untersuchung am 50. Tag ermittelt. Zusammen mit den aus den einzelnen Extraktions- zeiträumen auf dem Adsorbermaterial vorliegenden PAK-Mengen bilden diese Gehalte die für die Versuchsreihe entsprechende Gesamtmasse m0. In Abbildung 5.18 sind die während des Versuches ermittelten PAK-Mengenanteile auf dem XAD-2® Harz relativ zur PAK-Gesamtmasse in Form einer Summenkurve über die Zeit auf- getragen. Anders als in der Versuchsreihe 1 zeigte sich, dass die durch das Wasser desor- bierbare und auf dem Amberlitharz fixierte PAK-Menge kontinuierlich und deutlich mit der Extraktionsdauer ansteigt. Naphthalin, Acenaphthen und Fluoren können innerhalb von 50 Tagen zu über 90% aus dem Versuchsmaterial allein mit Wasser unter Anwendung der Infi- nite-Sink-Technik entfernt werden. Im Fall der höher kondensierten, geringer wasserlöslichen PAK nimmt der auf dem XAD-2® Harz sorbierte Mengenanteil hingegen ab. So werden z.B. von Chrysen und Benzo(a)anthracen nach 50 Tagen nur etwa 10% der ursprünglich in dem Versuchsmaterial vorliegenden Masse auf das XAD-2® Harz übertragen. Basierend auf der zeitlichen Darstellung lässt sich mit Ausnahme der Komponente Ace- naphthylen eine Abhängigkeit des Desorptionsverhaltens der einzelnen PAK feststellen, die entsprechend dem derzeitigen Kenntnisstand mit der Wasserlöslichkeit bzw. dessen Anellie- rungsgrad korreliert (Tabelle 2.2). Die stärkste Freisetzung mit asymptotisch verlaufender Kurvenform und Ausbildung eines Plateaus ist bei den gut wasserlöslichen PAK zu beobach- ten. Mit Erhöhung des Annelierungsgrad bzw. mit Verringerung der Wasserlöslichkeit nimmt Abbildung 5.18: Zeitliche Darstellung des durch das XAD-2 sorbierten PAK-Mengenanteils 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 0 10 20 30 40 50 Zeit [Tage] PA K -M en ge na nt ei l a uf X A D -2 m /m 0 [ % ] Acenaphthylen Acenaphthen Fluoren Phenanthren Anthracen Flouranthen Pyren Benz(a)anthracen Chrysen Naphthalin 68 der freigesetzte Mengenanteil ab. Der asymptotische Verlauf fällt schwächer aus und geht bei den am geringsten wasserlöslichen PAK in eine fast lineare Verlaufsform über. Dieser Befund weist auf eine reduzierte Freisetzungsrate hin, die maßgeblich durch die geringe Wasserlöslichkeit der PAK und den damit verbundenen stärker ausgebildeten Wechselwir- kungskräften zwischen den höher anellierten PAK und der Feststoffoberfläche bestimmt wird. Wie bereits oben angedeutet, bildet die Komponente Acenaphthylen eine Ausnahme inner- halb der Desorptionsstudie. Acenaphthylen liegt in dem sandigen Versuchsmaterial in einer Menge von 5 mg/kg (vergleichbar mit der von Indeno(1,2,3-cd)pyren) vor und weist zudem eine im Vergleich zu den 16 EPA-PAK gute Wasserlöslichkeit von 16,1 mg/l auf (siehe Tabelle 2.2). Dennoch wird es gegenüber den anderen gut wasserlöslichen PAK nur schwer von dem Versuchsmaterial freigesetzt. Eventuell bewirken in diesem Fall stärkere Wechsel- wirkungskräfte mit dem Versuchsmaterial eine geringere Freisetzung. Sollte dies der Fall sein, müsste sich die stärkere sorptive Wirkung im Rahmen der Verfügbarkeitsuntersuchun- gen mit der sequentiellen Extraktion ebenfalls bestätigen lassen. Abbildung 5.19: Sorbierte PAK-Menge auf dem XAD-2 Harz der einzelnen ausgetauschten Ge- webehülsen Dass der Desorptionsversuch maßgeblich durch die Lösekinetik und damit verbunden durch die Wasserlöslichkeit der PAK beeinflusst wird, zeigt sich insbesondere durch die in Abbildung 5.19 dargestellte sorbierte PAK-Menge. Die nach den jeweils festgelegten Zeitab- ständen ausgetauschten Gewebehülsen mit dem XAD-2® Harz weisen eine deutliche Ab- nahme der PAK-Gesamtmenge auf, wobei die anfänglich hohe PAK-Menge primär auf die Komponente Naphthalin zurückzuführen ist. Wie sich dabei die auf dem XAD-2® Harz sorbierten PAK prozentual zueinander während der Versuchsdauer verhalten, ist in dem Verteilungsmuster in Abbildung 5.20 dargestellt. Zu Be- ginn des Desorptionsversuches befindet sich auf dem XAD-2® Harz überwiegend Naphthalin (90 %) und nur ein geringer Anteil von Phenanthren und Fluoranthen, obwohl diese beiden 19 1 18 726 731 457 4 14 78 20 12 52 79 0 1000 2000 3000 4000 5000 6000 1 3 7 14 21 28 35 50 Extraktionsdauer [Tage] so rb ie rt e PA K -M en ge a uf X A D -2 [µ g/ 10 0g V er su ch sm at er ia l] Untersuchung zur Verfügbarkeit der PAK 69 Komponenten im Vergleich zu Naphthalin im Versuchsmaterial am stärksten vertreten sind (136 mg/kg = 34 % der PAK-Gesamtmasse). Abbildung 5.20: PAK Verteilungsmuster auf dem XAD-2 Harz während der Desorptionsstudie Der anfänglich hohe prozentuale Naphthalinanteil nimmt mit der Zeit deutlich ab, da das Naphthalin wegen seiner guten Wasserlöslichkeit und dem damit begünstigten Stoffüber- gang (Feststoff => Wasser) verstärkt durch das XAD-2® Harz entfernt wird. Deshalb werden nach ca. 28 Tagen aus dem Versuchsmaterial nur noch geringe Mengen an Napthahlin frei- gesetzt. Im Gegensatz dazu steigt der prozentuale Anteil an Phenanthren, Fluoranthen und den anderen, geringer wasserlöslichen PAK kontinuierlich an und bewirkt, dass die höher anellierten PAK immer stärker in den Vordergrund treten. Die Abfolge der dabei aus dem Versuchsmaterial freigesetzten PAK, in Abhängigkeit ihrer Wasserlöslichkeit, führt somit zur Änderung des PAK-Verteilungsmuster auf dem XAD-2® Harz. Bedingt durch diese Änderung kann eine maßgebliche Limitierung der PAK-Freisetzung z.B. durch Diffusionsvorgänge oder durch das Vorliegen sehr starker Wechselwirkungskräfte zwischen den PAK und dem Ver- suchsmaterial ausgeschlossen werden. Für eine diffusionslimitierte PAK-Freisetzung erfolgt entsprechend dem ersten Fick’schen Gesetz (siehe Gleichung 2.4) ein Teilchenfluss, der dem Konzentrationsgradienten proportional ist. Unter den gegebenen Randbedingungen, dass das XAD-2® Harz (PAK-Senke) einen konstanten Konzentrationsgradient erzeugt und die PAK aus dem Versuchsmaterial kontinuierlich freigesetzt bzw. nachgeliefert werden, dürfte sich die PAK-Verteilung zumindest innerhalb der ersten Versuchszeiträume bei einer Diffusionslimitierung nicht ändern. Liegen hingegen starke Wechselwirkungskräfte zwischen PAK und dem Feststoff vor, würden diese zu einer weitgehend gleich bleibend niedrigen PAK-Konzentration im Wasser führen und nur zu einer geringen PAK-Abreicherung im Fest- stoff. Die Freisetzungsraten würden in diesem Fall nicht ausreichen, um innerhalb des unter- suchten Zeitraumes z.B. bei den schwach sorbierten PAK einen deutlichen Rückgang und eine damit einhergehende Verschiebung im PAK-Gesamtmuster auf dem XAD-2® Harz zu beobachten. 0% 20% 40% 60% 80% 100% 1 3 7 14 21 28 35 50 Extraktionsdauer [Tage] PA K -V er te ilu ng [% ] Naphthalin Acenaphthen Phenanthren Flouranthen Pyren Chrysen 70 Summiert man die während des Desorptionsversuchs auf das XAD-2® Harz sorbierten PAK- Mengen auf und bilanziert diese mit den noch im Wasser und im Feststoff nach 50 Tagen verbliebenen PAK-Mengen, so zeigt sich (siehe Abbildung 5.21), dass der überwiegende Teil der gut löslichen und am stärksten im Versuchsmaterial vertretenen PAK durch die Infinite- Sink-Technik mit Wasser eluiert wird. In der Summe entspricht dies etwa 62% der auf dem Versuchsmaterial sorbierten absoluten PAK-Gesamtmasse. Die hoch anellierten, sehr gering wasserlöslichen PAK von Benzo(b,k)fluoranthen bis Benzo(ghi)perylen verbleiben hingegen im Versuchsmaterial und konnten innerhalb der jeweiligen Extraktionszeiträume auf dem XAD-2® Harz nicht nachgewiesen werden. Dies führt zu einer sehr geringen absoluten Mas- se der hoch anellierten PAK auf dem XAD-2® Harz, die unterhalb der Nachweisgrenze des Analysenverfahrens liegt. Untermauert wird dies im Rahmen der ersten Versuchsreihe, bei der das XAD-2® Harz bis zu 35 Tagen dem Versuchsmaterial-Wasser-Gemisch ausgesetzt war. In diesem Fall konnten Benzo(a)pyren und Benzo(b,k)fluoranthen quantitativ bestimmt werden, wobei sie zu 0,9 % (Benzo(a)pyren) und zu 1 % (Benzo(b,k)fluoranthen) vom Fest- stoff entfernt werden konnten. Zusammengefasst zeigen die Ergebnisse aus den beiden Versuchsreihen zum Langzeitde- sorptionsverhalten eine typische und erwartete Abhängigkeit der PAK-Freisetzung von den unterschiedlichen Wasserlöslichkeiten der PAK. Zu Beginn des Desorptionsversuches wer- den zunächst die wasserlöslicheren PAK vom Versuchsmaterial in das Wasser freigesetzt, die den sehr gut verfügbaren PAK-Anteil darstellen. Erst mit zunehmender Extraktionsdauer treten verstärkt die geringer wasserlöslichen PAK in den Vordergrund. Die Versuche belegen - aufgrund der guten Freisetzung der PAK - weiterhin, dass die Wechselwirkungskräfte zwi- schen den besser wasserlöslichen PAK und dem sandigen Versuchsmaterial vergleichswei- se schwach ausgebildet sind. Abbildung 5.21: Bilanzierung der PAK-Verteilung nach 50-tägiger Extraktionsdauer mit dem XAD-2 Harz 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% Na ph tha lin Ac en ap hth yle n Ac en ap hth en Flu ore n Ph en an thr en An thr ac en Flo ura nth en Py ren Be nz (a) an thr ac en Ch rys en Be nz o(b ,k) flo ura nth en Be nz o(a )py ren Ind en o(1 ,2, 3-c d)p yre n Be nz o(g hi) pe ryl en PA K -V er te ilu ng [% ] na ch 5 0 Ta ge n Feststoff XAD-2 Wasser Untersuchung zur Verfügbarkeit der PAK 71 Da im Rahmen der Extraktionssequenz mit der Infinite-Sink-Extraktionstechnik der sehr gut verfügbare PAK-Anteil charakterisiert werden soll, ist die Extraktionsdauer daher möglichst kurz zu wählen. Aufgrund der Tatsache, dass Naphthalin im Vergleich zu den übrigen 15 EPA-PAK fast vollständig und am schnellsten von dem Versuchsmaterial freigesetzt wurde, wurde Naphthalin als Leitparameter zur Festlegung der Extraktionsdauer ausgewählt. Naph- thalin wird bereits nach 7 Tagen zu ca. 80 % von dem Versuchsmaterial mit der Infinite-Sink- Technik entfernt (siehe Abbildung 5.18). Daher wurde die Extraktionsdauer für die Extrakti- onssequenz auf 7 Tage festgelegt. 5.7 Festlegung der Extraktionssequenz und Verfügbarkeitsklassen Basierend auf den Ergebnissen, der in den Abschnitten 5.5 und 5.6 durchgeführten Vorver- suchen, wurde die bereits entwickelte vorläufige Extraktionssequenz (siehe Abbildung 5.10) mit den verschiedenen Extraktionsverfahren und Extraktionsbedingungen überarbeitet. So hatte sich in den Vorversuchen zu den Ultraschallextraktionen gezeigt, dass die Verwendung der beiden unterschiedlich polaren Lösungsmittel Methanol und Isopropanol zu keinen Un- terschieden in den PAK-Extraktionsausbeuten führten. Eine Anwendung beider Lösungsmit- tel würde aus diesem Grund keinen zusätzlichen Informationsgewinn im Rahmen der Ver- fügbarkeitsstudie bringen. Im Gegensatz zu Isopropanol repräsentiert Methanol in der Polari- tätsabstufung aufgrund seines Polaritätsindex von 5,1 den Mittelwert zwischen dem in der Sequenz verwendeten polarsten (Wasser) und unpolarsten Lösungsmittel (Hexan- Ethylacetat). Daher wurde auf Isopropanol als Lösungsmittel im Rahmen der Extraktionsse- quenz verzichtet. Des Weiteren konnte aufbauend auf den Vorversuchen die Versuchsdurchführung und die Extraktionsdauer hinsichtlich des Infinite-Sink-Extraktionsverfahrens festgelegt und optimiert werden, mit der der sehr gut verfügbare PAK-Anteil bestimmt werden soll. Die endgültige Extraktionssequenz mit den einzeln aufeinander aufbauenden Extraktionsschritten ist - ohne den Extraktionsschritt mit Isopropanol - in Abbildung 5.22 dargestellt. Im ersten Schritt der Sequenz wird das Versuchsmaterial mit Wasser extrahiert, um die gut verfügbaren PAK zu ermitteln. Hierzu findet das Infinite-Sink-Extraktionsverfahren Anwen- dung, das im Gegenteil zum ebenfalls mit Wasser arbeitenden DEV-S4 Verfahren die in Ab- schnitt 5.6 beschriebenen Vorteile eines konstanten Konzentrationsgradienten besitzt. Nach der Extraktion mit Wasser schließt sich die Ultraschallextraktion mit dem polaren organi- schen Lösungsmittel Methanol an, das gleichzeitig dazu dient, die Extraktionssequenz auf die unpolaren Lösungsmittel umzustellen. Durch diesen Sequenzschritt soll der Anteil der PAK erfasst werden, der zwar unter natürlichen Randbedingungen gut verfügbar aber nicht schnell freisetzbar ist und mit der Feststoffoberfläche stärker in Wechselwirkung steht. Die Freisetzung der noch stärker an das Versuchsmaterial sorbierten PAK erfolgt mit dem dritten Extraktionsschritt. Dieser repräsentiert ein nach dem Stand der Technik angewendetes Ex- traktionsverfahren, mit dem der PAK-Gesamtgehalt von Feststoffen derzeitig bestimmt wird. Die Mobilisierung eventuell sehr schwer verfügbarer PAK, die beispielsweise aufgrund der im Porenwasser stattgefundenen advektiv-diffusiven Vorgänge auf den inneren Feststoffober- flächen sorbiert vorliegen, erfolgt durch den vierten Extraktionsschritt. Ziel dieses Extrakti- onsschrittes ist es, durch den Mahlvorgang die im Feststoff vorhanden Poren aufzubrechen und die Porenoberflächen bzw. das eventuell für Lösungsmittel unzugängliche Teeröl besser 72 für das Extraktionsmittel zugänglich zu machen. Um zudem sicherzustellen, dass auch die an organische Makromoleküle (z.B. Huminstoffe) sorptiv gebundenen PAK miterfasst wer- den, wurde Toluol im letzten Extraktionsschritt in Verbindung mit der ASE-Extraktionstechnik verwendet. Der in der Sequenz vorgesehene letzte Schritt der Feststoff-TOC Analyse dient der Bestim- mung des noch im Versuchsmaterial vorhandenen Restkohlenstoffanteils, der nicht extra- hierbar (z.B. Huminstoffe) und eventuell auf irreversibel gebundene PAK zurückzuführen ist. Natürlich kann bei diesem Schritt die Art des organischen Kohlenstoffs nicht aufgeklärt wer- den. Basierend auf dieser sequentiellen Extraktion wurden verschiedene Verfügbarkeitsklassen definiert, die in Tabelle 5.10 aufgeführt sind. Tabelle 5.10: Abgeleitete PAK-Verfügbarkeitsklassen aus der sequentiellen Extraktion Klassen Verfügbarkeit PAK-Entfernung vom Feststoff 1 Gut verfügbar Extraktionsschritt 1-2 2 Mäßig verfügbar Extraktionsschritt 3 (Stand der Technik) 3 Schlecht verfügbar Extraktionsschritte 4 – 5 (6) Ziel der Einteilung ist es, PAK-kontaminierte Feststoffmaterialen nach deren PAK- Verfügbarkeiten mit Hilfe der angewendeten Extraktionssequenz einzuordnen. Somit kann speziell für die Entscheidung über die Anwendung von Monitored Natural Attenuation eine objektive und auch vergleichbare Aussage zur PAK-Verfügbarkeit getroffen werden. Diese spielt speziell als Randbedingung bei der Simulation der PAK-Fahnenausbreitung eine wich- tige Rolle, da die Verfügbarkeit einen Einfluss auf die mobilisierbare Schadstoffmenge und damit auf den mikrobiologischen Abbau hat (siehe Abschnitt 5.1). Abbildung 5.22: Schematische Darstellung der ausgearbeiteten sequentiellen Extraktion Wasserextraktion mit Amberlitharz XAD-2 ständiger Entzug der in Wasser gelösten PAK Wasserextraktion mit Amberlitharz XAD-2 ständiger Entzug der in Wasser gelösten PAK DEV-S4 (Wasserextraktion)DEV-S4 (Wasserextraktion) Ultraschallextraktion (Methanol) Ultraschallextraktion (Methanol) ASE-Extraktion (Accelerated-Solvent-Extraktion) (Hexan-Ethylacetat; gängiges Extraktionsmittel) ASE-Extraktion (Accelerated-Solvent-Extraktion) (Hexan-Ethylacetat; gängiges Extraktionsmittel) Mahlung des Bodens und ASE-Extraktion (Hexan-Ethylacetat) Mahlung des Bodens und ASE-Extraktion (Hexan-Ethylacetat) ASE-Extraktion (Toluol) ASE-Extraktion (Toluol) 1. Feststoff-TC (Ermittlung irreversibel gebundener PAK)Feststoff-TC (Ermittlung irreversibel gebundener PAK) Extraktionsstärke Gängiges Extraktionsverfahren 2. 3. 4. 5. 6. O berflächenzunahm e ? Untersuchung zur Verfügbarkeit der PAK 73 Die in den ersten beiden Extraktionsschritten durch die polaren Lösungsmittel Wasser und Methanol freisetzbaren PAK-Mengen stellen nach Tabelle 5.10 den unter natürlichen Rand- bedingungen gut für mikrobiologische Abbauprozesse verfügbaren Anteil dar. Als mäßig ver- fügbar wird der im 3. Extraktionsschritt eluierbare PAK-Anteil definiert. Die in diesem Extrak- tionsschritt extrahierbaren PAK stehen mit dem Aquifermaterial deutlich stärker in Wechsel- wirkung und sollten daher für mikrobiologische Prozesse deutlich schwieriger zugänglich sein. Innerhalb von NA-Zeiträumen praktisch immobil ist der PAK-Anteil, der als schlecht verfügbar eingeordnet wird. Dieser Anteil kann nur unter sehr drastischen Bedingungen ext- rahiert werden und müsste, da er unter Feldbedingungen nicht in hohen Mengen freigesetzt wird, bei der Simulation der PAK-Fahnenausbreitung nicht berücksichtigt werden. 5.8 Oberflächenmessungen Wie bereits in Abschnitt 5.2 beschrieben und in Abbildung 5.22 angedeutet, sollen parallel zu den Verfügbarkeitsuntersuchungen ergänzend Oberflächenmessungen zu den jeweiligen Extraktionsschritten durchgeführt werden. Ziel ist es mit diesen Untersuchungen festzustel- len, ob die Entfernung der organischen Substanzen von der Feststoffoberfläche und aus den Feststoffporen innerhalb der Extraktionssequenz zu einer signifikanten Vergrößerung der spezifischen Oberfläche führt. Sollte dies der Fall sein, könnte mit den Oberflächenmessun- gen der Extraktionsschritt charakterisiert werden, der maßgeblich für die Mobilisierung der PAK aus den mit Teeröl gefüllten Poren beiträgt. 5.8.1 Messverfahren der Oberflächenmessung Die Bestimmung der spezifischen Oberfläche basierte auf Messungen der Gasadsorption mit einem Oberflächenmessgerät SA 3100TM (sie- he Abbildung 5.23) der Firma CoulterTM. Zur Anwendung kommt dabei ein Messverfahren, bei dem Gasmoleküle bekannter Größe (N2) auf die unbekannten Probenoberflächen kon- densiert (adsorbiert) werden. Die Menge des kondensierten Gases und des resultierenden Drucks werden für diskrete Wertepaare bei einer konstanten Temperatur aufgezeichnet und zur Berechnung einer Isotherme genutzt. Mit Hilfe der Messapparatur wurden insgesamt 10 diskrete Datenpunkte pro Messvorgang er- mittelt, die für das Berechnungsmodell nach Brunnauer et. al [1938] der spezifischen Ober- fläche zugrunde gelegt wurden. Dieses Modell geht davon aus, dass nach einem Evakuieren der Probe sich bei der anschließenden Druck- erhöhung eine weitgehend monomolekulare Stickstoffbelegung aller Oberflächen ausbildet. Abbildung 5.23: Oberflächenmessgerät 74 Die monomolekulare Belegung ist größtenteils abgeschlossen, wenn die Isotherme aus dem steilen Anstieg im unteren Druckbereich in einen relativ flachen, linearen Anstieg im mittleren Druckbereich übergeht (siehe Abbildung 5.24). Zur Ausbildung von Mehrfachschichten kommt es erst dann, wenn die Bindungsenergie der adsorbierten Moleküle zur Feststoffoberfläche klein und in der gleichen Größenordnung wie die Wechselwirkungsenergien der Moleküle untereinander ist. Bei dem vorliegenden Mess- verfahren mit dem Oberflächenmessgerät SA 3100TM wird diese Ausbildung von Mehrfach- schichten nicht berücksichtigt. Die spezifische Oberfläche lässt sich aus der Menge der auf der Feststoffoberfläche adsorbierten Gasmoleküle und deren benötigten Platzbedarf errech- nen. Hierbei wird vom Gerätehersteller für die BET-Messungen mit Stickstoff eine mittlere Fläche der Adsorbatmoleküle von 0,162 nm2 zugrunde gelegt. 5.8.2 Optimierung der Oberflächenmessung Für die im Rahmen der sequentiellen Extraktion geplanten Oberflächenmessungen wurde zunächst die optimal einzusetzende Bodenmenge bestimmt. Optimale Ergebnisse werden nach Angaben des Geräteherstellers erreicht, wenn die gesamte Oberfläche der Probe zwi- schen 3 und 30 m2 liegt und als Adsorbat Stickstoff verwendet wird. Beträgt die spezifische Oberfläche deutlich weniger als 1 m2/g und ist das für eine minimale Gesamtoberfläche von 3 m2 benötigte Probenvolumen zu groß für den Probenbehälter, kann die Gesamtoberfläche auf ein Minimum von 1 m2 reduziert werden. Dabei wird allerdings die Messgenauigkeit re- duziert. Zur Festlegung der optimalen Probenmenge des Versuchsmaterials wurde unbelastetes Aquifermaterial vom Feldstandort (Messstelle E0/1; Tiefe 13-14 m unter GOK) eingesetzt und auf eine Korngröße < 2 mm gesiebt bzw. anschließend zur Herstellung eines gemahle- nen Versuchsmaterials mit einer Kugelmühle (Firma Retsch Typ S 100) entsprechend zer- kleinert. Dabei wurden die gleichen Mahlbedingungen zugrunde gelegt, die auch bei der Ex- traktionssequenz verwendet wurden (40 g im Reverse-Modus bei 350 U/min, 25 min). Um die Ergebnisse der Oberflächenmessungen miteinander vergleichen zu können, erfolgte eine Entgasung aller Proben über 60 min bei 300°C. Abbildung 5.24: Stickstoffisotherme des ungemahlen Versuchsmaterials Untersuchung zur Verfügbarkeit der PAK 75 Die aus den mit verschiedenen Probeneinwaagen durchgeführten Oberflächenmessungen zeigten, dass 1. mit zunehmender Probenmenge die Oberflächenbestimmung - aufgrund der höheren Korrelation mit der idealen BET-Isotherme - genauer werden. 2. bei zu großer Probenmenge die Oberflächenmessungen nicht mehr durchführbar waren, da es zu Problemen mit dem Oberflächenmessgerät bei der Gleichge- wichtseinstellung der Gasdrücke kam. Basierend auf den ersten beiden Punkten wurden als ideale Mengen zur Oberflächenbe- stimmung für den gemahlenen Boden 2 g und für den ungemahlenen Boden 7,5 g ermittelt. Zwar wird durch eine Entgasungszeit von 60 min bei 300°C (laut Gerätehersteller) sicherge- stellt, dass die Proben vollständig entgast werden, jedoch führen derartig hohe Temperatu- ren auch zu einer undefinierten Entfernung von Schadstoffanteilen/Teeröl von der Kornober- fläche und ggf. zu einer Veränderung der Kornstruktur. Um diesen Effekt weitgehend auszu- schließen, wurden die anstehenden Oberflächenmessungen bei einer moderateren Entga- sungstemperatur von 100°C mit einer Entgasungszeit von 60 min auf einer externen Entga- sungseinheit (Coulter SA-PREP) durchgeführt. Die unter den optimierten Randbedingungen mit der BET-Methode ermittelten spezifischen Oberflächen des Versuchsmaterials (gemahlen und ungemahlen) bei einer Entgasungstem- peratur von 100°C sind in Tabelle 5.11 zusammengestellt. Tabelle 5.11: Ergebnisse der spezifischen Oberflächen für das gemahlene und ungemahlene Versuchsmaterial (BET-Methode) Entgasungsparameter: (100°C; 60min) Versuchsmaterial ungemahlen (n=3); Einwaage 7,5 g Versuchsmaterial gemahlen (n=3); Einwaage 2 g Spezifische Oberfläche [m2/g] 0,16 ± 0,02 1,00 ± 0,01 Sowohl beim gemahlenen als auch ungemahlenen Versuchsmaterial liegt die Gesamtober- fläche des eingesetzten Probenvolumens nicht im idealen Messbereich einer Gesamtober- fläche von 3 – 30 m2. Aus diesem Grund wurden die mit der BET-Methode ermittelten Er- gebnisse mit einem anderen unabhängigen Verfahren auf deren Plausibilität überprüft. An- gewendet wurde hierbei ein Verfahren, bei dem die Bestimmung der spezifischen Oberfläche über Ethylenglykolmonoethylether (EGME) erfolgt [Carter, 1965]. Zur Durchführung des Ver- fahrens wird eine Probe mit EGME benetzt und anschließenden über einem EGME-CaCl2 Gemisch (Molverhältnis genau 3 : 2) bis zur Gewichtskonstanz evakuiert. Über die Gleichung 5.1 lässt sich schließlich die spezifische Oberfläche ermitteln, wobei 2,86*10-4 g EGME eine Oberfläche von 1 m2 einnehmen. ][g/m100,286[g]beTrockenpro [g]beTrockenpro[g]beTrockenprost.gewichtkonEGME/g]2[mOberfläche 23−⋅⋅ −= (5.1) Wie die Vergleichsuntersuchungen zeigten, konnten die mit der BET-Methode bestimmten spezifischen Oberflächen für das gemahlene und ungemahlene Versuchsmaterial mit der unabhängigen EGME-Methode zumindest im Hinblick auf deren Größenordnungen bestätigt werden. Speziell beim gemahlenen Versuchsmaterial stimmten die ermittelten spezifischen 76 Oberflächen beider Verfahren gut überein. So wurde mit der EGME-Methode ebenfalls eine Oberfläche von 1,00 ± 0,01 m2/g ermittelt. Der bestehende Unterschied im Fall des unge- mahlenen Versuchsmaterials zwischen der BET (0,16 ± 0,016 m2/g) und EGME (0,79 ± 0,11 m2/g) Methode ist demgegenüber sicherlich auf die zeitaufwendige EGME-Messung zurückzuführen, die speziell bei der Bestimmung der Gewichtskonstanz ein sehr genaues Arbeiten erfordern und leicht zu Fehlern führen kann. Beide Verfahren untermauern die sehr geringe spezifische Oberfläche des Versuchsmateri- als, die auch durch den Mahlvorgang nur vergleichsweise gering vergrößert werden konnte. Für die geplanten Oberflächenmessungen im Rahmen der Extraktionssequenz könnte sich dies nachteilig auswirken. Denn verglichen mit der mechanischen Beanspruchung sollte die Entfernung der organischen Substanzen von der Feststoffoberfläche bzw. aus den Feststoff- poren mit einer geringen Oberflächenzunahme verbunden sein, die sich eventuell messtech- nisch mit dem Oberflächenmessgerät nicht mehr erfassen lässt. 5.9 Durchführung der Extraktionssequenz und Oberflächenmes- sungen Nachdem die experimentellen Arbeiten zur Festlegung der jeweiligen Versuchsbedingungen abgeschlossen waren, wurde die Extraktionssequenz entsprechend dem in Abbildung 5.22 dargestellten Ablaufschema auf das Versuchsmaterial angewandt. Die Umsetzung der se- quentiellen Extraktion erfolgte dabei gemäß dem schematisch veranschaulichten Fließdia- gramm (siehe Abbildung 5.25) mit fünf Versuchsansätzen. Im ersten Schritt wurde das ge- friergetrocknete Versuchsmaterial (100 g) 7 Tage lang nach dem Infinite-Sink-Prinzip extra- hiert und die im Wasser und auf dem XAD-2® Harz befindlichen PAK-Gehalte anschließend mittels GC-MS bestimmt. Der nach der Wasserabtrennung noch feuchte Feststoff musste für die darauf folgende Ultraschallextraktion gefriergetrocknet werden. Nur so konnte eine auf die Trockenmasse bezogene Einwaage gewährleistet werden, die zudem eine direkte Ge- genüberstellung der ermittelten PAK-Gehalte aus den einzelnen Extraktionsschritten ermög- lichte. Insgesamt wurden für die Methanol-Extraktion jeweils 50 g des gefriergetrockneten Feststoffmaterials aus der Infinite-Sink-Extraktion mit 100 ml Methanol überschichtet und im Ultraschallbad 60 min extrahiert. Nach Abtrennung des Methanolextraktes (Zentrifugation und Filtration des Methanolextraktes über 0,45 µm Teflonfilter) wurde das erhaltene Extrakt analysiert und das abgetrennte Feststoffmaterial an der Luft getrocknet. Die Bestimmung des nach dem Trocknungsvorgang auf dem Feststoff verbliebenen PAK-Anteils aus dem nicht entfernten Restmethanol erfolgte dabei rechnerisch und ist bei dem nächsten Extraktions- schritt berücksichtigt worden. Das so nach der Methanolextraktion erhaltene Feststoffmateri- al wurde schließlich für den nächsten Sequenzschritt in eine ASE-Kartusche überführt, mit Hexan/Ethylacetat extrahiert und anschließend, wie in Abschnitt 5.5.2 erläutert, für die letz- ten beiden Extraktionsschritte gemahlen. Infolge der geringen Probenmenge zum Ende der Extraktionssequenz wurden die Extraktionsschritte 4 und 5 ohne ein erneutes Umfüllen des Feststoffes aus den gleichen Extraktionskartuschen durchgeführt. Um eine Aussage zum noch im Feststoff verbliebenen organischen Anteil zu erhalten, musste das restliche Toluol entfernt werden. Dies erfolgte durch eine 24 stündige Lagerung des Feststoffmaterials im Trockenschrank bei 100°C. Untersuchung zur Verfügbarkeit der PAK 77 Für die im Rahmen der Sequenzuntersuchungen vorgesehenen Oberflächenbestimmungen, wurden die jeweils benötigten Feststoffmengen nach den erfolgten Extraktionsschritten ab- genommen und nach Beendigung des Extraktionsverfahrens analysiert. Im Gegensatz zu den 5-fach Bestimmungen der einzelnen Extrakte sowie der Feststoff-TOC Bestimmungen basieren diese Bestimmungen nur auf einer Einfachbestimmung. Abbildung 5.25: Vorgehensweise und Umsetzung der sequentiellen Extraktion Die nach der Anwendung der sequentiellen Extraktion ermittelten PAK-Gehalte aus den un- terschiedlichen Extraktionen sind für die Summe der 16 EPA-PAK in Abbildung 5.26 zusam- mengestellt. Die dabei dunkel hervorgehobene Gesamtsumme entspricht dabei dem auf- Feststoff nach Infinite-Sink-Extr. 2. Schritt: Methanol-Extraktion 50g Feststoff mit 100ml; 60min 5-fach Ansatz 100g Versuchsmaterial (gefriergetrocknet) Feststoff nach Methanol-Extraktion Entfernung Restwasser (Gefriertrocknung) Feststoff nach Hex./Ethyl.-Extraktion Gemahlener Feststoff nach Hex./Ethyl-Extr. 3. Schritt: ASE-Extraktion mit Hexan/Ethylacetat; 40g Feststoff in 33ml ASE-Kartusche 5. Schritt: ASE-Extraktion mit Toluol 12g gemahlener Feststoff Oberflächenmessung (BET-Methode) Trocknung und Berück- sichtigung des PAK- Restmethanolanteils Feststoff nach Toluol-Extraktion Geglühter Feststoff COrg-frei 4. Schritt: ASE-Extraktion mit Hexan/Ethylacetat 15g gemahlener Feststoff Entfernung von Rest-Toluol (Trockenschrank) 6. Schritt: Feststoff-TC TIC- und TC-Messungen Mahlung und Umfüllen in 11ml ASE-Kartuschen Kein Umfüllen in neue 11ml ASE-Kartuschen PAK-Bestimmung GC-MS Methanol-Extrakt Zugabe von 500ml Wasser Wasserextrakt und XAD-2 Extrakt Toluol-Extrakt Hexan/Ethylacetat Extrakt 1. Schritt: 7 tägige Infinite-Sink- Extraktion (Horizontalschüttler) Hexan/Ethylacetat Extrakt 78 summierten PAK-Anteil der einzelnen Extraktionsschritte und dient gleichzeitig als Bezugs- größe für die nähere Beurteilung der Verfügbarkeitsuntersuchung. Abbildung 5.26: Summe der 16 EPA-PAK der einzelnen Extraktionsschritte Aus dieser Darstellungsweise wird die bereits aus den Vorversuchen beobachtete gute Ver- fügbarkeit der PAK deutlich. Innerhalb der ersten beiden Extraktionsschritte wird der über- wiegende PAK-Massenanteil vom Versuchsmaterial entfernt (33 % mit Wasser und 53 % mit Methanol). Nur ein verhältnismäßig geringer Anteil kann erst durch die Anwendung der stär- keren Extraktionsverfahren extrahiert werden. Ein Aufmahlen des Versuchsmaterials führt des Weiteren nicht zu einem verstärkten bzw. zusätzlichen Freisetzen von in den Sediment- poren gebundenen PAK und weist somit auf gut für die Lösungsmittel zugängliche PAK hin. Die in den letzten beiden Extraktionsschritten vorgefundenen PAK-Mengen sind im Verhält- nis zu den Extraktionsschritten 1 – 3 fast zu vernachlässigen und betragen in der Summe nur 1,4 %. Vergleicht man die PAK-Massenanteile der beiden ersten Extraktionsschritte miteinander (siehe Abbildung 5.27), mit denen über 87 % der Gesamtmasse extrahiert werden, so ist eine deutliche Veränderung in dem PAK-Muster zu erkennen. Wie auch bei den Infinite-Sink- Extraktionen beobachtet werden konnte (siehe Abschnitt 5.6.3), werden im ersten Extrakti- onsschritt die primär gut wasserlöslichen PAK entfernt, zu denen insbesondere Naphthalin, Acenaphthen und Fluoren gehören. Die Entfernung der weniger gut wasserlöslichen, höher anellierten PAK ab etwa Fluoranthen erfolgt hingegen primär im zweiten Extraktionsschritt und untermauert deren geringere Verfügbarkeit bzw. starke Wechselwirkung mit dem Fest- stoff. Speziell bei den 4-Ring Aromaten wird dieser Effekt sehr deutlich. Die Ergebnisse der ersten beiden Extraktionsschritte zeigen aber auch, dass schon sehr polare Lösungsmittel ausreichen, um die hoch anellierten PAK aus dem Versuchsmaterial verfügbar zu machen. 17 0 26 8 96 26 .1 03 8. 81 8 13 .8 76 2. 86 2 0 5000 10000 15000 20000 25000 30000 Se qu en zs um me Wa ss er (S ch ritt -1) XA D- 2 ( Sc hri tt-1 ) US E- Me tha no l (S ch ritt -2) AS E- H- E ( Sc hri tt-3 ) AS E- H- E m it M ah lun g ( Sc hri tt-4 ) AS E- To luo l (S ch ritt -5) PA K -G eh al t [ µg /1 00 g] Untersuchung zur Verfügbarkeit der PAK 79 Abbildung 5.27: Extraktionsausbeuten der ersten beiden Extraktionsschritte Summiert man die aus den einzelnen Extraktionsschritten extrahierten PAK-Massen auf und normiert diese substanzspezifisch auf 100 % wird der bereits in Abbildung 5.27 beobachtete Effekt wesentlich deutlicher (siehe Abbildung 5.28). Nur ein sehr geringer Anteil kann erst durch die Anwendung drastischer Extraktionsbedingungen vom Feststoff eluiert werden. Abbildung 5.28: PAK-Massenverteilung der einzelnen Extraktionsschritte Die im Fall des Acenaphthylens schon bei den Infinite-Sink-Extraktionsversuchen beobachte- te und vermutete schwerere Zugänglichkeit bestätigt sich bei der Extraktionssequenz eben- falls. Erst unter Anwendung der sehr unpolaren Extraktionsmittel konnte diese Substanz von 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% Na ph tha lin Ac en ap hth yle n Ac en ap hth en Flu ore n Ph en an thr en An thr ac en Flo ura nth en Py ren Be nz (a) an thr ac en Ch rys en Be nz o(b ,k) flo ura nth en Be nz o(a )py ren PA K -V er te ilu ng Wasser XAD-2 USE-Methanol ASE-H-E ASE-H-E (Mahlung) Toluol 0 500 1000 1500 2000 2500 3000 3500 Na ph tha lin Ac en ap hth yle n Ac en ap hth en Flu ore n Ph en an thr en An thr ac en Flo ura nth en Py ren Be nz (a) an thr ac en Ch rys en Be nz o(b ,k) flo ura nth en PA K -G eh al t [ µg /1 00 g B od en ] XAD-2 USE-Methanol 80 dem Versuchsmaterial entfernt werden. Diese unerwartete schlechte Verfügbarkeit bei gleichzeitig guter Wasserlöslichkeit des Acenaphthylens kann speziell im Hinblick auf die gute Löslichkeit in Alkohol, Ether und Benzin [Beilsteins Handbuch, 1922] vermutlich nur durch stärker ausgebildete Wechselwirkungskräfte mit dem Feststoff erklärt werden, die ei- ner schnellen Freisetzung entgegenwirken. Insgesamt untermauern die Ergebnisse der Extraktionssequenz die bereits bei den Extrakti- onsvorversuchen beobachteten Befunde, dass mit den polaren Lösungsmitteln ein sehr ho- her PAK-Anteil extrahiert bzw. mobilisiert werden kann. Da die Mahlung des Versuchsmate- rials nicht zu einem signifikanten Anstieg der PAK-Extraktionsausbeute führt, deutet vieles auf eine primär oberflächliche Sorption oder auf eine gute Lösungsmittelzugänglichkeit der in den Porenräumen fixierten PAK hin. Sollte der überwiegende Teil der PAK in Form von Teerölresten in Poren gebunden sein, müsste dies speziell nach dem 2. Extraktionsschritt (80 % Entfernung der PAK) mit einer deutlichen Oberflächenvergrößerung verbunden sein. Wie Abbildung 5.29 zeigt, ist diese signifikante Oberflächenzunahme jedoch nicht zu beo- bachten. Zwar nimmt mit jeder Bestimmung der spezifischen Oberfläche sowohl des gemah- lenen als auch ungemahlenen Feststoffs die Oberfläche geringfügig zu, jedoch ist dieser Effekt der Oberflächenzunahme - immer unter Berücksichtigung der in diesem Messbereich geringeren Messgenauigkeit des Systems - eher auf mechanische Effekte zurückzuführen. So wird die Oberflächenzunahme innerhalb des zweiten Extraktionsschrittes sehr wahr- scheinlich durch die bei der Ultraschallextraktion hervorgerufene Zerkleinerung von Agglo- meraten bewirkt. Die aus dem dritten Extraktionsschritt resultierende Zunahme der spezifi- schen Oberfläche ist ebenfalls nicht mit einer Entfernung von Teerölresten aus den Poren- räumen erklärbar, da in diesem Extraktionsschritt nur noch geringe PAK-Mengen im Extrakt vorhanden sind. Vielmehr könnte die manuelle Probenverdichtung in diesem Fall die Ursa- Abbildung 5.29: Auswirkungen der Extraktionssequenz auf die spezifische Oberfläche 0 0,2 0,4 0,6 0,8 1 1,2 1,4 1,6 Au sg an gs ma ter ial (u ng em ah len ) 1. W as se r-u ng em ah len 2. Me tha no l-u ng em ah len 3. He xa n/E thy lac eta t-u ng em ah len 4. He xa n/E thy lac eta t-g em ah len 5. To luo l-g em ah len Au sg an gs ma ter ial (g em ah len ) sp ez ifi sc he O be rf lä ch e [m 2 /g ] GemahlenUngemahlen Untersuchung zur Verfügbarkeit der PAK 81 che gewesen sein, die zum Füllen der ASE-Kartusche mit genügend Probenmaterial not- wendig war. Aufgrund der guten PAK-Verfügbarkeit und der damit verbundenen schnellen PAK- Entfernung von dem Versuchsmaterial innerhalb der ersten beiden Extraktionsschritte wer- den jedoch nicht die tatsächlich vorhandenen Unterschiede in den Extraktionsbedingungen deutlich. Dass dennoch in der Extraktionssequenz eine Steigerung in der Extraktionsstärke besteht, kann in Abbildung 5.30 anhand der Verfärbung der Sequenzextrakte aufgezeigt werden. Im ersten Extraktionsschritt (Wasser- XAD- 2® Harz = 1) liegt ein farbloses Extrakt vor, das beim zweiten Extraktionsschritt mit den höchsten PAK-Konzentrationen eine Gelb- färbung annimmt und deutlich fluoresziert. Wesentlich dunkler (orange) wird das Ex- trakt im 3. Extraktionsschritt (Hexan / Ethyl- acetat). Ein Effekt der darauf hindeutet, dass zunehmend höhermolekulare Verbin- dungen (mit z.B. mehreren konjugierten π- Bindungen), eluiert werden, die die Fähig- keit besitzen, im längerwelligen Bereich Licht zu absorbieren. Untermauert wird dies durch den Vergleich der beiden Extrakte aus Schritt 4 und 5. Bei der zweiten ASE-Extraktion mit Hexan/Ethylacetat (4. Extraktionsschritt) sieht das Extrakt nur noch schwach gelblich aus. Die anschließende Extraktion mit Toluol führt jedoch wieder zu einer Farbvertiefung, da Toluol im Gegensatz zu Hexan/Ethylacetat eine höhere Elutionskraft besitzt und z.B. höhermolekulare Verbindungen mit aromatischen Ringsystemen besser eluieren kann. Aufgrund des Hinweises, dass auch höhermolekulare organische Komponenten entfernt wurden, sollte der auf dem Feststoff verbliebene organi- sche Kohlenstoffgehalt deutlich niedriger sein als vor der Anwendung. Vergleicht man die Feststoff-TC Messungen vor und nach der Extraktionssequenz (siehe Abbildung 5.31) miteinander, so zeigt sich bei den Signalverläufen ein charakteristischer Unterschied. Im Fall des kontaminierten Versuchsmaterials treten bei der TC-Messung zwei Peaks bei etwa 2,5 min und 5 min auf, wohingegen beim sequentiell extrahierten Versuchs- material der erste Peak fehlt. Dass dieser Unterschied durchaus plausibel ist, konnte anhand eines Vergleichs der Signalverläufe eines Glucose- und Natriumcarbonatstandards qualitativ nachgewiesen werden. So lag das Peakmaximum beim Glucosestandard (organischer Koh- lenstoff) bei 2,5 min und beim Natriumcarbonatstandard (anorganischer Kohlenstoff) bei et- wa 5 min. Das Fehlen des ersten Peaks kann auf die Entfernung organischer Komponenten zurückgeführt werden und spiegelt sich in der Abnahme des TOC-Gehaltes von ursprünglich 2.580 ppm auf 740 ppm (extrahiertes Versuchsmaterial) wider. Aufgrund der starken Ab- nahme (~ 70 %) und unter der Berücksichtigung eventuell noch vorhandener Toluol- Restgehalte kann eine ins Gewicht fallende Schadstoffsenke durch irreversibel gebundene PAK für das Versuchsmaterial ausgeschlossen werden. Abbildung 5.30: Sequenzextrakte der einzelnen Extraktionsschritte XAD-2Wasser 21 3 4 5 82 Abbildung 5.31: Feststoff TC des Versuchsmaterials vor (links) und nach der Extraktionsse- quenz (rechts) Vergleicht man die prozentualen Anteile (siehe Tabelle 5.12), die durch jeden Extraktions- schritt vom Versuchsmaterial extrahiert wurden, so sind entsprechend der in Abschnitt 5.7 definierten Verfügbarkeitsklassen fast 90 % der PAK gut verfügbar und somit auf Dauer mik- robiologischen Prozessen gut zugänglich. Nur ein geringer Teil ist mäßig (11 %) bzw. schlecht (1,4 %) verfügbar. Tabelle 5.12: Extraktionsausbeuten der jeweiligen Extraktionsschritte bezogen auf die PAK- Gesamtmasse Extraktionsschritte 1 2 3 4 5 Anteil der PAK- Gesamtmasse 34,4 % 53,2 % 11 % 1 % 0,4 % Verfügbarkeit gut (= 87,6 %) mäßig schlecht (= 1,4 %) 5.10 Übertragung der Extraktionssequenz auf Corg-reichen Boden Zur Sicherstellung, dass die ausgearbeitete Extraktionssequenz auch auf andere Feststoffe übertragbar ist und im Rahmen von Monitored Natural Attenuation eingesetzt werden kann, sollte die Extraktionssequenz auf einen real kontaminierten, PAK-haltigen Boden mit einem hohen organischen Kohlenstoffgehalt angewendet werden. Ausgehend von den bei Corg-reichen Feststoffen stärker ausgebildeten Wechselwirkungskräf- te zwischen PAK und den organischen Komponenten (siehe Abschnitt 5.2) müsste, eine im Vergleich zum sandigen Versuchsmaterial, prozentuale Verschiebung der extrahierten PAK- Anteile in Richtung der stärkeren Extraktionsbedingungen beobachtet werden. Zeichnet sich dieser Effekt hingegen nicht ab, wäre eine objektive Beurteilung und damit eine Abschätzung der PAK-Verfügbarkeit aufgrund der fehlenden Differenzierungsmöglichkeiten mit Hilfe der sequentiellen Extraktion nicht möglich. 5.10.1 Charakterisierung des Corg-reichen Versuchsmaterials Bei dem Corg-reichen Feststoff (im Folgenden als Mannheimboden bezeichnet) handelt es sich um einen nicht vorgesiebten Originalboden, der bei Sanierungsarbeiten eines ehemali- gen Gaswerkstandortes in Mannheim gewonnen wurde. Für die Verfügbarkeitsuntersuchung wurde das Material, wie bereits in Abschnitt 5.4 beschrieben, aufgearbeitet und gelagert. Die Ende: TC (TOC = 739 ppm)Start: TC (TOC = 2.578 ppm) S ig na l [ % ] Time [min] S ig na l [ % ] Time [min] S ig na l [ % ] S ig na l [ % ] Untersuchung zur Verfügbarkeit der PAK 83 charakteristische Siebkurve des eingesetzten Mannheimbodens ist in Abbildung 5.32 darge- stellt. Abbildung 5.32: Sieblinie des eingesetzten Corg-reichen Versuchsmaterials (Mannheimboden) Verglichen mit dem sandigen Versuchsmaterial weist der über einen längeren Zeitraum ge- lagerte Mannheimboden aufgrund von Agglomeraten einen geringeren Feinstoffanteil auf und besteht zu über 70% aus einem Grobkorn. Die wichtigsten Kenndaten zu den Siebungs- analysen der beiden aufgearbeiteten Materialien sind in Tabelle 5.13 zusammengefasst. Tabelle 5.13: Gegenüberstellung der Kenndaten der beiden eingesetzten Feststoffe Mannheimboden Sandiges Versuchsmaterial d10 0,40 0,14 d30 0,69 0,20 d60 0,83 0,31 U = d60/d10 2,08 2,20 Benennung nach DIN 4022 fS-gS fS-gS Aus analytischer Sicht stellt der Mannheimboden ein schwieriges Probenmaterial bei der Feststoffabtrennung dar. So liegt nach der Zugabe von Wasser ein Flüssigkeits- Feststoffgemisch mit einem hohen Schwebstoff- und Feinkornanteil vor. Speziell bei Eluti- onsversuchen mittels DEV-S4 ist dies mit erheblich Problemen verbunden, da im Regelfall bei PAK-Bestimmungen die Wasserproben aufgrund von Sorptionseffekten nicht filtriert wer- den dürfen und eine Zentrifugation nur zu einer ungenügenden und wenig reproduzierbaren Abtrennung führt (siehe Abschnitt 5.6.1). Vor diesem Hintergrund wurde der Boden zusätz- lich genutzt, um die Praxistauglichkeit der Infinite-Sink-Extraktion zu verifizieren (siehe Ab- schnitt 5.10.2). KieskornSchluffkorn Sandkorn feinfein mittel grob mittel grobgrob 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 0,01 0,1 1 10 100 Korndurchmesser d in mm sangiges Versuchsmaterial (aufgearbeitet < 2mm) CORG-reiches Versuchsmaterial (unaufgearbeitet) 84 Die spezifische Oberfläche des Mannheimbodens beträgt im Mittel 2,17 m2/g und ist somit trotz des geringeren Feinkornanteils im Vergleich zum sandigen Versuchsmaterial deutlich größer als 0,16 m2/g und deutet somit auf einen höheren Porenanteil hin. Wie auch beim sandigen Material mussten für die Oberflächenmessungen die optimalen Einwaagemengen, unter Berücksichtigung der vom Gerätehersteller vorgeschlagenen Probenmengen, sowohl für das gemahlene (~ 1 g) als auch ungemahlene (~2,5 g) Material empirisch ermittelt wer- den. Die Absicherung der über die BET-Methode bestimmten Oberflächen erfolgte dabei zusätzlich mit dem bereits in Abschnitt 5.8.2 erläuterten EGME Verfahren. Die Ergebnisse der beiden Oberflächenmessungen für den ungemahlenen und gemahlenen Mannheimbo- den sind zusammen mit den ermittelten spezifischen Oberflächen des sandigen Versuchs- materials in Tabelle 5.14 dargestellt. Tabelle 5.14: Spezifische Oberflächen des Mannheimbodens Spezifische Oberfläche BET-Methode (n=3) m2/g EGME-Methode (n=3) m2/g Mannheimboden (gemahlen) 2,80 ± 0,1 3,34 ± 0,06 Mannheimboden (ungemahlen) 2,17 ± 0,11 2,85 ± 0,47 Sandiges Versuchsmaterial (gemahlen) 1,00 ± 0,01 1,00 ± 0,01 Sandiges Versuchsmaterial (ungemahlen) 0,16 ± 0,02 0,79 ± 0,11 Sowohl die EGME als auch die BET-Methode liefert für den Mannheimboden eine fast glei- che spezifische Oberfläche. So beträgt die spezifische Oberfläche für den gemahlenen Fest- stoff nach der EGME-Methode 3,34 m2/g und für die BET-Methode 2,80 m2/g. Auffällig ist jedoch die im Vergleich zum sandigen Versuchsmaterial beim Mannheimboden beobachtete geringe Oberflächenvergrößerung (Faktor 1,5) nach dem Mahlvorgang. Eine mögliche Ursa- che könnte eventuell die geringere Sprödigkeit des Mannheimbodens sein. In Verbindung mit dem ausgewählten Mahlverfahren (Kugelmühle) wirkt sich dies nachteilig auf die Zerkleine- rung des Probenmaterials aus. Für die Charakterisierung des Mannheimbodens hinsichtlich seines PAK-Schadstoffgehalts wurden insgesamt 9 Proben mit der ASE-Technik unter Verwendung von Hexan/Ethylacetat als Lösungsmittel (Stand der Technik) extrahiert und gaschromatographisch analysiert. Wie in Abbildung 5.33 dargestellt, liegt der Schadstoffgehalt mit etwa 0,5 – 5 mg/kg je PAK um das 10-fache niedriger als beim sandigen Versuchsmaterial. Der vergleichsweise niedrige Naphthalingehalt des Mannheimbodens begründet sich hierbei durch die lange und offene Lagerung des Materials in Kernbohrhülsen und Eimern (Der ursprüngliche Verwendungs- zweck des Probenmaterials war für geologische und nicht für analytische Untersuchungen vorgesehen). Insgesamt dominieren die drei bis vierkernigen PAK wie Phenanthren, Fluo- ranthen und Pyren. Berücksichtigt man die lange Lagerung des Mannheimbodens, so spiegelt die Verteilung der Einzelkomponenten ein PAK-Spektrum wider, das typisch für eine Herkunft von Böden aus einem Gaswerksstandort ist [Püttmann, 2001]. Untersuchung zur Verfügbarkeit der PAK 85 Neben der Bestimmung des PAK-Schadstoffgehalts wurde zusätzlich der organische Ge- samtkohlenstoffgehalt des Mannheimbodens untersucht, da dieser Parameter, wie bereits in Abschnitt 5.2 erwähnt wurde, bei der Verfügbarkeitsuntersuchung eine besondere Kenngrö- ße darstellt. Die für den Mannheimboden ermittelten Kohlendioxidverläufe für den gesamten (links) und anorganischen (rechts) Kohlenstoff sind in Abbildung 5.34 abgebildet. Allein aus der Gegenüberstellung der beiden Kohlendioxidverläufe zeigt sich bereits, dass der anorga- nische Kohlenstoff am Gesamtkohlenstoff nur eine untergeordnete Rolle spielt. Abbildung 5.34: TC-Verlauf (links) und TIC-Verlauf (rechts) des Mannheimbodens Die aus den TC- und TIC-Messungen resultierenden absoluten Kohlenstoffgehalte sind in Tabelle 5.15 zusammen mit denen des sandigen Versuchsmaterials wiedergegeben. Deut- lich zu erkennen ist der wesentlich höhere organische Kohlenstoffgehalt beim Mannheimbo- den, der mit 15.000 ppm mehr als 5-mal so hoch ist wie der des sandigen Versuchsmaterials vom Modellstandort. Demgegenüber unterscheiden sich die TIC-Gehalte beider Feststoffe nur um eine Faktor von < 2. Abbildung 5.33: PAK-Gehalte des Mannheimbodens 15 7 77 180 5 63 1 13 53 15 90 15 96 49 92 41 14 25 69 15 19 66 0 38 86 0 1000 2000 3000 4000 5000 6000 7000 8000 Na ph tha lin Ac en ap hth yle n Ac en ap hth en Flu ore n Ph en an thr en An thr ac en Flo ura nth en Py ren Be nz (a) an thr ac en Ch rys en Be nz o(b )flo ura nth en Be nz o(a )py ren Ind en o(1 ,2, 3-c d)p yre n PA K -G eh al t [ µg /k g] S ig na l [ % ] S ig na l [ % ] Time [min] Time [min] S ig na l [ % ] S ig na l [ % ] 86 Tabelle 5.15: Kohlenstoffgehalte des Mannheimbodens und des sandigen Versuchsmaterials TOC [ppm] TIC [ppm] Mannheimboden 15.470 3.090 Sandiges Versuchsmaterial 2.580 5.770 5.10.2 Anwendung der Infinite-Sink-Extraktion (Mannheimboden) Da der Mannheimboden aus analytischer Sicht aufgrund seines hohen Schwebstoffanteils ein schwieriges Probenmaterial für wässrige Eluate darstellt, wurde er zusätzlich genutzt, um die Anwendbarkeit der Infinite-Sink-Extraktionstechnik auf eine Schwebstoff unbeeinflusste Extraktion zu überprüfen. Im Gegensatz zum vielfach angewendeten DEV-S4 Verfahren führt diese Extraktionstechnik (siehe Abschnitt 5.6) nicht zu den bekannten Schwierigkeiten einer Mitextraktion von Schwebstoffen. Die ergänzende Überprüfung erfolgte in der gleichen Art und Weise über Desorptionskinetiken, wie sie auch für das sandige Versuchsmaterial durch- geführt und in Abschnitt 5.6.3 beschrieben wurden. Für die verschiedenen Zeiten (Tage: 0,4; 1; 3; 7; 9; 14; 21; 28) wurden in Dreifachansätzen 100 g des Mannheimbodens in die Extraktionsvorrichtung überführt, mit 500 ml destilliertem Wasser (inklusive 1 g Natriumazid) versetzt und unterschiedlich lange Zeiträume dem XAD- 2® Harz ausgesetzt. Im Gegensatz zum sandigen Versuchsmaterial konnte allerdings bei dieser Versuchsreihe eine Erschöpfung der Sorptionskapazität des Amberlitharzes infolge der geringeren PAK-Kontamination des Mannheimbodens ausgeschlossen werden. Dies zeigt sich insbesondere in Abbildung 5.35. Anders als beim sandigen Versuchsmaterial liegt hier der überwiegende PAK-Anteil - trotz einer bis zu 28-tägigen Extraktionsdauer – fast voll- Abbildung 5.35: Verteilung der PAK während der ersten Versuchsreihe des Mannheimbodens 0% 20% 40% 60% 80% 100% 0 3 6 9 12 15 18 21 24 27 Extraktionsdauer [Tage] PA K -V er te ilu ng PAK in Wasser PAK in XAD-2 PAK in Boden Blindansatz ohne Amberlitharz Untersuchung zur Verfügbarkeit der PAK 87 ständig auf dem Feststoff fixiert vor. Nur ein geringer Prozentsatz (4,6 %) wird von der PAK- Gesamtmasse nach 28 Tagen mittels der Infinite-Sink-Technik vom Mannheimboden auf das XAD-2® Amberlitharz übertragen. Auch der prozentuale Anteil der im Wasser während der gesamten Versuchsreihe gelöst vorliegenden PAK ist vernachlässigbar gering und entspricht im Mittel nur etwa 0,04 % der PAK-Gesamtmasse oder z.B. bei Naphthalin nur 0,005 % des- sen maximaler Wasserlöslichkeit. Im Fall des Blindansatzes werden mit 0,2 % der PAK- Gesamtmasse nur unwesentlich mehr PAK in das Wasser freigesetzt, obwohl hier kein Sen- kenterm durch das Adsorberharz vorhanden ist. Dieser Befund der geringen PAK- Freisetzung von dem Mannheimboden zeigt sich ebenfalls in der zweiten Versuchsreihe, bei dem über einen längeren Zeitraum (insgesamt 50 Tage) in diskreten Zeitabständen das XAD-2® Amberlitharzes ausgetauscht und die darauf sorbierten PAK-Anteile bestimmt wur- den. Die dabei während des Versuches ermittelten unterschiedlichen PAK-Mengenanteile sind in Abbildung 5.36 bezogen auf ihre jeweiligen substanzspezifischen Gesamtmassen in Form einer Summenkurve über die Zeit aufgetragen. Zusätzlich ist auf einer zweiten y-Achse der prozentuale PAK-Gesamtmassenanteil (Summe aller 16 EPA-PAK) dargestellt, der durch die Infinite-Sink-Extraktion von der PAK-Gesamtmasse M0 (~ 10 mg/kg) des Mannheimbodens extrahiert werden konnte. Zwar kann für alle abgebildeten PAK eine kontinuierliche und spe- ziell für Naphthalin auch deutliche Zunahme der desorbierten Mengen beobachtet werden, allerdings fällt der Desorptionsverlauf im Gegensatz zum sandigen Versuchsmaterial wesent- lich flacher aus. Die wasserlöslichsten PAK wie Naphthalin, Acenaphthen und Fluoren wer- den (siehe auch Abbildung 5.18) wie erwartet schneller freigesetzt als die höher anellierten Verbindungen wie Chrysen und Benzo(a)anthracen. Dennoch liegen die PAK-spezifischen desorbierten Mengenanteile mit Ausnahme von Naphthalin deutlich unter 30 %. Berücksich- tigt man hingegen die ursprüngliche PAK-Gesamtmasse (M0) konnten mit der Infinite-Sink- Abbildung 5.36: Zeitliche Darstellung des durch das XAD-2 Harz sorbierten PAK-Mengenanteils des Mannheimbodens 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 0 10 20 30 40 50 Zeit [Tage] PA K -M en ge na nt ei l a uf X A D -2 m /m 0 [ % ] 0 0,5 1 1,5 2 2,5 3 3,5 4 4,5 5 A nt ei l a n PA K -G es am tm as se M /M 0 [ % ] Naphthalin Acenaphthylen Acenaphthen Fluoren Phenanthren Anthracen Flouranthen Pyren Benz(a)anthracen Chrysen Anteil an PAK-Gesamtmasse 88 Technik nach 50 Tagen nur etwa 4,5 % der 16 EPA-PAK eluiert werden. Zurückzuführen ist dieser Effekt auf den hohen prozentualen Anteil an höherkernigen PAK, die maßgeblich zur Gesamtmasse beitragen und stärker auf dem Mannheimboden sorbiert sind. Da bei allen PAK die maximale Wasserlöslichkeit während der gesamten Desorptionskinetik deutlich unterschritten (siehe erste Versuchsreihe Mannheimboden) wird und das XAD-2® Amberlitharz eine konstante PAK-Senke mit einem fast annähernd gleich bleibenden Kon- zentrationsgradienten ausbildet, muss die PAK Freisetzung und damit der Massentransport zwangsläufig durch andere Bedingungen, wie sie beim sandigen Versuchsmaterial vorlagen, limitiert werden. Dies zeigt sich insbesondere in Abbildung 5.37, da das prozentuale Verhält- nis der abgebildeten PAK während des gesamten Desorptionszeitraumes konstant blieb. So liegen die beiden vorwiegend vorhandenen Komponenten Phenanthren und Naphthalin im Mittel zu 45 % bzw. 40 % auf dem Amberlitharz vor. Im Gegensatz dazu sind Fluoranthen und Pyren nur zu einem geringen Prozentanteil (∑ = 10 %) auf dem XAD-2® Amberlitharz vorhanden, obwohl sie die Substanzen mit den höchsten Gehalten im Mannheimboden dar- stellen. Abbildung 5.37: PAK-Verteilungsmuster auf dem XAD-2 Harz im Rahmen der zweiten Ver- suchsreihe mit der Infiniten-Sink-Extraktionstechnik (Mannheimboden) Wie bereits in Abschnitt 5.6.3 erläutert wurde, kann die Ausbildung des gleich bleibenden PAK-Verteilungsmusters entweder die Ursache eines diffusionslimitierenden Prozesses oder das Resultat einer sehr geringen Freisetzungsrate der PAK sein. Aufgrund der eng mit der Wasserlöslichkeit der PAK korrelierten Freisetzung (siehe Abbildung 5.36), kann eine Limitie- rung allein durch Diffusionsprozesse allerdings weitestgehend ausgeschlossen werden. Vielmehr weisen die sehr niedrigen PAK-Konzentrationen (siehe auch Abbildung 5.39) im Wasser auf geringe Freisetzungsraten hin, die insbesondere durch den Corg-reichen Boden und den damit stärker ausgebildeten Wechselwirkungskräften zwischen PAK und den orga- nischen Komponenten plausibel sind (siehe Abschnitt 5.1). Innerhalb des untersuchten Zeit- raumes von 50 Tagen führt diese Limitierung dazu, dass eine Veränderung im PAK-Muster 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% 1 3 7 14 21 28 35 50 Extraktionsdauer [Tage] PA K -V er te ilu ng [% ] Chrysen Pyren Flouranthen Phenanthren Acenaphthen Naphthalin Untersuchung zur Verfügbarkeit der PAK 89 beim XAD-2® wegen der wenig ausgeprägten Abreicherung der z.B. gut löslichen PAK nicht beobachtet werden kann. Betrachtet man die Ergebnisse der beiden Versuchsreihen unter dem Gesichtspunkt der Anwendbarkeit der neuen Infinite-Sink-Extraktionstechnik bei Feststoffproben mit einem ho- hen organsichen Kohlenstoff- und Schwebstoffanteil, so bestätigt sich deren gute und einfa- che Umsetzung. Bedingt durch die gleichzeitige Aufkonzentrierung der PAK durch das XAD- 2® Amberlitharz konnte zudem gewährleistet werden, dass auch bei geringeren im Wasser vorliegenden PAK-Konzentrationen noch gut interpretierbare Ergebnisse zum Freisetzungs- verhalten gewonnen werden können. Daher wurde das Infinite-Sink-Prinzip bei der sequen- tiellen Extraktion des Mannheimbodens eingesetzt. 5.10.3 Umsetzung der Extraktionssequenz auf den Mannheimboden Mit dem Ziel, die ausgearbeitete Extraktionssequenz auf einen Corg-reichen Boden zu über- tragen, wurde der Mannheimboden entsprechend dem in Abbildung 5.22 dargestellten Ab- laufschema sequentiell extrahiert. Wie im Fall des sandigen Versuchsmaterials wurde auch hier ein 5-facher Versuchsansatz mit jeweils 100 g Feststoff gewählt. Die Umsetzung der sequentiellen Extraktion entsprach - mit zwei Ausnahmen - dem bereits in Abschnitt 5.9 be- schriebenen Fließdiagramm (siehe Abbildung 5.25). Gegenüber der Versuchsdurchführung beim sandigen Versuchsmaterial wurde der auf dem Feststoff verbliebene PAK-Anteil im Restmethanol beim nächsten Extraktionsschritt nicht rechnerisch berücksichtigt, sondern mit wenigen Millilitern frischem Methanol ausgewaschen und entfernt. Das so nach der Metha- nolextraktion erhaltene Feststoffmaterial wurde nach erfolgter Lufttrocknung für den dritten Extraktionsschritt in die ASE-Kartuschen überführt und in gleicher Vorgehensweise, wie in Abbildung 5.25 beschrieben, weiterbehandelt. Der zweite Unterschied bestand darin, dass auf die Oberflächenbestimmungen mittels BET-Methode verzichtet wurde. Wie sich beim sandigen Versuchsmaterial gezeigt hatte, beeinflussen externe Einflüsse (Abrieb, Zerkleine- rung von Agglomeraten) maßgeblich die gemessenen spezifischen Oberflächen und lassen somit keine eindeutigen Aussagen zur Oberflächenvergrößerung zu. Die nach der Anwendung der sequentiellen Extraktion ermittelten PAK-Gehalte aus den un- terschiedlichen Extraktionen sind für die Summe der 16 EPA-PAK in Abbildung 5.38 zusam- mengestellt. Die dabei dunkel hervorgehobene Gesamtsumme entspricht, wie beim sandigen Versuchsmaterial, dem gesamten summierten PAK-Anteil der einzelnen Extraktionsschritte. Im Gegensatz zum sandigen Versuchsmaterial werden im ersten Extraktionsschritt kaum PAK vom Mannheimboden durch das Wasser freigesetzt. Innerhalb der einwöchigen Extrak- tionsdauer auf Basis der Infinite-Sink-Extraktion können nur etwa 25 µg PAK (0,2 %) von der PAK-Gesamtmasse (10.940 µg) entfernt werden. Der größte Anteil der PAK wird in den Ex- traktionsschritten zwei (8.000 µg = 73,2 %) und drei (2.245 µg = 20,5 %) freigesetzt und zeigt die im Vergleich zum sandigen Versuchsmaterial erwartete prozentuale Verschiebung der extrahierten PAK-Anteile in Richtung der stärkeren Extraktionsbedingungen. Insofern fällt auch der in den beiden Extraktionsschritten vier und fünf extrahierte PAK-Anteil mit 640 µg (5,9 %) höher aus. 90 Abbildung 5.38: Summe der 16 EPA-PAK der einzelnen Extraktionsschritte Der Vorteil der Anwendung der Infinite-Sink-Extraktionstechnik im ersten Extraktionsschritt zeigt sich insbesondere beim Vergleich der im Wasser und auf dem XAD-2® Amberlitharz erhaltenen PAK-Mengen (siehe Abbildung 5.39). Abbildung 5.39: PAK-Verteilung im ersten Extraktionsschritt Durch die kontinuierliche Extraktion der im Wasser gelösten PAK und deren gleichzeitiger Aufkonzentrierung (XAD-2® Amberlitharz) konnte für den ersten Extraktionsschritt der Nach- weis erbracht werden, dass auch gering wasserlösliche PAK vom Mannheimboden ins Was- 0 2 4 6 8 10 12 Na ph tha lin Ac en ap hth yle n Ac en ap hth en Flu ore n Ph en an thr en An thr ac en Flo ura nth en Pa k- G eh al t [ µg /1 00 g B od en ] Wasser XAD-2 3 36 9 27 1 10 .9 40 22 8. 00 4 2. 24 5 0 2000 4000 6000 8000 10000 Se qu en zs um me Wa ss er (S ch ritt -1) XA D- 2 ( Sc hri tt-1 ) US E- Me tha no l (S ch ritt -2) AS E- H- E ( Sc hri tt-3 ) AS E- H- E mi t M ah lun g ( Sc hri tt-4 ) AS E- To luo l (S ch ritt -5) PA K -G eh al t [ µg /1 00 g] Untersuchung zur Verfügbarkeit der PAK 91 ser freigesetzt werden. Wie in Abbildung 5.39 dargestellt, liegen Fluoranthen und Anthracen im Wasser unterhalb der Nachweisgrenze. Beide Komponenten lassen sich jedoch quantita- tiv auf dem XAD-2® Amberlitharz bestimmen. Betrachtet man die für jeden Extraktionsschritt erhaltenen PAK-Massen substanzspezifisch (siehe Abbildung 5.40), zeigt sich beim Mannheimboden, dass der überwiegende Anteil der PAK mit Methanol zugänglich ist. Mit Zunahme des Anellierungsgrades wird dieser Mengen- anteil jedoch zunehmend geringer. So wird durch die Methanolextraktion zwar Acenaphthen zu 92 % Indeno(1,2,3-cd)pyren jedoch nur zu 57 % vom Mannheimboden entfernt. Dieser Effekt ist, wie bereits beschrieben wurden (siehe Abschnitt 5.10.2), auf die stärkeren Wech- selwirkungskräfte zwischen den höher anellierten PAK und den organischen Komponenten zurückzuführen, die einer guten und schnellen Extraktion mit dem polaren Lösungsmittel Methanol verstärkt entgegenwirken. Vor dem Hintergrund, dass der Mannheimboden einen vergleichsweise hohen prozentualen Gehalt an höher anellierten PAK aufweist, werden die stärker sorbierten PAK erst durch die Anwendung verschärfter Extraktionsbedingungen ent- fernt. Abbildung 5.40: PAK-Massenverteilung für die einzelnen Extraktionsschritte Die schwerere Zugänglichkeit des Acenaphthylen bestätigt sich auch beim Mannheimboden, da erst nach Anwendung drastischer Extraktionsbedingungen die restlichen 35 % vom Fest- stoff entfernt werden konnten. Diese wiederum unerwartet schlechte Verfügbarkeit bei gleichzeitig guter Wasserlöslichkeit des Acenaphthylens untermauert die auch beim sandi- gen Versuchsmaterial beobachtete starke Sorption. Wie auch beim sandigen Versuchsmaterial führt die Mahlung des Mannheimbodens nicht zu einem signifikanten Anstieg in den Extraktionsausbeuten. Die auf dem Feststoff sorbierten PAK scheinen gut zugänglich für Lösungsmittel zu sein. Ein Befund, der sich gut mit den Ergebnissen der durchgeführten Desorptionsstudien, bei denen eine Limitierung der PAK- Freisetzung allein durch Diffusionsprozesse ausgeschlossen werden konnte, deckt. Die Limi- tierung der Freisetzung ist vielmehr eine Folge der stärkeren Wechselwirkung der PAK mit 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% Ac en ap hth yle n Ac en ap hth en Flu ore n Ph en an thr en Flo ura nth en Py ren Be nz (a) an thr ac en Ch rys en Ind en o(1 ,2, 3-c d)p yre n PA K -V er te ilu ng Wasser XAD-2 USE-Methanol ASE-H-E ASE-H-E (Mahlung) Toluol 92 der Feststoffmatrix und wird durch den hohen Anteil der im Mannheimboden befindlichen organischen Komponenten verursacht. Im Vergleich zum sandigen, Corg-armen Versuchsma- terial zeigt sich dies in den höheren PAK-Anteilen in den Extraktionsschritten 3-5. Der Einfluss der organischen Komponenten auf die Extraktfärbung spiegelt sich in Abbildung 5.41 wider. Mit zunehmender Eluti- onsstärke der verschiedenen Lösungsmittel kommt es zu einer Farbvertiefung der Extrak- te, die das Resultat einer verstärkten Mobili- sierung höher anellierte Verbindungen sind (siehe Abschnitt 5.9). Besonders deutlich wird dieser Effekt nach der erfolgten Toluolextrakti- on, dessen Extrakt (5) gegenüber dem von Hexan/Ethylacetat (3 und 4) signifikant dunkler ist. Dennoch zeigte sich bei den anschließen- den Feststoff-TOC-Bestimmungen, dass trotz der angewendeten starken Extraktionsbedin- gung ein nennenswerter Gehalt an organischem Kohlenstoff auf dem Mannheimboden verblieben ist. Wie in Abbildung 5.42 dargestellt, beträgt der TOC-Gehalt vor Extraktionsbe- ginn über 19.000 ppm und fällt nach Beendigung der Extraktionssequenz nur auf einen Wert von 13.000 ppm ab. Angesichts der am Extraktionsende noch deutlich vorhandenen organischen Kohlenstoffge- halte kann auch ein charakteristischer Unterschied in den Kohlendioxidverläufen der Fest- stoff-TC Messungen, wie er bei dem sandigen Versuchsmaterial festgestellt wurde, nicht beobachtet werden. Abbildung 5.42: Feststoff TC des Mannheimbodens vor (links) und nach der Extraktionsse- quenz (rechts) Erklärbar ist der hohe Restkohlenstoffanteil nur durch makromolekulare organische Kompo- nenten (z.B. Huminstoffe) oder Cellulosebestandteile. Diese sind mit organischen Lösungs- mitteln nicht eluierbar und stellen daher den auf dem Feststoff schwer zugänglichen organi- schen Kohlenstoffanteil dar. Fasst man die aus der sequentiellen Extraktion erhaltenen Ergebnisse zusammen und ver- gleicht die prozentualen Anteile, die durch jeden Extraktionsschritt vom Mannheimboden extrahiert werden, so zeigt sich eine im Vergleich zum sandigen Versuchsmaterial signifikant geringere PAK-Verfügbarkeit (siehe Tabelle 5.16). Abbildung 5.41: Sequenzextrakte der einzel- nen Extraktionsschritte XAD-2Wasser 21 3 4 5 Start: TC (TOC = 19.018 ppm) Ende: TC (TOC = 12.829 ppm) S ig na l [ % ] S ig na l [ % ] Time [min] Time [min] S ig na l [ % ] S ig na l [ % ] Untersuchung zur Verfügbarkeit der PAK 93 Tabelle 5.16: Vergleich der PAK-Verfügbarkeiten des Mannheimbodens und des sandigen Ver- suchsmaterials vom Modellstandort Extraktionsschritte 1 2 3 4 5 Anteil der PAK-Gesamtmasse (Mannheimboden) 0,2 % 73,2 % 20,5 % 2,5 % 3,4 % Anteil der PAK-Gesamtmasse (sandiges Versuchsmaterial) 34,4 % 53,2 % 11 % 1 % 0,4 % Verfügbarkeit gut mäßig schlecht Entsprechend der in Abschnitt 5.7 definierten Verfügbarkeitsklassen liegt der Anteil der gut verfügbaren PAK mit 73 % für den Mannheimboden fast 15% niedriger als der des sandigen Versuchsmaterials. Besonders auffällig ist jedoch der beim Mannheimboden beobachtete sehr geringe Anteil schnell freisetzbarer PAK, der mit 0,2 % einen nur geringen Mengenanteil zur Klasse der gut verfügbaren PAK beiträgt. Dies hat zur Folge, dass beim Mannheimboden die Freisetzung der PAK unter natürlichen Bedingungen deutlich länger als bei dem sandi- gen Versuchsmaterial dauert. Die vergleichsweise geringere Verfügbarkeit aus den ersten beiden Extraktionsschritten führt dementsprechend beim Mannheimboden zu einem prozen- tual höheren Anteil an mäßig und schlecht verfügbaren PAK und ist auf den hohen Anteil organischer Komponenten zurückzuführen. 94 6 Bestimmung der Schadstoffkonzentration im Sediment und Grundwasser am Modellstandort 6.1 Hintergrund Aufbauend auf den Ergebnissen aus Kapitel 5 wurden Boden- und Grundwasseruntersu- chungen am Modellstandort durchgeführt, um die Gültigkeit der aus der sequentiellen Extrak- tion abgeleiteten guten Verfügbarkeit der PAK zu überprüfen. Unterstellt man, dass am Mo- dellstandort nur ein geringer mikrobiologischer Abbau stattfindet, müsste sich bei einer guten PAK-Verfügbarkeit eine deutliche Schadstofffahne im Aquifer ausgebildet haben. Dies auch insbesondere vor dem Hintergrund einer seit fast 50 Jahren bestehenden starken PAK- Emission in einen, für die Niederterrasse des Oberrheingrabens typischen, Corg-armen kie- sig-sandigen Aquifer. Das PAK-Schadstoffmuster müsste sich in diesem Fall mit zunehmen- der Entfernung vom Schadensherd zu den besser wasserlöslichen PAK verschieben. Die besser wasserlöslichen PAK sollten somit noch weit im Abstrom sowohl im Wasser als auch auf dem Aquifermaterial nachweisbar sein. Die geringer wasserlöslichen, schlechter verfüg- baren PAK müssten sich hingegen primär auf den Bereich des Schadensherdes begrenzen. Unter Berücksichtigung der o.g. Randbedingungen (geringer Corg-Anteil über weite Teile des Aquifers) müsste der auf dem Aquifermaterial sorbierte PAK-Anteil jedoch, verglichen mit anderen Standorten, bei denen humusreiche Sedimentmaterialien vorliegen, verhältnismäßig gering ausfallen. Sind am Standort hingegen nennenswerte mikrobiologische PAK-Abbauprozesse bei einer gleichzeitig guten PAK-Verfügbarkeit vorhanden, sollte sich eine deutlich kürzere PAK- Schadstofffahne ausbilden. Das Verteilungsmuster müsste sich in diesem Fall entsprechend der Wasserlöslichkeit und Abbaubarkeit der PAK abstromig zum Schadensherd verändern. Hierbei sollten die gut abbaubaren, niedermolekularen PAK im Vergleich zu den höher anel- lierten PAK eine vergleichsweise schnelle Konzentrationsabnahme zeigen. Der Anteil der höher anellierten und schlechter abbaubaren PAK müsste dann relativ gesehen in Abstrom- richtung zunehmen. Zur Überprüfung der PAK-Verfügbarkeit wurden Sediment- und Grundwasserproben entlang der Multilevelmessstellen E1/3, E2/8, E3/15 E4/19 und E5/21 auf deren PAK-Schadstoff- konzentrationen untersucht (siehe schematischen Messstellenanordnung in Abbildung 6.1). An diesen Messstellen konnten im Vergleich zu den anderen, am Modellstandort im Jahr 2000 niedergebrachten Multilevelmessstellen, die höchsten abstromigen PAK- Konzentrationen im Grundwasser nachgewiesen werden, weshalb diese Messstellen als Messstellen der „Fahnenachse“ (Centerline) definiert wurden. Eine Ausweitung auf zusätzli- che, am Modellstandort befindliche Messstellen konnte aus Zeit- und Kostengründen nicht realisiert werden. Um eine detaillierte und sichere Aussage bezüglich der Schadstoffkonzent- rationen zu bekommen, wurden die Messstellen der Fahnenachse ergänzend zu den im Verbundprojekt durchgeführten Beprobungskampagnen (I-IV) über einen Zeitraum von 24 Monate in regelmäßigen Abständen beprobt. Bestimmung der Schadstoffkonzentration und -verteilung am Modellstandort 95 Abbildung 6.1: Schematische Darstellung der Multilevelmessstellen 6.2 Grundwasseruntersuchungen 6.2.1 Beprobungsumfang und Auswahl eines Tiefenhorizontes Entsprechend der Zielsetzung, die Schadstoffkonzentrationen im Grundwasser detailliert zu bestimmen, wurden alle fünf Tiefenhorizonte der Multilevelmessstellen E1/3, E2/8, E3/15 E4/19 und E5/21 beprobt (siehe Tabelle 6.1). Tabelle 6.1: Beprobungsumfang für die Grundwasseruntersuchungen Beprobungsintervall Beprobungspunkte Parameterumfang 19 Beprobungen inner- halb von 24 Monaten Messstellen: E1/3; E2/8; E3/15; E4/19; E5/21 mit jeweils 5 Filterebenen Insgesamt 25 Entnahmepunkte in Abstromrichtung 16 EPA-PAK BTXE CKW (PER; TRI; cis-DCE; trans-TCE; TC (TOC und TIC) Neben der Quantifizierung der 16 EPA-PAK erfolgte im Rahmen der Arbeit auch die Be- stimmung der CKW, BTXE und TOC/TIC-Gehalte. Die Einbindung der besser wasserlösli- chen Schadstoffgruppe der CKW und BTXE sollte hierbei als Vergleichsgrundlage zur Ein- schätzung der PAK-Schadstoffausbreitung am Modellstandort dienen. Denn liegt bei allen drei Schadstoffklassen kein mikrobiologischer Abbau vor, müssten die PAK, CKW und BTXE Mulilevelmessstelle Centerline Tiefenmessstelle (40m) +Temperaturmessfühler E3/T15 E5/21 E5/T21 E6/T22 Teeröl Einlagerung S N E W 9m Ungesättigte Zone c 25m g e 17m f 13m d 21m 50 m E 1 E 2 E 3 E 4 E 6/ 22 19 15 8 3 E 0/ 1 Fliessrichtung Multilevelmessstelle : Gesättigte Zone T26 96 bei gleichen Ausgangskonzentrationen unterschiedlich lange Schadstofffahnen ausbilden, wobei die absolute Fahnenlänge am Standort 1. von den physiko-chemischen Eigenschaften der Schadstoffe beeinflusst wird. 2. von den analytischen Bestimmungsgrenzen bzw. Grenzwerten der jeweiligen Kom- ponenten abhängt. Die Grundwasserprobennahmen erfolgten für alle Multilevelmessstellen nach einer Abpump- zeit (Pumpentyp: MP-1 von Grundfos) von 20 min gleichzeitig für alle 5-Filterhorizonte mit einem Edelstahlgestänge (siehe Abbildung 6.2). Auf die Verwendung von Edelstahlrohren wurde zurückgegriffen, da diese gegenüber Schläu- chen aus Polypropylen, Polyethylen und Weich- PVC nicht zu erheblichen PAK-Sorptions- verlusten führen und neben Teflon®-Rohren für die Probenahme von organischen Wasserin- haltsstoffen geeignet sind [Barcelona et al. 1985]. Zur analytischen Bestimmung der Grundwasserproben auf die 16 EPA-PAK wur- den die Wasserproben mittels einer Festpha- senextraktion (C18-Festphasenkartuschen) auf- konzentriert und das Eluat über GC-MS (Bedin- gungen siehe Tabelle 5.2) quantifiziert. Die Er- mittlung der BTXE-Gehalte sowie die der chlo- rierten Kohlenwasserstoffe (PCE, TRI, cis-DCE und trans DCE) erfolgte direkt und ohne Aufkon- zentrierung über Headspace-GC (HS-GC) mit Hilfe eines FID und ECD-Detektors. In Tabelle 6.2 sind die chromatographischen Bedingun- gen zur Bestimmungen der ausgewählten CKW und BTXE dargestellt. Tabelle 6.2: Chromatographische Bedingungen der BTXE und CKW Analyse Gerät HP 6890 mit HP 7694 (Headspacesampler) Säule 1 (ECD) J&P Scientific (DB-624 122-1364) 60 m x 0,25 mm x 1,4 µm Säule 2 (FID) Chrompack CD-1301 WCOT fused Silica 30 m x 0,25 mm x 1,0 µm Temperatur- programm 40°C isotherm 3 min; 10°C/min von 40°C auf 90°C; 90°C isotherm 1 min; 12°C/min von 90°C auf 200°C; 200°C isotherm 7 min; Injektortemperatur 200°C Detektor FID für BTXE ECD für CKW Um Sorptionsverluste organischer Schadstoffkomponenten auf Filtermaterialien zu vermei- den und damit einhergehende Minderbefunde auszuschließen, wurden die Wasserproben der Fahnenachse für die TOC-Analyse (Shimadzu TOC 5000A mit dem Autosampler ASI 5000A) nicht filtriert, sondern direkt injiziert und analysiert. Kolloidartige organische Verbin- Abbildung 6.2: Grundwasserprobenahme Bestimmung der Schadstoffkonzentration und -verteilung am Modellstandort 97 dungen sowie Schwebstoffe, die gewöhnlich durch eine Membranfiltration zurückgehalten werden, wurden somit miterfasst. Der im Rahmen der Untersuchungen für das Grundwasser ermittelte organische Kohlenstoffanteil entspricht daher nicht dem des DOC. Insgesamt wurden im untersuchten Zeitraum von 24 Monaten 19 Beprobungen entlang der Fahnenachse durchgeführt. Hierbei konnten mit vereinzelten Ausnahmen (keine Zugänglich- keit des Tiefenhorizontes 9-10 m von der Messstelle E3/15 für 4 Monate) aus allen fünf Tie- fenhorizonten der Multilevelmessstellen Grundwasserproben gewonnen und auf deren Schadstoffgehalte analysiert werden. Basierend auf den Ergebnissen der PAK-Untersuchungen des Grundwassers (siehe Abbildung 6.3) zeigt sich, dass die höchste PAK-Belastung im Abstrom im Filterhorizont zwi- schen 13 -14 m u. GOK auftritt. Die ermittelten Konzentrationen liegen hierbei für die im Wasser primär vertretenen Komponenten bis einschließlich zur Messstelle E4/19 (110 m entfernt von der Schadensquelle) deutlich über 1 mg/l. Demgegenüber vernachlässigbar gering fallen die Schadstoffkonzentrationen der tiefer gelegenen Filterhorizonte aus. Dieser Befund deckt sich sehr gut mit den ermittelten PAK-Schadstoffgehalten der Sedimentunter- suchungen aus der Messstelle E1/3, die im Randbereich des Teerölphasenkörpers positio- niert ist. Wie Abbildung 6.4 zeigt, liegen die höchsten PAK-Gehalte mit fast 1000 mg/kg (Summe 16 EPA-PAK) in einer Tiefe zwischen 12 -14 m und resultieren aus dem Überzug des Sedimen- tes mit Teeröl. Auffällig ist der in diesen Tiefenbereichen recht hohe Anteil an Naphthalin, der fast 50 % der PAK-Gesamtmasse ausmacht. Abbildung 6.3: Mittelwert der PAK-Grundwasserkonzentrationen aus den 19 Beprobungen (Summe aus: Naphthalin, Pyren, Acenaphthen, Fluoren und Phenanthren) E1 /3 (5m ) E2 /8 (20 m) E3 /15 (4 0m ) E4 /19 (1 10 m) E5 /21 (1 70 m) 24-25m u. GOK 20,25-21,25m u. GOK 16,5 - 17,5m u. GOK 12,75 - 13,75m u. GOK 9 - 10m u. GOK 0 2000 4000 6000 8000 10000 12000 14000 K on ze nt ra tio n [µ g/ l] 98 Vor dem Hintergrund, dass die höchsten PAK-Schadstoffkonzentrationen in dem Filterhori- zont zwischen 13 und 14 m vorliegen, werden nachfolgend nur die Ergebnisse aus diesem Tiefenhorizont beschrieben und diskutiert. Dies beinhaltet die im Rahmen des Messpro- gramms mitbestimmten Schadstoffparameter CKW, BTXE und TOC, wobei zunächst die Mittelwerte und dann die Zeitreihe für die 16 EPA-PAK betrachtet werden. 6.2.2 Mittelwertbetrachtung der einzelnen Schadstoffparameter Mittelwerte der PAK-Schadstoffkonzentrationen aus den 19 Beprobungen: In Ergänzung zu der Abbildung 6.3 zeigt sich bei einer detaillierten Betrachtung für den Tie- fenhorizont von 13 -14 m (siehe Abbildung 6.5), dass im Grundwasser maßgeblich die nie- dermolekularen und gut löslichen PAK vorliegen. Direkt im Randbereich der Altablagerungen (E1/3) beträgt die mittlere Konzentration der 16 EPA-PAK fast 15.000 µg/l und ist wie zu er- warten (siehe auch Abbildung 6.4) durch Naphthalin geprägt. Die Naphthalinkonzentration nimmt trotz der hohen Ausgangskonzentration von 12.000 µg/l im Abstrom relativ schnell ab (E4/19: 300µg/l; E5/21: 4µg/l). Im Fall der höher anellierten PAK ist die Konzentrationsab- nahme hingegen nicht so stark ausgeprägt. So nimmt die Phenanthrenkonzentration von ursprünglich 140 µg/l nach 110 m Entfernung vom Schadensherd auf 46 µg/l ab und beträgt nach 170 m im Grundwasser immerhin noch 0,25 µg/l. Auch Fluoren und Acenaphthen wei- sen eine im Vergleich zu Naphthalin geringere Konzentrationsabnahme auf. Bei Fluoren ver- ringert sich die Konzentration innerhalb von 110 m nur von 580 µg/l auf 310 µg/l (Messstelle E1/3 bis E5/21). Insgesamt konnten während der Beprobungskampagnen von den 16 untersuchten EPA-PAK in den Wasserproben primär nur die besser wasserlöslichen PAK bis Pyren nachgewiesen werden (Ausnahme: Nachweis von Chrysen und Benzo(a)anthracen in Wasserproben aus dem Randbereich der Altlast). Abbildung 6.4: PAK-Gehalt im Sediment der Messstelle E1/3 0 200 400 600 800 1000 1200 24 - 25 23 - 24 20 - 21 18 - 19 17 - 18 16 - 17 15 - 16 14 - 15 13 - 14 12 - 13 9 - 10 8 - 9 7 - 8 Ti ef e u. G O K [ m ] Konzentration [mg/kg] ohne Naphthalin mit Naphthalin Bestimmung der Schadstoffkonzentration und -verteilung am Modellstandort 99 Abbildung 6.5: Mittelwert der PAK-Konzentrationen entlang der Fahnenachse (Tiefe: 13-14m) Aufgrund der gegenüber den anderen PAK deutlichen Abnahme der Naphthalinkonzentration und der guten Verfügbarkeit des Naphthalins (siehe Kapitel 5), kann aus den Felddaten auf einen mikrobiellen Abbau geschlossen werden. Der Befund der biologischen Umsetzung von Naphthalin konnte durch Mikrokosmen-Studien bestätigt werden, die am Technologiezentrum Wasser im Rahmen des BMBF-Verbund- projektes durchgeführt wurden [Schulze 2003]. Mittelwerte der BTXE-Schadstoffkonzentrationen aus den 19 Beprobungen: In Abbildung 6.6 ist die Ausbreitung der BTXE Schadstofffahne entlang der Fahnenachse für den Tiefenhorizont von 13 -14 m dargestellt. Hierbei zeigt sich, dass bei allen Messstellen die Benzolkonzentration am höchsten ist. Ausgehend von etwa 12.000 µg/l nimmt die Kon- zentration im Verlauf der Fahnenachse nach 170 m (E5/21) auf 300 µg/l ab. Im Gegensatz dazu liegen die anderen untersuchten Benzolderivate an der Messstelle E5/21 nur noch im Bereich der Nachweisgrenze (~ 1 µg/l). So tritt bei m/p-Xylol eine Abnahme von über 3.300 µg/l auf unter 1 µg/l auf. Wie im Fall der PAK ist auch bei den BTXE ein deutlicher Konzentrationsrückgang innerhalb von 170 m zu beobachten. Da aufgrund der verhältnismäßig guten Wasserlöslichkeit der BTXE, Retardationseffekte nur eine untergeordnete Rolle spielen sollten, deutet der starke BTXE-Rückgang im Abstrom auf mikrobiologische Abbauprozesse hin. Diese Vermutung einer erhöhten mikrobiologischen Aktivität hinsichtlich eines BTXE-Abbaus, konnte ebenfalls durch Mikrokosmen-Studien bestätigt werden [Schulze 2003]. E1 /3 (5m ) E2 /8 (20 m) E3 /15 (4 0m ) E4 /19 (1 10 m) E5 /21 (1 70 m) Pyren Phenanthren Fluoren Acenaphthen 0 200 400 600 800 1000 1200 K on ze nt ra tio n [µ g/ l] Messebenen E1 /3 (5m ) E2 /8 (20 m) E3 /15 (4 0m ) E4 /19 (1 10 m) E5 /21 (1 70 m) Naphthalin 0 2000 4000 6000 8000 10000 12000 100 Abbildung 6.6: Mittelwert der BTXE-Konzentrationen entlang der Fahnenachse (Tiefe: 13-14m) Mittelwerte der CKW-Schadstoffkonzentrationen aus den 19 Beprobungen: Im Gegensatz zu den BTXE und PAK-Konzentrationen liegen die Ausgangskonzentrationen der ausgewählten CKW-Komponenten PCE, TRI, cis-DCE und trans-DCE in ihrer Summe deutlich unter 1.000 µg/l (siehe Abbildung 6.7). Abbildung 6.7: Mittelwert der CKW-Konzentrationen entlang der Fahnenachse (Tiefe: 13-14m) Zwar nehmen, wie bei den beiden anderen Schadstoffgruppen, auch hier die Konzentratio- nen entlang der Fahnenachse deutlich ab, jedoch geht diese Konzentrationsabnahme mit E1 /3 (5m ) E2 /8 (20 m) E3 /15 (4 0m ) E4 /19 (1 10 m) E5 /21 (1 70 m) Mesitylen Ethylbenzol m/p-Xylol 0 500 1000 1500 2000 2500 3000 3500 K on ze nt ra tio n [µ g/ l] Messebenen Mesitylen Toluol Ethylbenzol o-Xylol m/p-Xylol E1 /3 (5m ) E2 /8 (20 m) E3 /15 (4 0m ) E4 /19 (1 10 m) E5 /21 (1 70 m) Benzol 0 2000 4000 6000 8000 10000 12000 0 100 200 300 400 500 600 700 E1/3 (5m) E2/8 (20m) E3/15 (40m) E4/19 (110m) E5/21 (170m) K on ze nt ra tio n [µ g/ l] PCE TCE cis 1,2-DCE trans 1,2-DCE VC Bestimmung der Schadstoffkonzentration und -verteilung am Modellstandort 101 einer Veränderung des Schadstoffmusters einher. Das Grundwasser des Randbereichs (E1/3) wird primär durch die Komponente PCE geprägt. TCE und cis-DCE liegen in diesem Tiefenbereich nahezu in gleichen Konzentrationen vor. Mit Zunahme der Entfernung vom Schadensherd nimmt PCE-Konzentration im Grundwasser deutlich ab und liegt nach 40 m (E3/15) nur noch bei 7 µg/l. Die Konzentrationen von TCE und cis-DCE hingegen steigen bis zur Messstelle E2/8 an, wobei für cis-DCE ein deutlicher Anstieg zu beobachten ist. Diese ausgeprägte Zunahme der cis-DCE Konzentration führt dazu, dass im Abstrom zur Messstel- le E1/3 cis-DCE im Grundwasser überwiegt. Ein Befund, der unter den gegebenen Randbe- dingungen (anaerobe Verhältnisse im Aquifer) auf mikrobiologische Abbauprozesse hinweist und auf eine reduktive Dechlorierung des PCE zurückzuführen ist. Hierbei wird entsprechend der Abbaukette PCE über mehrere Dechlorierungsschritte (PCE => TCE => DCE => VC => Ethen) reduziert [Vogel et al. 1985]. Ethen und VC (Vinylchlorid) Konzentrationen wurden zunächst im Grundwasser nicht be- stimmt, da der ursprüngliche Gegenstand der Arbeit nicht der Nachweis eines CKW-Abbaus war. Um dennoch eine qualifizierte Aussage zur reduktiven Dechlorierung geben zu können, wurden ab dem Jahr 2002 die im Grundwasser vorliegenden Vinylchloridkonzentrationen mitbestimmt. Wie sich hierbei zeigte, ist das Vinylchlorid im Unterschied zu den anderen CKW auch noch nach 170 m deutlich im Grundwasser nachweisbar und deutet auf eine hö- here Persistenz dieser Substanz hin. Die Ausgangskonzentration an Messstelle E1/3 fällt allerdings unerwartet hoch aus und könnte eventuell auf mikrobiologische Umsetzungspro- zesse in der Quelle zurückzuführen sein. Mittelwerte der TOC-Gehalte aus den 19 Beprobungen: Anders als die ermittelten Konzentrationen der drei Schadstoffklassen CKW, BTXE und PAK stellt die TOC-Konzentration ein Summenparameter des im Wasser vorhandenen gesamten organischen Kohlenstoffs dar. Besteht am Standort ein vollständiger mikrobiologischer Ab- bau der organischen Stoffe zu CO2 und H2O müsste sich dies in einem Rückgang der TOC- Gehalte am Standort widerspiegeln. Wie in Abbildung 6.8 dargestellt ist, beträgt der im Rahmen einer Beprobungskampagne er- mittelte TOC-Gehalt im Zustrom zur Altlast (Messstelle E0/1) 11 mg/l. Er liegt damit bereits im oberen Bereich der in Baden-Württemberg für Grundwässer typischen TOC-Gehalte [LfU 2002]. Im direkten Abstrombereich zum Schadensherd ist der TOC-Gehalt wie zu erwarten deutlich erhöht und weist mit knapp 70 mg/l eine überdurchschnittliche Belastung des Grundwassers mit organischen Stoffen auf. Ein ebenso deutlicher Rückgang wie er bei den anderen Schadstoffparametern (z.B. für die BTXE innerhalb von 170 m um 98%) festgestellt wurde, kann allerdings beim TOC-Gehalt (Rückgang nur um 52 %) nicht beobachtet werden. Nach 170 m liegt der TOC Gehalt mit 30 mg/l immer noch etwa dreimal höher als im Zustrom und deutet auf eine erhebliche organische Belastung des Grundwassers hin. Der TIC-Gehalt (anorganische Kohlenstoffanteil) im Zustrom zur Altlast liegt mit über 70 mg/l aus hydrochemischer Sicht im Normbereich für diesen Standort. Der signifikante Anstieg auf Werte oberhalb von 100 mg/l im Abstrom zur Altablagerung ist demgegenüber durch Bau- schutteinlagerungen bedingt (Freisetzung von Hydrogencarbonat aus Bauschutt). 102 Abbildung 6.8: Mittelwert der TOC-Gehalte entlang der Fahnenachse (Tiefe: 13-14m) 6.2.3 Zeitreihenbetrachtung der 16 EPA-PAK im Grundwasser entlang der Fahnenachse für die 19 Beprobungen Zwar stellt der auf 19 Beprobungen basierende PAK-Mittelwert bei der Beurteilung des im Wasser verfügbaren PAK-Anteils, einen belastbaren Wert der am Standort vorliegenden Konzentrationen dar, jedoch werden hierbei kurzfristige Veränderungen in den Wasserkon- zentrationen z.B. durch einen veränderten PAK-Austrag aus dem Schadensherd nicht deut- lich. Speziell bei mikrobiologischen Prozessen ist der Effekt von wechselnden Milieubedin- gungen für die adaptierten Mikroorganismen mit einer veränderten Energie- und Kohlenstoff- quelle verbunden, an die sich die Mikroorganismen anpassen müssen [Barth 2003]. Des Weiteren stören starke Konzentrationsänderungen im Grundwasser das Verteilungsgleich- gewicht zwischen den gelösten und sorbierten PAK-Mengen und nehmen somit Einfluss auf die am Standort vorliegenden Desorptions-/Sorptionsprozesse. Wie groß diese Schwankungen über den 24-monatigen Beprobungszeitraum bei allen Messstellen waren, ist in Abbildung 6.9 dargestellt. Hierbei zeigt sich, dass mit Ausnahme im Winter/Frühjahr 2000/2001 die gemessenen PAK-Konzentrationen tendenziell in den darauffolgenden Wintermonaten 2001 und 2002 höher sind als in den Sommermonaten. Auffällig ist die in den Sommermonaten 2002 bei den Messstellen E2/8 und E3/15 signifikante Konzentrationsabnahme im Grundwasser. Innerhalb von nur drei Monaten (März-April-Mai) nimmt bei diesen Messstellen die PAK-Konzentration von ursprünglich über 20.000 µg/l auf unter 1.000 µg/l ab und führt an der Messstelle E2/8 bis Oktober 2002 zu einer sehr niedrigen PAK-Konzentration, die an der Messstelle E3/15 sogar noch im Dezem- ber 2002 zu beobachten ist. 11 68 70 55 30 3 3 79 14 6 13 9 13 8 11 7 74 0 20 40 60 80 100 120 140 160 E0 /1 (K am pa gn e I I) E1 /3 (5m ) E2 /8 (20 m) E3 /15 (4 0m ) E4 /19 (1 10 m) E5 /21 (1 70 m) Messebenen K on ze nt ra tio n [m g/ l] TOC TIC Bestimmung der Schadstoffkonzentration und -verteilung am Modellstandort 103 Abbildung 6.9: Zeitreihe der PAK-Konzentrationen entlang der Fahnenachse (Tiefe: 13-14m) Derartig starke Konzentrationsschwankungen liegen bei den Messstellen E4/19 und E5/21 nicht vor. Auch konnte bei der Messstelle E1/3 in den Sommermonaten 2002 (Mai-Juni) nur ein leichter Rückgang der PAK-Konzentrationen festgestellt werden. Abbildung 6.10: Konzentrationsverläufe der Messstellen E1/3 und E2/8 (Tiefe: 13-14m) Dieser Befund ist umso erstaunlicher, da die im direkten Oberstrom gelegene Messstelle E1/3 den Konzentrationsverlauf von E2/8 beeinflussen müsste. Zwar zeigen beide Messstel- len bis April 2002 einen weitgehend ähnlichen Konzentrationsverlauf (siehe Abbildung 6.10), jedoch ist diese Übereinstimmung ab April-Mai 2002 nicht mehr zu beobachten. 0 5000 10000 15000 20000 25000 30000 35000 De z. 00 Fe b. 01 Ap r. 0 1 Ju n. 01 Au g. 01 Ok t. 0 1 D ez . 0 1 Fe b. 02 Ap r. 0 2 Ju n. 02 Au g. 02 Ok t. 0 2 De z. 02 Su m m e 16 E PA -P A K K on ze nt ra tio n [µ g/ l] E2/8(20m) E1/3(5m) De z. 00 Fe b. 01 Ap r. 0 1 Ju n. 01 Au g. 01 Ok t. 0 1 D ez . 0 1 Fe b. 02 Ap r. 0 2 Ju n. 02 Au g. 02 Ok t. 0 2 De z. 02 0 5000 10000 15000 20000 25000 30000 K on ze nt ra tio n [µ g/ l] E5/21 (170m) E4/19(110) E3/15(40m) E2/8(20m) E1/3(5m) GW-Fließrichtung 5m zum Schadensherd 170 m im Abstrom 104 Für die beobachtete Konzentrationsänderung wurde die Errichtung einer Tiefenmessstelle (T26 bis 40 m u. GOK) in Betracht gezogen, die zwischen den Messstellen E1/3 und E2/8 im März 2002 aus zweierlei Gründen niedergebracht wurde. Zum einen sollte der Randbereich der von der Altablagerung ausgehenden Teerölphase in Fließrichtung abgegrenzt werden. Zum anderen waren zusätzliche geophysikalische Untersuchungen zur Durchlässigkeit des Aquifers geplant. Da bei den Bohrungen entlang der Fahnenachse keine horizontal durchge- hende Zwischenschicht angetroffen wurde (siehe Kapitel 3.2), erfolgte der Ausbau als voll verfilterte Tiefenmessstelle. Vertikale Potentialunterschiede über die Tiefe von 40 m wurden aufgrund der vorliegenden hydrogeologischen Situation am Modellstandort nicht erwartet. Der mögliche Zusammenhang zwischen dem Auftreten der signifikanten Verringerung der PAK-Konzentration bei den abstromig gelegenen Messstellen E2/8 und E3/15 (bei einer weitgehend konstanten oberstromigen PAK-Konzentration) zeigt sich insbesondere, wenn man den Zeitpunkt der Errichtung der Tiefenmessstelle T26 (März 2002) betrachtet. Legt man die dominierende Abstandsgeschwindigkeit von ca. 0,5 m/Tag (siehe Kapitel 4.5) zugrunde, sollten erste Veränderungen in den Schadstoffkonzentrationen ab dem Monat April 2002 an der Messstelle E2/8 auftreten. Abbildung 6.11: Schematische Darstellung des Untergrundes und der mittleren Fließzeiten von Messstelle E1/3 Eine abrupte Konzentrationsänderung im Abstrom zur Tiefenmessstelle ist erklärbar, falls in der voll verfilterten Messstellen Vertikalströmungen vorhanden sind. So weisen Barczewski [1993] und Dehnert et al. [2001] darauf hin, dass kleinste Potentialdifferenzen im Aquifer, hervorgerufen durch kleinräumige Anisotropien, Linsen und Schichten von schlechter durch- lässigem Material, je nach Richtung der Vertikalströmung in einer voll verfilterten Messstelle sowohl zu Konzentrationserhöhungen als auch –reduzierungen im abstromigen Aquifer füh- ren können. Um einen derartigen Einfluss am Modellstandort abzugrenzen, wurde die Tie- Auffüllung Feinkies-Grobkies Teeröl in Phase Feinsand-Grobsand Filterbereich 16,5-17,5m 9-10m 20,25-21,25m 24-25m 12,75-13,75m GW-Stauer 40m ~ 70 Tage ~ 14 Tage ~ 210 Tage ~ 330 Tage ~ 30 Tage Bestimmung der Schadstoffkonzentration und -verteilung am Modellstandort 105 fenmessstelle (T26) auf das Vorhandensein einer möglichen natürlichen Vertikalströmung hin untersucht. Abbildung 6.12: Thermoflow (links) und thermischer Sensor (rechts) Die Messung erfolgte mit einem thermischen Flowmeter (Thermoflow), das am Institut für Wasserbau entwickelt wurde [Barczewski et al.1987] und die Ermittlung kleinster Vertikal- strömungen bis zu 2 mm/s ermöglicht. Die für diese Messung eingesetzte Bohrlochsonde und zugehörige Elektronik zum Thermoflow sowie der verwendetet thermischen Sensor sind in Abbildung 6.12 dargestellt. Abbildung 6.13: Vertikalgeschwindigkeit der Tiefenmessstelle Wie mit der Thermoflowmessung nachgewiesen werden konnte (siehe Abbildung 6.13), liegt in der Tiefenmessstelle eine Vertikalströmung vor. So konnte im Bereich zwischen 40 und 35 m unter GOK eine deutliche Zunahme in der Vertikalgeschwindigkeit auf etwa 20 mm/s beobachtet werden. Ab einer Tiefe von etwa 20 bis 12 m unter GOK verringert sich die ge- messene Vertikalgeschwindigkeit hingegen wieder und fällt von 20 mm/s (20 m Tiefe) auf 13 mm/s (12 m Tiefe). 0 5 10 15 20 25 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 Tiefe u. POK [m] v [m m /s ] Infiltration in den Aquifer Zuströmung aus dem Aquifer Messstellenausbau FilterrohrVollrohr Rammschutz 106 Zwar ist mit dem thermischen Messverfahren keine Richtungserkennung möglich, jedoch kann die Strömungsrichtung aus den gemessenen Felddaten der abstromigen PAK- Konzentrationen abgeleitet werden. Eine Verringerung der PAK-Konzentrationen durch Ver- tikalströmungen ist nur dann möglich, wenn unbelastetes Grundwasser aus tieferen Schich- ten in die Messstelle zuströmt und in Bereiche des Aquifers infiltriert, die mit PAK belastet sind. Insofern ist bei der voll verfilterten Tiefenmessstelle von einer nach oben gerichteten Vertikalströmung auszugehen, die auch die am Standort beobachtete Konzentrationsab- nahme an den abstromigen Messstellen begründet. Aufgrund dieser Befunde, wurde die voll verfilterte Messstelle im Frühjahr 2003 überbohrt und als Messstellenbündel mit verschiede- nen Filterhorizonten ausgebaut. 6.2.4 Zusammenführung der Ergebnisse aus den durchgeführten Grundwasseruntersuchungen Wie die Grundwasseruntersuchungen für die Tiefe von 13 - 14 m gezeigt haben, ist die PAK- Schadstofffahne durch die besser wasserlöslichen, niedermolekularen PAK geprägt. Obwohl eine Ausgangskonzentration an der Messstelle E1/3 von über 13.000 µg/l vorliegt, beträgt die PAK-Konzentration nach 170 m nur noch ungefähr 100 µg/l im Grundwasser. Diese Ab- nahme von fast 99 % ist maßgeblich auf die Verringerung der Naphthalinkonzentration zu- rückzuführen. Die anderen im Wasser gelösten PAK wie Phenanthren, Fluoranthen und Flu- oren zeigen eine geringere Konzentrationsabnahme und unterliegen trotz ihres hydrophoben Charakters einem weitreichenden Transport im Grundwasser. Die höher kernigen PAK (≥ 4- Ring) konnten im Grundwasser an den weiter abstromig gelegenen Messstellen E2/8 – E5/21 nicht nachgewiesen werden. Einzig im Grundwasser aus der Messstelle E1/3 (Tiefe 13 – 14 m), die im direkten Abstrombereich zur Schadensquelle liegt und dessen Sediment- proben erhebliche PAK-Gehalte aufwiesen, waren 4-Ring Aromaten nachweisbar. Die gerin- ge Reichweite der höher anellierten PAK (≥ 4-Ring) deckt sich somit mit dem derzeitigen Wissenstands, dass die höher kernigen PAK aufgrund ihrer geringen Wasserlöslichkeit und stärkeren Wechselwirkung mit dem Aquifermaterial keiner erhöhten Verfrachtung unterlie- gen. Vergleicht man die für die PAK beobachtete Schadstoffabnahme mit der der BTXE- Abnahme, weisen beide Schadstoffklassen bei einer ähnlich hohen Ausgangskonzentration (PAK = 13.000 µg/l; BTXE = 19.000 µg/l) nach 170 m fast gleiche Schadstoffkonzentrationen am Standort auf. So reduziert sich im Fall der BTXE die Schadstoffkonzentration um fast 98% (300 µg/l) und liegt damit in der gleichen Größenordnung, wie die der PAK (99%ige Verringerung auf 100 µg/l). Berücksichtigt man jedoch die im Vergleich zu den PAK geringe- re Sorptionsneigung der BTXE und die damit einhergehende geringere Retardation, müssten bei annährend gleichen Ausgangskonzentrationen beide Schadstoffklassen in unterschiedli- chen Konzentrationen im Grundwasserleiter nebeneinander vorliegen. Dass sich dennoch am Modellstandort eine ähnlich weitreichende Schadstoffausbreitung für die chemisch sehr unterschiedlichen PAK und BTXE ausgebildet hat, deutet auf 1. eine geringe Sorptionstendenz bzw. hohe Mobilität der er im Grundwasser gelöst vorliegenden PAK hin. 2. eine ähnlich große Abbaurate von Benzol als BTXE-Hauptkomponente und den im Grundwasser primär vorliegenden Komponenten Naphthalin, Acenaphthen und Fluo- ren hin. Bestimmung der Schadstoffkonzentration und -verteilung am Modellstandort 107 Dieser Befund einer fast gleich langen BTXE- und PAK- Schadstofffahne konnte auch viel- fach an anderen Standorten bestätigt werden. So wurden von Teutsch et al. [1997] als mittle- re Transportweiten für PAK 277 m und für BTXE 209 m und von Stupp et al. [1999] Schad- stofffahnenlängen von 127 m (PAK) und 141 m (BTXE) ermittelt. Im Gegensatz zu den PAK und BTXE weisen die im Aquifer aus dem Schadensherd ausge- tragenen CKW Komponenten unterschiedlich lange Fahnen auf. Bei PCE, TCE und DCE ist dies auf mikrobiologische Prozesse (reduktive Dechlorierung) zurückzuführen, die einer weit abstromigen Verfrachtung entgegenwirken. Daher konnten diese CKW auch in einer Entfer- nung von 110 m nicht mehr im Grundwasser nachgewiesen werden. Vinylchlorid zeichnet sich hingegen durch eine vergleichsweise starke Persistenz aus und wird anscheinend unter den am Standort gegebenen Bedingungen langsamer umgesetzt. Zwar zeigen alle untersuchten Schadstoffklassen eine deutliche Konzentrationsabnahme entlang der beprobten Messstellen, jedoch lässt sich die bei den TOC-Messungen nicht fest- stellen. Auch nach 170 m Entfernung von dem Schadensherd weist das Grundwasser noch deutliche Belastungen mit organischen Komponenten auf, die über denen des Zustroms lie- gen. Insofern kann an dem Standort nicht davon ausgegangen werden, dass alle Schadstof- fe durch mikrobiologische Prozesse zu CO2 und H2O mineralisiert werden. 6.3 Sedimentuntersuchungen Angesichts der am Modellstandort ausgeprägten PAK-Konzentrationen im Grundwasser, die bis einschließlich Messstelle E4/19 (110 m entfernt von der Schadensquelle) noch über 1 mg/l liegen, sollten noch weit im Abstrom PAK-Gehalte im Sediment analytisch nachweis- bar sein. Allerdings müssten die PAK-Gehalte in den Feststoffproben, bedingt durch den geringen Corg-Anteil des Sedimentes, vergleichsweise niedrig ausfallen. Zur Bestimmung der auf dem Aquifermaterial vorliegenden PAK-Mengen wurden zwei unter- schiedliche Vorgehensweisen angewendet. Eine erste Abschätzung der theoretisch auf dem Feststoff sorbierten PAK-Mengen entlang der Abstromrichtung erfolgte mit Hilfe des KOC- Konzeptes, bei dem die gemessenen PAK-Grundwasserkonzentrationen und die ermittelten organischen Kohlenstoffanteile berücksichtigt wurden. Diese theoretischen PAK-Gehalte auf dem Aquifermaterial wurden im Anschluss mit den analytisch bestimmten Werten aus den Bodenextraktionen verglichen. Die Untersuchung erfolgte an Sedimentproben aus dem am stärksten belasteten Tiefenbereich (13-14 m u. GOK) der Messstellen E2/8; E3/15; E4/19 und E5/21, die nicht mehr mit Teeröl in Phase in Kontakt standen. 6.3.1 Abschätzung der sorbierten PAK-Menge über das KOC-Konzept Legt man bei der Betrachtung des auf dem Feststoff sorbierten PAK-Massenanteils ein linea- res Verteilungsgesetz zugrunde und geht von einer vornehmlichen Sorption hydrophober Stoffe an organischen Bodenbestandteilen aus, kann der auf dem Feststoff sorbierte PAK- Massenanteil entlang der Fahnenachse und somit das Sorptionsvermögen des Aquifermate- rials mit dem KOC-Konzept anhand der Gleichungen 2.14 und 2.15: WococS cfKc ⋅⋅= (Gl. 6.1) abgeschätzt werden. 108 Die in erster Näherung substanzspezifischen KOC-Verteilungs-koeffizienten können nach der von Karickhoff et al. (1979) abgeleiteten Beziehung: 0,21logK1logK OWoc −⋅= (Gl. 6.2) aus den in der Literatur aufgeführten KOW-Verteilungen berechnet werden. Da sich die Kow- Verteilungskoeffizienten in der Tabelle 2.2 je nach ihrer Quelle unterscheiden, wurden zur Berechnung der KOC-Werte die KOW-Mittelwerte der jeweiligen PAK zugrunde gelegt. Auf Ba- sis von Gleichung 6.1 ergeben sich für die im Grundwasser nachgewiesenen PAK, die in Tabelle 6.3 zusammengefassten KOC-Verteilungskoeffizienten. Wie sich zeigt, entsprechen diese in etwa der Größenordnung, die auch bei anderen Grundwasserleitern und Sedimen- ten angetroffen werden. Tabelle 6.3: KOC-Verteilungskoeffizienten für ausgewählte PAK Mittelwert log KOW (aus Tabelle 2.2) Koc (Berechnet nach Gleichung 6.2) Typische Koc- Größenordnungen nach LfU [1997] Naphthalin 3,36 1400 460-8.100 1) Acenaphthylen 4,07 7.200 Keine Angaben Acenaphthen 4,09 7.600 4.600 2) Fluoren 4,28 11.700 2.400-3.300 1) Phenanthren 4,55 22.000 4.700-5.900 1) Anthracen 4,54 21.400 9.000-28.000 1) Fluoranthen 5,26 111.300 31.000-52.000 1) Pyren 5,24 107.200 46.000 1) 1) für Grundwasserleiter; 2) für Sediment Die Quantifizierung des organisch gebunden Kohlenstoffgehaltes in den unterschiedlichen Sedimentproben entlang der Fahnenachse erfolgte, wie schon in Kapitel 5.4 beschrieben wurde, durch eine Feststoff-TOC-Analyse. Hierzu wurden die Proben aus dem Tiefenbereich zwischen 13-14 m gefriergetrocknet, auf < 2 mm gesiebt und anschließend für die TOC- Analyse gemahlen. Insgesamt ergibt sich für die untersuchten Sedimentproben ein für das kiesig-sandige Aquifermaterial plausibler organischer Gehalt von im Mittel 1100 ± 500 mg/kg, der einem mittleren fOC-Gehalt von 0,0011 ± 0,0005 entspricht. Da sich die organischen Koh- lenstoffgehalte für die unterschiedlichen Sedimentproben weitgehend ähneln, wurde für die anschließende Berechnung nach Gleichung 6.2 der fOC-Gehalt auf 0,001 festgelegt. Unter Berücksichtigung dieses organischen Kohlenstoffgehalts und den gemessenen mittleren PAK-Konzentrationen (cW) aus den 19 Beprobungen erfolgte mit den in Tabelle 6.3 darge- stellten KOC-Verteilungskoeffizienten unter Anwendung der Gleichung 6.1 die Abschätzung der auf dem Feststoff sorbierten PAK-Mengen (cS). Die Ergebnisse für einige PAK sind in Tabelle 6.4 zusammengefasst. Bestimmung der Schadstoffkonzentration und -verteilung am Modellstandort 109 Tabelle 6.4: Berechnung der nach dem KOC-Konzept auf dem Aquifermaterial sorbierten PAK- Mengen (Tiefe 13-14 m u. GOK) E2/8 (20m) E3/15 (40m) E4/19 (110m) E5/21 (170m) cW [mg/l] cS be- rechnet [mg/kg] cW [mg/l] cS be- rechnet [mg/kg] cW [mg/l] cS be- rechnet [mg/kg] cW [mg/l] cS be- rechnet [mg/kg] Naphthalin 9,2E+00 1,3E+01 6,4E+00 9,0E+00 3,0E-01 4,3E-01 4,4E-03 6,1E-03 Acenaphthen 6,4E-01 4,9E+00 5,6E-01 4,3E+00 3,1E-01 2,4E+00 6,1E-02 4,7E-01 Fluoren 1,5E-01 1,8E+00 1,3E-01 1,5E+00 6,1E-02 7,2E-01 1,0E-02 1,2E-01 Phenanthren 1,3E-01 2,8E+00 1,2E-01 2,6E+00 4,7E-02 1,0E+00 2,5E-04 5,5E-03 Pyren 1,1E-03 1,2E-01 9,2E-04 9,9E-02 7,6E-04 8,1E-02 3,9E-04 4,2E-02 Wie die Ergebnisse zeigen, müssten nach dem KOC-Konzept bis einschließlich zur Messstel- le E4/19 auf dem Aquifermaterial PAK Gehalte von einigen mg/kg vorliegen. Bei einer ent- sprechend niedrigen Nachweisgrenze der 2-4-Ring PAK sollten diese daher auch noch nach einer Entfernung von 170 m gut im Aquifermaterial bestimmt werden können. Wie aussage- kräftig das KOC-Konzept allerdings ist, kann nur durch einen Vergleich mit den tatsächlich in dem Sediment vorhandenen PAK-Gehalten beurteilt werden. 6.3.2 Ermittlung der tatsächlich auf dem Sediment vorhandenen PAK- Gehalte Zur Bestimmung der tatsächlich auf dem Sediment sorbierten PAK-Mengen wurden die ent- sprechend aufgearbeiteten Sedimentproben (< 2mm; gefriergetrocknet) mit dem ASE- Extraktionsverfahren extrahiert. Um eine möglichst niedrige Nachweisgrenze für die unter- schiedlichen PAK zu gewährleisten, wurden die Extrakte über einen Rotationsverdampfer (Rotavapor R-114 mit Waterbath B-480; Hersteller BÜCHI) in Verbindung mit einer Memb- ranvakuumpumpe (CVC 24 Hersteller Vacuubrand) aufkonzentriert und über GC-MS analy- siert. So konnten PAK in den Sedimentproben bis zu einem Gehalt von 2 µg/kg (= 2,0E- 03 mg/kg) nachgewiesen werden. Die aus den jeweiligen Feststoffanalysen der unterschied- lichen Sedimentproben ermittelten PAK-Gehalte sind mit denen aus dem KOC-Konzept abge- leiten PAK-Gehalten in Tabelle 6.5 gegenübergestellt. Mit Ausnahme von 3 Untersuchungspaaren (Pyren-E2/8; Phenanthren-E5/21; Naphthalin- E5/21) liegen die analytisch ermittelten PAK-Gehalte des Aquifermaterials unter denen, die nach dem KOC-Konzept theoretisch auf dem Feststoff vorhanden sein müssten. Geringere Differenzen zwischen dem Koc-Konzept und den Messwerten treten in den Bereichen auf, in denen sehr hohe PAK-Belastungen im Grundwasser vorliegen, wie dies z.B. an der Mess- stelle E2/8 der Fall ist. Betrachtet man jedoch den weiteren Abstrom mit niedrigeren PAK- Konzentrationen im Grundwasser, ist der bestehende Unterschied zwischen theoretischer und analytisch ermittelter PAK-Beladung mit einem Faktor von über 100 bzw. die nicht nachweisbare PAK-Befund unverhältnismäßig groß. So lassen sich trotz des auf < 2mm ge- siebten Aquifermaterials (Worst Case Szenario, da nur der Kornanteil von < 2mm und nicht der gröbere Kiesanteil bei der Analyse berücksichtigt wurde) nach 110 m einige PAK im Feststoffmaterial nicht mehr quantifizieren. 110 Tabelle 6.5: Resultierende PAK-Gehalte aus der analytischen Messung und aus dem KOC- Konzept E2/8 (20m) E3/15 (40m) E4/19 (110m) E5/21 (170m) cs ge- messen [mg/kg] cS be- rechnet [mg/kg] cs ge- messen [mg/kg] cS be- rechnet [mg/kg] cs ge- messen [mg/kg] cS be- rechnet [mg/kg] cs ge- messen [mg/kg] cS be- rechnet [mg/kg] Naphthalin 2,6E+00 1,3E+01 1,9E-02 9,0E+00 8,6E-03 4,3E-01 1,6E-02 6,1E-03 Acenaphthen 4,7E-01 4,9E+00 8,2E-03 4,3E+00 n.n. 2,4E+00 n.n. 4,7E-01 Fluoren 5,0E-01 1,8E+00 1,4E-02 1,5E-01 5,8E-03 7,2E-01 n.n. 1,2E-01 Phenanthren 6,9E-01 2,8E+00 6,6E-02 2,6E+00 4,4E-02 1,0E+00 8,3E-03 5,5E-03 Pyren 1,6E-01 1,2E-01 1,1E-02 9,9E-02 n.n. 8,1E-02 n.n. 4,2E-02 n.n. = nicht nachweisbar (Nachweisgrenze < 2 µg/kg) In Abbildung 6.14 sind die Ergebnisse der berechneten und analytisch bestimmten PAK- Gehalte aus Tabelle 6.5 für die Messstelle E3/15 einmal grafisch dargestellt. Die PAK- Konzentration im Grundwasser entspricht an dieser Messstelle in einer Tiefe von 13-14 m u. GOK ca. 7 mg/l. Auf Basis dieser hohen Grundwasserkontamination errechnet sich eine PAK-Menge von deutlich über 10 mg/kg für das Aquifermaterial. Analytisch gemessen wur- den hingegen nur einige µg/kg an PAK. Abbildung 6.14: Gegenüberstellung gemessener und berechneter PAK-Gehalte für die Mess- stelle E3/15 Dass teilweise im Grundwasser PAK-Konzentrationen ermittelt wurden, diese aber entgegen dem Koc-Konzept zu nicht nachweisbaren Befunden im Sediment führten, könnte die Vermu- tung einer zu hohen Nachweisgrenze bei der PAK-Bestimmung bei Feststoffproben nahe legen. So wurde im Rahmen einer Investigation/Feasibility-Studie für einen Teeröl kontami- nierten Standort [Topel & Fritzpatrick 2002] die nicht nachweisbaren PAK-Gehalte im Aqui- 8, 99 4, 28 1, 47 2, 57 0, 10 0, 02 0, 01 0, 01 0, 07 0, 01 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Naphthalin Acenaphthen Fluoren Phenanthren Pyren G eh al t [ m g/ kg ] Berechnet Gemessen Bestimmung der Schadstoffkonzentration und -verteilung am Modellstandort 111 fermaterial – trotz deutlicher PAK-Belastungen des Grundwassers – auf die zu geringe Nachweisempfindlichkeit des Analysenverfahrens zurückgeführt. Im vorliegenden Fall ist dies jedoch auszuschließen, da die theoretischen PAK-Gehalte signifikant über denen der Nachweisgrenze des analytischen Verfahrens liegen. Das Verfahren ist somit empfindlich genug, um auch noch bei entsprechend geringen PAK-Konzentrationen im Grundwasser einen Vergleich zwischen Koc-Konzept und Messwerten zu erlauben. Mögliche Gründe für die festgestellten Unterschiede zwischen dem Koc-Konzept und den bestehenden PAK-Gehalten am Modellstandort könnten - unter der Voraussetzung belastba- rer Analysenergebnisse – sein 1. dass die Gültigkeit der über Batch- und Säulenversuche empirisch ermittelten Vertei- lungskoeffizienten nicht auf alle Modellstandorte uneingeschränkt übertragbar ist, da die unterschiedlichen Randbedingungen nicht berücksichtigt werden. So bleibt z.B. der Gehalt wie auch die temporäre Änderung von Lösungsvermittlern bzw. der von unterschiedlichen DOC-Anteilen beim Koc-Konzept gänzlich unberücksichtigt, obwohl diese einen Einfluss auf das Sorptionsgleichgewicht zwischen gelösten und sorbier- ten PAK nehmen. 2. dass die jeweiligen PAK-Verteilungskoeffizienten über einen PAK-Konzentrations- bereich von z.B. 10 mg/l bis 100 µg nicht linear und damit nicht gültig sind und für diesen nicht uneingeschränkt zugrunde gelegt werden dürfen. 3. dass abgesehen von möglichen Fehlerquellen beim Koc-Ansatz die Möglichkeit eines kolloidalen PAK-Transportes am Modellstandort vorliegt, der die hohen PAK- Konzentrationen im Grundwasser verursacht. 6.4 Kolloiduntersuchungen Aufgrund der in den Abschnitten 6.2 und 6.3 dargestellten Ergebnisse wurden zur Erkundung und Ermittlung des Schadstofftransportes zusätzliche Kolloidmessungen durchgeführt. Hier- bei sollte insbesondere abgegrenzt werden, ob die hohen PAK-Konzentrationen im Wasser bei den gleichzeitig geringen Gehalten in der Feststoffmatrix maßgeblich auf einen sorptiv gebundenen kolloidalen Transport oder auf tatsächlich gelöste PAK zurückzuführen ist. Wie in Kapitel 2 beschrieben wurde, handelt es sich bei Kolloiden um organische oder anorgani- sche Phasen, die wegen ihres hohen spezifischen Oberflächen-Masse-Verhältnisses eine hohe Sorptionskapazität aufweisen und somit ein hohes Schadstofftransportpotential besit- zen. Ein hohes Schadstofftransportpotential könnte wiederum zu ungewöhnlich hohen Schadstoffkonzentrationen im weiten Grundwasserabstrom führen, wie diese am Model- standort für die PAK beobachtet wurden. Für die Untersuchung der im Grundwasser vorhandenen Kolloide wurden zwei unterschiedli- che Messverfahren eingesetzt. Neben der Quantifizierung der Kolloidgröße und Kolloidkon- zentration mittels Laser-induzierten Breakdown-Detektion (LIBD) wurden zusätzlich Messun- gen mit einem Rasterelektronenmikroskop im ESEM-Modus (ESEM: Environmental Scan- ning Electron Microscope) durchgeführt, mit dem eventuell am Standort vorhandene sehr große, diffuse Kolloide (suspendierte Partikel) erfasst werden sollten. Beide Messungen er- folgten durch das Forschungszentrum Karlsruhe am Institut für Technische Chemie Bereich Wasser- und Geotechnologie. Insgesamt umfasste der Beprobungsumfang die Multilevel- 112 messstellen E1/3, E2/8, E3/15 E4/19 und E5/21, wobei im Rahmen der LIBD-Messungen Grundwasserproben aus allen 5-Tiefenhorizonten untersucht wurden. Die zusätzlichen Un- tersuchungen der ESEM-Messungen erfolgten für die Messstellen E1/3, E3/15 und E5/21 für die Tiefen von 13-14 m sowie 24-25 m. 6.4.1 LIBD-Messungen Die LIBD-Messung bietet im Gegensatz zu anderen herkömmlichen Partikelbestimmungsme- thoden den Vorteil, dass eine Partikeldetektion bis in den unteren kolloidalen Größenbereich (bis 20 nm) bei sehr geringen Partikelkonzentrationen (ppt-Bereich) möglich ist [Bundschuh et al 2001(a)]. Dadurch konnten am Standort auch Partikel quantifiziert werden, die mit kon- ventionellen Streulichtmethoden, wie PCS (Photonenkorrelations-Spektroskopie) nicht er- fasst werden [Wagner 2002]. Das Messprinzip bei der LIBD beruht auf der Erzeugung von Plasmaereignissen (Break- down-Ereignissen) durch einen gepulsten Laserstrahl, wobei die entstehenden Plasmalich- temissionen detektiert und gezählt werden. Ein so genanntes Breakdown-Ereignis tritt ein, wenn Materie mit Licht einer sehr hohen Intensität (Flächenleistungsdichte bis zu 1012 W/cm2 [Ruzin 2003]) in Wechselwirkung tritt. Erreicht wird dies, wie in Abbildung 6.15 dargestellt, durch die Fokussierung eines gepulsten Laserstrahls. Sobald Kolloide in den fokussierten Bereich gelangen, werden diese in den Plasmazustand überführt. Wie hoch die Leistungsdichte des fokussierten Laserstrahls aller- dings sein muss, um ein Breakdown-Ereignis auszulösen (Breakdown-Schwelle), hängt von dem chemischen Aggregatzustand der Materie ab. Dieser so genannte Breakdown- Schwellenwert ist in Gasen am höchsten, geringer in Wasser und am kleinsten in Feststoffen [Bettis 1992]. Zur Bestimmung der Kolloide wird dieser Unterschied in den Breakdown- Abbildung 6.15: Prinzip der LIBD/LIBS (Laserinduzierte Breakdown Detektion bzw. Spektroskopie) nach Ngo Manh et al. [ 2003] Linse Küvette Kolloide Effektives FokusvolumenPlasma Dispersion Laserstrahl Atomemissionslinie: Elementanalyse ⇒ LIBS I λ Optische Plasmaaufnahme: Partikeldetektion ⇒ LIBD Plasma Breakdown Schwellenwert: Pcrit.(Fest) < Pcrit.(Flüssig) < Pcrit.(Gas) Bestimmung der Schadstoffkonzentration und -verteilung am Modellstandort 113 Schwellenwerten zwischen Wasser und Feststoff (Kolloid) ausgenutzt, indem die Laserpuls- energie so eingestellt wird, dass sie über dem Breakdown-Schwellenwert der Kolloide liegt. Basierend auf der Anzahl und der Verteilung der Breakdown-Ereignisse wird die Partikelkon- zentration und Partikelgröße ermittelt. Die ebenfalls auf dem Prinzip der Plasmaerzeugung aufbauende LIBS (Laser induzierte Breakdown-Spektroskopie) wurde im Rahmen der Kolloiduntersuchungen nicht genutzt. Im Gegensatz zur LIBD werden bei der LIBS die mit dem Abkühlen des Plasmas auftretenden elementspezifischen Atomemissionslinien zur spektroskopischen Analyse genutzt [Bund- schuh et al. 2001(b)], wodurch Kolloidhauptkomponenten analysiert werden können. Mit dem Ziel Alterungsprozesse bei den Grundwasserproben (z.B. Fe(OH)3-Bildung mit evtl. Koagulation) weitgehend zu minimieren, erfolgte für jede untersuchte Multilevelmessstelle (E1/3, E2/8, E3/15 E4/19 und E5/21) eine gesonderte Probenahme. Somit konnte eine zeit- nahe Kolloidbestimmung durch das Forschungszentrum Karlsruhe am Tag der Grundwas- serentnahme gewährleistet werden. Abbildung 6.16: Teilchenanzahl im Grundwasser entlang Hauptfliesrichtung (Messstellen E1/3 - E5/21) Die Ergebnisse der Kolloiduntersuchung sind in Abbildung 6.16 dargestellt. Wie sich hierbei zeigt, liegt die Anzahl der im Grundwasser vorhandenen Kolloide mit Ausnahme der Mess- stelle E2/8 (Tiefe 13-14 m u. GOK) in einer Größenordnung von ca. 5*108 Teilchen/Liter. Sie entspricht damit einer Größenordnung, die auch für eine Blindprobe (Leitungswasser Stutt- gart) typisch ist. Ein Befund, der sich mit den Vor-Ort Beobachtungen deckt, da sich visuell in keiner Grundwasserprobe ein auffälliger Schwebstoffanteil feststellen ließ. Der deutlich er- höhte Wert der Messstelle E2/8 ist aufgrund der durchgeführten Einzelbestimmungen hinge- gen schwer interpretierbar. Eventuell könnte die erhöhte Kolloidteilchenanzahl in dieser Pro- be auf einen nicht erkannten Alterungseffekt der Probe zurückzuführen sein. Eine Mobilisie- rung im Filterkies verbliebener Feinkornanteile durch die Probenahme kann hingegen aus- 1,00E+07 1,00E+08 1,00E+09 1,00E+10 E1/3 (5m) E2/8 (20m) E3/15 (40m) E4/19 (110m) E5/21 (170m) K ol lo id e [T ei lc he n/ l] 24-25m u. GOK 20,25-21,25m u. GOK 16,5-17,5m u. GOK 12,75-13,75m u. GOK 9-10m u. GOK Leitungswasser Stuttgart (1,9 E+8) 114 geschlossen werden, da die Messstelle klar gepumpt und bereits mehrmals beprobt worden war. Die ebenfalls mit Hilfe der LIBD-Messungen analysierten mittleren Kolloiddurchmesser (sie- he Abbildung 6.17) weisen tendenziell größere Durchmesser im oberen Aquiferbereich auf. Speziell an den Messstellen E3/15, E4/19 und E5/21 konnten in den obersten zwei Filterho- rizonten Kolloide festgestellt werden, deren Durchmesser über 2.000 nm beträgt. Eine mögli- che Erklärung hierfür, könnten mit dem Sickerwasser ausgetragene Kolloide sein, die aus dem ungesättigten Bereich in die oberen Schichten des Grundwasserleiters verfrachtet wur- den. So weisen die Grundwasserproben aus tieferen Aquiferbereich nur einen mittleren Kol- loiddurchmesser auf, der in etwa dem des Leitungswassers entspricht (~ 1.000 nm). Insgesamt lassen die Ergebnisse der Kolloiduntersuchungen vermuten, dass mit den ver- hältnismäßig niedrigen Kolloidgehalten (gleiche Größenordnung wie Leitungswasser) eine nur geringe Verfrachtung der PAK durch mobile Sorbentien am Modellstandort stattfindet. Abbildung 6.18: Planare Kontaktoberfläche eines Naphthalinmoleküls Wie groß eine mögliche Verfrachtung bei einer vollständigen Belegung der Kolloide mit z.B. Naphthalin wäre, lässt sich unter Berücksichtigung der Kolloidteilchenanzahl (Mittelwert aller Abbildung 6.17: Mittlerer Kolloiddurchmesser entlang der Hauptfließrichtung (Messstellen E1/3 - E5/21) 0 500 1000 1500 2000 2500 3000 3500 4000 4500 5000 E1/3 (5m) E2/8 (20m) E3/15 (40m) E4/19 (110m) E5/21 (170m) m itt le re K ol lo id du rc hm es se r [ nm ] 24-25m u. GOK 20,25-21,25m u. GOK 16,5-17,5m u. GOK 12,75-13,75m u. GOK 9-10m u. GOK Leitungswasser Stuttgart (870 nm) H HH H H H H H C-C Bindungslänge = 140 pm [Beyer 1984] C-H Bindungslänge = 109 pm [abgeschätzt nach Beyer 1984] Naphthalinoberfläche (2-Dimensional): ~ 2,8 E-01 nm2 Bestimmung der Schadstoffkonzentration und -verteilung am Modellstandort 115 Einzelmessungen) von 5,7*108 Teilchen/Liter, dem Kolloiddurchmesser von 1.800 nm (Mit- telwert aller Einzelmessungen) sowie der Kenntnis der Naphthalinoberfläche berechnen. Unter Berücksichtigung der C-C- und C-H-Bindungslängen ergibt sich für ein Naphthalinmo- lekül die in Abbildung 6.18 berechnete planare Kontaktoberfläche. Legt man des Weiteren folgende Annahmen zugrunde 1. Kugelförmige Kolloide 2. Vollständige Belegung der Kolloidoberfläche mit Naphthalin 3. Keine Mehrschichtadsorption 4. Planare Orientierung des Naphthalins an der Kolloidoberfläche kann gemäß Tabelle 6.6 aus den einzelnen Rechenschritten (1 – 7) in erster Näherung eine Naphthalinkonzentration von ~ 4,4 µg/l für das Grundwasser abgeleitet werden, die durch Kolloide bedingt ist. Tabelle 6.6: Abschätzung der kolloidbedingten Naphthalinkonzentration 1. mittlere Kolloidkonzent- ration [Teilchen/Liter] 2. mittlere Kolloid- durchmesser [nm] 3. mittlere Gesamt- oberfläche [nm2/Liter] 4. Moleküloberfläche Naphthalin [nm2] 5,70 E+08 1,80 E+03 5,80 E+15 2,80 E-01 5. Kolloidsorbiertes Naph- thalin [Moleküle/Liter] 6. Kolloidsorbiertes Naphthalin [mol/Liter] 2,07 E+16 3,45 E-08 7. Kolloidbedingte Naphthalinkonzentration [µg/l] 4,41 Stellt man diesen Befund in Relation zu den tatsächlich am Mo-dellstandort im Grundwasser vorhandenen Naphthalinkonzentrationen, kann der kolloidale Transport nur eine untergeord- nete Rolle bei der PAK-Verfrachtung spielen. So liegt z.B. am Modellstandort in 40 m Entfer- nung vom Schadensherd (Messstelle E3/15) in 13-14 m u. GOK eine Naphthalinkonzentrati- on von 6.000 µg/l (siehe Tabelle 6.3) vor. 6.4.2 ESEM-Messungen Um einen eventuellen Schadstofftransport durch große, diffuse Kolloide (suspendierte Parti- kel) auszuschließen, wurden zusätzlich Partikelbestimmungen mit Hilfe eines Rasterelektro- nenmikroskops für ausgewählte Grundwasserproben durchgeführt. Bei der Rasterelektro- nenmikroskopie handelt es sich um eine Bestimmung von Feststoffoberflächen mit einem fokussierten Elektronenstrahl. Die Oberflächenbestimmung erfolgt, indem die Probe mit dem Elektronenstrahl entlang eines festgelegten Rasters überstrichen wird, bis die gewünschte Oberfläche vollständig abgetastet ist. Die dabei auftretenden verschiedenen Wechselwirkun- gen, die bei der Abtastung mit dem energiereichen Elektronenstrahl erzeugt werden (rückge- streute, Sekundär- und Auger-Elektronen, Röntgenfluoreszenz sowie Photonen unterschied- licher Energien), werden für verschiedene Oberflächenstudien genutzt [Skoog 1996]. Im Ge- gensatz zu den herkömmlichen Elektronenmikroskopen bietet die Messung mit dem ESEM (Environmental Scanning Electron Microscopy) den Vorteil, dass Proben auch unter Was- serdampfatmosphäre (bis 10 Torr) abgebildet werden können [Bradley 1999]. Zur Abbildung der Oberflächenstruktur werden dabei die aus dem primären Elektronenstrahl entstehenden Sekundärstrahlen genutzt. 116 Insgesamt wurden im Rahmen der ESEM-Messungen 6 ausgewählte Grundwasserproben vom Standort (E1/3, E3/15, E5/21 aus einer Tiefe von 13-14 m und 24-25 m) sowie eine Blindprobe aus Leitungswasser untersucht. Um Alterungsprozesse zu vermeiden, wurden wie bei den LIBD-Messungen die Probenahme und die analytische Bestimmung an einem Tag durchgeführt. Die Probenvorbereitung und Analyse erfolgten durch das Forschungszent- rum Karlsruhe am Institut für Technische Chemie, Bereich Wasser- und Geotechnologie. Jeweils 150 ml Probe wurden über einen 0,2 µm Membranfilter abfiltriert und anschließend bei 0,9 Torr unter dem ESEM untersucht. Die mittels der ESEM-Technik untersuchten Pro- ben zeigten keine kolloidalen Strukturen, die auf eine hohe Oberfläche und somit auf eine hohe Sorptionskapazität für Schadstoffe schließen lassen. So sind in Abbildung 6.19 ledig- lich die Oberflächenstrukturen der beiden verwendeten Membranfilter für die Grundwasser- proben der Messstellen E3/15 und E1/3 zu erkennen. Abbildung 6.19: Aufnahmen der ESEM-Untersuchungen aus der Tiefe von 13-14 m u. GOK: (links: Messstelle E1/3; rechts: Messstelle E3/15) Vereinzelt konnten, wie in Abbildung 6.20 dargestellt, in einigen Grundwasserproben (E5/21; E3/15) große Sand bzw. Tonkörner nachgewiesen werden, die allerdings aufgrund der ge- ringen Anzahl nicht entscheidend für einen Schadstofftransport im Grundwasser verantwort- lich sein können. Abbildung 6.20: Aufnahmen der ESEM-Untersuchungen der Messstelle E5/21 aus einer Tiefe von 24-25 m u. GOK (links und rechts: SiO2 Verbindungen) Bestimmung der Schadstoffkonzentration und -verteilung am Modellstandort 117 6.4.3 Schlussfolgerungen aus den Kolloiduntersuchungen Wie die Kolloiduntersuchungen gezeigt haben, liegen im Grundwasser nur verhältnismäßig wenige Kolloide vor. Mit etwa 5*108 Teilchen/Liter entspricht die Kolloidkonzentration in etwa dem eines Leitungswassers. Diese Kolloidkonzentration reicht nicht aus, um die hohen PAK- Konzentrationen im Grundwasser von einigen mg/l zu beschreiben. Einen möglichen Trans- port der hohen PAK-Frachten durch möglicherweise sehr große, diffuse Kolloide (suspen- dierte Partikel) konnte durch die ESEM-Untersuchungen ausgeschlossen werden. Da sowohl die LIBD als auch die ESEM-Messungen auf keine relevante Verfrachtung der Schadstoffe durch Kolloide hinweisen, müssen die im Grundwasser nachgewiesenen PAK in gelöster Form vorliegen. Dies steht im Einklang mit der abgeleiteten guten PAK- Verfügbarkeit und den am Standort beobachteten gering sorbierten PAK-Mengen auf dem Aquifermaterial. Insgesamt stellen die geringen sorbierten PAK-Mengen auf dem Aquiferma- terial und der mengenmäßig überwiegend im Wasser gelöste niedermolekulare PAK-Anteil eine sehr gute Randbedingung für mikrobiologische Abbauprozesse dar. Die gelösten Schadstoffkomponenten sind für mikrobiologische Prozesse gut zugänglich und können da- her schneller mikrobiologisch umgesetzt werden. Würden hingegen die PAK im Wasser pri- mär auf Kolloiden vorliegen, wäre der mikrobiologische Abbau erschwert. 118 7 Identifizierung der mikrobiologischen Aktivität am Mo- dellstandort Die Ergebnisse der Grundwasser- und Sedimentuntersuchungen (siehe Kapitel 6) haben gezeigt, dass die im Wasser entlang des Abstroms beobachtete Konzentrationsabnahme der niedermolekularen PAK nicht primär sorptionsbedingt ist. Der überwiegende PAK- Mengenanteil ist im Wasser gelöst und wird nicht durch Kolloide verfrachtet. Dieser Befund steht ebenfalls im Einklang mit den Ergebnissen der Verfügbarkeitsstudie aus Kapitel 5.9, mit der eine gute Verfügbarkeit der im Wasser gelösten PAK am Standort abgeleitet wurde. Die Konzentrationsabnahme der PAK im Grundwasser, bei gleichzeitig geringer Sorptionsten- denz der niedermolekularen PAK, muss somit auf einen mikrobiologischen Abbau zurückge- führt werden. Dass ein mikrobiologischer Abbau am Modellstandort tatsächlich vorliegt, konnte in Batchversuchen experimentell bestätigt werden [Schulze 2003]. Zudem weisen Veränderungen im CKW-Muster entlang des Abstroms (siehe Kapitel 6.2.2) auf eine mikro- biologische Aktivität hin. Um das Vorliegen einer mikrobiologischen Aktivität am Modellstandort zusätzlich zu unter- mauern, wurden zwei weitere, voneinander unabhängige Kenngrößen entlang der Haupt- schadstoffachse untersucht. Dazu wurde zum einen der im Sediment vorhandene Ei- sen(II)/(III)-Gehalt und zum anderen die im Aquifer vorherrschende Temperatur bestimmt. Mit Hilfe der spezifischen Eisenbestimmung können (siehe Abschnitt 7.1) Bereiche einge- grenzt werden, in denen eisenreduzierende Prozesse stattfinden. Treten derartige Prozesse im Aquifer auf, ist dies folglich ein zusätzlicher Nachweis für die Existenz mikrobiologischer Abbauprozesse am Modellstandort. Anders als bei den Eisenuntersuchungen sind hingegen die direkt im Aquifer durchgeführten Temperaturmessungen unbeeinflusst von jeglicher Pro- bennahme und von externen Störeinflüssen. Wie im Verlauf der Arbeit aufgezeigt werden soll, können diese ein geeignetes Instrument zur kostengünstigen In-Situ-Langzeit- überwachung von reaktiven mikrobiologischen Prozessen darstellen. 7.1 Bestimmung der Eisen(II)/(III)-Gehalte am Modellstandort 7.1.1 Hintergrund Die Ermittlung des Eisengehalts im Aquifer wurde für die Identifizierung zur mikrobiologi- schen Aktivität ausgewählt, da sich in Studien [Lovley 1991, Lovley & Phillips 1987, Lovley & Phillips 1986, Roden & Zachara 1996] gezeigt hat, dass die Eisen(III)-Spezies unter anaero- ben Bedingungen neben Nitrat, Mangan(IV), Sulfat und Kohlendioxid einen wichtigen termi- nalen Elektronenakzeptor beim oxidativen mikrobiologischen Abbau darstellen (siehe Tabelle 2.1). Sind Nitrat und Sauerstoff als Oxidationsmittel innerhalb der Schadstofffahne aufge- zehrt, werden Eisen(III)-Verbindungen aus dem Sediment aufgrund der gegenüber von Sul- fat und Kohlendioxid günstigeren Energieausbeute durch mikrobiologische Prozesse ver- stärkt zu Eisen(II) reduziert (Kapitel 2.3.4). Die gebildeten Eisen(II)-Ionen werden ins Grund- wasser freigesetzt und können dort wieder Oxidations-, Fällungs- und Adsorptionsprozessen unterliegen. Im abstromigen Verlauf zur Altlast führen derartige Prozesse zu einer Verschie- bung im Gehalt und in der Zusammensetzung der Eisenspezies im Aquifermaterial. Es bilden sich Bereiche im Aquifer aus, in denen es zu einer Veränderung der Eisen(II)-zu-Eisen(III) Verhältnisse im Feststoff kommt [Kennedy et al. 1998, Heron & Crouzet 1994 b]. So werden Identifizierung der mikrobiologischen Aktivität am Modellstandort 119 im Nahbereich zu den Schadensherden vermehrt Eisen(II)-Spezies angetroffen, im Zustrom und im weiteren Abstrom überwiegen hingegen die Eisen(III)-Spezies im Feststoff. Die eindeutige Identifizierung einer solchen Verschiebung im Eisenmuster ist jedoch nur mit Hilfe von Feststoffanalysen des Aquifermaterials möglich. Auf Grundwasseranalysen kann nicht zurückgegriffen werden, da Eisen(III) im Gegensatz zu Eisen(II) unter den gegebenen Bedingungen (pH ~ 7) im Grundwasser praktisch unlöslich ist und überwiegend als minerali- scher Bestandteil im Aquifer vorliegt. Auch im Hinblick auf die Abschätzung des am Standort vorhandenen Eisen(III)-Oxidationspotentials sind Feststoffanalysen unabdingbar. Speziell bei Abbauvorgängen, die auf der Reduktion von Eisen(III) beruhen, ist eine derartige Abschät- zung der Oxidationskapazität überaus wichtig. Zumal die Eisen(III)-Verbindungen als Oxida- tionsmittel nur im begrenzten Umfang im Aquifer vorhanden sind. Zwar stellen Eisen(III)- Verbindungen neben Sulfat, verglichen mit den geringen Mengen an Sauerstoff und Nitrat (typischerweise < 8mg/l O2 bzw. < 10 mg/l NO3-), einen bedeutsamen Elektronenakzeptoran- teil dar [Kennedy et al. 1998], jedoch führen die Reduktionsprozesse zwangsläufig zu einem Verbrauch der im Aquifer vorhandenen Eisen(III)-Mineralien. Bei der Beurteilung des mikro- biellen Abbaus durch Eisen(III)-Reduktion kommt daher zusätzlich zur Identifizierung der Eisen(III)/(II)-Reduktionszone der Ermittlung der im Aquifer vorhandenen Eisen(III)-Gehalte eine besondere Bedeutung zu. Aus diesem Grund ist die Bestimmung der in einem Aquifer vorliegenden Eisenspezies Gegenstand vieler Publikationen [Heron & Crouzet 1994 a; Heron & Crouzet 1994 b; Haese et al. 1997; Kennedy et al. 1998; Wallmann & Hennies 1993; Ken- nedy et al. 2001]. Naturgemäß spielen allerdings nur die Eisen(III)-Gehalte eine Rolle, die für mikrobiologische Abbauprozesse verfügbar sind. Der Ausdruck „bioverfügbares Eisen“ ist zwar begriffsmäßig definiert, der tatsächlich bioverfügbare Anteil kann aber naturwissen- schaftlich nur schwer quantifiziert werden. Eine Abschätzung des biologisch verfügbaren Eisens erfolgt daher vielfach aus gewonnen Sedimentproben mit verschieden milden nass- chemischen Aufschlussverfahren [Kennedy et al. 1998; Heron & Crouzet 1994 b]. Eisen liegt in Böden und Aquifern aufgrund seiner Elektronenkonfiguration (sechs d- Elektronen in der M- und zwei s- Elektronen in der N-Schale) überwiegend in der zwei- oder dreiwertiger Oxidationsstufe vor. Die dabei häufigsten oxidischen und sulfidischen Eisenmi- neralien, die nach Heron & Crouzet [1994 b] in aeroben und anaeroben Aquifern angetroffen werden, sind in Tabelle 7.1 zusammengefasst. Tabelle 7.1: Häufig anzutreffende Eisenspezies in aeroben und anaeroben Aquifern Eisenminerale Bezeichnung Chemische Formel Fe(III) Eisen(III)-hydroxid Fe(OH)3 Goethit α-FeO(OH) Lepidokrokit („Rost“) γ-FeO(OH) Hämatit α-Fe2O3 Fe(II) Siderit FeCO3 Magnetkies FeS Pyrit FeS2 Fe(II)/Fe(III) Magnetit Fe3O4 120 Das in Form von Eisen(III)-hydroxid (wasserreiches Hydroxid der Formel Fe2O3 ⋅x H2O) ge- bundene Eisen tritt insbesondere in Aquiferbereichen auf, wenn z.B. reduziertes Eisen(II)- haltiges Wasser in Kontakt mit sauerstoffhaltigem Grundwasser kommt. Die gelösten Ei- sen(II)-Ionen werden oxidiert und fallen als Eisen(III)-hydroxide im Wasser aus und führen unter anderem zu den typischen Verockerungserscheinungen in Brunnen. Unterliegt das Eisen(III)-hydroxid einer Dehydrierung, bildet sich Goethit aus, das sich auch in der Natur als „Nadeleisenerz“ (dunkelbraune Nadeln) findet [Hollemann 1985]. Eine im Vergleich zum Goethit unbeständigere Modifikation des Metahydrids FeO(OH) stellt der Lepidokrokit dar, eine Eisen(III)-Verbindung, die auch gemeinhin als „Rost“ bezeichnet wird. All diesen o.g. Eisen(III)-Verbindungen ist gemeinsam, dass sie durch Zugabe von (verdünn- ten) Säuren gut und vergleichsweise schnell in Lösung gebracht werden können. Nahezu unlöslich in Säuren ist hingegen Hämatit, der z.B. durch weitere Wasserabspaltung aus Goethit (Temperatur von 220°C) entsteht [Hollemann 1985]. Dennoch werden in verschiede- nen Publikationen Säureaufschlüsse angewendet, um den als Hämatit vorliegenden Ei- sen(III)-Anteil in Sedimenten zu ermitteln [Heron & Crouzet 1994 b; Kennedy et al. 1999; Haese et al. 1997]. Teilweise werden hierbei Wiederfindungsraten von deutlich über 70 % erhalten. Dieser Befund einer guten Säurelöslichkeit des Hämatits steht im deutlichen Wider- spruch zu gängigen Lehrbüchern in der Chemie [Hollemann 1985; Schmidkonz 2002; Jander 1989, Lux & Fichtner 1992]. Zur quantitativen Bestimmung des Eisen(III)-oxids werden in chemischen Lehrbüchern Verfahren angewendet, die z.B. auf einem sauren Schmelzauf- schluss mit Kaliumhydrogensulfat basieren. Die Umsetzung entspricht folgender Bruttoglei- chung: Fe2O3 + 6 KHSO4 → Fe2(SO4)3 + 3 K2SO4 + 3 H2O↑ Sehr wahrscheinlich ist die in den verschiedenen Publikationen festgestellte Säurelöslichkeit von Eisen(III)-oxid auf die Verwendung von künstlich hergestellten Eisen(III)-Verbindungen zurückzuführen, da die Eigenschaften des Eisen(III)-oxids stark von dessen Vorbehandlung abhängen. Zum Beispiel löst sich künstlich hergestelltes, sehr schwach erhitztes Eisen(III)- oxid langsam in Säuren, wogegen geglühtes Eisen(III)-oxid auch in heißen konzentrierten Säuren unlöslich ist [Hollemann 1985]. Natürliches Eisen(III)-oxid (Hämatit) unterliegt jedoch über geologische Zeiträume einer Diagenese und ist mit künstlich hergestellten Eisen(III)- oxiden nicht vergleichbar. Insofern sollte zur Bestimmung der Wiederfindungsrate von Ei- sen(III) aus Hämatit bei nasschemischen Extraktionsverfahren nicht auf industriell hergestell- te Eisen(III)-oxide zurückgegriffen werden. Ebenfalls fast unlöslich in Säuren ist Magnetit (Fe3O4), ein sehr stark ferromagnetisches Ei- sen(II/III)-oxid mit Spinellstruktur. Es stellt die stabilste Oxidform des Eisens dar und wird wegen seiner großen Beständigkeit gegenüber Säuren, Laugen und Chlor [Hollemann 1985] unter anderem zur Herstellung von Elektroden für die Chloralkali-Elektrolyse verwendet. Die geringe Löslichkeit spiegelt sich auch in den von Kennedy et al. [1998] durchgeführten Ver- suchen wider. So ließen sich auch nach 48 h unter Anwendung einer heißen 12 n HCL- Lösung nur etwa 1 % an Eisen aus dem Magnetit extrahieren. Die in der Literatur ebenfalls für Magnet beschriebenen guten Eisen-Extraktionsausbeuten mit Säureaufschlüssen [Heron & Crouzet 1994 b] sind vor diesem Hintergrund allerdings wenig plausibel. Hinsichtlich der in Tabelle 7.1 aufgelisteten Eisen(III)-Verbindungen sind die Eisen(II)- spezies Siderit und Magnetkies mit Säureaufschlüssen gut zugänglich und können schon mit Identifizierung der mikrobiologischen Aktivität am Modellstandort 121 verdünnten, schwachen Säuren leicht in Lösung gebracht werden. Zum Beispiel ist Siderit schon in kohlendioxidhaltigem Wasser unter Bildung von Eisen(II)-Hydrogencarbonat löslich: FeCO3 + H2O + CO2 →Fe(HCO3)2 Neben dem Mineral Magnetkies tritt Eisensulfid sehr häufig aufgrund von Fällungsreaktionen von gelösten Eisen(II)-Ionen mit Sulfid (aus Sulfatreduktion) in anaeroben Aquifern auf. So konnten unter anderem Kennedy et al. [1998; 1999] und Heron & Crouzet [1994 b] in Aqui- fern mit einem hohen organischen Schadstoffanteil einen erhöhten Eisensulfidanteil nach- weisen. Visuell äußert sich dieser erhöhte Eisensulfidanteil in anaeroben Zonen durch die schwarze Verfärbung des Aquifermaterials, wobei das frisch gebildete Eisensulfid im feuch- ten Zustand an Luft nicht beständig ist und unter Aufhellung der Färbung zu Eisen(III)- Hydroxid und Schwefel oxidiert [Hollemann 1984]. Beim Pyrit erfolgt die Mineralbildung magmatisch-hydrothermal, metamorph oder sedimen- tär. Im anoxischen Milieu entsteht Pyrit unter der Beteiligung von Bakterien, die gelöste Sul- fationen zu Sulfid reduzieren. Das Sulfid reagiert wiederum mit Eisen(II) zu metastabilem Eisen-Monosulfid, welches in einem langsamen diagenetischen Prozess zu Pyrit umgeformt wird [Kennedy et al. 1998; Hakanson & Jansson 1993]. Gegenüber den beiden Eisen(II)- Verbindungen Siderit und Magnetkies weist Pyrit eine wesentlich höhere Säurebeständigkeit auf und geht z.B. mit konzentrierter Salzsäure [Rösler 1980; Schröcke & Weiner 1981] nicht in Lösung. Unter oxidativen Randbedingungen ist Pyrit hingegen nicht stabil. Auf diese Wei- se ist es möglich, mit einer H2O2-Lösung oder mit oxidativ wirksamer Salpetersäure natürlich gebildetes Pyrit aufzuschließen und in Lösung zu bringen. Hierbei wird das im Pyrit enthalte- ne Sulfid und Eisen(II) entsprechend FeS2 + H2O + 3,5 O2 →Fe2+ + 2 SO42- + 2 H+ Fe2+ + H+ + 0,25 O2 →Fe3+ + 0,5 H2O zu Sulfat und Eisen(III) aufoxidiert. Bei dieser Reaktion nimmt die Acidität der Lösung insge- samt zu. Der Effekt der pH-Wert Erniedrigung konnte im Rahmen von Vorversuchen eben- falls festgestellt werden, als Pyrit mit einer pH-neutralen Wasserstoffperoxidlösung versetzt wurde. 7.1.2 Konzeption eines Extraktionsschemas zur Bestimmung der Eisen- gehalte im Aquifer Liegen eisenreduzierende Prozesse am Standort vor, müsste sich dies entsprechend Ab- schnitt 7.1.1 in einer Verschiebung im Gehalt und in der Zusammensetzung der Eisenspe- zies entlang des Abstroms äußern. In diesem Zusammenhang kommt der Kapazität an Ei- sen(III) als auch der Eisenverfügbarkeit eine zentrale Rolle zu (siehe Abschnitt 7.1.1). Vor dem Hintergrund, dass speziell bei NA-Fragestellungen für die räumliche Auskartierung ei- senreduzierender Bereiche und für die Abschätzung der Eisen(III)-Oxidationskapazität sowie der Eisenverfügbarkeit geeignete Erkundungs- bzw. Beurteilungsmethoden fehlen, wurde ein nasschemisches Extraktionsverfahren entwickelt. Aufbauend auf dem unterschiedlichen Lö- sungsverhalten der Eisenspezies gegenüber Säuren, waren hierzu verschiedene Säureauf- schlüsse geplant, die zu einem Extraktionsschema zusammengestellt und auf ausgewählte Feststoffproben aus der Fahnenachse angewendet werden sollten. Der Aufbau des Extrakti- onsschemas ist in Abbildung 7.1 dargestellt, wobei für die Konzeption und Ausarbeitung des 122 Schemas die typischerweise im Aquifer vorhandenen Eisenverbindungen aus Tabelle 7.1 berücksichtigt wurden. Abbildung 7.1: Extraktionsschema zur Eisenbestimmung Insgesamt beinhaltet das Extraktionsschema vier verschiedene Säureaufschlüsse, die unab- hängig voneinander auf das zu untersuchende Feststoffmaterial vom Modellstandort ange- wendet wurden. Als schwacher Säureaufschluss wurde eine 0,1 m H2SO4 Lösung verwen- det, mit dem die leicht löslichen Eisenanteile im Aquifer, wie z.B. frisch gebildetes Eisen(III)- Eisenspezies im Aquifer 1). Säurelösliche Fe-Spezies: Fe(II)-Spezies z.B. FeS; FeS2; FeCO3 Fe(III)-Spezies z.B. FeOOH, Fe(OH)3; (Fe2O3) 2). Gering säurelösliche Fe-Spezies: z.B. Fe3O4 , Fe2O3 ca.100g Sediment (gemahlen) 24h HNO3/H2O2 bei RT 24h 0,1m H2SO4 bei RT,N2 24h 1m H2SO4 bei RT, N2 24h 32%ige HCl bei RT Lösung von FeS, FeCO3, FeOOH und Fe(OH)3 Anwendung von Aufschlussverfahren (Schmelzaufschluss) Lösung von Fe2O3 > HNO3/H2O2 FeS, FeCO3, FeOOH, Fe(OH)3 biologisch leicht verfügbares Eisen (in Lösung als Fe2+,Fe3+) hydrochemisch verfügbares Eisen (langer Zeitraum) (in Lösung als Fe2+,Fe3+) Gesamteisen, säurelöslich ohne FeS2 (in Lösung als Fe2+,Fe3+) Photometrische: Fe2+ ICP: Fe-Gesamt Fe3+ =[ Fe-Gesamt] - [Fe2+] Lösung von wenig Fe2O3, FeS, FeCO3, FeOOH und Fe(OH)3 Lösung von Fe2O3 < HCl, FeCO3, FeOOH, FeS, Fe(OH)3 und FeS2 Gesamteisen, säurelöslich inklusive FeS2 (in Lösung als Fe3+) unlöslicher Rest Identifizierung der mikrobiologischen Aktivität am Modellstandort 123 Hydroxid, Eisensulfid und Eisencarbonat erfasst werden sollten. Dieser Anteil wurde als leicht verfügbares Eisen definiert, der biologisch gut zugänglich ist. Auf die Verwendung ei- ner 0,5 m HCl-Lösung zur Abschätzung des bioverfügbaren Eisens [Kennedy et al. 1998] wurde nicht zurückgegriffen, da diese zu Minderbefunden bei der photometrischen Eisen(II)- Bestimmung nach DIN 38406-E1 führte. Dieser Befund zeigte sich insbesondere bei durch- geführten Vorversuchen mit Sedimentproben vom Standort, da sich trotz Gegenwart von Eisen(II)-Verbindungen und Zugabe von 1,10-Phenanthrolin kein orangeroter Farbkomplex ausbildete. Der über einen längeren Zeitraum in das Grundwasser freigesetzte Eisenanteil sollte durch den 1 m H2SO4-Aufschluss widergespiegelt werden. Er stellt das hydrochemisch verfügbare Eisen dar und ist eine Art „Best Case Scenario“ von potentiell für Mikroorganismen zugängli- chem Eisen. Die beiden Aufschlüsse mit 32%iger HCl und HNO3/H2O2 (Volumenverhältnis: 3:1) dienen schließlich dazu, den zusätzlich zu den H2SO4-Aufschlüssen, säurelöslichen aber mikrobiologisch unzugänglichen Eisengehalt im Sediment zu bestimmen. Aufgrund der oxidierenden Wirkung der Mischung aus HNO3/H2O2 wird bei diesem Säureaufschluss ge- genüber dem HCl-Aufschluss zusätzlich Pyrit miterfasst. Auf die Verwendung mit 32%iger HCl wurde zurückgegriffen, da in der Literatur vielfach konzentrierte Salzsäure zur Erfassung des im Aquifer vorliegenden Eisengehaltes vorgeschlagen wird [Heron & Crouzet 1994 b]. Die Bestimmung der Eisen(II)- und Eisen(III)-Gehalte, wie sie nach den Schwefelsäureauf- schlüssen durchgeführt werden kann, ist bei der Anwendung der Aufschlüsse mit 32%iger HCl der HNO3/H2O2 nicht möglich. Zum einen werden bei der Verwendung der HNO3/H2O2 Aufschlüsse alle ursprünglich vorliegenden Eisen(II)-Ionen zu Eisen(III) aufoxidiert. Zum anderen kommt es bei der 32%igen HCl zu einer Störung bei der photometrischen Eisen(II)- Bestimmung. Eventuell ist diese Störung auf die hohen Chloridkonzentrationen zurückzufüh- ren, die die Ausbildung von Chlorokomplexen mit den gelösten Eisenionen begünstigen. Auch nach den stärksten Aufschlüssen (32%ige HCl und HNO3/H2O2) verbleibt ein noch un- aufgeschlossener Restanteil an Eisen im Aquifermaterial (z.B. Eisensilicate und Eisenmine- rale wie z.B. Hämatit). Für die Bestimmung des tatsächlich im Sediment vorliegenden Ge- samteisengehaltes müsste daher dieser unlösliche Rest, wie in Abbildung 7.1 dargestellt ist, aufgeschlossen werden. Im Hinblick auf eine Identifizierung mikrobiologischer Prozesse so- wie zur Beurteilung des mikrobiologisch zugänglichen Oxidationspotentials an Eisen(III)- Verbindungen am Modellstandort, wurde ein derartiger Verfahrensschritt allerdings nicht durchgeführt, da dieser gebundene Eisenanteil nach derzeitigem Kenntnisstand für mikrobio- logische Prozesse unzugänglich sein sollte. Basierend auf dem schematisch dargestellten Extraktionsansatz (siehe Abbildung 7.1), wur- den Vorversuche mit verschiedenen Eisenverbindungen durchgeführt. Hierbei sollten die postulierten Unterschiede in den Extraktionsausbeuten bei den Säureaufschlüssen überprüft und die Wiederfindungsraten ermittelt werden. Eingesetzt wurden leichtlösliche Eisen(II)- und Eisen(III)-Verbindungen in Form von Eisen(II)-Sulfid und Eisen(III)-Nitrat sowie die natürli- chen Eisenminerale Pyrit und Hämatit. Auf die Verwendung von Eisenmineralien wurde zu- rückgegriffen, da im Rahmen der Überprüfung auch der Einfluss der Diagenese auf das Lö- sungsverhalten des im Aquifer vorkommenden Hämatits und Pyrits untersucht werden sollte. Die detaillierte Vorgehensweise zur Überprüfung der Säureaufschlüsse ist in Abbildung 7.2 zusammengestellt. 124 Insgesamt wurden für jeden Säureaufschluss 3-fach Ansätze hergestellt. Nach Einwaage der Eisenverbindungen und entsprechender Säurezugabe wurde das Gemisch mit einem Magnetrührer 24 h gerührt. Sowohl der 0,1 m H2SO4 als auch der 1 m H2SO4 Säureauf- schluss erfolgte unter Schutzgas (N2) bei Raumtemperatur. Zwar sind die Eisen(II)-Ionen im sauren Bereich weniger stark reduzierend [Jander & Blasius 1989], jedoch sollten mögliche Oxidationsreaktionen während der Durchführung der Säureaufschlüsse, die zu Minderbefun- den an Eisen(II) führen könnten, durch eine Stickstoffatmosphäre ausgeschlossen werden. Für die Säureaufschlüsse mit HNO3/H2O2 und 32%iger HCl wurde hingegen kein Schutzgas verwendet, da in beiden Fällen nur der Gesamteisengehalt mittels ICP-OES (Optima 2000 DV mit AS-90 von Perkin Elmer) unspezifisch bestimmt wurde. Im Gegensatz dazu erfolgte für die beiden H2SO4-Aufschlüsse eine Quantifizierung der Eisen(II)- und Eisen(III)- Gehalte. Die Eisen(II)-Gehalte wurden entsprechend DIN 38406-E1 bei 514 nm photomet- risch (Lambda 14 Spectrometer von Perkin Elmer) bestimmt, die der Eisen(III)-Gehalte aus Differenzbildung der ICP-OES Messwerte (Summe aus Eisen(II) und Eisen(III)) und der pho- tometrisch ermittelten Eisen(II)-Gehalte. Wie sich während der Versuchsdurchführung zeigte, konnte Hämatit mit allen Säureauf- schlüssen innerhalb von 24 h nicht in Lösung gebracht werden. Pyrit konnte nur oxidativ mit Abbildung 7.2: Vorgehensweise zur Überprüfung der verschiedenen Säureaufschlussverfahren Mischung aus: FeS (Fa. Fluka), FeS2 (Pyrit-Mineral) Fe(NO3)3 (Fa. Fluka), Fe2O3 (Hämatit- Mineral) 1. Versuch 0,1m H2SO4 3. Versuch HNO3/H2O2 2. Versuch 1m H2SO4 Unter Schutzgas N2 24h rühren bei RT 3-fach Ansätze In Lösung FeS, Fe(NO3)3 In Lösung FeS, Fe(NO3)3 (Fe2O3 > Versuch 3) In Lösung FeS, FeS2, Fe(NO3)3 (Fe2O3) Photometrisch (DIN 38406): Fe2+ ICP: Gesamteisen (Fe2+ u. Fe3+) Fe3+ = Fe-Gesamt - Fe2+ ICP-OES Messung (238,204 nm): Gesamteisen (Fe3+ u. Fe2+) 4. Versuch 32% ige HCl Ohne Schutzgas N2 24h rühren bei RT In Lösung FeS, Fe(NO3)3, (Fe2O3) Identifizierung der mikrobiologischen Aktivität am Modellstandort 125 HNO3/H2O2 gelöst werden und war gegenüber den anderen beiden Säuren (32%ige HCl und H2SO4) beständig. Eisen(II)-Sulfid und Eisen(III)-Nitrat lösten sich in allen Säuren rückstandslos auf. Das beobachtete Lösungsverhalten der unterschiedlichen Eisenverbin- dungen entspricht somit den in Abbildung 7.2 getroffenen Annahmen und wurde durch die Messergebnisse der analytischen Untersuchungen bestätigt. Diese sind zusammen mit den Einwaagen und den für die jeweiligen Säureaufschlüsse als lösbar angenommenen Eisen- mengen (= postulierte Eisenmenge) in Tabelle 7.2 aufgeführt. Tabelle 7.2: Ergebnisse der Überprüfung der verschiedenen Säureaufschlussverfahren Einwaage Fe(II) (Summe) [mg] Fe(II)-Menge postuliert (gelöst) [mg] Messergebnis Fe(II) [mg] Einwaage Fe(III) (Summe) [mg] Fe(III)-Menge postuliert (gelöst) [mg] Messergebnis Fe(III) [mg] 0,1 m H2SO4 14,8 ± 1,5 7,2 ± 0,6 8,9 ± 0,7 19,4 ± 0,6 2,8 ± 0,1 3,0 ± 1,1 *1) 1 m H2SO4 16,4 ± 2,2 7,0 ± 0,5 7,0 ± 0,8 19,6 ± 1,0 3,0 ± 0,3 4,1 ± 1,2 *1) HNO3/H2O2 16,0 ± 1,0 -------- -------- 21,0 ± 6,2 18,8 ± 1,1 *2) 16,4 ± 1,7 *2) 32%ige HCl 16,4 ± 1,5 -------- -------- 21,6 ± 2,6 9,3 ± 0,1 *2) 10,0 ± 0,2 *2) *1) nach Fehlerfortpflanzung folgt für σ2Fe(III) = σ2Fe(II+III)+ σ2Fe(II); *2) entspricht Fe(II+III) Für die beiden H2SO4-Aufschlüsse stimmen die ermittelten Eisengehalte mit den postulierten Eisengehalten gut überein. Dieser Befund resultiert daraus, dass von den eingesetzten Ei- senverbindungen nur Eisen(II)-Sulfid und Eisen(III)-Nitrat gelöst wurden. Eine weitgehende Übereinstimmung zwischen den vorausgesagten und analytisch ermittelten Eisenmengen gilt auch bei den Aufschlüssen mit HNO3/H2O2 und 32%iger HCl. Der gegenüber dem Auf- schluss mit 32%iger HCl höhere Gesamteisengehalt bei HNO3/H2O2 ist hierbei auf den zu- sätzlich vollständigen Aufschluss des Pyritminerals zurückzuführen. Zur Ermittlung der einzelnen Wiederfindungsraten dürfen jedoch aufgrund der Selektivität der Säureaufschlüsse nur die Eisenverbindungen berücksichtigt werden, die auch durch die ver- schiedenen Säureaufschlüsse in Lösung gebracht werden. Als richtiger Wert ist daher nicht die Einwaage, sondern die aus dem unterschiedlichen Lösungsverhalten der Eisenverbin- dungen hergeleitete postulierte Eisenmenge aus Tabelle 7.2 zugrunde zu legen. Die vor die- sem Hintergrund ermittelten Wiederfindungsraten der eingesetzten Eisenverbindungen sind in Abbildung 7.3 dargestellt. Beim Vergleich der Wiederfindungsraten wird ersichtlich, dass die Wiederfindung mit Ausnahme vom HNO3/H2O2-Aufschluss, zwischen 100 – 140 % liegen. Für die Beurteilung des Extraktionsansatzes (siehe Abbildung 7.2) ist dieser Überbefund angesichts der variierenden Zusammensetzung von natürlichen Mineralien dennoch akzep- tabel. Zumal der Überbefund wahrscheinlich eine Folge der eingesetzten Mineralien Pyrit und Hämatit ist. So ist ein Freisetzen von leichtlöslichen, in die Minerale eingebundenen Ei- senverbindungen, nicht auszuschließen. Insgesamt entspricht das beobachte Lösungsver- halten der eingesetzten Eisenverbindungen den ursprünglich getroffenen Annahmen des ausgearbeiteten Extraktionsschemas. Mit Anwendung der verschiedenen Extraktionsverfah- ren sollten daher Unterschiede in der Eisenverfügbarkeit aufgezeigt werden können und zugleich in erster Näherung Abschätzungen zum Oxidationspotential möglich sein. 126 Abbildung 7.3: Wiederfindungsraten für die eingesetzten Eisenverbindungen 7.1.3 Probengewinnung und Probenvorbereitung für die Eisenuntersu- chung am Modellstandort Zur Untersuchung der Eisen(II)/(III)-Gehalte wurden während der Errichtung der Tiefenmess- stellen E0/T28 (Oberstrom), T26, E3/T15, E5/T21, E6/T22 und E7/T27 (siehe Lageplan Abbildung 3.1) aus unterschiedlichen Tiefen Sedimentproben aus dem Schappenmaterial der Bohrungen entnommen. Die während der Bohrung in 1 L Kunststoffflaschen abgefüllten, nassen Sedimentproben wurden schließlich bis zur Analyse bei 8°C in einem Kühlraum ge- lagert. Im Gegensatz zu den Messstellen E0/T28, E6/T22 und E7/T27 wies das Aquifermate- rial der Messstellen T26, E3/T15, und E5/T21 aus dem Tiefenbereich zwischen 13-14 m u. GOK eine Schwarzfärbung mit einem deutlich wahrnehmbaren faulig-schwefligen Geruch auf. Schon allein dieser Befund deutet auf mikrobiologische Prozesse sowie auf sulfidische Verbindungen (Schwarzfärbung durch Eisen bzw. Mangansulfide) hin. Da die Proben aus den anderen Tiefenbereichen keine solchen visuellen Verfärbungen zeigten, erfolgte die de- taillierte Bestimmung der Eisenverbindungen im Aquifermaterial nur für den Tiefenbereich zwischen 13-14 m u. GOK. Für die Analyse einer Sedimentprobe wurde im ersten Aufarbeitungsschritt das in der Kunst- stoffflasche befindliche Restwasser abdekandiert. Anschließend erfolgte die Entnahme einer Teilprobe (ca. 1000 g) aus dem Zentrum des Kunststoffbehälters. Wie sich im Fall der Sedi- mentproben von T26, E3/T15, und E5/T21 zeigte, wiesen die Sedimentproben nach der La- gerung noch die gleichen charakteristischen Merkmale einer Schwarzfärbung und eines fau- ligen Geruchs auf, die auch direkt bei der Probengewinnung festgestellt werden konnten. Die entnommene Teilprobe wurde gefriergetrocknet und anschließend auf eine Korngröße < 3 mm vorgesiebt. Der dabei angefallene Siebrückstand wurde in einen Aluminiumstandzy- linder überführt und mit einem Aluminiumstempel manuell zerkleinert. Das so zerkleinerte Material wurde erneut gesiebt (< 3 mm) und der bereits vorgesiebten Probe zugeführt. Nach 124 100 107 139 87 107 0 20 40 60 80 100 120 140 160 0,1mol H2SO4 (pH < 2) 1mol H2SO4 HNO3/H2O2 32% ige HCL W ie de rf in du ng [ % ] Wiederfindung Fe(II) Wiederfindung Fe(III) Wiederfindung Gesamteisen Identifizierung der mikrobiologischen Aktivität am Modellstandort 127 der Homogenisierung beider Probenanteile wurde für die weitere Zerkleinerung das Fest- stoffmaterial in einer Kugelmühle mit einem Achatbecher und entsprechenden Achatkugeln auf eine Fein-Mittelkornfraktion aufgemahlen. In Abbildung 7.4 sind die unterschiedlichen Probenzerkleinerungsschritte zusammengefasst dargestellt. 7.1.4 Eisen(II)/(III) Bestimmung Die aus dem Probenvorbereitungsschritt gewonnen trockenen, homogenisierten Feststoff- proben wurden für die unterschiedlichen Extraktionsaufschlüsse in Erlenmeyerkolben einge- wogen und mit den entsprechenden Säuren versetzt. Die Durchführung der H2SO4- Aufschlüsse erfolgte hierbei, wie bei den Vorversuchen, unter Luftausschluss. In Tabelle 7.3 sind die eingesetzten Probenmengen sowie die jeweiligen Säurevolumina aufgeführt. Tabelle 7.3: Säurevolumina und Probenmengen 0,1 molare H2SO4 1 molare H2SO4 HNO3/H2O2 (3:1) 32% HCl Probenmenge 5 g 5 g 5 g 5 g Säurevolumina 100 ml 50 ml 50 ml 25 ml Bedingt durch die hohe Pufferkapazität der im Sediment enthaltenen Carbonate (z.B. Calci- umcarbonat) mussten die Säurevolumina für jeden Extraktionsversuch individuell gewählt werden. Hierdurch konnte sichergestellt werden, dass während des Aufschlusses immer ein pH-Wert von < 2 in der Lösung vorlag. Auch bei der anschließenden Feststoffabtrennung (ohne Schutzgas) konnten durch den niedrigen pH-Wert daher Fällungsreaktionen durch die Bildung von Fe(OH)3 aus Eisen(II) weitgehend ausgeschlossen werden. In der gängigen Literatur zur Eisen(II)/(III)-Bestimmung für Sedimentproben wird der Effekt des H+-Ionen-Verbrauchs allerdings nicht berücksichtigt. Im Allgemeinen wird mit festen Säu- revolumina gearbeitet und der pH-Wert nach erfolgter Extraktion nicht überprüft [Heron & Crouzet 1994 b; Kennedy et al. 1999; Haese et al. 1997]. Somit können pH-Wert Verschie- bungen nicht erkannt und eventuelle Fällungsreaktionen nicht ausgeschlossen werden. Inso- Abbildung 7.4: Probenzerkleinerung (von links: Ausgangs- material, manuelle Zerkleinerung, Mahlung mit Kugelmühle) 128 fern ist es fraglich, ob die in der Literatur angewendeten Aufschlussmethoden auch bei car- bonathaltigen Aquifermaterialien zu reproduzierbaren und aussagekräftigen Ergebnissen führen. In Abbildung 7.5 sind die Gesamteisengehalte der analysierten Sedimentproben für die un- terschiedlich starken Säureaufschlüsse dargestellt. Mit Ausnahme der Sedimentprobe E6/22 konnten, wie erwartet, die höchsten Extraktionsausbeuten mit dem HNO3/H2O2 und dem 32%igen HCl Säureaufschluß erzielt werden. Ein gegenüber den anderen Messstellen deut- lich erhöhter Gesamteisenanteil (6000 mg/kg) liegt im Sediment der Messstelle T26 vor. Be- rücksichtigt man die Lage der Messstelle (direkt im Abstrom zur Schadensquelle) sowie die damit verbundenen Randbedingungen (anaerobe Verhältnisse, hohe Sulfid- und Eisen(II)- Konzentrationen im Grundwasser [Schulze 2003]) könnten die erhöhten Eisengehalte, vor dem Hintergrund mikrobiologischer Sulfat- und Eisen(III)-reduzierender Prozesse, Grund einer verstärkten Eisensulfidfällung sein, die gleichzeitig die intensive Schwarzfärbung des Sedimentes erklären könnte. Gestützt wird dies zudem durch den deutlich wahrnehmbaren Geruch an Schwefelwasserstoff, der nach Zugabe der unterschiedlichen Säuren festgestellt werden konnte (FeS + 2H+ → Fe2+ + H2S↑). Ebenfalls lässt sich aus den erzielten Extraktionsausbeuten der beiden stärksten Säureauf- schlüsse ableiten, dass Pyritablagerungen am Modellstandort nur eine unterordnete Rolle spielen. Denn entsprechend Abschnitt 7.1.1 müssten bei Vorliegen nennenswerter Pyritge- halte die Gesamteisengehalte der HNO3/H2O2-Aufschlüsse höher sein als die der HCl- Aufschlüsse, da Pyrit nur oxidativ in Lösung gebracht werden kann. Diese Vorraussetzung trifft allerdings lediglich für die Sedimentprobe von T26 zu. Auffällig ist der für die Messstelle E6/T22 analysierte hohe Gesamteisengehalt mit dem 1 m H2SO4-Aufschluss. Berücksichtigt man jedoch die Verhältnisse in den Extraktionsausbeuten Abbildung 7.5: Eisengehalte des Aquifermaterials (Fe2+ und Fe3+) im Zustrom und im Abstrom zur Schadensquelle (Messstellen T26 bis E7/T27) 0 1000 2000 3000 4000 5000 6000 7000 Zustrom T26 (13m) E3/T15 (40m) E5/T21 (170m) E6T/22 (260m) E7/T27 (440m) Ei se ng eh al t [ m g/ kg ] 0,1m H2SO4 Fe-Gesamt 1m H2SO4 Fe-Gesamt HNO3/H2O2 Fe-Gesamt 32% ige HCl Fe-Gesamt Identifizierung der mikrobiologischen Aktivität am Modellstandort 129 z.B. zwischen 0,1 m H2SO4 und 32%iger HCl oder zwischen 32%iger HCl und HNO3/H2O2 ist der ermittelte Eisengehalt aus dem 1 m H2SO4-Aufschluss nicht plausibel und stellt einen Überbefund an Gesamteisen dar. Die im Rahmen der Arbeit als biologisch gut (0,1 m H2SO4) bzw. potentiell zugänglich (1 m H2SO4) für Mikroorganismen definierten Eisen(III)-Gehalte sind in Abbildung 7.6 abgebildet. Im Gegensatz zum Gesamteisen zeigt sich bei beiden Säureaufschlüssen eine deutliche Veränderung der Eisen(III)-Gehalte entlang der Abstromrichtung. Im herdnahen Bereich (T26) liegt deutlich weniger Eisen(III) vor als im Zu- und weiteren Abstrom. So konnten an der Messstelle T26 nur 130 mg/kg leicht extrahierbares Eisen(III) (0,1 m H2SO4) ermittelt werden. Da dieser geringe Eisen(III)-Gehalt auch durch den 1 m H2SO4-Aufschluss unter- mauert wird, deuten die geringen Eisen(III)-Gehalte verstärkt auf Eisen(III)-reduzierende Be- reiche im Nahbereich der Altablagerung hin. Im weiteren Abstrom steigt die Konzentration an Eisen(III) sowohl beim 0,1 m H2SO4- wie auch beim 1 m H2SO4-Aufschluss wieder an und erreicht an den Messstellen E6/T22 und E7/T27 Gehalte, die über dem des Zustroms (Hin- tergrundgehalt) liegen. Dieser Befund der Zunahme an Eisen(III)-Gehalten kann auf eine Reoxidation von gelöstem Eisen(II) zurückgeführt werden. Ursprünglich im Schadensherd oder in der eisenreduzierenden Zone vorliegendes Eisen(III), das durch mikrobiologische Prozesse zu Eisen(II) reduziert wurde, verlagert sich mit dem Grundwasser in den weiter abstromigen Aquiferbereich. In diesem fällt das gelöste Fe(II) aufgrund des dort herrschen- den höheren Redoxpotentials (Zutritt von z.B. sauerstoffhaltigem Grundwasser) wieder als Eisen(III) aus. Die frischen Ausfällungen sind Eisen(III)-Verbindungen, die typischerweise als wasserreiches Hydroxid der Formel Fe2O3 ⋅ x H2O vorliegen, und somit auch gut mit schwa- chen Säuren in Lösung gebracht werden können. Im Ganzen unterscheiden sich die mit den beiden Schwefelsäureaufschlüssen erzielten Ex- traktionsausbeuten nur um den Faktor 2 – 3 voneinander, wodurch das als biologisch gut Abbildung 7.6: Eisen(III)-Gehalte aus 0,1 m und 1 m H2SO4-Aufschlüssen 0 500 1000 1500 2000 2500 Zustrom T26 (13m) E3/T15 (40m) E5/T21 (170m) E6T/22 (260m) E7/T27 (440m) Ei se ng eh al t [ m g/ kg ] 0,1m H2SO4 Fe(III)-Spezies 1m H2SO4 Fe(III)-Spezies 130 zugänglich definierte Eisen(III) in der gleichen Größenordnung wie das im Rahmen der Ar- beit als hydrochemisch verfügbar definierte Eisen(III) am Standort liegt. Dies lässt vermuten, dass die mit Säure aufgeschlossene Eisen(III)-Anteile vorwiegend aus gut säurelöslichen Eisen(III)-Verbindungen, wie z.B. Fe(OOH), bestehen. Anders als bei den Eisen(III)-Bestimmungen ergeben sich die höchsten Gehalte bei den Ei- sen(II)-Messungen (siehe Abbildung 7.7) im herdnahen Abstrom. Ein Befund der die bereits postulierte Annahme einer verstärkten Bildung von Eisensulfid im Bereich der Messstelle T26 untermauert. Gleichzeitig ist mit zunehmender Entfernung zum Schadensherd bis zur Messstelle E6/T22 eine Abnahme im Eisen(II) Gehalt sowohl beim 0,1 m wie auch beim 1 m H2SO4-Aufschluss festzustellen. Der hohe Gehalt an Eisen(II) in den Sedimentproben der Messstelle E6/T22 kann hingegen nicht auf ein verstärktes Auftreten von Eisen(II)-Sulfid zu- rückgeführt werden, da 1. in diesem Bereich kein Sulfid mehr im Grundwasser nachweisbar [Schulze 2003] ist. 2. das Sedimentmaterial die nicht für Eisensulfidablagerungen typische grau-schwarze Färbung zeigt. 3. nach Säurezugabe kein Schwefelwasserstoffgeruch festgestellt werden konnte. Auch vor dem Hintergrund der gemessenen niedrigen Eisen(II)-Gehalte von E7/27 stellen die erhöhten Eisen(II)-Gehalte von E6/T22 untypische Werte für den Abstrom dar. Schließt man jedoch zufällige Messfehler bei der analytischen Bestimmung aufgrund der geringen Stan- dardabweichung aus, könnten die hohen Eisen(II)-Gehalte eventuell durch Eisencarbonat bedingt sein. Wie auch Eisensulfid ist dieses ebenfalls in verdünnten Säuren gut und schnell löslich. Abbildung 7.7: Eisen(II)-Gehalte aus 0,1 m und 1 m H2SO4-Aufschlüssen 0 500 1000 1500 2000 2500 3000 Zustrom T26 (13m) E3/T15 (40m) E5/T21 (170m) E6T/22 (260m) E7/T27 (440m) Ei se ng eh al t [ m g/ kg ] 0,1m H2SO4 Fe(II) 1m H2SO4 Fe(II) Identifizierung der mikrobiologischen Aktivität am Modellstandort 131 Betrachtet man anstelle der absoluten Eisengehalte die prozentualen Anteile von Ei- sen(II)/(III) kann der Befund der Eisen(III)-reduzierenden Prozesse deutlicher hervorgehoben werden. In Abbildung 7.8 sind für alle Messstellen z.B. die für den 0,1 m H2SO4-Aufschluss ermittel- ten Eisen(III)- und Eisen(II)-Anteile wiedergegeben. Gegenüber dem Oberstrom steigt der Anteil des Eisen(II) im Sediment von ursprünglich 35 % auf über 90 % (Messstelle T26) an. In den Sedimentproben der Messstellen E3/T15 und E5/T21 hingegen beträgt der Eisen(II)- Anteil noch etwa 70 %. Mit zunehmender Entfernung sinkt dieser Prozentsatz jedoch allmäh- lich wieder auf den ursprünglichen Wert von ca. 35 % ab. Diese Veränderung der Ei- sen(II)/(III)-Verhältnisse im Aquifermaterial ist typisch für Eisen(III)-reduzierende Prozesse [Kennedy et al. 1998; Heron & Crouzet 1994 b]. So wird nahe am Schadensherd vermehrt Eisen(II) angetroffen, im Zustrom und im weiteren Abstrom überwiegt hingegen das Ei- sen(III). Da bei den Messstellen T26, E3/T15 und E5/T21 der Eisen(II)-Anteil eindeutig er- höht ist, ist in diesem Aquiferbereich von einer Eisen(III)-Reduktion am Modellstandort aus- zugehen. Zur maßgeblichen Schadstoffreduzierung können die Eisen(III)-reduzierenden Prozesse allerdings nicht beitragen. Legt man z.B. eine vollständige Mineralisierung der aus dem Schadensherd in den letzten 50 – 60 Jahren emittierten Naphthalinmenge durch Ei- sen(III)-reduzierende Prozesse zugrunde, sollte über einen großen Bereich des Aquifers kein leichtzugängliches Eisen(III) mehr nachweisbar sein. In Tabelle 7.4 ist der theoretische Ei- sen(III)-Verbrauch einmal für eine 60-jährige konstante Naphthalinemission überschlags- mässig für den Standort berechnet worden. Abbildung 7.8: Prozentualer Anteil von Eisen(II)/(III) aus dem 0,1 m H2SO4-Aufschluss 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% Oberstrom T26 (13m) E3/15 (40m) E5/21 (170m) E6/22 (260m) E7/27 (440m) A nt ei l F e( III )/F e( II) Fe(III)-Spezies Fe(II)-Spezies 132 Tabelle 7.4: Berechnung der theoretisch benötigten Menge an Eisen(III) für eine vollständige Mineralisation von Naphthalin Naphthalin- Emission [Wege et al. 2003] [g/d] Naphthalin- Emission für 60 a [kg] Benötigtes Fe(III) zur Mineralisation von 1 mol Naphthalin [g] *1) Benötigtes Fe(III) für 60 a [kg] *2) Benötigtes Aqui- fervolumen [m3] *3) 1.000 21.900 2678 459.900 275.940 *1) 1/48 C10H8 + Fe3+ + 20/48 H2O ⇄ 10/48 CO2 + Fe2+ + H+ *2) 21.900kg Naphthalin / 128g/mol (Naphthalin) * 56g/mol (Eisen) * 48 *3) Angenommen: Dichte = 2 kg/l; Porosität = 0,2; Eisen(III)gehalt = 1 g/kg Unter der Annahme, dass ca. 1000 mg/kg (~ Zustromgehalt) leichtzugängliches Eisen(III) im Aquifer vorhanden ist, ergibt sich ein benötigtes Aquifervolumen von 275.940 m3, um das emittierte Naphthalin nur mit Eisen(III) zu mineralisieren. Dies würde wiederum bei einer 10 m * 50 m großen Abstromfläche zu einer 550 m langen Zone führen, in deren Bereich kein leichtzugängliches Eisen(III) nachweisbar sein dürfte. Da jedoch in den Extraktionsver- suchen gezeigt wurde, dass in allen Sedimentproben eindeutig Eisen(III) vorhanden ist, kön- nen die Eisen(III)-reduzierenden Prozesse am Standort zum Schadstoffabbau nur unterge- ordnet bzw. ergänzend beitragen. Eine Limitierung des Schadstoffabbaus durch Zehrung des Eisen(III)-Oxidationspotentials und ein damit verbundenes Wachsen der Fahne kann daher am Standort weitgehend ausgeschlossen werden. 7.2 Bestimmung der Temperatur im Aquifer 7.2.1 Methodischer Ansatz Um einen zusätzlichen Hinweis für das Vorhandensein mikrobiologischer Prozesse am Mo- dellstandort zu erhalten, wurden Temperaturmessungen im Aquifer durchgeführt. Wie in Ka- pitel 2.3.4 bereits beschrieben wurde, ist jeder mikrobiologische Abbau organischer Sub- stanz mit einem Energieumsatz verbunden. Legt man eine aerobe Mineralisation der organi- schen Substanzen zu CO2 und H2O zugrunde, entspricht die dabei freigesetzte Reaktion- senthalpie die der Verbrennungsenthalpie der jeweils oxidierten organischen Substanz. Ein geringer Anteil (biologisch ungenutzter Energieanteil) wird direkt als Wärme in die Umge- bung abgegeben, wohingegen der überwiegende Anteil in biochemisch verwertbare Energie umgewandelt wird. In den Mirkoorganismen liegt der Anteil an biochemisch verwertbarer Energie z.B. in Form von Adenosintriphosphat (ATP) vor und kann für weitere Reaktionen, wie der Neusynthese von Zellbestandteilen, genutzt werden. Da auch bei diesen Reaktionen, wie bei allen chemischen Reaktionen, in denen Bindungen getrennt und neu geknüpft wer- den, Energie umgesetzt wird, sind diese Prozesse mit einer Freisetzung von Reaktionswär- me an die Umgebung verbunden. Ein klassisches Beispiel in der Umwelt, bei dem eine sol- che Erwärmung durch mikrobiologische Abbauprozesse beobachtet werden kann, ist z.B. die Kompostierung. Liegt am Modellstandort ein signifikanter mikrobiologischer Abbau vor, sollte auch dieser mit einer Bildung von Reaktionswärme einhergehen. In diesem Fall müsste sich das Tempera- Identifizierung der mikrobiologischen Aktivität am Modellstandort 133 turprofil im Aquifer z.B. zwischen Zu- und Abstrom unterscheiden. Des Weiteren sollten ver- tikale Temperaturunterschiede zwischen dem kontaminierten und unkontaminierten Aquifer- bereich auftreten. Ob derartige Temperaturunterschiede sich durch Temperaturmessungen überhaupt erfassen lassen, lässt sich auf Grundlage folgender Annahmen näherungsweise abschätzen: • Der in einem Volumenelement des Grundwasser vorhandene organische Kohlenstoff (TOC) wird durch den biochemischen Umsatz vollständig zu CO2 und H2O oxidiert • Der TOC-Gehalt im betrachteten Volumenelement (z.B. 1l Wasser) liegt als Naphthalin- äquivalent vor • Die freigesetzte Verbrennungsenthalpie wird aufgrund stationärer mikrobiologischer Verhältnisse (Auf- und Abbau von Zellmasse im Gleichgewicht) vollständig in Wärme überführt • Die Wärmespeicherung im stationären Zustand erfolgt nur in der flüssigen Phase Im Ganzen führen die getroffenen Annahmen zu einer Überschätzung der freigesetzten Wärmemengen, da zum einen eine vollständige Umwandlung der chemisch gebundenen Energie (in Form von Naphthalinäquivalenten) zu CO2 und H2O vorausgesetzt wird und zum anderen die im Grundwasser vorliegenden Elektronenakzeptoren (z.B. O2, NO3-, SO42-) den limitierenden Faktor darstellen. Ebenfalls wirkt sich einschränkend aus, dass die freigesetzte Energie bei den Oxidationsprozessen in Abhängigkeit der Milieubedingungen variiert. So werden im Gegensatz zu den aeroben Oxidationsvorgängen bei den anaeroben Vorgängen (z.B. Nitrat oder Sulfat als Elektronenakzeptor) geringere Energiemengen freigesetzt. Tabelle 7.5: Berechnung der Temperaturänderung bei völligem biochemischem Umsatz des TOC TOC-Gehalt (Messstelle E1/3: 12,75-13,75 m u. GOK) [mg/l] TOC als Naphthalin- äquivalente [mol/l] Verbrennungs- enthalpie Naph- thalin [kJ/mol] Wärme ∆Q pro 1l Was- ser [kJ] Temperatur- änderung ∆T pro 1l Wasser [°C] Aerob 70 0,00054 5160*1) 2,82 0,67*3) Nitrat- reduzierend 70 0,00054 4795*2) 2,59 0,62*3) Sulfat- reduzierend 70 0,00054 335*2) 0,18 0,04*3) *1) [Atkins 1990]; *2) errechnet aus Tabelle 2.1; *3) ∆T = ∆Q /( cP *m) (m = 1 kg bzw. 1l Wasser; cP = 4,18 kJ/(kg*K) Wie Tabelle 7.5 zeigt, würde sich unter den getroffenen Annahmen in Abhängigkeit der drei dargestellten Milieubedingungen eine Temperaturerhöhung im betrachteten Volumenelement (1l Wasser) von 0,67°C (aerob), 0,62°C (Nitratreduktion) bzw. 0,04°C (Sulfatreduktion) erge- ben. Diese aus der Plausibilitätsberechnung ermittelten Temperaturerhöhungen stellen Maximal- werte für die jeweils vorliegenden Milieubedingungen dar und sind nicht direkt auf das Feld zu übertragen. Allerdings zeigt sich aus der Art der Berechnung, dass die Größenordnung der Temperaturänderung für eine messtechnische Unterscheidung der Temperaturen von 134 Zustrom/Abstrom bzw. kontaminierter/unkontaminierter Zone ausreichend sein kann. Sofern nicht ausschließlich Umsetzungen mit geringen Reaktionswärmen (z.B. Sulfatreduktion) im Vordergrund stehen und auch in der Schadensquelle Abbauprozesse stattfinden, sollten sich daher Temperaturunterschiede mit elektrischen Widerstandsthermometern im Aquifer nach- weisen lassen. 7.2.2 Durchführung der Temperaturmessungen Um auf den methodischen Ansatz von Abschnitt 7.2.1 aufbauend die im Aquifer postulierten Temperaturunterschiede messtechnisch zu erfassen, wurden für die Standortuntersuchun- gen insgesamt 6 Kabelbündel mit jeweils 16 Temperatursensoren (PT 1000) gefertigt. Die vor dem Einbau notwendige Kalibrierung der Temperatursensoren (zusammen mit den Datenloggern) erfolgte unter Verwendung eines geeichten Thermometers in einem Wasser- bad, das Schrittweise von 6°C bis auf 18°C erhöht wurde. Zur Erstellung der Kalibriergera- den wurden insgesamt für jeden Sensor fünf Kalibrierpunkte gemessen, wobei die Ablese- genauigkeit bei der Temperaturmessung 0,1°C betrug. Insofern ergibt sich trotz Auflösung der Widerstandsthermometer (∆ 0,001°C) eine relative Systemgenauigkeit (Temperatursen- sor mit Datenlogger) von maximal ∆ 0,1°C. Der Einbau der Temperatursensoren erfolgte während der Errichtung der Tiefenmessstellen T26, E3/T15, E5/T21, E6/T22, E7/T27 (im Frühjahr 2003) und E0/T28 (im Juni 2003). Hierzu wurden die vorgefertigten Kabelbündel mit den Temperatursensoren an die Außenwand des 40 m tiefen Brunnenrohres fixiert. In Abbildung 7.9 ist die schematische Darstellung der Messanordnung zur Bestimmung der vertikalen Aquifertemperatur sowie eine Aufnahme eines noch nicht in einer Stahlhülse vergossenen Temperatursensors abgebildet. Mit Ausnahme der beiden tiefsten Sensoren (36 und 40 m) beträgt der Abstand zwischen den Temperatursensoren 2 m zueinander. Die hohe Anzahl an Temperaturmesspunkten erlaubt somit eine detaillierte vertikale Erfassung des 32 m mächtigen Grundwasserleiters bis in den Kapillarsaum. Da im Fall der Messstellen E5/T21 und E6/T22 der Grundwasser- stauer bereits bei 35,50 m bzw. bei 39 m Tiefe angetroffen wurde (siehe Kapitel 3.2), konn- ten die untersten Sensoren nicht auf eine Tiefe von 40 m u. GOK positioniert werden. Damit Abbildung 7.9: Schematische Darstellung der Messanordnung zur Bestimmung der Aquifer- temperatur Elektronik/Datenlogger Temperatursensoren (PT 1000) Oberfläche Schadstofffahne Identifizierung der mikrobiologischen Aktivität am Modellstandort 135 allerdings ein direkt tiefenabhängiger Vergleich der Temperaturen mit denen der anderen Messstellen durchgeführt werden konnte, erfolgte die Fixierung der untersten Temperatur- sensoren auf 34 m bzw. 38 m. Die obersten Temperatursensoren der Messstellen T5/21 und E6/T22 befinden sich infolgedessen im ungesättigten Bereich (E5/T21: 2 m u. GOK) und im Kapillarsaum (E6/T22: 6 m u. GOK) des Untergrundes. Nach Abschluss aller Installationsarbeiten wurden im Zeitraum Juni 2003 bis einschließlich Dezember 2003 die im Aquifer vorherrschenden Temperaturen aufgezeichnet. Die Tempera- turaufnahme erfolgte automatisch in Abständen von 24 h, wobei die Auslesung der zwi- schengespeicherten Daten vor Ort monatlich vorgenommen wurde. Abbildung 7.10: Vertikales Temperaturprofil der Messstellen T26 (oben) und E7/T27 (unten) In Abbildung 7.10 sind exemplarisch die aus den Messungen erhaltenen vertikalen Tempera- turprofile der Messstellen T26 und E7/T27 wiedergegeben. Jeder Tiefenbereich wird hierbei durch ungefähr 200 Einzelwerte charakterisiert. Gegenüber der 440 m abstromig gelegenen Messstelle E7/T27 weist die im Nahbereich der Altablagerung gelegenen Messstelle T26 signifikant höhere Temperaturen (zwischen 0,5 – 1°C) in den Tiefenbereichen zwischen 8 - 16 m auf. Dieser Tiefenbereich stellt gleichzeitig die Zone mit den höchsten Schadstoffkon- zentrationen und TOC-Gehalten im Grundwasser dar. In den Tiefenbereichen mit den niedri- geren bzw. nicht nachweisbaren Schadstoffkonzentrationen (ab 16 m) fallen die Tempera- turunterschiede hingegen geringer aus und liegen im Bereich der Messgenauigkeit des Sys- tems. 10,5 11 11,5 12 12,5 13 10m 12m 14m 16m 18m 20m 22m 24m 26m 28m 30m 32m 34m 36m 40m 10m 12m 14m 16m 18m 20m 22m 24m 26m 28m 30m 32m 34m 36m 40m 8m 8m Temperatur [°C] T26 (13 m zum Schadensherd) E7/T27 (440 m zum Schadensherd) 136 Weiterhin ist bei den Temperaturprofilen der beiden Messstellen zu beobachten, dass die Temperaturen innerhalb des Messzeitraumes in den Tiefen 8 -10 m kontinuierlich zunehmen. Erklärbar ist dieser Effekt durch die hohen Außentemperaturen im Sommer 2003, die zu ei- ner Erwärmung des Untergrundes führten. In der ungesättigten Zone führt dies zu einer sig- nifikanten Temperaturerhöhung, wie dies am Beispiel eines Temperatursensors, der im Ka- pillarsaum positioniert ist, deutlich wird (siehe Abbildung 7.11). So steigt in der ungesättigten Zone (Kapillarsaum) an der Messstelle E6/T22 die Temperatur, wie es für den Jahresgang üblich ist, in einer Tiefe von 6 m von anfangs 10,6°C (Juli 2003) innerhalb von 4 Monaten auf 12,8°C an und fällt nach dem Durchlaufen des Temperaturmaximums Anfang November bis zum Januar 2004 wieder auf 11,9°C ab. Ein derartiger Befund lässt sich auch für den oberen Grundwasserhorizont, etwa 2 m unterhalb des Kapillarsaums, in einer Tiefe von 8 m u. GOK feststellen. An der Tiefenmessstelle T26, die im direkten Abstrom zur Altablagerung liegt, erhöht sich die Temperatur von ursprünglich 11,5°C auf 12,5°C. Der Temperaturanstieg er- folgt jedoch verglichen mit dem des Kapillarsaums (Messstelle E6/T22) zeitlich verzögert und flacher. Demgegenüber sind die Temperaturen im Tiefenbereich von 14 m u. GOK unbeein- flusst von der Außentemperatur. Wie im Fall der gemessenen Temperatur in 40 m Tiefe zeigt sich auch in diesem Tiefenbereich kein jahreszeitlicher Anstieg in der gemessenen Tempera- tur. Abbildung 7.11: Einfluss der Sommertemperatur auf den Temperaturverlauf im Aquifer Um die Temperaturänderungen für die verschiedenen Tiefen unabhängig von externen Temperatureinflüssen entlang der Abstromrichtung darzustellen, wurden Temperaturmittel- werte über den gesamten Beobachtungszeitraum gebildet. In Abbildung 7.12 sind die mittle- ren Temperaturen für die drei sehr stark kontaminierten Tiefenbereiche 8 m, 10 m und 14 m sowie für einen als Hintergrund dienenden Tiefenbereich (18 m; sehr geringe Schadstoffbe- lastung) dargestellt. 10 10,5 11 11,5 12 12,5 13 28 .06 .20 03 18 .07 .20 03 07 .08 .20 03 27 .08 .20 03 16 .09 .20 03 06 .10 .20 03 26 .10 .20 03 15 .11 .20 03 05 .12 .20 03 25 .12 .20 03 14 .01 .20 04 03 .02 .20 04 Te m pe ra tu r [ °C ] T26 (40m Tiefe) T26 (14m Tiefe) T26 (8m Tiefe) E6/T22 (6m Tiefe) Temperatursensor im Kapillarsaum des Aquifers T26 (40m) T26 (14m) E6/T22 (6m) T26 (8m) Identifizierung der mikrobiologischen Aktivität am Modellstandort 137 Abbildung 7.12: Temperaturverlauf im Aquifer entlang des Abstroms Deutlich zu erkennen sind die in den oberen Tiefenbereichen (8 -14 m u. GOK) signifikanten Temperaturveränderungen. In einer Tiefe von 8 m nimmt die Temperatur zunächst von 12,1°C (T26) auf 11,2°C (E5/T21) ab und verbleibt anschließend bei den Messstellen E6/T22 und E7/T27 auf diesem Temperaturniveau. Die Temperaturabnahme tritt in einem Abstrom- bereich auf, der zugleich durch eine starke Schadstoffabnahme im Grundwasser charakteri- siert ist (siehe Kapitel 6.2). Im Gegensatz zu den kontaminierten Tiefen zwischen 8 -14 m u. GOK wird der gering kontaminierte Tiefenbereich von 18 m durch keine tendenzielle Tempe- raturveränderung in Abstromrichtung gekennzeichnet. Die gemessenen Temperaturen schwanken in dieser Tiefe zwischen 11,2°C und 11°C. Sowohl die vertikalen Temperaturprofile als auch die Darstellung der Temperaturverläufe entlang des Abstroms stehen im Einklang mit der in Abschnitt 7.2.1 postulierten Temperatur- veränderung. So werden erhöhte Temperaturen speziell in den Aquiferbereichen angetrof- fen, in denen auch hohe Schadstoffkonzentrationen im Grundwasser vorliegen. Gleichzeitig kann ein Abfallen in der Aquifertemperatur mit zunehmender Entfernung zur Altablagerung festgestellt werden. Beide Befunde untermauern insofern das Vorliegen einer erhöhten mik- robiologischen Aktivität im Grundwasserleiter. Diese führt in den kontaminierten, kohlenstoff- reichen Zonen bzw. in der Schadensquelle zu einer verstärkten Freisetzung von Reaktions- wärme, die an den Aquifer abgegeben wird. In Bereichen mit geringeren organischen Koh- lenstoffgehalten fallen die Temperaturen aufgrund verringerter mikrobiologischer Aktivität hingegen niedriger aus. 10,5 10,7 10,9 11,1 11,3 11,5 11,7 11,9 12,1 12,3 T26 (13m) E3/T15 (40m) E5/T21 (170m) E6T/22 (260m) E7/T27 (440m) Te m pe ra tu r [ °C ] 8m 10m 14m 18m 138 8 Bedeutung der erarbeiteten Untersuchungs- und Über- wachungsmethoden für MNA Im Rahmen der Arbeit wurden entsprechend der definierten Zielsetzung unterschiedliche Untersuchungs- und Überwachungsmethoden ausgearbeitet, mit denen standorttypische Parameter für eine fundierte Beurteilung der NA-Prozesse bestimmt werden können. Eine Übersicht zu den Methoden, zu den bestimmten Parametern und deren möglichen Einsatz- bereichen ist in Tabelle 8.1 dargestellt. Tabelle 8.1: Neu entwickelte und angewendete Untersuchungs- und Überwachungsmethoden Ursprüngliche Zielsetzung entwickelte bzw. ange- wendete Methoden untersuchte Parameter und Kenngrößen Anwendungsbereiche (MNA) Durchführung eines Multilevelmultitracer- versuches Automatisierte on-site Fluoreszenzmessung Abstandsgeschwindigkeit Dispersion / Dispersivität Automatisierte on-site Auf- nahme von hochaufgelösten Tracerdurchbruchskurven Differenzierung der unterschiedlich stark gebundenen PAK- Anteile Sequentielle PAK- Extraktion mit verschiede- nen Lösungsmitteln PAK-Verfügbarkeit PAK-Freisetzung Charakterisierung der sor- bierten PAK-Massenanteile im Aquifer Abschätzung des Mobilisie- rungspotentials Bestimmung des was- serverfügbaren PAK- Anteils Extraktion auf Grundlage des Infinite-Sink-Prinzips in Verbindung mit einer neuen Extraktionsvorrich- tung (Patentanmeldung: DE 103 34 928.6 A1) wasserlöslicher PAK- Massenanteil Freisetzungsverhalten Bestimmung des potentiell mit Wasser solubilisierbaren Schadstoffanteils Aufnahme von Desorpti- onskinetiken und – parametern unter idealisier- ten Bedingungen Charakterisierung des PAK- Freisetzungsverhaltens Eingrenzung eisenre- duzierender Prozesse Eisenspeziesbestimmung mit Säureaufschluss Eisen(II)/(III)-Gehalt Auskartierung eisenreduzie- render Bereiche Bestimmung des Ei- sen(III)oxidationspotentials Bestimmung der Eisenver- fügbarkeit Eingrenzung mikro- biologisch aktiver Bereiche In-Situ- Temperaturmessung im Aquifer Temperaturverteilung im Aquifer Eingrenzung von Zonen erhöhter mikrobiologischer Aktivität Langzeitüberwachung der mikrobiologischen Aktivität Untersuchung des PAK-Transportes durch Kolloide Kolloidbestimmung über LIBD und ESEM- Verfahren Kolloidanzahl Kolloidgröße Charakterisierung des kol- loidalen Schadstofftrans- portes Mit Ausnahme der automatischen Fluoreszenzmessung (Aufnahme von Tracer- durchbruchskurven) handelt es sich bei den anderen in der Tabelle 8.1 aufgeführten Metho- Bedeutung der erarbeiteten Untersuchungs- und Überwachungsmethoden 139 den um Untersuchungs- und Überwachungsmethoden, die bisher in ihrer Art noch nicht (In- Situ-Temperaturmessung, Eisenspeziesbestimmung mit Säureaufschlüssen, Bestimmung der PAK-Verfügbarkeit mittels einer sequentiellen PAK-Extraktion) bzw. nur sehr selten (Charakterisierung des kolloidalen Schadstofftransportes) zur Beschreibung von Milieube- dingungen genutzt wurden. Eine Grundvorrausetzung für die Basiskalibrierung eines im Fall von NA zu entwickelten Prognosemodells stellt die Kenntnis der hydrogeologischen Parameter (Abstandsgeschwin- digkeit; Dispersion; Dispersivität) dar. Im Allgemeinen erfolgt die Erfassung der Abstandsge- schwindigkeit konventionell mit einem Markierungsversuch, bei dem zur Aufnahme der Tra- cerdurchbruchskurve in mehreren Abständen Grundwasserproben am Feldstandort genom- men und anschließend im Labor analysiert werden. Verbunden ist dieses Vorgehen nicht selten mit einem hohen personellen, zeitlichen und finanziellen Aufwand. Eine vergleichsweise kostengünstige Variante bildet bei solchen Aufgabenstellungen die konzipierte on-site Fluoreszenzmessung mit automatischer Förderung von Grundwasserpro- ben und einer automatischen Datenerfassung. Sofern keine erhöhten Hintergrundfluores- zenzen im Wasser vorliegen, lassen sich messtechnisch mit diesem Verfahren Tracer- durchbruchskurven für Uranin, Sulforhodamin B und Natriumnaphthionat selektiv und simul- tan aufnehmen. Zwar stellen online-Messungen mit optischen Lichtleiterfluorometern [Schmid 1996] eine ebenfalls kostengünstige Alternative dar, gegenüber diesen weist jedoch das Feldflourome- ter – insbesondere bei größeren Flurabständen – eine höhere Nachweisempfindlichkeit auf, da es zu keiner Dämpfung der Anregungs- und Fluoreszenzstrahlung in der Faser kommt. Zudem besteht bei optischen Lichtleiterfluorometern die Gefahr, dass Ablagerungen aus dem Grundwasser, z.B. durch frisch gebildete Eisensulfide, zu Verschmutzungen und somit zu Empfindlichkeitsverlusten führen. Reproduzierbare Messungen sind in diesem Fall nicht mehr möglich. Sollen zur hydrogeologischen Charakterisierung eines Feldstandortes zusätz- lich vertikale Durchmischungseffekte mit einem Multitracerversuch ermittelt werden, ist dies bei der Lichtleitertechnik mit zusätzlichen Hardwarekosten verbunden. So ist zur Analyse aller eingesetzten Tracerfarbstoffe auf den zu untersuchenden Tiefenhorizonten im Regelfall je ein Lichtleiterfluorometer pro Tracerfarbstoff nötig. Anders als bei den Lichtleiterfluormetern treten durch die kurze Kontaktzeit der Messzelle mit dem Grundwasser Ablagerungseffekte bei der Feldfluorometermesszelle nicht oder nur in geringem Maße auf. Diese lassen sich durch die Position der Messzelle (Geländeoberkante) relativ schnell feststellen und entfernen. Sollen jedoch Tracerversuche im Winter bei niedri- gen Außentemperaturen durchgeführt werden, wirkt sich die Positionierung der Messzelle nachteilig aus. In diesem Fall müssen Vorkehrungen gegen ein Einfrieren der Zu- und Ab- laufschläuche getroffen werden. Im Gegensatz zu den hydrogeologischen Parametern wird die unterschiedliche Verfügbarkeit der Schadstoffe bei MNA-Anwendungen bisher nicht untersucht. Ursache hierfür ist, dass bei der Modellierung der Schadstofffahne derzeit nur die nach dem Stand der Technik extrahier- baren Schadstoffmassen berücksichtigt werden. Für die Beurteilung des Mobilisierungs- und Ausbreitungspotentials kann eine detaillierte Bestimmung der unterschiedlich gut verfügba- ren Schadstoffmassen jedoch durchaus relevant sein kann, wie dies speziell bei gaswerksty- pischen Schadensfällen deutlich wird. Bei Vorliegen eines gealterten Gaswerkschadenfalles ist es z.B. nicht zwangsläufig erforderlich, den nahe am Quellbereich verbliebenen refraktä- 140 ren schwer verfügbaren PAK-Anteil bei einer Simulation der Schadstofffahne miteinzubezie- hen. Dieser Anteil führt in der Regel nur zu geringen, nicht sanierungswürdigen Grundwas- serbelastungen. Jüngere PAK-Schadensfälle weisen indes aufgrund des prozentual höheren Anteils an niedrig anellierten PAK ein deutlich höheres Gefährdungspotential auf und konta- minieren verstärkt den Aquiferbereich im Abstrom zum Schadensherd, wobei sich auch hier je nach den standorttypischen Randbedingungen Unterschiede in der Verfügbarkeit zeigen. Ein Hilfsmittel, mit dem der unterschiedlich verfügbare PAK-Anteil quantifiziert werden kann, stellt die im Themenbereich II (Kapitel 5) konzipierte Extraktionssequenz dar. In Verbindung mit den definierten Verfügbarkeitsklassen können mit dieser Methode übertragbare und ver- gleichbare Aussagen getroffen werden, welche PAK-Anteile zu berücksichtigen sind, wenn es um Fragestellungen, z.B. zum kurzfristigen Mobilisierungspotential, geht. Bisher können derartige Aussagen nur indirekt über Modelle abgeleitet werden, bei denen eine Beziehung zwischen PAK-Konzentrationen, dem organischen Kohlenstoffgehalt und den verschiedenen PAK-Verteilungskoeffizienten zugrunde gelegt wird. Inwiefern aber mit solchen empirischen Zusammenhängen die am Standort tatsächlich vorhandenen Gegebenheiten widergespiegelt werden können, ist fraglich und sollte prinzipiell durch analytische Untersuchungen bestätigt werden. So hat sich z.B. für das vorliegende kiesig-sandige Material vom Feldstandort ge- zeigt, dass die Abschätzung der auf dem Sediment sorbierten PAK-Mengen über das KOC- Konzept (Kapitel 6) nicht geeignet ist. Ein solches Vorgehen würde am untersuchten Modell- standort zu einer Überschätzung der sedimentgebundenen PAK und damit zwangsläufig zu einer Fehlinterpretation hinsichtlich des PAK-Rückhaltevermögens führen. Ein ebenfalls für MNA-Anwendungen nützliche Methode bildet die ursprünglich nur für die Verfügbarkeitsuntersuchung entwickelte Infinite-Sink-Extraktion. Im Gegensatz zu anderen derzeitigen Extraktionsverfahren tritt bei diesem zum Patent angemeldeten Verfahren keine löslichkeitslimitierende Sättigung der Schadstoffe im Wasser auf. Dies erlaubt die Durchfüh- rung von Langszeitdesorptionsversuchen, bei denen - ohne zusätzlich benötigte Verfahrens- schritte - der gesamte mit Wasser eluierbare Schadstoffanteil bestimmt werden kann. Vor allem bei mikrobiologischen Untersuchungen ist dieser Schadstoffanteil von Interesse, da er den kurzfristig und biologisch gut zugänglichen Anteil darstellt und der Auswaschung in der Natur am nächsten kommt. Weiterhin ermöglicht die Technik die Aufnahme von Desorpti- onskinetiken unter idealisierten Bedingungen. Darauf aufbauend können wiederum Rück- schlüsse auf das Freisetzungsverhalten (z.B. Vorliegen einer diffusionslimitierenden Desorp- tion) der sorbierten Schadstoffe gezogen werden, oder aber es lassen sich idealisierte Frei- setzungsparamter bestimmen, die für die Modellbildung genutzt werden können. Für eine ganzheitliche Bewertung der transportrelevanten Prozesse stellen die Kolloidunter- suchungen eine sinnvolle Ergänzung dar. Nur auf Basis solcher Untersuchungen kann letzt- endlich eine Aussage darüber getroffen werden, ob die im Wasser analysierten Schadstoffe tatsächlich gelöst vorliegen oder ein Resultat eines partikelgetragenen Transportes sind. Wie in Kapitel 6 durch die Grundwasseruntersuchung belegt werden konnte, erfolgt der PAK- Transport gelöst und ist entsprechend den LIBD und ESEM Messungen nicht auf Kolloide zurückzuführen. Besonders bei der Modellierung der Schadstofffahne ist dieser Sachverhalt wichtig, da hierbei von gelösten Schadstoffen ausgegangen wird. Liegt hingegen der über- wiegende Schadstoffanteil kolloidal gebunden vor, treffen die in den Modellen zugrunde ge- legten Annahmen und Berechnungen zur Simulierung der Schadstofffahne nicht mehr zu. Für die Erhöhung der Prognosesicherheit müssten in diesen Fällen die Modelle entspre- chend angepasst werden. Bedeutung der erarbeiteten Untersuchungs- und Überwachungsmethoden 141 Das Vorhandensein mikrobiologisch aktiver Zonen am Modellstandort konnte sowohl durch die Temperaturmessung als auch durch die Ergebnisse der Eisen(II)/(III)-Bestimmung ein- deutig belegt werden. Sie untermauern somit zum einen den aus den Batchversuchen (siehe Schulze 2003) abgeleiteten PAK und BTXE-Abbau durch standorteigene Mikroorganismen und zum anderen die im Rahmen der Grundwasseruntersuchungen festgestellte reduktive Dechlorierung der CKW. Vor dem Hintergrund der erfolgreichen Identifizierung und Eingrenzung mikrobiologisch akti- ver Bereiche am Modellstandort durch die kontinuierlichen Temperaturmessungen, können diese auch an anderen Standorten zur Langzeitüberwachung mikrobiologischer Prozesse im Aquifer oder im Schadensherd genutzt werden, sofern folgende Vorraussetzung gelten: 1. Temperaturunterschied zwischen Zustrom und Abstrom (TZustrom < TAbstrom/Schadensquelle) 2. Unterschied im Temperaturprofil über die Aquifertiefe (Tkont. Bereich > Tunkont. Bereich) 3. Abnahme der Temperatur entlang der Schadstoffachse (THerdnah/Tiefe x > THerdfern/Tiefe x) Liegen derartige Randbedingungen an einem Standort vor und können diese über einen län- geren Zeitraum als konstant angesehen werden, ist davon auszugehen, dass mikrobiologi- sche Abbauprozesse in einem ausgewiesenen Reaktionsraum ablaufen und zu einer Mas- senreduzierung der Schadstoffe beitragen. Sind hingegen erhebliche zeitliche Temperatur- änderungen z.B. im Profil zu beobachten, deuten diese auf veränderte Randbedingungen hin, die einen unmittelbaren Einfluss auf die mikrobiologischen Prozesse darstellen. In die- sem Fall müssten sich Untersuchungen anschließen, mit denen geprüft wird, ob die Nachhal- tigkeit der Abbauprozesse auch weiterhin gegeben ist. Im Vergleich zu anderen Langzeit- überwachungen bilden die Temperaturmessungen zudem eine sehr kostengünstige Alterna- tive. Zum einen sind die Temperaturmessungen aufgrund der vor Ort installierten Temperatursensoren und der automatischen Messwerterfassung nur mit einem geringen personellen Aufwand verbunden, der sich auf das Auslesen der Daten und ggf. den Austausch der Stromversorgung beschränkt. Zum anderen könnten die sonst zur Überprüfung der Abbauprozesse üblichen Analysen (Nachweis von Abbauprodukten, Überprüfung des Vorhandenseins der Redoxzonen etc.) durch diese Überwachungsmethode stark eingeschränkt werden. Unabhängig von den Temperaturmessungen konnte anhand des Eisen(II)/(III)-Verhältnisses der Bereich im Aquifer abgegrenzt werden, in dem Eisen(III) beim mikrobiologischen Schad- stoffabbau als terminaler Elektronenakzeptor dient. Zusätzlich erfolgte durch die Eisenunter- suchungen eine Abschätzung der im Aquifer vorliegenden Eisen(III)-Oxidationskapazität. Speziell bei der Bewertung des mikrobiellen Abbaus von Schadstoffen unter anaeroben Be- dingungen, bei dem die Eisen(III)-Reduktion von Relevanz ist, ist diese Kenntnis von beson- derer Bedeutung. Denn nur mit Kenntnis des Eisen(III)-Oxidationspotentials und der Ei- sen(III)-verfügbarkeit kann letztendlich beurteilt werden, ob sich der Verbrauch, der in be- grenzten Mengen im Aquifer vorhanden Eisen(III)-Verbindungen, auf den Schadstoffabbau limitierend auswirkt und damit zu einer Ausdehnung der Fahne führt. Da solche Aussagen nicht aus Grundwasseranalysen abgeleitet werden können, sollten für eine qualifizierte Be- wertung eisenreduzierender Prozesse derartige Untersuchungen bei MNA-Anwendungen generell durchgeführt werden. Unter dem Gesichtspunkt, dass in Verbindung mit den neuen Methoden in sich konsistente Aussagen zum Schadstoffverhalten am Modellstandort getroffen werden konnten, stellen die 142 im Rahmen der Arbeit ausgearbeiteten methodischen Ansätze eine sinnvolle Ergänzung zu den konventionellen Untersuchungsmethoden dar, die derzeit bei MNA-Anwendungen be- rücksichtigt werden (siehe Tabelle 8.2). Tabelle 8.2: Übersicht einer Auswahl konventioneller Methoden/Parameter im Hinblick auf Na- tural Attenuation Hydrogeologie Mikrobiologie Hydrogeochemie Sonstige Analytik Tiefenhorizontierte Probenahme Multilevelmessstellen Tracerversuche Directpush-Sondierungen Immisionspumpversuche Abbautests (Batchver- suche, Bodensäulen- versuche) Metabolitenbestimmung Keimzahlbestimmung Toxikologietests Bodenluftuntersuchun- gen (Charakterisierung der ungesättigten Zone) Vor-Ort-Messungen (z.B.: pH, T, Leitfähig- keit, Redoxpotential) Laboranalytik Anorgani- ka in Grundwasser Laboranalytik Organika in Grundwasser Feststoffanalytik, Aqui- fermaterial Isotopenfraktionierung 13C/12C und 35S/34S Elutionsversuche zum Sorptionsverhalten von Schadstoffen Mit der Bereitstellung zusätzlicher feldtauglicher Methoden lassen sich die Milieubedingun- gen am Standort präziser abbilden und daraus resultierend die Abbau- und Rückhaltepro- zesse besser beurteilen. Die anschließende Einbindung der detaillierten Erkenntnisse hin- sichtlich der relevanten Abbau- und Rückhaltevorgängen trägt schließlich zu genaueren Prognosemodellen und damit einhergehend zu realitätsnahen Szenarien der Schadstofffah- nen bei. Vor diesem Hintergrund führen die neu entwickelten Untersuchungs- und Überwa- chungsmethoden folglich zu einer neuen Qualität bei der standortspezifischen Beurteilung der Randbedingungen und Abbauleistungen für die Handlungsoption „Natural Attenuation“ bei PAK-Schadensfällen. Zusammenfassung und Ausblick 143 9 Zusammenfassung und Ausblick Bei der Altlastenbearbeitung steht MNA zunehmend im Blickpunkt, eine zu den traditionellen Maßnahmen kostengünstige Alternative zu sein, sofern der naturwissenschaftliche Nachweis einer Massenreduzierung durch Selbstreinigungsprozesse erbracht werden kann. In der Re- gel setzt dies die Kenntnis der hydrogeologischen Situation, der Schadstoffverteilung, des Schadstoffinventars und der relevanten Abbau- und Rückhalteprozesse voraus. Denn erst ein fundiertes Prozessverständnis ermöglicht eine modellgestützte Prognose der Entwick- lung der Schadstofffahne, die aussagekräftig genug ist, die Nachhaltigkeit der Schadstoff- massenreduzierung und damit das Selbstreinigungspotential abzuschätzen. Um eine derartige Abschätzung bei gaswerkstypischen Schadensfällen durchführen zu kön- nen, wurden in der in der vorliegenden Arbeit zu vier NA-relevanten Themenbereichen ver- schiedene methodische Instrumente entwickelt. Zur Ermittlung der hydrogeologischen Situation wurde im ersten Themenkomplex (Kapitel 4) ein Tracerversuch zur Bestimmung der am Modellstandort vorliegenden Abstandsgeschwin- digkeit und longitudinalen Dispersion durchgeführt. Um hierbei zusätzliche Informationen über eventuell im Aquifer vorhandene vertikale Durchmischungsvorgänge zu erhalten, erfolg- te eine zeitgleiche Zugabe dreier Tracerfarbstoffe (Uranin, Sulforhodamin B und Natrium- naphthionat) in drei unterschiedliche Tiefenhorizonte. Mit dem Ziel, den zur Erstellung der Durchbruchskurven erforderlichen zeitlichen, personellen und finanziellen Aufwand zu mini- mieren, wurde zur messtechnischen Erfassung der Tracerkonzentrationen ein Feldfluorome- ter für eine gleichzeitige, kontinuierliche und selektive Bestimmung aller drei eingesetzten Tracerfarbstoffe konzipiert. Zur Absicherung und zur Validierung der Vor-Ort-Messungen erfolgte zusätzlich eine konventionelle Aufzeichnung der Tracerdurchbruchskurven mit analy- tischer Bestimmung der Fluoreszenzintensitäten im Labor. Im Vergleich zu den personalaufwendigen Labormessungen konnte mit dem Feldfluorometer eine zeitlich hochaufgelöste Durchbruchskurve für Uranin erhalten werden. Ebenfalls geeig- net war die online Messung zur Bestimmung des Tracerfarbstoffs Sulforhodamin B. Das Peakmaximum konnte zwar aufgrund technischer Probleme nicht erfasst werden, allerdings konnte nach erfolgter Reparatur das langsame Abfallen der Sulforhodaminkonzentration in der gleichen Auflösung wie für Uranin aufgezeichnet werden. Die Ermittlung einer Durch- bruchskurve für die fluoreszenzaktive Verbindung Natriumnaphthionat war hingegen durch die am Feldstandort vorliegende hohe Hintergrundfluoreszenz im entsprechenden Wellen- längenbereich gestört. Die besonders bei der Fahnenentwicklung und den mikrobiologischen Prozessen relevante Thematik der Abschätzung der aus einem Feststoffmaterial unterschiedlich gut freisetzbaren und mobilen PAK-Massenanteile wurde im Themenkomplex II (Kapitel 5) behandelt. Hierzu wurde eine Extraktionssequenz mit definierten Verfügbarkeitsklassen ausgearbeitet, bei der durch eine schrittweise Erhöhung der Extraktionsstärke die zunehmend schwerer verfügba- ren PAK von dem Feststoff eluiert und von den leichter verfügbaren PAK getrennt werden konnten. Die Untersuchungen wurden mit real kontaminiertem, sandigem Aquifermaterial aus dem Randbereich des Teerölphasenkörpers durchgeführt. Innerhalb der ersten beiden Extraktionsschritte konnten von dem sandigen Versuchsmaterial bereits über 90 % der PAK- Gesamtmasse freigesetzt werden. Eine deutliche Senke durch sehr stark oder in Poren sor- bierte PAK konnte nicht nachgewiesen werden. Auf Grundlage dieser Ergebnisse wurde 144 deshalb für den Standort abgeleitet, dass der überwiegende PAK-Massenanteil im Abstrom zur Schadensquelle nur gering mit dem Sediment in Wechselwirkung steht und gut für mik- robiologische Prozesse zugänglich ist. Untermauert werden konnte dieser Befund durch einen zusätzlichen Langzeitdesorptions- versuch. Hierbei wurde unter Anwendung eines neu konzipierten Extraktionsverfahrens, auf Basis des Infinite-Sink-Prinzips, innerhalb von 50 Tagen fast 2/3 der PAK-Gesamtmasse von dem kontaminierten Aquifermaterial allein mit Wasser extrahiert. Die mit diesem Verfahren ebenfalls aufgenommene Desorptionskurve erlaubte weiterhin eine Aussage zum PAK- Freisetzungsverhalten. So konnte für das vorliegende Sediment eine diffusionslimitierte De- sorption weitgehend ausgeschlossen werden. Dass die Eignung der Extraktionssequenz sowie die der Infinite-Sink-Extraktion auch für an- dere Feststoffe übertragbar war, konnte durch die Anwendung beider Verfahren auf einen Corg-reichen Boden aufgezeigt werden. Im Gegensatz zum sandigen, Corg-armen Versuchs- material vom Modellstandort wurde, wie erwartet, eine deutlich schlechtere PAK-Verfüg- barkeit ermittelt, die sich unter anderem in dem sehr gering, mit Wasser freisetzbaren PAK- Anteil widerspiegelte. Zurückgeführt werden konnte dieser Befund auf eine stärkere Wech- selwirkung der PAK mit der Feststoffmatrix und einer damit verringerten PAK- Freisetzungsrate. Mit dem Ziel die Gültigkeit die aus der sequentiellen Extraktion abgeleiteten PAK-Verfügbar- keit zu überprüfen, wurden im dritten Themenkomplex (Kapitel 6) Boden- und Grundwasser- untersuchungen am Modellstandort durchgeführt. Der Parameterumfang für die Grundwasseruntersuchungen umfasste dabei neben den 16 EPA-PAK zusätzlich die Parameter CKW, BTXE und TOC, wobei die in der Fahnenachse gelegenen Multilevelmessstellen E1/3, E2/8, E3/15 E4/19 und E5/21 über einen Bepro- bungszeitraum von 24 Monaten auf allen fünf Filterhorizonten 19 mal beprobt wurden. Die höchsten Schadstoffbelastungen im Grundwasser wurden unterhalb der Unterkante der Auffüllung in einer Tiefe von 13-14 m u. GOK angetroffen und betrugen im direkten Abstrom zur Altlast 13 mg/l für die Summe der 16 EPA-PAK und 19 mg/l für BTXE. Geprägt war die PAK-Belastung des Grundwassers erwartungsgemäß von den niedrig anellierten, besser wasserlöslichen 2-3 Ring PAK, wohingegen die höherkernigen PAK nur im direkten Abstrombereich zur Schadensquelle nachgewiesen werden konnten. Die dominierende Komponente im Grundwasser war bei den 16 EPA-PAK erwartungsgemäß das Naphthalin und bei den BTXE das Benzol. Trotz der hohen Ausgangskonzentration der Summe der 16 EPA-PAK konnte eine 99%ige und für die BTXE eine 98%ige Konzentrationsabnahme in- nerhalb von 170 m beobachtet werden. Auf das Vorhandensein mikrobiologischer Abbauprozesse am Modellstandort wiesen die im Grundwasser festgestellten Konzentrationsänderungen der untersuchten CKW-Kompo- nenten hin, da entsprechend der Abbaufolge PCE → TRI → DCE → VC ein für reduktive Dechlorierungsprozesse typisches Konzentrationsmuster entlang des Abstroms festgestellt werden konnte. Welche Auswirkungen natürliche Vertikalströmungen auf die Grundwasserbeschaffenheit haben und welche Fehlinterpretationen sich daraus bei der Beurteilung von NA-Prozessen ergeben können, konnte anhand der Vielzahl von Grundwasseruntersuchungen erstmalig im Feld aufgezeigt werden. So wurde in Abstromrichtung zu einer neu errichteten Tiefenmess- Zusammenfassung und Ausblick 145 stelle an mehreren Messstellen eine signifikante Abnahme der zuvor sehr hohen Schadstoff- konzentrationen beobachtet. Erklärt werden konnte dieser Effekt, wie durchgeführte Ther- moflowmessungen bewiesen, auf eine von unten nach oben gerichtete Grundwasserströ- mung innerhalb der Tiefenmessstelle. Die Zuströmung von unkontaminiertem Grundwasser aus den tieferen Aquiferbereichen in Verbindung mit der Exfiltration im kontaminierten Be- reich bewirkte eine Verdünnungsfahne im Abstrom zur Tiefenmessstelle, die sich in der auf- genommenen Zeitreihe eindeutig abzeichnete. Obwohl im Grundwasser deutliche PAK-Belastungen vorlagen, konnten bei den Sedimentun- tersuchungen nur geringe PAK-Gehalte nachgewiesen werden. Dieser Befund stand in ei- nem deutlichen Widerspruch zu einem gängigen theoretischen Ansatz, bei dem auf Basis einer empirischen Korrelation zwischen Kow und Koc der auf dem Sediment sorbierte PAK- Anteil berechnet werden kann. Danach hätten im Sediment PAK-Gehalte ermittelt werden müssen, die deutlich über denen liegen müssten, die tatsächlich bestimmt wurden. Um den Einfluss und den Beitrag mobiler Sorbentien hinsichtlich des Schadstofftransportes zu ermitteln wurde des Weiteren das Grundwasser entlang der Hauptschadstoffachse auf Kolloide untersucht. Durch die ermittelte geringe Kolloidteilchenanzahl konnte allerdings ein relevanter Beitrag zur Verfrachtung der PAK über Kolloide ausgeschlossen werden. Zur Untersuchung der unterschiedlich gut verfügbaren Eisen(II)/(III)-Spezies wurden im Themenbereich IV (Kapitel 7) verschiedene nasschemische Aufschlussverfahren entwickelt und auf Sedimentproben vom Modellstandort angewendet. Aus den erzielten Ergebnissen konnte abgeleitet werden, dass aufgrund der im Aquifer vorliegenden Eisen(II)/(III)-Verteilung am Standort eisenreduzierende Prozesse stattfinden müssen. Sedimentproben nahe zur Schadensquelle wiesen hohe Eisen(II)-Gehalte auf, wohingegen im Zustrom und im weiteren Abstrom, in denen keine nennenswerten PAK und BTXE-Gehalte im Grundwasser nachge- wiesen werden konnten, die Eisen(III)-Spezies überwogen. Weiterhin konnte auf Basis der nasschemischen Extraktionen aufgezeigt werden, dass die mit Säure aufgeschlossene Ei- sen(III)-Anteile überwiegend aus gut säurelöslichen Eisen(III)-Verbindungen, wie z.B. Fe(OOH), resultieren. Eine Limitierung des Schadstoffabbaus durch Zehrung des Eisen(III)- Oxidationspotentials konnte am Standort ausgeschlossen werden. Ein zusätzlicher Nachweis mikrobiologischer Aktivitäten (exotherme Abbauprozesse) wurde entlang der Hauptschadstoffachse erstmalig durch stationär eingebaute Temperaturmessfüh- ler erbracht, mit denen vertikale Temperaturprofile (bis auf 40m) des Aquifers aufgenommen wurden. So konnte direkt im Abstrombereich zur Altablagerung für den Tiefenbereich zwi- schen 8 bis14 m u. GOK, in dem auch die höchste Schadstoffkonzentration vorlag, eine aus- geprägte Temperaturerhöhung des Aquifers beobachtet werden, die mit zunehmender Ent- fernung zur Altablagerung wieder abnahm (∆THerdnah/Herdfern ~ 0,6°C). In den gering kontami- nierten Tiefenbereichen konnte keine tendenzielle Temperaturänderung in Abstromrichtung festgestellt werden. Die Bedeutung der erarbeiteten Untersuchungs- und Überwachungsmethoden für MNA- Anwendungen wurde in Kapitel 8 diskutiert. Hierbei konnte dargelegt werden, dass die vor- geschlagenen Methoden zur Erfassung NA-relevanter Parameter geeignet sind. Sie stellen besonders im Hinblick einer ganzheitlichen Bewertung der Abbau- und Rückhalteprozesse eine Ergänzung zu den derzeitig angewendeten Methoden/Parametern dar und können als Beurteilungkriterien zur Abschätzung des Selbstreinigungspotentials verwendet werden. 146 Führt man die aus den Untersuchungen gewonnen Ergebnisse zusammen, kann für den konkreten Standort „Stürmlinger Sandgrube“ - in Übereinstimmung mit den mikrobiologi- schen Untersuchungen (siehe Schulze 2003) - abgeleitet werden, dass im Aquifer wirkungs- volle Selbstreinigungsvorgänge vorliegen müssen, die eine Begrenzung der PAK- Schadstofffahne bedingen. Wenn aus behördlicher Sicht eine noch über einen längeren Zeit- raum bestehende erhebliche Grundwasserkontamination über mehrere Hundert Meter im Abstrom des Schadensherd akzeptiert werden kann, kann die kontrollierte Nutzung der na- türlichen Selbstreinigungsvorgänge eine Alternative zu technischen Sanierungsmaßnahmen darstellen. Eine signifikant zunehmende Beeinträchtigung des Schutzgutes Grundwasser ist bei gleich bleibenden Randbedingungen auf Grund der hier gewonnenen Ergebnissen nicht zu erwarten. Im Hinblick auf die Untersuchungs- und Überwachungsmethoden ergeben sich dennoch ei- nige Aspekte, die in der vorliegenden Arbeit nicht abgehandelt werden konnten und deshalb Gegenstand weiterführender Untersuchungen darstellen sollten. Im Fall der PAK-Verfügbarkeitsuntersuchung könnte insbesondere die Einbindung eines Me- thanol-Wasser-Extraktionsschrittes in die Extraktionssequenz von Interesse sein. Da bereits mit Methanol ein erheblicher PAK-Anteil eluiert werden kann, könnte mit diesem zusätzlichen Extraktionsschritt eine differenziertere Aussage über die leicht verfügbaren PAK getroffen werden. Weiterhin wäre es wünschenswert, die mit der Extraktionssequenz erhaltenen Aus- sagen zum PAK-Mobilisierungspotential bei Corg-reichen Aquifermaterialien im Zusammen- hang mit einem Feldstandort zu betrachten. Hierbei sollte geprüft werden, ob die laboranaly- tischen Aussagen zur Mobilität und Verfügbarkeit auch tatsächlich im Einklang mit den Feld- beobachtungen stehen. Weitere Forschungsarbeiten wären auch im Hinblick auf das entwickelte Infinite-Sink- Extraktionsverfahren erstrebenswert. So könnte das Verfahren auch auf anorganische Schadstoffe ausgeweitet werden, indem z.B. zur Bestimmung von Schwermetallen als Ad- sorbermaterial ein Ionenaustauscher verwendet wird. Ebenfalls bietet es sich an, dass Ver- fahren im Rahmen der Sickerwasserprognose einzusetzen, um die potentiell eluierbaren Schadstoffmassen zu ermitteln, die mit dem Regenwasser ausgetragen werden können. Zur Bestimmung werden derzeit hierzu Säulen- und Batchversuche, mit dem in Kapitel 5 be- schriebenen Nachteil der Schadstoffaufsättigung des Wassers, angewendet. Ob ein hoher Kohlenstoffanteil, z.B. bei humusreichen Feststoffmaterialen, die Aussagkraft der nasschemischen Säureaufschlüsse bei den Eisenuntersuchungen negativ beeinflussen kann, sollte insbesondere bei Feldstandorten, an denen ein hoher Corg-Anteil im Untergrund vorliegt, geprüft werden. Bezogen auf die Temperaturmessungen stehen noch Prüfungen zur Langzeitstabilität der Temperatursensoren aus. Zudem sollten die Temperaturmessungen zur Überprüfung ihrer Praxistauglichkeit auch auf andere Standorte übertragen werden. Inwiefern bebaute Flächen einen Einfluss auf die Temperaturmessungen hätten, wäre insbesondere dann von Rele- vanz, wenn die Messungen in einem Stadtgebiet durchgeführt werden sollten und der Flur- abstand gering ist. Literaturverzeichnis 147 10 Literaturverzeichnis Abdul, A.S., Gibson, T.L., Rai, D.N. (1987): Statistical correlations for predicting the partition coefficient for nonpolar organic contaminants between aquifer organic carbon and wa- ter. Haz. 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