Magnetische Resonanz an magnetischen Halbleitern Alexander Hu¨bel Diplomarbeit am 2. Physikalischen Institut der Universita¨t Stuttgart Eingereicht am 24. Januar 2004 Erstberichter: Prof. Dr. Gert Denninger Zweitberichter: Prof. Dr. Dieter Schweitzer Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung 3 2 Grundlagen der Elektronenspinresonanz (ESR) 5 2.1 Die Methode der magnetischen Resonanz . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 2.2 ESR von U¨bergangsmetallionen in Festko¨rpern . . . . . . . . . . . . . . 7 2.2.1 Physikalische Einordnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 2.2.2 Die Kristallfeldtheorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 2.2.3 Die Hyperfeinwechselwirkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 3 Die ESR-Messtechnik 11 3.1 Prinzipieller Aufbau eines ESR-Spektrometers . . . . . . . . . . . . . . 11 3.2 Kenngro¨ßen und experimentelle Besonderheiten . . . . . . . . . . . . . 13 3.3 Beschreibung der eingesetzten Spektrometer . . . . . . . . . . . . . . . 15 4 Semimagnetische Halbleiter in der ESR 17 4.1 Physikalische Beschreibung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 4.1.1 Die k · p − Theorie fu¨r Halbleiterelektronen . . . . . . . . . . . 17 4.1.2 Physikalische Grundlagen der Austauschwechselwirkung . . . . . 19 4.1.3 Austausch zwischen Leitungselektronen und paramagnetischen Fremdionen in Halbleitern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 4.2 Eigenschaften der ESR-Spektren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 4.2.1 Dipolverbreiterung nach Van Vleck . . . . . . . . . . . . . . . . 25 4.2.2 Linienbreite in stark verdu¨nnten semimagnetischen Halbleitern . 26 5 X-Band-Messungen: Mangan in Zinkoxidschichten 31 5.1 Aufbau der untersuchten Proben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 5.2 Grundsa¨tzliche Voru¨berlegungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 5.3 Raumtemperaturspektrum, Hinweise zum Experiment . . . . . . . . . . 37 5.4 Spektrum bei θ = 0 o (B0 ‖c), Feinstruktur . . . . . . . . . . . . . . . . 41 5.5 Verbotene U¨berga¨nge bei θ 6= 0o . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 5.6 Bestimmung der Parameter im Hamiltonoperator . . . . . . . . . . . . 47 5.6.1 Rechnung und Auswertung der Daten . . . . . . . . . . . . . . . 47 5.6.2 Vergleich mit fru¨heren Vero¨ffentlichungen . . . . . . . . . . . . . 51 5.7 Temperaturabha¨ngigkeit der Linienform in der Serie 2 . . . . . . . . . . 52 1 2 INHALTSVERZEICHNIS 5.8 Temperaturabha¨ngigkeit der Manganlinien . . . . . . . . . . . . . . . . 58 5.8.1 Vergleich der Proben mit 1020cm−3 Mangan . . . . . . . . . . . 58 5.8.2 Erkla¨rung fu¨r den Verschma¨lerungseffekt . . . . . . . . . . . . . 59 5.8.3 Vorschlag fu¨r den Mechanismus der antiferromagnetischen Wech- selwirkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64 5.8.4 Linienbreiten der undotierten Proben . . . . . . . . . . . . . . . 67 5.8.5 Temperaturabha¨ngigkeit der anderen Proben . . . . . . . . . . . 68 5.9 Sa¨ttigung der Manganlinien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69 5.9.1 Einfluss der Modulationsfrequenz . . . . . . . . . . . . . . . . . 69 5.9.2 Ergebnisse der Sa¨ttigungsmessungen . . . . . . . . . . . . . . . 71 5.9.3 Probleme einer Sa¨ttigungstheorie . . . . . . . . . . . . . . . . . 79 5.10 Die Probe zn6408 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80 6 Die Donatorenlinie im X-Band 85 6.1 Temperaturabha¨ngigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85 6.2 Sa¨ttigungsverhalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92 6.3 Winkelabha¨ngigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94 7 Erga¨nzende Messungen 97 7.1 Untersuchung der Manganspektren im W-Band . . . . . . . . . . . . . 97 7.2 Messungen an den Proben der Serie 4 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101 8 Zusammenfassung 105 A Wichtige Zahlenwerte 107 B Mangan-Linienbreiten aller Proben 109 C U¨bersichtsspektren 111 D Berechnung des Integrals in Kapitel 5.8.3 117 Literaturverzeichnis 119 Kapitel 1 Einleitung Seit der Entdeckung Ohnos, dem es gelang, den III-V-Halbleiter Galliumarsenid durch den Einbau von Mangan bei 60 Kelvin ferromagnetisch zu machen, sind semimagne- tische Halbleiter in den Brennpunkt des Interesses geru¨ckt [Ohno 1996]. Als semimag- netisch bezeichnet man Halbleiter, wenn sie paramagnetische Fremdionen enthalten. Oft verwendet man dazu Mangan, aber auch verschiedene andere Elemente wie Cobalt oder Nickel werden untersucht. Ziel der aktuellen Forschungen auf diesem Gebiet ist es, eine ferromagnetische Ordnung zwischen den paramagnetischen Ionen zu erreichen, die bis zu einer mo¨glichst hohen Curie-Temperatur Bestand haben soll. Man erhofft sich letztlich die Entwicklung neuer Halbleiter, die bei Raumtemperatur ferromagnetisch sind und zur Herstellung neuartiger Bauelemente verwendet werden ko¨nnen. Zuna¨chst konzentrierten sich die meisten Arbeiten auf das Material Galliumarsenid, denn Ohnos Curie-Temperatur schien noch zu steigern. Durch Nichtgleichgewichts-Epi- taxie bei niedrigen Temperaturen wurden in der Folge Curie-Temperaturen von 110 Kelvin erreicht, konnten aber nicht weiter erho¨ht werden [Matsukura 1998]. Eine theo- retische Arbeit Dietls sorgte spa¨ter fu¨r Aufsehen, die vorhersagte, Galliumnitrid und Zinkoxid ko¨nnten bei Raumtemperatur ferromagnetisch gemacht werden [Dietl 2000]. Es stellt kein Problem dar, die in dieser Arbeit angenommenen Mangankonzentratio- nen von 5% zu erreichen, jedoch setzte Dietl auch eine metallische p-Dotierung von 3, 5 · 1020cm−3 voraus. Dietls Rechnung ergab ebenfalls, dass mit dem Materialsystem Gallium-Mangan-Arsenid ho¨here Curie-Temperaturen als die schon erreichten kaum zu erwarten sind. Daher bescha¨ftigen sich viele Forscher seitdem mit den beiden vielver- sprechenden Halbleitern Galliumnitrid und Zinkoxid, auch wenn eine p-Dotierung in diesen Substanzen nur schwierig zu erreichen ist. Bei Galliumnitrid sollen bereits Pro- ben hergestellt worden sein, die bei Raumtemperatur ferromagnetisch sind [Reed 2001], auch im Zinkoxid gibt es anscheinend erste Erfolge [Norton 2003]. Ha¨ufig hat sich je- doch trotz aller Vorsicht im Nachhinein herausgestellt, dass in angeblich ferromagneti- schen Halbleitern in Wirklichkeit nur eine Phasensegregation stattgefunden hatte, die mit der Auskristallisation eines anderen, ferromagnetischen Materials verbunden war. Oft sind auch die Herstellungsmethoden nicht klar definiert [Sharma 2003]. Daher soll- te man mit Erfolgsmeldungen vorsichtig umgehen. 3 4 KAPITEL 1. EINLEITUNG Zu den Anwendungen, die man sich von den magnetischen Halbleitern erhofft, za¨hlt eine neuartige Elektronik, welche den Spin-Freiheitsgrad der Elektronen zum Schalten ausnutzt und daher als ”Spintronik” bezeichnet wird. Ein bekannter Vorschlag fu¨r einen Spintransistor stammt bereits aus dem Jahr 1990 [Datta 1990]. Die Manipulation der Spins soll in der zitierten Arbeit auf elektrischemWeg in einem zweidimensionalen Elek- tronengas erreicht werden. Fu¨r derartige Bauteile sind Quellen spinpolarisierter Elek- tronen notwendig, die anschließend unter Erhaltung ihrer Polarisation transportiert und auch spinabha¨ngig detektiert werden mu¨ssen. Als problematisch hat sich die Ver- wendung ferromagnetischer Metalle fu¨r die Spininjektion und -detektion herausgestellt, da die Effizienzen wegen der unterschiedlichen Zustandsdichten von Metall und Halb- leiter sehr niedrig sind. Hier setzt man auf die Entwicklung ferromagnetischer Halblei- ter. Die Herstellung einer Spin-Leuchtdiode, die polarisiertes Licht emittiert, la¨sst auf eine effiziente Spininjektion hoffen [Jonker 2000]. Weitere Anwendungsmo¨glichkeiten umfassen Spinventil-Transistoren, neuartige Logikbausteine, optische Computer und nichtflu¨chtige Speicherelemente [Wolf 2001]. Im Rahmen dieser Arbeit werden manganhaltige Zinkoxidschichten mit Hilfe der Elektronenspinresonanz untersucht, die von der Gruppe um Prof. Waag in der Ab- teilung fu¨r Halbleiterphysik an der Universita¨t Ulm hergestellt wurden. Gegenu¨ber SQUID-Magnetisierungsmessungen, die normalerweise zur magnetischen Charakteri- sierung solcher Halbleiterproben eingesetzt werden, lassen sich mit der verwendeten Methode die Signale unterschiedlicher magnetischer Zentren trennen. Dies bezieht sich nicht nur auf unterschiedliche Ionentypen, sondern auch auf Unterschiede in den lokalen Umgebungen gleichartiger Zentren. Des Weiteren erreicht man hohe Empfindlichkei- ten, so dass auch stark verdu¨nnte Proben noch untersucht werden ko¨nnen. Durch die voneinander unabha¨ngige Variation von Mangangehalt und n-Dotierung konnten so Ru¨ckschlu¨sse u¨ber die Wechselwirkung zwischen den Manganzentren gezogen werden. Kapitel 2 Grundlagen der Elektronenspinresonanz (ESR) 2.1 Die Methode der magnetischen Resonanz In einem ESR-Experiment werden u¨ber ein magnetisches Wechselfeld B1 magnetische Dipolu¨berga¨nge zwischen den Zusta¨nden eines paramagnetischen Elektronenspinsys- tems induziert, das sich in einem konstanten a¨ußeren Magnetfeld B0 befindet. Es han- delt sich um eine experimentelle Methode, die fu¨r die Untersuchung paramagnetischer Sto¨rstellen und Verunreinigungen in Festko¨rpern besonders gut geeignet ist. Auch Lei- tungselektronen in Metallen und Halbleitern ko¨nnen so studiert werden. Die beiden genannten Spinsysteme treten in magnetischen Halbleitern gemeinsam auf, weshalb es vielversprechend erscheint, an diesen Materialien ESR-Experimente durchzufu¨hren. Des Weiteren findet die ESR auch u¨berall dort Anwendung, wo Moleku¨lradikale vorlie- gen oder als U¨bergangszusta¨nde chemischer Reaktionen auftreten. Im Folgenden soll ein allgemeines ESR-Experiment kurz in seiner seiner einfachsten Betrachtungsweise beschrieben werden. In der Regel kann das zu untersuchende Spinsystem na¨herungsweise als eine An- sammlung nicht wechselwirkender Spins Ji angesehen werden, die jeweils ein magneti- sches Moment Mi = γJi = gµB Ji h¯ (2.1) besitzen. Hier bezeichnet γ := −gµB/h¯ das gyromagnetische Verha¨ltnis, µB das bohr- sche Magneton. Fu¨r freie Elektronen ist g ≈ 2.002321. Wird nur die Zeeman-Wechselwirkung beru¨cksichtigt, lautet die heisenbergsche Bewe- gungsgleichung in einem zeitlich vera¨nderlichen Magnetfeld fu¨r den Erwartungswert 1Eigentlich ist g negativ, da das Elektron eine negative Ladung besitzt, doch entspricht es bei Elektronen (leider) der Konvention, g > 0 zu wa¨hlen und statt dessen die Vorzeichen aller Ausdru¨cke umzudefinieren, in denen g vorkommt. Bei Kernen wird dagegen nichts umdefiniert. 5 6 KAPITEL 2. GRUNDLAGEN DER ELEKTRONENSPINRESONANZ (ESR) jedes einzelnen magnetischen Moments ih¯ d dt 〈Mi〉 = 〈[Mi, Hˆ(t)]〉 = 〈[Mi,−Mi ·B(t)]〉 oder d dt 〈Mi〉(t) = γ〈Mi〉(t)×B(t), (2.2) wie sich mit Hilfe der Drehimpulsvertauschungsrelationen ergibt. Fu¨r den Erwartungs- wertM des Gesamtmoments ∑N i=1Mi gilt dieselbe, mit der klassischen identische Bewe- gungsgleichung. Erga¨nzt man sie in pha¨nomenologischer Weise um Relaxationseffekte, erha¨lt man die blochschen Gleichungen [Abragam 1970]: dMx dt = γ (M×B(t))x − Mx T2 dMy dt = γ (M×B(t))y − My T2 (2.3) dMz dt = γ (M×B(t))z + M0 −Mz T1 Hierin bedeuten T1 und T2 die longitudinale bzw. transversale Relaxationszeit. Fu¨r die longitudinale Relaxation sind nur Prozesse wichtig, bei denen sich die Energie des Spinsystems a¨ndert. M0 bezeichnet die Magnetisierung im thermodynamischen Gleichgewicht. Im Grenzfall hoher Temperaturen (kBT >> gµBB) ist sie fu¨r ein System identischer, unabha¨ngiger Spins gegeben durch die Curie-Formel M0 = n g2µ2BJ(J + 1) 3kBT B0 (2.4) mit der Anzahldichte n der Spins und der Spinquantenzahl J [Slichter 1990]. Fu¨r ein rotierendes magnetisches Feld der Form B(t) =  B1cos(ωt)B1sin(ωt) B0 , wie es in der ESR angelegt wird, lautet die im mitrotierenden Koordinatensystem stationa¨re Lo¨sung der Bloch-Gleichungen folgendermaßen: Mz = M0 · 1 + (ω − ωL) 2T22 1 + (ω − ωL)2T22 + γ2B21T1T2 M± = M0 · [(ω − ωL)T2 ± i] γB1T2 e ±iωt 1 + (ω − ωL)2T22 + γ2B21T1T2 (2.5) 2.2. ESR VON U¨BERGANGSMETALLIONEN IN FESTKO¨RPERN 7 Hier bedeutet ωL := −γB0 die Larmorfrequenz, und es werden die u¨blichen komplexen Gro¨ßen M± := Mx ± iMy verwendet [Abragam 1970]. Des Weiteren kann man eine komplexe transversale Suszeptibilita¨t2 gegenu¨ber dem Feld B1 einfu¨hren (M0 = χ0B0): χ := χ0 [(ω − ωL)T2 + i] γB0T2 1 + (ω − ωL)2T22 + γ2B21T1T2 (2.6) Fu¨r kleine B1 -Felder betra¨gt die Breite der Absorptionslinie ∆ω := 1/T2 und schließt homogene Verbreiterungsmechanismen wie die Spin-Gitter-Relaxation ein. In hohen B1 -Feldern kommt es zur Sa¨ttigung: Die Wechselwirkung mit dem Strahlungsfeld wird so groß, dass sie die Besetzungszahlen der beteiligten Spin-Niveaus merklich ausgleicht. Daher nimmt die transversale Suszeptibilita¨t ab, außerdem verbreitert sich die Linie auf ∆ω = √ 1 + γ2B21T1T2 / T2. Zur Beschreibung des Sa¨ttigungsverhaltens definiert man einen Sa¨ttigungsparameter s := 1 1 + γ2B21T1T2 (2.7) In einem ESR-Spektrometer wird ωL u¨ber das angelegte Feld B0 variiert, die Mikro- wellenfrequenz ω bleibt konstant. Man misst den Imagina¨rteil der transversalen Sus- zeptibilita¨t (Gleichung 2.6), erha¨lt also bei homogener Verbreiterung Lorentzlinien un- abha¨ngig davon, ob ein U¨bergang gesa¨ttigt ist oder nicht: Signal ∼ χ0 γB0T2 1 + (ω − ωL)2T22 + γ2B21T1T2 (2.8) Die Fla¨che unter der Kurve ist natu¨rlich proportional zur Anzahl der paramagnetischen Zentren und kann bei bekanntem Probenvolumen zur Messung ihrer Konzentration herangezogen werden. Ist das effektive lokale Magnetfeld u¨ber die Probe inhomogen, wird die Linie durch eine entsprechende U¨berlagerung von Lorentzlinien beschrieben. Dieser Fall tritt bei- spielsweise auf, wenn das a¨ußere Magnetfeld verzerrt wird oder die Hyperfeinstruktur nicht aufgelo¨st ist. Ha¨ufig gibt es in solchen Systemen aber eine Bewegungs- oder Aus- tauschverschma¨lerung, so dass man trotzdem eine homogene Lorentzlinie beobachtet. 2.2 ESR von U¨bergangsmetallionen in Festko¨rpern Im folgenden Abschnitt soll kurz der notwendige theoretische Hintergrund fu¨r die ma- thematische Beschreibung isolierter U¨bergangsmetallionen in kristallinen Festko¨rpern skizziert werden, wie er insbesondere im Buch von Abragam und Bleaney dargestellt ist [Abragam 1970]. Magnetische Wechselwirkungen zwischen den Ionen werden zuna¨chst also ausgeklammert. 2Suszeptibilita¨ten sind hier zweckma¨ßigerweise u¨ber die Flussdichte B definiert anstatt u¨ber die Feldsta¨rke H 8 KAPITEL 2. GRUNDLAGEN DER ELEKTRONENSPINRESONANZ (ESR) 2.2.1 Physikalische Einordnung Bringt man ein freies Atom oder Ion in ein magnetisches Feld B0, tritt in nichtrelati- vistischer Beschreibung der Zeeman-Term HˆZ = µBB0 · L/h¯ + gµBB0 · S/h¯ + e 2 8m0 ∑ i (ri ×B0)2 (2.9) zusa¨tzlich im Hamiltonoperator auf. Hierin sind L := ∑ i li und S := ∑ i si die Sum- men u¨ber die Bahn- bzw. Spindrehimpulse der einzelnen Elektronen. Zu beachten ist die Konvention g > 0. Der letzte Summand des Zeeman-Terms beschreibt den Diamagnetismus der Bahn- bewegung und kann im Folgenden weggelassen werden, weil er in allen fu¨r die ESR relevanten Zusta¨nden des Atoms praktisch den gleichen Wert hat. Um die Eigenzusta¨nde des Ions im Magnetfeld zu berechnen, geht man in der Atom- physik bekanntermaßen nach der Sto¨rungstheorie vor. Unter der Annahme, dass ein laboru¨bliches Magnetfeld von ho¨chstens ein paar Tesla anliegt, gibt der Zeeman-Term den geringsten Beitrag und wird erst ganz zum Schluss beru¨cksichtigt. Zuerst liefert eine Hartree-Fock-Rechnung die Coulomb-Energie einer bestimmten elektronischen Konfi- guration. Sie ist allerdings noch stark entartet, da in diesem Stadium der Rechnung alle Drehimpulsorientierungen der einzelnen Elektronen dieselbe Energie besitzen. Die Hartree-Fock-Rechnung beru¨cksichtigt die Coulomb-Wechselwirkung aber noch nicht vollsta¨ndig - deren restliche Effekte heben die Entartung der Konfiguration teilweise auf. Fu¨r leichte Elemente geben die ersten zwei hundschen Regeln zur LS-Kopplung an, welcher Grundzustand dabei entsteht. Schließlich wird die Spin-Bahn-Kopplung als Sto¨rung dieses Grundzustandes eingerechnet (3. Hundsche Regel); der Zeeman-Term hebt die dann noch vorhandene Entartung vollends auf. Befindet sich das Ion nun in einem Kristall, der zuna¨chst als vollsta¨ndig ionisch an- genommen werden soll, so ist zusa¨tzlich noch das elektrostatische Feld V der benach- barten Ionen im Hamiltonoperator zu beru¨cksichtigen. Wenn dessen Effekte kleiner sind als die der Spin-Bahn-Kopplung, spricht man von schwachen Kristallfeldern; sind sie sogar sta¨rker als die Coulomb-Restwechselwirkungen, die zur LS-Kopplung fu¨hren, handelt es sich um starke Kristallfelder. Mittlere Kristallfelder liegen in ihrer Sta¨rke dazwischen. 2.2.2 Die Kristallfeldtheorie Fu¨r diese Arbeit ist nur die Beschreibung von Ionen relevant, bei denen ein mittle- res Kristallfeld, das zumindest die erste hundsche Regel nicht verletzt, zu einem nicht bahnentarteten Grundzustand fu¨hrt. In diesem Fall kann man dem Grundzustand eine (eventuell fiktive) Bahndrehimpulsquantenzahl L=0 geben, die Spinquantenzahl S des freien Ions bleibt erhalten. 2.2. ESR VON U¨BERGANGSMETALLIONEN IN FESTKO¨RPERN 9 Der Grundzustand ist also ohne Beru¨cksichtigung der Spin-Bahn-Kopplung (2S+1)- fach spinentartet. Wa¨re die Spin-Bahn-Kopplung λ L · S vo¨llig vernachla¨ssigbar ge- genu¨ber dem Kristallfeld, wu¨rde es ausreichen, sie nur innerhalb dieses Spinmultipletts zu diagonalisieren. In diesem Unterraum sind aber alle Matrixelemente der Bahndreh- impulskomponenten Null, also erga¨be sich keine weitere Aufspaltung des Grundzu- standes. Besser wird die Rechnung, wenn man Kristallfeld und Spin-Bahn-Kopplung zumindest na¨herungsweise gemeinsam diagonalisiert. Dann treten in zweiter Ordnung der Sto¨rungsrechnung Kreuzterme der Form ∑ n 〈m|V |n〉 〈n|λ L · S |m′〉 E0 − En (2.10) auf, welche die beiden Zusta¨nde |m〉 und |m′〉 des Grundzustandsmultipletts u¨ber unbe- setzte Zusta¨nde |n〉 verbinden (E0 ist die Grundzustandsenergie). Da man in der ESR nur an den Eigenschaften des Grundzustandsmultipletts interessiert ist, verku¨rzt man diese Matrixelemente zu 〈m| V˜ |m′〉 und fu¨hrt durch diese Definition einen effektiven Kristallfeld-Hamiltonoperator V˜ ein, der dieselben Symmetrieeigenschaften besitzt wie das Kristallfeld V. Das effektive Kristallfeld ist aufgrund der Nenner in Gleichung 2.10 umso sta¨rker, je dichter die na¨chstho¨heren angeregten Zusta¨nde beim Grundzustand liegen. Man erwartet also fu¨r solche Ionen, die schon als freie Teilchen einen S-artigen Grundzustand besitzen, eine viel geringere Nullfeldaufspaltung als fu¨r solche, die als freie Ionen einen Bahndrehimpuls ha¨tten. Zur ersten Art geho¨ren Mn2+-Ionen in Zink- oxid, wa¨hrend die in Kapitel 5.3 beschriebenen Spektren von Cr3+ in Al2O3 unter die zweite Kategorie fallen. Entscheidend ist, dass die Symmetrie der Kristallumgebung und damit des Kristall- feldes V die Form des Operators V˜ stark einschra¨nkt. Entwickelt man V in eine Taylor- reihe, du¨rfen in jeder Ordnung nur Linearkombinationen von Termen vorkommen, wel- che unter allen Symmetrieoperationen invariant sind, die auch die lokale Umgebung des Ions invariant lassen. Eine weitere, viel sta¨rkere Einschra¨nkung ist durch das Wigner- Eckart-Theorem gegeben: Fu¨r das Kristallfeld (welches man als Summe irreduzibler Tensoroperatoren schreiben kann) ist insbesondere der aus diesem Theorem folgende Satz wichtig, dass unter der Bedingung k > 2S alle Matrixelemente 〈S,MS| V˜qk |S,M′S〉 Null sind, die zu einem beliebigen irreduziblen Tensoroperator k-ter Stufe geho¨ren, der hier mit V˜qk bezeichnet sei. Die Taylorreihe kann also nach der Ordnung 2S abgebro- chen werden. Also bleibt fu¨r jede Symmetrie bei gegebenem Elektronenspin S immer nur eine endliche, kleine Anzahl von Parametern u¨brig, von denen der Operator V˜ abha¨ngen kann. Durch eine geschickte Anwendung des Wigner-Eckart-Theorems (siehe [Stevens 1952] und [Elliott 1953]) la¨sst sich zeigen, dass man fu¨r diese einzelnen Kom- ponenten einfach handhabbare A¨quivalentoperatoren einfu¨hren kann, die nur aus Pro- dukten der Spinoperatoren Sx, Sy und Sz bestehen sowie deren Linearkombinationen. Sie besitzen innerhalb des Grundzustands-Spinmultipletts dieselben Matrixelemente wie das effektive Potential V˜ und sind unter anderem in [Abragam 1970] tabelliert. 10 KAPITEL 2. GRUNDLAGEN DER ELEKTRONENSPINRESONANZ (ESR) Die bisher skizzierte Theorie war davon ausgegangen, dass ein elektrostatisches Kristallfeld V vorliegt. In realen Kristallen kommen immer auch kovalente Bindungen vor, so dass die Elektronen nicht mehr bei den einzelnen Ionen lokalisiert sind. Dies bedeutet in den allermeisten Fa¨llen jedoch nur, dass man die Gro¨ße der Kristallfeldauf- spaltung nicht aus dem oben angegebenen Modell berechnen kann. Die grundsa¨tzliche Beschreibung der Spektren bleibt also weiterhin gu¨ltig, wa¨hrend sich die Parameter- werte fu¨r das Kristallfeld a¨ndern und nur in Ausnahmefa¨llen aus dem Modell ionischer Ladungen berechnet werden ko¨nnen. 2.2.3 Die Hyperfeinwechselwirkung Die Wechselwirkung des Atomkerns mit der Elektronenhu¨lle hat sowohl eine elektrische als auch eine magnetische Komponente. Hier ist nur die magnetische Hyperfeinwechsel- wirkung von Bedeutung; Kern-Quadrupolmomente wurden an keiner Probe gemessen. Man sollte meinen, dass fu¨r Ionen wie Mn2+ keine Hyperfeinwechselwirkung vor- kommt: Die Valenzelektronen befinden sich nicht in s-Orbitalen, so dass keine Fermi- Kontakt-Wechselwirkung existiert. Außerdem koppeln sie zu einem S-Zustand ohne Bahndrehimpuls, wodurch die Dipol-Dipol-Wechselwirkung mit dem Kernmoment eben- falls wegfa¨llt. Wenn die Hartree-Fock-Lo¨sung und die Hundschen Regeln exakt wa¨ren, mu¨sste diese Schlussfolgerung richtig sein. In Wirklichkeit sind der Grundzustands- konfiguration immer auch kleine Beitra¨ge anderer Konfigurationen beigemischt - un- ter anderem auch solcher, die ungepaarte s-Elektronen in ho¨heren Schalen besitzen. Dadurch kommt auch bei Ionen wie Mn2+ eine Hyperfeinstruktur vom Fermi-Kontakt- Typ zustande (HˆHFS = A S · I mit der Konstanten A). Ein anderer Erkla¨rungsansatz nach Sternheimer, der allerdings streng genommen einige theoretische Probleme auf- weist, geht davon aus, dass die Anwesenheit der Valenzelektronen die inneren Schalen ”polarisiert”. Das bedeutet, die radialen Aufenthaltswahrscheinlichkeiten der inneren Elektronen werden in der Hartree-Fock-Rechnung nicht mehr fu¨r beide Spinrichtungen als gleich angenommen. Insbesondere sind daher die Aufenthaltswahrscheinlichkeiten der s-Elektronen am Kernort von der Spinquantenzahl abha¨ngig, was gleichbedeutend ist mit einer endlichen Fermi-Kontakt-Wechselwirkung. In beiden Modellen wird klar, dass die Hyperfeinwechselwirkung von der Kristallum- gebung abha¨ngen muss, welche die Anteile anderer Konfigurationen gegenu¨ber dem freien Ion vera¨ndern kann beziehungsweise die Polarisation der inneren Elektronen- schalen beeinflusst. Entscheidend ist dabei der Kovalenzgrad der Bindung, der u¨ber die elektronische Aufenthaltswahrscheinlichkeit in der 4s-Schale der Mn2+-Ionen ent- scheidet [van Gisbergen 1994]. Kapitel 3 Die ESR-Messtechnik 3.1 Prinzipieller Aufbau eines ESR-Spektrometers Abbildung 3.1: Aufbau eines ESR-Spektrometers In Abbildung 3.1 ist schematisch dargestellt, wie die meisten ESR-Spektrometer heute aufgebaut sind. Fu¨r laboru¨bliche Werte des statischen Feldes B0 liegen die Lar- 11 12 KAPITEL 3. DIE ESR-MESSTECHNIK morfrequenzen im Mikrowellenbereich. Daher wird das B1-Feld in einem Resonator durch Einkopplung von Mikrowellen erzeugt, die in der Frequenz mit einer geeigne- ten Resonatormode zusammenfallen. Am Probenort la¨sst sich die linear schwingende magnetische Flussdichte dieser stehenden Welle als U¨berlagerung zweier gegensinnig rotierender Vektoren schreiben. Der gegen die Pra¨zessionsrichtung der Magnetisierung rotierende Anteil kann vernachla¨ssigt werden, sofern man nicht mit sehr niedrigen B0- Feldern arbeitet. Entsprechend ist das Zentralstu¨ck jedes ESR-Spektrometers ein System von Mi- krowellenhohlleitern. An einem Ende wird die Mikrowelle von einer Quelle eingespeist, die heute u¨blicherweise einen Gunn-Oszillator entha¨lt, aber auch Klystrons sind noch in Gebrauch. Die Mikrowelle wird zuna¨chst zum Resonator geschickt, wo sie eine be- stimmte Mode anregt. Je ho¨her die Resonatorgu¨te, um so sta¨rker ist das an der Probe angreifende B1 -Feld. Als Messsignal dienen die von dort reflektierten Anteile: Man stellt mit Hilfe einer Koppelschraube am Resonator dessen Impedanz so ein, dass er an den Hohlleiter angepasst ist. Das heißt, die gesamte einfallende Mikrowelle wird in den Resonatorwa¨nden und in der Probe in Wa¨rme umgewandelt. Fa¨hrt man nun das Magnetfeld B0 auf einen Wert, bei dem Spins in der Probe mit der Mikrowelle in Resonanz sind, a¨ndert sich dadurch die Impedanz, und ein Teil der Leistung wird nun reflektiert. Diese Leistung darf nicht wieder zuru¨ck zur Quelle, so dass man also ein nicht reziprokes Bauteil beno¨tigt (den Zirkulator), um den Detektor von der Quelle zu isolieren und von dieser wiederum die reflektierte Leistung fernzuhalten. Weiterhin be- sitzt das Mikrowellennetzwerk einen Arm, der zusa¨tzlich zum eigentlichen Signal einen einstellbaren Anteil (Bias) der Quellenleistung direkt auf den Detektor leitet, damit dieser auf seinen Arbeitspunkt vorgespannt wird. Der vom Resonator reflektierte Si- gnalanteil selbst muss wesentlich kleiner sein als die Vorspannung, um den linearen Bereich des Kristalldioden-Detektors nicht zu verlassen. Da der Resonator eine genau definierte Frequenz besitzt und die Phasenlage der Vorspannung zur Signalwelle auch von der Mikrowellenfrequenz abha¨ngt, ist es klar, dass bei der Messung das Magnetfeld B0 vera¨ndert werden muss und die Frequenz konstant bleibt. Anders wa¨re es schon aus dem Grund problematisch, dass die Mikro- wellenquellen alle entweder Hohlraumoszillatoren beno¨tigen oder sonst in irgendeiner Weise dimensionsma¨ßig an die zu erzeugenden Frequenzen angepasst sein mu¨ssen und daher nur einen geringen Abstimmbereich besitzen. Um eine ausreichende Stabilisierung der Mikrowellenfrequenz auf die Resonator- mode zu gewa¨hrleisten, setzt man ein Frequenznachfu¨hrsystem ein (AFC, Automatic Frequency Control). Hierbei werden u¨ber eine Modulation der Quellfrequenz im kHz- Bereich Seitenbanden erzeugt, deren Amplituden als Regelsignal dienen. Durch die U¨berlagerung von Bias und Signal erfolgt eine homodyne Detektion: Die Summe von A · eiωt (Bias) und b · eiωt+φ (Signal) ergibt eine komplexe Gro¨ße der 3.2. KENNGRO¨SSEN UND EXPERIMENTELLE BESONDERHEITEN 13 Amplitude A √ 1 + 2 b′ A cosφ− 2b ′′ A sinφ+ |b|2 A2 ≈ A+ b′cosφ− b′′sinφ , (3.1) wenn A reel ist und b = b ′ + ib ′′ komplex sowie |b| ¿ A. Je nach Einstellung der Pha- se φ kann man also den Real- oder den Imagina¨rteil der komplexen Suszeptibilita¨t detektieren; bei Verwendung der automatischen Frequenznachfu¨hrung ist man jedoch auf den Absorptionsanteil b ′′ festgelegt. Aus Gru¨nden der Rauschunterdru¨ckung wird das Signal moduliert und mit einem Lock-in-Verfahren gemessen. U¨ber kleine Zusatz- spulen am Resonator pra¨gt man dem Feld B0 dabei die Modulation auf. Der Vorteil dieser Detektionsmethode ergibt sich daraus, dass der Lock-in-Versta¨rker auf ein klei- nes Frequenzfenster um die Modulationsfrequenz herum eingestellt werden kann, so dass Rauschen nur in diesem engen Frequenzbereich ∆f durchgelassen wird. Liegt die Modulationsfrequenz genu¨gend hoch, in der Regel bei 100 kHz, ist die Rauschunter- dru¨ckung besonders effektiv. Man muss lediglich beachten, dass die Reaktionszeit des Detektionssystems dadurch auf etwa τ = 1/∆f ansteigt. 3.2 Kenngro¨ßen und experimentelle Besonderhei- ten Die wichtigste Kenngro¨ße eines ESR-Resonators ist seine unbelastete Gu¨te Qu. Sie ist definiert als Qu = 2pi · Energie der stehenden Welle Energieverlust pro Schwingungsperiode (3.2) Bei Hohlraumresonatoren wie z. B. dem verwendeten Rechteckresonator kommen die Verluste hauptsa¨chlich durch die Stro¨me in der Resonatorwand zustande, welche die stehende Welle verursacht. Je ho¨her die Leitfa¨higkeit des verwendeten Materials, umso ho¨her ist die unbelastete Gu¨te. Sie wird jedoch herabgesetzt durch jeden Gegenstand, den man in den Resonator einbringt, also insbesondere das Ku¨hlsystem und die Probe selbst. Diese sollte daher mo¨glichst nicht in Bereiche mit starkem elektrischem Feld hineinragen. Die Verluste addieren sich, also gilt fu¨r die wirkliche Gu¨te Q: 1 Q = 1 Qu + 1 Q² + 1 Qχ (3.3) Hier steht 1/Q² fu¨r den Anteil der dielektrischen Polarisierungsverluste aller eingebrach- ten Gegensta¨nde und 1/Qχ fu¨r die magnetischen, deren A¨nderung dann das Messsignal darstellt. Man kann sie mit der obigen Definition schreiben als Qχ = ∫ Resonator H21dV χ′′ ∫ Probe H21dV = 1 χ′′η (3.4) 14 KAPITEL 3. DIE ESR-MESSTECHNIK In dieser Gleichung ist der Fu¨llfaktor η definiert; er gibt den Anteil der Feldenergie im Resonator an, der sich im Probenvolumen befindet. Eine Abscha¨tzung zeigt, wie die Signalgro¨ße mit der Gu¨te in Zusammenhang steht [Poole 1983]. Nimmt man an, dass außer den zu messenden Spinresonanzen keine mag- netischen Verluste vorliegen und definiert entsprechend eine Gu¨te Q0 u¨ber 1 Q0 = 1 Qu + 1 Q² , (3.5) dann betra¨gt die (geringe) Vera¨nderung der Gesamtgu¨te Q gegenu¨ber Q0 in Resonanz ∆Q = − Q02 · 1 Qχ (3.6) In homodyner Detektion ist das Detektorsignal proportional zur Amplitude Arefl der reflektierten Welle (Gleichung 3.1). Bezeichnet man den Wellenwiderstand des Hohllei- ters mit R und den Abschlusswiderstand des Resonators mit Rres sowie die Amplitude der einfallenden Welle mit A, so folgt aus den Stetigkeitsbedingungen der Felder Arefl = Rres − R Rres +R · A (3.7) Fu¨r kritische Kopplung, das heißt Rres = R, ist die A¨nderung in der reflektierten Amplitude gegeben durch ∆Arefl A = ∆Rres 2Rres = ∆Q 2Q0 = − Q0 2Qχ (3.8) Der vorletzte Schritt folgt daraus, dass Rres proportional zu den Verlusten im Resona- tor sein muss, also auch Rres ∼ 1/Q. Die Formel zeigt, dass eine hohe Gu¨te Q0 fu¨r die Gro¨ße des Signals entscheidend ist. Die Empfindlichkeit des Spektrometers wird vom Signal-Rausch-Verha¨ltnis be- stimmt. Typischerweise ist das Detektorrauschen entscheidend. Andere Ursachen wie Mikrofonie, Einflu¨sse des Ku¨hlsystems, Versta¨rkerrauschen, das Rauschen der Mikro- wellenquelle selbst sowie Schwingungen des Resonators durch modulationsbedingte Wirbelstro¨me ko¨nnen normalerweise weitgehend minimiert werden oder spielen nur in extremen Betriebszusta¨nden eine wesentliche Rolle. Fu¨r das Rauschen des Detek- torstroms ist der thermische Anteil entscheidend. Im Vergleich zum Johnson-Rauschen eines ohmschen Widerstands ist die Rauschleistung jedoch um einen von der Modula- tionsfrequenz fmod abha¨ngigen Vorfaktor erho¨ht: Prausch = ( γPk fmod + 1 ) kT ·∆f (3.9) ∆f ist die Bandbreite des Versta¨rkers, γ liegt in der Gro¨ßenordnung 1011 W−1s−1 und Pk bezeichnet die auf den Kristalldetektor einfallende Mikrowellenleistung [Poole 1983]. 3.3. BESCHREIBUNG DER EINGESETZTEN SPEKTROMETER 15 Soll die Linienform richtig wiedergegeben werden, muss man allerdings zusa¨tzli- che Einschra¨nkungen der Empfindlichkeit in Kauf nehmen. Das B1 -Feld und damit die Mikrowellenleistung du¨rfen nicht so hoch werden, dass Sa¨ttigung eintritt, und die Modulationsamplitude muss wesentlich kleiner gewa¨hlt werden als die Linienbreite [Wahlquist 1961]. Bei sehr langen Relaxationszeiten T1 fu¨hren auch zu hohe Modu- lationsfrequenzen (ωmod > 1/T1) zur Verzerrung der gemessenen Linien [Portis 1953]. 3.3 Beschreibung der eingesetzten Spektrometer Die X-Band-Messungen wurden mit einem Spektrometer der Firma Bruker in einem Standard-Rechteckresonator (Modell ER4102ST) durchgefu¨hrt1. Mit den verwendeten Halbleiterschichten auf Saphirsubstrat (ca. 3 mm × 3 mm groß) war der Resonator in allen Temperaturbereichen kritisch koppelbar. U¨ber einen Quarzglaseinsatz konnte die Probe mit gasfo¨rmigem Helium angestro¨mt werden; Temperaturen im Bereich von 4 Kelvin bis Raumtemperatur waren mit diesem Kryostaten mo¨glich. Der Probenstab war um seine Achse drehbar angebracht und konnte in der Winkelposition auf 1 Grad genau eingestellt werden. Das Mikrowellensystem bestand aus einem Gunn-Oszillator als Quelle und einer Kris- talldiode zur Detektion; ohne Da¨mpfung betrug die Leistung der Quelle 200 mW. Die Da¨mpfung konnte in Schritten von 1 dB vera¨ndert werden und ist im Folgenden bei Leistungsabha¨ngigkeiten immer statt der Leistung als Parameter angegeben. Mittels eines Frequenzza¨hlers war es mo¨glich, die Mikrowellenfrequenz zu messen. Das typi- sche Frequenzrauschen lag in der Gegend von 1 kHz, Frequenzdriften wa¨hrend einer zehnminu¨tigen Messung waren selten gro¨ßer als 10 kHz. U¨ber die wassergeku¨hlten Hauptfeldspulen konnten Magnetfelder B0 bis zu 1,25 Tes- la bei einer Homogenita¨t von 10−6 u¨ber das Probenvolumen angelegt werden. Das Feld B0 war mit einer NMR-Sonde auf 10 −6 Tesla (0.01 Gauß) genau messbar, al- lerdings am Polschuh und nicht direkt am Ort der Probe. So konnte eine Drift des Hallsensors festgestellt werden. Fu¨r g-Faktor-Messungen wurde die Sonde gegen eine LiF-Standardprobe kalibriert (siehe Kapitel 5.3). Begrenzend auf die Genauigkeit von g-Faktor-Messungen wirkte sich daher lediglich das jeweilige Signal-Rausch-Verha¨ltnis aus sowie Abweichungen der Modelle von den gemessenen Kurven oder nicht zu ver- meidende Untergrundsignale. Bei dem W-Band-Spektrometer handelte es sich um ein Eigenbaugera¨t der Arbeits- gruppe Denninger. Ein Fabry-Pe´rot-Resonator mit einem Durchmesser von ca. 2 cm ermo¨glichte es, auch Proben mit relativ großer Fla¨che noch unterzubringen. Fu¨r die Messungen erwiesen sich mo¨glichst quadratische Stu¨cke von etwa 1 mm × 1 mm als optimal, denn selbst bei dieser Gro¨ße war die Gu¨te durch die Probenverluste stark herabgesetzt. Kritisch koppeln konnte man den Resonator daher bei keiner Messung, 1Ein dielektrischer Resonator erwies sich aufgrund des Hintergrundsignals als unbrauchbar, welches fu¨r hohe Leistungen das zu messende Signal um ein Vielfaches u¨berstieg. 16 KAPITEL 3. DIE ESR-MESSTECHNIK auch konnte die Frequenznachfu¨hrung nicht eingesetzt werden. Ein Magnetfeld B0 von bis zu 8 Tesla senkrecht zur Spiegeloberfla¨che stand zur Verfu¨gung. Weil die Wel- lenla¨nge bei 94 GHz nur noch 3 mm betra¨gt, wurde die Probe mit der Zinkoxidschicht auf den Spiegel gelegt, da sich dort immer ein Magnetfeldmaximum befindet. Maximal lieferte die Mikrowellenquelle in diesem Spektrometer eine Leistung von 5 mW. Kapitel 4 Semimagnetische Halbleiter in der ESR 4.1 Physikalische Beschreibung Das fu¨r die Elektronenspinresonanz relevante Modell von paramagnetischen U¨bergangs- metallionen in Festko¨rpern wurde bereits in Abschnitt 2.2 erla¨utert. Hier soll es da- rum gehen, zuna¨chst die Bewegung der Elektronen in den Ba¨ndern zu beschreiben. Anschließend werden mo¨gliche Wechselwirkungsmechanismen zwischen diesen beiden Spinsystemen dargestellt und ihre bedeutendsten Effekte genannt. Der dritte und wich- tigste Abschnitt dieses Kapitels bescha¨ftigt sich mit der Grundlage fu¨r die Interpre- tation von ESR-Messungen an stark verdu¨nnten semimagnetischen Halbleitern unter- schiedlicher n-Dotierung, wie sie in dieser Arbeit untersucht wurden. 4.1.1 Die k · p−Theorie fu¨r Halbleiterelektronen In den 50er Jahren entwickelten Luttinger und Kohn [Luttinger 1955] eine Form der Ef- fektivmassentheorie, die heute als k · p − Theorie bekannt ist. Sie beru¨cksichtigt auch Effekte, die durch die Entartung von Ba¨ndern zustande kommen, und ist fu¨r die Be- schreibung von Halbleitern in den meisten Fa¨llen gut geeignet. Insbesondere konnten bisher nur mit der k · p − Theorie brauchbare Berechnungen von g-Faktoren in Halb- leitern angestellt werden1, vgl. etwa [Zawadzki 1992] fu¨r InSb. Betrachtet wird ein Halbleiterelektron unter dem Einfluss eines Potentials U, das beispielsweise von einem flachen Donator herru¨hrt. Also lautet die zu lo¨sende Schro¨din- gergleichung {H0 +U}Ψ = E ·Ψ mit dem Einelektronenpotential H0 des Halbleiters. Die Effektivmassenna¨herung gilt fu¨r Elektronen in der Na¨he des Bandminimums bzw. fu¨r Lo¨cher in der Na¨he des Bandmaximums; hier wurde der Γ-Punkt gewa¨hlt. Daher erweist es sich als praktisch, die Schro¨dingergleichung nicht nach den Bloch-Funktionen eik·runk(r) zu entwickeln, sondern nach dem ebenfalls orthonormalen System der Funk- 1G. Denninger, perso¨nliche Mitteilung 17 18 KAPITEL 4. SEMIMAGNETISCHE HALBLEITER IN DER ESR tionen |nk〉 := eik·run0(r). In dieser Basis sind die Matrixelemente von H0 zwar noch diagonal in k, aber nicht mehr in n: 〈nk |H0| n′k′〉 = δ3(k− k′) · [ δnn′ ( En + h¯2k2 2m0 ) + h¯k · pnn′ m0 ] (4.1) mit pnn′ := (2pi)3 V0 ∫ V0 d3r u∗n0(r) ( h¯ i ∇ ) un′0(r), (4.2) worin V0 das Volumen der Einheitszelle bezeichnet; m0 ist die freie Elektronenmasse. A¨ndert sich das Potential U u¨ber eine Gitterperiode nur wenig, so kann man seine Interbandmatrixelemente vernachla¨ssigen. Dieser Punkt ist entscheidend fu¨r die Ein- fachheit des Ergebnisses, schra¨nkt aber auch die Gu¨ltigkeit der Theorie entsprechend ein. Es ist unter dieser Voraussetzung 〈nk |U| n′k′〉 = δnn′U˜(k− k′) (4.3) mit der Fouriertransformierten U˜(k) := 1 (2pi)3 ∫ dr e−ikrU(r). Die Schro¨dingergleichung fu¨r die Entwicklungskoeffizienten An(k) nach den |nk〉 lautet also( En + h¯2k2 2m0 ) An(k) + ∑ n′ 6=n h¯k · pnn′ m0 An′(k) + ∫ dk′ U˜(k− k′)An(k′) = E · An(k) (4.4) Diese Gleichung kann nun noch vereinfacht werden, indem man sie auf geschickt gewa¨hl- te Linearkombinationen der An(k) umschreibt, so dass die dann noch auftretenden Interbandmatrixelemente in erster Ordnung vernachla¨ssigbar werden [Luttinger 1955]. Transformiert man nach dieser Vereinfachung in den Ortsraum und beha¨lt Terme bis einschließlich zur zweiten Ordnung in k, so erha¨lt man als Ergebnis Ψ(r) = Fn(r)un0(r) , (4.5) und die Funktion Fn(r) genu¨gt der effektiven Schro¨dingergleichung{ − h¯ 2 2 ( 1 m ) ij ∇i∇j +U(r) } Fn(r) = E · Fn(r) (4.6) Das heißt, die elektronische Wellenfunktion la¨sst sich als Produkt schreiben aus der Blochfunktion am Bandminimum und einer Lo¨sung der Effektivmassen-Schro¨dinger- gleichung. Der Tensor der inversen Masse ist durch die Bandkru¨mmungen bestimmt. Neben der Effektivmasssen-Schro¨dingergleichung liefert die k · p − Theorie auch Formeln fu¨r die effektiven Massen der Ladungstra¨ger und fu¨r ihre g-Faktoren, die je nach der Kristallsymmetrie unterschiedlich kompliziert sind. Die Formel fu¨r den Leitungselektronen-g-Faktor von Zinkoxid ist in Kapitel 6.3 angegeben. 4.1. PHYSIKALISCHE BESCHREIBUNG 19 4.1.2 Physikalische Grundlagen der Austauschwechselwirkung Die Coulomb-Wechselwirkung zwischen zwei Spinsystemen fu¨hrt zu einer Austausch- wechselwirkung, die wie in Atomen und Moleku¨len eigentlich von der Symmetrie der Ortswellenfunktionen abha¨ngt. In einem System von zwei Elektronen mit vernachla¨ssig- barer Spin-Bahn-Wechselwirkung muss die Ortswellenfunktion entweder symmetrisch oder antisymmetrisch sein: ΨS = 1√ 2 (|12〉+ |21〉) ΨA = 1√ 2 (|12〉 − |21〉) (4.7) Hier wurden die U¨berlappintegrale der Wellenfunktionen |1〉 und |2〉 gleich Null gesetzt. Wie man leicht ausrechnet, betra¨gt der Energieunterschied zwischen Singulett- und Triplettzustand ES − ET = 2 〈 12 ∣∣∣∣ 14pi²0 e 2 r12 ∣∣∣∣ 21〉 (4.8) Da der Gesamtspin S1 + S2 u¨ber die Symmetrie der Wellenfunktion also die Energie- eigenwerte vollsta¨ndig festlegt, kann man das System u¨ber einen reinen Spinoperator beschreiben, a¨hnlich wie beim Kristallfeld. Man ko¨nnte dazu die Eigenwerte des Ge- samtspins benutzen; da dieser jedoch nach (S1 + S2) 2 = S21 + S 2 2 + 2S1 · S2 konstante Anteile entha¨lt, verwendet man dazu einfacher das Skalarprodukt S1 · S2, das ebenfalls mit dem Hamiltonoperator vertauscht. Der Unterschied zwischen den zwei Eigenwerten dieses Operators betra¨gt 1, so dass man den Hamiltonoperator im Spinraum als HSpin = J · S1 S2 h¯2 (4.9) mit der Abku¨rzung J := ES − ET (4.10) schreiben kann (mit einer entsprechenden Definition des Energienullpunkts). Ist nur einer der Spins gro¨ßer als 1 2 , funktioniert diese einfache Beschreibung immer noch. Lediglich die Normierung a¨ndert sich dann auf HSpin = 1 S1 + 1 2 J S1 · S2 h¯2( fu¨r S1 ≥ 1 2 und S2 = 1 2 ) (4.11) Dieser Fall tritt bei der Kopplung zwischen den lokalisierten Manganspins und den Leitungselektronen in Zinkoxid auf. Sind beide Spins gro¨ßer als 1 2 , kann man die gegen- seitige Lage der (nun mehr als zwei) Energieniveaus im Allgemeinen nicht mehr mit 20 KAPITEL 4. SEMIMAGNETISCHE HALBLEITER IN DER ESR nur einer Austauschkonstanten beschreiben. Da Spins S > 1 2 immer aus einer Kopplung mehrerer Elektronen resultieren, muss man auf die Matrixelemente der Coulombwech- selwirkung zwischen antisymmetrisierten N-Teilchen-Zusta¨nden zuru¨ckgreifen, so dass man in diesem allgemeinen Fall fu¨r jedes Paar {i,j} von Elektronen eine separate Aus- tauschkonstante Jij erha¨lt. Die Kopplung der Manganspins untereinander mu¨sste also strenggenommen durch einen komplizierteren Hamiltonoperator beschrieben werden. Da sie jedoch sehr schwach ist, reicht auch hier die oben angegebene einfache Form aus [Molin 1980]. In diesem Abschnitt wurde der Begriff der Austauschwechselwirkung im Prinzip fu¨r eine Moleku¨lbindung aus zwei schwach u¨berlappenden Atomorbitalen dargestellt. In- nerhalb von Atomen sind die Verha¨ltnisse komplizierter, da die Wellenfunktionen stark u¨berlappen. Die Austauschwechselwirkung wird dadurch bekanntermaßen sehr stark und bildet die Grundlage fu¨r die Hundsche Regel der maximalen Spinmultiplizita¨t. Ihre genaue Gro¨ße kann nur durch aufwendige Atomstrukturrechnungen bestimmt werden. 4.1.3 Austausch zwischen Leitungselektronen und paramagne- tischen Fremdionen in Halbleitern Zwischen den Leitungselektronen und paramagnetischen Fremdionen in semimagneti- schen Halbleitern besteht eine elektrostatische Austauschwechselwirkung, die sich wie im vorhergehenden Abschnitt berechnen la¨sst. U¨ber das Leitungselektronensystem wird so aber indirekt auch eine Wechselwirkung zwischen den paramagnetischen Ionen ver- mittelt. Sind keine Leitungselektronen im Halbleiter, gibt es immer noch Austauschme- chanismen, die allerdings eine geringere Reichweite besitzen. Um nachher diskutieren zu ko¨nnen, welche Beitra¨ge in den mangandotierten Zinkoxidschichten zu beru¨cksich- tigen sind, werden zuna¨chst zwei ga¨ngige Theorien vorgestellt und Formeln fu¨r ihre Abstandsabha¨ngigkeit angegeben (unter Vernachla¨ssigung der normalerweise schwa- chen Winkelabha¨ngigkeit). Die Idee einer solchen Wechselwirkung wurde zuerst von Zener formuliert, der das ”s-d-Modell” begru¨ndete ([Zener 1951 - 1], [Zener 1951 - 2] und [Zener 1951 - 3]). Seine Ideen waren aber noch unvollsta¨ndig und wurden spa¨ter pra¨zisiert, daher sollen sie hier zu Gunsten der genaueren Rechnungen u¨bergangen wer- den. Um die Austauschwechselwirkung zwischen Leitungselektronen und den lokalisier- ten Spins berechnen zu ko¨nnen, muss man die Wellenfunktionen der beteiligten Elek- tronen kennen. Fu¨r Elektronen im Leitungsband sind dies Blochfunktionen Ψk(r) = φk(r)χLE = uk(r)e ik·rχLE, wobei mit χ Zweierspinoren bezeichnet werden. Bei den paramagnetischen Ionen ist die Situation nicht so einfach. Fu¨r f-Elektronen ist die atomare Na¨herung ausreichend, d. h. die f-Elektronen befinden sich in Einelektronen- zusta¨nden φlm(r)χ = R(r)Ylm(θ, φ)χ. d-Elektronen sind viel weiter vom Kern entfernt. Dadurch wird das Problem hier komplizierter und besonders von der Kristallumgebung 4.1. PHYSIKALISCHE BESCHREIBUNG 21 abha¨ngig, denn das effektive Einelektronenpotential weicht sta¨rker vom atomaren Wert ab. Vor allem treten auch Hybridisierungen der d-Orbitale mit anderen Orbitalen auf. Da die genaue Berechnung in dieser Arbeit nicht von Interesse ist, soll nur kurz ei- ne einfach zu u¨berschauende Rechnung fu¨r f-Elektronen erwa¨hnt werden [Liu 1961]. Zuna¨chst wird ein Leitungselektron in Wechselwirkung mit einem einzelnen Ion be- trachtet. Unter der Annahme, dass eine genau halb gefu¨llte f-Elektronenschale mit 7 Elektronen vorliegt (L=0), gibt es nach den hundschen Regeln fu¨r die Wellenfunktion im Grundzustand nur die eine Mo¨glichkeit ΨSM(1, 2, . . . , 7) = (4.12) ψ00(1, 2, . . . , 7) · χSM(1, 2, . . . , 7) =∑ P (−1)sgnP φ3−3(P(1)) · φ3−2(P(2)) · . . . · φ3+3(P(7)) · χSM(1, 2, . . . , 7) , also eine in den Elektronenkoordinaten antisymmetrische Linearkombination der f- Wellenfunktionen, multipliziert mit einer vollsta¨ndig symmetrischen Spinwellenfunk- tion χSM . Die Gesamtwellenfunktion lautet Ψ(1, 2, . . . , 8) = 1√ 8 [ ΨSM(1, 2, . . . , 7)Ψk(8) − 7∑ i=1 ΨSM(1, . . . , i− 1, 8, i + 1, . . . , 7)Ψk(i) ] (4.13) Die Matrixelemente der Coulombwechselwirkung ∑ i>j e2 4pi²0|ri − rj| zwischen zwei belie- bigen Zusta¨nden ΨSMΨk und ΨSM′Ψk′ enthalten nun unter anderen Termen die Aus- tauschwechselwirkung zwischen Leitungselektronen und den lokalisierten Spinmomen- ten: Mex = − 7∑ i=1 [∫ dr1 . . . dr8 ψ ∗ 00(1, . . . , i, . . . , 7)φ ∗ k′(8) · e2 4pi²0 |ri − r8| · ψ00(1, . . . , 8, . . . , 7)φk(i) ] · χ∗SM′(1, . . . , i, . . . , 7)χ ′∗(8)χ(i)χSM(1, . . . , 8, . . . , 7) (4.14) Der Spinanteil in der letzten Zeile entspricht 〈 χSM′χ ′ ∣∣1 2 + 2 sLE · S(i)/h¯2 ∣∣χSMχ〉 mit dem Leitungselektronenspin sLE und dem Spin S(i) eines Elektrons in der Schale des paramagnetischen Ions. Nach einer entsprechenden Verschiebung des Energienullpunkts kann man also fu¨r den Spin-Hamiltonoperator den Ausdruck Hex = −2J(k,k′) sLE · S h¯2 (4.15) 22 KAPITEL 4. SEMIMAGNETISCHE HALBLEITER IN DER ESR schreiben mit der Abku¨rzung J(k,k′) fu¨r das Ortsintegral in der eckigen Klammer von Gleichung 4.14. S bezeichnet den Gesamtspin des paramagnetischen Ions. Die Wechselwirkung mit mehreren Ionen bedeutet nur eine unwesentliche Modifika- tion [Kasuya 1956]. Das Integral J(k,k′) a¨ndert sich bei einer Translation um einen Gittervektor Rn um den Faktor e i(k−k′)Rn , also wird Gleichung 4.15 zu Hex = − ∑ n J(k,k′)ei(k−k ′)Rn 2 sLE · Sn h¯2 (4.16) Die Existenz einer solchen Wechselwirkung auch fu¨r d-Elektronen liegt auf der Hand. Es wird angenommen, dass sie ebenfalls auf die Form 4.16 gebracht werden kann. Die wohl bekannteste der indirekt vermittelten Austauschwechselwirkungen zwi- schen paramagnetischen Ionen ist die RKKY-Wechselwirkung, benannt nach Ru- derman, Kittel, Kasuya und Yosida (fu¨r die Originalliteratur siehe [Ruderman 1954], [Kasuya 1956] und [Yosida 1957]). Das betrachtete System ist in Abbildung 4.1 skiz- ziert; wichtig ist die Existenz eines entarteten Elektronensystems, sei es ein Metall oder ein metallisch dotierter Halbleiter. Die Theorie von Ruderman und Kittel ist urspru¨nglich fu¨r die Wechselwirkung von Kernspins in Metallen formuliert, gilt aber auch fu¨r Elektronenspins, wie Yosida gezeigt hat: Ausgehend von der Austausch- wechselwirkung 4.16 liefert die Sto¨rungstheorie 2. Ordnung sofort den Energiebeitrag H(2) = ∑ mn H˜mn = ∑ mnHmn(Sm · Sn)/h¯2 mit2 H˜mn = 2me h¯2 1 (2pi)6 ∫ kF k=0 d3k ∫ ∞ k′=0 d3k′ |J(k,k′)|2 e i(k−k′)·Rmn k2 − k′2 ·∑ σ ∑ σ′ 4 〈 σ ∣∣∣∣sLE · Smh¯2 ∣∣∣∣ σ′〉〈σ′ ∣∣∣∣sLE · Snh¯2 ∣∣∣∣σ〉 (4.17) Hier muss k = k′ fu¨r die Terme mit gleichen Spinquantenzahlen σ, σ′ ausgeschlos- sen werden. kF ist die Fermienergie und Rmn := Rm − Rn. Die Summation u¨ber die Spinquantenzahlen in der letzten Zeile ergibt einfach 2(Sm · Sn)/h¯2. Nimmt man das Austauschintegral J als konstant an, um eine Vorstellung von der Abstandsabha¨ngigkeit zu bekommen, kann man die Integrale u¨ber die k-Vektoren mit Hilfe des Residuensatzes ausfu¨hren und man erha¨lt schließlich Hmn = (3ne) 2 2pi EF J2 ∑ mn (2kFRmn)cos(2kFRmn)− sin(2kFRmn) (2kFRmn)4 (4.18) ne ist hier die Anzahldichte der Elektronen. Charakteristisch fu¨r die Wechselwirkung ist die Abstandsabha¨ngigkeit ∼ R−3mn fu¨r große Rmn und das Auftreten von Oszillationen (Friedel-Oszillationen). 2An dieser Stelle werden die Faktoren V (Systemvolumen), die eigentlich in den k-Integrationen auftreten, mit den Normierungsfaktoren 1/ √ V weggeku¨rzt, die u¨ber die Wellenfunktionen Ψk in den J(k,k′) vorkommen. Erst dadurch werden die J(k,k′) endlich und besitzen jetzt die Einheit J ·m3. 4.1. PHYSIKALISCHE BESCHREIBUNG 23 Abbildung 4.1: RKKY-Wechselwirkung Liegt ein Halbleiter vor, der nicht entartet oder undotiert ist, so fa¨llt die RKKY- Wechselwirkung als Austauschmechanismus weg. In diesem Fall ist allerdings immer noch die Bloembergen-Rowland-Wechselwirkung vorhanden (Abbildung 4.2), die zu einer Kopplung der lokalisierten Spins fu¨hrt, siehe dazu [Bloembergen 1955] und [Liu 1980]. Abbildung 4.2: Bloembergen-Rowland-Wechselwirkung 24 KAPITEL 4. SEMIMAGNETISCHE HALBLEITER IN DER ESR Bloembergen und Rowland selbst behandeln die Kopplung zweier Kernspins, wa¨h- rend Liu dieselbe Rechnung fu¨r Elektronenspins durchfu¨hrt. In beiden Fa¨llen ist die Ausgangssituation die folgende: Zwei Spins m und n sitzen in einer Entfernung Rmn voneinander in einem Festko¨rper. Es gibt außerdem ein volles elektronisches Band (Valenzband) und ein vollsta¨ndig leeres Band (Leitungsband). Dann ergibt sich in Sto¨rungstheorie 2. Ordnung ein Energiebeitrag der Form Hmn (Sm · Sn) /h¯2 mit den Koeffizienten Hmn = − ∑ k,k′ |J(k,k′)|2 Ec(k)− Ev(k′) e i(k−k′)·Rmn (4.19) Ec bzw. Ev ist der Leitungs- bzw. Valenzbandverlauf. Das unbesetzte Leitungsband geht u¨ber die Zwischenzusta¨nde der sto¨rungstheoretischen Rechnung in die Energie ein, die Valenzelektronen werden also virtuell ins Leitungsband angeregt und vermitteln die betrachtete Wechselwirkung analog zum RKKY-Mechanismus. Nimmt man wie u¨blich parabolische Bandverla¨ufe Ec = Eg + h¯ 2k2/2mc bzw. Ev = −h¯2k2/2mv an und vernachla¨ssigt die Abha¨ngigkeit des Austauschintegrals von den Wellenvektoren, ergibt die Integration den Ausdruck2 Hmn = − J 2 8pi3R2mn [( 2µ h¯2 )3/2 √Eg Rmn K1(k0Rmn)− 4µEg √ mcmv h¯4 K′1(k0Rmn) ] (4.20) µ bezeichnet hier die reduzierte Masse mvmc/(mv + mc), K1 eine modifizierte Bessel- funktion erster Ordnung und es ist k0 := √ 2(mc +mv)Eg h¯2 (4.21) Wichtig an diesem Ausdruck ist die Na¨herung fu¨r große Entfernungen Rmn: Hmn −→ − µJ 2Eg 2pi3h¯4R2mn ( pimcmv 2k0Rmn )1/2 e−k0Rmn fu¨r k0Rmn À 1 (4.22) Das heißt, die Existenz der Bandlu¨cke Eg fu¨hrt zu einer exponentiellen Abnahme der Wechselwirkung im Unterschied zum RKKY-Typ. Außerdem sind keine Friedel- Oszillationen zu beobachten, also beha¨lt die Wechselwirkung fu¨r alle Entfernungen dasselbe Vorzeichen, sofern das Austauschintegral J(k,k′) auch wirklich als na¨herungs- weise konstant angenommen werden kann und nicht selbst das Vorzeichen wechselt. Im realen Fall ist das Valenzband allerdings entartet, was zu komplizierterem Verhalten fu¨hren kann, jedoch nichts am exponentiellen Abfall a¨ndert. Es existiert auch eine Austauschkopplung, die u¨ber die virtuelle Anregung der d- Elektronen selbst funktioniert [Schwieger 2002]. Sie ist allerdings vierter Ordnung in der Austauschkopplung. Da ebenfalls eine Energielu¨cke u¨berwunden werden muss, kommt es zu einer exponentiellen Abstandsabha¨ngigkeit analog zu 4.22. 4.2. EIGENSCHAFTEN DER ESR-SPEKTREN 25 4.2 Eigenschaften der ESR-Spektren 4.2.1 Dipolverbreiterung nach Van Vleck Stellt man sich die lokalisierten d-Elektronen der paramagnetischen Fremdatome in semimagnetischen Halbleitern als klassische magnetische Dipole vor, so ergibt sich fol- gendes Bild: Jeder Dipol wechselwirkt mit einem lokalen magnetischen Feld, das sich zusammen- setzt aus dem von außen angelegten Magnetfeld B0 und dem Feld der anderen Dipole. Letzteres variiert zeitlich, da sich die Orientierung der benachbarten Dipole a¨ndert; vor allem aber ist die lokale Umgebung eines jeden Dipols verschieden, da die Fremd- atome statistisch auf die besetzbaren Gitterpla¨tze verteilt sind. Bei etwa 4 Kelvin sind die Dipole im X-Band (9 GHz) nur gering polarisiert, d. h. alle Einstellrichtungen zum a¨ußeren Feld sind a¨hnlich wahrscheinlich. Die Verteilung der lokalen Magnetfelder fu¨hrt dazu, dass die Larmorfrequenz jedes einzelnen Dipols etwas verschieden ist von denen der anderen Dipole, so dass das Spektrum durch die Dipolwechselwirkung verbreitert wird. Um einen Ausdruck fu¨r den Wert der Dipolverbreiterung zu erhalten, genu¨gt die klassische Na¨herung nicht. Der Grund dafu¨r wird bei der quantenmechanischen Rech- nung deutlich [Van Vleck 1948], die zuna¨chst fu¨r Spins ohne Feinstruktur und ohne Hyperfeinstruktur erla¨utert werden soll. Sie gilt im Grenzfall hoher Temperaturen, der in den vorliegenden Messungen noch erfu¨llt ist. Der Hamiltonoperator des Problems lautet Hˆ = gµBB0 ∑ j Szj h¯ + µ0 4pi g2µ2B h¯2 ∑ k>j [ r−3jk (Sj · Sk)− 3r−5jk (rjk · Sj) (rjk · Sk) ] (4.23) Wie immer zeigt das magnetische Feld in z-Richtung. Die zugeho¨rige Schro¨dinger- gleichung ist nicht exakt lo¨sbar, da es sich um ein kompliziertes Vielteilchenproblem handelt. Man kann jedoch die Momente der ESR-Linien berechnen, also die Erwar- tungswerte (ω − ω0)n. Dazu verwirft man zuna¨chst alle Terme der Dipolwechselwir- kung, die nur Matrixelemente zwischen Zusta¨nden mit unterschiedlicher magnetischer Gesamtquantenzahl besitzen. Das sind Terme der Form S+S+, SzS+, SzS− oder S−S−; sie fu¨hren bei nicht zu kleinen Werten von B0 zu Satelliten der Hauptlinie und du¨rfen deswegen nicht in die Rechnung mit einbezogen werden, die ja nur die Momente der Hauptlinie selbst ergeben soll. Der relevante Teil des Hamiltonoperators lautet dann im mit B1 mitrotierenden Koordinatensystem Hˆ = (ω0 − ω) ∑ j Szj + ∑ k>j AjkSj · Sk/h¯2 + ∑ k>j BjkSzjSzk/h¯ 2 mit Ajk := µ0 4pi g2µ2B r3jk ( 3 2 γ2jk − 1 2 ) und Bjk := −3µ0 4pi g2µ2B r3jk ( 3 2 γ2jk − 1 2 ) (4.24) 26 KAPITEL 4. SEMIMAGNETISCHE HALBLEITER IN DER ESR Hierin bezeichnet γjk den Richtungskosinus von rjk mit der z-Achse und es ist ω0 := gµBB0/h¯. Im mitrotierenden Koordinatensystem liegt das B1-Feld entlang der x-Achse, die U¨bergangsamplituden zwischen den Eigenzusta¨nden von H sind daher proportional zu den Matrixelementen von Sx. Also lautet der Ausdruck fu¨r das zweite Moment der Linie bezu¨glich ihrer Mitte 〈 (ω − ω0)2 〉 = Σn,n′ ω 2 n,n′ ∣∣∣(Sx)n,n′∣∣∣2 Σn,n′ ∣∣∣(Sx)n,n′∣∣∣2 = − Tr [H, Sx] 2 h¯2Tr (Sx) 2 (4.25) Der letzte Ausdruck entha¨lt nur noch Spuren von Operatoren und kann daher leicht ausgewertet werden. Das Ergebnis lautet h¯2 〈 (ω − ω0)2 〉 = S(S + 1) 3 1 N ∑ k6=j B2jk (4.26) mit der Anzahl N der Fremdatome. Das zweite Moment der Linien ha¨ngt also nicht von den Ajk ab. Auf a¨hnliche Weise kann das vierte Moment bezu¨glich der Linienmitte berechnet werden: h¯4 〈 (ω − ω0)4 〉 = 1 N ∑ j,k,l6= [ 3B2jkB 2 jl + 2A 2 jk(Bjl − Bkl)2 + 2AjkAkl(Bjl − Bjk)(Bjl − Bkl) + 2AjkBjk(Bjl − Bkl)2 ] · ( 1 3 S(S + 1) )2 2 N ∑ k>j { B4jk · 1 5 [ S2(S + 1)2 − 1 3 S(S + 1) ] + 2B3jkAjk · 1 5 [ 2 3 S2(S + 1)2 − 1 2 S(S + 1) ] + 1 2 B2jkA 2 jk [ 4 5 S2(S + 1)2 − 3 5 S(S + 1) ]} (4.27) 4.2.2 Linienbreite in stark verdu¨nnten semimagnetischen Halb- leitern Die im vorherigen Abschnitt dargestellte Van Vleck-Theorie erlaubt es nur, einzelne Momente von Spektrallinien zu berechnen. U¨ber die Linienform selbst macht sie kei- nerlei Aussage, was ihre praktische Bedeutung einschra¨nkt. Fu¨r stark verdu¨nnte Systeme wie semimagnetische Halbleiter kann man die Li- nienform jedoch auf einem anderen Weg bestimmen, so dass deren Parameter mit Hilfe 4.2. EIGENSCHAFTEN DER ESR-SPEKTREN 27 der Van-Vleck-Theorie berechnet werden ko¨nnen. Die zugeho¨rige ”statistische Theorie” der ESR-Linienbreite [Abragam 1961] geht von der Na¨herung aus, dass in genu¨gend verdu¨nnten magnetischen Substanzen immer nur Paare von Spins eine Rolle spielen, d. h. wenn man das lokale Feld am Spin j berechnet, beru¨cksichtigt manWechselwirkungen zwischen den Spins j und k, j und l etc., nicht aber zwischen k und l. La¨sst man fu¨r die Spins alle Positionen im Raum zu, also nicht nur Gitterpla¨tze, reduziert sich die Rechnung auf die trickreiche Auswertung eines Integrals. Als Ergebnis erha¨lt man eine Lorentzkurve der Breite δ = µ0 4pi · 2pi 2 3 √ 3 γ2h¯c (4.28) mit dem gyromagnetischen Verha¨ltnis γ und der Konzentration c der paramagnetischen Fremdionen. Die geraden Momente einer Lorentzlinie divergieren, doch wurde in der Rechnung die unphysikalische Annahme gemacht, die Spins ko¨nnten sich beliebig nahe kommen. Beru¨cksichtigt man eine minimale Entfernung, so ergibt sich eine abgeschnit- tene Lorentzlinie, die in der Na¨he der Resonanzfrequenz unvera¨ndert ist, aber fu¨r weit davon abweichende Frequenzen wesentlich sta¨rker abfa¨llt. Unter der Annahme, dass man in diesen Bereichen die Linie nicht mehr vom Rauschen unterscheiden kann, las- sen sich die experimentellen Ergebnisse weiterhin mit einer Lorentzlinie anpassen. Das zweite und das vierte Moment einer Lorentzkurve der Breite δ, die bei |ω − ω0| ≥ α Null gesetzt wird (αÀ δ), lauten〈 (ω − ω0)2 〉 = 2αδ pi (4.29) 〈 (ω − ω0)4 〉 = 2α3δ 3pi (4.30) Die Linienbreite δ der im Experiment gemessenen Lorentzlinie steht also in dem fol- genden, vom Parameter α unabha¨ngigen Zusammenhang mit den aus der Van Vleck- Theorie bekannten Momenten: δ = pi 2 √ 3 〈 (ω − ω0)2 〉 3 2〈 (ω − ω0)4 〉 1 2 (4.31) Die Beschreibung semimagnetischer Halbleiter ist jedoch nur vollsta¨ndig, wenn auch ein quantenmechanischer Austausch zwischen den magnetischen Momenten beru¨cksichtigt wird. Dieser ist schon von Van Vleck [Van Vleck 1948] selbst einbezogen worden. Die A¨nderung erscho¨pft sich darin, dass zusa¨tzliche Austauschterme der Form Σk>jA˜jkSj · Sk (4.32) im Hamiltonoperator (4.23) die Definition der Koeffizienten Ajk (4.24) a¨ndern in den Ausdruck Ajk := A˜jk + µ0 4pi g2µ2B r3jk ( 3 2 γ2jk − 1 2 ) (4.33) 28 KAPITEL 4. SEMIMAGNETISCHE HALBLEITER IN DER ESR Die Koeffizienten Ajk kommen im zweiten Moment 4.26 nicht vor, wohl aber im vier- ten Moment 4.27. Tritt eine Austauschwechselwirkung auf, so wird das vierte Moment gro¨ßer. Bei gleichbleibendem zweitem Moment bedeutet dies, dass sich die Linienform a¨ndern muss: Die Intensita¨t fa¨llt in der Na¨he der Linienmitte schneller ab, dafu¨r nimmt sie in Bereichen geringer Absorption fern von der Linienmitte zu. Es erscheint so, als wa¨re die Linie schma¨ler. Schematisch ergibt sich folgendes Bild: Abbildung 4.3: Linienverschma¨lerung durch Austausch, schematisch (rot: ohne Aus- tausch; gru¨n: mit Austausch) Man beobachtet fu¨r austauschverschma¨lerte Systeme Linien mit Lorentzform, die sonst beispielsweise auf Grund der Dipolverbreiterung gaußfo¨rmig wa¨ren. Bei den untersuchten niedrigen Konzentrationen an magnetischen Momenten er- gibt sich weiterhin eine Vereinfachung in Gleichung 4.27. Die Indizes laufen u¨ber alle Gitterpla¨tze, an denen sich paramagnetische Ionen befinden. Zur praktischen Auswer- tung ha¨lt man beispielsweise den Index j fest, summiert u¨ber alle in Frage kommenden Gitterpla¨tze (hier Zn-Pla¨tze) und multipliziert das Ergebnis mit dem Anteil f, den die paramagnetischen Ionen von diesen Gitterpla¨tzen besetzen. Dadurch wird die Exakt- heit des Ergebnisses nicht eingeschra¨nkt, sofern man eine makroskopische Anzahl von Spins in der Probe hat. Es fa¨llt auf, dass Formel 4.27 bei dieser Vorgehensweise in zwei Teile zerfa¨llt: Die Dreifachsumme ist proportional zu f2, wa¨hrend die Doppelsumme nur proportional zu f ist. Fu¨r geringe Konzentrationen f bleibt also nur die Doppelsumme u¨brig, was die Rechnung erheblich u¨bersichtlicher macht. Zur Anwendung der Formeln auf die vorliegenden Messergebnisse ist eine weite- re Modifikation notwendig. Bei der Berechnung der Momente kamen Terme der Form Sj+Sk− vor, die entweder von der Dipol-Dipol-Wechselwirkung oder der Austauschwech- 4.2. EIGENSCHAFTEN DER ESR-SPEKTREN 29 selwirkung herru¨hrten. Zuna¨chst soll nur die Dipol-Dipol-Wechselwirkung von Interes- se sein. Besitzen die paramagnetischen Ionen nun eine Hyperfeinstruktur, was bisher ausgeschlossen wurde, so ko¨nnen zwei Fa¨lle eintreten. In Fall A ist die Dipol-Dipol- Wechselwirkung mindestens von der Gro¨ßenordnung der Hyperfeinaufspaltung, in Fall B viel kleiner als diese. Da die Relaxationszeiten der Kernspins im Bereich von Millise- kunden liegen, was im Vergleich zu den elektronischen Relaxationszeiten sehr lange ist, kann man sich die Kernspinorientierung als statisch denken. Die Terme Sj+Sk− stehen fu¨r einen Flip-Flop-Prozess, denn sie besitzen beispielsweise fu¨r ein System aus zwei Spins Matrixelemente zwischen den Zusta¨nden |↑↓〉 und |↓↑〉. Fu¨r zwei benachbarte Ionen mit unterschiedlichen Orientierungen des Kernspins liegen die zugeho¨rigen Ener- gieniveaus aber in Fall B weiter auseinander als die Linienbreite einer einzelnen Hyper- feinlinie, die man berechnen mo¨chte. Mit demselben Argument wie oben, als die Kopp- lungsterme zu den Satellitenlinien ausgeschlossen wurden, muss man daher die Flip- Flop-Terme in Fall B (der auch in der vorliegenden Arbeit auftrat) ausschließen. Die Energiedifferenz, welche durch unterschiedliche Orientierungen der Kernspins hervor- gerufen wird, kann in diesem Fall nicht durch eine A¨nderung der Dipol-Dipol-Energie kompensiert werden. Als weitere Komplikation kommt eine Feinstrukturaufspaltung hinzu, die zu noch mehr unterschiedlichen U¨bergangsenergien fu¨hrt, so dass noch mehr Flip-Flop-Terme wegfallen. Bei den vorliegenden Proben wurden 30 verschiedene Spek- trallinien aufgelo¨st, die um ein Mehrfaches der Linienbreite voneinander entfernt waren. Unter diesen Voraussetzungen erscheint es gerechtfertigt, zumindest fu¨r die Berechnung der Linienbreite die restlichen Flip-Flop-Terme zu vernachla¨ssigen. Die Rechnung wur- de fu¨r den analogen Fall zweier unterschiedlicher g-Faktoren bereits von Van Vleck durchgefu¨hrt (siehe Formeln (28) und (29) in [Van Vleck 1948]). Sie ergibt die folgen- den Ausdru¨cke fu¨r das zweite und den bei geringen Konzentrationen relevanten Anteil des vierten Moments (j ist fest): h¯2 〈 (ω − ω0)2 〉 = S(S + 1) 3 f · ∑ k C2jk (4.34) h¯4 〈 (ω − ω0)4 〉 = [ S(S + 1) 3 ]2 f · 1 5 ( 9− 3 S(S + 1) )∑ k C4jk (4.35) mit den Koeffizienten Cjk := µ0 4pi g2µ2B r3jk · (1− 3γ2jk) (4.36) Setzt man die Beziehungen 4.34 bis 4.36 in Gleichung 4.31 ein, erha¨lt man schließlich fu¨r die zu erwartende Linienbreite eines Spinsystems mit genu¨gend vielen, aufgelo¨sten Feinstruktur- und Hyperfeinstrukturkomponenten folgende Formel: 30 KAPITEL 4. SEMIMAGNETISCHE HALBLEITER IN DER ESR δ = µ0 4pi h¯γ2 pi 18 √ 5S(S + 1) 1− 1/[3S(S + 1)] f · ∑ k ( 1− 3γ2jk r3jk )2 32 ∑ k ( 1− 3γ2jk r3jk )4− 12 (4.37) Die Linienbreite in Tesla erha¨lt man nach Division durch das gyromagnetische Verha¨ltnis γ. Sie ist etwa um den Faktor 2 3 schma¨ler, als sich ohne Hyperfeinstruktur er- geben ha¨tte, da die Verkleinerung des zweiten Moments den entscheidenden Effekt aus- macht. Der Fall starker Austauschkopplung A˜jk wird in Paragraph 5.8.2 angesprochen. Er trat aber bei den untersuchten Proben nicht auf und soll daher nicht ausfu¨hrlich beschrieben werden. Kapitel 5 X-Band-Messungen: Mangan in Zinkoxidschichten 5.1 Aufbau der untersuchten Proben Die Zinkoxidproben wurden in der Gruppe von Professor Waag an der Universita¨t Ulm (Abteilung Halbleiterphysik) mit metallorganischer Gasphasenepitaxie (MOVPE) hergestellt. Es handelt sich um ungefa¨hr quadratische Saphirstu¨cke mit Seitenla¨ngen zwischen 2 und 4 Millimetern, auf denen eine Zinkoxidschicht aufgewachsen wurde. Fu¨r die W-Band-Messungen wurden daraus Stu¨cke mit ca. 1 mm x 1 mm Fla¨che gebrochen. Den prinzipiellen Schichtaufbau zeigt die folgende Abbildung 5.1: Abbildung 5.1: Schichtstruktur der untersuchten Proben Als Substrat wurde Saphir verwendet. Dies liegt zwar in den Bedingungen der Epitaxie begru¨ndet, hat aber fu¨r die magnetische Resonanz einen besonderen Vor- teil. Hier kommt es na¨mlich darauf an, besonders signalarme Substrate mit geringen Konzentrationen an paramagnetischen Verunreinigungen zu verwenden, da man kei- ne Ortsauflo¨sung erzielen kann. Die Substrate zeigten, wie weiter unten besprochen wird, als sta¨rkstes Signal bei Raumtemperatur die Linien von dreiwertigem Chrom, die von Rubin-Standardproben gut bekannt sind. Bei tiefen Temperaturen waren die Chromlinien aber in der Regel so stark gesa¨ttigt, dass sie sich nicht sto¨rend auf das 31 32 KAPITEL 5. X-BAND-MESSUNGEN: MANGAN IN ZINKOXIDSCHICHTEN Manganspektrum auswirkten. Auf dem Substrat wurde zuna¨chst eine Galliumnitrid- Pufferschicht aufgewachsen, um die durch Gitterfehlanpassungen verursachten Defekte mo¨glichst gering zu halten. In der dann folgenden Zinkoxidschicht wurden Mangan- und Galliumionen in unterschiedlicher Konzentration implantiert. Die maximale zur Verfu¨gung stehende Implantationsenergie betrug dabei 350 keV, was die Tiefe der implantierten Schicht auf ca. 200 nm begrenzte. Nach der Implantation wurden die entstandenen Scha¨den durch ho¨chstens einstu¨ndiges Ausheilen bei 700-800 o C geheilt, anschließend erfolgte eine Charakterisierung u¨ber Ro¨ntgenbeugung (Rockingkurven), Photolumineszenzspektroskopie und Rasterkraftmikroskopie. Hallmessungen ergaben eine Beweglichkeit von 80 cm2/Vs bei 300 K fu¨r die Proben der Serien 2 und 3, was schon an die Werte in Einkristallen heranreicht [Wagner 1972]. In denjenigen Proben, die mit dem N2O-Precursor gewachsen worden waren, war die intrinsische Dotierung sehr gering (< 1017cm−3) trotz vernachla¨ssigbarer Kompensation1. Es wurden die folgenden Proben untersucht: Serie GaN/ZnO; Precursor Bezeichnung Mangandotierung Galliumdotierung 1 80 nm / 400 nm; zn9602 1 · 1019cm−3 Mn Butanol zn9603 8 · 1020cm−3 Mn 2 80 nm / 2 µm; zn6401 5 · 1019cm−3 Ga Propanol zn6402 1 · 1020cm−3 Mn 5 · 1019cm−3 Ga zn6403 1 · 1020cm−3 Mn 5 · 1018cm−3 Ga zn6404 1 · 1020cm−3 Mn 3 dieselbe Schicht zn6405 1 · 1017cm−3 Mn wie Serie 2! zn6406 1 · 1018cm−3 Mn zn6407 1 · 1019cm−3 Mn zn6408 1 · 1018cm−3 Mn 5 · 1019cm−3 Ga 4 2 µm / 520 nm; zn2413 1 · 1020cm−3 Mn 1 · 1020cm−3 Ga N2O zn2414 1 · 1020cm−3 Mn zn2415 1 · 1019cm−3 Mn 1 · 1020cm−3 Ga 5 2 µm / 500 nm; zn3521 1 · 1018cm−3 Mn 1 · 1017cm−3 Ga N2O zn3522 1 · 1018cm−3 Mn 1 · 1018cm−3 Ga zn3523 1 · 1018cm−3 Mn 1 · 1019cm−3 Ga zn3524 5 · 1019cm−3 Ga 1Die relativ hohe intrinsische n-Dotierung bei den meisten Herstellungsverfahren wird gewo¨hnlich auf Sauerstoff-Fehlstellen und Zink-Zwischengitteratome zuru¨ckgefu¨hrt. 5.1. AUFBAU DER UNTERSUCHTEN PROBEN 33 Außerdem stand noch eine Kontrollprobe mit der Bezeichnung zn157 zur Verfu¨gung, die nur aus Substrat und GaN-Schicht (80 nm) bestand und kein Mangan- oder Donatoren- signal aufwies. Die zwei verwendeten Implantationsprofile sind in Abbildung 5.2 bzw. 5.3 gezeigt. Die im Voraus berechneten Profile sollten sich beim Ausheilen bei 800 Grad Celsius nicht wesentlich a¨ndern, wenn man die Diffusionskonstanten D = D0e −E/kT fu¨r Mangan und Gallium in Zinkoxid betrachtet. Fu¨r Mangan lauten die Parameterwerte D0 = 3, 2 · 10−3 cm2/s, E = 2, 87 eV und fu¨r Gallium D0 = 70, 5 cm2/s, E = 3, 68 eV [Landolt-Bo¨rnstein]. Damit wu¨rde das Gallium bei einem einstu¨ndigen Ausheizvorgang auf 800 Grad Celsius 2·10−8m weit diffundieren, das Mangan sogar nur 7·10−9m. Wenn die Diffusion u¨ber Versetzungen nicht u¨berwiegt, kann man das Konzentrationsprofil also mit ausreichender Genauigkeit als bekannt voraussetzen. Abbildung 5.2: Implantationsprofile der Proben 34 KAPITEL 5. X-BAND-MESSUNGEN: MANGAN IN ZINKOXIDSCHICHTEN Abbildung 5.3: Gemessenes Mangan-Implantationsprofil, Serie 3 (Gruppe Prof. Waag) 5.2 Grundsa¨tzliche Voru¨berlegungen Zinkoxidkristalle besitzen die Wurtzitstruktur, in der jedes Atom tetraedrisch von vier Atomen der anderen Sorte umgeben ist. Im Unterschied zum Zinkblendegitter muss man die Wurtzitstruktur jedoch dem hexagonalen Kristallsystem zuordnen; in jeder Einheitszelle befinden sich zwei Zink- und zwei Sauerstoffatome. Abbildung 5.4: Wurtzitstruktur des Zinkoxid 5.2. GRUNDSA¨TZLICHE VORU¨BERLEGUNGEN 35 Das Wurtzitgitter besteht also aus Doppelschichten von zweidimensionalen dich- testen Kugelpackungen in der Schichtenfolge ABAB. Die eingezeichneten Gitterkon- stanten betragen bei Raumtemperatur a = 3, 252 A˚ und c = 5, 213 A˚. Zinkoxid ist ein direkter Halbleiter mit einer Bandlu¨cke von 3,44 eV bei Raumtemperatur und einer effektiven Masse von 0, 28 m0 fu¨r die Elektronen im Leitungsband, die Dielektrizita¨ts- konstante ist anisotrop und nimmt Werte in der Gegend von 9 an [Landolt-Bo¨rnstein]. Die Manganionen bauen sich auf Zinkpla¨tzen ein, bisher wurde in keiner Messung eine andere Gitterposition entdeckt. Wie man aus den Werten der Gitterkonstanten entnimmt, ist die tetraedrische Umgebung jedes Ions leicht verzerrt; die Absta¨nde zu den na¨chsten Nachbarn der jeweils anderen Atomsorte entlang der c-Achse sind mit 1, 9915 A˚ etwas la¨nger als zu den anderen drei Nachbarn mit 1, 9760 A˚. Der Hamilton- operator [Hausmann 1968] lautet mit Sz etc. in Einheiten h¯: Hˆ = gµBB0 · S+D [ S2z − 1 3 S(S + 1) ] + a 6 [ (S4x′ + S 4 y′ + S 4 z′)− 1 5 S(S + 1)(3S2 + 3S− 1) ] + 7 36 F [ S4z − 95 14 S2z + 81 16 ] +A I · S− gIµkB0 · I (5.1) Ohne Verzerrung wa¨re D = 0, wie man sich leicht anhand des elektrostatischen Modells klar macht. Hier sind in der letzten Zeile gleich Hyperfeinwechselwirkung und Kern- Zeeman-Energie (mit dem Kernmagneton µk) mit beru¨cksichtigt. Die Indizes x ′ , y ′ und z ′ stehen fu¨r die Hauptachsen des Feldanteils mit kubischer Symmetrie, wa¨hrend die z-Achse parallel zur c-Achse des Kristalls gewa¨hlt ist. Es gibt in der Wurtzitstruktur zwei magnetisch nicht a¨quivalente (jedoch kristallographisch a¨quivalente) Gitterpla¨tze, fu¨r welche die gestrichenen Koordinatenachsen in unterschiedliche Richtungen zeigen: Abbildung 5.5: Die zwei Gitterpla¨tze im Wurtzitgitter, nach [Walsh 1961] 36 KAPITEL 5. X-BAND-MESSUNGEN: MANGAN IN ZINKOXIDSCHICHTEN Die beiden Tetraeder besitzen gegeneinander verdrehte Symmetrieachsen, wie im rechten Teil der Abbildung durch die Wu¨rfel angedeutet ist, zu deren Fla¨chen die ge- strichenen Koordinaten senkrecht stehen. Dies fu¨hrt dazu, dass fu¨r eine allgemeine Orientierung des Magnetfeldes B0 jeder U¨bergang in zwei Linien aufspaltet, nicht je- doch wenn das Feld parallel zur c-Achse des Wurtzitgitters zeigt. Wie weiter unten erla¨utert, wurden beinahe alle Messungen in dieser Position durchgefu¨hrt. Das folgende Schema zeigt die zu erwartenden Beitra¨ge des Hamiltonoperators in der Reihenfolge ihrer Wichtigkeit. Eine zusa¨tzliche konstante Energieverschiebung des gesamten Niveausystems durch das Kristallfeld spielt im ESR-Spektrum keine Rol- le. Da das Kristallfeld elektrischer Natur ist, sind Zeeman-Niveaus mit betragsma¨ßig gleicher Quantenzahl um denselben Wert verschoben. Eingezeichnet sind weiterhin er- laubte U¨berga¨nge, d. h. solche, bei denen sich die elektronische Magnetquantenzahl mS um ±1 a¨ndert und die Magnetquantenzahl mI des Kerns gleich bleibt. Man beachte das Vorzeichen der Zeeman-Wechselwirkung (+gµBmSB0 mit g > 0). Abbildung 5.6: Energieniveaus vonMn2+ im Kristallfeld und erlaubte U¨berga¨nge, sche- matisch Fu¨r die Auswertung der Messungen ist die Umrechnung der in cm−3 angegebenen Mangankonzentrationen auf Prozent der besetzbaren Gitterpla¨tze (Zinkpla¨tze) notwen- dig. Mit Hilfe der gegebenen Gitterkonstanten rechnet man leicht aus, dass 4, 19 · 1022 5.3. RAUMTEMPERATURSPEKTRUM, HINWEISE ZUM EXPERIMENT 37 Zink-Sauerstoff-Paare pro cm3 vorliegen, also bedeutet eine Mangankonzentration von 1020cm−3, dass 0, 24% der Zinkpla¨tze mit Mangan besetzt sind. 5.3 Raumtemperaturspektrum, Hinweise zum Ex- periment Abbildung 5.7: Raumtemperaturspektrum der Probe zn9603; θ = 37, 5 o ; 9,243 GHz In Abbildung 5.7 ist ein X-Band-Spektrum der Probe zn9603 gezeigt. Die Amplitude ist in beliebigen Einheiten angegeben und interessiert im Moment nicht weiter, da sie von den Details des Detektionssystems abha¨ngt. Bei den X-Band-Messungen war die Probe mit Vakuumfett auf einer rechteckigen Aussparung eines Suprasil-Quarzglas- stabes befestigt, der drehbar in einem Dichtring gelagert war. Mit Hilfe eines Zeigers am Ende des Probenstabes konnte der Winkel θ zwischen dem magnetischen Feld B0 und der Probennormalen (c-Achse) mit einer Genauigkeit von etwa 1 o eingestellt werden, was fu¨r die vorliegenden Untersuchungen ausreichte. Als Winkelnullpunkt θ = 0 o ist die Position definiert, in der die Probennormale parallel zum Magnetfeld B0 liegt. Der Azimutalwinkel ϕ konnte dagegen wa¨hrend der Messungen nicht variiert werden, spielt aber auch fu¨r keine der gemessenen Gro¨ßen eine Rolle. In der Stellung θ = 0 o , in der die meisten Messungen durchgefu¨hrt wurden, ist er ohnehin beliebig. Die Abbildung 38 KAPITEL 5. X-BAND-MESSUNGEN: MANGAN IN ZINKOXIDSCHICHTEN 5.7 zeigt unter anderem die erwartete (aus Tieftemperaturmessungen identifizierbare) breite Manganlinie mit geringer Amplitude. Außerdem ist ein Signal zu sehen, das durch Vergleich mit Leermessungen, bei denen nur der Probenstab im Resonator war, als Hintergrund identifiziert werden konnte. Auffallend sind dagegen einige schmale, sehr deutlich vom Rauschen unterscheidbare Linien. Deren Breite ist winkelabha¨ngig und liegt typischerweise im Bereich von 5 - 10 Gauß. Die Lage dieser Linien in Abha¨ngigkeit vom Winkel θ wurde untersucht und ist in der folgenden Abbildung fu¨r die Probe zn6405 dargestellt: Abbildung 5.8: Lage der schmalen Linien in Abha¨ngigkeit vom Winkel θ, gemessen an der Probe zn6405 bei 295 Kelvin und 9,35 GHz (Cr3+ in Al2O3) Alle verwendeten Proben wiesen bei Raumtemperatur diese winkelabha¨ngigen Lini- en auf. Da Cr3+-Ionen eine kaum zu unterdru¨ckende paramagnetische Verunreinigung in Saphirkristallen mit starker Winkelabha¨ngigkeit der ESR-Linien sind (L 6= 0 als freies Ion), liegt die Vermutung nahe, dass es sich hier um Chromlinien aus dem Sub- strat handelt. Im Diagramm ist ebenfalls die zugeho¨rige Rechnung gezeigt, die vom folgenden Hamiltonoperator ausgeht (S und Sz in Einheiten von h¯): HˆCr = gµBB0 · S+D ( S2z − 1 3 S(S + 1) ) (5.2) Das dreiwertige Chrom besitzt einen Spin S = 3 2 ; der Bahndrehimpuls ist durch die (ge- genu¨ber der Kugel) geringe Symmetrie des Kristallfeldes aufgehoben, so dass praktisch 5.3. RAUMTEMPERATURSPEKTRUM, HINWEISE ZUM EXPERIMENT 39 reiner Spinmagnetismus vorliegt. Die verwendeten Parameterwerte lauten g = 1, 985 und D = 2, 37 · 10−5 eV = h · 5, 7235 GHz und sind im Buch von Abragam und Bleaney [Abragam 1970] ebenso wie der Hamilton- operator auf S. 430 ff. zu finden. Die leichte Anisotropie im g-Faktor wurde ignoriert, genauso ist die Hyperfeinwechselwirkung nicht beru¨cksichtigt. Kristallfeldterme ho¨he- rer Ordnung als in Hˆ aufgefu¨hrt treten fu¨r einen Spin 3 2 nicht auf. Man sieht aus der Abbildung 5.8, dass die meisten Linien dadurch erkla¨rt werden, es liegen aber anschei- nend auch noch andere Verunreinigungen vor. Dem wurde allerdings nicht nachgegan- gen, da sich aufgrund der a¨hnlichen, großen Linienintensita¨ten vermuten la¨sst, dass die zugeho¨rigen Ionen sich ebenfalls im Substrat und nicht in der du¨nnen Zinkoxidschicht befinden. Die Proben der Serie 5 besaßen weitere intensive, schwer zu sa¨ttigende Linien. Das Chromspektrum wurde dazu eingesetzt, die Proben im Magnetfeld zu orientieren. Dazu wurden sie mo¨glichst flach auf dem Probenstab angedru¨ckt, so dass das Vaku- umfett sie nicht verkippte und die c-Achse mo¨glichst genau senkrecht zur Stabachse lag. Anschließend konnte der Probenstab bei Raumtemperatur so eingestellt werden, dass die Linie E bei maximalem Feld lag, um den Winkel θ = 0 o zu finden. Diese Stellung konnte auf 1 Grad genau reproduziert werden, wie sich beispielsweise an den verbotenen Manganu¨berga¨ngen (siehe weiter unten) ablesen la¨sst. Fu¨r pra¨zise g-Faktor-Messungen konnte die zum Spektrometer geho¨rige Hallson- de nicht verwendet werden. Einerseits ist sie sehr temperaturempfindlich, und trotz einer separaten Temperaturregelung dauert es mehrere Stunden, bis sie sich im ther- mischen Gleichgewicht befindet. Außerdem ist sie nicht in der Mitte des Magnetpols angebracht, so dass sie von vornherein ein anderes Magnetfeld misst, als an der Pro- be anliegt. Wenn dadurch nur ein bekannter, zum Magnetfeld proportionaler Offset verursacht wu¨rde, ko¨nnte man diesen einfach abziehen. Jedoch hat das Eisenjoch des Magneten eine nicht zu vernachla¨ssigende Remanenz, so dass bei gleichem Soll-Feld die Abweichung des wirklichen Feldwertes vom angezeigten unterschiedlich ist, je nachdem wo das Feld vorher war und eventuell wie lange es bei einem bestimmten Wert war. Diese Abweichungen wurden mit einer NMR-Sonde gemessen; in der Regel war das wirkliche Feld etwa 1,5 Gauß gro¨ßer als das von der Hall-Sonde gemessene. Je nach Vorgeschichte fu¨hrte die Remanenz zu Variationen von bis zu 0,5 Gauß um diesen Kor- rekturwert. Das Problem konnte nicht durch die Verwendung eines g-Faktor-Standards gelo¨st werden, da sich beim Verfahren des Feldes um mehrere Hundert Gauß, wie es zum Messen des Manganspektrums und des vorhandenen LiF-Standards no¨tig ist, be- reits unkalkulierbare Fehler von etwa 0,5 Gauß ergeben (LiF ist noch dazu bei tiefen Temperaturen wegen der Linienform schlecht brauchbar). Daher wurde fu¨r die pra¨zise Bestimmung von g-Faktoren stets die NMR-Sonde verwendet. Deren Messwert stimmt mit dem Feld am Probenort sehr genau u¨berein, wie durch Kalibrierung gegenu¨ber ei- nem LiF-Standard bei Raumtemperatur ermittelt werden konnte. Der gemessene Wert 40 KAPITEL 5. X-BAND-MESSUNGEN: MANGAN IN ZINKOXIDSCHICHTEN fu¨r den g-Faktor von Lithium in LiF betrug 2, 002292 ± 3 · 10−6. Hierbei ergibt sich der Fehler aus den Fluktuationen der Mikrowellenfrequenz und der NMR-Sonde, wenn eine eventuell auftretende thermische Drift der Frequenz gemessen und herausgerech- net wird. Dieser Wert stimmt sehr gut mit dem in der Literatur angegebenen von 2, 002293± 2 · 10−6 u¨berein [Stesmans 1989]. Die Genauigkeit der g-Faktor-Messungen an den untersuchten Proben ha¨ngt daher nur von den Fehlern ab, die durch die relativ breiten Linien und Unklarheiten im verwendeten Modell entstehen. Zur Auswertung der durchgefu¨hrten Sa¨ttigungsmessungen musste die am Spektro- meter einstellbare Mikrowellenleistung umgerechnet werden auf das Feld B1 am Pro- benort. Die Leistung der Mikrowellenquelle ohne Da¨mpfung (0 dB) betra¨gt 200 mW. Bei kritischer Kopplung, wie sie in allen gezeigten Messungen eingestellt werden konn- te, stellt der Resonator einen angepassten Abschlusswiderstand fu¨r den Hohlleiter dar, so dass die gesamte Leistung im Resonator in Wa¨rme umgewandelt wird. Je nach Resonatorgu¨te muss allerdings die Kopplung entsprechend verstellt werden. Zur Be- stimmung der bei kritischer Kopplung eindeutigen Beziehung B1(Q,P) existiert eine einfache Methode2, siehe dazu auch [Freed 1967]. Dabei wird eine kleine Metallkugel (Radius r) an den Probenort gebracht und die Verschiebung ∆ν der Resonanzfrequenz gemessen. Die fu¨r die ESR relevante rotierende Komponente des Feldes ergibt sich beim Rechteckresonator aus der Formel B1 = √ µ0QP∆ν 2pi2r3ν2P · √ P (5.3) Hier ist die Mikrowellenleistung mit P bezeichnet; QP und νP bezeichnen Q-Faktor und Resonanzfrequenz bei eingebauter Probe und kritischer Kopplung, also unter den Bedingungen der jeweiligen Messung. Die Bestimmung der Gro¨ßen in Formel 5.4 ergab B1 Gauß = 2.83 · 10−2 √ QP · √ P Watt (5.4) Die Gu¨te erha¨lt man beispielsweise aus der Frequenzabha¨ngigkeit des Diodenstroms, die eine lorentzfo¨rmige Resonanzkurve beschreibt. Sie ist einfach nach der Formel QP = νP 2∆νP (5.5) mit der Breite ∆νP der Lorentzkurve ( ∼ (1 + (ν − νp)2/∆ν2p)−1 ) auszurechnen. 2Skript von G. Denniger erha¨ltlich 5.4. SPEKTRUM BEI θ = 0 O (B0 ‖C), FEINSTRUKTUR 41 5.4 Spektrum bei θ = 0 o (B0 ‖c), Feinstruktur Abbildung 5.9: X-Band-Spektrum der Probe zn6407 (1019cm−3Mn) bei 4 Kelvin, 9,348 GHz, 10 dB und θ = 0 o ) In der obigen Abbildung3 ist exemplarisch das Spektrum der Probe zn6407 ge- zeigt, das man in dieser Auflo¨sung kaum von denen der Proben zn6402 (1020cm−3 Mn, 5 · 1019cm−3 Ga), zn6403 (1020cm−3 Mn, 5 · 1018cm−3 Ga) und zn6404 (1020cm−3 Mn, kein Ga) unterscheiden kann4. Man erkennt fu¨nf Feinstrukturgruppen zu je sechs Hyperfeinkomponenten auf einem langgezogenen Untergrund (die rechte Gruppe ist gerade noch zu erahnen), wa¨hrend in den niedrig implantierten Proben mit 1018cm−3 Mangan aufgrund des schwachen Signals nur der zentrale U¨bergang gemessen werden kann. Die Linien entsprechen den erlaubten U¨berga¨ngen mit ∆mS = ±1 und ∆mI = 0, wie man durch Lo¨sung des Hamiltonoperators 5.1 fu¨r θ = 0 o in 1. Ordnung feststellt. Man erwartet fu¨r die Intensita¨tsunterschiede ein Verha¨ltnis von 5:8:9:8:5. Die a¨uße- ren Feinstrukturu¨berga¨nge besitzen allerdings eine gro¨ßere Linienbreite als der zentra- le, weshalb ihre Amplitude so klein ist. Inhomogenita¨ten im Kristallfeld verbreitern 3Sofern nicht anders vermerkt, liegen die Q-Faktoren bei allen Messungen zwischen 2100 und 2600, die Quellenleistung betra¨gt 0,2 Watt. Fu¨r die meisten Messungen spielen die temperatur-, winkel- und probenabha¨ngigen Abweichungen im Q-Faktor keine Rolle, gegebenenfalls wird darauf hingewiesen. 4Weitere Spektren sind im Anhang C beigefu¨gt. 42 KAPITEL 5. X-BAND-MESSUNGEN: MANGAN IN ZINKOXIDSCHICHTEN na¨mlich den zentralen Feinstrukturu¨bergang (1 2 ↔ −1 2 ) in erster Ordnung nicht, wohl aber die U¨berga¨nge zwischen den anderen Niveaus (zu den Unterschieden zwischen den Feinstrukturgruppen bei niedrigen und denen bei hohen Feldern siehe Abschnitt 5.6.1). Außer den Manganlinien ist auch ein mit * bezeichnetes Hintergrundsignal zu sehen, das bei g=2,002 liegt, also dem g-Faktor des freien Elektrons. Es scheint aus einer inhomogenen U¨berlagerung verschiedener Linien zu bestehen und wurde bei allen Proben der Serien 2 und 3 ohne Unterschied beobachtet. Vermutlich tragen gebrochene Bindungen (”Dangling Bonds”) zu diesem Signal bei. Die Leitungselektronenlinie liegt ungefa¨hr bei g=1,96. Wie die folgende Abbildung zeigt, ist die Form der a¨ußeren Feinstrukturu¨berga¨nge stark von der Mangankonzentration abha¨ngig. Das spricht dafu¨r, dass die Manganio- nen selbst Gitterverspannungen hervorrufen. Die Spektren Proben zn6402, zn6403 und zn6404 mit derselben Mangankonzentration von 1020cm−3, aber unterschiedlichen Gal- liumkonzentrationen, zeigen hier praktisch keine Unterschiede (vgl. Anhang C). Beim Gallium, das ja im Periodensystem direkt neben dem Zink steht, ist der Effekt also offensichtlich ziemlich gering. Abbildung 5.10: Vergleich desselben Feinstrukturu¨bergangs bei verschiedenen Mangan- konzentrationen (4 K; 9,35 GHz; 10 dB) A¨hnelt die Form der Linien bei der Probe zn6407 noch abgeleiteten Lorentzlinien, so sehen sie bei der Probe zn6402 wie nicht abgeleitete Linien aus und verschmelzen bei der Probe zn9603 zu einem relativ strukturlosen ”Hu¨gel”. Als Erkla¨rung fu¨r die Li- nienform in der Probe zn6402 (und auch zn6403, zn6404) wird Folgendes vorgeschlagen: Die Linien bestehen aus einer U¨berlagerung von lorentzfo¨rmigen Absorptionslinien der 5.4. SPEKTRUM BEI θ = 0 O (B0 ‖C), FEINSTRUKTUR 43 Form L(B−Bc) mit dem Zentralfeld Bc, wobei die Zentralfelder Bc nach einer Funktion v(Bc) verteilt sind. Das abgeleitete Signal hat daher die Form f(B) = ∫ ∞ −∞ dBc L ′ (B− Bc) v(Bc) (5.6) Nimmt man fu¨r die Verteilung v eine (nicht normierbare) Stufenfunktion v(Bc) = θ(Bc − Bmin) = { +1 : Bc ≥ Bmin 0 : Bc < Bmin (5.7) an, dann lautet die gemessene Linienform f(B) = ∫ ∞ Bmin dBc L ′ (B− Bc) = L(B− Bmin) (5.8) Dies ist eine nicht abgeleitete Lorentzlinie. Physikalisch sinnvolle Verteilungen v(Bc) mu¨ssen natu¨rlich fu¨r große Werte von Bc wieder langsam gegen Null abfallen, um nor- mierbar zu sein. Außerdem wird die Stufe nicht scharf sein, so dass die Linien breiter werden. Der berechnete Fall entspricht der Feinstrukturgruppe in Abbildung 5.10. Auf der an- deren Seite des zentralen Feinstrukturu¨bergangs sind die Linien invertiert und zeigen mit der Spitze nach unten (siehe Anhang C, Abbildung C.1). Also besitzt der (positi- ve) Feinstrukturparameter D eine scharfe obere Grenze und ist zu kleinen Werten hin verwaschen. In der Probe zn9603 zeigt das nicht abgeleitete Spektrum sogar nur noch ein Absorptionskontinuum, dessen Beginn den ”Hu¨gel” in Abbildung 5.10 verursacht. Einen Anhaltspunkt fu¨r die Streuung von D erha¨lt man aus der Linienbreite des zentralen Feinstrukturu¨bergangs in der Stellung θ = 90 o , wenn also das Magnetfeld B0 senkrecht zur c-Achse steht. Man muss jedoch beru¨cksichtigen, dass auch der Un- terschied zwischen den beiden nicht a¨quivalenten Gitterpla¨tzen (Abbildung 5.5) dann bereits zu einer Verbreiterung der Linien auf etwa 5 Gauß fu¨hrt. Dies ist bei der oben gezeigten Probe zn6407 der maßgebende Faktor. Jedoch zeigen die Proben mit ho¨herer Mangankonzentration in dieser Winkelstellung sta¨rkere Linienverbreiterungen des zen- tralen Feinstrukturu¨bergangs. Sie deuten bei den Proben mit 1020cm−3 Mangan auf eine Verteilung des Parameters D u¨ber einen Bereich von etwa 15% seines Wertes hin. Schließlich sei noch auf die A¨hnlichkeit des Spektrums mit dem von mangandotier- tem Galliumnitrid hingewiesen [Graf 2003]. Zwar handelt es sich bei diesem Material um einen III-V-Halbleiter, doch sind Zink und Gallium bzw. Stickstoff und Sauerstoff im Periodensystem benachbarte Elemente, so dass die Ionen bis auf die Ladung eine identische Struktur besitzen5. 5G. Denninger, perso¨nliche Mitteilung 44 KAPITEL 5. X-BAND-MESSUNGEN: MANGAN IN ZINKOXIDSCHICHTEN Abbildung 5.11: X-Band-Spektrum von Mn2+ in GaN:Mn [Graf 2003] Abbildung 5.12: U¨bersichtsspektrum der Probe zn6407 in der Winkelstellung θ = 90 o (4 K; 9,344 GHz; 10 dB), Amplituden mit Abbildung 5.9 grob vergleichbar. Amplitu- denunterschiede sind vor allem durch die breiteren Linien bei θ = 90 o begru¨ndet. 5.5. VERBOTENE U¨BERGA¨NGE BEI θ 6= 0O 45 5.5 Verbotene U¨berga¨nge bei θ 6= 0o Dreht man die Probe aus der Stellung θ = 0 o heraus, so werden auch U¨berga¨nge im Termschema 5.6 erlaubt, bei denen sich die Magnetquantenzahl des Kernspins a¨ndert. Bei X-Band-Frequenzen sind die Zeemanenergie und die anderen Energiebeitra¨ge im Hamiltonoperator, also auch die Hyperfeinwechselwirkung, noch nicht so stark unter- schiedlich, dass die Auswahlregel ∆mI = 0 streng gilt. Dies ist jedoch in den speziellen Winkelstellungen θ = 0 o und θ = 90 o immer der Fall. Die folgende Abbildung zeigt die Entwicklung des Spektrums, wenn die Probe von der Stellung θ = 0 o in Schritten von ∆θ = 2 o ausgelenkt wird. Abbildung 5.13: X-Band-Spektrum der Probe zn6407 bei verschiedenen Winkeln θ (9,349 GHz; 4 K; 10 dB) Man erkennt, dass die verbotenen U¨berga¨nge immer paarweise in der Mitte zwischen zwei erlaubten U¨berga¨ngen auftreten und fu¨r θ = 10 o bereits in der Intensita¨t mit ih- nen vergleichbar sind. Auch bei θ = 2 o sind sie schon erkennbar; die Winkeleinstellung der Probe wurde so kontrolliert und eine Genauigkeit von 1 o fu¨r die oben beschriebene Methode ermittelt. Eine Chromlinie, die fu¨r θ = 0 o bei etwa 3350 Gauß liegt, ist ex- trem stark gesa¨ttigt und sto¨rt die Messung fu¨r Da¨mpfungen unter 25 dB fast nicht. In Abbildung 5.14 wurde das Spektrum durch numerische Diagonalisierung des Hamilton- operators 5.1 nach dem Jacobi-Verfahren [Press 1992] berechnet. Als Parameterwerte 46 KAPITEL 5. X-BAND-MESSUNGEN: MANGAN IN ZINKOXIDSCHICHTEN dienten die von Hausmann angegebenen [Hausmann 1968], die Linienbreite wurde pau- schal auf 3 Gauß gesetzt. Wie man aber schon aus Abbildung 5.13 sieht, sind nur fu¨r θ = 0 o alle Linien gleich breit, weshalb ihre Amplitude bei anderen Winkeleinstellungen zu gro¨ßeren Magnet- feldern hin abnimmt. Ursache ist die Verteilung des Feinstrukturparameters D. Die Rechnung ergibt bei einer Variation des Parameters D um 5 Prozent, wie sie aus der Breite der a¨ußeren Feinstrukturu¨berga¨nge folgt, kaum eine Beeinflussung derjenigen Linien im obigen Diagramm, die sich bei niedrigen Feldern befinden. Die Linien bei ho¨heren Feldern werden um bis zu 1,2 Gauß verschoben. Das ist bereits mehr als die ungesa¨ttigte Linienbreite von ca. 1 Gauß, allerdings sind die Linien aufgrund der Sa¨tti- gung nach Abbildung 5.36 etwa 2 Gauß breit. Eine Verbreiterung um bis zu 0,5 Gauß durch die D-Verteilung, wie sie zur Erkla¨rung der oben gezeigten Amplitudenverha¨lt- nisse beno¨tigt wird, stimmt in etwa mit diesen Werten u¨berein (die Amplitude der abgeleiteten Linie ist umgekehrt proportional zum Quadrat der Linienbreite). Fu¨r die Winkeleinstellung θ = 0 o sind die Linienverschiebungen geringer als 0,2 Gauß und daher fu¨r den zentralen Feinstrukturu¨bergang vernachla¨ssigbar. Abbildung 5.14: X-Band-Spektrum der Probe zn6407 bei θ = 10 o (9,347 GHz; 10 K; 10 dB; rot) und simuliertes Spektrum (blau) 5.6. BESTIMMUNG DER PARAMETER IM HAMILTONOPERATOR 47 5.6 Bestimmung der Parameter im Hamiltonope- rator 5.6.1 Rechnung und Auswertung der Daten Fu¨r die Auswertung der Parameter im Spin-Hamiltonoperator 5.1 wurden bei allen Proben, fu¨r die es sinnvoll war, die Lagen aller messbaren Linien in der Winkelstellung θ = 0 o bestimmt. Bei den Schichten mit hoher Mangandotierung wurden die schma- len Anteile der ESR-Linien fu¨r die Auswertung herangezogen, nicht die verschobenen, dipolverbreiterten Komponenten (vgl. Kapitel 5.7). Begrenzend auf die Genauigkeit wirkt sich aus, dass die Linien (bis auf die Proben zn6407 und zn6408) entweder rela- tiv breit oder relativ schwach sind. Die Linienlagen fu¨r die Hyperfeinkomponenten des zentralen U¨bergangs 1 2 ↔ −1 2 ko¨nnen mit einer Unsicherheit von 0,1 Gauß angegeben werden, wa¨hrend die Linien der anderen Feinstrukturu¨berga¨nge aufgrund ihrer Breite und des geringeren Signal-Rausch-Verha¨ltnisses mit einer Unsicherheit von 1 Gauß be- haftet sind. Alle Messungen wurden bei einer Temperatur von 4 Kelvin und bei einer Da¨mpfung von 10 dB ausgefu¨hrt. Die Probe befand sich in der Stellung θ = 0 o ; bei allen anderen Winkelpositionen waren bei den ho¨her dotierten Proben die Linien aufgrund ihrer Breite so u¨berlagert, dass eine Bestimmung der einzelnen Lagen mit sinnvoller Genauigkeit nicht mo¨glich war. Bei den schwach dotierten Proben mit 1018cm−3 Man- gan nahm das Signal dagegen zu rasch ab. Zur Bestimmung der Parameter g, D, A und a wurde ein Programm geschrieben, das mit Hilfe des Simplex-Algorithmus [Press 1992] und der numerischen Diagona- lisierung des Hamiltonoperators 5.1 die Parameter variierte, bis sich eine optimale U¨bereinstimmung mit den erhaltenen Linienlagen ergab. Fu¨r den Parameter F werden sehr kleine Werte erwartet; es war allerdings im Rahmen der hier durchgefu¨hrten Mes- sungen nicht mo¨glich, diesen Parameter unabha¨ngig zu bestimmen. Dazu wa¨re eine winkelabha¨ngige Verfolgung der Linienlagen mit besserer Auflo¨sung geeignet. Fu¨r die Anpassungen wurde F = 0 gesetzt. Ein merklich von Null verschiedener Wert von F erwies sich auch als unbrauchbar und verschlechterte die Anpassungen erheblich. In Tabelle 5.1 sind die Ergebnisse der Rechnung zusammengefasst und die Fehlerquadrat- summen fu¨r die Lagen der Linien angegeben. Die einzelnen Feinstrukturkomponenten sind unabha¨ngig voneinander aufgefu¨hrt, da sich eine gleichzeitige Anpassung aller Linien einer bestimmten Probe als unbrauchbar erwies. Der Grund liegt darin, dass der zentrale U¨bergang 1 2 ↔ −1 2 nur in ho¨herer Ordnung von den Kristallfeldpara- metern D und a abha¨ngt, die Feinstrukturkomponenten jedoch von allen Parametern empfindlich beeinflusst werden. Zudem gibt es im Parameterraum sehr viele lokale Mi- nima, so dass sehr gute Anfangswerte beno¨tigt werden. Es wurde so verfahren, dass zuna¨chst der zentrale U¨bergang mit einem unvera¨nderlichen Scha¨tzwert fu¨r D und mit a = 0 angepasst wurde, um einigermaßen verla¨ssliche Werte fu¨r den g-Faktor und den Hyperfeinstruktur-Parameter A zu erhalten. Diese Werte wurden anschließend fu¨r die Anpassung eines Feinstrukturu¨bergangs verwendet und dabei konstant gehalten, was 48 KAPITEL 5. X-BAND-MESSUNGEN: MANGAN IN ZINKOXIDSCHICHTEN Werte fu¨r D und a lieferte. Ein zweiter Durchgang mit den verbesserten Werten der Parameter lieferte bei allen Proben Ergebnisse, welche die Linienlagen im Rahmen der oben genannten Fehlergrenzen reproduzierten. Bei den Proben zn6406, zn6408 und zn9602 konnte die Feinstruktur nicht gemessen werden; dort mussten Scha¨tzwerte von anderen Proben fu¨r D und a eingesetzt werden. Die Vorzeichen aller Parameter relativ zu g wurden wurden von [Hausmann 1968] u¨bernommen, vgl. die Diskussion dort. Tabelle 5.1: Werte fu¨r die Parameter des Hamiltonoperators. Die beiden Feinstruk- turu¨berga¨nge −1 2 ↔ −3 2 und 3 2 ↔ 1 2 wurden zum Vergleich separat ausgewertet. Ein- heiten fu¨r die Parameter A, D und a sind GHz. Die drei letzten Spalten geben die Fehlerquadratsummen an: F1 in 10−10 T2 fu¨r den Feinstrukturu¨bergang 1 2 ↔ −1 2 , F2 in 10−8 T2 fu¨r den Feinstrukturu¨bergang 1 2 ↔ 3 2 und F3 in 10−8 T2 fu¨r den Feinstruk- turu¨bergang −3 2 ↔ −1 2 . Die eingeklammerten Eintra¨ge sind zur Anpassung verwendete Scha¨tzwerte. Probe g A D 1 2 ↔ 3 2 D− 3 2 ↔− 1 2 a 1 2 ↔ 3 2 a− 3 2 ↔− 1 2 F1 F2 F3 zn9602 2,00116 0,22459 (0,7611) (-0,0349) 0,1 - - zn6402 2,00099 0,22508 0,7695 0,7681 -0,0344 -0,0340 0,8 2,9 1,8 zn6403 2,00117 0,22507 0,7672 0,7704 -0,0351 -0,0342 0,6 0,6 2,0 zn6404 2,00125 0,22493 0,7675 0,7743 -0,0348 -0.0343 0,2 3,7 0,6 zn6406 2,00130 0,22498 (0,7611) (-0,0349) 0,7 - - zn6407 2,00112 0,22498 0,7603 0,7610 -0,0349 -0,0347 0,1 1,6 4,5 zn6408 2,00162 0,22481 (0,7611) (-0,0349) 0,2 - - Aus Tabelle 5.1 erkennt man, dass die experimentelle Genauigkeit der Messungen ausgenutzt werden konnte, denn die Fehler liegen oft sogar deutlich niedriger als bei den oben angegebenen Abweichungen zu erwarten. Dies muss jedoch nicht bedeuten, dass die Parameterwerte mit entsprechender Genauigkeit erhalten werden. Es spricht eher fu¨r deren gegenseitige Abha¨ngigkeit, d. h. man hat zu viele Freiheitsgrade zur Verfu¨gung. Dementsprechend weichen die berechneten Werte der Parameter voneinan- der ab. In der Tabelle nicht aufgefu¨hrt ist eine Messung am Feinstrukturu¨bergang 3 2 ↔ 5 2 , der nur bei der Probe zn6402 einigermaßen gut auszuwerten war. Aus dieser Messung ergaben sich die Werte D = 0, 7733 und a = −0, 0345. Aufgrund der Unsi- cherheiten in dieser Messung wurde sie nicht zur Bestimmung der unten angegebenen Durchschnittswerte herangezogen. Die g-Faktoren aller Proben sind a¨hnlich bis auf die Probe zn6408. Da diese Probe auch andere Anomalien zeigte, wird sie spa¨ter getrennt von den anderen betrachtet. Fu¨r die anderen Proben lassen sich keine systematischen Abweichungen mit der Gallium- 5.6. BESTIMMUNG DER PARAMETER IM HAMILTONOPERATOR 49 oder Mangandotierung beobachten, daher kann man als g-Faktor von Mangan in Zink- oxid den Durchschnittswert g = +2, 0012± 0, 0002 (5.9) angeben. Es ist g − gfrei = −(1119± 200) ppm. Vergleicht man die Werte fu¨r den Hyperfeinstrukturparameter A, so erkennt man eine sehr gute U¨bereinstimmung unter allen Proben. Dies ist nicht verwunderlich, da hier nur die relativen Lagen der Linien zueinander eingehen. Fehler, die bei den asym- metrischen Linienformen der ho¨her dotierten Proben entstehen ko¨nnten, zeigen bei allen Linien in dieselbe Richtung und heben sich bei der Berechnung von A auf, nicht jedoch fu¨r den g-Faktor (der jedoch trotzdem sehr gut u¨bereinstimmt). Als Durch- schnitt ergibt sich A = 0, 2249± 0, 0005 GHz (5.10) A und D mu¨ssen dieselben Vorzeichen besitzen, wie an Abbildung 5.9 erkennen kann. Die augenscheinlichen Intensita¨tsunterschiede zwischen den Feinstrukturgruppen bei niedrigen Feldern und denen bei hohen Feldern sind bei 4 Kelvin nicht in dem beobach- teten Ausmaß durch Besetzungszahlunterschiede zu erkla¨ren. In Wirklichkeit liegen die Hyperfeinlinien fu¨r die Feinstrukturgruppen −5 2 ↔ −3 2 und −3 2 ↔ −1 2 um 5 - 10 Gauß enger beieinander als fu¨r die Gruppen bei niedrigem Feld, was die Linien sta¨rker u¨ber- lappen la¨sst. Fu¨r entgegengesetzte Vorzeichen von A und D wa¨re es umgekehrt. Beim Feinstrukturparameter D sind die U¨bereinstimmungen weniger gut, was bei den gro¨ßeren Fehlern durch die breiten Linien auch zu erwarten ist. Vergleicht man die Proben zn6402, zn6403 und zn6404 untereinander, erkennt man gegenseitige Ab- weichungen in der Gro¨ßenordnung 5 · 10−3GHz, entsprechend 2 Gauß auf der Ma- gnetfeldskala. Diese Abweichungen sind, soweit sich das bei nur 3 Proben beurteilen la¨sst, nicht systematisch und weichen zwischen den beiden U¨berga¨ngen −1 2 ↔ −3 2 und 3 2 ↔ 1 2 derselben Probe um etwa so viel voneinander ab wie zwischen verschiedenen Proben. Dagegen liegt der Wert fu¨r die Probe zn6407 deutlich niedriger, die Abwei- chung gegenu¨ber dem Durchschnittswert der anderen Proben betra¨gt etwa -0,01 GHz. Die Ursache liegt sicherlich in der inhomogenen Verbreiterung der Linien in den Pro- ben zn6402 - 04, denn nur wenn man eine ideale Stufenfunktion fu¨r die Verbreiterung annimmt, liegt die Linienmitte der inhomogen verbreiterten Linien an derselben Stelle wie der Nulldurchgang der unverbreiterten. Da die genaue Verteilung nicht bekannt ist, soll nur der bei der Probe zn6407 gemessene Wert fu¨r den Parameter D als Ergebnis angegeben werden: D = 0, 761± 0, 005 GHz (5.11) 50 KAPITEL 5. X-BAND-MESSUNGEN: MANGAN IN ZINKOXIDSCHICHTEN Beim Parameter a stimmen die berechneten Werte noch schlechter miteinander u¨berein als beim Parameter D, doch ist dies angesichts der kleinen Energiebeitra¨ge des kubischen Kristallfeldterms auch nicht verwunderlich. Fu¨r diesen Parameter lautet der Durchschnittswert a = −0, 0346± 0, 0005 GHz (5.12) Ein systematischer Fehler, der bei der Bestimmung der vier Parameter auftreten kann, ist eine Fehleinstellung im Winkel θ. Außerdem liegt offensichtlich eine breite und asymmetrische Verteilung des Parameters D vor. Die idealisierte Stufenfunktion kann in der Realita¨t nicht vorkommen - sonst wu¨rden beispielsweise die Breiten der a¨uße- ren Feinstrukturu¨berga¨nge mit denen des zentralen u¨bereinstimmen. Eine verschmier- te Stufenfunktion la¨sst das Maximum der verbreiterten Linien aber nicht an derselben Stelle erscheinen wie den Nulldurchgang der abgeleiteten Linie. Solange man die genaue Verteilung von D nicht kennt, ist eine Abscha¨tzung des Fehlers aber nicht mo¨glich, so dass oben die Abweichungen der Proben voneinander als Fehlerwert genommen wur- den. Die Verteilung von D bewirkt aber auch, dass die Lagen der Linien im zentralen Feinstrukturu¨bergang verschoben werden. In Tabelle 5.2 sind diese Linienverschiebun- gen fu¨r einen um 10 Prozent kleineren Parameter D angegeben, außerdem die Werte fu¨r eine Winkelverstellung um 1 Grad. Tabelle 5.2: Linienverschiebungen zur Fehlerbetrachtung; Werte in Gauß Lage bei 9,3485 GHz 3132,07 3210,12 3289,82 3371,19 3454,24 3538,99 Auslenkung θ = 1 o +0,01 +0,03 +0,03 +0,04 +0,05 +0,05 D → 0,9 D +0,25 ±0,00 -0,18 -0,31 -0,38 -0,4 Wie man sieht, spielt der Fehler im Winkel keine Rolle6. Die durch A¨nderungen im Parameter D verursachten Abweichungen ko¨nnten jedoch relevant sein. Die Verteilung von D soll breit sein gegenu¨ber der Linienbreite im zentralen Feinstrukturu¨bergang, die bei den betrachteten Proben bis ca. 10 Gauß groß ist. Nimmt man also beispielsweise eine Verschmierung der Linienlagen in den a¨ußeren Feinstrukturu¨berga¨ngen u¨ber einen Bereich von 50 Gauß an, bedeutet dies Abweichungen im Parameter D um 10 Prozent, was dem oben berechneten Beispiel entspricht. Die verursachten Linienverschiebun- gen im zentralen Feinstrukturu¨bergang liegen um die 0,3 Gauß, also ist der g-Faktor mit einer Unsicherheit von ±0, 0002 behaftet. Fu¨r die Parameter A und a spielt diese U¨berlegung keine Rolle, da sie ohnehin nicht genau genug gemessen werden konnten. 6Aus diesem Grund kann auch der Einfluss einer Mosaikstruktur auf die Linienbreite unberu¨ck- sichtigt bleiben. 5.6. BESTIMMUNG DER PARAMETER IM HAMILTONOPERATOR 51 5.6.2 Vergleich mit fru¨heren Vero¨ffentlichungen Tabelle 5.3: Literaturwerte im Vergleich mit den durchgefu¨hrten Messungen (Parameter A, D und a− F in GHz) Quelle g A D a− F [Hausmann 1968] 1, 9984± 0, 0002 0, 2218± 0, 0001 0, 7059± 0, 0001 −0, 0163± 0, 0001 [Vlasova 1990] 2, 0010± 0, 0005 0, 222± 0, 001 0, 700± 0, 006 - [Abragam 1970] 2, 001(1) 0, 244± 0, 002 - −0, 019±? [Kuang 1996] - - 0, 6502±? −0, 018±? diese Arbeit 2, 0012± 0, 0002 0, 2249± 0, 0005 0, 761± 0, 005 −0, 0346± 0, 0005 In Tabelle 5.3 ist ein U¨berblick u¨ber fru¨here Messungen gegeben, zum Vergleich sind die in dieser Arbeit gemessenen Werte aufgefu¨hrt. Die Auswertungen der ange- gebenen Publikationen verwendeten sto¨rungstheoretische Formeln, aus denen sich in erster Ordnung nur der Wert a-F berechnen la¨sst. Der in dieser Arbeit fu¨r a gefundene Wert ist ebenfalls in dieser Spalte eingetragen. Der Versuch, die gemessenen Daten mit einem Parameter F in der Gro¨ßenordnung der erkennbaren Differenz zu den Li- teraturwerten anzupassen, lieferte allerdings wesentlich schlechtere Ergebnisse als die Rechnungen mit F = 0. In der Tat erwartet man fu¨r F auch einen viel kleineren Wert als fu¨r a [Abragam 1970], keinesfalls in der Gro¨ßenordnung von a, so dass sich der un- gewo¨hnlich große Wert dieses Parameters sicher nicht durch die Vernachla¨ssigung der F-Terme im Hamiltonoperator 5.1 erkla¨ren la¨sst. Eindeutig ist gegenu¨ber den anderen Arbeiten eine Abweichung des Feinstruk- turparameters D zu ho¨heren Werten festzustellen. Die Differenz zu den Werten von Hausmann und Vlasova betra¨gt umgerechnet etwa 20 Gauß, kann also bei keiner Aus- wertungsmethode durch Ungenauigkeiten hervorgerufen sein. Auch gibt Kuang einen ebensoweit nach unten abweichenden Wert an. Zusammen mit der Abweichung des Parameters a la¨sst sich offensichtlich festhalten, dass beide Parameter deutlich von der Art der Kristallherstellung abha¨ngen mu¨ssen. Wa¨hrend Vlasova gesinterte Proben untersuchte, wurden von Hausmann Einkristalle verwendet. Auf welche Messungen sich Kuang und Abragam beziehen, bleibt allerdings unklar, daher sollten diese Wer- te mit Vorsicht betrachtet werden. Ein ho¨herer Wert von D deutet auf eine sta¨rkere Verzerrung des Tetraeders hin, also entweder eine sta¨rkere Dehnung in der Richtung der c-Achse oder eine Kontraktion senkrecht dazu. Der gro¨ßere Wert von a spricht, im elektrostatischen Modell betrachtet, fu¨r die letztere Mo¨glichkeit, da die Ladungen na¨her an das Manganion ru¨cken und den Kristallfeldparameter vergro¨ßern. Aufschluss geben kann aber letztlich nur eine genauere Untersuchung, beispielsweise mit Hilfe von 52 KAPITEL 5. X-BAND-MESSUNGEN: MANGAN IN ZINKOXIDSCHICHTEN Ro¨ntgenbeugung. Die Hyperfeinkopplung A weist nur geringe Unterschiede auf, die verschiedenen Werte liegen um weniger als 2% auseinander. Der g-Faktor stimmt sogar (bis auf den zweifelhaften Wert von Hausmann) sehr gut u¨berein. Diese beiden Parameter sollten auch nicht in demselben Maße wie die Kristallfeldparameter D und a von leichten Verzerrungen der lokalen Umgebung abha¨ngen. 5.7 Temperaturabha¨ngigkeit der Linienform in der Serie 2 In den Proben der Serie 2 mit einer Mangankonzentration von 1020cm−3 (zn6402, zn6403 und zn6404) wurden die einzelnen Hyperfeinstrukturlinien der zentralen Fein- strukturgruppe 1 2 ↔ −1 2 genauer untersucht. Ihre Linienform war, anders als bei den niedriger dotierten Proben, nicht mit einer einzelnen Lorentzlinie anzupassen. Auch bei der Probe zn6407 zeigten sich kleinere, doch eindeutige Abweichungen. Die folgende Abbildung stellt die Linienformen der drei Proben zn6402-04 einander gegenu¨ber. Die drei Proben sind direkt vergleichbar, da es sich um Bruchstu¨cke derselben Zinkoxid- schicht handelt (wie u¨brigens auch die Serie 3). Blau sind Fits an die Linien eingezeich- net; es wurde eine U¨berlagerung von zwei Lorentzlinien und ein linearer Untergrund angenommen. Die Fits sind in einem Bereich von etwa 60 Gauß gu¨ltig, d. h. in et- wa zwischen den verbotenen U¨berga¨ngen. Um nicht zu viele Parameter ins Spiel zu bringen, wurden diese meistens nicht durch weitere Lorentzlinien angepasst. Dagegen wurden die benachbarten Hyperfeinlinien bei der Probe zn6404 beru¨cksichtigt, hier ist zur Verdeutlichung des U¨berlapps jedoch nur eine Linie gezeichnet. 5.7. TEMPERATURABHA¨NGIGKEIT DER LINIENFORM IN DER SERIE 2 53 Abbildung 5.15: Linienformen der Proben zn6402 (links oben), zn6403 (rechts oben) und zn6404 (links unten) bei 4 Kelvin; 10 dB; θ = 0 o ; 9,35 GHz. Man beachte die unterschiedlichen Skalen auf der Magnetfeldachse. Die Messung rechts unten zeigt die- selbe Hyperfeinstrukturlinie der Probe zn6404 bei 10 Kelvin. Bei den Proben zn6402 und zn6404 sind zusa¨tzlich verbotene U¨berga¨nge sichtbar. Die blauen Kurven sind die besten Fits mit zwei Lorentzlinien. Amplituden nicht direkt vergleichbar Die fu¨r die Anpassung7 verwendete Formel lautet f(B) = c + m · (B− L1) + 2A1 piw31 L1 − B (1 + (B−L1 w1 )2)2 +(1− ²) · 2A2 piw32 L2 − B (1 + (B−L2 w2 )2)2 + ² · A2 pi w22 − (B− L2)2 (w22 + (B− L2)2)2 (5.13) Hier sind die beiden Funktionen so normiert, dass die Fla¨chen unter den nicht abge- leiteten Linien A1 bzw. A2 betragen. Es wurde w2 < w1 gewa¨hlt. Die schmale Linie wurde aufgrund der weiter unten geschilderten Probleme mit der Modulationsfrequenz zusa¨tzlich mit einem Dispersionsanteil versehen, dem der letzte Summand entspricht. Jedoch blieb der zugeho¨rige Parameter ² meist klein. Die anzupassenden Linien sind in Wirklichkeit aufgrund der oben angegebenen Kon- zentrationsprofile inhomogen. Den Hauptbeitrag leistet eine dipolverbreiterten Linie aus dem Bereich na¨herungsweise konstanter Mangankonzentration. Ihr sind schma¨lere Anteile aus den Randbereichen der implantierten Schicht u¨berlagert, wo die Konzentra- tion abfa¨llt. Der Anteil der Manganionen in der Region mit na¨herungsweise konstanter Konzentration betra¨gt in den drei Proben ca. 60%. Aufgrund der extrem starken Sa¨tti- gung sind die schmalen Linienanteile bei den betrachteten Da¨mpfungen aber in ihrer 7Falls nicht anders vermerkt, wurde fu¨r alle Anpassungen in dieser Arbeit das Fit-Programm ”minirock” von G. Denninger verwendet. 54 KAPITEL 5. X-BAND-MESSUNGEN: MANGAN IN ZINKOXIDSCHICHTEN Amplitude sehr herabgesetzt. Da die effektiven, in der ESR sichtbaren Konzentrationen sich jedoch von den implantierten unterscheiden, wie im Folgenden gezeigt werden soll, kann man keine brauchbaren Ergebnisse erhalten, indem man die Implantationsprofile beru¨cksichtigt. Daher wurde angenommen, dass man die schmalen Linienanteile mit einer einzigen Lorentzlinie anpassen und von der interessierenden breiten Linie abzie- hen kann. Abbildung 5.16: Lagen der breiten Linienanteile, ausgedru¨ckt in effektiven g-Faktoren; unten: schmale Linienanteile 5.7. TEMPERATURABHA¨NGIGKEIT DER LINIENFORM IN DER SERIE 2 55 Dass dieses Vorgehen einigermaßen brauchbar funktioniert, kann man am Tem- peraturverlauf der Linienlagen in Abbildung 5.16 sehen. Diese sind separat fu¨r den schmalen und den breiten Anteil einer bestimmten Hyperfeinstrukturlinie aufgetragen. Aus Gru¨nden der Vergleichbarkeit ist die Linienposition formal als g-Faktor angegeben. Man erkennt, dass die Lage der breiten Linie sich in allen drei Proben mit der Tempera- tur verschiebt, wobei diese Verschiebung linear in 1/T ist. Eindeutig besitzt die Probe zn6404 ohne Galliumdotierung die gro¨ßte Verschiebung, die schon mit bloßem Auge in Abbildung 5.15 erkennbar ist. Bei der Probe zn6402 mit der ho¨chsten Galliumdotierung ist der Effekt am kleinsten - allerdings immer noch deutlich gro¨ßer als die Variationen im g-Faktor der schmalen Linie. Diese Tatsache gibt eine erste Rechtfertigung fu¨r die Verwendung des vereinfachten Zwei-Linien-Modells. Die Fla¨chen beider Komponenten zeigen ein Curie-Verhalten. In den folgenden Abbil- dungen sind die Daten umskaliert, so dass die Fla¨chenverha¨ltnisse nicht real wiederge- geben werden; dazu wa¨re ohnehin eine Kalibrierung erforderlich. Abbildung 5.17: Curieverhalten der breiten Linienanteile 56 KAPITEL 5. X-BAND-MESSUNGEN: MANGAN IN ZINKOXIDSCHICHTEN Abbildung 5.18: Curieverhalten der schmalen Linienanteile Grundsa¨tzlich ist das Auftreten einer temperaturabha¨ngigen Linienverschiebung nicht u¨berraschend. Das lokale Magnetfeld, welches fu¨r die Linienlage verantwortlich ist, unterscheidet sich vom makroskopischen Magnetfeld, da die Probe im a¨ußeren Feld magnetisiert wird. Man kann davon ausgehen, dass die Suszeptibilita¨t der implantier- ten Schicht praktisch ausschließlich von den Manganionen herru¨hrt. Die Donatoren haben nur einen Spin von 1 2 und besa¨ßen daher nach Gleichung 2.4 selbst bei gleicher Konzentration nur einen Anteil von 8% an der gesamten Magnetisierung. Sie werden daher fu¨r das Folgende vernachla¨ssigt. Abbildung 5.19: U¨berlegung zum Entmagnetisierungsfaktor 5.7. TEMPERATURABHA¨NGIGKEIT DER LINIENFORM IN DER SERIE 2 57 Das lokale Magnetfeld am Ort eines Ions i im Kristall la¨sst sich aus einem makro- skopischen und einem mikroskopischen Anteil zusammensetzen. Das makroskopische Feld in der Probe ist nach Abbildung 5.19 in der Orientierung θ = 0 o gleich dem von außen angelegten Feld. Dieses gemittelte Feld ist fu¨r das Ion aber nicht relevant. Man erha¨lt das wirkliche mikroskopische Feld, indem man sich wie abgebildet eine makro- skopische Kugel aus dem Material ausgeschnitten denkt. Das lokale Magnetfeld ~Blokal setzt sich zusammen aus dem dann noch wirkenden makroskopischen Feld und dem mikroskopischen Feld der Dipolmomente ~mj, die sich in der Kugel befinden: ~Bi,lokal = ~B0 − 2 3 µ0χ~B0 + µ0 4pi ∑ j 3rˆij(~mj · rˆij)− ~mj r3ij (5.14) Die Ausrichtung der magnetischen Momente ~mj wird ebenfalls vom Feld B0 bestimmt. Außerdem soll u¨ber i gemittelt werden, d. h. die Summe la¨uft u¨ber alle Zinkpla¨tze und wird dafu¨r mit dem Bruchteil f multipliziert, dem Anteil der durch Manganio- nen besetzten Pla¨tze. In erster Ordnung in der Suszeptibilita¨t ergibt sich damit der Ausdruck ~B = ~B0 · [ 1 + ( −2 3 µ0n + µ0 4pi f ∑ j 3rˆj(mˆ · rˆj)− mˆ r3j ) · g 2µ2BS(S + 1) 3kBT ] (5.15) Der Einheitsvektor mˆ zeigt in Richtung von ~B0, n ist die Anzahldichte der paramagne- tischen Ionen. Rechnet man die Gittersumme mit dem Computer aus, so erha¨lt man fu¨r das lokale Feld ~B = ~B0 · ( 1− 2, 55 f T/K + 0, 029 f T/K ) = ~B0 · ( 1− 2, 52 f T/K ) (5.16) Fu¨r die Proben zn6402-04 ist f=0,0024; damit sollte die Temperaturabha¨ngigkeit des g-Faktors geff(T) = g0 − 0, 0126 1 T/K (5.17) lauten mit g0 ≈ 2, 08. Der berechnete Wert ist betragsma¨ßig gro¨ßer als alle drei gemessenen, vgl. Ab- bildung 5.16. Außerdem erkla¨rt die Rechnung nicht die offensichtlichen Unterschiede zwischen den Proben, die mit der Galliumdotierung zusammenha¨ngen. Eine mo¨gliche Erkla¨rung wa¨re, dass man hier die Kopplung zwischen Donatoren und Manganionen direkt beobachtet: Die Donatoren ko¨nnten, in Analogie zur Knight-Verschiebung bei Kernen [Slichter 1990], den g-Faktor des Mangans durch die Austauschwechselwirkung erho¨hen. Diese Verschiebung wa¨re ebenfalls proportional zu 1/T und zeigte im Fall ei- ner ferromagnetischen Wechselwirkung in die richtige Richtung. Allerdings mu¨sste sie proportional zur Suszeptibilita¨t der Leitungselektronen sein, und es wa¨re verwunder- lich, wenn die zehnfache Anzahl an Donatoren in der Probe zn6402 gegenu¨ber zn6403 58 KAPITEL 5. X-BAND-MESSUNGEN: MANGAN IN ZINKOXIDSCHICHTEN sich nicht in einer zehnfachen A¨nderung des g-Faktors niederschlagen wu¨rde. Die Stei- gungen in Abbildung 5.16 scheinen vielmehr bei hoher Galliumdotierung gegen Null zu gehen, nicht u¨ber Null hinaus zu positiven Werten. Außerdem mu¨sste dann bei der Probe zn6408 die Verschiebung ungefa¨hr so groß sein wie bei zn6404 (was nicht der Fall ist), nur mit anderem Vorzeichen, denn bei der geringen Mangankonzentration von zn6408 spielt die Entmagnetisierung keine Rolle mehr. Statt dessen wird das Ergebnis als ein Indiz dafu¨r gewertet, dass die Donatoren die Konzentration an paramagneti- schen Ionen herabsetzen. 5.8 Temperaturabha¨ngigkeit der Manganlinien In den ersten zwei Abschnitten werden U¨berlegungen zur temperaturabha¨ngigen ESR- Linienform des Mangans in den drei Proben zn6402, zn6403 und zn6404 zusammenge- fasst, die auch fu¨r die Interpretation der anderen Messungen von Bedeutung sind. Es folgt eine Zusammenstellung der Messergebnisse fu¨r die anderen Proben, mit Ausnah- me der Serie 4 und der Probe zn6408, die aus dem Rahmen fallen und deswegen an anderer Stelle beschrieben sind. 5.8.1 Vergleich der Proben mit 1020cm−3 Mangan In den ho¨her dotierten Proben zn6402-04 und zn9603 sind die Linienbreiten wesentlich gro¨ßer als bei allen anderen. Das la¨sst darauf schließen, dass fu¨r implantierte Mangan- konzentrationen von 1020cm−3 und gro¨ßer die Dipolverbreiterung entscheidend fu¨r die beobachtete Linienbreite ist, wie man es auch erwarten wu¨rde. Allerdings zeigen die Proben Abweichungen voneinander und vom rechnerischen Wert, die Hinweise auf die Wechselwirkung der Donatoren mit den implantierten Manganionen geben. Alle untersuchten Proben zeigen ein deutliches Sa¨ttigungsverhalten. Daher ist es fu¨r eine Bestimmung und einen Vergleich der Linienbreiten notwendig, diese bei geringen Mikrowellenleistungen zu messen. Die in diesem Kapitel angegebenen Breiten wurden alle als asymptotische Werte von Sa¨ttigungsmessungen erhalten. Wo dies nicht mo¨glich war, ist es entsprechend vermerkt. Außerdem wurden auch hier alle Messungen in der Stellung θ = 0 o durchgefu¨hrt, wo kein Linienu¨berlapp stattfindet und vor allem die Verteilung im Feinstrukturparameter D mo¨glichst wenig zur inhomogenen Linienbreite beitra¨gt. Folgende Linienbreiten ergaben sich fu¨r die Proben der Serie 2 mit 1020cm−3 Mangan: zn6402 (5 · 1019cm−3Ga): w1 = 2, 5 Gauß∗ zn6403 (5 · 1018cm−3Ga): w1 = 4, 0± 0, 5 Gauß zn6404 (kein Ga): w1 = 10, 5± 1 Gauß (5.18) Bei dem mit ∗ gekennzeichneten Wert der Probe zn6402 handelt es sich nicht um einen asymptotischen Endwert, lediglich um den Durchschnitt aus den Messungen mit hohen 5.8. TEMPERATURABHA¨NGIGKEIT DER MANGANLINIEN 59 Da¨mpfungen (30 - 48 dB). Diese Sa¨ttigungsmessungen werden in Kapitel 5.9 noch diskutiert. Man erkennt, dass trotz der identischen Mangankonzentrationen die Linien- breiten unterschiedlich sind. Sie nehmen umso weiter ab, je ho¨her die Konzentration an Galliumdonatoren ist. 5.8.2 Erkla¨rung fu¨r den Verschma¨lerungseffekt Nach Gleichung 4.37 kann man die zu erwartende Breite der Manganlinien fu¨r den Fall berechnen, dass nur Dipol-Dipol-Kopplungen zwischen den Manganspins vorliegen. Die Gittersummen fu¨r Zinkoxid wurden mit dem Computer ausgewertet und betragen ∑ k ( 1− 3γ2jk r3jk )2 = 0, 0117 1 A˚6 ∑ k ( 1− 3γ2jk r3jk )4 = 8, 88 · 10−6 1 A˚12 Setzt man diese Werte ein, erha¨lt man fu¨r die erwartete Breite der Lorentzlinie w1 = 9, 27 · 103 Gauß · f (5.19) Mit f = 2, 4 · 10−3 fu¨r eine Mangankonzentration von 1020cm−3 erwartet man also ei- ne Linienbreite von 22 Gauß. Alle gemessenen Werte liegen um mindestens die Ha¨lfte darunter. Die Donatoren beeinflussen die Linienbreite erheblich, also liegt es nahe zu vermuten, dass eine indirekt u¨ber die Donator- bzw. Leitungselektronenzusta¨nde ver- mittelte Wechselwirkung die Manganionen koppelt. Allerdings zeigt eine einfache U¨berlegung, dass eine Kopplung vieler Manganionen un- tereinander den Ergebnissen widerspricht. Zwar hat man keine exakte Theorie fu¨r den Zwischenbereich einer Austauschkopplung, die nicht mehr - wie in der Rechnung vom vorherigen Abschnitt - vernachla¨ssigbar gegenu¨ber der Hyperfeinaufspaltung ist, aber auch noch nicht in deren Gro¨ßenordnung kommt (Extremfa¨lle B und A). Man ko¨nnte sich also eine Situation vorstellen, in der die Austauschwechselwirkung die Manganli- nien verschma¨lert, aber noch immer als klein gegenu¨ber der Hyperfeinwechselwirkung gelten kann. Die Ionen besitzen relativ lange Relaxationszeiten, man ko¨nnte sich also ein statisches Bild denken, in dem jedes Ion ein bestimmtes Feinstruktur- und Hy- perfeinstrukturniveau besetzt und daher nur Ionen mit gleicher Kernspinorientierung und benachbarten elektronischen Magnetquantenzahlen gekoppelt werden. Allerdings mu¨sste eine Wechselwirkung, die inhomogen verbreiterte Linien wie in der Messung auf ein Zehntel ihrer urspru¨nglichen Breite verschma¨lern kann, zehnmal so groß sein wie die inhomogene Linienbreite selbst und ko¨nnte damit keinesfalls klein gegen die Hyperfein- struktur sein [Anderson 1953]. Eine Austauschwechselwirkung in dieser Gro¨ßenordnung fiele unter den Fall A, fu¨r den wieder eine Theorie existiert [Anderson 1954]. 60 KAPITEL 5. X-BAND-MESSUNGEN: MANGAN IN ZINKOXIDSCHICHTEN Abbildung 5.20: Austausch und Hyperfeinstruktur In Abbildung 5.20 ist gezeigt, was fu¨r zunehmende Austauschwechselwirkung mit einem Hyperfein-Sextett ohne Feinstruktur passiert. Die Kurven wurden nach dem in [Anderson 1954] beschriebenen Verfahren analytisch berechnet. Der Parameter v bezeichnet hier das Verha¨ltnis der Austauschkonstanten A˜ zur Hyperfeinstrukturkon- stanten A. Andersons Theorie zeigt, dass man sich die Austauschwechselwirkung fu¨r die Erkla¨rung des Spektrums als statistischen Hu¨pfprozess der Elektronen zwischen den Zentren mit unterschiedlicher Kernspinorientierung vorstellen kann. Kommt die Fre- quenz der Platzwechsel dabei in die Gro¨ßenordnung der Hyperfeinaufspaltung, sieht man eine Linienverbreiterung, außerdem ru¨cken die Linien na¨her zusammen und ver- schmelzen fu¨r große Austauschfrequenzen sogar zu einer einzigen Lorentzlinie. Wichtig ist jedoch, dass die Linienverbreiterung im Widerspruch zur beobachteten Verschma¨le- rung steht, die somit nicht in einfacher Weise auf eine Austauschwechselwirkung zwi- schen den paramagnetischen Zentren zuru¨ckgefu¨hrt werden kann. Es wa¨re prinzipiell mo¨glich, dass die Donatorelektronen auf irgendeine Weise von den Manganionen eingefangen werden. Der entstehende Zustand ha¨tte einen anderen Gesamtspin, vermutlich 2, und wu¨rde zumindest nicht dasselbe Signal ergeben wie die Manganionen mit S = 5 2 . Man ko¨nnte sich auch Verbreiterungsmechanismen vorstellen, die das Signal schwer messbar machen. Eine solche Mo¨glichkeit konnte allerdings auf- grund der Messungen an niedriger dotierten Proben ausgeschlossen werden, da dort das Signal bei Dotierung nicht schma¨ler und auch nicht schwa¨cher wird. Außerdem mu¨ssten auch diese Zentren zur Dipolverbreiterung beitragen, die Linienbreite der u¨brigen Man- ganionen ko¨nnte nicht in dem beobachteten Ausmaß abnehmen. Eine dritte Mo¨glichkeit wurde Anfang der Achtziger Jahre diskutiert [de Biasi 1983] und gilt fu¨r den Fall, dass eine antiferromagnetische Wechselwirkung zwischen den pa- ramagnetischen Zentren besteht. Ist sie stark genug, ko¨nnen zwei benachbarte Spins, die weit genug von den anderen entfernt sind, zu einem Singulett-Grundzustand kop- peln. Dieser ist nicht paramagnetisch und tra¨gt somit weder zum ESR-Signal noch zu dessen Verbreiterung etwas bei. Um die Komplexita¨t des Problems zu reduzieren, 5.8. TEMPERATURABHA¨NGIGKEIT DER MANGANLINIEN 61 wird im zitierten Artikel ein Wechselwirkungsradius rc eingefu¨hrt. Zwei Ionen, die sich na¨her kommen als rc, werden als gekoppeltes Paar mit Singulett-Grundzustand betrach- tet und entfallen als paramagnetische Zentren. Alle Ionen, die weiter als rc von allen anderen entfernt liegen, za¨hlen als paramagnetische Zentren. Die in Wirklichkeit kon- tinuierliche Verteilung der Wechselwirkung wird also durch eine stufenfo¨rmige ersetzt. Fu¨r exponentiell verlaufende Wechselwirkungen sollte diese Na¨herung einigermaßen gut funktionieren. Nach dieser Vereinfachung betra¨gt die Anteil der paramagnetischen Zentren an allen Zink-Gitterpla¨tzen fc = f(1− f)z(rc) (5.20) Hier bezeichnet z(rc) die Anzahl von Zinkpla¨tzen in einer Kugel vom Radius rc. Fu¨r die Linienbreite erha¨lt man denselben Ausdruck wie in Gleichung 4.37 mit fc an Stelle von f, allerdings mu¨ssen die Summen jetzt auf diejenigen Gitterpla¨tze eingeschra¨nkt werden, die weiter als rc vom Ursprung entfernt sind: δ = µ0 4pi h¯γ2 pi 18 √ 5S(S + 1) 1− 1/[3S(S + 1)] fc ·  ∑ k|rjk>rc ( 1− 3γ2jk r3jk )2 32  ∑ k|rjk>rc ( 1− 3γ2jk r3jk )4− 12 (5.21) Abbildung 5.21 zeigt die nach dieser Formel berechnete Abha¨ngigkeit der Linien- breite vom Wechselwirkungsradius rc. Eingezeichnet sind auch die gemessenen Werte und die 22 Gauß-Linie fu¨r reine Dipolwechselwirkung. Die Stufen in der berechneten Kurve ru¨hren von den verschiedenen Koordinationsspha¨ren des zentralen Ions her. Fu¨r einen kontinuierlichen Verlauf der Austauschwechselwirkung verschwinden sie. Man entnimmt dem Diagramm folgende Werte fu¨r die Reichweite der Wechselwirkung: rc(zn6404, keinGa) = 3− 6 A˚ rc(zn6403, 5 · 1018cm−3Ga) = 12− 13 A˚ rc(zn6402, 5 · 1019cm−3Ga) = 13− 14 A˚ (5.22) Um die Gu¨ltigkeit der Theorie in den vorliegenden Fa¨llen beurteilen zu ko¨nnen, ist es no¨tig, die Anzahl der Ionen abzuscha¨tzen, die entweder isoliert oder in Zweierpaaren vorliegen. Wird die Anzahl der Cluster zu hoch, bei denen sich drei oder mehr Man- ganionen in der Wechselwirkungsreichweite befinden, gilt die Theorie nicht mehr ohne weitere Modifikationen. 62 KAPITEL 5. X-BAND-MESSUNGEN: MANGAN IN ZINKOXIDSCHICHTEN Abbildung 5.21: Linienbreite in ZnO:Mn bei antiferromagnetischer Mangan-Mangan- Wechselwirkung mit einer Reichweite rc fu¨r f = 2, 4 · 10−3 Abbildung 5.22: Wahrscheinlichkeit fu¨r n Nachbarn 5.8. TEMPERATURABHA¨NGIGKEIT DER MANGANLINIEN 63 In Abbildung 5.22 ist die Wahrscheinlichkeit dafu¨r dargestellt, dass sich in einer Kugel vom Radius rc um ein Manganion noch n weitere befinden. Sie berechnet sich nach der Binomialverteilung p(n) = fn · (1− f)z(rc)−n · ( z(rc) n ) (5.23) Wie man erkennt, ist im Fall der Probe zn6404 mit rc = 5A˚ dieses Kriterium sicher erfu¨llt. Die zwei anderen Proben befinden sich wohl schon im Grenzbereich der Theorie, da die Wahrscheinlichkeit fu¨r zwei oder mehr Nachbarn bereits um 20% liegt. Aller- dings sollten die Ergebnisse im Wesentlichen noch sinnvoll sein. An dieser Stelle sei aber nochmals erwa¨hnt, dass fu¨r die Probe zn6402 der asymptotische Endwert der Linienbreite nicht ermittelt werden konnte, also der fu¨r rc angegebene Wert nur eine untere Grenze ist. Wenn sich effektiv weniger Spins in den galliumdotierten Proben befinden, sollte man das auch an der Fla¨che der nicht abgeleiteten ESR-Linie sehen, die proportional zur Suszeptibilita¨t ist. Um die Konzentration an ESR-aktiven Manganionen zu bestim- men, muss man die unterschiedlichen Probengro¨ßen und den Q-Faktor der jeweiligen Messung beru¨cksichtigen. Absolute Messungen konnten leider mangels einer geeigneten Standardprobe nicht durchgefu¨hrt werden. In Tabelle 5.4 sind die gemessenen Konzen- trationen in den Proben zn6402 und zn6404 als Vielfache der Konzentration in der Probe zn6403 eingetragen, außerdem die aus der Linienbreite und aus dem Entmagne- tisierungsverhalten berechneten. Die Verschiebung des g-Faktors mit der Temperatur ist dabei ungefa¨hr proportional zur Konzentration, da die Gittersumme und damit auch ihre Beschra¨nkung auf Glieder mit rjk > rc nach Gleichung 5.16 nicht ins Gewicht fa¨llt. Tabelle 5.4: Gemessene und berechnete Konzentrationsverha¨ltnisse der paramagneti- schen Zentren im Vergleich, zn6403=ˆ1 Probe gemessen aus der Entmagnetisierung aus der Linienbreite zn6402 0,20 0,3 0,8 zn6404 2,2 1,8 2,1 Wie man sieht, stimmen die Werte bei der Probe zn6402 nicht u¨berein. Dies ist aber nicht u¨berraschend, da weder die asymptotische Linienbreite bestimmt werden konnte noch vermutlich die Theorie fu¨r die Linienbreite nach de Biasi ohne Weiteres angewandt werden kann, außerdem ist das Entmagnetisierungsfeld klein und der Fehler dementsprechend hoch. Weiterhin ist unklar, wieso der in Gleichung 5.17 angegebene Wert fu¨r die Verschiebung des g-Faktors mit der Temperatur zu hoch ist, insbeson- dere sollte die Verschiebung fu¨r die Probe zn6404 nur um etwa 5% davon nach unten abweichen, wenn man die reduzierte Suszeptibilita¨t mit einrechnet. 64 KAPITEL 5. X-BAND-MESSUNGEN: MANGAN IN ZINKOXIDSCHICHTEN 5.8.3 Vorschlag fu¨r den Mechanismus der antiferromagneti- schen Wechselwirkung In den vorangegangenen Messungen waren Auswirkungen der n-Dotierung auf die Man- ganspektren zu sehen, die in den Proben zn6402, zn6403 und zn6404 nur mit Hilfe einer dotierungsabha¨ngigen, antiferromagnetischen Wechselwirkung zwischen den Mangan- ionen erkla¨rt werden konnten. Die Reichweite der Wechselwirkung wurde fu¨r die ver- schiedenen Dotierungen abgescha¨tzt und liegt bei bis zu 14 Angstro¨m. Als Mechanismen scheiden Superaustausch und die Bloembergen-Rowland-Wechselwir- kung aus, denn sie sind nicht von der n-Dotierung abha¨ngig. Man ko¨nnte vermuten, dass die RKKY-Wechselwirkung in der Probe zn6402 mit ihrer hohen Galliumdotierung von 5·1019cm−3 eine Rolle spielt. Die Messungen in Kapitel 6 deuten auf Abweichungen vom Curie-Gesetz in der Proben zn6401 hin, in der die Galliumkonzentration genauso hoch ist, lassen allerdings keinen eindeutigen Schluss auf ein entartetes Elektronensystem zu. Die Probe zn3524 mit einer ho¨heren Dotierung zeigt sogar ein eindeutiges Curie- Verhalten, die Ladungstra¨ger frieren bei niedrigen Temperaturen aus. Dagegen kann man als sicher annehmen, dass in der Probe zn6403 mit einer Galliumdotierung von nur 5 · 1018cm−3 kein entartetes Elektronensystem vorliegt, denn aus Transportmes- sungen weiß man, dass die Leitungselektronenkonzentration bei Raumtemperatur in der Regel allerho¨chstens ein Drittel der Galliumkonzentration betra¨gt8 (Gruppe Waag, Ulm). Also stellt sich die Frage, welcher Mechanismus die Wechselwirkung vermittelt. In Kapitel 4.1.3 wurden die RKKY-Wechselwirkung sowie die Bloembergen-Rowland- Wechselwirkung als zwei ga¨ngige Mechanismen fu¨r indirekt vermittelten Austausch vorgestellt. Beide sind Prozesse zweiter Ordnung, bei denen ein Elektron in ein un- besetztes Niveau des Leitungsbands angeregt wird. Im einen Fall stammt es aus dem Valenzband, im anderen aus einem besetzten Niveau im Leitungsband. Die als Sto¨rung betrachteten Austauschterme vermischen stets nur zwei Zusta¨nde: Das ungesto¨rte Aus- gangsniveau des Elektrons und das virtuelle Niveau, in welches sie angeregt werden. Liegen nur Donatorenzusta¨nde vor, die nicht mit dem Leitungsband verschmolzen sind, besitzt der Festko¨rper also kein entartetes Elektronensystem, kommt die RKKY- Wechselwirkung in der vorgestellten Form zum Erliegen. Jedoch sollte es in Analogie mo¨glich sein, dass auch die Elektronen der lokalisierten Donatoren virtuell ins Lei- tungsband angeregt werden ko¨nnen. Die beiden verwandten Mechanismen, RKKY- und Bloembergen-Rowland-Wechselwirkung, machen an keiner Stelle davon Gebrauch, dass sich der ungesto¨rte Ausgangszustand des vermittelnden Elektrons in einem entar- teten Band befindet. Bevor die Donatorenzusta¨nde mit dem Leitungsband verschmelzen, bildet sich ein Donatoren-Sto¨rstellen”band” heraus, das noch durch eine Energielu¨cke vom Leitungs- band getrennt ist. Da die Donatoren nicht periodisch angeordnet sind, handelt es sich nicht um ein Band im strengen Sinne, da das Bloch-Theorem nicht anwendbar ist. 8Der Mott-U¨bergang in ZnO wird bei ca. 3·1018cm−3 bis 1019cm−3 erwartet, vgl. z. B. [Reiser 1998]. 5.8. TEMPERATURABHA¨NGIGKEIT DER MANGANLINIEN 65 Die Breite des Bandes ist bestimmt von den gegenseitigen Austauschintegralen der Donatorenzusta¨nde. Anfang des letzten Jahres wurde von Dugaev [Dugaev 2003] ein Mechanismus fu¨r den Austausch in mangandotierten III-V-Halbleitern vorgeschlagen. Dort bildet Mangan einen Akzeptor. Eine indirekt vermittelte Austauschwechselwir- kung kann dadurch zustande kommen, dass Lo¨cher aus den Akzeptorzusta¨nden virtuell ins Valenzband angeregt werden. Dugaev nimmt an, dass jedes Manganion nur mit seinem eigenen Akzeptorzustand wechselwirkt, so dass die indirekt vermittelte Wech- selwirkung proportional ist zum U¨berlappintegral der Akzeptorzusta¨nde. Einige Abscha¨tzungen sollen die hier vorliegende Situation verdeutlichen: Der Do- natorenradius betra¨gt mit ²r = 9 und me = 0, 28 m0 etwa 17 A˚ngstro¨m. Typische Donatorenabsta¨nde bei einer realistisch gescha¨tzten Konzentration von 1018cm−3 fu¨r die Probe zn6403 liegen um 100 A˚, also beim sechsfachen Donatorenradius. Bei ei- ner Mangankonzentration von 1020cm−3 sind zwei Manganatome typischerweise 22 A˚ voneinander entfernt. Der Abstand eines Manganions zum na¨chsten Donator ist also normalerweise etwa fu¨nfmal so groß wie zum na¨chsten Manganion. Auch zwischen Donatoren- und Manganzusta¨nden fu¨hrt die elektrostatische Wech- selwirkung zu Austauschintegralen, die wegen der A¨hnlichkeit der Wellenfunktionen a¨hnlich groß sein sollten wie zwischen Leitungsbandzusta¨nden und Manganzusta¨nden, falls die Aufenthaltswahrscheinlichkeit des Donatorelektrons am Manganort auch den gleichen Wert besitzt. Nimmt man an, dass sie gegenu¨ber den Austauschintegralen der Donatoren untereinander dominieren, kann in erster Na¨herung nur zwischen zwei Manganionen eine Wechselwirkung zustande kommen, die sich unter derselben Dona- torwellenfunktion befinden. Der Spin-Hamiltonoperator der Austauschwechselwirkung fu¨r ein solches System lautet (mit den Ji in der Einheit J ·m3) HˆA = ∑ i=1,2 Jiδ 3(r− ri)Ii · S h¯2 (5.24) r bezeichnet den Ortsoperator des Donatorelektrons mit Spin S, ri die festen Ko- ordinaten der Manganionen (mit Spins Ii), deren Ausdehnung vereinfacht gegenu¨ber den Donatoren als sehr klein angenommen wird. Eine Wechselwirkung kommt daher nur am Ort der Manganionen zustande, weshalb die Deltafunktion eingefu¨hrt wer- den muss. Ji bezeichnet die zwei Austauschkonstanten, die proportional zur Aufent- haltswahrscheinlichkeit des Donatorelektrons am jeweiligen Ort ri sind. Die Wellen- funktionen des Leitungsbandes sind |km〉 := uk(r)eik·r |m〉, die des Donators lautet |dm〉 := u0(r)φ(r − R) |m〉. φ bezeichnet die Lo¨sung der effektiven Schro¨dingerglei- chung 4.6, R ist der Ort des Galliumkerns. Die Energien bezu¨glich der Leitungsband- kante sind Ek := h¯ 2k2/2me bzw. Ed. Ein effektiver Hamiltonoperator in 2. Ordnung der Sto¨rungstheorie fu¨r die beiden Manganspins kann berechnet werden, indem man u¨ber die Zusta¨nde des Donatorelektrons mittelt. Die Rechnung folgt im Wesentlichen 66 KAPITEL 5. X-BAND-MESSUNGEN: MANGAN IN ZINKOXIDSCHICHTEN der von Bloembergen [Bloembergen 1955]: H˜ (2) eff = 1 2 ∑ m ∑ m′ ,k 〈dm| HˆA ∣∣km′〉 〈km′∣∣ HˆA |dm〉 Ed − Ek (5.25) Beha¨lt man nur Austauschterme, setzt HˆA ein und summiert u¨ber m ′ , erha¨lt man H (2) eff = 1 2 ∑ m,k [ u∗0(r1)φ ∗(r1 −R)uk(r1)eik·r1u∗k(r2)e−ik·r2u0(r2)φ(r2 −R) (5.26) J1J2 〈 m ∣∣∣∣I1 · Sh¯2 I2 · Sh¯2 ∣∣∣∣m〉 + c.c.] · 1Ed − h¯2k2/2me Falls die Wellenfunktionen mit Ausnahme der Exponentialfaktoren im k-Raum nur schwach winkelabha¨ngig sind, wie man oft annimmt, kann der Ausdruck u∗0(r1)φ ∗(r1− R)uk(r1)u ∗ k(r2)u0(r2)φ(r2 − R) durch ein geeignetes Mittel u¨ber den k-Raum ersetzt werden, das in Analogie zu [Bloembergen 1955] mit ∆2 bezeichnet werden soll. Diese Gro¨ße besitzt die Einheit m−3 statt m−6, vergleiche dazu die Fußnote auf Seite 22. Es ist 〈 m ∣∣∣∣I1 · Sh¯2 I2 · Sh¯2 ∣∣∣∣m〉 = 12 I1 · I2h¯2 , (5.27) so dass lediglich eine Integration u¨ber den k-Raum u¨brigbleibt, die mit Hilfe des Resi- duensatzes in Kugelkoordinaten ausgefu¨hrt werden kann und in Anhang D dargestellt ist. Das Ergebnis lautet H (2) eff = −J1J2 Re(∆2)me 2pir12h¯ 2 e −r12 √ −2meEd/h¯2 I1 · I2 h¯2 (5.28) r12 bezeichnet den Abstand zwischen den beiden Manganionen. Erwartungsgema¨ß erha¨lt man, wie auch in [Dugaev 2003], den Exponentialfaktor der Bloembergen-Rowland- Wechselwirkung, da die Elektronen u¨ber eine Energielu¨cke angeregt werden mu¨ssen. Allerdings steht statt der Bandlu¨cke die Donatortiefe −Ed (Ed < 0) unter der Wur- zel, also ist die Reichweite wesentlich gro¨ßer, hier etwa 17 A˚. In Wirklichkeit wird sie also schon durch die Ausdehnung der Donatorwellenfunktion von ebenfalls 17 A˚ begrenzt, die in die Austauschkonstanten eingeht. Dies ko¨nnte erkla¨ren, warum die nach der de Biasi-Theorie berechneten Wechselwirkungsradien nur langsam mit der Galliumkonzentration steigen und in der Gegend von 13 A˚ liegen. Man mu¨sste jedoch das Vorzeichen von Re(∆2) kennen, das durch die pauschale Mittelung verloren ging. Prozesse, bei denen der Austausch zwischen den einzelnen Donatoren eine Rolle spielt, mu¨ssten ebenfalls mit einbezogen werden. 5.8. TEMPERATURABHA¨NGIGKEIT DER MANGANLINIEN 67 5.8.4 Linienbreiten der undotierten Proben Das folgende Diagramm gibt eine graphische U¨bersicht u¨ber die Linienbreiten aller derjenigen Proben, bei denen nur Mangan implantiert wurde. Es liegt also jeweils nur die intrinsische n-Dotierung vor. Eine vollsta¨ndige U¨bersicht u¨ber alle gemessenen Linienbreiten befindet sich im Anhang B. Abbildung 5.23: Linienbreiten der Proben ohne Gallium Die Messwerte liegen in der doppelt logarithmischen Auftragung in etwa auf ei- ner Geraden mit der Steigung 0, 7± 0, 1. Erwartet wu¨rde nach Formel 5.21 eine Wert von 1 - allerdings nur, falls u¨berhaupt keine Donatoren in den Proben sind, eine un- realistische Annahme. Die intrinsische Dotierung reicht, wie auch die Rechnung im letzten Abschnitt nahe legt, bei den Proben mit ho¨herer Mangankonzentration fu¨r eine Verschma¨lerung bereits aus, weshalb die Linienbreite nicht linear mit der implantier- ten Mangankonzentration zunimmt. Zumindest in der Probe zn6406 mit nur 1018cm−3 Mangan du¨rfte dieser Effekt jedoch keine Rolle mehr spielen. Die Linienbreite liegt bei 0,44 Gauß, wa¨hrend man einen Wert von 0,22 Gauß durch Dipolverbreiterung er- warten wu¨rde. Zur Erkla¨rung der ho¨heren Linienbreite siehe Kapitel 7.1. Leider kann aus den wenigen Punkten im Diagramm kein Schluß u¨ber die Gu¨ltigkeit der Formel 5.21 gezogen werden, da die Breite bei 1018cm−3 Mangan wohl nicht alleine durch die Dipolverbreiterung bestimmt ist und die Theorie bei der hohen Konzentration von 8 · 1020cm−3 in der Probe zn9603 bereits nicht mehr ohne Einschra¨nkung gu¨ltig ist. Außerdem ist der Wert fu¨r 1019cm−3 nur eine Obergrenze, sollte allerdings recht nahe am wahren Wert liegen. 68 KAPITEL 5. X-BAND-MESSUNGEN: MANGAN IN ZINKOXIDSCHICHTEN 5.8.5 Temperaturabha¨ngigkeit der anderen Proben Die Probe zn6407 (1019cm−3Mn, keinGallium) besitzt im Prinzip noch eine genu¨gend hohe Mangankonzentration, um eine temperaturabha¨ngige Verschiebung der Linie durch die Entmagnetisierung zu beobachten. Die Fla¨che unter der Linie zeigt ein Curieverhal- ten, wie es auch bei allen anderen Proben ohne Abweichungen beobachtet wurde (selbst bei der Probe zn9603 mit etwa 2 Prozent Mangananteil auf den Zinkpla¨tzen). Auch die Hyperfeinlinien der Probe zn6407 mussten mit zwei Lorentzlinien angepasst werden, um eine gute U¨bereinstimmung zu erhalten. Da die beiden Linien aber bereits sehr a¨hnliche Breiten besitzen, konnte bereits kein verla¨sslicher Wert fu¨r die Linienverschiebung mehr ermittelt werden. Eine Anpassung an die relativ weit streuenden Messwerte ergab den Wert −6 · 10−4 1 T/K . Erwartet wu¨rde ein Zehntel des in Formel 5.17 gegebenen Wertes, d. h. etwa das Doppelte der Messung. Eine Temperaturabha¨ngigkeit der Linienbreite konnte nicht festgestellt werden9. Bei der nominell gleich implantierten Probe zn9602 ergab sich dieselbe Linienbreite, auch hier tritt keine Temperaturabha¨ngigkeit auf. Aus nicht bekannten Gru¨nden war das Signal-Rausch-Verha¨ltnis bei dieser Probe beson- ders schlecht, wohingegen die Probe zn6407 eines der am besten messbaren Signale zeigte. Daher konnten die Linien der Probe zn9602 mit nur einer einzigen Lorentzlinie ohne Dispersionsanteil angepasst werden. Eine Verschiebung dieser Linie mit der Tem- peratur war nicht auszumachen, konnte aber auch nicht mit der no¨tigen Genauigkeit ausgeschlossen werden. Untersuchungen der Gruppe Waag in Ulm ergaben, dass die Schichtqualita¨t der Serie 1 sehr schlecht ist, so dass vermutlich nur in Teilbereichen ein ausreichend gutes Material vorliegt. Dies ko¨nnte die geringere Signalintensita¨t bei trotzdem identischer Linienbreite erkla¨ren. Abbildung 5.24: Linienform der Probe zn6407 bei 40 dB, 4 K und 9,351 GHz. Der schmale Linienanteil an der Gesamtfla¨che betra¨gt etwa 20%. 9Bei allen Proben schien die Breite mit steigender Temperatur leicht abzunehmen, die Abnahme lag aber stets innerhalb der Fehlergrenzen 5.9. SA¨TTIGUNG DER MANGANLINIEN 69 Fu¨r die vier niedrig dotierten Proben zn6406, zn3521, zn3522 und zn3523 mit 1018cm−3 Mangan war das Signal-Rausch-Verha¨ltnis bereits sehr ungu¨nstig, so dass die Temperaturabha¨ngigkeit nur im Bereich von 4 bis 10 Kelvin untersucht werden konnte. In diesem Bereich konnte keine Abweichung der Linienlagen von mehr als 0,1 Gauß fu¨r die Proben der Serie 5 festgestellt werden, weder in Abha¨ngigkeit von der Temperatur noch von Probe zu Probe. Da die Messgenauigkeit aufgrund des schwachen Signals trotz der schmalen Linien ebenfalls 0,1 Gauß betra¨gt, ist also keine messbare Verschie- bung vorhanden. Fu¨r die Probe zn6406 weichen die Werte davon um etwa 0,2 Gauß nach oben ab und bleiben u¨ber der Temperatur ebenfalls konstant. Die Abweichung ist jedoch immer noch sehr klein und kann nicht ohne Weiteres gedeutet werden. Man kann vermuten, dass die in der Serie 5 kompensierten Donatoren eine Rolle spielen. Die Linienbreiten sind a¨hnlich und liegen um 0,5 Gauß. Innerhalb der Serie 5 nehmen sie mit wachsender Galliumdotierung ab, wobei der Effekt bei der niedrigen Man- gankonzentration kaum durch die Hypothese der antiferromagnetischen Paarbildung gerechtfertigt werden kann. Die Linienbreite du¨rfte weiterhin nicht ausschließlich auf Dipol-Dipol-Wechselwirkungen zuru¨ckzufu¨hren sein (Kapitel 7.1). 5.9 Sa¨ttigung der Manganlinien In allen Proben (bis auf zn9603) war ein starkes Sa¨ttigungsverhalten der Manganli- nien zu beobachten. Dies ist angesichts der schmalen Linien in den niedrig dotierten Proben zu erwarten, allerdings kann selbst deren Linienbreite nicht durch die Spin- Gitter-Relaxation bestimmt sein, wie aus den folgenden Sa¨ttigungsmessungen hervor- geht. Eine Bestimmung der Spin-Gitter-Relaxationszeit aus den Messungen war nicht mo¨glich: Bisher wurde keine Theorie entwickelt, welche die Berechnung der Linienbreite unter starken Sa¨ttigungsbedingungen ermo¨glicht, wenn gleichzeitig Feinstruktur- und Hyperfeinstrukturaufspaltungen wirksam sind. Auf die dabei auftretenden Probleme geht der letzte Unterabschnitt kurz ein. 5.9.1 Einfluss der Modulationsfrequenz An allen Proben war ein mehr oder weniger starker Einfluss der Zeeman-Modulations- frequenz auf die Linienform zu beobachten. Dieser Effekt deutet darauf hin, dass nicht alle Relaxationsvorga¨nge in der Probe deutlich schneller sein ko¨nnen als die Perioden- dauer der Modulation, da andernfalls die Magnetisierung quasistationa¨r dem momen- tanen magnetischen Feld folgen ko¨nnte. 70 KAPITEL 5. X-BAND-MESSUNGEN: MANGAN IN ZINKOXIDSCHICHTEN Abbildung 5.25: Vera¨nderung der Linienform in der Probe zn6403 mit der Modula- tionsfrequenz bei 10 dB Da¨mpfung und 4 Kelvin Abbildung 5.26: A¨nderung der gegenseitigen Phasenlage fu¨r die unterschiedlichen Li- nienkomponenten in der Probe zn6402 bei 4 Kelvin und 10 dB Da¨mpfung, abha¨ngig von der Modulationsfrequenz. Der Lock-in-Versta¨rker ist etwa um 90 Grad außer Phase gestellt. 5.9. SA¨TTIGUNG DER MANGANLINIEN 71 In Abbildung 5.26 sieht man, dass die Phasenlage des schmalen Linienanteils in der Probe zn6402 sich vom breiten Anteil unterscheidet, da beide bei unterschiedlichen Lock-in-Phasen ihren Nulldurchgang haben: Die eine ist bereits invertiert, wa¨hrend die andere ihren Nulldurchgang noch nicht erreicht hat. Der Effekt konnte auch an den Proben zn6403 und zn6404 beobachtet werden, wo er selbst bei optimal eingestellter Lock-in-Phase zu Abweichungen der Linienform fu¨hrte, was bei der Probe zn6402 nicht der Fall war (vgl. Abbildung 5.25). Auch die niedriger implantierten Proben zeigten solche Effekte. Um sie mo¨glichst auszuschalten, wurden alle Messungen bei einer Modu- lationsfrequenz von 25 kHz durchgefu¨hrt. Bei diesem Wert und darunter a¨nderten sich die Spektren der ho¨her dotierten Proben (≥ 1019cm−3 Mangan) nicht mehr. Bei noch niedrigeren Frequenzen nimmt aufgrund des 1 f -Terms in Gleichung 3.9 das Rauschen so stark zu, dass die Auswertung bereits beeintra¨chtigt wird. Aus diesem Grund konnte bei den mit 1018cm−3 Mangan implantierten Proben nicht ausgeschlossen werden, dass sich auch unterhalb der Modulationsfrequenz von 25 kHz noch etwas an der Linienform a¨ndert. 5.9.2 Ergebnisse der Sa¨ttigungsmessungen Abbildung 5.27: Leistungsabha¨ngigkeit der Linienamplitude. Zum besseren Vergleich sind die Kurven aufeinander geschoben. Die blaue Kurven sind nach Formel 2.8 ange- passt (zn6402: 5 · 1019cm−3 Ga; zn6403: 5 · 1018cm−3 Ga; zn6404: kein Ga) 72 KAPITEL 5. X-BAND-MESSUNGEN: MANGAN IN ZINKOXIDSCHICHTEN Wie man aus der Abbildung sieht, zeigen die drei Proben der Serie 2, die mit 1020cm−3 Mangan dotiert sind, trotz ihrer teilweise großen Linienbreite ein deutliches Sa¨ttigungsverhalten. Es ist kein Unterschied zwischen den Messungen bei 4 Kelvin und bei 10 Kelvin auszumachen. In Abbildung 5.27 ist wie auch in den anderen leistungs- abha¨ngigen Messungen die Dezibel-Angabe auf denselben Q-Faktor von 2600 umge- rechnet, allerdings betrug die Korrektur nirgends mehr als 1,5 dB. Am ausgepra¨gtesten ist die Sa¨ttigung bei der Probe zn6404, die im Unterschied zu den anderen beiden keine Galliumdotierung entha¨lt. Man muss bei diesem Vergleich die un- terschiedlichen Linienbreiten beru¨cksichtigen, allerdings weichen die Amplitudenwerte dieser Probe auch so am weitesten von einer Geraden mit der Steigung -0,05 ab, wie sie fu¨r ungesa¨ttigte Linien erwartet wird. Zusa¨tzlich weist sie auch noch die gro¨ßte Linien- breite von den drei Proben auf, besitzt also sicher bei weitem die la¨ngste longitudinale Relaxationszeit T1. Die Kurven der zwei anderen Proben lassen sich probehalber nach Formel 2.8 anpassen, nach Beru¨cksichtigung der Linienbreite erha¨lt man formal zwei fast gleiche Relaxationszeiten T1. Allerdings darf dies nur als grobe Richtlinie gelten, da Formel 2.8 eigentlich nur fu¨r Linien ohne Feinstruktur oder Hyperfeinstruktur gilt und fu¨r die Erkla¨rung der Linienbreiten komplett versagt. Deren Verlauf ist in den folgenden Diagrammen in normaler sowie in logarithmischer Auftragung dargestellt: Abbildung 5.28: Leistungsabha¨ngigkeit der Linienbreite bei 4 K (breite Anteile) 5.9. SA¨TTIGUNG DER MANGANLINIEN 73 Abbildung 5.29: Leistungsabha¨ngigkeit der Linienbreite bei 4 K, logarithmisch Nach Formel 2.8, die aus den Bloch-Gleichungen hergeleitet wurde, mu¨sste die Li- nienbreite bei genu¨gend hohen Mikrowellenleistungen proportional zum B1 -Feld wer- den. Man erwartet also, dass fu¨r kleine Da¨mpfungen asymptotische Geraden der Stei- gung -0,05 in der logarithmischen Auftragung auftreten (man beachte den Faktor 10 in der Definition der Einheit dB). Bei den galliumdotierten Proben zn6402 und zn6403 findet man zwar Geraden, diese besitzen jedoch nur ein Viertel der erwarteten Stei- gung. Dies entspricht einem Potenzgesetz w ∼ B0,251 fu¨r die Linienbreite w. Erstaunlich ist, dass die Geraden schon in Bereichen sehr schwacher Sa¨ttigung beginnen. Bei der Probe zn6402 kann nicht mit Sicherheit gesagt werden, ob im gemessenen Leistungsbe- reich u¨berhaupt der stationa¨re Endwert der Linienbreite bei kleinen Leistungen erreicht wurde, fu¨r die beiden anderen ist es aber offensichtlich der Fall. Die ungewo¨hnlichen Geradensteigungen ko¨nnten auf eine Verteilung der Relaxations- zeiten hindeuten. Allerdings ist eine solche Verteilung schwer vorstellbar, die gleichzeitig zu der oben gezeigten Leistungsabha¨ngigkeit der Amplitude fu¨hrt. Diese na¨hert sich relativ schnell ihrer Asymptote und zeigt jedenfalls keine besonders u¨berraschenden Eigenschaften. Um die Gu¨ltigkeit des Zwei-Linien-Modells aus Kapitel 5.7 zu testen, wurde fu¨r die beiden Linien u¨berpru¨ft, ob sich ihr g-Faktor mit der Leistung a¨ndert. Die folgenden Abbildungen zeigen die Ergebnisse: 74 KAPITEL 5. X-BAND-MESSUNGEN: MANGAN IN ZINKOXIDSCHICHTEN Abbildung 5.30: Leistungsabha¨ngigkeit der effektiven g-Faktoren fu¨r zn6402 Abbildung 5.31: Leistungsabha¨ngigkeit der effektiven g-Faktoren fu¨r zn6403 5.9. SA¨TTIGUNG DER MANGANLINIEN 75 Abbildung 5.32: Leistungsabha¨ngigkeit der effektiven g-Faktoren fu¨r zn6404 (andere Hyperfeinstrukturlinie als in den beiden Abbildungen 5.30 und 5.31) Wa¨hrend sich bei der Probe zn6402 der g-Faktor u¨ber den gesamten Leistungsbe- reich praktisch nicht a¨ndert, treten fu¨r die beiden anderen Proben Probleme auf. Bei hohen Leistungen u¨berlappen die breiten Hyperfeinstrukturlinien in der Probe zn6404 (siehe Abbildung 5.15), was dort die Auswertung erheblich erschwert, da gleichzeitig die verbotenen U¨berga¨nge nie ganz verschwinden. Daher werden fu¨r die niedrigen Da¨m- pfungen von 5 dB und darunter die Ergebnisse falsch, so dass aus diesen Datenpunkten keine Schlu¨sse gezogen werden sollten. Fu¨r hohe Da¨mpfungen weicht der effektive g- Faktor bei 4 Kelvin in den Proben zn6403 und zn6404 signifikant nach oben ab. Hier zeigt sich, dass die Vereinfachung der zwei Lorentzlinien nicht besonders gut ist, wenn der breite Anteil nicht bei weitem in der Intensita¨t u¨berwiegt und die Linienbreiten des schmalen und des breiten Anteils nicht stark unterschiedlich sind. Man sieht aber, dass die Werte fu¨r 4 Kelvin und fu¨r 10 Kelvin in einem Bereich von etwa 5 dB bis 30 dB denselben Abstand voneinander behalten. Die oben beschriebenen temperatur- abha¨ngigen Messungen wurden daher bei 10 dB durchgefu¨hrt, um keine Intensita¨t zu verschenken und trotzdem einen brauchbaren Wert fu¨r die Verschiebung zu erhalten. Die Sa¨ttigungsmessungen an den niedrig implantierten Proben mit 1018cm−3 Man- gan sind in den folgenden Diagrammen dargestellt. Da die Probe zn6408 vo¨llig aus dem Rahmen fiel, wird sie gesondert besprochen. 76 KAPITEL 5. X-BAND-MESSUNGEN: MANGAN IN ZINKOXIDSCHICHTEN Abbildung 5.33: Leistungsabha¨ngigkeit von Linienamplitude und -fla¨che in den niedrig implantierten Proben mit 1018cm−3 Mangan bei 4 Kelvin (nicht fu¨r einen Intensita¨ts- vergleich geeignet! zn3521: 1017cm−3 Ga; zn3522: 1018cm−3 Ga; zn3523: 1019cm−3 Ga; zn6404: kein Ga) Abbildung 5.34: Leistungsabha¨ngigkeit der Linienbreite in den Proben mit 1018cm−3 Manganbei 4 Kelvin. Im rechten Teilbild eingezeichnet: Asymptote fu¨r zn6406. Die Linien in den vier Proben lassen sich mit einer einzelnen Lorentzlinie anpassen, entsprechend sind die Daten zu verstehen. Bei den Messungen der leistungsabha¨ngi- 5.9. SA¨TTIGUNG DER MANGANLINIEN 77 gen Linienbreite fa¨llt eine sehr gute U¨bereinstimmung trotz der Galliumdotierungen in den Proben zn3522 und zn3523 im Bereich hoher Leistungen auf. Auch hier folgt die Linienbreite fu¨r hohe Leistungen einem Potenzgesetz, wie man in der logarithmischen Auftragung erkennt. Der Exponent unterscheidet sich von den Proben mit 1020cm−3 Mangan und entspricht in etwa einem Potenzgesetz w ∼ B1/21 . Bei niedrigen Leistungen strebt die Linienbreite der Probe zn6406 einem asymptotischen Endwert zu. Dies sieht auch fu¨r die anderen Proben so aus, allerdings ist der Endwert bei der Probe zn3523 mit der ho¨chsten Galliumdotierung vermutlich nicht erreicht. Innerhalb der Serie 5 la¨sst sich die Tendenz beobachten, dass bei niedrigen Leistungen mit zunehmender Gallium- dotierung (zn3521 < zn3522 < zn3523) die Linien schma¨ler werden. Die Messung fu¨r die Probe zn6406, bei der nur die Hintergrunddotierung wirksam ist, fa¨llt in etwa mit zn3522 (1018cm−3 Gallium) zusammen. Aufgrund ihrer geringen Breite sind die Linien so stark gesa¨ttigt, dass die Amplitude u¨ber den gesamten Leis- tungsbereich praktisch konstant bleibt. Tra¨gt man ihre Fla¨che logarithmisch u¨ber der Da¨mpfung auf, ergeben sich also Geraden, deren Steigungen unterschiedlich sind. Sie sind alle wiederum kleiner als der erwarte- te Wert von -0,05. Die steilste Gerade weist die Probe zn3523 auf, die mit 1019cm−3 auch die ho¨chste Gal- liumdotierung besitzt. Dies ko¨nnte auf eine versta¨rkte Relaxation hindeuten, die u¨ber die Donatoren abla¨uft. Allerdings ist davon im Verhalten der Linienbreite nichts zu erkennen. Abbildung 5.35: Leistungsabha¨ngigkeit der Linienfla¨che in den Proben zn6407 und zn9602 mit 1019cm−3 Mangan 78 KAPITEL 5. X-BAND-MESSUNGEN: MANGAN IN ZINKOXIDSCHICHTEN Abbildung 5.36: Leistungsabha¨ngigkeit der Linienbreite in den Proben zn6407 und zn9602 mit 1019cm−3 Mangan Fu¨r die oben stehenden Diagramme wurden die Linien der beiden Proben zn9602 und zn6407 mit einer Lorentzlinie angepasst. Was die Fla¨che der Linien angeht, zei- gen die Proben mit einer Mangankonzentration von 1019cm−3 ein a¨hnliches Verhalten wie diejenigen mit 1018cm−3: Man erha¨lt Geraden in logarithmischer Auftragung, die allerdings andere Steigungen besitzen. Das Mangan in der Probe zn9602 sa¨ttigt of- fensichtlich sta¨rker, sogar sta¨rker als in den Proben zn3521 und zn3522. Dafu¨r geht die logarithmische Linienbreite hier nicht fu¨r hohe Leistungen in Geraden u¨ber, daher wurde auf ein entsprechendes Diagramm auch verzichtet. Beide Proben zeigen im Rah- men der Fehlergrenzen denselben Verlauf der Linienbreite. Die Linienlage variiert im Rahmen der Fehlergrenzen u¨ber den gesamten Leistungsbereich nicht. Bei der hoch konzentrierten Probe zn9603 (8 · 1020cm−3 Mangan) sind die Linien mit 35 Gauß schon sehr breit, so dass man kaum noch Sa¨ttigungseffekte beobachten kann. Auch hier bestehen die Linien aus einer U¨berlagerung verschieden breiter Antei- le, und man sieht zu niedrigen Leistungen hin eine leichte Zuspitzung in der Form. Die Linienbreite a¨ndert sich jedoch nicht merklich, und aus der Leistungsabha¨ngigkeit der Amplitude kann man nicht auf ein Sa¨ttigungsverhalten schließen: 5.9. SA¨TTIGUNG DER MANGANLINIEN 79 Abbildung 5.37: zn9603 (8 · 1020cm−3Mn): Leistungsabha¨ngigkeit der Linienamplitude bei 4 Kelvin Wenn man also auch mangels einer pra¨zisen Theorie keine quantitativen Schlu¨sse aus dem Sa¨ttigungsverhalten ziehen kann, so la¨sst sich trotzdem ein deutlicher Einfluss der n-Dotierung auf die Relaxation festhalten. Aus der A¨nderung der Linienformen noch bei einer Modulationsfrequenz von 50 kHz vermutet man eine Relaxationszeit im Bereich einiger Mikrosekunden. Außerdem konnte das einfache Modell der zwei Lorentzlinien auf seinen Gu¨ltigkeitsbereich getestet werden. 5.9.3 Probleme einer Sa¨ttigungstheorie Selbst wenn das Spektrum eines paramagnetischen Zentrums nur aus einer einzelnen Linie besteht, kann die vollsta¨ndige Theorie der Sa¨ttigung kompliziert sein. Geht man davon aus, dass keine Hyperfeinstruktur- oder Feinstrukturaufspaltung vorliegt, kann die Linie lebensdauerverbreitert sein, eine inhomogene Linienbreite besitzen oder aber dipolverbreitert sein. Falls eine Lebensdauerverbreiterung vorliegt, also T1 = T2 gilt, kann das Sa¨ttigungsverhalten mit Hilfe von Gleichung 2.8 beschrieben werden, die di- rekt aus den Blochgleichungen folgt. Die Linie ist dann lorentzfo¨rmig, und unter der Annahme einer solchen Linienform stimmen die Ergebnisse der Bloch-Theorie mit der Bloembergen-Purcell-Pound-Theorie [Bloembergen 1948] u¨berein. Kann man eine rein inhomogene Verbreiterung annehmen, bei der die verschiedenen Spins unterschiedliche, zeitlich konstante Magnetfelder erfahren, besteht die Linie aus einer U¨berlagerung ein- zelner Lorentzlinien, fu¨r welche die Bloch-Theorie gilt. 80 KAPITEL 5. X-BAND-MESSUNGEN: MANGAN IN ZINKOXIDSCHICHTEN Wenn allerdings der in Festko¨rpern sehr ha¨ufige Fall eintritt, dass die Linien di- polverbreitert sind, wird die Situation schwieriger. Die Spins sind dann nicht la¨nger isoliert, was eine Voraussetzung fu¨r die Gu¨ltigkeit der Bloch-Gleichungen ist. Man kann die Dipolverbreiterung nicht als eine rein inhomogene Verbreiterung beschreiben, denn außer den statischen Termen der Form ∑ k>jBjkSzjSzk sind im Hamiltonoperator 4.24 noch die Flip-Flop-Terme der Sta¨rke Ajk enthalten. Sie sorgen fu¨r eine Diffu- sion der Spinanregung in der Probe und wurden bei der Berechnung der Linienbreite teilweise vernachla¨ssigt. Zuerst erkannte Redfield [Redfield 1955], dass diese Diffusion eine entscheidende Rolle fu¨r das Sa¨ttigungsverhalten spielen muss. Es wird durch die ESR-Mikrowelle nur ein enger Spektralbereich in der Absorptionslinie angeregt, doch die Energie verteilt sich bei genu¨gend langer Spin-Gitter-Relaxationszeit auch auf die anderen Bereiche. Die von Redfield entwickelte Theorie gilt nur in Abwesenheit einer Fein- oder Hyperfeinstruktur und fu¨r sehr hohe Sa¨ttigungen. Spa¨ter gab es Versuche, die Gu¨ltigkeit der Theorie zu erweitern, siehe dazu beispielsweise [Provotorov 1962]. Bisher aber existiert keine Theorie, welche die Sa¨ttigung eines Systems mit Hyperfein- und Feinstruktur u¨ber den gesamten Leistungsbereich beschreibt10. Meistens kann man aufgrund der langen Kern-Relaxationszeiten die Hyperfeinstruktur als einen inhomo- genen Beitrag zum a¨ußeren Feld auf die Elektronen ansehen. Dies a¨ndert jedoch nichts daran, dass die Berechnung der Relaxationsdynamik ein kompliziertes Problem dar- stellt. 5.10 Die Probe zn6408 In der Probe zn6408 mit einer Mangandotierung von 1 · 1018cm−3 und einer Gallium- dotierung von 5 · 1019cm−3 sollte die Dichte der Donatoren hoch genug sein, um ein entartetes Elektronensystem zu bilden. Wie aus den temperaturabha¨ngigen Messun- gen der Leitungselektronenlinie in Kapitel 6 hervorgeht, sieht man zwar keine Ab- weichung der Leitungselektronen vom Curie-Verhalten, doch erha¨lt man vermutlich kein Leitungselektronensignal aus der implantierten Schicht, weil die Manganionen die Leitungselektronenlinie stark verbreitern. Da in der Probe zn6408 das Verha¨ltnis von Gallium- zu Manganionen besonders groß ist, kann man umgekehrt ebenfalls eine star- ke Beeinflussung des Mangans erwarten. Die Linie zeigt ein Curieverhalten, jedoch ergaben sich folgende Auffa¨lligkeiten in der Leistungs- und Temperaturabha¨ngigkeit der Linie (Anpassung mit einer Lorentzlinie und Dispersionsanteil, da die Linienform fu¨r hohe Da¨mpfungen stark asymmetrisch wird): 10M. Mehring, perso¨nliche Mitteilung 5.10. DIE PROBE ZN6408 81 Abbildung 5.38: Leistungsabha¨ngigkeit der Linienfla¨che in der Probe zn6408 bei 4 Kel- vin. Fu¨r hohe Da¨mpfungen ist die Linie stark asymmetrisch, wa¨hrend die Asymmetrie nicht von der Temperatur abha¨ngt. Abbildung 5.39: Leistungsabha¨ngigkeit der Linienbreite bei 4 Kelvin in der Probe zn6408, logarithmisch 82 KAPITEL 5. X-BAND-MESSUNGEN: MANGAN IN ZINKOXIDSCHICHTEN Abbildung 5.40: Leistungsabha¨ngigkeit der Linienlage in der Probe zn6408 bei 4 Kelvin Abbildung 5.41: Temperaturabha¨ngigkeit der Linienlage in der Probe zn6408 bei 10 dB Die Leistungsabha¨ngigkeiten wurden wiederum auf Q = 2600 umgerechnet. Man bemerkt im Vergleich mit den Messungen an den anderen Proben mit dem gleichen Mangangehalt, aber niedrigerer Galliumkonzentration (Abbildung 5.33) eine wesent- lich schwa¨chere Sa¨ttigung der Manganlinie. Dies spricht sehr eindeutig dafu¨r, dass der dominierende Relaxationsmechanismus u¨ber die Leitungselektronen abla¨uft (was 5.10. DIE PROBE ZN6408 83 umgekehrt deren ESR-Linie verbreitert). Die Linie ist außerdem breiter als bei den anderen Proben (Abbildung 5.34). Sie ko¨nnte durch die Spin-Gitter-Relaxationszeit bestimmt sein, die fu¨r eine Linienbreite von 1 Gauß bei etwa 60 ns liegt, oder aber durch Austausch nach dem Anderson-Modell bedingt sein, das fu¨r die ho¨her dotierten Proben verworfen wurde. Das Sa¨ttigungsverhalten der Amplitude la¨sst sich zwar durch eine Kurve nach Gleichung 2.8 anpassen, allerdings verla¨uft die Linienbreite nicht kon- sistent mit den Bloch-Gleichungen, weshalb die Hypothese nicht nachgepru¨ft werden kann. Auch hier geht die Linienbreite fu¨r hohe Leistungen in logarithmischer Auftra- gung in eine Gerade u¨ber, vgl. dazu die anderen Proben in den Abbildungen 5.29 und 5.34. Am auffa¨lligsten ist jedoch der Verlauf des g-Faktors, der schon im Vergleich mit den anderen Proben bei 10 dB eindeutig aus dem Rahmen fa¨llt: Bei den in Tabelle 5.1 aufgelisteten Werten liegt er um 4 · 10−4 u¨ber dem Durchschnittswert (Gleichung 5.9). Fu¨r geringe Leistungen und / oder hohe Temperaturen sinkt er, wie aus den oben stehenden Diagrammen zu erkennen ist, um etwa diesen Wert und fa¨llt dann also mit dem Durchschnittswert der anderen Proben zusammen. Zudem zeigt er ein lineares Verhalten in 1/T. All das deutet in der Regel darauf hin, dass eine Wechselwirkung mit einem zweiten, sa¨ttigbaren Spinsystem die Linien verschiebt. Da die Probe ein Bruchstu¨ck derselben Schicht ist wie auch zn6406, bei der kein solcher Effekt zu beob- achten ist, ka¨men nur die Leitungselektronen in Frage, da eine Wechselwirkung mit den Galliumkernen abwegig erscheint. Allerdings sollte nach den Ergebnissen im na¨chsten Kapitel die Spin-Gitter-Relaxationszeit der Leitungselektronen kurz sein. 84 KAPITEL 5. X-BAND-MESSUNGEN: MANGAN IN ZINKOXIDSCHICHTEN Kapitel 6 Die Donatorenlinie im X-Band 6.1 Temperaturabha¨ngigkeit Nach Gleichung 4.5 besitzen die donatorgebundenen Elektronen bis auf eine Einhu¨llen- de dieselbe Wellenfunktion wie Leitungsbandelektronen. Fu¨r die Transporteigenschaf- ten ist dieser Unterschied zwischen Lokalisation und Delokalisation wesentlich, aber man sieht keine großen A¨nderungen im ESR-Signal. Die Relaxationsmechanismen und die Spin-Bahn-Kopplung bleiben im Wesentlichen gleich, also sollten g-Faktor und Linienbreite a¨hnlich sein. Man erwartet als charakteristische Eigenschaft einen tem- peraturabha¨ngigen Verlauf der Linienbreite, denn die Relaxationsprozesse sind tempe- raturabha¨ngig, wie man aus dem Verlauf der elektronischen Beweglichkeit weiß. Die folgende Abbildung zeigt den Verlauf von Fla¨che, Breite und g-Faktor der Donatoren- bzw. Leitungselektronenlinie im X-Band: Abbildung 6.1: Curieverhalten der Donatoren 85 86 KAPITEL 6. DIE DONATORENLINIE IM X-BAND Abbildung 6.2: Temperaturabha¨ngige Linienbreite der Donatoren Abbildung 6.3: Linienbreite der Donatoren, logarithmisch 6.1. TEMPERATURABHA¨NGIGKEIT 87 Abbildung 6.4: Temperaturverlauf des Donatoren-g-Faktors In den Proben der Serie 1 wurde keine Donatorenlinie gemessen1, fu¨r die nicht auf- gefu¨hrten Proben der Serie 2 war sie durch den Mangan-Untergrund stark verzerrt. Zur Anpassung der gezeigten Messungen wurde eine Lorentzlinie mit Dispersionsan- teil verwendet. Bis auf die Linien der Probe zn6401 passt diese Form mit sehr guter Genauigkeit zu den Messungen. Wie man sieht, weisen die Linien bis auf die der Pro- be zn6401 ein curieartiges Verhalten auf. Auffallend ist der Unterschied zwischen den Proben zn6401 und zn6408, die aus derselben Zinkoxid-Schicht stammen und dieselbe Galliumdotierung besitzen, nur die Probe zn6408 hat noch zusa¨tzlich eine Konzen- tration von 1018cm−3 Mangan. Die Probe zn6401 fa¨llt auch aus dem Rahmen, was die anderen zwei Parameter anbelangt. In der Linienbreite weichen alle Proben vonei- nander ab, jedoch liegen diejenigen der Probe zn6401 fu¨r Temperaturen unter 40 - 50 Kelvin stets um 2 bis 3 Gauß u¨ber denen der anderen Proben, deren Breiten u¨ber einen Bereich von nur etwa 1 Gauß verteilt sind. In der Probe zn3524 besitzen die Donatoren eine wesentlich geringere Linienbreite als in allen anderen Proben, weshalb sie nicht in die zwei Abbildungen 6.2 und 6.3 aufgenommen wurde. Die Proben der Serie 5 werden 1Versuche, in der Probe zn9602 Leitungselektronen durch UV-Bestrahlung anzuregen, fu¨hrten u¨ber- raschenderweise nur zu einer Vergro¨ßerung des (gesa¨ttigten) Mangansignals, eventuell durch versta¨rkte Relaxation. Auch in den Proben zn6402 und zn6404 konnte mit Hilfe einer Doppelmodulationsmes- sung ein Effekt auf das Manganspektrum entdeckt werden, andere Proben wurden nicht dahingehend untersucht. 88 KAPITEL 6. DIE DONATORENLINIE IM X-BAND gesondert besprochen. Das temperaturabha¨ngige Verhalten der Linie liefert neben dem g-Faktor den ent- scheidenden Hinweis darauf, dass die beobachtete Linie wirklich den Donatoren bzw. Leitungselektronen zuzuschreiben ist. Man geht davon aus, dass die Leitungselektronen- Streumechanismen auch die Relaxationsprozesse der lokalisierten Donatoren sind. Es spielen fu¨r die ESR nur solche Prozesse eine Rolle, die den Spin umklappen. Nicht jeder Streuprozess, der im Ortsraum stattfindet, klappt auch den Spin - umgekehrt fu¨hren jedoch alle Prozesse, die den Spin beeinflussen, auch im Ortsraum zu einer Streuung der Leitungselektronen. Kennt man also aus Hallmessungen den Verlauf der elektronischen Beweglichkeit und damit der Streulebensdauer, und weiß man fu¨r den jeweiligen Streu- mechanismus, welcher Anteil der Streuereignisse auch den Spin umklappt, so kann man daraus die Spin-Gitter-Relaxationszeit fu¨r die Leitungs- bzw. Donatorelektronen erhal- ten. Um die entsprechenden Matrixelemente der Streupotentiale zu berechnen, sei auf den Artikel Elliotts verwiesen [Elliott 1954]. Entscheidend ist es dabei, die Mischung der beiden Spinrichtungen in den Eigenzusta¨nden der Leitungselektronen zu kennen, die durch die Spin-Bahn-Kopplung verursacht wird. In Zinkoxid ist bei Temperatu- ren zwischen 100 Kelvin und Zimmertemperatur die Deformationspotential-Streuung an akustischen Phononen der dominierende Mechanismus, darunter die Streuung an ionisierten Sto¨rstellen. Im Zwischenbereich zwischen etwa 30 und 100 Kelvin spielt auch die piezoelektrische Streuung der Ladungstra¨ger an den akustischen Phononen eine Rolle, dort sind alle drei Effekte a¨hnlich groß [Wagner 1972]. Fu¨r die Streuung an ionisierten Sto¨rstellen entnimmt man aus den zwei zitierten Vero¨ffentlichungen den Zusammenhang ∆B ∼ T−1/2 (6.1) Fu¨r den Exponenten erha¨lt man aus den Messungen den Wert -0,3. Die Abweichung ko¨nnte auf das Vorliegen anderer Streumechanismen hindeuten. Insbesondere weichen fru¨here Messungen [Reiser 1998] an Einkristallen sta¨rker vom vorhergesagten Wert ab und ergeben einen Exponenten von nur -0,03. Wie ein Vergleich mit Abbildung 6.5 sowie den Messungen in [Reiser 1998] zeigt, befin- det man sich bei den ho¨chsten hier gemessenen Temperaturen von 80 Kelvin noch im U¨bergangsbereich zur Streuung an akustischen Phononen, in dem alle drei Mechanis- men eine Rolle spielen. Ho¨here Temperaturen konnten aus apparativen Gru¨nden nicht gemessen werden, außerdem werden u¨ber 70 Kelvin schon genu¨gend Leitungselektro- nen aus den Donatorenniveaus thermisch angeregt. Dies ko¨nnte die Abweichung des g-Faktors in diesem Temperaturbereich erkla¨ren, außerdem nimmt dort die Asymme- trie der Linie stark zu. Die Stellen mit der geringsten Linienbreite liegen zwischen 30 Kelvin und 50 Kelvin, sie scheinen in den verschiedenen Proben unterschiedlich zu sein - beachtet man jedoch die Fehlergrenzen, so la¨sst sich dies nicht mit Sicherheit sagen. 6.1. TEMPERATURABHA¨NGIGKEIT 89 Abbildung 6.5: Streumechanismen in Zinkoxid parallel zu c-Achse (linkes Teilbild) und senkrecht dazu (rechtes Teilbild), aus [Wagner 1972]. Abbildung 6.6: Bandstruktur von Zinkoxid am Γ-Punkt mit Symmetriebezeichnungen, schematisch 90 KAPITEL 6. DIE DONATORENLINIE IM X-BAND In Bezug auf den g-Faktor la¨sst sich feststellen, dass auch hier diejenigen Proben a¨hnliche Werte aufweisen, die in der Linienbreite nahe beieinander liegen. Auch diese Kurven liegen jedoch nicht alle so eng zusammen, dass sie im Rahmen der Fehlergrenzen dieselben g-Faktoren ha¨tten. Versta¨ndlich ist, dass die Probe zn6408 mit ihrer hohen Galliumdotierung in Richtung der Kurve von zn6401 von den anderen abweicht. Offen- sichtlich bewirkt bereits diese relativ geringe Mangankonzentration, dass sich die Probe zn6408 trotzdem eher wie eine der nicht absichtlich dotierten verha¨lt. Warum die Kur- ve der Probe zn6405 auch in dieselber Richtung nach oben abweicht, kann nicht ohne Weiteres gesagt werden, jedoch ist die Abweichung von den Proben zn6406 und zn6407 dort geringer. Alle Proben weisen eine leichte g-Verschiebung mit der Temperatur auf, die jedoch fu¨r niedrige Temperaturen bei den meisten im Rahmen der Fehlergrenzen liegt. Fu¨r die Probe zn6401 ist sie allerdings betra¨chtlich. Aufgrund der A¨hnlichkeit in den Spektren der vier Proben zn6405 bis zn6408 kann man annehmen, dass bei die- sen das Signal praktisch ausschließlich aus der immerhin 1, 8µm dicken Zinkoxidschicht kommt, in der sich keine implantierten Ionen befinden und die gegenu¨ber der nur 200 nm dicken implantierten Schicht im Signal bei weitem u¨berwiegt. Bei der Probe zn6401 erha¨lt man eindeutig ein Signal auch aus der implantierten Schicht. Dafu¨r spricht auch die Tatsache, dass die Linienform nicht befriedigend mit ei- ner Lorentzlinie erkla¨rt werden kann. Zwar ko¨nnen die Galliumdonatoren einen anderen g-Faktor besitzen als die Donatoren in der darunterliegenden Schicht, aber sie ko¨nnen nicht so weit voneinander entfernt liegen, dass dies die breite Linie erkla¨ren wu¨rde. Dies ist durch fru¨here Messungen an galliumdotierten Einkristallen ausgeschlossen, die eine wesentlich schma¨lere Linie besaßen [Reiser 1998]. Nimmt man an, dass in der Probe zn6401 das Signal sogar hauptsa¨chlich aus der implantierten Schicht stammt, liegt die Erkla¨rung nahe, dass die hohe Konzentration an Sto¨rstellen in Form der Galliumatome zu der beobachteten Verbreiterung fu¨hrt. Die Messungen an den Proben der Serie 5 unterstu¨tzen dieses Bild. Dort ist die Hintergrunddotierung sehr gering. Wa¨hrend die Donatorenlinie der Probe zn3524 mit einem sehr guten Signal-Rausch-Verha¨ltnis messbar ist, beobachtet man diese Linie bei den Proben zn3521, zn3522 und zn3523 u¨berhaupt nicht. Da das Mangan auch in diesen Proben messbar ist, also seinen Ladungszustand nicht a¨ndert, kann man vermuten, dass die Donatorenlinie durch ihre Anwesenheit so weit verbreitert ist, dass sie nicht mehr gemessen werden kann. Fu¨r entartete Elektronensysteme betra¨gt die Spin-Gitter-Relaxationsrate 1 T1 = 8 3h¯ picS(S + 1)ρFJ 2V20, (6.2) sofern die Relaxation u¨ber die Manganionen mit S = 5/2 abla¨uft, die eine Austausch- konstante J (in eV) mit den Leitungselektronen besitzen sollen und in der Konzentra- tion c vorliegen [Barnes 1980]. ρF bezeichnet die Zustandsdichte am Ferminiveau, V0 ist das Volumen einer Einheitszelle. Dies steht nicht sofort im Widerspruch mit den beobachteten langen Relaxationszeiten der Manganionen, da deren Relaxationsraten 6.1. TEMPERATURABHA¨NGIGKEIT 91 im Gegensatz zu denen der Elektronen proportional zur Temperatur (und zu ρ2f ) sind [Barnes 1980]. Allerdings betra¨gt, wie man aus Transportmessungen weiß, die Ladungs- tra¨gerdichte nur ein Drittel der implantierten Galliumkonzentration oder weniger, so dass ho¨chstens die Probe zn3524 ein entartetes Elektronensystem besitzen ko¨nnte. Al- lerdings wurde auch hier ein Curie-Verhalten gemessen (Abbildung 6.1), so dass wohl kompliziertere Verha¨ltnisse als in Formel 6.2 vorliegen. Die folgenden Abbildung zeigt den Verlauf der logarithmischen Linienbreite in der Pro- be zn3524: Abbildung 6.7: Temperaturverlauf der Linienbreite in der Probe zn3524 (5·1019cm−3Ga, kein Mn) bei 10 dB, logarithmisch Es fa¨llt auf, dass die Linie wesentlich schma¨ler ist als in den anderen Proben. Das Minimum der Linienbreite liegt jetzt in der Gegend von 20 Kelvin, und die Steigun- gen der Geraden sind flacher, soweit man das bei dem relativ gesehen großen Fehler beurteilen kann. Alles deutet darauf hin, dass die Streuung an ionisierten Fehlstellen gegenu¨ber der Probe zn6401 stark zuru¨ckgegangen ist. Von der Probenherstellung ist bekannt, dass die Schichten der Serie 5 eine sehr gute Qualita¨t besitzen, so dass ver- mutlich ohne die Galliumimplantation nur sehr wenige Sto¨rstellen vorhanden wa¨ren. In Einkristallen [Reiser 1998] liegen die Linienbreiten in der Gegend von einem Gauß, also nur noch einen Faktor zwei niedriger. Zudem war in der zitierten Arbeit die Gal- liumdotierung kleiner. Auch in den Einkristallen verla¨uft die Temperaturabha¨ngigkeit der Linienbreite im gezeigten Temperaturbereich a¨hnlich flach, wie schon oben erwa¨hnt. 92 KAPITEL 6. DIE DONATORENLINIE IM X-BAND 6.2 Sa¨ttigungsverhalten Aufgrund der schmalen Linienbreite ko¨nnen die Leitungselektronen in der Probe zn3524 gesa¨ttigt werden, wa¨hrend dies in keiner der anderen Proben messbar war: Abbildung 6.8: zn3524 (5 · 1019cm−3 Ga): Leistungsabha¨ngigkeit der Amplitude bei 4 K; Q = 2590 Abbildung 6.9: zn3524: Leistungsabha¨ngigkeit der Linienbreite (4 K, Q = 2590) 6.2. SA¨TTIGUNGSVERHALTEN 93 Die angepassten Kurven beschreiben das Sa¨ttigungsverhalten nach den Bloch-Glei- chungen (Formeln 2.3 ff.), wobei die Parameter folgende Bedeutung besitzen: b ist die ungesa¨ttigte Linienbreite, D = γ2T1T2P0/α mit der Leistung P0 = 0, 2 Watt bei 0 dB, und α bezeichnet die Proportionalita¨tskonstante in der Beziehung P = αB21 (Formel 5.4). Es gilt weiterhin die Beziehung F = b2 · D, die hier na¨herungsweise auch erfu¨llt ist (b2 · D = 5, 8). T2 = 2.5 · 10−8s erha¨lt man aus der Linienbreite, α aus dem Q- Faktor, und es ergibt sich als Spin-Gitter-Relaxationszeit fu¨r die Leitungselektronen T1 ≈ 1 · 10−8s. Dieser Wert liegt zwar in der Gro¨ßenordnung von T2, wie man es fu¨r eine austauschverschma¨lerte Linie erwartet, aber eigentlich mu¨sste T1 > T2 gelten. Das heißt, die auftretenden Fehler sind relativ groß, man kann jedoch von einer Re- laxationszeit T1 in der Gegend von einigen 10 −8 s ausgehen. Außerdem a¨ndert sich der g-Faktor der Linie mit zunehmender Sa¨ttigung, die vor- her vorhandene leichte Asymmetrie wird dabei etwas schwa¨cher. Der Effekt ko¨nnte mit Hilfe der Overhauser-Verschiebung durch die Galliumkerne alleine nicht erkla¨rt werden. Diese sollte nach den in [Vidal 2003] gemessenen Werten fu¨r die Knight-Verschiebung mindestens zehnmal kleiner sein als der beobachtete Effekt. Leider konnte wegen tech- nischer Probleme mit dem Spektrometer gegen Ende der Arbeit keine Temperatu- rabha¨ngigkeit bei 0 dB mehr gemessen werden. Abbildung 6.10: Leistungsabha¨ngigkeit der Linienlage in der Probe zn3524 (5 · 1019cm−3 Ga) bei 4 K; Q = 2590 94 KAPITEL 6. DIE DONATORENLINIE IM X-BAND 6.3 Winkelabha¨ngigkeit Aufgrund der Symmetrie des Wurtzitgitters ist der g-Tensor fu¨r Zinkoxid in dem Ko- ordinatensystem aus Abbildung 5.4 diagonal, und die beiden Eigenwerte in x- und y-Richtung sind entartet. Sie sollen als g⊥ bezeichnet werden, wa¨hrend g‖ der z- Eigenwert sein soll. Es ist g‖ = g(0o) und g⊥ = g(90o) mit dem oben eingefu¨hrten Nullpunkt fu¨r den Winkel θ. Bei den Proben zn6406 und zn3524 konnten vernu¨nftige Winkelabha¨ngigkeiten gemessen werden, wa¨hrend die Messungen bei den anderen et- was gro¨ßere Fehler zeigten und die Anpassung des Verlaufs durch eine Sinuskurve, wie sie nach [Abragam 1970] erwartet wird, nicht mit einer guten Genauigkeit mo¨glich war. Vermutlich waren meist sto¨rende Manganu¨berga¨nge der Grund, bei der Probe zn6407 konnte deswegen eine vernu¨nftige Winkelabha¨ngigkeit erst gar nicht gemessen werden. Jedoch sind die Extremwerte g(0 o ) und g(90 o ) fu¨r die vier Proben zn6405, zn6407 und zn6408 gleich denen der Probe zn6406, und fu¨r die aus dem Rahmen fallende Probe zn6401 ist die Differenz zwischen diesen beiden Werten identisch mit derjenigen bei den anderen Proben. Die folgende Abbildung zeigt die Winkelabha¨ngigkeit bei den Proben zn6406 und zn3524: Abbildung 6.11: Winkelabha¨ngigkeit des g-Faktors fu¨r die Donatoren- bzw. Leitungs- elektronenlinie Die Berechnung der Winkelabha¨ngigkeit nach der k ·p-Theorie wurde von Gutsche und Jahne [Gutsche 1967] gegeben, die Endformel ist in [Hermann 1977] u¨bersichtlich dargestellt. Hier sollen nur die in Abbildung 6.6 skizzierten Ba¨nder beru¨cksichtigt wer- 6.3. WINKELABHA¨NGIGKEIT 95 den, da das na¨chstho¨here in Frage kommende Leitungsband wegen der gro¨ßeren Ener- giedifferenz normalerweise nur einen untergeordneten Einfluß auf das Ergebnis hat. Die zugeho¨rigen Parameter, insbesondere die Spin-Bahn-Kopplung in diesem Band, sind ohnehin nicht oder nur schlecht bekannt. Die Formeln fu¨r die Eigenwerte des g- Tensors lauten nach [Hermann 1977] g‖ g − 1 = −P 2 2 ( q27 EB − EC EBEC + EA − EB EAEB ) (6.3) g⊥ g − 1 = −P 2 2 ( EB − EC EBEC )√ 2q27 (1− q27) (6.4) Fu¨r die fu¨nf Parameter findet man in verschiedenen Vero¨ffentlichungen folgende An- gaben: Vero¨ffentlichung Parameter Wert [Reynolds 1999] EA -3,4370 eV [Reynolds 1999] EB -3,4465 eV [Reynolds 1999] EC -3,4862 eV [Gutsche 1967] q27 0,01 [Catalano 1985] P 2 35,4 eV Wichtig ist, dass fru¨here Vero¨ffentlichungen der drei Energieparameter keinesfalls fu¨r diese Rechnung verwendet werden sollten, da bis zum Zeitpunkt der Exzitonen-Emis- sionsexperimente von Reynolds selbst die energetische Reihenfolge der Ba¨nder nicht mit Sicherheit aus den Messungen erschlossen werden konnte. Berechnet man damit die beiden Eigenwerte des g-Tensors, so erha¨lt man g‖ = 1, 9727 und g⊥ = 1, 9858. Das Ergebnis liegt zwar ungefa¨hr in der richtigen Gegend, doch die Anisotropie hat genau das entgegengesetzte Vorzeichen. Den unsichersten Wert besitzt der Parameter q27, der zum Zeitpunkt der oben genannten Vero¨ffentlichung nicht gut bekannt sein konnte und damals nicht experimentell bestimmt wurde. Bei q27 = 0, 04862 ergibt sich der richtige Wert fu¨r die Anisotropie. Dann weichen allerdings beide Eigenwerte von den Messungen fu¨r die hier relevante Probe zn3524 um +0,0103 ab, also zu positiven Werten hin. Allerdings ist der Parameter P2 mit einer Unsicherheit von 20% behaftet, was alleine schon fast die Abweichung erkla¨ren kann. Dazu kommt, dass der Einfluss des vernachla¨ssigten na¨chstho¨heren Leitungsbandes noch zu beru¨cksichtigen ist. Diese Abweichung besitzt fu¨r g‖ und fu¨r g⊥ denselben Wert. 96 KAPITEL 6. DIE DONATORENLINIE IM X-BAND Kapitel 7 Erga¨nzende Messungen 7.1 Untersuchung der Manganspektren imW-Band Um weitere Aufschlu¨sse u¨ber die Eigenschaften des Manganspektrums zu erhalten, wur- den kleine Stu¨cke der Proben (etwa 1mm×1mm) im W-Band-Spektrometer bei 94 GHz untersucht. Zwei benachbarte g-Faktoren sind bei diesen Frequenzen gegenu¨ber dem X-Band in Magnetfeldeinheiten um etwa das Zehnfache voneinander entfernt, wa¨hrend sich die durch Dipolverbreiterung hervorgerufene Linienbreite nicht wesentlich a¨ndern kann. Die Proben konnten nur so orientiert werden, dass das magnetische Feld entlang der c-Achse lag. Sichtbar war in allen Messungen nur der zentrale Feinstrukturu¨ber- gang 1 2 ↔ −1 2 , auch die Leitungselektronenlinie war nicht messbar. Fu¨r alle Proben, in die kein Gallium implantiert worden war, ist jeder der sechs zu erwartenden U¨berga¨nge im W-Band in zwei Linien aufgespalten, die 1-2 Gauß voneinander entfernt liegen (die Probe zn9603 wurde als einzige nicht gemessen). Bei denjenigen Proben, in denen die Dipolverbreiterung gro¨ßer ist als diese Aufspaltung, erkennt man trotzdem, dass der schmale Anteil der Linie aufgespalten ist, der aus den Bereichen mit niedrigerer Man- gankonzentration stammt. Fu¨r alle Proben, die implantiertes Gallium enthalten, konn- te keine Aufspaltung festgestellt werden, mit Ausnahme der Proben zn3521 (1018cm−3 Mn, 1017cm−3Ga), welche die geringste Galliumkonzentration besitzt, und der Probe zn3523 (1018cm−3 Mn, 1019cm−3Ga). Die Probe zn6408 (1018cm−3Mn, 5 · 1019cm−3 Ga) besaß allerdings kein gutes Signal-Rausch-Verha¨ltnis. Aufgrund der dielektrischen Verluste konnte der Fabry-Pe´rot-Resonator nicht kritisch gekoppelt werden, die au- tomatische Frequenznachfu¨hrung konnte ebenfalls nicht eingesetzt werden. Daher war die Mikrowellenphase nicht kontrollierbar, die Linien sehen dementsprechend nicht aus wie abgeleitete Lorentzkurven. 97 98 KAPITEL 7. ERGA¨NZENDE MESSUNGEN Abbildung 7.1: Aufspaltung im W-Band bei verschiedenen Proben. Blaue Kurven: An- passung mit Gaußlinien. Der Magnetfeld-Nullpunkt liegt bei ca. 3,39 Tesla (93,7 - 93,9 GHz; 4-5 K). 7.1. UNTERSUCHUNG DER MANGANSPEKTREN IM W-BAND 99 Da die Linien ein sehr schlechtes Signal-Rausch-Verha¨ltnis hatten, wurden die op- timalen Einstellungen fu¨r die gezeigten Messungen verwendet (T = 4 - 5 Kelvin, 8 dB Da¨mpfung). Die Linienbreite ist vermutlich durch die Sa¨ttigung beeinflusst. Da der Anteil der Leistung, der in den Resonator geht, nicht bekannt ist und mit den unter- schiedlichen Probenverlusten variieren kann, sollten die Linienbreiten nicht verglichen werden. Wie man sieht, besitzt die Linie ohne Galliumimplantation eine Aufspaltung von 4 Gauß. Die beiden Komponenten sind klar getrennt. Eine Anpassung der Lini- enform, insbesondere die Trennung der beiden Komponenten, war nur mit Hilfe von Gaußkurven mo¨glich. Bei einer Galliumkonzentration von 1017cm−3 besteht die Linie aus drei Teilen, einer großen Linie mit zwei aufgesetzten Spitzen, welche einen Abstand von 1,8 Gauß voneinander haben. Ist die Galliumkonzentration schließlich 1018cm−3 groß, verschwindet die Aufspaltung ganz, und eine einzelne Linie ist sichtbar. Aller- dings war die Aufspaltung in der Probe zn3523 mit 1019cm−3 Mangan wieder deutlich sichtbar. Da die Linienbreite der Probe zn6406 (ohne Gallium) im X-Band nur 0,5 Gauß be- tra¨gt, die Aufspaltung im W-Band aber 4 Gauß groß ist, muss diese Aufspaltung vom Magnetfeld abha¨ngen. Leider konnten keine zusa¨tzlichen Q-Band-Messungen durch- gefu¨hrt werden, da der verfu¨gbare Q-Band-Resonator aufgrund der Verluste in der Probe kein Signal lieferte. Nimmt man eine lineare Abha¨ngigkeit mit dem Magnetfeld fu¨r die Aufspaltung an, betra¨gt sie im X-Band-Spektrometer also noch 0,4 Gauß und bestimmt damit die dort beobachtete Linienbreite. Bei der Probe zn3521 (1017cm−3 Mangan) ist die Aufspaltung mit 1,8 Gauß bereits nur noch halb so groß, außerdem betrifft sie nur noch einen Teil der Manganionen. Vermutlich stammen diese aus den Bereichen mit geringeren Konzentrationen an Mangan und Gallium, denn die Linien 100 KAPITEL 7. ERGA¨NZENDE MESSUNGEN sind sehr schmal. Aus den Ergebnissen der X-Band-Messungen in Abbildung 5.34 kann man schließen, dass die Linie durch die Galliumdotierung schma¨ler wird, d. h. auch nach diesen Messungen nimmt die Aufspaltung bei Dotierung ab, und die Linie wird nicht etwa so breit, dass die Aufspaltung dadurch u¨berdeckt wu¨rde. Eine Erkla¨rung fu¨r die Aufspaltung konnte nicht gefunden werden. Bis auf die Probe zn3523 sind nur die Linien in Proben mit keiner oder extrem geringer Gallium- dotierung aufgespalten. Auffallend ist, dass beide Komponenten genau gleich intensiv sind. Ein Unterschied zwischen den beiden Gitterpla¨tzen (siehe Abbildung 5.5) kann in der vorliegenden Orientierung des Magnetfeldes nicht vorkommen, da sie sich nur durch eine Drehung des Kristalls um die Magnetfeldachse voneinander unterscheiden. Die Magnetfeldabha¨ngigkeit der Aufspaltung deutet darauf hin, dass zwei Sorten von Manganionen mit unterschiedlichen g-Faktoren vorliegen. Bei den Proben zn6404 (1020cm−3 Mangan) und zn6407 (1019cm−3 Mangan) wurde eine Aufspaltung von 1,7 Gauß bestimmt, in der Probe zn9602 von 3,4 Gauß und in zn3523 von 1,3 Gauß. In den Proben zn9602, zn6407 und zn3523 liegen die zwei Kom- ponenten nicht symmetrisch zur breiteren Zentrallinie, bei der Probe zn9602 zeigt die Abweichung in die andere Richtung als bei den zwei anderen Proben: Abbildung 7.2: W-Band-Spektrum der Probe zn9602 (1019cm−3Mn). Der Magnetfeld- Nullpunkt liegt bei ca. 3,39 Tesla. Rot: Lage der Zentrallinie 7.2. MESSUNGEN AN DEN PROBEN DER SERIE 4 101 7.2 Messungen an den Proben der Serie 4 Die drei Proben zn2413, zn2414 und zn2415 besitzen eine gea¨tzte und kontaktierte Struktur, wie sie aus nebenste- hender Abbildung hervorgeht. Nur der graue Bereich ist noch vom Zinkoxid u¨brig, so dass sie entsprechend weni- ger Signal aufweisen. Allerdings stellte dies bei den vor- handenen Mangankonzentrationen kein Problem dar. Die ESR-Linien der Proben zn2413 und zn2414 mit 1020cm−3 Mangan besitzen im Prinzip dieselbe Form wie die Linien der Proben zn6402 bis zn6404, bestehen also aus schmalen und dagegen verschobenen breiten Anteilen. Allerdings ist kein eindeutig u¨berwiegende breite Lorentzlinie vorhanden. Mit dem Modell der zwei Lorentzlinien konnten die Messungen daher nicht angepasst werden. Außerdem ist die Linienbreite der Probe zn2414, die keine Galliumdotierung entha¨lt, mit etwa 3 Gauß viel kleiner als die der Probe zn6404, welche bis auf die Herstellungsmethode identisch ist. Die Linien in den beiden Proben zn2413 und zn2414 sind bei allen Mikrowellen- leistungen praktisch identisch, nur fu¨r sehr hohe Leistungen kann man leichte (aber unspezifische) Abweichungen erkennen. Anders als bei den Proben der Serie 2 mit der- selben Mangankonzentration (Abbildung 5.27) liegt erst fu¨r Da¨mpfungen von u¨ber 40 dB eine ungesa¨ttigte Leistungsabha¨ngigkeit der Amplitude vor. Abbildung 7.3: Leistungsabha¨ngigkeit einer Linie des Feinstrukturu¨bergangs 1 2 ↔ −1 2 in der Probe zn2414 (1 ·1020cm−3 Mn, kein Ga) bei 4 Kelvin, 9,350 GHz und Q = 2240 Zwar muss man davon ausgehen, dass die Metallkontakte die Felder verzerren 102 KAPITEL 7. ERGA¨NZENDE MESSUNGEN ko¨nnen, doch sollten diese Effekte zu einer Linienverbreiterung fu¨hren. Offensichtlich sind also die Eigenschaften der Proben stark von der Herstellung abha¨ngig. Solange deren Mechanismen noch nicht ausreichend aufgekla¨rt sind, sollte man also nur solche Proben vergleichen, die mit genau derselben Methode hergestellt wurden. Die Probe zn2415 (1 · 1019cm−3 Mn, 1 · 1020cm−3 Ga) schließlich weist sehr hohe Mikrowellenverluste auf, so dass keine Messungen bei kritisch gekoppeltem Resonator durchgefu¨hrt werden konnten. Des Weiteren treten innerhalb der Probe starke Phasen- verschiebungen der Mikrowelle auf, die den Linien eine sehr merkwu¨rdige Form geben: Abbildung 7.4: Linienform in der Probe zn2415 (1 · 1019cm−3 Mn, 1 · 1020cm−3 Ga) bei 35 dB, 6 Kelvin und 9,346 GHz Da man fu¨r die Proben zn2413 und zn2415 mit ihrer hohen Galliumdotierung ei- gentlich ein entartetes Elektronensystem erwarten wu¨rde, sollten elektrisch detektierte ESR-Messungen (EDESR) an ihnen durchgefu¨hrt werden. Dazu wurden sie auf kleine Platinenstu¨cke mit Leitcarbon aufgeklebt, die Kontaktierung zu den mit Gold bedampf- ten Kupferbahnen erfolgte u¨ber Bond-Dra¨hte. U¨berraschenderweise zeigte sich beim Abku¨hlen, dass die Leitungselektronen trotz der teilweise hohen Galliumkonzentration in allen drei Proben der Serie 4 ausfrieren. Die Strom-Spannungs-Kennlinie bleibt bei allen Temperaturen linear, so dass ein Schottky-Kontakt als Ursache fu¨r den zuru¨ck- gehenden Strom ausgeschlossen werden konnte. Aufgrund des kleinen Querschnitts der dotierten Schicht betra¨gt der Probenwiderstand schon bei Raumtemperatur etwa 500 kΩ und steigt fu¨r tiefere Temperaturen auf weit u¨ber 1GΩ an. Bei keiner Tempera- tur konnte ein EDESR-Signal gemessen werden, weder im Gleichstrombetrieb noch mit Strom- oder Zeemanmodulation. Die Zuleitungen mussten notwendigerweise ab- geschirmt werden, so dass bei Strommodulation der durch die Zuleitungskapazita¨ten fließende Strom eine Messung von vornherein unmo¨glich machte. Allerdings konnte bei dieser Gelegenheit festgestellt werden, dass die Proben einen deutlichen Fotoeffekt zeigen: Der La¨ngswiderstand steigt um etwa 4 %, sobald die Pro- be gegen das Umgebungslicht abgedunkelt wird, und zeigt bei Beleuchtung mit einer 7.2. MESSUNGEN AN DEN PROBEN DER SERIE 4 103 60 Watt-Lampe aus 30 cm Entfernung eine Abnahme um ebenfalls etwa 4 %. Dieser Effekt ist bei allen drei Proben ungefa¨hr gleich stark. Abbildung 7.5: Strom-Spannungs-Kennlinie der Probe zn2413 bei 10 Kelvin Abbildung 7.6: Strom-Temperatur-Kennlinie der Probe zn2413. Die Gerade besitzt die Steigung -26,6. Erwartet wird fu¨r niedrige Temperaturen eine Abha¨ngigkeit I ∼ e−ED/kBT , man berechnet die Donatorentiefe ED zu 5,3 meV anstatt der erwarteten 47 meV. Der energetische Schwerpunkt des Donatorenbandes ist also bereits stark in Richtung des Leitungsbandes verschoben. 104 KAPITEL 7. ERGA¨NZENDE MESSUNGEN Kapitel 8 Zusammenfassung In dieser Arbeit wurden ESR-Messungen an mangandotierten Zinkoxidschichten durch- gefu¨hrt. Die Mangansignale waren meist deutlich messbar und erlaubten eine genaue Bestimmung der Parameter im Hamiltonoperator. Dabei zeigten die Kristallfeldpara- meter Abweichungen von den Werten fru¨herer Messungen, die im Sinne von Verspan- nungen interpretiert werden ko¨nnen. Bei den meisten Proben war die Linienbreite durch die Dipol-Dipol-Wechselwirkung der Manganspins untereinander bestimmt. An einer Serie von drei Proben gleicher Man- gankonzentration wurde eine Abnahme der paramagnetisch aktiven Manganzentren mit zunehmender Galliumdotierung festgestellt. Anhaltspunkte dafu¨r waren eine Ab- nahme der Linienbreite, des Entmagnetisierungsfeldes und auch der Linienfla¨che. Die Verbreiterung der a¨ußeren Feinstrukturu¨berga¨nge, die vom Mangangehalt abha¨ngt, zeigte zwischen diesen drei Proben keine großen Unterschiede. Zur Erkla¨rung wird ei- ne antiferromagnetische Wechselwirkung vorgeschlagen, welche benachbarte Paare von Spins zu Singulett-Zusta¨nden koppelt und so paramagnetisch inaktiv macht. Der Effekt trat auch in einer Probe auf, in der mit Sicherheit kein entartetes Elektronensystem vor- liegt. Daher mu¨sste untersucht werden, inwieweit eine Wechselwirkung u¨ber lokalisierte Donatoren vermittelt werden kann. Aufgrund der Messungen an niedriger konzentrier- ten Proben scheint die Erkla¨rung ausgeschlossen, die Manganionen ko¨nnten durch die Dotierung in einen anderern Ladungszustand versetzt werden. Durch Anwendung eines Modells wurden Zahlenwerte fu¨r den Wechselwirkungsradius der antiferromagnetischen Wechselwirkung bestimmt. Weiterhin wurde an mehreren Proben, vor allem solchen mit einer niedrigen Kon- zentration an Mangan, eine erho¨hte Spin-Gitter-Relaxation festgestellt, falls genu¨gend Donatoren in der Probe enthalten waren. Da das Sa¨ttigungsverhalten der Manganlinien aber sehr kompliziert ist, konnten keine quantitativen Schlu¨sse aus diesen Messungen gezogen werden. Eine Aufspaltung der Linien im W-Band blieb ra¨tselhaft. An der Leitungselektronenlinie, die in verschiedenen Proben zu beobachten war, konnte meist nichts abgelesen werden, da vermutlich oft nur Signale aus dem uninte- ressanten Bereich der Schicht sichtbar waren. Zwei Proben zeigten allerdings eindeutig 105 106 KAPITEL 8. ZUSAMMENFASSUNG ein Signal aus der implantierten Schicht, das in einem Fall Anzeichen eines entarteten Elektronensystems besaß. In beiden Proben wurden abweichende g-Faktoren festge- stellt, in einem Fall zeigte die Linienlage sogar eine Leistungsabha¨ngigkeit. Die Rela- xationszeit der Leitungselektronen konnte ebenfalls abgescha¨tzt werden. Leider gab es eine Probenserie, deren Werte vo¨llig aus dem Rahmen fielen. Ver- mutlich ha¨ngen die Eigenschaften der Schichten sehr stark vom Herstellungsverfahren ab. Im Moment ist noch nicht klar, wodurch diese Unterschied zustande kommen. Bei den n-dotierten Proben ist ebenfalls unbekannt, was mit den Galliumionen pas- siert, die nicht als Donatoren wirksam sind. Wahrscheinlich ließen sich einige Fragen kla¨ren, wenn man mehr Charakterisierungsmessungen an genau denjenigen Proben durchfu¨hren ko¨nnte, die nachher untersucht werden sollen. Ein Unsicherheitsfaktor bei der Probenherstellung sind die Saphir-Substrate, die vom Hersteller natu¨rlich nicht daraufhin optimiert werden, dass sie besonders geringe Konzentrationen an paramag- netischen Sto¨rstellen enthalten. Ha¨tten alle Proben das starke und schwer zu sa¨tti- gende Hintergrundsignal der Serie 5 gezeigt, wa¨ren die meisten Messungen dieser Ar- beit nicht mo¨glich gewesen. Noch schlimmer wirkt es sich aus, wenn der verwendete ESR-Resonator ein Hintergrundsignal aufweist. Wie kritisch dieser Punkt auch bei Pulsmessungen ist, die aufgrund der langen Relaxationszeiten der Manganionen Er- folg versprechend erscheinen, mu¨sste sich im Experiment zeigen. In jedem Fall wu¨rde das Problem erheblich reduziert, wenn molekularstrahlepitaktisch hergestellte Proben zur Verfu¨gung stu¨nden, in denen die gesamte Zinkoxidschicht Mangan entha¨lt. Da- durch ko¨nnte man ein besseres Signal-Rausch-Verha¨ltnis erzielen, außerdem wu¨rden die Unwa¨gbarkeiten von Implantationsscha¨den und dem anschließenden Ausheilprozess umgangen. Vor allem ko¨nnte dann kein sto¨rendes Donatorensignal aus einer nominell undotierten Zinkoxidschicht mehr auftreten. Als weitere vielversprechende Stoßrichtung zuku¨nftiger Experimente bieten sich genauere ESR-Untersuchungen bei verschiedenen Mikrowellenfrequenzen an, insbesondere im Hochfeld. Anhang A Wichtige Zahlenwerte Mangan: 55Mn einziges natu¨rlich vorkommendes Isotop Kernspin: I = 5 2 g-Faktor: gk = +1, 3819 Quadrupolmoment: Q ≈ +0, 33 · 10−24 cm2 · |e| (Daten aus: Bruker Almanac 1991, S. 99 - Bruker Analytische Messtechnik GmbH, Rheinstetten) Zinkoxid [Landolt-Bo¨rnstein]: Bandlu¨cke: 3,44 eV effektive Masse der Leitungselektronen: me = 0, 28 m0 Dielektrizita¨tskonstante: ² ≈ 9 (anisotrop) Gitterkonstanten des Wurtzit-Gitters von ZnO: a = 3.252A˚ c = 5.213A˚ energetische Lage des Mangans als tiefer Donator in ZnO etwa 1,9 eV unterhalb der Leitungsbandkante [Smith 1989] 107 108 ANHANG A. WICHTIGE ZAHLENWERTE Anhang B Mangan-Linienbreiten aller Proben Tabelle B.1: Breiten der Manganlinien in Gauß fu¨r alle Proben, gemessen bei 4 Kel- vin und niedrigen Mikrowellenleistungen. Bei den mit ∗ bezeichneten Werten konnte aufgrund des Sa¨ttigungsverhaltens nur eine Obergrenze gemessen werden. Serie Bezeichnung Mangandotierung Galliumdotierung Linienbreite 1 zn9602 1 · 1019cm−3 Mn 1, 4∗ zn9603 8 · 1020cm−3 Mn 35± 5 2 zn6402 1 · 1020cm−3 Mn 5 · 1019cm−3 Ga 2, 5∗ zn6403 1 · 1020cm−3 Mn 5 · 1018cm−3 Ga 4, 0± 0, 5 zn6404 1 · 1020cm−3 Mn 10, 5± 1 3 zn6405 1 · 1017cm−3 Mn < 1∗ zn6406 1 · 1018cm−3 Mn 0, 45± 0, 1 zn6407 1 · 1019cm−3 Mn 1, 4∗ zn6408 1 · 1018cm−3 Mn 5 · 1019cm−3 Ga 1, 0± 0, 1 4 zn2413 1 · 1020cm−3 Mn 1 · 1020cm−3 Ga 4, 5∗ zn2414 1 · 1020cm−3 Mn 3, 8∗ zn2415 1 · 1019cm−3 Mn 1 · 1020cm−3 Ga < 10∗ 5 zn3521 1 · 1018cm−3 Mn 1 · 1017cm−3 Ga 0, 6± 0, 1 zn3522 1 · 1018cm−3 Mn 1 · 1018cm−3 Ga 0, 5± 0, 1 zn3523 1 · 1018cm−3 Mn 1 · 1019cm−3 Ga 0, 33∗ 109 110 ANHANG B. MANGAN-LINIENBREITEN ALLER PROBEN Anhang C U¨bersichtsspektren Sofern nicht anders angegeben, ist in allen Abbildungen θ = 0 o und Q ≈ 2400− 2700. Abbildung C.1: X-Band-Spektrum der Probe zn6402 bei 4 Kelvin (9,347 GHz; 10 dB) 111 112 ANHANG C. U¨BERSICHTSSPEKTREN Abbildung C.2: X-Band-Spektrum der Probe zn6404 bei 4 Kelvin (9,347 GHz; 10 dB) Abbildung C.3: X-Band-Spektrum der Probe zn6406 bei 4 Kelvin (9,350 GHz; 10 dB) 113 Abbildung C.4: X-Band-Spektrum der Probe zn6408 bei 4 Kelvin (9,351 GHz; 10 dB) Abbildung C.5: X-Band-Spektrum der Probe zn9603 bei θ = 0 o , 4 Kelvin, 10 dB und 9,350 GHz 114 ANHANG C. U¨BERSICHTSSPEKTREN Abbildung C.6: X-Band-Spektrum der Probe zn9603 bei θ = 90 o , 10 dB, 4 Kelvin und 9,350 GHz: starke Verbreiterung Abbildung C.7: Feinstruktur der Proben zn6402-04 im Vergleich (θ = 0 o ; 4 Kelvin; 10 dB; 9,35 GHz) 115 Abbildung C.8: Leitungselektronenlinie in der Probe zn6406 bei 4 K, 9,351 GHz; An- passung: Lorentzlinie mit Dispersionsanteil 116 ANHANG C. U¨BERSICHTSSPEKTREN Anhang D Berechnung des Integrals in Kapitel 5.8.3 Fu¨hrt man die Abku¨rzung ∆2 in Gleichung 5.26 ein und setzt die Summation u¨ber m aus Gleichung 5.27 ebenfalls ein, erha¨lt man H (2) eff = 1 4 · 1 (2pi)3 ∫ d3k 2 Re [ ∆2 eik·(r1−r2) Ed − h¯2k2/2me ] I1 · I2 h¯2 · J1J2 (D.1) In Kugelkoordinaten la¨sst sich weiter umformen: H (2) eff = 1 32pi3 · 2pi ∫ ∞ 0 dk ∫ +1 −1 d(cosθ) { k2 [ ∆2eikr12cosθ + (∆2)∗e−ikr12cosθ ]} · 1 Ed − h¯2k2/2me · I1 · I2 h¯2 · J1J2 = 1 16pi2 ∫ ∞ 0 dk [ − ik r12 ( ∆2eikr12 −∆2e−ikr12 − (∆2)∗e−ikr12 + (∆2)∗eikr12)] · 1 Ed − h¯2k2/2me · I1 · I2 h¯2 · J1J2 = 1 16pi2r12 ∫ ∞ 0 dk { k i [ ∆2 + (∆2)∗ ] [ eikr12 − e−ikr12]} · 1 Ed − h¯2k2/2me · I1 · I2 h¯2 · J1J2 Um den Residuensatz anwenden zu ko¨nnen, spaltet man den Nenner auf. Mit c :=√ −2meEd/h¯2 ergibt dies H (2) eff = −Re(∆ 2) 8pi2r12i ∫ ∞ 0 dk ( eikr12 − e−ikr12) k (k + ic)(k− ic) · 2me h¯2 · I1 · I2 h¯2 · J1J2 (D.2) 117 118 ANHANG D. BERECHNUNG DES INTEGRALS IN KAPITEL 5.8.3 Es ist Res ( k eikr12 (k + ic)(k− ic) , k = ic ) = ic e−cr12 2ic (D.3) Res ( −k e−ikr12 (k + ic)(k− ic) , k = −ic ) = − ic e −cr12 2ic (D.4) Beachtet man, dass die Konturintegration im ersten Fall linkssinnig und im zweiten rechtssinnig ist, erha¨lt man das Endergebnis 5.28. Auch der jeweils andere Spinzustand des Donators wa¨re ein mo¨glicher virtueller Anre- gungszustand. Allerdings sind die beiden Spinzusta¨nde des Donators entartet, und die Sto¨rung besitzt keine Matrixelemente zwischen ihnen, so dass diese virtuelle Anregung keinen Beitrag liefert. Literaturverzeichnis [Abragam 1970] A. Abragam und B. Bleaney: ”Electron Paramagnetic Resonance of Transition Ions”; Clarendon Press, Oxford 1970 [Abragam 1961] A. Abragam: ”Principles of Nuclear Magnetism”; Oxford Uni- versity Press, New York 1961 [Anderson 1953] P. Anderson und P. 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Danksagung An dieser Stelle mo¨chte ich mich bei allen bedanken, die direkt oder indirekt zum Ge- lingen dieser Arbeit beigetragen haben: bei Professor Dr. Gert Denninger fu¨r die interessante Themenstellung, die Unterstu¨tzung wa¨hrend der Arbeit und die freundliche Atmospha¨re in der Arbeitsgruppe bei der Arbeitsgruppe Waag in Ulm, vor allem bei Frank Reuss, fu¨r die Herstellung der Proben und die hilfreichen Diskussionen bei Markus Schulte fu¨r viele Tipps und Ideen bei Hans-Ju¨rgen Ku¨mmerer fu¨r die Unterstu¨tzung im Umgang mit dem W-Band- Spektrometer bei Professor Dr. Michael Mehring fu¨r die Diskussion bei der Tieftemperaturwerkstatt fu¨r Erste Hilfe am Kryostaten bei meinen Eltern fu¨r eine Menge Geduld und Zuwendung bei ACO fu¨r die Ablenkung . . . und bei Katha und Rainer sowieso.