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Autor(en): Weber, Hannes
Titel: Der Einfluss des kontextuellen Einwandereranteils auf den Integrationserfolg von Migranten und Einstellungen zur Zuwanderung in Westeuropa
Sonstige Titel: The influence of the contextual share of migrants on migrants' integration and attitudes towards migration in Western Europe
Erscheinungsdatum: 2015
Dokumentart: Dissertation
URI: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:93-opus-104306
http://elib.uni-stuttgart.de/handle/11682/5701
http://dx.doi.org/10.18419/opus-5684
Zusammenfassung: Zuwanderung ist von wachsender quantitativer Bedeutung für die demographische Zusammensetzung der Staaten Westeuropas. Zwei in Forschung und öffentlichen Debatten umstrittene Fragen sind, wie sich die Höhe des kontextuellen Zuwandereranteils auf (1) die Integration von Migranten und (2) Einstellungen zur Zuwanderung in der übrigen Bevölkerung auswirkt. Studien hierzu kamen bislang zu widersprüchlichen Ergebnissen unter Verwendung verschiedener Analyseebenen (national, regional, lokal). Teilweise könnten diese Unstimmigkeiten auf das in angrenzenden Forschungsdisziplinen bekannte „modifiable areal unit problem“ zurückgeführt werden. In dieser Arbeit sollen die beiden genannten Fragestellungen unter Berücksichtigung dieses Problems untersucht werden, indem Befragungsdaten aus der European Values Study mit Makrodaten aus 15 westeuropäischen Staaten und drei regionalen Analyseebenen (N = 70, 207 bzw. 624) verknüpft werden. In einem explorativen Kapitel wird zunächst die regionale Variation des Zuwandereranteils, dessen Determinanten sowie wahrscheinliche zukünftige Entwicklung beleuchtet. Anschließend wird ein theoretisches Modell vorgestellt, das die drei Variablen von Interesse (Zuwandereranteil, Integrationserfolg und perzipierte Gruppenbedrohung) in einen Zusammenhang stellt und Hypothesen über nationale und regionale Kontexteffekte des Migrantenanteils formuliert. Dabei wird angenommen, dass der Integrationserfolg mit dem regionalen Zuwandereranteil aufgrund geringerer Möglichkeiten zum Erlernen kultureller Praktiken der Aufnahmegesellschaft abnimmt. Zur Erklärung der Einstellungen gegenüber Zuwanderung werden zwei divergierende Hypothesen aufgestellt: Ein hoher nationale Migrantenanteil steigert diesen zufolge das Bedrohungsgefühl in der Bevölkerung über die mediale Dissemination dieser Zahlen, während auf regionaler Ebene Kontakt- und Gewöhnungseffekte den Annahmen zufolge einen entgegengesetzten Einfluss auswirken. Den Ergebnissen zufolge ist ein hoher regionaler Zuwandereranteil nicht mit allen Dimensionen des Integrationserfolgs negativ assoziiert. Dies trifft zwar auf Ehen zwischen Migranten und Einheimischen zu, die in Gegenden mit vielen Zuwanderern signifikant seltener werden. Komplexer ist der Zusammenhang dagegen etwa bei der Arbeitsmarktbeteiligung: Diese ist unter Migranten am geringsten, wenn sie in Regionen mit sehr wenig anderen Zuwanderern leben, am höchsten dagegen bei geringem bis mäßig hohem Migrantenanteil. Die Auswirkungen von Zuwanderung auf Einstellungen zur Migration sind wie erwartet zweigeteilt: Während der nationale Migrantenanteil positiv mit der perzipierten Gruppenbedrohung zusammenhängt, ist auf regionaler Ebene das Gegenteil der Fall. Hohe Zuwanderungsraten können demnach zu einer negativen Wahrnehmung der Konsequenzen der Migration führen, aber in der Regel offenbar nicht in den Regionen, in denen sich die meisten Zuzügler niederlassen. Dieses scheinbar paradoxe Ergebnis kann zum Verständnis dessen beitragen, warum die bisherige Forschung widersprüchliche Ergebnisse hervorgebracht hat. Integrationserfolg und Gruppenbedrohungsgefühl sind dagegen in den vorliegenden Daten größtenteils unkorreliert. Ein methodisches Ergebnis der Arbeit ist, dass die Effektstärken und Signifikanzwerte aller untersuchten regionalen Zusammenhänge mit der regionalen Aggregationsebene (NUTS-1, 2 oder 3) variieren. Dies legt nahe, dass Forschung auf diesem sowie verwandten Gebieten mehr Wert auf die Definition regionaler Kontexteinheiten und die Begründung deren Adäquanz legen sollte. Die Arbeit schließt mit Vorschlägen darüber, wie weiterer Erkenntnisfortschritt in diesem umstrittenen Forschungsfeld erlangt werden kann.
Immigration is of growing significance to the demographic makeup of Western Europe. Two long-standing and highly disputed questions are whether the contextual share of immigrants affects (1) prospects for the integration of minorities, and (2) attitudes towards immigration among natives. Previous studies yielded contradictory results on various levels of analysis (national, regional, local). These inconsistencies may partly be linked to what is known as the “modifiable areal unit problem” in spatial analysis. This study seeks to address this issue by analyzing the contextual effect from immigration on the two dependent variables in 15 Western European countries as well as on three differing regional levels (N = 70, 207, and 624 regions, respectively) together with survey data from the European Values Study. An explorative chapter analyzes the variation in the regional proportion of immigrants, its determinants and probable future development. Subsequently, a theoretical model is presented that connects the three variables of interest (share of immigrants, integration success and perceived group threat) and formulates hypotheses about the diverging effects of the national and regional proportion of immigrants. Migrants’ integration success is assumed to decrease with the contextual share of minorities as a consequence of less exposure to host country customs and norms. As for the impact of immigration on natives’ attitudes, threat effects are expected to operate through national communication systems while contact and habituation to immigrants to work on the regional level. The empirical results show that the regional number of immigrants is not negatively associated with all dimensions of integration. On the one hand, interethnic marriages significantly decrease the more diverse a region gets. On the other hand, for instance, the probability of employment is lowest for migrants living in regions with very few other migrants. The effect from the size of the minority population on attitudes on migration is twofold: Consistent with theoretical expectations, the data show a positive correlation between the national proportion of immigrants and perceived threat, while the coefficients are negative on the regional level. Immigration can thus lead to a more negative evaluation of the presence of immigrants in European countries, but apparently not within the regions where most of the newcomers reside. This seemingly paradoxical finding may help to understand why previous studies produced contradictory evidence. Integration success and perceptions of immigration as threat, however, show no correlation in the data. As a methodological result, for all dependent variables, effect size and statistical significance vary with the delimitation of the regional units of analysis (NUTS 1, 2, or 3). This suggests that research in this as well as related fields should pay more attention to how and why spatial units are defined. The study concludes by formulating propositions for how further scientific progress might be achieved in this disputed field of research.
Enthalten in den Sammlungen:10 Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften

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