Browsing by Author "Giesecke, Jürgen (Prof. Dr.-Ing. habil. Dr.-Ing. E. h.)"
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Item Open Access Externe Effekte der Laufwasserkraftnutzung(2006) Kohler, Beate; Giesecke, Jürgen (Prof. Dr.-Ing. habil. Dr.-Ing. E. h.)In den vergangenen Jahrzehnten hat eine zunehmende Sensibilisierung bzgl. der Vermeidung von Umweltbelastungen im Zusammenhang mit dem Abbau und dem Verbrauch natürlicher Ressourcen stattgefunden. Das Thema ist nicht nur Gegenstand von Wissenschaft und Politik, sondern wird von einer breiten Öffentlichkeit diskutiert. Da Energieerzeugung stets an die Nutzung und insofern auch an die Belastung natürlicher Ressourcen gebunden ist, betrifft diese Thematik Energieversorgungsunternehmen in besonderem Maße. Externe Effekte lassen sich in positive und negative externe Effekte unterteilen. Dabei werden im weitesten Sinne Vorteile als „Nutzen“ und Nachteile als „Kosten“ bezeichnet. Externe Kosten entstehen, wenn einem Dritten, häufig der Allgemeinheit, ein Schaden oder eine Beeinträchtigung zugefügt wird, ohne dass der Betroffene dafür eine Entschädigung erhält. Bei externen Nutzen werden umgekehrt einem Dritten, häufig der Allgemeinheit, durch ein Vorhaben Vorteile zuteil, ohne dass der Nutznießer diese abgilt. Der Fokus der vorliegenden von der Stiftung Energieforschung Baden-Württemberg geförderten Arbeit liegt auf der in Deutschland hauptsächlich vorkommenden Laufwasserkraftnutzung. Zu den externen Kosten der Laufwasserkraftnutzung zählt beispielsweise die Entnahme von Wasser aus Flüssen, bei der auf Teilstrecken des Flusses der Lebensraum von Fischen verändert wird, wofür der Wasserkraftbetreiber keine Entschädigung zahlen muss. Externe Nutzen der Wasserkraft entstehen z. B. durch die Schaffung zusätzlicher Arbeitsplätze, den Schutz gegen Hochwasser oder die Errichtung eines Erholungsgebietes durch einen Stausee. Da aufgrund der fehlenden Kompensation für diese externen Effekte, unabhängig davon ob Nutzen oder Kosten, keine Preise existieren, können diese bislang nahezu nicht oder nur sehr schwer bewertet werden. Darüber hinaus ist der durch sie entstehende Schaden oder Nutzen von sehr unterschiedlichem Wert für die einzelnen Individuen. Bei einer Berücksichtigung externer Effekte müssen neben der hauptsächlich auf die Wirtschaftlichkeit eines Projekts ausgerichteten Zielsetzung des Unternehmens auch die gesamtwirtschaftlichen, gesellschaftlichen und ökologischen Aspekte mit einbezogen werden. Zunächst erfolgte eine Katalogisierung aller potentiellen externen Effekte in Form einer allgemeinen Bewertungsmatrix, in der die Wirkungszeit und der Wirkungsbereich der Auswirkungen berücksichtigt wird, wobei insbesondere die Nutzen der Wasserkraftnutzung herausgearbeitet werden, da diese in vorangegangenen Studien und bei der Betrachtung mit anderen Energieerzeugungsformen oft vernachlässigt wurden. Eine Quantifizierung externer Effekte gestaltet sich vor allem aufgrund der Tatsache als schwierig, da die Wertvorstellungen der unterschiedlichen Individuen sehr variieren. Daher beschränkt sich bislang die Einbeziehung der ökologischen und sozialen Auswirkungen meist auf eine verbale Beschreibung im Vergleich zum „idealen“ Zustand. Vor diesem Hintergrund würde sich eine monetäre Quantifizierung aufgrund ihrer guten Allgemeinverständlichkeit anbieten. Jedoch ist sie in der Realität häufig schwer umsetzbar, da in den meisten Fällen Preise für die externen Effekte nicht existieren. Aus diesem Grund wurden auch nicht-monetäre Verfahren zur Quantifizierung entwickelt, die im Rahmen der vorliegenden Arbeit diskutiert werden. Sowohl die Katalogisierung der externen Effekte als auch die Quantifizierungsansätze stellen eine grundlegende Voraussetzung für die Durchführung eines Bewertungsverfahrens dar. Erst auf Basis eines Bewertungsverfahrens lassen sich unterschiedliche Alternativen hinsichtlich ihrer Umweltverträglichkeit bewerten und ranken. Die Nutzwertanalyse kristallisiert sich als das am besten geeignete Verfahren für eine Bewertung externer Effekte heraus. Daher bildet die Nutzwertanalyse auch die Basis für das erarbeitete Simulations- und Bewertungsverfahren für externe Effekte der Laufwasserkraftnutzung. So gehen die bereits ex ante entwickelten Erkenntnisse bezüglich der Katalogisierung und Quantifizierung der externen Effekte in das Bewertungsverfahren mit ein. Das erarbeitete Verfahren bietet die Möglichkeit, im Vorfeld eines Projekts alle positiven und negativen Aspekte herauszuarbeiten und so mit allen Interessensgruppen schon frühzeitig in Dialog zu treten. Bei einer rein wirtschaftlichen Betrachtung auf monetärer Basis werden die externen Nutzen, aber auch die Kosten, vernachlässigt. Werden auch externe Effekte berücksichtigt, führt dies zu einer Verschiebung des Rankings von Alternativen. Eine Integration externer Effekte in die Betrachtung ist hilfreich, um eine wirtschaftlich, ökologisch und soziologisch optimale Alternative zu entwickeln. Dabei kann es sich um einen Projektvergleich innerhalb des Wasserkraftsektors handeln oder aber um den Vergleich verschiedener Energieerzeugungsformen gehen.