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Item Open Access Betriebliche Berufsausbildung unter den Bedingungen der Lean Production : eine soziologische Analyse in der Automobilindustrie(2002) Kummer, Heike; Renn, Ortwin (Prof. Dr.)Die vorliegende Arbeit zur betrieblichen Berufsausbildung unter den Bedingungen der Lean Production stellt sich zentralen Fragen der beruflichen Qualifizierung in Deutschland. Galt das duale Ausbildungssystem bis vor kurzem noch als ein überragendes Qualifizierungsmodell, machen Veränderungen der Betriebs- und Arbeitsorganisation, die seit Mitte der neunziger Jahre unter dem Namen Lean Production stattgefunden haben, auf verschiedene Defizite aufmerksam. Während in den Produktionsbereichen funktions- und hierarchieübergreifende Anforderungen entstehen, orientiert sich das Ausbildungssystem nach wie vor an einer funktionsorientierten Arbeitsteilung, wie sie für den Taylorismus typisch ist. Somit ist eine Situation entstanden, in der die im dualen System ausgebildeten Qualifikationen nicht unmittelbar zu den nunmehr vorherrschenden Qualifikationsanforderungen passen. Letztlich geht es um die Fragestellung, was die Veränderungen auf der Ebene der Produktion für das deutsche System der beruflichen Ausbildung auf betrieblicher und gesellschaftlicher Ebene bedeuten. Dabei ist zu berücksichtigen, dass aufgrund der dualen Struktur des Berufsbildungssystems in Deutschland bei Veränderungen beide Seiten betroffen sind. Zum einen die überbetriebliche Ebene, die verbindliche Rahmenregelungen festschreibt und einen allgemeingültigen Ausbildungsabschluss garantiert. Zum anderen die betriebliche Ebene, die wiederum in Bereiche der Produktion und Ausbildung aufgegliedert ist. Wenn nun in den Produktionsbereichen Anforderungen entstehen, die sich von den Bedingungen der Produktionsökonomie ableiten, der betriebliche Ausbildungsbereich aber zugleich überbetrieblichen Rahmenregelungen verpflichtet ist, die das duale Ausbildungssystem setzt, und nicht außerhalb betrieblicher Entscheidungen, Normen und Regeln agieren kann, dann führt dies zu der Fragestellung, wie auf der betrieblichen Ebene die unterschiedlichen Seiten aufeinander abgestimmt und koordiniert werden. Daran schließt sich auch die Frage an, inwieweit das duale Berufsbildungssystem in Deutschland den notwendigen Anpassungsprozess fördert oder behindert. Diese Problematik ist Ausgang und Schwerpunkt der vorliegenden empirischen Fallstudie in der Automobilindustrie. In einem ersten Schritt werden verschiedene Voraussetzungen der Arbeit geklärt, wie zum Beispiel die Organisation der beruflichen Qualifizierung in Deutschland oder die Entwicklung von Produktionsarbeit und Qualifikationsanforderungen. In einem weiteren Schritt werden theoretische Überlegungen vorgestellt, die es erlauben, das Verhältnis von Abstimmung und Koordination zwischen Produktions- und Ausbildungsbereich systematisch zu erfassen. Vor dem Hintergrund dieser Ausführungen und der sich daraus ableitenden Fragestellungen befasst sich der empirische Teil der Arbeit zunächst mit Veränderungen der Betriebs- und Arbeitsorganisation in verschiedenen Produktionsbereichen und mit ihren Auswirkungen auf Qualifikationsanforderungen. Im Vordergrund stehen dabei die Integration der Instandhaltung in die Produktion und die Einführung von Gruppenarbeit. Überraschend sind dabei zwei Beobachtungen: Zum einen die Unterschiedlichkeit der realisierten Arbeitseinsatzkonzepte, die von Systemregulierung bis zu Systemoptimierung und von teilautonomer bis zu flexibel standardisierter Gruppenarbeit reichen. Zum anderen das hohe Maß an Überqualifizierung in den untersuchten Produktionsbereichen, insbesondere in den arbeits-intensiven Montagebereichen. Dabei sind auch neuere Konzepte der Arbeitsorganisation, die auf eine flexibel standardisierte Gruppenarbeit setzen, nicht in der Lage, die Situation grundsätzlich zu entschärfen. An diesen Teil, der sich mit den Veränderungen in den Produktionsbereichen beschäftigt, schließt sich die empirische Untersuchung des betrieblichen Ausbildungsbereichs an. Dabei wird deutlich werden, dass die Angleichungsversuche des betrieblichen Ausbildungsbereichs aus unterschiedlichen Gründen nur begrenzt gelingen. Zum einen steht den neuen Anforderungen ein tradiertes Berufsverständnis entgegen, das zu Statusunterschieden zwischen unterschiedlichen Berufsgruppen oder zwischen beruflich Qualifizierten und Angelernten führt und eine notwendige Kooperation zwischen den unterschiedlichen Gruppen erschwert. Zum anderen werden Berufsbilder und Prüfungsordnungen nicht zeitnah an die veränderten Anforderungen angeglichen. Hinzu kommen aber auch Entscheidungen auf Unternehmensebene, die aus einem strategischen Kalkül getroffen werden. Der Betriebsrat gilt hier genauso als Argument wie die soziale Verantwortung des Unternehmens für die Entwicklungsfähigkeit der Region. Unter diesen Voraussetzungen haben Mechanismen eine besondere Bedeutung, die die unterschiedlichen Voraussetzungen und Interessen aufeinander abstimmen und koordinieren. An dieser Stelle wird sich allerdings auch zeigen, dass der in dieser Hinsicht vorhandene Handlungsspielraum nicht voll ausgeschöpft wird.Item Open Access Chance at foresight - risk of misuse? : an empirical study of scenario simulation for natural hazard risk management(2016) Kjellgren, Stina; Renn, Ortwin (Prof. Dr.)For the past few decades, the losses caused by natural catastrophes have risen continuously. Though changing hazard frequencies may explain some of this, it cannot be neglected that human and social drivers play a role too; hence, the importance of effective management strategies. A problem in this regard concerns that it is often difficult to get decision-makers to prioritize preparedness planning and risk management measures in times of calm, meaning that it is often not until disaster has already hit that necessary reforms are being implemented. In theory, the possibility to simulate the likely outcomes of one or more natural hazard scenarios represents a promising prospect for change in this respect. By showing the consequences of being hit while there is still time to act, simulations - so it is proposed - will motivate decision-makers to take relevant steps and measures in foresight rather than in hindsight. At the same time, all models are simplifications of reality, meaning that all output will be associated with intrinsic uncertainties and predictive limitations. In this regard, it is often pointed to as a risk factor that actors in policy and practice without specific expertise in the field of modeling and simulation (so called ‘non-experts’) may nevertheless expect these to deliver certain research results in line with what has been achieved in relation to invariant natural phenomena in the hypothetico-deductive science tradition. While hazard maps and other forms of simulation-based hazard assessments can allow for better planning and decision-making, then, there is also the risk of them not being used or - perhaps even worse - of them being misused. This thesis explores how simulation-based information about the likely consequences of natural hazard scenarios are responded to and used by non-experts responsible for directing and managing the communal risk response. It focuses on flood hazard maps produced in the German state of Baden-Württemberg, but also touches upon alpine hazard simulations produced in Austria.Item Open Access Einstellungsbildung zur Gentechnik bei Schülerinnen und Schülern unter dem Einfluss von Schule : eine quantitative Querschnittanalyse(2000) Keck, Gerhard; Renn, Ortwin (Prof. Dr.)Um die Frage, ob es sich bei der Technikfeindlichkeit der Deutschen - und speziell den Jugendlichen - um eine Tatsache oder um ein Phantom handelt, ist in den letzten Jahren innerhalb der Sozialwissenschaften teilweise heftig gestritten worden. Die Datenlage ist immer noch zu unsicher, um hier eine eindeutige Antwort zu finden. Das Ziel dieser Studie ist es, weiteren Aufschluss zu geben. Technikakzeptanz hat entscheidenden Einfluss auf die soziale Diffusion und wirtschaftliche Durchsetzung neuer Technologien. Dies gilt erst recht für die Gentechnik. Vor diesem Hintergrund mag das vielfach gängige Stereotyp der technikfeindlichen deutschen Jugend alarmierend klingen. Das trifft besonders dann zu, wenn man mit R. Inglehart davon ausgeht, dass die Internalisierung grundlegender sozialer und politischer Werthaltungen mit Beendigung der späten Adoleszenzphase abgeschlossen ist. Diese Werthaltungen und die darauf aufsetzenden Einstellungen prägen das weitere Leben eines Menschen (Generationeneffekt). Mittels einer quantitativen Querschnittuntersuchung sind in den Regionen Stuttgart und Neckar-Alb 412 Schülerinnen und Schüler zufällig ausgewählter Schulklassen aus Gymnasium sowie beruflicher Schule befragt worden. Die zentralen Fragestellungen dieser Studie waren: Welches sind die wichtigsten Faktoren bei der Bildung von Einstellungen zur Gentechnik aus der Sicht von SchülerInnen und welche Rolle spielt die Schule bei der Vermittlung von Gentechnik-Einstellungen? Als bedeutsamste Ergebnisse sind zu nennen, dass einem geringen Gentechnik-Wissen ein großes Gentechnik-Interesse gegenübersteht und dass Wissen keinen Einfluss auf die Einstellung zur Gentechnik hat. Die Haupteinflussfaktoren der Einstellungsbildung sind moralische Erwägungen sowie positive und negative Vorstellungen bzgl. der Folgen des Gentechnikeinsatzes. Die Einflussnahme von Lehrerinnen und Lehren bleibt weitgehend ohne Auswirkungen auf die Gentechnik-Einstellung der Schülerinnen und Schüler.Item Open Access Industrielle Ökologie : theoretische Annäherung an ein Konzept nachhaltiger Produktionsweisen(2008) Bauer, Joa; Renn, Ortwin (Prof. Dr.)Diese Arbeit rezipiert den Begriff der "Industriellen Ökologie" (IÖ) von einer transdisziplinären Warte aus. Explizit geprägt und verwendet wird dieser Begriff seit gut einem Jahrzehnt vor allem im angloamerikanischen Sprachraum als "industrial ecology" (IE). Dahinter verbergen sich zwei Hauptströmungen, die im IÖ-Konzept ein gemeinsames Grundkonzept nachhaltiger Produktionsweisen ergeben. Der deskriptive Ansatz der IÖ versucht anhand beschreibender Methoden einen nahezu naturwissenschaftlichen Zugang zu den Stoff- und Energieströmen industrieller Produktionsweisen zu legen, der normative Ansatz geht vom Leitbild der "Nachhaltigen Entwicklung" aus präskriptiv an eine erwünschte industrielle Produktion heran und leitet Szenarien für nachhaltige Produktionssysteme ab, wobei auch die Perspektive nachhaltiger Produkte und Dienstleistungen berücksichtigt wird. Es wird anhand eines transdisziplinären Ansatzes eine theoretische Grundlegung des Begriffes der IÖ vorgenommen. Die angestrebte holistische Sichtweise erfordert dabei einen theoretischen Ansatz, der die Fragestellung in seiner gesamten Breite abzudecken vermag. Hierzu wird zuerst die Metapher "Natur als Vorbild" für industrielles Wirtschaften auf ihre Aussagefähigkeit überprüft und ein vielfältiges Naturbild entwickelt, aus dem sich Implikationen für diese Vorbildfunktion ableiten lassen, die zur Leitlinie für die vorliegende Arbeit werden. Daraus ergibt sich das weitere Vorgehen, anhand der Naturwissenschaft Ökologie grundlegende Prinzipien der Natur aufzufinden, die sich als Übertragungsmuster für eine anthropogene Industrielle Ökologie eignen. In der Ökologie lassen sich typische Muster und "Erfolgsfaktoren" ausmachen, die für die langfristige Entwicklung von Leben auf der Erde bestimmend sind. Daraus ergeben sich Kriterien wie Kreislaufführung von Stoffen, zunehmende Diversität in Ökosystemen, rekursive Wirkungen mit negativen Rückkopplungen, Nischenbildung mit zunehmender Effizienz der Ressourcennutzung, vollkommene Basierung auf Solarenergie, Symbiose und Resilienz, um eine Auswahl zu nennen. In der Gaia-Theorie zeigt sich darüber hinaus, wie komplex die Metabolismen verflochten sind und dass sich nur anhand einer holistischen Sichtweise die ökologischen Wirkungen industriellen Produzierens abschätzen lassen. Da sich zeigt, dass der vorwiegend industriell induzierte anthropogene Metabolismus neben seiner rekursiven Verflechtung mit den natürlichen Systemen stark kulturell determiniert ist, wird die Humanökologie als verbindendes wissenschaftliches Untersuchungsinstrument herangezogen. Nur vor diesem Hintergrundwissen kann eine IÖ zielführend entwickelt und gestaltet werden. Es zeigt sich, dass in den holarchischen Beziehungsgeflechten der Gesellschaft-Umwelt-Interaktion, manifestiert im jeweiligen Metabolismus, selbstorganisatorische Prinzipien und Prozesse auftreten, die aufeinander abgestimmt werden müssen, wenn eine Nachhaltige Entwicklung (in Form der IÖ) angestoßen werden soll. Darüber hinaus wird nachgewiesen, dass sich diese Prozesse nicht auf das ökologische System beschränken, sondern sowohl das gesellschaftliche als auch das ökonomische System betreffen. Die ökonomische Theorie, insbesondere verkörpert in der Umwelt- und Ressourcenökonomik und in der Ökologischen Ökonomik, liefert dafür weitere Argumente. Die damit verbundenen Implikationen fügen zu den ökologischen Argumenten für eine IÖ die ökonomische Dimension hinzu. Produzieren ohne natürliche Ressourcen ist nur theoretisch möglich, reales Wirtschaften muss unter den Prämissen lebensweltlicher Phänomene wie bestands- oder stromknapper Ressourcen unter Berücksichtigung der Gesetze der Thermodynamik aufrecht erhalten werden können. Es wird gezeigt, dass dies in Form einer IÖ möglich ist, die eine wesentliche Prämisse akzeptiert: Die Stoff-Energie-Dualität. Darunter ist zu verstehen, dass jeglicher Metabolismus auf die Zuführung von Energie angewiesen ist. Diese Energie ist langfristig beschränkt auf die Flussgröße Solarenergie. Es kann nur eine begrenzte Menge an Stoffen und Materie langfristig in einer Ökonomie zirkulieren. Diesen Restriktionen versucht die normative IÖ gerecht zu werden, indem die Prinzipien der Natur auch für das Produktionssystem übernommen werden: solare Energieversorgung, Kreislaufführung, Symbiosen und Diversität der regionalen Ansätze. Die hierfür (theoretisch) entwickelten Konzepte der Industriellen Symbiosen, Eco-Industrial Parks, Zero-Emission, Kreislaufwirtschaft, produkt-integrierter Umweltschutz und die dafür entwickelten Management-Tools lassen sich zwar bereits zu einem bunten Strauß von Umsetzungsstrategien zusammenflechten, in der Lebenswelt sind diese Konzepte jedoch erst in rudimentären Ansätzen angekommen. Diese "strategische Lücke" zwischen theoretischem Anspruch der IÖ und der Wirklichkeit industrieller Produktion sollte durch weitere, sowohl theoretische als auch praktisch orientierte Forschungsanstrengungen geschlossen werden.Item Open Access Kognitive Kompetenz zur Risikobewertung als Vorbedingung der Risikomündigkeit und ihre Bedeutung für die Risikokommunikation(2009) Ruddat, Michael; Renn, Ortwin (Prof. Dr.)Die Dissertation beschäftigt sich mit der Frage nach der Rolle des Bürgers im Prozess der Risikobewertung. In der sozialwissenschaftlichen Risikokommunikationsforschung wird diese Rolle unter dem Begriff der Risikomündigkeit diskutiert. Das Leitbild der Risikomündigkeit zielt auf ein reflektiertes Urteil unter Einbezug von Fakten, Unsicherheiten und Werten der Bürgerinnen und Bürger ab. Im Fokus steht die Frage, welche empirische Relevanz Risikomündigkeit (spezieller: kognitive Kompetenz als Vorbedingung von Risikomündigkeit, kurz: KKR) im Hinblick auf die Risikokommunikation zwischen den Gruppen von Laien und Experten bei unterschiedlichen, technischen Risiken (Atomkraft und Mobilfunk) hat: Wie weit trägt das Konzept der Risikomündigkeit bei verschiedenen Risiken? Diese Forschungsfrage wird sowohl mit quantitativen als auch mit qualitativen Methoden untersucht. Es werden folgende Hypothesen getestet. Die Kognitionshypothese besagt, dass mit steigendem Grad der kognitiven Faktoren der Risikobewertung als Vorbedingung von Risikomündigkeit bei Laien sich die Risikobewertungen von Laien und Experten tendenziell annähern. Aus der Kognitionshypothese lassen sich zwei weitere Hypothesen ableiten: Laien mit hoher kognitiver Kompetenz (hoher Wissensstand, großes Interesse am Thema etc.) kommen zu ähnlichen Risikobewertungen wie Experten (Konsenshypothese) bzw. Laien mit niedriger kognitiver Kompetenz (niedriger Wissensstand, geringes Interesse am Thema etc.) kommen zu unterschiedlichen Risikobewertungen wie Experten (Dissenshypothese). Dies impliziert wiederum eine weitere Hypothese: Laien mit hoher kognitiver Kompetenz kommen zu unterschiedlichen Risikobewertungen wie Laien mit niedriger kognitiver Kompetenz (Laienkompetenzhypothese). Die Hypothesen werden anhand eines repräsentativen Datensatzes getestet. Der Risikomündigkeitssurvey 2006 ist eine quantitative, deutschlandweite Repräsentativbefragung mit einer Fallzahl von n = 868 (gewichteter Datensatz). Die Befragten werden anhand ihrer Antworten zu mehreren Items auf einem Index der KKR verortet. Theoretische Grundlage für die Messung von KKR ist das Elaboration Likelihood Modell (ELM) von John Petty und Richard Cacioppo. Der Hypothesentest bestätigt für die Atomkraft die Kognitionshypothese, Konsenshypothese und Dissenshypothese. Im Falle des Mobilfunks (Sender und Handys) müssen die Hypothesen jedoch zurück gewiesen werden. Die Laienkompetenzhypothese kann für beide Technologien als bestätigt angesehen werden. Des Weiteren wurde die Güte der Operationalisierung der KKR anhand von knapp 60 qualitativen Leitfadeninterviews zu Mobilfunk und Atomkraft überprüft. Eine Einordnung der Befragten nach zentralen Kategorien des ELM müsste ungefähr dasselbe Muster produzieren wie es sich in der quantitativen Studie gezeigt hat. Das qualitativ gewonnene Muster gleicht in der Tat der quantitativen Verteilung im Risikomündigkeitssurvey 2006. Der KKR-Index scheint damit tauglich zu sein, um eine Teilkomponente der Risikomündigkeit zu erfassen. Wie sind diese Ergebnisse zu interpretieren? Zunächst einmal scheint KKR nur bei Atomkraft die vermutete Wirkung zu haben, da beim Mobilfunk die Kognitionshypothese, Konsenshypothese und Dissenshypothese nicht bestätigt werden konnten. Eine mögliche Erklärung hierfür könnte die Tatsache sein, dass im Fall der Kernenergie bedingt durch einen längeren Erfahrungszeitraum mehr belastbares Wissen vorhanden ist, welches Eingang in die Köpfte der Menschen finden konnte. Erst wenn sich der Grad an KKR beim Mobilfunk erhöht, können Wissen und Motivation ihre vermutete Wirkung (Konsens zwischen Experten und Laien oder zumindest Konsens über Dissens) entfalten. Jedoch besteht zur Absicherung dieser Interpretation noch weiterer Forschungsbedarf. Die geschilderten Ergebnisse haben eventuell weit reichende politische Implikationen: Wenn bei Atomkraft Risikomündigkeit „funktioniert“, können Bürger in die Entscheidungsfindung mit einbezogen werden, ohne das es gleich zu Missverständnissen mit Akteuren aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft kommen muss. Konflikte auf Grund von Wertedifferenzen kann es natürlich nach wie vor geben. Laien und Experten aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft können entweder zu einem klaren Konsens oder zumindest einem rational begründeten Konsens über bestehende Differenzen (Konsens über Dissens) gelangen. Beim Mobilfunk ist dies (noch) nicht der Fall. Für die Risikowahrnehmungsforschung bedeutet die Risikomündigkeit eine Erweiterung der bekannten Perspektiven (Psychometrie, normative Kulturtheorie, Vertrauensforschung). In Bezug auf die Rolle der KKR für die Risikokommunikation hat sich gezeigt, dass eine Differenzierung nach Technologien auch eine entsprechende Differenzierung in den Kommunikationsstrategien sinnvoll erscheinen lässt.Item Open Access Modellierung und Simulation systemischer Risiken mittels probabilistischer Programmierung auf Basis eines integrativen Rahmenmodells(2019) Kouros, Jens; Renn, Ortwin (Prof. Dr.)Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich aus zwei unterschiedlichen Perspektiven mit Systemischen Risiken. Im ersten Teil werden verschiedene Ansätze und Definitionen Systemischer Risiken aus verschiedenen Disziplinen zusammengetragen. Aus diesen zum Teil sehr unterschiedlichen Ansätzen werden einige häufig auftretende Merkmale extrahiert und nach einem weiteren Abstraktionsschritt zu einem übergeordneten Rahmenmodell in Beziehung gesetzt. Es handelt sich um ein qualitatives Modell, bei dem bewusst auf eine konkrete formale Ausgestaltung verzichtet wurde. Der abstrakte Charakter des Rahmenmodells ermöglicht die Integration der verschiedenen Ansätze und Definitionen Systemischer Risiken. Des Weiteren wird durch die Formulierung eines übergeordneten Rahmenmodells eine Abgrenzung zwischen konventionellen und Systemischen Risiken möglich. Auf Basis des integrativen Rahmenmodells wurden im zweiten Teil der Arbeit drei Beispiele für Systemische Risiken identifiziert, für die mit Hilfe der Probabilistischen Programmierung Computersimulationen entwickelt wurden. Die Probabilistische Programmierung ist eine Entwicklung aus der künstlichen Intelligenzforschung, die in den letzten Jahren verstärkt Interesse erfährt. Die Verwendung dieser Methode zur Modellierung und Simulation Systemischer Risiken stellt einen Fokus dieser Arbeit dar. Die ersten zwei Beispiele befassen sich mit der Ausbreitung von Influenza und einer möglichen Epidemie sowie mit dem Konzept der sozialen Diffusion, das am Beispiel der Ausbreitung von Fake News behandelt wird. Im dritten Fallbeispiel wird ein rudimentäres Modell zur sozialen Ungleichheit entwickelt, in dem sich ein soziales Netzwerk strukturell aufgrund der Interaktion zweier verschiedener Mechanismen verändert.Item Open Access Die Vermittlung des Themas "Simulation" an Schülerinnen und Schüler im Rahmen des Projekts Simulierte Welten : eine Betrachtung von zwei verschiedenen Formaten der Wissensvermittlung hinsichtlich des Interesses und der Motivation der Schülerinnen und Schüler(2019) Hilpert, Jörg-Marco; Renn, Ortwin (Prof. Dr.)Diese Dissertation setzt sich mit der Vermittlung des Themas „Simulation“ an Schülerinnen und Schüler der gymnasialen Oberstufe in Baden-Württemberg im Rahmen des Projekts Simulierte Welten auseinander. Dabei wurden zum einen untersucht, inwieweit die Elemente des Berliner Modells in den durchgeführten, freiwillig besuchten Unterrichtsformaten (d. h. der Science AG bzw. dem Seminarkurs im Rahmen von Simulierte Welten) umgesetzt werden konnten. Zum anderen wurden diese beiden Formate der Wissensvermittlung hinsichtlich der Zufriedenheit, der Motivation sowie des Interesses der teilnehmenden Schülerinnen und Schüler betrachtet. Konkret wurde dabei analysiert, ob bei Schülerinnen und Schüler durch die Teilnahme an einer Science AG bzw. einem Seminarkurs ein eher kurzfristiges situationales oder ggf. sogar ein langfristiges individuelles Interesse am Thema „Simulation“ geweckt werden konnte. Außerdem wurde erforscht, aus welchen Motiven die Schülerinnen und Schüler an diesen fakultativen Formaten teilgenommen haben. Die theoretische Grundlage hierfür bildet die psychologisch-pädagogische Theorie des Interesses bzw. des Nicht-Interesses nach Upmeier zu Belzen und Vogt (2001). Zur Konkretisierung des Vorhabens wurde ein Interview mit Lehrenden und drei Fokusgruppen mit Lehrerinnen und Lehrern sowie Schülerinnen und Schüler durchgeführt. Zur Beantwortung der formulierten Forschungsfragen (F1 - F5) und Hypothesen fand im Anschluss eine quantitative Befragung sowohl in vier Science AGs, als auch in zwei Seminarkursen zu zwei Befragungszeitpunkten (t0 zu Beginn eines Schuljahres und t1 am Ende eines Schuljahres) statt. Insgesamt nahmen an den Befragungen in der Science AG 61 und an den Befragungen in den Seminarkursen 24 Schülerinnen und Schüler teil (N= 85). Im Rahmen der Untersuchung konnte u. a. festgestellt werden, dass die affektiven, wertbezogenen und kognitiven Motive der Teilnehmerinnen und Teilnehmern befriedigt werden konnten. Der Theorie entsprechend konnte aufgrund der Befriedigung der drei Motive der Person-Gegenstands-Auseinandersetzung ein situationales sowie ein individuelles Interesse für die in den Science AGs und Seminarkurse behandelten Themen ausgelöst werden. Interessant war zudem, dass die Schülerinnen und Schüler vor allem aus einem intrinsischen Sachinteresse (wertbezogenes Motiv) sowie den affektiven Bedürfnissen nach sozialer Eingebundenheit und Autonomie an der Science AG teilgenommen haben. An dem Seminarkurs nahmen die Schülerinnen und Schüler hingegen vor allem aus dem kognitiven Motiv „Können“, einem intrinsischen Sachinteresse (wertbezogenes Motiv) sowie dem kognitiven Motiv „Wissen“ teil. Insgesamt stellte sich heraus, dass sowohl die Science AG als auch der Seminarkurs ein geeignetes Format darstellen, um das Thema „Simulation“ an Schülerinnen und Schüler zu vermitteln. Außerdem konnte mit Hilfe dieser Formate ein situationales und ein individuelles Interesse der Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der Thematik entwickelt werden.Item Open Access Vom Fachwissen zur Handlungskompetenz - die Berufsschule vor den Herausforderungen des sozioökonomischen Strukturwandels(2006) Kouli, Ekaterina; Renn, Ortwin (Prof. Dr.)Der sozioökonomische Wandel und die damit einhergehenden Veränderungen der Wirtschafts- und Beschäftigungsstrukturen stellen das Bildungssystem in Deutschland vor neuartige Herausforderungen. Wesentliche Momente dieses Wandels sind die technologische Entwicklung, die Globalisierung der Wirtschaft, der Übergang von der Industrie- zur Wissensgesellschaft sowie Veränderungen in den gesellschaftlichen Wertvorstellungen. Diese Entwicklungen verändern die Arbeitsprozesse in den Unternehmen und damit die Anforderungen, die an die Qualifikation der Arbeitskräfte gestellt werden. Während in der Vergangenheit vor allem Fachkompetenz gefragt war, wird nun eine umfassende "Handlungskompetenz" verlangt, zu der sich Fach-, Methoden- und Sozialkompetenz im konkreten Fall ergänzen. Aufgrund der Veränderungen in den Qualifikationsanforderungen wird die duale Berufsausbildung einem starken Veränderungsdruck ausgesetzt. In dieser Studie wird am Beispiel Baden-Württembergs untersucht, wie sich der staatlich organisierte Bereich der Berufsausbildung auf den gewandelten Qualifikationsbedarf einstellt und inwiefern es in der Arbeit der Berufsschule zu Veränderungen kommt. Zu diesem Zweck werden die Ergebnisse einer eigenen empirischen Erhebung ausgewertet. Im Rahmen dieser Erhebung wurden u. a. Untersuchungen an vier Berufsschulen in Baden-Württemberg durchgeführt. Als theoretische Grundlage für die Auswertung der Untersuchungsbefunde dient die Theorie der Strukturierung von Giddens und deren Anwendung auf organisationstheoretische Fragestellungen durch Ortmann u. a. Mit Hilfe dieser theoretischen Ansätze werden aus dem empirischen Material die wesentlichen Einflußfaktoren von Wandlungsprozessen in der Berufsschule herausgearbeitet. Dabei wird insbesondere aufgezeigt, in welchen Bereichen der inter- und intraorganisationalen Ordnung Hindernisse für eine Ausrichtung auf die Vermittlung von Handlungskompetenz bestehen. Die Ergebnisse der Studie zeigen, daß sich bislang noch kein grundlegender Wandel in bezug auf den Berufsschulunterricht abzeichnet. Nach wie vor dominieren lehrerzentrierte Unterrichtsformen, während alternative Methoden nur vereinzelt praktiziert werden. Die Anforderungen an die Berufsschule haben sich grundlegend geändert, die maßgeblichen Rahmenbedingungen wurden aber nicht entsprechend angepaßt. Infolgedessen kommt es in vielen Bereichen zu Spannungen, Widersprüchen und Konflikten, die die geforderte Neuausrichtung behindern. Ausgehend von diesen Befunden werden Überlegungen zu den organisatorischen und institutionellen Voraussetzungen angestellt, unter denen die Berufsschule den neuen Anforderungen gerecht werden könnte. Die organisatorischen Bedingungen sind derart zu gestalten, daß die Berufsschule zu einer "lehrenden und lernenden Organisation" wird, die flexibel auf veränderte Anforderungen reagieren und ihre Strukturen eigenständig fortentwickeln kann. Hierfür müssen aber auch die entsprechenden institutionellen Rahmenbedingungen geschaffen werden.