Browsing by Author "Schlickum, Sina"
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Item Open Access Gesundheitsförderung als Event?! : eine Evaluationsstudie von Präventionsprogrammen im Kontext sozialer Differenzen(2004) Schlickum, Sina; Schlicht, Wolfgang (Prof. Dr.)Sozialepidemiologische Studien belegen übereinstimmend, dass im Gegensatz zur sozialen Mittel- und Oberschicht die Angehörigen der sozialen Unterschicht präventive Angebote kaum in Anspruch nehmen, häufiger erkranken und über eine geringere Lebenserwartung verfügen. Unter dem Aspekt der sozialen Disparität geht die vorliegende Arbeit der Frage nach, inwieweit durch zielgruppenspezifische Gestaltung von Präventionskampagnen und -programmen die „Präventionsresistenten“ zur Gesundheitsvorsorge motiviert werden können. Zur Beantwortung der Fragestellung wurden drei präventive Freizeitradsportevents evaluiert. Es handelt sich um die Freizeitradrundfahrt „SWR 4-Tour de Ländle“, um den eintägigen „AOK-Radsonntag“ und um den regelmäßig stattfindenden „AOK-Radtreff“. Ausgangspunkt der Untersuchung war die Klassifizierung aller erfassten 1 171 Teilnehmer hinsichtlich ihrer sozialen Schichtzugehörigkeit (vertikale Dimension) sowie ihrer Lebensstiltypologie (horizontale Dimension). Der ermittelte Zusammenhang zwischen den beiden Dimensionen verdeutlicht, dass sich den jeweiligen sozialen Schichten eindeutig bestimmte lebensstiltypische Gruppen zuordnen lassen. Mit Hilfe der ermittelten Lebensstiltypologien wurde eine Charakterisierung der drei unterschiedlichen Events vorgenommen und deren Einfluss auf die soziale Schichtzugehörigkeit der Teilnehmer abgeleitet. Die Ergebnisse der Untersuchungen zeigen deutlich, dass die soziale Teilnehmerstruktur der jeweiligen Events in hohem Maße durch deren zielgruppenspezifischen Kampagneninhalte und Werbebotschaften geprägt sind. Aufgrund der jeweils durch hohe Trivialaffinität gekennzeichneten „niederschwelligen“ Kampagnen und der Vermittlung von kollektiven Gemeinschaftserlebnissen ist unter den Dauerteilnehmern der „SWR 4-Tour de Ländle“ sowie unter den AOK-Radtreffteilnehmern ein hoher Anteil Unterschichtangehöriger festzustellen. Anhand schichtspezifischer Daten zum Gesundheitsstatus sowie Gesundheitsverhalten der Teilnehmer kann letztlich belegt werden, dass durch zielgerichtete Kampagnen generell eine Verringerung sozialer Disparität erreicht werden könnte. Entgegen der theoretischen Vorannahmen lässt sich ein nur unwesentliches schichtspezifisches Gesundheitsgefälle unter den Teilnehmern der einzelnen Events feststellen. Bezüglich der schichtspezifischen Gesundheitsverhaltensweisen ist ein durchaus differenziertes Bild festzustellen. Auf Basis der vor, während und nach der Tour vorgenommenen Befragungen konnte bei den Teilnehmern eine kurzfristige positive Wirkung der Präventionsmaßnahme in Bezug auf Gesundheitsmerkmale und Gesundheitsverhaltensweisen nachgewiesen werden. Schlussfolgernd bleibt daher mit Blick auf die zentrale Fragestellung der Arbeit festzuhalten, dass bei den Teilnehmern der „SWR 4-Tour de Ländle“ und des „AOK-Radtreffs“ insofern keine sozial bedingten Nachteile bei den Gesundheitschancen zu erkennen waren. Künftig sollten die im Rahmen der Untersuchung erarbeiteten Zusammenhänge zwischen Lebensstiltypologie und Schichtzugehörigkeit bei der Ausgestaltung von Kampagnen und Präventionsmaßnahmen beachtet werden. Schließlich ist es am einfachsten, die als Risikogruppe identifizierten Menschen dort „abzuholen“, wo sie sich verhaltensbedingt gerade befinden.