Browsing by Author "Strobel, Sven"
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Item Open Access Die Perfektauxiliarselektion des Deutschen : ein lexikalistischer Ansatz ohne Unakkusativität(2008) Strobel, Sven; Pafel, Jürgen (Prof. Dr.)Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, nach welchen Prinzipien die Verben des Deutschen ihr Perfekt mit "haben" oder "sein" bilden. Im Wesentlichen werden folgende Antworten auf diese Frage gegeben: (1) In der Tat selegieren nicht die Partizipien (bzw. Verben) die Perfektauxiliare, sondern umgekehrt die Perfektauxiliare die Partizipien. (2) Die alternative Perfektauxiliarselektion, in dem Sinne, dass ein Verb sowohl mit "haben" als auch mit "sein" das Perfekt bildet, gibt es nicht. Das Phänomen der alternativen Perfektauxiliarselektion basiert vielmehr darauf, dass entweder konträre Perfektauxiliare in ein und derselben Grammatik zwei Lexeme mit identischer phonologischer Form selegieren oder konträre Perfektauxiliare in verschiedenen Grammatiken Lexeme mit insgesamt identischen Eigenschaften selegieren. (3) Die Perfektauxiliarselektion hat drei Determinanten: die Zustandsveränderung als die semantische, die syntaktische Transitivität als die syntaktische und die idiosynkratische Auxiliarselektion als die idiosynkratische Determinante. Diese drei Determinanten korrespondieren mit Merkmalen des Lexikoneintrags. Die Zustandsveränderung ist in der lexikalisch-konzeptuellen Struktur (LKS) kodiert, die syntaktische Transitivität im Subkategorisierungsrahmen (SUBKAT) und die idiosynkratische Auxiliarselektion unter dem Merkmal PAUX. (4) Ausgehend von diesen drei Merkmalen des Lexikoneintrags wird eine rein lexikalistische Erklärung für die Perfektauxiliarselektion des Deutschen entworfen. Diese kann wie folgt zusammengefasst werden: Zunächst leitet eine lexikalische Regel die Partizipien 2 ab. Die Perfektauxiliare "haben" und "sein" selegieren dann diese Partizipien über ihre unterschiedlichen inhärenten Eigenschaften, die in den Merkmalen LKS, SUBKAT und PAUX repräsentiert sind. Die Perfektauxiliarselektion wird damit als ein einfacher selektionaler Mechanismus erklärt, der mit nur einer lexikalischen Regel und den Lexikoneinträgen der Verben, d.h. der Perfektauxiliare und übrigen Verben, auskommt. Darüber hinaus diskutiert die Arbeit fünf alternative Ansätze zur Perfektauxiliarselektion aus der semantischen und syntaktischen Literatur. Diese werden zu Gunsten des eigenen Ansatzes verworfen. Besonders ausführlich wird hierbei auf die Unakkusativitätshypothese eingegangen, die in der syntaktischen Literatur sehr prominent ist. Die Arbeit kommt zu dem Schluss, dass die Unakkusativitätshypothese keine legitime Erklärung für das morphosyntaktische Verhalten im Deutschen darstellt, weil sie inadäquat und redundant und - partiell - zirkulär und unlernbar ist. Damit kann die Unakkusativitätshypothese denn auch nicht die Perfektauxiliarselektion des Deutschen erklären. Am Ende wird anhand des Italienischen und Französischen skizziert wie der lexikalistische Ansatz auf weitere Sprachen mit einer kontrastiven Perfektauxiliarselektion übertragen werden kann.