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http://dx.doi.org/10.18419/opus-10592
Autor(en): | Arfeli, Diana |
Titel: | Perspektiven der Totalphilosophie im Werk von Walter Schulz |
Sonstige Titel: | Perspectives of the 'total philosophy' in Walter Schulz' works |
Erscheinungsdatum: | 2018 |
Dokumentart: | Dissertation |
Seiten: | 297 |
URI: | http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:93-opus-ds-106094 http://elib.uni-stuttgart.de/handle/11682/10609 http://dx.doi.org/10.18419/opus-10592 |
Zusammenfassung: | Was versteht Walter Schulz unter Totalphilosophie? Welche Aufgaben hat diese? In welchen Ausprägungen 'gibt es' Totalphilosophie? Warum sieht Schulz darin die einzige Möglichkeit, Philosophie zu betreiben?
In dem von Schulz gewählten Begriff der Totalphilosophie bündelt sich in Anlehnung an Hegel das Vorhaben, dass die Philosophie die Zeit bzw. 'die' Wirklichkeit in Begriffe fassen solle. Daraus erklärt sich, dass die Totalphilosophie als Theorie der Ganzheit der Wirklichkeit expliziert werden soll. Damit ist auch gesagt, dass Schulz eine Selbstbegründung der Philosophie in einer philosophiefernen, nachmetaphysischen Zeit zu leisten sucht, denn in das Gedränge der Wissenschaften geraten, kann die Philosophie vermeintlich kaum noch Fuß fassen. Die Wirklichkeit stellt sich für Schulz allein dar in der Vermittlung zwischen Subjekt und Objekt, wobei sowohl das Subjekt der Vermittlung (Ich) als auch das Objekt (Welt) hochgradig instabil sind und keine Haltepunkte offerieren, von denen aus die Vermittlung starten könnte. Wie also kann die Totalphilosophie auf dieser 'Basis der Instabilität und Haltlosigkeit' die Wirklichkeit und die Zeit auf den Begriff bringen, ohne auf endgültige Definitionen (Begriffe) rekurrieren zu können und gleichzeitig über das Ganze der Wirklichkeit sprechen, wenn die Wirklichkeit doch 'etwas' ist, das nur in den Vermittlungen zugänglich ist? Die alleinige Möglichkeit des Zugangs erkennt Schulz über die Vermittlungsformen und -versuche der Philosophie.
Schulz formuliert drei Ausprägungen der Totalphilosophie, die je verschiedene Vermittlungsformen in den Blick nehmen, und in denen sich das Subjekt je anders konstituiert.
In der ersten Ausprägung basiert die Totalphilosophie auf einem verantwortlichen Subjekt, das im (politischen und ethischen) zwischenmenschlichen Handeln sein Ziel findet. Dies ist die 'Stelle', an welcher der bisherige Forschungsstand verbleibt. Dem gegenüber zeigt die vorliegende Arbeit, dass die Schulz'sche Totalphilosophie nicht in der Ethik ihre endgültige Ausprägung findet und daher nicht die 'Philosophie der veränderten Welt' das Hauptwerk von Walter Schulz darstellt.
Die Ausformulierung der zweiten Form der Totalphilosophie basiert auf der Erkenntnis, dass das verantwortliche Subjekt ein einheitliches sein müsste. Nachdem Schulz die Unmöglichkeit eines solchen erkannt hat, ist er gezwungen, die Totalphilosophie als eine Philosophie des fortwährend zerbrechenden Subjekts zu formulieren. Er kennzeichnet daher den Bezug zwischen Ich und Welt als gebrochenen Weltbezug. Die 'neue' Form der Philosophie der Subjektivität basiert auf den Instabilitäten aller Aspekte, sodass allein eine Thematisierung der Versuche des Menschen, in der Welt Fuß zu fassen, möglich erscheint. Diese ist nur im Rückgriff auf eine Vermögenslehre möglich. Das Können als Selbstermächtigung impliziert eine Selbstzuwendung, welche als Reflexion aufzufassen ist. Diese Reflexion ist in 'Ich und Welt' noch unbestimmt und muss 'angestoßen' werden. Wie dies konkret vonstattengehen kann, beantwortet sich für Schulz erst unter Formulierung der Totalphilosophie als Metaphysik. Eine nicht-metaphysische Totalphilosophie würde die ungelösten, und vor allem nach wie vor drängenden metaphysischen Fragen nicht bewahren und könnte das Subjekt nicht verorten. Erst von der 'Metaphysik des Schwebens' her werden folglich alle Perspektiven und alle Probleme dieser Totalphilosophie ersichtlich, denn als Metaphysik soll sie sich ein letztes Mal mit den großen Themen der Philosophie beschäftigen. Diesen finalen Charakter erhält sie dadurch, dass Schulz seine neu konzipierte Metaphysik als Vollendung der klassischen Metaphysik kennzeichnet - in eins damit nicht nur als Höhepunkt, sondern auch als Endpunkt bzw. als letzte Möglichkeit.
Ein weiterer Verdienst dieser Arbeit ist es, aufzuzeigen, wie sich die Möglichkeit, die Ganzheit der Wirklichkeit zu thematisieren, mit der von Schulz nicht explizit benannten Kombination der Schulz'schen Interpretation des spekulativen Satzes (Hegel) mit der 'Metaphysik des Schwebens' erweitert: ohne die Kunst gäbe es keine Reflexion der Vermittlungsleistung (und der Wirklichkeit) der Philosophie. Schulz schränkt 'die Kunst' aus mehreren Gründen auf den Roman des 19. und 20.Jahrhunderts ein.
Die Ganzheit der Wirklichkeit scheint nach Schulz allein im Roman auf. Nur in der Romankunst und in der Poesie können nach Schulz die großen metaphysischen Fragen thematisiert werden. Schließlich ist es dem Menschen allein in der doppelten Reflexion der Romanformen und der in ihnen vorgestellten Transformationsformen der Negativitäten möglich, wieder zum Subjekt seiner Wirklichkeit zu werden, sodass die 'gescheiterte' Philosophie des verantwortlichen Subjekts erst hier ihren Abschluss erhält.
Trotz dessen, dass Schulz die 'Metaphysik des Schwebens' als Vollendung der klassischen Metaphysik deutet, ist seine Totalphilosophie nicht die letztmögliche Philosophie, die in der Moderne Bestand haben kann. Dieser Gedanke begründet den Anstoß für den letzten Teil der Arbeit, der zum einen kritische Aspekte (vor allem in Bezug auf Philosophie und Kunst) in der Schulz'schen Totalphilosophie ausmacht und zum anderen mit Schulz - und über ihn hinausgehend - aufzeigt, ob und wie eine Verknüpfung von Totalphilosophie und modernen angewandten Ethiken Bestand haben kann. What does Walter Schulz mean by creating a so called 'total philosophy'? What tasks should it fulfil? Why does 'total philosophy' seem to be the only possibility for Schulz to engage in philosophy nowadays? What types of manifestations of this 'total philosophy' exist? By conceiving his philosophy as 'total philosophy', Schulz bundles up philosophy's intention - referring to Hegel - to conceptualize both the contemporary thoughts, their changes and reality. This includes that 'total philosophy' has to be explicated as a theory of reality in its whole. This procedure indicates Schulz' attempt to carry out a self-foundation of philosophy in a period of time, in which society is largely characterized as not being particularly interested in philosophical thoughts. In addition, philosophy seems to be - by definition - post-metaphysical. As a result, philosophy finds itself in a tight mingle of sciences and is not able anymore to gain a proper foothold. Schulz understands reality merely as a mediation process between subject and object. In addition to that, both the subject of the mediation (self) and the object (world) are highly unstable, which means that they are unable to offer any starting points for the mediation. How is 'total philosophy' therefore capable of conceptualizing reality and time - finding itself in the middle of such instability and groundlessness? How can it discuss a totality of reality, if reality is falling apart in every moment? Schulz reveals the single possibility to enter this totality by having an access via the forms and attempts of the mediation which are performed by philosophy. He specifies three manifestations of 'total philosophy', which each focus on different types of mediation, and which each constitute the subject in a different manner. The first type of 'total philosophy' is based on a responsible subject which finds its final destination in acting in an interpersonal ethical and political manner. This represents the current state of research. In contrast to that, this thesis indicates that Schulz' 'total philosophy' does not find its final manifestation when being understood as ethics. Therefore Schulz' first well-known book ('Philosophy in the Altered World') cannot be named as his key work (as the state of research did). The characterization of the second type of Schulz' 'total philosophy' is based on the insight that the responsible subject is supposed to be a unity. Shortly after Schulz has identified the impossibility of such a homogeneous subject, he was forced to conceive his 'total philosophy' as a 'philosophy of the continually crumbling subject'. Hence Schulz terms the relation between the self and the world as a 'broken relatedness to the world'. Therefore one has to stay in the intermediary. This 'new' kind of the 'philosophy of subjectivity' rests upon the instability of all aspects - with the result that only the thematisation of these human attempts to gain a foothold seems to be possible. The 'capability' (taken out of the doctrine of faculties) - understood as a kind of self-authorization - implicates a self-perception respectively a self-devotion which can be regarded as reflection. This reflection in Schulz' book 'Self and World' is undetermined and has to be initiated. The description of the specific process seems only to be possible by framing the 'total philosophy' as metaphysics. A 'total philosophy' which is not based on metaphysics would not be able to enshrine the still pressing metaphysical questions and would also not be able to (re-)locate the subject. Only starting from the 'metaphysics of levitation' allows us to catch sight of all perspectives and all problems of the given 'total philosophy', because being a and acting as metaphysics ensures to talk one last time about philosophy's fundamental problems. The 'total philosophy' receives this final character because Schulz is declaring his 'new' metaphysics as fulfillment of classical metaphysics. - 'Fulfillment' does not only mean 'perfection' but also 'end' or: 'last possibility'. Another contribution of this thesis is to reveal how the possibility to take hold of the wholeness of reality becomes available by the combination (which Schulz does not label) of Schulz' interpretation of Hegel's speculative proposition with the 'Metaphysics of Levitation': It is the art which is initialing the reflection of the mediation and of the reality. 'Art' is limited by Schulz for several reasons to the novel of the 19th and 20th century. The wholeness of reality appears nowadays - according to Schulz - only in these novels. According to that fact, the big and everlasting metaphysical questions can be discussed only in novels and in poetry. In conclusion, an individual can only become the subject of its reality by (double)reflecting the different - in the novels included - ways of transforming the negativity. Hence the once 'failed' 'philosophy of the responsible subject' receives now its finalization. Despite the fact that Schulz is interpreting his 'metaphysics of levitation' as completion of classical metaphysics, his 'total philosophy' is not the last possible modality of philosophy which can last in the modern age. This thought constitutes the last part of the thesis which focuses on critical aspects (especially in terms of philosophy and art) in Schulz' 'total philosophy' and which illustrates - with and against Schulz -, how and if an alliance between 'total philosophy' and modern applied ethics can endure. |
Enthalten in den Sammlungen: | 09 Philosophisch-historische Fakultät |
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