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Autor(en): Wrobel, Michèle
Titel: Stuttgarter Know-how im Heiligen Land : eine verflechtungsgeschichtliche Untersuchung des württembergischen Beitrags zur Entwicklung Palästinas
Erscheinungsdatum: 2022
Dokumentart: Dissertation
Seiten: 818
URI: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:93-opus-ds-119394
http://elib.uni-stuttgart.de/handle/11682/11939
http://dx.doi.org/10.18419/opus-11922
Zusammenfassung: Auf Basis der verflechtungsgeschichtlichen Methodik wird in der vorliegenden Untersuchung der wechselseitige Wissenstransfer zwischen Württemberg und Palästina analysiert. Veranschaulicht wird die Verflechtung anhand dreier Absolventen der Polytechnischen Schule in Stuttgart (heute: Universität Stuttgart) und deren Nachkommen. Der Untersuchungszeitraum erstreckt sich vom Studienbeginn des ersten Protagonisten 1863 bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914. Exemplarisch werden sowohl die jeweiligen Inhalte des Studiums als auch die Umsetzung des erlernten Wissens in Palästina betrachtet. Zurückzuführen ist die enge Beziehung beider Länder auf das beginnende 19. Jahrhundert. Getrieben von schweren Wirtschafts- und Hungerkrisen emigrierten viele deutsche Siedler, von denen der Großteil aus dem Königreich Württemberg stammte, aus religiösen Motiven in das Heilige Land. Sie waren pietistisch-chiliastisch geprägte Gläubige, die in der Verelendung ihrer Heimat das herannahende Ende des irdischen Lebens auf Erden sahen und sich in Erwartung der Wiederkunft Christi auf den Weg in den Nahen Osten machten. Eine direkte Ansiedlung war für Christen zu dieser Zeit mit schweren Hürden verbunden, da die Region unter der Autorität des Osmanischen Reiches stand. Folglich wurde der geographisch naheliegende Kaukasus als Zwischenstation für die Weiterreise genutzt. Dort warteten die Gläubigen auf eine politische Wende, die ihre Einwanderung in das Heilige Land ermöglichen sollte. Mit dem Ende des Krimkrieges 1856 öffnete sich das Osmanische Reich gegenüber den europäischen Westmächten und erleichterte fortan einwanderungswilligen Christen aus Europa die Ansiedlung. Der Deutsch-Deutsche Krieg von 1866 veranlasste wenig später weitere Württemberger, nach Palästina auszuwandern. Darunter befanden sich die erwähnten Absolventen, die dem pietistisch-separatistischen Umfeld der Templergesellschaft angehörten. Christoph Hoffmann (1815-1885) war der theologisch führende Kopf der neuen religiösen Bewegung und hatte 1854 die „Gesellschaft zur Sammlung des Volkes Gottes in Jerusalem“ (kurz: Templer) gegründet. Ihr Ziel Jerusalem. Anders als ihre württembergischen Landsleute, die sich ebenfalls im Heiligen Land niedergelassen hatten, wollten die Templer eine vorbildliche Lebensgemeinschaft innerhalb ihrer Gemeinde schaffen. Die Missionierung der einheimischen Bevölkerung stand nicht im Vordergrund. Zu ihren Vorstellungen zählte die wirtschaftliche Unabhängigkeit, weshalb die Gemeindeältesten ihren Anhängern nur dann die Ausreise nach Palästina erlaubten, wenn der Nachweis über einen gesicherten Lebensunterhalt vor Ort erbracht wurde. Einmal in Palästina angekommen, beließen es die Siedler nicht bei ihrem mitgebrachten landwirtschaftlichen und handwerklich-technischen Kenntnisstand. Sie pflegten den engen Austausch zur Heimat und blieben Zeit ihres Lebens württembergische Staatsangehörige. Auch ihre Schulen unterstanden staatlich geprüften Lehrern und württembergischen Schulplänen. Nach bestandener Abschlussprüfung reisten etliche Söhne und Töchter der Siedler zum Studium oder für eine Ausbildung nach Württemberg zurück. Nicht wenige davon zog es an das Stuttgarter Polytechnikum. Das dort erlernte Wissen um neueste Innovationen trugen sie später nach Palästina in die Tempelschulen. Für Familien, die sich diese teure Ausbildung ihrer Kinder nicht leisten konnten, bestand nach dem Ableben Christoph Hoffmanns die Möglichkeit, ein Stipendium zu erhalten. Bedingung für eine Auszahlung war die Rückkehr, um das erlangte Wissen zum Wohle der Allgemeinheit einzusetzen. Dieses Abhängigkeitsverhältnis verdeutlicht den Willen der Tempelgesellschaft, eine gut ausgebildete Gemeinde zu schaffen, um das Überleben aller Siedlungen zu sichern. Führende Forscher, Ingenieure und Architekten Palästinas gingen aus der Tempelgemeinde hervor. Ihr erlerntes Wissen floss nachweislich in den Aufbau der Infrastruktur, in die Architektur und in den wirtschaftlichen Aufschwung des Landes. Aber auch die deutsche Orientbegeisterung, die insbesondere durch eine Rückkopplung nach Württemberg mittels Publikationen und Berichterstattungen aufkam, ist auf die Stuttgarter Studenten zurückzuführen. Daher wird generationsübergreifend die Bedeutung des Studiums in Stuttgart sowie die Umsetzung des Erlernten in dieser Arbeit hervorgehoben.
Enthalten in den Sammlungen:09 Philosophisch-historische Fakultät

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