Chancen und Risiken von Aufstieg und Macht : politisch-gesellschaftliche Wirklichkeit in den "Märchen" der Gründerzeit (1871-1890)

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2024

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Die vorliegende Arbeit geht davon aus, dass sich - ohne einen Allgemeinheitsanspruch zu erheben - in einem großen Teil der in der Gründerzeit veröffentlichten ‚Märchen‘ Bezüge zur zeitgenössischen politischen, wirtschaftlichen und sozialen Wirklichkeit am Ende des 19. Jahrhunderts zeigen. Anhand konkreter Textbeispiele werden diese modernen Elemente herausgearbeitet und es wird gezeigt, auf welche Art und Weise sie mit den Merkmalen der Gattung ‚Märchen‘ verknüpft werden und welche Funktion sie darin erfüllen. Als Untersuchungszeitraum werden die Jahre 1871 bis 1890 zugrunde gelegt. Dabei setzt sich das Textkorpus einerseits aus Prosatexten zusammen, die in der von Julius Lohmeyer herausgegebenen Zeitschrift „Deutsche Jugend“ im Zeitraum von 1873 bis 1885 abgedruckt worden sind, und andererseits aus Märchenbüchern und Beiträgen in Dichtermärchen-Sammlungen. Dabei zeigt sich auf der einen Seite, dass in einigen als ‚Märchen‘ titulierten Texten das zentrale Merkmal des ‚Wunderbaren‘ fehlt. Aus literaturwissenschaftlicher Sicht handelt es sich um (realistische) Erzählungen, die sich paratextuell selbst als ‚Märchen‘ ausweisen. Auf der anderen Seite beinhaltet das Textkorpus zahlreiche Erzählungen, die eine Mischung aus Realismus und märchentypischen Kennzeichen - sei es den Handlungsablauf, das Personal und die Requisiten oder den Märchenstil betreffend - aufweisen. Da diesen im ausgehenden 19. Jahrhundert veröffentlichten Texten in der Forschung bisher nur wenig Aufmerksamkeit im Speziellen gewidmet wurde, liegt der Schwerpunkt dieser literaturwissenschaftlichen Untersuchung auf der Präsentation, der Analyse und dem Vergleich ausgewählter, größtenteils in Vergessenheit geratener, deutschsprachiger ‚Märchen‘ der Gründerzeit. In Anbetracht der Materialfülle wurden bei der Auswahl der Erzählungen die Themen-Schwerpunkte ‚Aufstiegschancen und Abstiegsängste‘ und ‚Machtgewinn und Machtverlust‘ gesetzt, die in einer Wechselbeziehung zueinander stehen. Diese beiden Themenbereiche zeichnen sich besonders deutlich in den untersuchten Prosatexten ab.


Without any claims to generality, this thesis assumes that much of the ‘fairy tale’ prose published in the ‘Gründerzeit’ (the years of rapid industrial expansion in Germany) contains references to the contemporary political, economic and social reality of the end of the 19th century. These modern elements are identified by means of specific text examples and it is shown how they are linked to the characteristics of the literary genre of ‘fairy tale’ and what function they fulfil in it. The period of investigation includes the years 1871 to 1890. On the one hand, the text corpus consists of pieces of prose published in the journal "Deutsche Jugend" edited by Julius Lohmeyer in the period from 1873 to 1885, and on the other hand of fairy tale books and contributions to anthologies of poetic fairy tales. It becomes apparent that the central feature of the ‘miraculous’ is missing in some of the texts labeled as ‘fairy tales’. From a literary studies perspective, these are (realistic) stories that identify themselves as ‘fairy tales’ paratextually. However, the text corpus contains a large number of prose texts that exhibit a mixture of realism and typical fairy tale features - be it the plot, characters and props, or the fairy-tale style. Since these texts that were published at the end of the 19th century have received little individual attention in research, the focus of this literary study lies on the presentation, analysis and comparison of selected, mostly forgotten German-speaking ‘fairy tales’ of the ‘Gründerzeit’. In view of the abundance of material, the selection of the texts focuses on the topics ‘Advancement opportunities and fear of social decline’ and ‘Gain and loss of political, social and economic power’, which are interrelated. These two subject areas are particularly evident in the analysed prose texts.

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