10 Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften
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Item Open Access Internationale Klimapolitik und die deutsche Nichteisen-Metallindustrie : eine Bewertung der kompetitiven Rückwirkungen vor dem Hintergrund der Eingliederung in das Europäische Emissionshandelssystem (EU-EHS)(2015) Kröner, Fabian; Schäfer, Henry (Prof. Dr.)Seit dem Beginn der dritten Handelsperiode unterliegen auch die unterschiedlichen Branchen zur Herstellung und Weiterverarbeitung von Nichteisen-Metallen der regulatorischen Rahmensetzung des EU-EHS. Die deutsche Nichteisen-Metallindustrie steht als hoch energieintensive Grundstoffindustrie am Anfang der industriellen Wertschöpfungskette und ihre wirtschaftliche Bedeutung im Verarbeitenden Gewerbe ergibt sich aus ihrer starken Verflechtung mit einer Vielzahl weiterer Industriesektoren. Zu den wichtigsten Abnehmerindustrien zählen neben dem Fahrzeugbau und dem Bauwesen auch die Elektrotechnikindustrie und der Maschinenbau. Die Kostenstrukturen dieses Industriesektors werden in hohem Maße von den Entwicklungen auf den internationalen Energie- und Rohstoffmärkten und durch konjunkturelle Einflüsse beeinflusst. Aufgrund der hohen Exportquoten kommt hierbei der konjunkturellen Entwicklung im Ausland eine besondere Bedeutung zu. Da die Endprodukte an der London Metal Exchange notiert sind und einem globalen Handel unterliegen, befinden sich die Unternehmen der deutschen Nichteisen-Metallindustrie auf der Absatzseite in einem internationalen Wettbewerb mit Unternehmen aus außereuropäischen Ländern. Für diese Arbeit ist daher von besonderem Interesse, welche kompetitiven Rückwirkungen für die Unternehmen der deutschen Nichteisen-Metallindustrie aus der Eingliederung in das EU-EHS gegenüber ihren internationalen Wettbewerbern hervorgerufen werden, die gegebenenfalls keiner beziehungsweise einer ge-genüber dem EU-EHS weniger stringenten klimapolitischen Rahmensetzung unter-liegen. Die Ergebnisse der Expertenbefragung zeigen, dass die Unternehmen der deutschen Nichteisen-Metallindustrie mit der Eingliederung in das EU-EHS im Wesentlichen zusätzliche Risiken, finanzielle Belastungen und eher geringe zu erschließende Wertsteigerungspotenziale verbinden. Die sich aus dem systemimmanenten Marktmechanismus und der Verbindung zur völkerrechtlichen Ebene der projektbasierten Kyoto-Mechanismen ergebenden Chancen werden insbesondere durch den hohen Effizienzstandard der emissionshandelspflichtigen Anlagen, die mit der Durchführung von Emissionsreduktionsprojekten verbundenen Risiken und Barrieren sowie die mit den unsicheren Rahmenbedingungen des EU-EHS einhergehende Zurückhaltung investiver Mittel unterminiert. Die unsicheren regulatorischen Rahmenbedingungen des EU-EHS führen darüber hinaus zu einem Aufschub beziehungsweise einer Unterlassung kapitalintensiver Investitionen, die aber gerade für die deutschen Standorte der Primärerzeugung notwendig wären, da sich viele der emissionshandelspflichtigen Anlagen bereits im letzten Drittel ihrer technischen Lebensdauer befinden. Die im Anschluss an die Expertenbefragung vorgenommenen Analysen verdeutli-chen zudem, dass die deutsche Nichteisen-Metallindustrie im Verlauf der dritten Handelsperiode sowohl innerhalb als auch außerhalb der EU von kompetitiven Rückwirkungen betroffen sein wird und die finanziellen Belastungen, die direkt der regulatorischen Rahmensetzung des EU-EHS zugeordnet werden können, bis zum Ende der dritten Handelsperiode konstant ansteigen werden. Noch vorhandene Qualitätsvorsprünge und Vorteile bei den Vertriebsstrukturen gegenüber den internationalen Wettbewerbern werden dadurch in den kommenden Jahren mit hoher Wahrscheinlichkeit verringert. Darüber hinaus zeigen die Analyseergebnisse, dass ein Wegfall bestehender Ausnahmetatbestände die Gefahr der Abwanderung der energieintensiven Teile der Wertschöpfungskette der deutschen Nichteisen-Metallindustrie erhöhen und zu einer teils immensen zusätzlichen Kostenbelastung führen würde. Ein besonderes Augenmerk der Regulierungsstellen sollte daher bei der Herstellung einer besseren Planbarkeit und Verlässlichkeit der regulatorischen Rahmensetzung im Verlauf der dritten Handelsperiode des EU-EHS liegen. Klare Regelungen würden dazu beitragen, bestehende Unsicherheiten, die u. a. die Investitionstätigkeit unterminieren und zu einer Verschärfung der kompetitiven Verzerrungen auf internationaler Ebene beitragen, zu verringern.